DIE LETZTEN TAGE MIT NADJA
von Berthold von Kamptz
Kapitel 1: Gescheiterte Beziehung
Das war schon eine Weile her, als der selbstständig arbeitende Immobilienmakler Clemens von Silas, gehört hatte. Fast hatte er die Verbindung zu ihm abgeschrieben. Er kannte ihn seit längerer Zeit. Und seine Frau Daniela. Mit der er eine offene Beziehung mit Einwilligung von Silas hatte. Er kannte sie beide seit über 10 Jahren. Und Silas, der ebenfalls Immobilienmakler wie er und auch Veranstalter war, war es, der ihm berufliche Aufträge verschaffte! Dann kam im Jahre 2020 Corona und sie sahen sich seltener. Besonders in der Zeit des Lockdowns war es so. Er dachte daher zeitweise, dass ihre Dreiecks-Verbindung allmählich ein Ende hätte. Denn die letzte Nachricht von Daniela war schon etwas länger her. "Das Alleinsein nervt", schrieb sie ihm im April 2020 im Lockdown. Und dann im Spätherbst 2021": Vielleicht sehen wir uns", "mir ist so langweilig." Mehr kam von ihr nicht. Früher war es": Ich begehre Dich", 'ich brauche Dich". Das war ich 2017. Aber heute im Jahr 2022 , in der Corona so gut wie vorbei war, schien es auch mit dieser Verbindung vermutlich zu Ende zu gehen. Aus den Augen, aus den Sinn, dachte Clemens. Zumindest was Daniela betraf. Denn nur von Silas kam in letzter Zeit in grossen Abständen ein Gruss. Heute ist wahre Liebe selten, dachte Clemens. Das wusste er aus Erfahrung. Erst ist man verliebt, frisst sich vor Liebe fast auf, dann schlägt es oft um in Verachtung. Hass. Oder Gleichgültigkeit. Oder ein anderer Partner ist interessanter. Oder die Beziehung driftet immer mehr ins Materielle (Geld) ab. So war es zumindest auch bei ihm mit seiner letzten Freundin Nadja gewesen, mit der er 10 Jahre zusammen war und inzwischen nicht mehr zusammen war. So traurig es war. Seine letzte Freundin Nadja war es, die im November 2021 mit ihm Schluss gemacht hatte. Sie hatte einfach ihre Koffer gepackt und war ausgezogen. Warum konnte er noch nicht einmal sagen. Er hatte ihr alles geboten! Seine Liebe! Auch viel Materielles! Und sie hatten auch Spass miteinander gehabt. Doch seit letzten Jahr war eben Schluss. Als sie gemerkt hatten, dass vieles in ihrer Beziehung nicht mehr stimmte. Es harperte auch an der Liebe! Und sie kamen damals beide zur Erkenntnis, dass sie nicht zueinander passten. Es fehlte einfach zu viel! Clemens glaubte später, dass es auch daran lag, dass er in der Coronakrise als Immobilienmakler zu viel gearbeitet hatte und weniger Zeit für sie und ihren gemeinsamen Sohn Sebastian hatte. Und sie waren einander einfach gleichgültig geworden. Clemens konnte nicht einmal alles aufzählen, was alles zu dieser Trennung geführt hatte und sie deshalb nun in verschiedenen Wohnungen lebten.
Es war der 16.3.2022, der einiges ändern sollte. An diesen Tag traf sich Clemens mit seiner Ex-Freundin Nadja zu einem Treff oder sogenannten "Mini-Party" in einer Wohnung auf dem Alexanderplatz. Dort war auch sein Sohn Sebastian, der glücklich war, das sein Vater da war, da er mit ihm nun spielen konnte. Ihre Cousine Maren, die Anfang dreissig war und viel jünger als Nadja war, war ebenfalls beim Treff dabei und ihr Freund Detlef, mit dem sie zusammenwohnte und eine platonische Beziehung führte. Sie sassen alle auf ihren Stühlen am Wohnzimmertisch und assen gerade Mittag (es gab Chili con Carne), als Clemens plötzlich eine Nachricht von Silas auf seinem Handy bekam. Er hörte plötzlich auf zu essen und sah sich die Nachricht auf seinem Handy an.
"Hallo, wir machen eine Party. Du bist eingeladen. Morgen in Hannover. In Lizzy´s Eck. In der Breitenstasse 6. Um 17 Uhr", hatte Silas ihm per Whats-App geschrieben.
Clemens tippte unauffällig, so dass es keiner sehen konnte, schnell die Nachricht "okay, mach ich" in sein Handy und schickte diese Nachricht an Silas.
Nadja blickte Clemens prüfend an.
"Wer hat Dir geschrieben?", fragte Nadja.
"Nur ein Freund. Mehr nicht. Unbedeutend", log Clemens. Dann nahm er seinen Löffel in die Hand und ass weiter Chili con Carne. Bis er zu Ende gegessen hatte. Dann bot ihm Maren ein Bier an. Doch Clemens lehnte ab.
"Nein, danke. Ich hatte vorhin schon ein Bier getrunken. Und jetzt das Essen. Ich werde zu dick", sagte er. Denn er wollte er sein Alkoholkonsum unter Kontrolle halten, indem er ihn reduzierte.
"Aber Du musst trinken", sagte Maren.
"Es ist nett gemeint. Aber ich werde zu dick", antwortete Clemens.
"Er wird zu dick", lachte Nadja. Ihr Lachen hatte etwas Verächtliches an sich. Doch Clemens war gar nicht zum Lachen zumute. Er hatte genug Probleme. Nicht nur, dass er keine feste Freundin hatte und die Sache mit Daniela und Silas etwas unklar war. Auch musste er Geld verdienen. Er brauchte neue Auftraggeber, für die er Häuser oder Wohnungen verkaufen konnte. Als Clemens sein Handy rausholte, um zu sehen, ob da ein neuer Auftrag kam, war Nadja sauer.
"Alles was Du kannst ist Nachrichten gucken, anstatt mit Deinem Sohn zu spielen und mit ihm zu reden", klagte Nadja. Clemens hatte immer das Gefühl, dass sie Fehler bei ihm suchte.
"Aber ich hab mit ihm geredet", antwortete Clemens.
"Das tust Du nicht. Du schweigst. Du redest seit langer Zeit nicht mehr mit Deinem Sohn. Du hast immer nur Arbeit und Geld im Kopf", meckerte Nadja.
"Ich muss doch arbeiten. Oder zumindest mal mein Handy kontrollieren, ob da ein Auftrag reinkommt. Ich bin selbstständiger Immobilienmakler. Ich muss für mein Geld kämpfen", antwortete Clemens .
Dann schwieg sie. Es war ein eisernes Schweigen. Und er sah ihren verächtlichen Blick. Er wusste was das bedeutete. Nichts Gutes. Als nächstes würde sie ihn ihren gemeinsamen Sohn Sebastian vorenthalten. Ja, das würde so kommen. Wie vermutlich noch vieles nach Corona kommen würde. Zum Beispiel den Ukraine-Krieg durch diesen Putin. Demnächst würden Bomben fallen und ihnen alles um die Ohren fliegen, dachte er. Und dann noch diese Politik! Was soll man sich noch darüber aufregen. Die Gesellschaft ist kaputt! Am Ende. Es ist 5 vor 12.
Clemens nahm wieder sein Handy in die Hand. Er wollte Nachrichten gucken und sich von Nadja nichts mehr sagen lassen, da sie ihn im November 2021 kaltblütig - nur weil es einige Probleme gab - verlassen hatte. Und einen neuen Freund oder Lover hatte! Diesen Wolfgang! Ja, er kannte ihre ganzen Tricks, Ausreden, Lügen, manipulativen Spielchen. Sie kritisierte ihn. Ist aber selbst eine treulose Tomate! Er guckte seine Nachrichten in seinem Handy durch. Doch da war bis zu diesem Zeitpunkt nichts. Er blickte weiter auf das Handy, als es an Marens Wohnungstür klingelte. Maren ging an die Tür und öffnete. Werner trat kurz darauf in die Wohnung ein und begrüsste alle. Ohne eine Corona-Schutzmaske zu tragen. Als Werner ins Wohnzimmer gegangen war und alle begrüsst hatte, fiel sein Blick auf Clemens Handy.
"Samsung Galaxy. Du hast diesselbe Handy-Marke wie ich", sagte Werner zu Clemens.
"Das hat er sich neu gekauft", antwortete Maren.
"Du musst einen Mc Affee-Schutz drauf machen. Ein Antivirenprogramm", meinte Werner.
"Aber das kann ich jetzt nicht. Ich will einfach das Handy nur ein wenig benutzen. Morgen gehe ich zu Saturn und da lass mir mir von einem Techniker helfen. Das mach ich das schon. Denn ich kenne mich nicht gut mit den technischen Problemen eines Handys aus", sagte Clemens.
Nadja sah wieder Clemens´Schwäche und hackte wieder darauf rum.
"So ist ER! ER KENNT DAS NICHT! Will aber ein Makler sein!", sagte sie laut.
Clemens wurde wütend und schrie": ICH BIN MAKLER. Ein gelernter Makler!"
Fast wäre er von seinem Stuhl aufgestanden und hätte die Party verlassen. Denn er hatte es satt von Nadja so gedemütigt zu werden. Zumal vieles, was sie sagte, gar nicht wahr war. Clemens verdiente normaler Weise gut. Zumindest war das so vor dem Ausbruch des Coronavirus. Doch seit Corona hatte sich seine berufliche Situation zum Nachteil verändert. Vieles war schwieriger geworden. In vielen Branchen! Besonders in der Gastronomie-Branche und in kreativen Branchen. Aber auch in der Immobilienbrache hatte sich einiges verändert Und er als kleiner Makler (der kein Star-Makler war) war von der Coronakrise betroffen und hatte immer wenigere Makler-Aufträge. Aber Nadja dachte, dass alles noch so wie früher in der Vor-Coronazeit war. Sie konnte einfach nicht "umschalten" d.h. sich mit der veränderten Situation abfinden und ihre hohen Ansprüche zurückschrauben. Soll sie doch ihren Märchenprinzen oder Millionär finden, doch sie wird ihn nicht finden in ihrem Alter mit Ende 40 und auch ihr neuer Freund Wolfgang, der (so wie er gehört hatte) nicht viel Geld hatte und eher ein Wichtigtuer ist, wird ihr irgendwann nicht mehr reichen, dachte er. Es gibt leider viele - auch Männer, die heutzutage nur ans Geld dachten! Und Geld über eine normale, liebvolle Beziehung stellten! Sehr viele - ob Männer oder Frauen... - waren heutzutage so.
"Ich kann Dir das Handy einstellen, wenn Du das nicht hinkriegst", bot Werner ihm an.
"Ja. Das kann Werner machen", ergänzte Maren.
Zuerst wollte Clemens deshalb nicht, dass Werner versuchte ihm das kostenlose Antiviren-Programm auf seinem Handy zu installieren. Dann liess er sich doch von Werner dazu überreden und gab sein Handy Werner.
"Na gut. Dann mach mal", sagte Clemens. Er kam sich auch etwas wie ein Versager vor.
"Ja. Dann mach ich das mal", sagte Werner.
Und Werner begann dann an dem Handy rumzufummeln. Vieles einzustellen. Doch es ging einfach nicht. Erst gab es WLAN-Verbindungs-Störungen. Was an (wie sich etwas später herausstellte) der Leitung lag. Das versuchte er dies zu beheben, indem das Kabel des Rauters mit dem Stecker aus der Steckdose zog. Und dann das Kabel wieder reinsteckte. Aber auch dieses Mal klappte nichts. Dann versuchte Werner in dem Handy, das Clemens ihm gegeben hatte, ein Antiviren-Programm hochzuladen. Fummelte hier und da rum.
"Ich hab den Code da eingegeben. Du musst das dann runterladen. Und dann Deine E-Mail-Adresse eingeben. Aber ich...mach das schon", sagte Werner selbstbewusst.
Werner fand dann den Code heraus. Dann tippte er weiterhin in dem Handy rum. Zuerst schien das mit dem Runterladen des Antiviren-Programms zu funktionieren. Es fehlten nur noch einige Schritte! Zum Beispiel fehlte noch Clemens' E-Mail-Adresse, die noch eingegeben werden musste.
"Du musst noch Deine E-Mail-Adresse eingeben, damit es klappt", sagte Werner. Dann gab er Clemens sein Handy zurück. Dann nahm Clemens das Handy in der Hand.
"Ich tipp mal ein", sagte er.
Dann tippte er seine E-Mail-Adresse ein. und dann wollte er sein Passwort eingeben. Dann merkte er, dass ihm das Passwort nicht mehr einfiel. Das lag an den Corona-Symptomen. An der Corona-Krankheit, die er Ende 2021 überlebt hatte.
"Geht das Passwort nicht?", fragte ihn Werner.
"Sorry. Mur fällt mein Passwort nicht mehr ein", klagte Clemens.
"Dann musst Du das Passwort ändern. Gehe auf "Passwort vergessen". Aber das machen wir nicht am Handy, sondern an meinem Computer", erklärte Werner.
Werner ging dann zu seinem Computer und machte ihn an.
"Wir versuchen es mal am Computer", sagte Werner. Kurz darauf ging Clemens zum Computer, schaltete Google ein und dann versuchte er in seinen Account reinzukommen. Dann ging er auf "Passwort setzen". Dann bekam er einen PIN geschickt, den er dann kurz darauf im Bildschirm eingab. Doch er merkte, dass er es falsch eingegeben hatte. Irgendwie kam er durcheinander.
"Drück auf "Passwort vergessen"", sagte Werner.
"Ja."
Clemens drückte auf "Passwort vergessen." Doch das funktionierte immer noch nicht. Dann versuchte Clemens es erneut. Doch das klappte schon wieder nicht. Da war Fehler 15. Da ging gar nichts mehr. Es war zum verrückt werden.
"Mach es doch zu Hause", sagte Werner dann ungeduldig.
"Ich muss arbeiten. Ich brauche meine Mail. Was kann ich denn tun, wenn ich nicht arbeiten kann? Ich brauche meine Yahoo Mail. Das Antiviren- Programm ist mir scheissegal. Nur Yahoo Mail", schrie Clemens.
Dann herrschte bedächtiges Schweigen. Clemens bemerkte, dass sie unangenehm berührt waren. Dass sein Benehmen peinlich war. Am liebsten wären sie alle aufgesprungen und gegangen. Oder in der Erde versunken. Zumindest kam es Clemens so vor.
"Es tut mir leid", entgegnete er
"Ich verstehe. Du hast nur Geld im Kopf", sagte Nadja.
"So ist es nicht", antwortete Clemens.
"Doch."
Dann mischte sich Werner ein.
"Ich denke, man sollte vernünftig sein. Sich streiten ist keine Lösung. Wir haben genug Probleme in der Welt", sagte Werner.
"Ich muss mich entschuldigen. Ich hatte schwer Corona gehabt. Das war das erste Mal seit langer Zeit, dass ich wieder zur Party gehen konnte. Ich war sehr krank", erklärte Clemens.
"Wo ich Dir geholfen habe! Ich hatte Dir immer Lebensmittel und Medikamente vorbeigebracht!", warf Nadja ein.
"Ja. Das stimmt", antwortete Clemens.
"Na, siehst Du?"
Dann redete Clemens weiter.
"Ich hatte schwer Corona gehabt. Ich war fast tot. Ich hatte Symptome gehabt, die Du Dir nicht vorstellen kannst. Und ICH leide immer noch unter diesen Symptomen", sagte Clemens.
Er hatte ein Bild im Kopf, wo sein Freund, der Corona hatte, ihn mit folgenden Worten ermuntert hatte": Gib nicht auf, kämpfe weiter. Du wirst es schon schaffen."
"Wie wirkst sich das bei Dir aus?", fragte Maren.
"Ich bin vergesslich. Habe Kontaktschwierigkeiten. Konzentrationsschwierigkeiten. Atemnot. Müdigkeit", erklärte Clemens.
"Ja. Ich kenne das. Ich hatte einen Freund gehabt. Der war auf dem Skiurlaub. Er feierte noch seinen 60. Geburtstag. Dann bekam er Corona. Er kam auf die Intensivstation. Und nach drei Tagen war er tot", erzählte Werner.
"Wann war das?", fragte Clemens.
"Frühjahr 2020", antwortete er.
"Bei mir war es 2021."
"Ja. Schlimm."
"Und dann ist noch der Krieg mit Putin."
"Ja. Wie das wohl wird. Wenn Atombomben im Spiel sind, wird alles zerstört. Das kann schnell gehen. Am besten man trinkt noch was. Und genießt sein Leben, bevor es zu Ende geht", sagte Werner.
"So sehe ich das auch", antwortete Clemens.
"Ja. Denke ich. Wenn Trump dran kommt, wird es wahrscheinlich schwieriger werden. Der würde sofort U-Boote mit Atomspreng-Köpfen schicken."
Dann grinste Werner.
"Aber der Trump wird wohl nach Biden als Präsident drankommen. Der hat inzwischen viele Anhänger. Da bin ich mit sicher. Da kann es auf beiden Seiten zum Atomkrieg kommen", meinte Werner.
"Vermutlich", antwortete Clemens.
"Soll ich Dir Bier einschenken?", fragte Werner.
"Nein, Danke. Moment nicht."
Doch Nadja stand auf.
"Ich möchte jetzt gehen", sagte Nadja.
"Ja. Gehen wir", sagte Sebastian.
"Bleibt doch noch", sagte Werner.
Dann stand auch Clemens auf.
"Ich muss auch los. Ich hab noch was zu Hause zu tun", sagte Clemens.
"Und ich auch. Ich muss noch einkaufen", entgegnete Nadja.
"Dann alles Gute", sagt Werner.
Dann nahm Sebastian seine Spielzeugautos in die Hand und legte sie in seinen Rucksack. Danach gingen Nadja, Sebastian und Clemens zur Wohnungstür.
"Ich denke, wir gehen zusammen zum Bahnhof", schlug Clemens vor.
"Das können wir machen. Wir fahren ja ungefähr in diesselbe Richtung", antwortete Nadja.
"Komm, Sebastian", sagte Clemens..
"Danke für das Essen. War sehr lecker", sagte Clemens noch zu Maren.
"Bitte. Gern geschehen. Bus zum nächsten Mal", sagte Maren.
Dann verabschiedeten Clemens, Nadja und Sebastian sich und verließen die Wohnung. Draussen gingen sie nebeneinander her zum Bahnhof.
"Du hattest gesagt, dass Deine Familie das wichtigste in Deinem Leben ist", klagte Nadja.
"Ja. So ist das", entgegnete Clemens.
"Du hast ja nie Zeit. Du bist immer nur am Arbeiten."
"Das ist leider so. Geld wächst nicht auf Bäumen", antwortete Clemens.
"Immer nur denkst Du ans Geld", nörgelte Nadja.
"Ich glaube, das hattest Du mir schon gesagt. Ich hab das behalten", sagte Clemens zynisch.
"Du hast hast mich eigentlich nie geliebt", antwortete Nadja.
"Auch, was redest Du für einen Unsinn. Natürlich."
"Das heißt, Du liebst mich eigentlich doch noch?", fragte Nadja.
"Ja."
"Obwohl wir getrennt sind?", fragte Nadja.
"Ja."
"Ha. Das soll ich glauben?"
"Wir könnten es noch einmal miteinander versuchen", sagte Clemens. "Denn seit der Coronakrise habe ich viel nachgedacht. Denn vielleicht wäre es besser..."
Nadja unterbrach ihn.
"Wir zusammen? Wie stellst Du Dir das vor?", fragte sie.
"Man kann auch nett zueinander sein. Werner und Maren sind auch sehr nett zu einander", antwortete Clemens.
"Sie leben aber platonisch zusammen", erzählte Nadja.
"Ja. Platonisch."
"So wie wir nur platonischen Kontakt haben."
"Das können wir ändern", schlug Clemens vor.
"Ne", antwortete Nadja.
Dann war das Gespräch für Clemens erledigt. Sie erreichten wenig später den Bahnhof. Dort verabschiedete sich Clemens von Nadja und seinem Sohn Sebastian.
"Bis später, Papa."
"Bis später", antwortete sein Vater Clemens.
Wenig später stiegen Nadja und Sebastian in der nächsten Bahn ein. Clemens winkte ihnen zu. Dann fuhr die Bahn los. "Vorbei", sagte Clemens. Und er wusste: Privat hatte er alles verloren. Alle Chancen verdattelt. Aber er hatte ja - bei nähere Überlegung - noch seinen Beruf. Er war Immobilienmakler! Und er hatte noch einige für ihn wichtige Kontakte zum Beispiel zu einigen anderen Immobilienmaklern und Kunden. Zum Beispiel zu dem Immobilienmakler Silas und seiner Frau, die ihm in der Vergangenheit nicht nur Aufträge verschafften, sondern er konnte in der Vergangenheit mit Silas Einwilligung auch mit Daniela - die oft dauergeil war und immer andere Männer bräuchte - schöne Stunden verbringen. Auch im Bett. Da sie beide ihm heute eine Nachricht geschickt hatten und ihn zu einer Party in der Bar Lizzy´s Eck, die Silas organisiert hatte, eingeladen hatte, hatte er Hoffnung, dass die nächste Zeit besser werden würde. Denn er war zeitweise - seit er seit November mit Nadja nicht mehr zusammenlebte und er von Silas und Daniela Lage Zeit nichts mehr gehört hatte - genug alleine gewesen in der Coronakrise. Das war nicht erst seit November 2021 so, sondern auch schon im Lockdown 2020 - als es mit Nadja nicht mehr funktionierte und sie nur nebeneinander-her-lebten. Das sollte nun nach seiner Vorstellung alles anders werden!
Es ist gut für mich einige Freunde zu haben. Auch wenn es seit Corona nicht mehr viele sind, dachte er. Noch auf dem Bahnhof holte er wieder sein Handy aus der Tasche und guckte sich die Whats-App-Nachrichten durch. Er entdeckte dann eine neue Nachricht von Silas.
"Morgen ist die Party. Hannover. Lizzy´s Eck. In der Breitenstasse 6.17 Uhr. Zieh Dich gut an", hatte er per WhatsApp geschrieben.
Da scheint ja so einiges zu laufen auf der Party, dachte er.
Dann nahm er die nächste Bahn und fuhr nach Hause. Als er zu Hause war, guckte er abends in seiner Wohnung einen Film. Und dachten seine vergangene Beziehung zu Daniela. Da Nadja mich nun abgewiesen hatte, werde ich den Kontakt zu Daniela und Silas intensivieren. Sollte es auch hier nicht mehr funktionieren (weil sich durch Corona zu viel verändert hatte), wollte er etwas anderes kennenlernen. Das wird schon alles klappen. Daniela ist schon in Ordnung, dachte er. Da sie mit Silas liiert war, würde es aber auf Dauer -so vermutete er -nichts Festes werden. Nur eine Affäre. Nichts weiter. Das alles dachte er, als er Fernsehen guckte. Dann packte er seinen Rucksack für die Hannover-Reise und ging schlafen.
Kapitel 3: Lucy´s Portrait
Am nächsten Morgen wachte Clemens auf. Er duschte, zog sich toll an (zog sich sogar einen Anzug an), packte noch einige Sachen für die Hannover-Reise zum Beispiel einige Wirtschaftsmagazine, ein Zeichenblock mit einem Stift (,da er Hobby-Zeichner war), eine Powerbank, Handy-Ladekabel, einige Dosen Bier in seine schwarzen Aktentasche. Dann dachte er nach, was alles passieren würde. Sein Kopf-Kino wuchs. Und er hatte erotische Bilder von Daniela vor sich. Er schrieb noch eine Grußmail an Nadja (zumindest schrieben sie sich nach der Trennung ab und zu Mails, wenn es zum Beispiel um Kindererziehung ging oder sie sahen sich, wenn Clemens von seinem Besuchsrecht Gebrauch machte und seinen Sohn Sebastian sah oder sie sahen sich mal ganz selten auf einer Party). Und er schrieb noch eine Mail an seinen Sohn Sebastian.
Um 13 Uhr sass er mit der Aktentasche auf seinem Schoß in dem Bus und fuhr los zum Berliner Hauptbahnhof. Als er dort ankam, kaufte er sich im Reisebüro zwei Ticket für die Hinfahrt von Berlin nach Hannover und für die Rückfahrt von Hannover nach Berlin. Das kostete insgesamt ungefähr ungefähr 60 Euro. Dann verließ er das Reisebüro. Wenig später stand er am richtigen Gleis und wartete auf den Zug. Wenig später kam der Zug und er stieg ein. Dann fuhr der Zug ab. Nach einer ungefähr einstündigen Fahrt stieg er Hannover Hauptbahnhof aus. Dann kaufte er sich eine Zeitung. Und danach ging er zu McDonalds. Dort bestellte er sich Essen und nachdem er das Essen bekommen hatte und bezahlt hatte, setzte er sich an einem Tisch. Er holte sein Handy aus seiner Hosentasche und gucke sich Makleranzeigen durch. Dann sah er sich Krieg-News an. Und sah sich die Nachrichten über den Ukraine-Krieg an. Wie weit würde Putin gehen? Wie würde alles weitergehen?, dachte er. Jeden Tag die gleichen Nachrichten. Schlechte Nachrichten. Als er zunehmend nervöser würde, guckte auf das Handy. Da war erneut eine Nachricht von Silas: Komm bitte um 17 Uhr. Daniela ist aber leider nicht da. Sie ist krank."
"Mist", dachte er. "Vielleicht sollte ich nicht zur Party gehen, wenn Daniela nicht da ist."
Dann stand er auf und verliess etwas verärgert und enttäuscht das McDonalds-Restaurant. Als er wenig später vor dem Hannover Bahnhof stand, nahm er seinen Becher Cafe und schmiss ihn aus Frust auf den Boden. Nicht weit weg von umhergehenden Passanten. Wie leicht hätte er einen Passanten zum Beispiel am Hosenbein oder Schuh treffen können - was zur Folge gehabt hätte, dass die Hose oder der Schuh eines Passanten mit Kaffee verdreckt wäre.
Clemens wusste Sekunden später: Es war eine emotionale Reaktion von ihm, die er nicht geplant hatte und in diesem Moment nicht kontrollieren konnte. Er hatte solche Temperaments-Ausbrüche nicht oft in seinem Leben gehabt und daher kamen sie ihm auch jedes Mal fremd vor. Das passierte aber nur, wenn er sich sehr ärgerte! So wie jetzt, als er erfuhr, dass Daniela krank war.
"He", schrie ein Mann, als er gesehen hatte, dass Clemens seinen vollen Cafe-Becher in seiner Nähe auf den Boden geschmissen hatte und er fast Cafespritzer abbekommen hätte. Clemens entfernte sich schnell von diesem Mann. Ganz schnell lief Clemens weg! Bevor es Ärger gab! Als er den Mann, von dem er annahm, dass er ihn verfolgt hatte, abgeschüttelt hatte, ging er langsamer durch die Straßen.
Das ist Mist. Wie kann das passieren. Daniela will nicht, dachte er. So ein Mist! So ein Mist!
Alle möglichen Gedanken kamen ihm in den Sinn. Hatten sie einen anderen "Mitspieler" oder Hausfreund gefunden? Oder wollte sie mit ihm nichts zu tun haben? Gab es zwischen Silas und Daniela Streit? Das waren solche Gedanken und Fragen, die ihm in den Kopf schossen. Wenig später ging er zur Kröpke-Uhr. Da stand auf einem kleinen Schild "Not war." Er machte kurz darauf mit dem Handy einige Fotos von der Kröpke-Uhr und dem kleinen Schild.
Das ist Mist, dass Daniela nicht kommt, dachte er immer wieder.
Dann ging er weiter durch die Strassen. Wenig später erreichte er die Barkhausen-Straße. Dort ging er spazieren und dachte weiterhin nach. Bestellte sich dort in einem Cafe noch einen warmen Cappuccino, den er kurz darauf austrank. Später nahm er den Bus und fuhr wieder zum Hannover Hauptbahnhof. Dort nahm er dann ein Taxi und fuhr bis zur Bruhnsstrasse. Später wusste er nicht, wo er genau war.
"Wo wollen Sie genau hin?", fragte der Taxifahrer.
"Ich wollte zur Bar Lizzy 's Eck. Breitenstasse 6."
"Gut."
Dann fuhr er los. Während der Taxifahrt kamen sie ins Gespräch.
"Machen Sie Urlaub?", fragte der Taxifahrer.
"Ja", antwortete Clemens.
"Sie haben den Berliner Dialekt. Deshalb weiss ich, dass Sie aus Berlin kommen", sagte der Taxifahrer.
"Ja. Ich komme aus Berlin.*
"Und jetzt machen Sie hier Urlaub?", fragte der Taxifahrer.
"Ja. Ich hatte viel Stress in Berlin. Viel Arbeit als Immobilienmakler. Ich muss mal abschalten", antwortete Clemens.
"Dann sollten Sie sich mal erholen", meinte der Taxifahrer. "Wir sind gleich da."
Sie fuhren eine Weile durch die Strassen. Dann hielt das Taxi an der rechten Straßenseite an der Breitenstraße 6.
"Hier ist Breitenstrasse 6. Lizzy 's Eck. Ich wünsche Ihnen viel Spass", sagte der Taxifahrer.
"Danke."
Dann bezahlte Clemens die Taxifahrt. Sie kostete 20 Euro. Dann verabschiedete er sich vom Taxifahrer, nahm seine schwarze Aktentasche, stieg aus und ging über einen Zebrastreifen. Kurz darauf stand er vor einem nüchternen, grauen Kasten, einem kleinen Mietshaus, in dem sich unten auf zwei Etagen Lizzy's Eck befand. Er ging zur Eingangstür von der Bar Lizzy's Eck, die aus Eisen war und weit offen stand. Vor dem Eingang stand ein Türsteher. Clemens erinnerte sich, dass er ihn irgendwo mal gesehen hatte. Vermutlich auf einer von Silas verschiedenen Partys, die er in Hannover, Berlin, Frankfurt,... in der Vergangenheit ab und zu organisierte hatte und heute - wenn er mal keine Immobiliengeschäfte machte - noch ab und zu immer noch organisierte.
"Kommen Sie rein", sagte der Türsteher, als er Clemens erblickte. "Ich zeig Ihnen alles."
"Ist Silas da?", fragte Clemens.
"Ja. Er ist oben bei einigen Gästen und will nicht gestört werden."
"Ok."
"Hast Du einen Impfpass?", fragte der Türsteher.
"Ja."
Dann holte Clemens seinen Impfpass aus seiner rechten Hosentasche hervor und zeigte dem Türsteher den Impfpass.
"Ich bin zweimal gegen Corona geimpft", sagte Clemens.
"Dann komm rein. Ich bin übrigens - falls Du das nicht weißt - der Joachim", sagte er, als er den Impfpass gesehen hatte.
"Angenehm. Ich bin Clemens."
Dann führte er Clemens rein in die Bar Lizzy´s Eck. Sie gingen kurz darauf durch einen schmalen Gang, der an eine Kasse führte. Dort stand dann ein Mann, der kassierte. Nachdem Joachim ihn zum Kassierer geführt hatte, sagte er": Hier kannst Du bezahlen", sagte der Kassierer zu Clemens.
"O.k."
Dann ging Joachim wieder weg zur Eingangstür. Daraufhin ging Clemens näher zu dem Mann an der Kasse heran und bezahlte den Eintrittspreis. Clemens sah ihn sich genauer an und erinnerte sich. Er kannte diesen Kassierer aus verschiedenen Veranstaltungen. Er erinnerte sich sogar an seinen Namen. Joe hieß er. Er hatte ihn nicht sofort erkannt, weil er früher längere Haare getragen hatte und nun kürzere.
"Hallo Joe. Wie geht s Dir?", fragte Clemens. "Ich hab Dich fast nicht erkannt."
"Ja. Gut. Man muss die Coronazeit überleben und man schlägt sich durch. Wie geht es Dir?", fragte Joe.
"Ja. Gut", antwortete Clemens.
"20 Euro Eintritt kostet das", sagte er.
"Gut."
Dann holte Clemens sein Portemonnaie aus der rechten Hosentasche und bezahlte.
"Da drüben ist die Bar, dann ist da hinten ein Klönzimmer. Wir haben auch Räume für Liebespaare. Sogenannte Rückzugsräume oder "Liebeszimmer". Ein Rückzugsraum ist unten, die anderen sind oben", erklärte Joe.
"Ja. Okay", antwortete Clemens.
Dann wollte er gerade zur Bar gehen, als Silas auf ihn zukam. Er trug eine Coronaschutz-Maske.
"Hallo. Wie geht es Dir. Ich habe gehört, dass Du Corona hattest", sagte Silas.
"Ja. Schwer. Hab ich überstanden", antwortete Clemens.
"Hast Du immer noch Post-Covid-Symptome?"
"Nicht so schlimm", spielte er seine Post Covid-Symptome herunter. "Ich bin genesen. Und nur das zählt für mich! Ich hab sogar einen Genesenenausweis", sagte Clemens.
"Gut, dass es Dir besser geht."
"Daniela ist nicht heute hier?", fragte Clemens noch einmal nach. In der Hoffnung, dass Daniela es sich doch noch überlegt hatte und an diesem Abend gekommen war.
"Es tut mir leid. Aber Daniela konnte nicht kommen", sagte Silas.
"Ja. Verstehe."
"Nicht, dass Du denkst, dass sie Dich nicht will...Sie ist krank. Das hatte ich Dir auch schon geschrieben. Deshalb bin ich hier heute Abend alleine und veranstalte das hier", erklärte Silas.
"Okay. Stimmt. Das hatte sie geschrieben. Ich gucke noch einmal die Nachricht genauer an", antwortete Clemens.
"Ich hab die Räumlichkeiten gemietet. Du weisst....das Immobiliengeschäft ist sehr schwierig. Wir sind ja beide Makler. Aber nur kleine Makler. Da muss man sich was einfallen lassen, um an Geld zu kommen. Sonst ist meine Frau bald weg und sucht sich einen anderen Mann", erklärte Silas.
"Das kann ich verstehen. Meine Freundin Nadja ist auch weg, weil ich zur Zeit nicht viel Geld habe und ich auf Aufträge warten muss", entgegnete Clemens.
"Aber...ich dachte es war zeitweise doch besser? Ich dachte beinahe...ihr kommt wieder zusammen", hakte Silas nach. Denn da Clemens in der Vergangenheit von seinen Konflikten mit Naja und von ihrer Trennung etwas erzählt hatte, wusste er so einiges.
"Naja. Ich hab schon früher gewusst, dass das nicht länger hält. Dann kam November 2021 die Trennung. Und danach hatte ich Corona", erzählte Clemens.
"Was hast Du nur für ein Pech."
"Das kann man wohl sagen."
"Dann amüsiere Dich hier. Hier sind tolle Frauen. Da ist bestimmt was für Dich dabei", meinte Silas. "Denk an die möglichen Zungenspiele."
"Klingt interessant."
"Ich weiss, dass Du diesen Laden Lizzy's Bar noch nicht kennst. Du kennst nur die Melanie's Bar in Berlin, die ich immer für Partys gemietet hatte und Du auch besucht hattest. Und viele von meinen anderen Veranstaltungen in verschiedenen Locations. Aber diese Bar hier kennst Du noch nicht!", sagte Silas.
"Was ist das hier für eine Bar?", fragte Clemens.
"Das ist sehr gemütlich. Das war mal eigentlich ein altmodisches Cafe. Und da drüben konnte man sich mit Cafe und Kuchen in ein Speisezimmer unten setzen. Jetzt ist das Speisezimmer einfach ein Rückzugszimmer. Inoffiziell natürlich. Einfach Schlüssel nehmen und aufschliesen und wenn man sich vergnügt hat abschliessen", erklärte Silas. Er kniff ein Auge zu und lächelte Clemens an. "Du weißt, wie ich das meine. Alles inoffiziell. Das läuft hier so. Ich habe diesen Laden hier gemietet für sowas. Das läuft hier so nachdem das Cafe hier pleite gegangen war und der Laden hier umgebaut worden war", erzählte Silas.
"Okay."
"Und bitte: Erzählte das nicht überall rum!", sagte Silas.
"Nein."
"Aber ich weiß ja...ich vertraue Dir. Wir kennen uns ja schon lange. Wie läuft es bei Dir mit den Immobiliengeschäften?", fragte Silas.
"Ich hatte zuletzt eine Wohnung verkauft. In Köpenick", erzählte Clemens.
"Hat das was gebracht?"
"Ich hatte zwei knapp halbe Millionen-Objekte gehabt. Von 400.000 Euro sind das fünf Prozent für die Maklertätigkeit. Das hatte wenigstens etwas Geld gebracht. 20.0000 sind das, was ich als Makler verdient habe", erzählte Clemens.
"Ist okay", antwortete Silas.
"ich weiss: Deine Objekte, die Du verkaufst sind besser", meinte Clemens.
"Ja. Da verdiene ich gut mit dem Immobilien-Verkäufen, die ich neben diesen Veranstaltungen organisiere", sagte Silas.
"Das ist gut. Dann hast Du gutes Geld verdient. Dann hatte ich eine andere Wohnung für einen Kunden verkauft. Die war 300.000 Euro wert. Ich verdiente daran dann 15.000 Euro", erzählte Clemens.
"Das ist gut."
"Das konnte meine Beziehung zu Nadja aber nicht retten", sagte Clemens.
"Schade. Ich hatte mehr Glück. Ich bin nicht nur Immobilienmakler, sondern auch Veranstalter. Und ich verkaufe gute Immobilien. So habe ich gute Extra-Einnahmen."
"Ja. Das ist gut."
"Ich muss mich entschuldigen. Ich muss arbeiten und mich um die Gäste kümmern. Du kannst Dich an die Bar setzen. Da hinten sitzen auch einige Damen, die lange im Lockdown waren und sehr heiß sind. Und deshalb einen Mann suchen. Vielleicht sogar auf einen Mann wie Dich suchen. Das sind Frauen, die schon lange gewartet hatten. Ich hab gerade aufgemacht und deshalb haben sie noch kein festen Partner für diesen Abend....Das wäre für Dich eine Gelegenheit...", sagte Silas.
Clemens wechselte das Thema.
"Ich dachte eine Zeitlang, Du würdest nur Bar machen..."
"Ich hatte eine Zeitlang nur Bar gemacht. Lief aber nicht. Jetzt aber mit Liebeszimmer läuft es. Ich musste mir was ausdenken", erklärte Silas.
"Okay", antwortete Clemens.
"Dann gehe ich mal. Bis dann. Du kannst ja auch an die Bar gehen. Anja, die Bardame, macht gute Getränke", sagte Silas.
"Ja. Werde ich. Danke", erwiderte Clemens.
Dann ging er weg. Clemens ging dann zur Bar und setzte sich an einen Platz. Dann sprach er die Bardame Anja an. Sie arbeitete dort gerade hinter dem Tresen.
"Ich hätte gerne einen Whisky", sagte Clemens.
"Ja. Gerne", antwortete sie.
Dann nahm die Bardame Anja ein Glas aus dem Schrank, füllte es mit Whisky und schenkte ein. Dann reichte sie ihm das Glas Whisky. Er trank das Glas zügig aus.
"Du bist wohl durstig?", fragte Anja.
"Wissen Sie... Ich war lange nicht mehr unterwegs. Entweder musste ich arbeiten. Oder ich musste mich um meine Ex und meinen Sohn kümmern", antwortete Clemens.
"Was machst Du beruflich?", fragte sie.
"Ich bin Immobilienmakler. Aber nebenbei zeichne ich auch."
Er erzählte etwas aus seinem Leben und wusste später noch nicht einmal, ob er ihr seinen Namen gesagt hatte. Sehr wahrscheinlich hatte er es vergessen. Er holte aus seiner schwarzen Tasche sein DIN A 4-Skizzenbuch und ein Fineliner heraus und fing an die Bar zu zeichnen.
"Das ist ist mein Skizzenbuch. Hier fertige ich meine Skizzen an. Wenn es mit den Immobiliengeschäften nicht so läuft...zeichne ich auch etwas. Wissen Sie... die Preise steigen....", erklärte Clemens.
"Aber Aufträge haben Sie als Makler? Oder arbeiten sie mehr als Zeichner?", fragte die Bardame Anja.
"Ich bin Immobilienmakler. Kenne Silas schon lange. Wir hatten auch Mal früher zusammengearbeitet. Hatten auch zusammen Mal eine Wohnung gesucht. Jetzt in der Coronakrise ist das schwierig. Ich habe eben zur Zeit nur einen Auftrag. Nebenbei zeichne ich. Die Gesichter, die ich zeichne, kann man gerade so eben erkennen", sagte Clemens.
"Wollten sie das beruflich machen?", fragte Anja.
"Ja. Aber meine Eltern erlaubten es damals nicht. Sie meinten, dass man von Kunst nicht leben kann. Sie meinten es nur gut", antwortete Clemens.
"Leben sie noch?"
"Beide gestorben."
Sein Blick fiel plötzlich auf eine hübsche, schwarze Frau, die rechts an der Bar sass. Sie erwiderte seinen Blick und schien zu hören, worüber er sich mit Anja unterhielt. Er sah, dass sie gerade aufstand und es schien, als würde sie auf ihn zulaufen wollen. Dann kam ein Mann mit Glatze - so Mitte Vierzig, der sich zur schwarzen Frau setze. Clemens sah, dass er irgendwas zu ihr sagte. Aber sie winkte aber mit der Hand ab und er ging. Sie schien etwas verärgert zu sein. Dann blickte sie wieder zu ihm. Und zu seinem Malblock. Und auf seine unfertige Zeichnung von der Bar. Und plötzlich stand sie auf ihren Platz auf und ging zu ihm.
"Darf ich mal sehen, wie Sie zeichnen?", fragte die Frau.
"Ja", antwortete Clemens.
Clemens zeigte ihr die Skizze, die er auf dem Malblock gezeichnet hatte...
"Du zeichnest gut", sagte sie.
"Danke", antwortete er.
"Das ist die Bar, die Du gezeichnet hast?"
"Ja."
Hast Du auch andere Bilder, die Du mir zeigen kannst?", fragte sie.
"Ja. Sicher", antwortete er.
Clemens holte einen gelbe Mappe aus seinen schwarzen Aktentasche. Nachdem er die Mappe auf den Bartresen neben seinem Zeichenblock gelegt hatte, machte die Mappe auf. Diese gaben den Blick auf einige anderen Zeichnungen frei, die er in den letzten Monaten gezeichnet hatte. Das waren meistens Portraits, Stillleben und Aktzeichnungen. Clemens wühle weiter in seiner Sammlung von Zetteln und Zeichnungen rum.
"Die sind gut. Zeichnest Du auch was anderes? Zum Beispiel Landschaften?", fragte sie.
"Ja. Fiktive Landschaften", antwortete er. "diese zeichne ich mit meinem anderen Stift", sagte er. "Mit Kugelschreiber."
Er riss das oberste Blatt mit der gezeichneten unfertigen Bar vom Malblock ab und packte es in die gelbe Mappe.
Dann holte er einen Kugelschreiber mit der Aufschrift "Clemens Immobilien" aus der Aktentasche heraus und fing auf einen neuen, weissen Blatt des Malblocks an zu zeichnen an. Eine fiktive Landschaft mit einigen Büro-Gebäuden.
"Ich zeichne sowas gerne. Aber sowas oft auf die Schnelle. Weil ich oft nicht viel Zeit habe, weil ich arbeiten muss. Aber..."
Die schwarze Frau unterbrach ihn. Dann legte sie ihre Hand auf seine Hand.
"Hättest Du Lust mal mich zu zeichnen?", fragte sie.
"Ja. Gerne", antwortete Clemens.
"Wir können uns auch in das Klönzimmer gehen, uns dort an einen Tisch setzen und uns dort unterhalten. Und Du kannst mich dort zeichnen", schlug sie vor.
"Ja. Gerne", antwortete Clemens.
Er riss das Blatt mit der angefangenen fiktiven Landschaft vom Malblock ab und legte es ebenfalls in die gelbe Mappe.
"Wie heisst Du denn?", fragte Clemens.
"Ich bin die Lucy."
"Wohnst Du hier in Hannover?"
"Ja. Und Du?", fragte sie.
"Ich wohne in Berlin", antwortete Clemens.
"Das ist ja toll."
"Ich mache hier einige Tage Urlaub."
"Ja. Gut."
"Möchtest Du was trinken? Ich gebe einen aus", bot Clemens an.
"2 Bacardi-Cola. Für Dich und für mich", antwortete Lucy.
"Gut."
Dann rief Clemens die Bardame Anja zu sich und bestellte zwei Gläser Bacardi-Cola.
"Gut. Zwei Bacardi-Cola", sagte Anja und holte zwei Gläser aus dem Schrank, füllte diese kurz darauf mit Barcardi-Cola und gab ihnen die Gläser.
Dann standen Clemens und Lucy - jeder mit einem Glas Barcardi-Cola in der Hand - von ihren Plätzen an der Bar auf und gingen in das Klönzimmer. Dort fanden sie einen Tisch, an denen sie sich kurz darauf setzten. Dann unterhielten sie sich und nippten einen Augenblick später an ihren beiden Gläsern.
"Was zeichnet Du? Machst Du das beruflich?"", fragte sie.
"Nein. Ich mach das nur als Hobby. Ich war aber mal kurze Zeit Gasthörer an der Udk - Universität der Künste Berlin", erzählte Clemens.
"Ja. Interessant', antwortete sie.
"Mir 35 Jahren habe ich mir nur so einen kleinen Traum erfüllt. Aber davon leben kann ich nicht, ich arbeite lieber als Immobilienmakler. Da kommt man zu mehr Geld."
"Das ist ja toll. Und wie bist Du hierher gekommen?", fragte sie.
"Silas hat mich eingeladen. Er sagte zu mir, dass hier richtig was abgeht. Er hat auch diesen Laden für diese Veranstaltung gemietet. Er macht auch "Special Partys.""
"Ja", antwortete sie.
"So kann ich hier mich für meine Zeichnungen inspirieren lassen. Und vielleicht stelle ich sie mal irgendwann aus", sagte Clemens.
"Das ist natürlich interessant."
Das verschwundene Bild.
Das war schon eine Weile her, als der selbstständig arbeitende Immobilienmakler Clemens von Silas, gehört hatte. Fast hatte er die Verbindung zu ihm abgeschrieben. Er kannte ihn seit längerer Zeit. Und seine Frau Daniela. Mit der er eine offene Beziehung mit Einwilligung von Silas hatte. Er kannte sie beide seit über 10 Jahren. Und Silas, der ebenfalls Immobilienmakler wie er und auch Veranstalter war, war es, der ihm berufliche Aufträge verschaffte! Dann kam im Jahre 2020 Corona und sie sahen sich seltener. Besonders in der Zeit des Lockdowns war es so. Er dachte daher zeitweise, dass ihre Dreiecks-Verbindung allmählich ein Ende hätte. Denn die letzte Nachricht von Daniela war schon etwas länger her. "Das Alleinsein nervt", schrieb sie ihm im April 2020 im Lockdown. Und dann im Spätherbst 2021": Vielleicht sehen wir uns", "mir ist so langweilig." Mehr kam von ihr nicht. Früher war es": Ich begehre Dich", 'ich brauche Dich". Das war ich 2017. Aber heute im Jahr 2022 , in der Corona so gut wie vorbei war, schien es auch mit dieser Verbindung vermutlich zu Ende zu gehen. Aus den Augen, aus den Sinn, dachte Clemens. Zumindest was Daniela betraf. Denn nur von Silas kam in letzter Zeit in grossen Abständen ein Gruss. Heute ist wahre Liebe selten, dachte Clemens. Das wusste er aus Erfahrung. Erst ist man verliebt, frisst sich vor Liebe fast auf, dann schlägt es oft um in Verachtung. Hass. Oder Gleichgültigkeit. Oder ein anderer Partner ist interessanter. Oder die Beziehung driftet immer mehr ins Materielle (Geld) ab. So war es zumindest auch bei ihm mit seiner letzten Freundin Nadja gewesen, mit der er 10 Jahre zusammen war und inzwischen nicht mehr zusammen war. So traurig es war. Seine letzte Freundin Nadja war es, die im November 2021 mit ihm Schluss gemacht hatte. Sie hatte einfach ihre Koffer gepackt und war ausgezogen. Warum konnte er noch nicht einmal sagen. Er hatte ihr alles geboten! Seine Liebe! Auch viel Materielles! Und sie hatten auch Spass miteinander gehabt. Doch seit letzten Jahr war eben Schluss. Als sie gemerkt hatten, dass vieles in ihrer Beziehung nicht mehr stimmte. Es harperte auch an der Liebe! Und sie kamen damals beide zur Erkenntnis, dass sie nicht zueinander passten. Es fehlte einfach zu viel! Clemens glaubte später, dass es auch daran lag, dass er in der Coronakrise als Immobilienmakler zu viel gearbeitet hatte und weniger Zeit für sie und ihren gemeinsamen Sohn Sebastian hatte. Und sie waren einander einfach gleichgültig geworden. Clemens konnte nicht einmal alles aufzählen, was alles zu dieser Trennung geführt hatte und sie deshalb nun in verschiedenen Wohnungen lebten.
Es war der 16.3.2022, der einiges ändern sollte. An diesen Tag traf sich Clemens mit seiner Ex-Freundin Nadja zu einem Treff oder sogenannten "Mini-Party" in einer Wohnung auf dem Alexanderplatz. Dort war auch sein Sohn Sebastian, der glücklich war, das sein Vater da war, da er mit ihm nun spielen konnte. Ihre Cousine Maren, die Anfang dreissig war und viel jünger als Nadja war, war ebenfalls beim Treff dabei und ihr Freund Detlef, mit dem sie zusammenwohnte und eine platonische Beziehung führte. Sie sassen alle auf ihren Stühlen am Wohnzimmertisch und assen gerade Mittag (es gab Chili con Carne), als Clemens plötzlich eine Nachricht von Silas auf seinem Handy bekam. Er hörte plötzlich auf zu essen und sah sich die Nachricht auf seinem Handy an.
"Hallo, wir machen eine Party. Du bist eingeladen. Morgen in Hannover. In Lizzy´s Eck. In der Breitenstasse 6. Um 17 Uhr", hatte Silas ihm per Whats-App geschrieben.
Clemens tippte unauffällig, so dass es keiner sehen konnte, schnell die Nachricht "okay, mach ich" in sein Handy und schickte diese Nachricht an Silas.
Nadja blickte Clemens prüfend an.
"Wer hat Dir geschrieben?", fragte Nadja.
"Nur ein Freund. Mehr nicht. Unbedeutend", log Clemens. Dann nahm er seinen Löffel in die Hand und ass weiter Chili con Carne. Bis er zu Ende gegessen hatte. Dann bot ihm Maren ein Bier an. Doch Clemens lehnte ab.
"Nein, danke. Ich hatte vorhin schon ein Bier getrunken. Und jetzt das Essen. Ich werde zu dick", sagte er. Denn er wollte er sein Alkoholkonsum unter Kontrolle halten, indem er ihn reduzierte.
"Aber Du musst trinken", sagte Maren.
"Es ist nett gemeint. Aber ich werde zu dick", antwortete Clemens.
"Er wird zu dick", lachte Nadja. Ihr Lachen hatte etwas Verächtliches an sich. Doch Clemens war gar nicht zum Lachen zumute. Er hatte genug Probleme. Nicht nur, dass er keine feste Freundin hatte und die Sache mit Daniela und Silas etwas unklar war. Auch musste er Geld verdienen. Er brauchte neue Auftraggeber, für die er Häuser oder Wohnungen verkaufen konnte. Als Clemens sein Handy rausholte, um zu sehen, ob da ein neuer Auftrag kam, war Nadja sauer.
"Alles was Du kannst ist Nachrichten gucken, anstatt mit Deinem Sohn zu spielen und mit ihm zu reden", klagte Nadja. Clemens hatte immer das Gefühl, dass sie Fehler bei ihm suchte.
"Aber ich hab mit ihm geredet", antwortete Clemens.
"Das tust Du nicht. Du schweigst. Du redest seit langer Zeit nicht mehr mit Deinem Sohn. Du hast immer nur Arbeit und Geld im Kopf", meckerte Nadja.
"Ich muss doch arbeiten. Oder zumindest mal mein Handy kontrollieren, ob da ein Auftrag reinkommt. Ich bin selbstständiger Immobilienmakler. Ich muss für mein Geld kämpfen", antwortete Clemens .
Dann schwieg sie. Es war ein eisernes Schweigen. Und er sah ihren verächtlichen Blick. Er wusste was das bedeutete. Nichts Gutes. Als nächstes würde sie ihn ihren gemeinsamen Sohn Sebastian vorenthalten. Ja, das würde so kommen. Wie vermutlich noch vieles nach Corona kommen würde. Zum Beispiel den Ukraine-Krieg durch diesen Putin. Demnächst würden Bomben fallen und ihnen alles um die Ohren fliegen, dachte er. Und dann noch diese Politik! Was soll man sich noch darüber aufregen. Die Gesellschaft ist kaputt! Am Ende. Es ist 5 vor 12.
Clemens nahm wieder sein Handy in die Hand. Er wollte Nachrichten gucken und sich von Nadja nichts mehr sagen lassen, da sie ihn im November 2021 kaltblütig - nur weil es einige Probleme gab - verlassen hatte. Und einen neuen Freund oder Lover hatte! Diesen Wolfgang! Ja, er kannte ihre ganzen Tricks, Ausreden, Lügen, manipulativen Spielchen. Sie kritisierte ihn. Ist aber selbst eine treulose Tomate! Er guckte seine Nachrichten in seinem Handy durch. Doch da war bis zu diesem Zeitpunkt nichts. Er blickte weiter auf das Handy, als es an Marens Wohnungstür klingelte. Maren ging an die Tür und öffnete. Werner trat kurz darauf in die Wohnung ein und begrüsste alle. Ohne eine Corona-Schutzmaske zu tragen. Als Werner ins Wohnzimmer gegangen war und alle begrüsst hatte, fiel sein Blick auf Clemens Handy.
"Samsung Galaxy. Du hast diesselbe Handy-Marke wie ich", sagte Werner zu Clemens.
"Das hat er sich neu gekauft", antwortete Maren.
"Du musst einen Mc Affee-Schutz drauf machen. Ein Antivirenprogramm", meinte Werner.
"Aber das kann ich jetzt nicht. Ich will einfach das Handy nur ein wenig benutzen. Morgen gehe ich zu Saturn und da lass mir mir von einem Techniker helfen. Das mach ich das schon. Denn ich kenne mich nicht gut mit den technischen Problemen eines Handys aus", sagte Clemens.
Nadja sah wieder Clemens´Schwäche und hackte wieder darauf rum.
"So ist ER! ER KENNT DAS NICHT! Will aber ein Makler sein!", sagte sie laut.
Clemens wurde wütend und schrie": ICH BIN MAKLER. Ein gelernter Makler!"
Fast wäre er von seinem Stuhl aufgestanden und hätte die Party verlassen. Denn er hatte es satt von Nadja so gedemütigt zu werden. Zumal vieles, was sie sagte, gar nicht wahr war. Clemens verdiente normaler Weise gut. Zumindest war das so vor dem Ausbruch des Coronavirus. Doch seit Corona hatte sich seine berufliche Situation zum Nachteil verändert. Vieles war schwieriger geworden. In vielen Branchen! Besonders in der Gastronomie-Branche und in kreativen Branchen. Aber auch in der Immobilienbrache hatte sich einiges verändert Und er als kleiner Makler (der kein Star-Makler war) war von der Coronakrise betroffen und hatte immer wenigere Makler-Aufträge. Aber Nadja dachte, dass alles noch so wie früher in der Vor-Coronazeit war. Sie konnte einfach nicht "umschalten" d.h. sich mit der veränderten Situation abfinden und ihre hohen Ansprüche zurückschrauben. Soll sie doch ihren Märchenprinzen oder Millionär finden, doch sie wird ihn nicht finden in ihrem Alter mit Ende 40 und auch ihr neuer Freund Wolfgang, der (so wie er gehört hatte) nicht viel Geld hatte und eher ein Wichtigtuer ist, wird ihr irgendwann nicht mehr reichen, dachte er. Es gibt leider viele - auch Männer, die heutzutage nur ans Geld dachten! Und Geld über eine normale, liebvolle Beziehung stellten! Sehr viele - ob Männer oder Frauen... - waren heutzutage so.
"Ich kann Dir das Handy einstellen, wenn Du das nicht hinkriegst", bot Werner ihm an.
"Ja. Das kann Werner machen", ergänzte Maren.
Zuerst wollte Clemens deshalb nicht, dass Werner versuchte ihm das kostenlose Antiviren-Programm auf seinem Handy zu installieren. Dann liess er sich doch von Werner dazu überreden und gab sein Handy Werner.
"Na gut. Dann mach mal", sagte Clemens. Er kam sich auch etwas wie ein Versager vor.
"Ja. Dann mach ich das mal", sagte Werner.
Und Werner begann dann an dem Handy rumzufummeln. Vieles einzustellen. Doch es ging einfach nicht. Erst gab es WLAN-Verbindungs-Störungen. Was an (wie sich etwas später herausstellte) der Leitung lag. Das versuchte er dies zu beheben, indem das Kabel des Rauters mit dem Stecker aus der Steckdose zog. Und dann das Kabel wieder reinsteckte. Aber auch dieses Mal klappte nichts. Dann versuchte Werner in dem Handy, das Clemens ihm gegeben hatte, ein Antiviren-Programm hochzuladen. Fummelte hier und da rum.
"Ich hab den Code da eingegeben. Du musst das dann runterladen. Und dann Deine E-Mail-Adresse eingeben. Aber ich...mach das schon", sagte Werner selbstbewusst.
Werner fand dann den Code heraus. Dann tippte er weiterhin in dem Handy rum. Zuerst schien das mit dem Runterladen des Antiviren-Programms zu funktionieren. Es fehlten nur noch einige Schritte! Zum Beispiel fehlte noch Clemens' E-Mail-Adresse, die noch eingegeben werden musste.
"Du musst noch Deine E-Mail-Adresse eingeben, damit es klappt", sagte Werner. Dann gab er Clemens sein Handy zurück. Dann nahm Clemens das Handy in der Hand.
"Ich tipp mal ein", sagte er.
Dann tippte er seine E-Mail-Adresse ein. und dann wollte er sein Passwort eingeben. Dann merkte er, dass ihm das Passwort nicht mehr einfiel. Das lag an den Corona-Symptomen. An der Corona-Krankheit, die er Ende 2021 überlebt hatte.
"Geht das Passwort nicht?", fragte ihn Werner.
"Sorry. Mur fällt mein Passwort nicht mehr ein", klagte Clemens.
"Dann musst Du das Passwort ändern. Gehe auf "Passwort vergessen". Aber das machen wir nicht am Handy, sondern an meinem Computer", erklärte Werner.
Werner ging dann zu seinem Computer und machte ihn an.
"Wir versuchen es mal am Computer", sagte Werner. Kurz darauf ging Clemens zum Computer, schaltete Google ein und dann versuchte er in seinen Account reinzukommen. Dann ging er auf "Passwort setzen". Dann bekam er einen PIN geschickt, den er dann kurz darauf im Bildschirm eingab. Doch er merkte, dass er es falsch eingegeben hatte. Irgendwie kam er durcheinander.
"Drück auf "Passwort vergessen"", sagte Werner.
"Ja."
Clemens drückte auf "Passwort vergessen." Doch das funktionierte immer noch nicht. Dann versuchte Clemens es erneut. Doch das klappte schon wieder nicht. Da war Fehler 15. Da ging gar nichts mehr. Es war zum verrückt werden.
"Mach es doch zu Hause", sagte Werner dann ungeduldig.
"Ich muss arbeiten. Ich brauche meine Mail. Was kann ich denn tun, wenn ich nicht arbeiten kann? Ich brauche meine Yahoo Mail. Das Antiviren- Programm ist mir scheissegal. Nur Yahoo Mail", schrie Clemens.
Dann herrschte bedächtiges Schweigen. Clemens bemerkte, dass sie unangenehm berührt waren. Dass sein Benehmen peinlich war. Am liebsten wären sie alle aufgesprungen und gegangen. Oder in der Erde versunken. Zumindest kam es Clemens so vor.
"Es tut mir leid", entgegnete er
"Ich verstehe. Du hast nur Geld im Kopf", sagte Nadja.
"So ist es nicht", antwortete Clemens.
"Doch."
Dann mischte sich Werner ein.
"Ich denke, man sollte vernünftig sein. Sich streiten ist keine Lösung. Wir haben genug Probleme in der Welt", sagte Werner.
"Ich muss mich entschuldigen. Ich hatte schwer Corona gehabt. Das war das erste Mal seit langer Zeit, dass ich wieder zur Party gehen konnte. Ich war sehr krank", erklärte Clemens.
"Wo ich Dir geholfen habe! Ich hatte Dir immer Lebensmittel und Medikamente vorbeigebracht!", warf Nadja ein.
"Ja. Das stimmt", antwortete Clemens.
"Na, siehst Du?"
Dann redete Clemens weiter.
"Ich hatte schwer Corona gehabt. Ich war fast tot. Ich hatte Symptome gehabt, die Du Dir nicht vorstellen kannst. Und ICH leide immer noch unter diesen Symptomen", sagte Clemens.
Er hatte ein Bild im Kopf, wo sein Freund, der Corona hatte, ihn mit folgenden Worten ermuntert hatte": Gib nicht auf, kämpfe weiter. Du wirst es schon schaffen."
"Wie wirkst sich das bei Dir aus?", fragte Maren.
"Ich bin vergesslich. Habe Kontaktschwierigkeiten. Konzentrationsschwierigkeiten. Atemnot. Müdigkeit", erklärte Clemens.
"Ja. Ich kenne das. Ich hatte einen Freund gehabt. Der war auf dem Skiurlaub. Er feierte noch seinen 60. Geburtstag. Dann bekam er Corona. Er kam auf die Intensivstation. Und nach drei Tagen war er tot", erzählte Werner.
"Wann war das?", fragte Clemens.
"Frühjahr 2020", antwortete er.
"Bei mir war es 2021."
"Ja. Schlimm."
"Und dann ist noch der Krieg mit Putin."
"Ja. Wie das wohl wird. Wenn Atombomben im Spiel sind, wird alles zerstört. Das kann schnell gehen. Am besten man trinkt noch was. Und genießt sein Leben, bevor es zu Ende geht", sagte Werner.
"So sehe ich das auch", antwortete Clemens.
"Ja. Denke ich. Wenn Trump dran kommt, wird es wahrscheinlich schwieriger werden. Der würde sofort U-Boote mit Atomspreng-Köpfen schicken."
Dann grinste Werner.
"Aber der Trump wird wohl nach Biden als Präsident drankommen. Der hat inzwischen viele Anhänger. Da bin ich mit sicher. Da kann es auf beiden Seiten zum Atomkrieg kommen", meinte Werner.
"Vermutlich", antwortete Clemens.
"Soll ich Dir Bier einschenken?", fragte Werner.
"Nein, Danke. Moment nicht."
Doch Nadja stand auf.
"Ich möchte jetzt gehen", sagte Nadja.
"Ja. Gehen wir", sagte Sebastian.
"Bleibt doch noch", sagte Werner.
Dann stand auch Clemens auf.
"Ich muss auch los. Ich hab noch was zu Hause zu tun", sagte Clemens.
"Und ich auch. Ich muss noch einkaufen", entgegnete Nadja.
"Dann alles Gute", sagt Werner.
Dann nahm Sebastian seine Spielzeugautos in die Hand und legte sie in seinen Rucksack. Danach gingen Nadja, Sebastian und Clemens zur Wohnungstür.
"Ich denke, wir gehen zusammen zum Bahnhof", schlug Clemens vor.
"Das können wir machen. Wir fahren ja ungefähr in diesselbe Richtung", antwortete Nadja.
"Komm, Sebastian", sagte Clemens..
"Danke für das Essen. War sehr lecker", sagte Clemens noch zu Maren.
"Bitte. Gern geschehen. Bus zum nächsten Mal", sagte Maren.
Dann verabschiedeten Clemens, Nadja und Sebastian sich und verließen die Wohnung. Draussen gingen sie nebeneinander her zum Bahnhof.
"Du hattest gesagt, dass Deine Familie das wichtigste in Deinem Leben ist", klagte Nadja.
"Ja. So ist das", entgegnete Clemens.
"Du hast ja nie Zeit. Du bist immer nur am Arbeiten."
"Das ist leider so. Geld wächst nicht auf Bäumen", antwortete Clemens.
"Immer nur denkst Du ans Geld", nörgelte Nadja.
"Ich glaube, das hattest Du mir schon gesagt. Ich hab das behalten", sagte Clemens zynisch.
"Du hast hast mich eigentlich nie geliebt", antwortete Nadja.
"Auch, was redest Du für einen Unsinn. Natürlich."
"Das heißt, Du liebst mich eigentlich doch noch?", fragte Nadja.
"Ja."
"Obwohl wir getrennt sind?", fragte Nadja.
"Ja."
"Ha. Das soll ich glauben?"
"Wir könnten es noch einmal miteinander versuchen", sagte Clemens. "Denn seit der Coronakrise habe ich viel nachgedacht. Denn vielleicht wäre es besser..."
Nadja unterbrach ihn.
"Wir zusammen? Wie stellst Du Dir das vor?", fragte sie.
"Man kann auch nett zueinander sein. Werner und Maren sind auch sehr nett zu einander", antwortete Clemens.
"Sie leben aber platonisch zusammen", erzählte Nadja.
"Ja. Platonisch."
"So wie wir nur platonischen Kontakt haben."
"Das können wir ändern", schlug Clemens vor.
"Ne", antwortete Nadja.
Dann war das Gespräch für Clemens erledigt. Sie erreichten wenig später den Bahnhof. Dort verabschiedete sich Clemens von Nadja und seinem Sohn Sebastian.
"Bis später, Papa."
"Bis später", antwortete sein Vater Clemens.
Wenig später stiegen Nadja und Sebastian in der nächsten Bahn ein. Clemens winkte ihnen zu. Dann fuhr die Bahn los. "Vorbei", sagte Clemens. Und er wusste: Privat hatte er alles verloren. Alle Chancen verdattelt. Aber er hatte ja - bei nähere Überlegung - noch seinen Beruf. Er war Immobilienmakler! Und er hatte noch einige für ihn wichtige Kontakte zum Beispiel zu einigen anderen Immobilienmaklern und Kunden. Zum Beispiel zu dem Immobilienmakler Silas und seiner Frau, die ihm in der Vergangenheit nicht nur Aufträge verschafften, sondern er konnte in der Vergangenheit mit Silas Einwilligung auch mit Daniela - die oft dauergeil war und immer andere Männer bräuchte - schöne Stunden verbringen. Auch im Bett. Da sie beide ihm heute eine Nachricht geschickt hatten und ihn zu einer Party in der Bar Lizzy´s Eck, die Silas organisiert hatte, eingeladen hatte, hatte er Hoffnung, dass die nächste Zeit besser werden würde. Denn er war zeitweise - seit er seit November mit Nadja nicht mehr zusammenlebte und er von Silas und Daniela Lage Zeit nichts mehr gehört hatte - genug alleine gewesen in der Coronakrise. Das war nicht erst seit November 2021 so, sondern auch schon im Lockdown 2020 - als es mit Nadja nicht mehr funktionierte und sie nur nebeneinander-her-lebten. Das sollte nun nach seiner Vorstellung alles anders werden!
Es ist gut für mich einige Freunde zu haben. Auch wenn es seit Corona nicht mehr viele sind, dachte er. Noch auf dem Bahnhof holte er wieder sein Handy aus der Tasche und guckte sich die Whats-App-Nachrichten durch. Er entdeckte dann eine neue Nachricht von Silas.
"Morgen ist die Party. Hannover. Lizzy´s Eck. In der Breitenstasse 6.17 Uhr. Zieh Dich gut an", hatte er per WhatsApp geschrieben.
Da scheint ja so einiges zu laufen auf der Party, dachte er.
Dann nahm er die nächste Bahn und fuhr nach Hause. Als er zu Hause war, guckte er abends in seiner Wohnung einen Film. Und dachten seine vergangene Beziehung zu Daniela. Da Nadja mich nun abgewiesen hatte, werde ich den Kontakt zu Daniela und Silas intensivieren. Sollte es auch hier nicht mehr funktionieren (weil sich durch Corona zu viel verändert hatte), wollte er etwas anderes kennenlernen. Das wird schon alles klappen. Daniela ist schon in Ordnung, dachte er. Da sie mit Silas liiert war, würde es aber auf Dauer -so vermutete er -nichts Festes werden. Nur eine Affäre. Nichts weiter. Das alles dachte er, als er Fernsehen guckte. Dann packte er seinen Rucksack für die Hannover-Reise und ging schlafen.
Am nächsten Morgen wachte er auf. Er duschte, zog sich toll an (zog sich sogar einen Anzug an), packte noch einige Sachen für die Hannover-Reise zum Beispiel einige Wirtschaftsmagazine, ein Zeichenblock mit einem Stift (,da er Hobby-Zeichner war), eine Powerbank, Handy-Ladekabel, einige Dosen Bier in seine schwarzen Aktentasche. Dann dachte er nach, was alles passieren würde. Sein Kopf-Kino wuchs. Und er hatte erotische Bilder von Daniela vor sich. Er schrieb noch eine Grußmail an Nadja (zumindest schrieben sie sich nach der Trennung ab und zu Mails, wenn es zum Beispiel um Kindererziehung ging oder sie sahen sich, wenn Clemens von seinem Besuchsrecht Gebrauch machte und seinen Sohn Sebastian sah oder sie sahen sich mal ganz selten auf einer Party). Und er schrieb noch eine Mail an seinen Sohn Sebastian.
Um 13 Uhr sass er mit der Aktentasche auf seinem Schoß in dem Bus und fuhr los zum Berliner Hauptbahnhof. Als er dort ankam, kaufte er sich im Reisebüro zwei Ticket für die Hinfahrt von Berlin nach Hannover und für die Rückfahrt von Hannover nach Berlin. Das kostete insgesamt ungefähr ungefähr 60 Euro. Dann verließ er das Reisebüro. Wenig später stand er am richtigen Gleis und wartete auf den Zug. Wenig später kam der Zug und er stieg ein. Dann fuhr der Zug ab. Nach einer ungefähr einstündigen Fahrt stieg er Hannover Hauptbahnhof aus. Dann kaufte er sich eine Zeitung. Und danach ging er zu McDonalds. Dort bestellte er sich Essen und nachdem er das Essen bekommen hatte und bezahlt hatte, setzte er sich an einem Tisch. Er holte sein Handy aus seiner Hosentasche und gucke sich Makleranzeigen durch. Dann sah er sich Krieg-News an. Und sah sich die Nachrichten über den Ukraine-Krieg an. Wie weit würde Putin gehen? Wie würde alles weitergehen?, dachte er. Jeden Tag die gleichen Nachrichten. Schlechte Nachrichten. Als er zunehmend nervöser würde, guckte auf das Handy. Da war erneut eine Nachricht von Silas: Komm bitte um 17 Uhr. Daniela ist aber leider nicht da. Sie ist krank."
"Mist", dachte er. "Vielleicht sollte ich nicht zur Party gehen, wenn Daniela nicht da ist."
Dann stand er auf und verliess etwas verärgert und enttäuscht das McDonalds-Restaurant. Als er wenig später vor dem Hannover Bahnhof stand, nahm er seinen Becher Cafe und schmiss ihn aus Frust auf den Boden. Nicht weit weg von umhergehenden Passanten. Wie leicht hätte er einen Passanten zum Beispiel am Hosenbein oder Schuh treffen können - was zur Folge gehabt hätte, dass die Hose oder der Schuh eines Passanten mit Kaffee verdreckt wäre.
Clemens wusste Sekunden später: Es war eine emotionale Reaktion von ihm, die er nicht geplant hatte und in diesem Moment nicht kontrollieren konnte. Er hatte solche Temperaments-Ausbrüche nicht oft in seinem Leben gehabt und daher kamen sie ihm auch jedes Mal fremd vor. Das passierte aber nur, wenn er sich sehr ärgerte! So wie jetzt, als er erfuhr, dass Daniela krank war.
"He", schrie ein Mann, als er gesehen hatte, dass Clemens seinen vollen Cafe-Becher in seiner Nähe auf den Boden geschmissen hatte und er fast Cafespritzer abbekommen hätte. Clemens entfernte sich schnell von diesem Mann. Ganz schnell lief Clemens weg! Bevor es Ärger gab! Als er den Mann, von dem er annahm, dass er ihn verfolgt hatte, abgeschüttelt hatte, ging er langsamer durch die Straßen.
Das ist Mist. Wie kann das passieren. Daniela will nicht, dachte er. So ein Mist! So ein Mist!
Alle möglichen Gedanken kamen ihm in den Sinn. Hatten sie einen anderen "Mitspieler" oder Hausfreund gefunden? Oder wollte sie mit ihm nichts zu tun haben? Gab es zwischen Silas und Daniela Streit? Das waren solche Gedanken und Fragen, die ihm in den Kopf schossen. Wenig später ging er zur Kröpke-Uhr. Da stand auf einem kleinen Schild "Not war." Er machte kurz darauf mit dem Handy einige Fotos von der Kröpke-Uhr und dem kleinen Schild.
Das ist Mist, dass Daniela nicht kommt, dachte er immer wieder.
Dann ging er weiter durch die Strassen. Wenig später erreichte er die Barkhausen-Straße. Dort ging er spazieren und dachte weiterhin nach. Bestellte sich dort in einem Cafe noch einen warmen Cappuccino, den er kurz darauf austrank. Später nahm er den Bus und fuhr wieder zum Hannover Hauptbahnhof. Dort nahm er dann ein Taxi und fuhr bis zur Bruhnsstrasse. Später wusste er nicht, wo er genau war.
"Wo wollen Sie genau hin?", fragte der Taxifahrer.
"Ich wollte zur Bar Lizzy 's Eck. Breitenstasse 6."
"Gut."
Dann fuhr er los. Während der Taxifahrt kamen sie ins Gespräch.
"Machen Sie Urlaub?", fragte der Taxifahrer.
"Ja", antwortete Clemens.
"Sie haben den Berliner Dialekt. Deshalb weiss ich, dass Sie aus Berlin kommen", sagte der Taxifahrer.
"Ja. Ich komme aus Berlin.*
"Und jetzt machen Sie hier Urlaub?", fragte der Taxifahrer.
"Ja. Ich hatte viel Stress in Berlin. Viel Arbeit als Immobilienmakler. Ich muss mal abschalten", antwortete Clemens.
"Dann sollten Sie sich mal erholen", meinte der Taxifahrer. "Wir sind gleich da."
Sie fuhren eine Weile durch die Strassen. Dann hielt das Taxi an der rechten Straßenseite an der Breitenstraße 6.
"Hier ist Breitenstrasse 6. Lizzy 's Eck. Ich wünsche Ihnen viel Spass", sagte der Taxifahrer.
"Danke."
Dann bezahlte Clemens die Taxifahrt. Sie kostete 20 Euro. Dann verabschiedete er sich vom Taxifahrer, nahm seine schwarze Aktentasche, stieg aus und ging über einen Zebrastreifen. Kurz darauf stand er vor einem nüchternen, grauen Kasten, einem kleinen Mietshaus, in dem sich unten auf zwei Etagen Lizzy's Eck befand. Er ging zur Eingangstür von der Bar Lizzy's Eck, die aus Eisen war und weit offen stand. Vor dem Eingang stand ein Türsteher. Clemens erinnerte sich, dass er ihn irgendwo mal gesehen hatte. Vermutlich auf einer von Silas verschiedenen Partys, die er in Hannover, Berlin, Frankfurt,... in der Vergangenheit ab und zu organisierte hatte und heute - wenn er mal keine Immobiliengeschäfte machte - noch ab und zu immer noch organisierte.
"Kommen Sie rein", sagte der Türsteher, als er Clemens erblickte. "Ich zeig Ihnen alles."
"Ist Silas da?", fragte Clemens.
"Ja. Er ist oben bei einigen Gästen und will nicht gestört werden."
"Ok."
"Hast Du einen Impfpass?", fragte der Türsteher.
"Ja."
Dann holte Clemens seinen Impfpass aus seiner rechten Hosentasche hervor und zeigte dem Türsteher den Impfpass.
"Ich bin zweimal gegen Corona geimpft", sagte Clemens.
"Dann komm rein. Ich bin übrigens - falls Du das nicht weißt - der Joachim", sagte er, als er den Impfpass gesehen hatte.
"Angenehm. Ich bin Clemens."
Dann führte er Clemens rein in die Bar Lizzy´s Eck. Sie gingen kurz darauf durch einen schmalen Gang, der an eine Kasse führte. Dort stand dann ein Mann, der kassierte. Nachdem Joachim ihn zum Kassierer geführt hatte, sagte er": Hier kannst Du bezahlen", sagte der Kassierer zu Clemens.
"O.k."
Dann ging Joachim wieder weg zur Eingangstür. Daraufhin ging Clemens näher zu dem Mann an der Kasse heran und bezahlte den Eintrittspreis. Clemens sah ihn sich genauer an und erinnerte sich. Er kannte diesen Kassierer aus verschiedenen Veranstaltungen. Er erinnerte sich sogar an seinen Namen. Joe hieß er. Er hatte ihn nicht sofort erkannt, weil er früher längere Haare getragen hatte und nun kürzere.
"Hallo Joe. Wie geht s Dir?", fragte Clemens. "Ich hab Dich fast nicht erkannt."
"Ja. Gut. Man muss die Coronazeit überleben und man schlägt sich durch. Wie geht es Dir?", fragte Joe.
"Ja. Gut", antwortete Clemens.
"20 Euro Eintritt kostet das", sagte er.
"Gut."
Dann holte Clemens sein Portemonnaie aus der rechten Hosentasche und bezahlte.
"Da drüben ist die Bar, dann ist da hinten ein Klönzimmer. Wir haben auch Räume für Liebespaare. Sogenannte Rückzugsräume oder "Liebeszimmer". Ein Rückzugsraum ist unten, die anderen sind oben", erklärte Joe.
"Ja. Okay", antwortete Clemens.
Dann wollte er gerade zur Bar gehen, als Silas auf ihn zukam. Er trug eine Coronaschutz-Maske.
"Hallo. Wie geht es Dir. Ich habe gehört, dass Du Corona hattest", sagte Silas.
"Ja. Schwer. Hab ich überstanden", antwortete Clemens.
"Hast Du immer noch Post-Covid-Symptome?"
"Nicht so schlimm", spielte er seine Post Covid-Symptome herunter. "Ich bin genesen. Und nur das zählt für mich! Ich hab sogar einen Genesenenausweis", sagte Clemens.
"Gut, dass es Dir besser geht."
"Daniela ist nicht heute hier?", fragte Clemens noch einmal nach. In der Hoffnung, dass Daniela es sich doch noch überlegt hatte und an diesem Abend gekommen war.
"Es tut mir leid. Aber Daniela konnte nicht kommen", sagte Silas.
"Ja. Verstehe."
"Nicht, dass Du denkst, dass sie Dich nicht will...Sie ist krank. Das hatte ich Dir auch schon geschrieben. Deshalb bin ich hier heute Abend alleine und veranstalte das hier", erklärte Silas.
"Okay. Stimmt. Das hatte sie geschrieben. Ich gucke noch einmal die Nachricht genauer an", antwortete Clemens.
"Ich hab die Räumlichkeiten gemietet. Du weisst....das Immobiliengeschäft ist sehr schwierig. Wir sind ja beide Makler. Aber nur kleine Makler. Da muss man sich was einfallen lassen, um an Geld zu kommen. Sonst ist meine Frau bald weg und sucht sich einen anderen Mann", erklärte Silas.
"Das kann ich verstehen. Meine Freundin Nadja ist auch weg, weil ich zur Zeit nicht viel Geld habe und ich auf Aufträge warten muss", entgegnete Clemens.
"Aber...ich dachte es war zeitweise doch besser? Ich dachte beinahe...ihr kommt wieder zusammen", hakte Silas nach. Denn da Clemens in der Vergangenheit von seinen Konflikten mit Naja und von ihrer Trennung etwas erzählt hatte, wusste er so einiges.
"Naja. Ich hab schon früher gewusst, dass das nicht länger hält. Dann kam November 2021 die Trennung. Und danach hatte ich Corona", erzählte Clemens.
"Was hast Du nur für ein Pech."
"Das kann man wohl sagen."
"Dann amüsiere Dich hier. Hier sind tolle Frauen. Da ist bestimmt was für Dich dabei", meinte Silas. "Denk an die möglichen Zungenspiele."
"Klingt interessant."
"Ich weiss, dass Du diesen Laden Lizzy's Bar noch nicht kennst. Du kennst nur die Melanie's Bar in Berlin, die ich immer für Partys gemietet hatte und Du auch besucht hattest. Und viele von meinen anderen Veranstaltungen in verschiedenen Locations. Aber diese Bar hier kennst Du noch nicht!", sagte Silas.
"Was ist das hier für eine Bar?", fragte Clemens.
"Das ist sehr gemütlich. Das war mal eigentlich ein altmodisches Cafe. Und da drüben konnte man sich mit Cafe und Kuchen in ein Speisezimmer unten setzen. Jetzt ist das Speisezimmer einfach ein Rückzugszimmer. Inoffiziell natürlich. Einfach Schlüssel nehmen und aufschliesen und wenn man sich vergnügt hat abschliessen", erklärte Silas. Er kniff ein Auge zu und lächelte Clemens an. "Du weißt, wie ich das meine. Alles inoffiziell. Das läuft hier so. Ich habe diesen Laden hier gemietet für sowas. Das läuft hier so nachdem das Cafe hier pleite gegangen war und der Laden hier umgebaut worden war", erzählte Silas.
"Okay."
"Und bitte: Erzählte das nicht überall rum!", sagte Silas.
"Nein."
"Aber ich weiß ja...ich vertraue Dir. Wir kennen uns ja schon lange. Wie läuft es bei Dir mit den Immobiliengeschäften?", fragte Silas.
"Ich hatte zuletzt eine Wohnung verkauft. In Köpenick", erzählte Clemens.
"Hat das was gebracht?"
"Ich hatte zwei knapp halbe Millionen-Objekte gehabt. Von 400.000 Euro sind das fünf Prozent für die Maklertätigkeit. Das hatte wenigstens etwas Geld gebracht. 20.0000 sind das, was ich als Makler verdient habe", erzählte Clemens.
"Ist okay", antwortete Silas.
"ich weiss: Deine Objekte, die Du verkaufst sind besser", meinte Clemens.
"Ja. Da verdiene ich gut mit dem Immobilien-Verkäufen, die ich neben diesen Veranstaltungen organisiere", sagte Silas.
"Das ist gut. Dann hast Du gutes Geld verdient. Dann hatte ich eine andere Wohnung für einen Kunden verkauft. Die war 300.000 Euro wert. Ich verdiente daran dann 15.000 Euro", erzählte Clemens.
"Das ist gut."
"Das konnte meine Beziehung zu Nadja aber nicht retten", sagte Clemens.
"Schade. Ich hatte mehr Glück. Ich bin nicht nur Immobilienmakler, sondern auch Veranstalter. Und ich verkaufe gute Immobilien. So habe ich gute Extra-Einnahmen."
"Ja. Das ist gut."
"Ich muss mich entschuldigen. Ich muss arbeiten und mich um die Gäste kümmern. Du kannst Dich an die Bar setzen. Da hinten sitzen auch einige Damen, die lange im Lockdown waren und sehr heiß sind. Und deshalb einen Mann suchen. Vielleicht sogar auf einen Mann wie Dich suchen. Das sind Frauen, die schon lange gewartet hatten. Ich hab gerade aufgemacht und deshalb haben sie noch kein festen Partner für diesen Abend....Das wäre für Dich eine Gelegenheit...", sagte Silas.
Clemens wechselte das Thema.
"Ich dachte eine Zeitlang, Du würdest nur Bar machen..."
"Ich hatte eine Zeitlang nur Bar gemacht. Lief aber nicht. Jetzt aber mit Liebeszimmer läuft es. Ich musste mir was ausdenken", erklärte Silas.
"Okay", antwortete Clemens.
"Dann gehe ich mal. Bis dann. Du kannst ja auch an die Bar gehen. Anja, die Bardame, macht gute Getränke", sagte Silas.
"Ja. Werde ich. Danke", erwiderte Clemens.
Dann ging er weg. Clemens ging dann zur Bar und setzte sich an einen Platz. Dann sprach er die Bardame Anja an. Sie arbeitete dort gerade hinter dem Tresen.
"Ich hätte gerne einen Whisky", sagte Clemens.
"Ja. Gerne", antwortete sie.
Dann nahm die Bardame Anja ein Glas aus dem Schrank, füllte es mit Whisky und schenkte ein. Dann reichte sie ihm das Glas Whisky. Er trank das Glas zügig aus.
"Du bist wohl durstig?", fragte Anja.
"Wissen Sie... Ich war lange nicht mehr unterwegs. Entweder musste ich arbeiten. Oder ich musste mich um meine Ex und meinen Sohn kümmern", antwortete Clemens.
"Was machst Du beruflich?", fragte sie.
"Ich bin Immobilienmakler. Aber nebenbei zeichne ich auch."
Er erzählte etwas aus seinem Leben und wusste später noch nicht einmal, ob er ihr seinen Namen gesagt hatte. Sehr wahrscheinlich hatte er es vergessen. Er holte aus seiner schwarzen Tasche sein DIN A 4-Skizzenbuch und ein Fineliner heraus und fing an die Bar zu zeichnen.
"Das ist ist mein Skizzenbuch. Hier fertige ich meine Skizzen an. Wenn es mit den Immobiliengeschäften nicht so läuft...zeichne ich auch etwas. Wissen Sie... die Preise steigen....", erklärte Clemens.
"Aber Aufträge haben Sie als Makler? Oder arbeiten sie mehr als Zeichner?", fragte die Bardame Anja.
"Ich bin Immobilienmakler. Kenne Silas schon lange. Wir hatten auch Mal früher zusammengearbeitet. Hatten auch zusammen Mal eine Wohnung gesucht. Jetzt in der Coronakrise ist das schwierig. Ich habe eben zur Zeit nur einen Auftrag. Nebenbei zeichne ich. Die Gesichter, die ich zeichne, kann man gerade so eben erkennen", sagte Clemens.
"Wollten sie das beruflich machen?", fragte Anja.
"Ja. Aber meine Eltern erlaubten es damals nicht. Sie meinten, dass man von Kunst nicht leben kann. Sie meinten es nur gut", antwortete Clemens.
"Leben sie noch?"
"Beide gestorben."
Sein Blick fiel plötzlich auf eine hübsche, schwarze Frau, die rechts an der Bar sass. Sie erwiderte seinen Blick und schien zu hören, worüber er sich mit Anja unterhielt. Er sah, dass sie gerade aufstand und es schien, als würde sie auf ihn zulaufen wollen. Dann kam ein Mann mit Glatze - so Mitte Vierzig, der sich zur schwarzen Frau setze. Clemens sah, dass er irgendwas zu ihr sagte. Aber sie winkte aber mit der Hand ab und er ging. Sie schien etwas verärgert zu sein. Dann blickte sie wieder zu ihm. Und zu seinem Malblock. Und auf seine unfertige Zeichnung von der Bar. Und plötzlich stand sie auf ihren Platz auf und ging zu ihm.
"Darf ich mal sehen, wie Sie zeichnen?", fragte die Frau.
"Ja", antwortete Clemens.
Clemens zeigte ihr die Skizze, die er auf dem Malblock gezeichnet hatte...
"Du zeichnest gut", sagte sie.
"Danke", antwortete er.
"Das ist die Bar, die Du gezeichnet hast?"
"Ja."
Hast Du auch andere Bilder, die Du mir zeigen kannst?", fragte sie.
"Ja. Sicher", antwortete er.
Clemens holte einen gelbe Mappe aus seinen schwarzen Aktentasche. Nachdem er die Mappe auf den Bartresen neben seinem Zeichenblock gelegt hatte, machte die Mappe auf. Diese gaben den Blick auf einige anderen Zeichnungen frei, die er in den letzten Monaten gezeichnet hatte. Das waren meistens Portraits, Stillleben und Aktzeichnungen. Clemens wühle weiter in seiner Sammlung von Zetteln und Zeichnungen rum.
"Die sind gut. Zeichnest Du auch was anderes? Zum Beispiel Landschaften?", fragte sie.
"Ja. Fiktive Landschaften", antwortete er. "diese zeichne ich mit meinem anderen Stift", sagte er. "Mit Kugelschreiber."
Er riss das oberste Blatt mit der gezeichneten unfertigen Bar vom Malblock ab und packte es in die gelbe Mappe.
Dann holte er einen Kugelschreiber mit der Aufschrift "Clemens Immobilien" aus der Aktentasche heraus und fing auf einen neuen, weissen Blatt des Malblocks an zu zeichnen an. Eine fiktive Landschaft mit einigen Büro-Gebäuden.
"Ich zeichne sowas gerne. Aber sowas oft auf die Schnelle. Weil ich oft nicht viel Zeit habe, weil ich arbeiten muss. Aber..."
Die schwarze Frau unterbrach ihn. Dann legte sie ihre Hand auf seine Hand.
"Hättest Du Lust mal mich zu zeichnen?", fragte sie.
"Ja. Gerne", antwortete Clemens.
"Wir können uns auch in das Klönzimmer gehen, uns dort an einen Tisch setzen und uns dort unterhalten. Und Du kannst mich dort zeichnen", schlug sie vor.
"Ja. Gerne", antwortete Clemens.
Er riss das Blatt mit der angefangenen fiktiven Landschaft vom Malblock ab und legte es ebenfalls in die gelbe Mappe.
"Wie heisst Du denn?", fragte Clemens.
"Ich bin die Lucy."
"Wohnst Du hier in Hannover?"
"Ja. Und Du?", fragte sie.
"Ich wohne in Berlin", antwortete Clemens.
"Das ist ja toll."
"Ich mache hier einige Tage Urlaub."
"Ja. Gut."
"Möchtest Du was trinken? Ich gebe einen aus", bot Clemens an.
"2 Bacardi-Cola. Für Dich und für mich", antwortete Lucy.
"Gut."
Dann rief Clemens die Bardame Anja zu sich und bestellte zwei Gläser Bacardi-Cola.
"Gut. Zwei Bacardi-Cola", sagte Anja und holte zwei Gläser aus dem Schrank, füllte diese kurz darauf mit Barcardi-Cola und gab ihnen die Gläser.
Dann standen Clemens und Lucy - jeder mit einem Glas Barcardi-Cola in der Hand - von ihren Plätzen an der Bar auf und gingen in das Klönzimmer. Dort fanden sie einen Tisch, an denen sie sich kurz darauf setzten. Dann unterhielten sie sich und nippten einen Augenblick später an ihren beiden Gläsern.
"Was zeichnet Du? Machst Du das beruflich?"", fragte sie.
"Nein. Ich mach das nur als Hobby. Ich war aber mal kurze Zeit Gasthörer an der Udk - Universität der Künste Berlin", erzählte Clemens.
"Ja. Interessant', antwortete sie.
"Mir 35 Jahren habe ich mir nur so einen kleinen Traum erfüllt. Aber davon leben kann ich nicht, ich arbeite lieber als Immobilienmakler. Da kommt man zu mehr Geld."
"Das ist ja toll. Und wie bist Du hierher gekommen?", fragte sie.
"Silas hat mich eingeladen. Er sagte zu mir, dass hier richtig was abgeht. Er hat auch diesen Laden für diese Veranstaltung gemietet. Er macht auch "Special Partys.""
"Ja", antwortete sie.
"So kann ich hier mich für meine Zeichnungen inspirieren lassen. Und vielleicht stelle ich sie mal irgendwann aus", sagte Clemens.
"Das ist natürlich toll", antwortete sie. "Und was sind noch Deine Inspirationen?"
"Fantasie", sagte er.
"Fantasie?"
"Ja. Ich male das worauf ich einfach Lust habe. Und zum Teil eben aus der Fantasie", erzählte Clemens.
"Aber nicht nur?", hakte Lucy nach.
"Wenn ich ehrlich bin....ich versuche etwas zu verarbeiten", erklärte Clemens.
"Ach ja?"
"Da gibt es ja viel heutzutage. Der Krieg. Die Coronakrise."
Doch Clemens hielt es für besser nicht zu viel zu erzählen. Nicht für einen Menschen, der nicht immer offen preisgibt, was er denkt. Schon gar nicht am Anfang. Deshalb sagte er nur ergänzend": Ich finde es einfach schön zu malen. Und auch in dieser Bar gibt es genug Inspirationen."
"Das bestimmt. Dann bist Du auch deshalb hierhergekommen."
"Wie schon gesagt, hat Silas mich eingeladen. Er hatte mir geschrieben, dass hier einiges los sein würde, Dann bin ich aus Berlin hierher gekommen", erzählte Clemens.
"Mit dem Zug?", wollte Lucy wissen.
"Ja. Mit dem Zug."
Clemens machte eine kurze Pause. Dann fragte er": Was machst Du so? Zum Beispiel beruflich?"
"Ich arbeite in der Gastronomie. Aber ich male auch nebenbei. Besonders viel schreiben tue ich. Kurz-Geschichten, Tagebücher...Ich will nämlich Autorin werden", sagte Lucy. Clemens war von ihren Aktivitäten überrascht.
"Das ist ja toll. Und was schreibst du so?", fragte Clemens.
"Ich schreibe über Beziehungen. Das ist toll", antwortete Lucy.
"Das klingt interessant. Gibt es bald auch was zu lesen?"
"Ich suche einen Verlag."
"Ja. Und woher sammelst Du Deine Inspirationen?", fragte Clemens.
"Aus Beziehungen", antwortete Lucy.
"Das ist interessant", ergänzte Clemens.
"Ich lernte mal so einen Mann namens Mike kennen. Er nahm mich mit zu den Special Parties, die Silas so organisierte. War am Anfang witzig. Doch irgendwann wollte ich was anderes. Und es funktionierte mit Mike nicht mehr so. Ich wollte alleine die Kontrolle über mein Leben", erzählte Lucy.
"Ja. Das kann ich verstehen. Wenn das so ein Kontrollfreak war, dann sollte man sich besser vom ihm fernhalten", sagte Clemens.
"Eben", antwortete Lucy.
"Es ist besser Ruhe zu haben."
"Ja."
Dann kam ein anderer Mann an den Tisch. Clemens erkannte den Mann. Es war der Mann, der am Anfang Lucy an der Bar angesprochen hatte.
"Darf ich hier sitzen?", fragte der glatzköpfige Mann.
"Ja", antwortete Clemens.
Der glatzköpfige Mann setzte sich links neben Lucy.
"Ist das Dein Freund?", fragte der Mann Lucy.
"Nein", antwortete sie.
"Kennst du ihn?", hakte er wieder nach.
"Ich kenne ihn nicht. Ich hab nur kurz mit ihm gesprochen", erwiderte Lucy.
Dann sprach Clemens, der rechts neben Lucy sass zu ihr.
"Soll er hier sitzen?", fragte Clemens. "Ich denke ich sollte Dich zeichnen. Da brauche ich Ruhe."
"Ja. Ich will gezeichnet werden."
Dann sprach er zu dem glatzköpfigen Mann": Du kannst hier nicht sitzen. Ich muss Lucy zeichnen", sagte er.
"Okay."
Dann stand er widerwillig langsam auf, blickte Clemens unfreundlich an und ging.
"Der war sauer", sagte Clemens.
"Ja. Ich kenne ihn nicht näher. Der quatscht mich immer nur an. Das nervt", erzählte Lucy.
"Ja. Das kann ich verstehen. Weisst Du zufällig wie er heisst?", fragte Clemens.
"Ja. Er heisst Lars."
Dann blickte Clemens zu dem Mann namens Lars, der gerade aufgestanden war und weggegangen war. Dieser setzte sich kurz darauf einen Tisch weiter auf einen Stuhl und beobachtete von dort aus ihn und Lucy mit bedrohlichen Blick. Man merkte ihm an, dass ihm nicht gefiel, dass Clemens mit ihr redete und ihre Aufmerksamkeit hatte.
Clemens holte seinen Zeichenblock und Fineliner aus der Tasche und begann dann begann dann auf seinem Zeichenblock Lucy zu zeichnen. Das war bei dem dunklen Licht schwierig. Dabei unterhielten sie sich.
"Was zeichnest oder malst Du sonst so?", fragte Lucy.
"Ich zeichne nur nebenbei. Portraits", antwortete Clemens kurz und knapp.
"Das ist interessant."
"Ich hatte einige Probleme gehabt. Ich hatte Corona gehabt mit einem schwereren Verlauf. Dann kommt der Krieg. Das verarbeite ich in meinen Bildern. Sonst beschäftige ich mich nur mit der Suche nach Verkaufs-Objekten", erzählte Clemens.
"Das ist traurig. Verstehe das. Ich hatte im Frühjahr 2020 Corona gehabt", erzählte Lucy.
"Schlimm", antwortete Clemens.
"Es war zum Glück nicht so schlimm. Ich hatte nur keinen Geschmackssinn mehr", erzählte sie.
"Ja."
"Und ich hatte diese Müdigkeit."
"Das verstehe ich. Bei mir was das schon schlimmer. Ich konnte nicht atmen, Nicht sprechen. Nicht schlucken, denn ich hatte auch Bronchitis", erzählte Clemens.
"Ja. Das ist schlimm", antwortete Lucy.
"Dann haben wir Krieg."
"Ja diese Angst", antwortete sie.
"Ich kann oft nicht schlafen."
"Ja. Der Generalsekretär Antonio Satre schloss Atomschlag nicht aus", sagte sie.
"Ja. Wir haben es mit einem unberechenbaren Aggressor zu tun", sagte Clemens.
"Ja. Die Angst ist allgegenwärtig. Die kommt einfach. Man kann sich nicht dagegen wehren. Ich bin froh, dass man hier darüber reden kann. Viele haben Angst in der Öffentlich darüber zu reden, weil sie Angst haben als Selbstdarsteller gebrandmarkt zu werden", sagte Lucy.
"Leider. So schweigen sie lieber."
"Das ist falsch. Manchmal muss es raus. Muss den Weg nach draussen finden. Sonst wird man psychisch oder körperlich krank", meinte Lucy.
"Ja."
"Manchmal kann ich nachts nicht einschlafen, so schlimm ist es mit der Angst", meinte Lucy.
Dann stand sie auf und betrachtete Clemens Bild.
"Das sieht gut aus. Die Ähnlichkeit ist schon da", sagte sie.
"Ja. Ich gebe mir Mühe. Wegen der schlechten Lichtverhältnisse ist es nicht einfach, das Bild zu zeichnen."
"Die Zeichnung will ich haben", sagte Lucy.
"Ich mal das erst einmal fertig", antwortete Clemens.
Natürlich würde sie das Bild nicht kostenlos bekommen, dachte Clemens. Er war ja schließlich in erster Linie kein Künstler (zumindest sah er sich so), sondern Geschäftsmann. Die geschäftlichen Tricks hatte er in seiner Maklerausbildung und in der Praxis gelernt.
"Wo sind denn unsere Getränke geblieben, die wir an der Bar bestellt haben?", fragte sie.
"Stimmt. Ich frage Anja."
Dann stand Clemens auf und ging zur Bar. Dort fragte er die Bardame Anja nach den Getränken.
"Entschuldigung. Hier hab ich sie", sagte sie.
Dann gab Anja ihm die Getränke. Er nahm dann die gefüllten Whisky-Gläser und ging damit wieder in den Aufenthaltsraum. Er wollte gerade zu seinem Platz gehen, als er sah, wie dieser Typ namens Lars, der Lucy vorhin angemacht hatte und er ihn deshalb weggejagt hatte, auf seinen Platz sass. Wütend ging Clemens zu Lars und sagte zu ihm": Entschuldigung. Hier sitze ich. Hier zeichne ich gerade."
"Du willst jetzt zeichnen? Sie soll jetzt nicht hier rumsitzen, sondern endlich nach draussen auf den Hof kommen. Oder in das Rückzugszimmer", sagte er. Er zeigte auf eine Gruppe von Männern, die am Eingang der Tür zum Liebesraum standen.
Dann stand Lars auf und ging zu den Männern. Lucy blickte ihm hinterher und wollte gerade aufstehen.
"Willst Du zu den Männern gehen?", fragte Clemens etwas überrascht.
"Zeichne erst einmal weiter", sagte Lucy.
Dann stellte Clemens die Whisky-Gläser auf den Tisch. Und dann setzte er sich neben Lucy an den Tisch. Dann nahm er seinen Fineliner und Malblock in die Hand und begann weiter zu zeichnen.
"Weisst du eigentlich, dass ich mal als Schauspielerin gearbeitet habe. Und auch zeitweise Schauspielerin werden wollte?", fragte Lucy.
"Das wusste ich nicht", sagte Clemens.
"Doch. Ich hatte sogar mal an einem Filmprojekt mitgewirkt."
"Was war das für ein Film?", fragte Clemens interessiert.
"Kurzfilme. Ich kenne nur den Antonio Ricco, einen Italiener, der in Hannover Filme drehte", erzählte sie.
"Ich kenne ihn nicht. Wohnt er in Hannover?", fragte Clemens.
"Ja."
"Dann hat er sicher ein großes Filmstudio."
"Gar nicht mal. Das Studio ist sehr klein. Nicht größer als die meisten Fotografen haben. Kleines Studio hat er. Aber er dreht mit einfachsten Mitteln. Er hat Sony Alpha S 7 2 -Kameras....Die sind klein und praktisch. Die stellt er auf ein großes Stativ....", erzählte Lucy.
Sie unterhielten sich dann eine Weile über das Thema Film.
"Was magst du denn für Filme?", fragte Clemens.
"Ich guckte heute eher Krimis. Actionfilme, während es früher Horrorfilme waren", antwortete sie.
"Tatsächlich?"
"Tatsächlich. "Halloween". "Hellraiser", "Freitag, der 13." , "Ich weiss, was Du letzten Sommer getan hast", die alten Stephen- King-Filme. Ich mag "Es", "The Stand", "Carrie", "Shining"", erzählte sie.
"Ja. Klasse. Ich gucke mehr Jean-Claude-Van-Damme-Filme. Der Film "Wallstreet" ist auch gut, oder der Film "die Firma" mit Tom Cruise. Ich gucke "Jack Reacher." Jason Borne, James Bond-Filme. Aber ab und zu guck ich auch mal einen Horrorfilm. "1922" von Stephen King ist gut. Sowohl die Geschichte, die ich gelesen habe als auch der Film. Auch die Hannibal Lector -Trilogie ist sehr interessant. Das Schweigen der Lämmer mit Anthony Hopkins ist ein Klassiker, dann die Fortsetzung Hannibal, die nicht mehr ganz so gut war und dann "der rote Drache" mit Edward Norton, der wieder klasse war. Zumindest aus meiner Sicht", sagte Clemens.
"Das Schweigen der Lämmer kenne ich. Ich finde "the Purge" gut. Da dachte ich wirklich den Alarm zu hören in meiner Einbildung. Hatte dann Alpträume. Ich stellte mir vor, dass die Purge-Nacht und das Morden in der Realität beginnt", erzählte Lucy.
"Dann sollte man das besser lassen. Ich gucke heute auch eher Komödien. Western. Action-Filme. Van Damme-Filme und Jacky Chan-Filme. Sylvester Stallone-Filme."
"Sehr interessant."
"Ich mag auch Filme über Kunst. Ich sah zum Beispiel den Film über den Künstler Basquiat. Oder über Jackson Pollock. Der Film Big Eyes ist gut mit Christoph Waltz. Das ist ein Film über die Malerin Margaret Keane, die später eine Zeugin Jehovas wurde", erzählte Clemens.
"Ist mir auch bekannt. Ich hab auch einen Film über Picasso mal geguckt", sagte sie.
"Das ist interessant. "
Dann stand Lucy auf.
"So. Jetzt muss ich raus. Ich gehe jetzt weg in das kleine Rückzugszimmer."
"In das Liebeszimmer?", fragte Clemens.
"Ja", antwortete sie.
Dann ging sie zu der Clique, die vor dem Liebeszimmer standen und aus ungefähr sieben unterschiedlichen Männern unterschiedlichen Alters bestand. Das Alter der Männer reichte von 30 bis 55. Darunter war - das merkte er an dem Akzent - ein Pole, dann war da noch ein Schwarzer dabei, der auch aus Afrika kam und die anderen fünf waren Deutsche. Clemens merkte, wie vertraut Lucy mit ihnen sprach. Das zeigte, dass sie zumindest einige von ihnen schon kannte. Sie plauderten viel! Dann gingen sie durch die Tür ins lila erleuchteten Neben- oder Liebeszimmer.
Clemens wartete eine Weile. Er war frustriert und enttäuscht, dass Lucy das Gespräch so einfach abgebrochen hatte und nun zu den Männern gegangen war. Sie hat eben auch noch andere Männer, dachte er ernüchtert. Plötzlich kam Silas in den Aufenthaltsraum. Er hatte einen Vibrator für Männer in der Hand: Stormy Rotator Full Power XA3. Einen Vibrator, der aus einem Motorsockel und zwei vibrierenden Gummihänden bestand. Als er Clemens sah, sprach er ihn an.
"Hier. Ich hab was Neues. Stormy Rotator XA3", sagte er.
"Was ist das?", fragte Clemens.
"Ein Vibrator für Männer in der Coronakrise. Der Extraklasse. Kostet 200 Euro das Teil", meinte Silas.
"Interessant. Ich hatte auch mal so einen Vibrator ausprobiert. War nicht so mein Ding", sagte Clemens.
"Aber dieses Teil ist Klasse. Massiert alles durch. Man kann die Stärke auch regulieren mit einem Regler. Von mild bis Vollpower."
Dann ging er mit dem Rotator zur Steckdose und steckte den Stecker in die Steckdose. Dann schaltete er ihn an. Und dann fing er an zu vibrieren. Rrrrrrrrrrammmmrrrrr......
"Der ist super", sagte Silas.
"Ich finde auch. Der ist gut", antwortete Clemens.
"Den leih ich Dir für heute Abend. Wenn Du den hast, hast Du gute Karten bei den Frauen", meinte Silas.
"Okay."
"Ich geh dann mal. Gib ihn mir nachher zurück. Das Teil kostet 200 Euro. Ein Klasse Teil."
"Okay."
Dann zog er den Stormy Rotator-Stecker aus der Steckdose und gab ihn Clemens, der ihn dann nahm. Dann testete er ihn aus. Klemmte sein Teil - die Schwanzspitze - zwischen den Silikonhänden des Rotators. Drehte den Regler mal höher und niedriger. Dann ging er zu der Tür, in der Lucy mit der Clique verschwunden war. Einige Herzschläge später betrat er den Liebesraum. Dort hatte eine Blonde gerade Sex mit einem Typen. In der Doggy -Position. Eigentlich war das hier in Silas gemieteten Bar und den Räumlichkeiten "nicht gern gesehen", denn es war offiziell eine seriöse Bar. Das hiess aber nicht, dass es so verboten war, dass "es" zu Konsequenzen d.h. zu Hausverbot führte. Silas schaute im Zweifel bei solchen Handlungen, die mehr als knutschen waren - auch wenn alles auf freiwilliger Basis geschah - einfach weg. Denn er wusste: Viele waren in der Coronakrise seit den Lockdowns 2020 und Frühjahr 2021 sexuell "ausgehungert" und da konnte sowas mal vorkommen in dieser Gegend. Schliesslich wollten sie auch "was erleben" nach der öden Corona-Lockdownzeit vor einem Jahr, in der längere Zeit alle Geschäfte, Vergnügungsstätten, Restaurants, Bars, Sportstudios, Theater, Schulen, Kirchen...geschlossen hatten. Und Silas war froh Gäste zu haben in der Coronakrise und in der Zeit danach, da diese Geld brachten! Vor allem war ihm wichtig: Kohle zu machen. Sei es auch mit einem Schuss Erotik in der Bar! Für alle Fälle hatte er sich rechtlich abgesichert und ein Schild aufgestellt mit der Überschrift "Alles Save bitte", auf dem einige Regeln kurz festgehalten wurden. Falls es mal Ärger gehen würde (man wusste ja nie). Clemens beobachte das Paar und wie Lucy sich gespannt und erregt alles genau ansah. Sie beobachte wie der Mann immer wieder zustiess und die Blonde stöhnte. So wie sie es brauchte oder wollte.
"Ja. Weiter", hauchte sie.
Ein Betrachter hatte die Hose geöffnet und spielte an sich herum. Lucy sah das sofort, ging zu ihm, nahm seinen steifen Stift in den Mund und blies was das Zeug hielt. Wie musste sie ausgehungert sein, dachte Clemens. Das galt für viele Männer und Frauen hier. Und auch für ihn, der in der Coronazeit so abstinent und sexuell ausgehungert war, dass er schon dachte, kein "Teil" in der Hose mehr zu haben.
Nach einiger Zeit war Lucy mit den Mann fertig. Dann zog sie sich aus, legte sich auf die Couch, öffnete ihre Schenkel und machte sich es selbst mit der Hand. Und danach mit einem kleinen Vibrator, den sie aus einer Tasche holte. Viele anwesenden Männer guckten die ganze Zeit zu. Dann war sie fertig und zog sich ihre Kleidung an. Auch der Mann, den sie gerade verwöhnt hatte, zog sich wieder an und ging. Auch das Paar war inzwischen fertig und zog sich ihre Sachen an. Eine Frau mit den braunen Haaren, die einen festen Partner im Arm hatte, blickte zu drei anderen Männern, die sie offensichtlich gut kannte.
"Wir gehen jetzt nach Hause. Wir wohnen gleich ein paar Strassen weiter. Ihr drei, Rudolf, Karsten und Jan, ihr könnt mitkommen. Da machen wir Gang-Bang", schlug sie vor.
"Ja", sagte Rudolf. Dann folgten sie dem Paar.
Lucy blieb jedoch im Nebenraum und blickte ihnen nach, wie sie gingen.
"Sie machen jetzt Gang-Bang in ihrer Wohnung", meinte Lucy. "Am liebsten hätte ich mir das Gebläse angeguckt."
Dann ging Lucy plötzlich zu Clemens.
"Hast du Lust?", fragte sie. Dann blickte sie auf das, was Clemens in der Hand hatte.
"Was hast Du in der Hand?", fragte sie.
"Den hat mir Silas gegeben", sagte Clemens.
"Probieren wir´s," sagte sie. Sie öffnete seine Hose, holte ihn dort raus und blies ihn an. Dann steckte sie das Kabel des Rotators an eine Steckdose an der Wand, schaltete ihn an auf Fullpower und bearbeitete ihn. Als sie merkte, dass sie mit dem Rotator nicht so klarkam, weil er das zu doll vibrierte und sie den falsch hielt, drückte sie wieder Clemens den Vibrator in die Hand. Dann machte er selbst weiter und sie schaute zu.
"Du hältst ihn falsch. Du musst ihn richtig halten", meine Clemens. Nach diesen Worten verlor sie die Geduld und dann in diesem Moment die Lust.
"Mach Du weiter. Ich geb 's auf", sagte sie. Dann ging sie aus dem Raum. Enttäuscht blickte er ihr nach und schaltete den Rotator aus. Auch andere Männer waren unzufrieden, dass sie ging. Plötzlich sah Clemens, dass auch Lars in dem Liebesraum war. Er war ebenfalls unzufrieden. Er blickte zuerst Clemens böse an. Dann die anderen Männer.
"Wann kommt sie wieder?", fragte Lars.
"Ich weiss nicht", sagte ein anderer Mann."
Dann kam plötzlich Silas in den Raum.
"Das ist ein Aufenthaltsraum. Wir haben eine Bar. Geht bitte raus, wenn ihr mit mehreren Personen sexeln wollt. Eigentlich ist der Raum nur gedacht für ein Paar, damit es sich etwas vergnügen kann, wenn die Selbstbeherrschung abhanden gekommen ist. Wenn das Paar die Tür abschließt und dort ein bisschen Küssi-Küssi macht und ein bisschen fummelt, ist das in Ordnung. Mehr nicht. Und den Rest will ich nicht wissen. Aber auf keinen Fall viele Personen. Das gibt zu viel Stress", sagte er.
"Eigentlich ja nicht. Da ist immer einer der aufpasst. Zum Beispiel ich", sagte ein Mann namens Roland.
"Ich weiss, dass Du aufpasst, Roland. Aber ich sage nein. Hier nur ein Paar. Macht es woanders", sagte Silas. " Bei einem Paar bin ich tolerant. Bei zwei Paaren notfalls auch. Aber jetzt sind hier zu viele Leute!"
"Okay. Wir halten uns daran. Wird respektiert", sagte ein anderer Mann, dessen Name Clemens nicht bekannt war.
"Okay, wenn Du das so willst", sagte Roland.
"Ich weiss. Es ist schwer in der Coronakrise", sagte Silas. "Aber macht es draussen und das weiter weg von der Bar. Oder Zu Hause."
"Okay", sagte Roland. "Wir gehen nach draussen."
Dann ging Silas aus dem Liebesraum. Und die Männer unterhielten sich eine Weile. Dann zogen sich alle Männer die ausgezogenen Kleidungsstücke wie Hemd oder Hose an, da sie den Raum verlassen wollten. Clemens blieb etwas verwirrt und ratlos zurück. Wie der Abend wohl noch verlaufen wird?, fragte er sich. Er wollte auch gerade den Raum verlassen, als Lucy - nach einer kleinen Pause - plötzlich an der Tür zum Liebesraum erschien. Sie blieb kurz stehen. Dann ging sie auf die Männer einige Schritte zu und blieb vor ihnen stehen.
"He. Gehen wir nach draussen", sagte sie. Dann ging sie zur Notausgangstür des Liebeszimmers, die nach draussen führte und ging kurz danach durch diese nach draussen. Die Männer folgten ihr nun alle nach draussen. Einer nach dem anderen. Clemens war verunsichert. Auch etwas enttäuscht und frustriert. Er hatte von Lucy einfach in diesen Moment mehr erwartet. Andererseits wurde ihm bewusst, dass er nicht mehr erwarten konnte. Sie war ungefähr 23 Jahre alt und er war 48 Jahre alt. Der Altersunterschied war einfach zu gross zwischen ihnen, um eine feste Beziehung mit ihr einzugehen (die er sich in seiner Phantasie ausgemalt hatte). Und da waren auch zu viele andere Männer, die sie auch toll fanden und von denen sie auch nicht lassen konnte. Sie gehörte zu denen Menschen, die sexuell mehr wollen. Er dachte nach, warum sie am Ende ihres Techtelmechtels ihre Lust an ihn verlor. Aber es lag seiner Meinung nach einfach an dem Rotator. Oder eher daran, weil sie nicht mit ihm umgehen konnte. Und dann noch seine Rüge, dass sie das nicht hinbekam. Das war natürlich im Nachhinein schlecht. Er musste aber die Situation so akzeptieren, wie sie war. Plötzlich erschien Silas an der Tür. Er ging auf ihn zu.
"Na. Wie war 's? Sie heisst Lucy. Sie ist sehr heiss", sagte er.
"Ja. Sehr", antwortete Clemens.
"Sie kommt in letzter Zeit öfters. Sie war in der Coronakrise während des Lockdown sexuell ausgehungert. War einfach zu lange zu Hause eingesperrt und hatte keinen Partner. Da ist sie abgedreht. Hat einfach zu viel Selbstbefriedigung gemacht. Mit Spielzeug aus dem Versandkatalog. Wie so viele Männer und Frauen, die ich kenne und keinen Partner hatten", erklärte Silas.
"Aber sie hat dich sicherlich einen Freund namens Mike gehabt?", fragte Clemens.
"Der hat sie verlassen kurz bevor die Coronakrise im März 2020 begann. Aber das war ein Prolet. Ein aggressiver Mann. Wollte sie nur dominieren. Sie musste immer das tun, was er sagte. Er war es auch immer, der sie zu irgendwelchen Partys mitnahm, so dass sie sich mit anderen Männer vergnügen konnte und er schaute zu. Das mochte er. Und er vergnügte sich selbst mit anderen Frauen- was sie oft eifersüchtig machte. Dann hatte er eine andere kennengelernt. Auch aus Ghana. Dann war 's aus zwischen ihm und Lucy. Und Lucy war dann alleine. Aber anstatt ein normaleres Leben mit einem Partner zu leben, hätte sie daran Geschmack gefunden sich mit wechselnden Partnern zu vergnügen. One-Night-Stands u.s.w...in verschiedene Locations. Wenn man erst einmal damit anfängt, fällt es schwer damit aufzuhören", sagte Silas.
"Ja."
"Dann kam Corona und der Lockdown und alles war vorbei. Alles war plötzlich geschlossen. Sie sehnte sich sehr nach anderen Männern, aber wegen der Coronapandemie und dem Lockdown und weil alles geschlossen war, konnte sie niemanden treffen. So war sie alleine. Hatte nur das Spielzeug. Dann irgendwann war sie kaputt. Eine feste Beziehung und normalen Geschlechtsverkehr (GV) kriegt sie wohl nicht mehr hin oder hat sie kein Bock mehr."
"Woher weisst Du das?"
"Ich hab mit anderen Männern gesprochen und ich hatte auch was mit ihr gehabt. Außer zuschauen und Gang-Bang ist da nicht viel", sagte er. "Es gibt aber auch Männer, sie ähnliche Probleme haben."
"Das ist ja krass", sagte Clemens. Und blickte nervös zum Notausgang. "Wo ist Lucy denn?"
"Draussen. Sie bläst jetzt alles weg. Da bin ich mir sicher. Und dann schaut sie etwas zu , macht es sich selbst und dann geht sie. Mehr macht sie bestimmt nicht. Ich kenne sie."
"Ist das nicht ein bisschen riskant?"
"Sie kennt die meisten Leute. Das sind Stammgäste, die ich hier ständig an der Bar sehe. Nicht jeder sieht gut aus, aber wenn das, was der in der Hose hat stimmt...Ausserdem passt Ronald auf, dass es nicht zuviel ist. Schluss ist beim 7. Schw...."
Dann plötzlich ging die Notausgangtür auf und plötzlich erschienen Lars und Roland. Roland, der viel kräftiger ist als Lars, hatte ihm am Arm gepackt. Erst als sie im Raum weiter reingingen, liess er los.
"Es ist vorbei, die Nummer. Du kannst gehen. Sie will nicht. Kapiert?", sagte Roland im scharfen Ton.
"Ja", sagte er und ging an Silas und Clemens vorbei.
"Will sie Dich nicht?", fragte Silas.
"Nein", sagte Lars.
"Nein heisst bei uns aber nein. So lautet die Regel," erinnerte ihn Silas.
"Das weiss ich schon", maulte Lars.
"Willst Du jetzt gehen?", fragte Silas.
"Ja. Das will ich."
"Dann bis zum nächsten Mal. Bleib cool. Es gibt andere Frauen. Du weisst, wie es oft ist. Manchmal ist Liebe da. Dann erlischt die Liebe oder das Interesse oder schläft in Verachtung um. Und dann kommt ein anderer Mann dran. Es passiert oft dasselbe. Aber bei Männern ist das auch oft so. Erst Liebe. Und dann wird die Partnerin langweilig und ausgetauscht. Das kommt überall vor. Bei Männern und Frauen, bei Homos. Und und und....", so teilte er ihm seine Ansichten und eigenen Erfahrungen mit.
"Ja, leider '"
"Hauptsache, Du schiesst Dir kein Loch in den Kopf."
"Das ist sowieso alles Scheisse. Wir haben immer noch Corona. Und Krieg. Am besten Lebensmittelvorrat anlegen. Jodtabletten kaufen. Wenn es zum nuklearen Krieg kommen würde, ist alles verseucht. Alles ist dann Asche. Alle tot. Der Rest verseucht. Alles kommt sowieso um. Besser wir leben die letzten Tage intensiv, wie es nur geht. Letzte Partys", maulte Lars.
"Und das, wo die Corona- Inzidenzzahlen hoch gehen. Da soll Freedom Day kommen. Alle brauchen keine Masken zu tragen. Und dann haben wir das Problem mit den hohen Corona-Inzidenzzahlen", sagte Silas.
Er lachte zynisch.
"Ja. Als schlimm. Entweder erwischt uns Corona -wenn man Pech hat und einen schweren Verlauf hat oder der Krieg", meinte Lars.
"Seh das nicht so düster. Amüsier Dich. Ihr müsst einfach feiern. Fröhlich sein. Vergessen. Ausserdem. Der Atomschlag kommt vielleicht nicht. Das muss der Generalsekretär und der Verteidigungsminister erst einmal genehmigen. Da müssen drei zustimmen, bevor auf den Knopf gedrückt wird. Und da werden einige nicht mitmachen, weil die ja auch Familie haben und wissen, dass dann alle tot sind - auch Putin bei Atomschlag. Wenn Russland den Erstschlag machen würde und die Amerikaner zurückschiessen würden! Denn: Wenn Russland Atomraketen rüberschickt, dann Amerika auch und dann sind alle tot. Das weiss Putin auch. Ist er so verrückt, dass in Kauf zu nehmen, dass seine Kinder tot sind am Ende? Ist er wirklich so krank oder verrückt?, fragte Silas.
"Ach so", antwortete Lars kleinlaut.
"Aber so wird das sehr wahrscheinlich nicht kommen. Aber ganz ausschließen kann ich das nicht."
"Ich gehe jetzt", sagte Lars.
"Ja. Bis zum anderen Mal. Tschüss", sagte Silas.
Dann überlegte auch Clemens zu gehen. Doch vorher wollte er nach draussen auf den Hof gehen, um zu sehen, was da so heimlich "abging."
Dann ging er durch die Notausgangstür nach draussen. Dort stand im Hof ein Wagen. Um den Wagen hatten sich ungefähr acht Männer versammelt. Und Lucy war dabei. Sie blickten in den Wagen. Clemens ging näher an den Wagen, um zu sehen, was dort geschah und warum sie Männer so guckten. Dort drin trieben es Thomas und Sally aus England. Das Stöhnen hörte man bis nach draussen. Und alle Männer guckten zu. Und Lucy spielte an sich herum während sie zusah. Das ging eine Weile so. Dann wandte sie sich einem Mann zu, griff seinen Stift und nahm ihn in den Mund. Clemens sah nichts Genaues. Er sah nur, wie sich ihr Kopf hin- und her-bewegte. War voll dabei. Dann war sie fertig, leckte sich die Lippen , krallte sich den nächsten Mann, ging vor ihm in die Hocke und tat nur ihn dasselbe. Danach kam der nächste dran. Alle nach der Reihe. Sie genoss es. Dann sprach Roland ein Machtwort.
"So. Jetzt ist Schluss beim fünften Schw... Der Rest geht bitte rein in die Bar."
Einige Männer, die nicht drankamen, maulten.
"Wieso komme ich nicht dran?", sagte einer.
Dann mussten alle anderen ihre Hose zumachen. Was sie auch taten. Und dann gingen sie. Clemens, der immer noch mit dem Rotator in der Hand dort stand, merkte, dass einige, mit denen Lucy schon fertig war, schon gegangen waren. Plötzlich kam Lucy auf ihn zu. Er dachte zuerst, dass sie auf ihn zugehen würde und ihn zu "mehr" auffordern würde. Doch das tat sie nicht.
"Du siehst sehr attraktiv aus", sagte er zu ihr.
"Ja", sagte sie nur.
"Ich hätte Zeit."
Sie ging nur kühl an ihn vorbei ohne ihn anzusehen. Und dann ging sie durch den Notausgang in den Liebesraum. Und dann zur Bar. Er blieb eine Weile verunsichert mit den anderen Männern, die dort übriggeblieben waren, stehen. Dann öffnete sich auch die Wagentür und und Thomas und Sally stiegen aus dem Wagen. Sie sah glücklich und befriedigt aus.
"Wollt ihr schon gehen?", fragte Thomas sie.
"Wir wollen jetzt gehen. Denn ich muss morgen arbeiten", sagte ein Mann.
"Macht ihr jetzt Schluss?"
"Ja. Lucy hatte sich fünf Männer vorgenommen. Und der Rest , der hier steht, kam nicht zum Zuge", erzählte Roland.
"Wieviel denn nicht? Har nicht Lucy ganze Arbeit geleistet?", sagte Thomas scherzend.
"Doch. Aber irgendwann war dann Schluss."
"Dann nehme ich die, die nicht zum Zuge gekommen sind mit. Dann gibt es Blasen im WC. Oder heimlich im Nebenraum, wenn es schnell geht. Das merkt Silas nicht. Und dann ist Schluss", sagte sie.
"Ich kam nicht dran", sagte ein dicklicher Mann um die 40."
"Ich auch nicht", sagte ein anderer, dünner Mann um die 35.
"Ich auch nicht", sagte wiederum ein anderer Mann.
"Okay. Vincent und Frank und der andere Typ da hinten - kommt schnell mal mit. Dann ist aber für heute Schluss. Ich hab genug heute geblasen", sagte sie bestimmt.
Dann gingen Sally und Thomas durch die Notausgangstür in den Liebesraum. Die drei Männer folgten ihr. Dann setzten sich die anderen übriggebliebenen Männer auf einige der Stühle, die im Hof standen. Auch Clemens setzte sich auf einen der Stühle. Es entstand eine Diskussionsrunde.
"Bei Sally dauert das nicht lange. Sie macht es klasse."
"Besonders die Lucy ist klasse."
"Ja. Völlig ausgehungert. Viele Männer und Frauen sind ausgehungert."
"Sie hat es toll gemacht."
"Ja. Völlig ausgehungert. Aber ich bin auch ausgehungert. Viele Männer und Frauen sind ausgehungert. Machten im Lockdown besonders viel Selbstbefriedigung."
"Ja. Darum geht der Toyverkauf in die Höhe. Die werden Millionäre."
"Ja."
Dann ging die Tür auf und Silas erschien.
"Ich denke, dass wir das da draussen nicht mehr machen. Die Nachbarn beschweren sich sonst", sagte er.
"Wo sonst sollen wir was machen? Es ist doch überall nichts los", sagte ein Mann.
"Ja. Hier ist aber nur Bar. Mehr läuft hier nicht. Jedenfalls nicht offiziell. Wenn ihr mehr wollt, geht woanders hin. In den Park, aber nicht hier", sagte Silas.
"Gut. Wir gehen gleich rein", schlug ein Mann vor.
"Ihr könnt hier reden. Mehr nicht. Um 0 Uhr wird hier aber geschlossen. Damit das klar ist", sagte Silas.
"Okay."
Dann ging er rein.
"Er ist ja der Chef. Das muss man respektieren", wies Roland darauf hin.
"So ist das. Das sind die Regeln."
"Wir können mit Sissi nachher in den Park zum Schluss fahren. "
"Meinst Du sie kommt mit?"
"Ich kann nur fünf Personen mit dem Wagen mitnehmen. Der Rest muss leider hier bleiben", meinte ein Mann.
"Okay. Fragen wir Sissi. Sie sitzt an der Bar und quatscht mit einem Mann dort."
"Das ist aber nicht ihr Mann."
"Nein. Ich kenne Sissy schon länger. Hatte mit ihr vorhin gesprochen. Sie wollte es, wusste nur nicht, ob sie schon was anderes hat oder woanders mitfährt. Aber so wie es aussieht, hat sie nichts anders geplant."
"Wo wohnt sie denn?"
"Sie wohnt Hans-Peter-Strasse 17. Ist aber weiter weg Sie hat kein Auto. Da muss sie jemand mitnehmen, denn nachts mit dem Bus zu fahren."
"Kann sie denn kein Taxi nehmen?"
"Hat doch keine Kohle seit der Coronakrise."
"Was macht sie denn?"
"Sie ist Veranstalterin von Events. Die haben es in der Coronakrise schwer."
"Verstehe."
Clemens wusste nicht, wer Sissi war. Das war ihm auch egal. Er war enttäuscht, dass es mit Lucy, die er am Anfang nett fand, nicht mehr lief. Aber es war eben so. Also sagte er kurz "tschüss", ging durch die Tür in den Liebesraum. Dort war niemand. Dann ging er weiter in den Aufenthaltsort zu seinem Tisch, auf dem sein Zeichenblock mit den Stiften lag. Und an dem sich seine Aktentasche befand. Dann setzte er sich hin, legte den Rotator hin auf den Tisch, nahm seinen Block und Zeichenstift und fing an zu zeichnen. Eine Frau gesellte sich zu ihm hin.
"Machst Du das aus Hobby?", fragte sie.
"Ja."
Sie sah auf die Zeichnung.
"Toll machst Du das. Ich zeichne auch", sagte sie.
"Aha", antwortete Clemens.
"Nur als Hobby. Ich hatte Kurse besucht. Darf ich Dich zeichnen?", fragte sie Clemens.
"Ja. Gerne. Ich hab nichts dagegen."
Dann riss er seine angefangene Zeichnung vom Block ab und packte es in die Mappe. Danach gab er ihr seinen Malböock mit der sauberen ersten Seite. Kurz darauf begann sie auf dem Block Clemens zu zeichnen. Kurze Zeit später war sie mit dem Zeichnen fertig und zeigte ihm das Bild. Es war ein missglücktes Kritzel-Kratzel-Bild seiner Meinung nach, aber einen Mund und eine Nase war immerhin zu erkennen. Jedoch hatte die Portraitzeichnung keinerlei Ähnlichkeit mit ihm.
Aber die Frau schien so überzeugt zu sein von dem Bild, dass sie sagte": Ist das nicht toll?"
Clemens runzelte die Stirn.
"Bin ich das etwa?", fragte er etwas kritisch. Dann dachte er, dass es unhöflich wäre ihr die Wahrheit zu sagen, dass das Bild misslungen war und daher sagte er": Es ist ausbaufähig. Aber ich bin Immobilienmakler. Geh mal zu einem Kunstprofessor und lass es beurteilen!"
"Das werde ich besser machen", sagte die Frau.
Dann holte Clemens die unfertige Potraitszeichnung von Lucy aus der Mappe und zu zeichnete das Bild von Lucy (obwohl sie in diesen Moment nicht anwesend war) mit dem Fineliner zu Ende. Inzwischen kamen immer mehr Männer, die das Bild angucken wollten.
Clemens wusste: Bestimmt würden gleich wieder Fragen kommen wie: Kann man davon leben? Verdient man wirklich Geld damit? Bist Du Hobbymaler oder machst Du das professionell? Und dann wieder die Frage: Aber man verdient sich kein Geld damit?
Als er die Zeichnung fertiggezeichnet hatte, nahm er das Bild und legte das Blatt unter den Zeichenblock. Dann nahm er das neue, obere Blatt des Zeichenblocks und zeichnete den Klönraum: Die Couch, die drei Tische mit Stühlen, die Lampen, die Bilder. Doch die Leute gingen nicht weg. Als das neue Bild Konturen annahm, kamen nervige Fragen.
Solche Fragen wie ": Machst Du das aus Hobby? Verdient damit was?"
Clemens antwortete nur kurz und knapp": ich bin Immobilienmakler. Ich zeichnen nur so zum Spaß."
"Aha."
Dann schwiegen sie. Ihm war es auch egal, ob sie die Zeichnung gut fanden oder nicht. Er zeichnete nur JUST FOR FUN, genauso wie der Rest am Abend JUST FOR FUN war.
Dann kam plötzlich Lars an seinen Tisch.
"Du hast gewonnen", sagte Lars.
Clemens verstand nicht, was er wollte.
"Gewonnen? Wo habe ich gewonnen?", fragte Clemens.
"Ja. Gewonnen. Du bist ein toller Entertainer. Ein Showmann", antwortete Lars.
Clemens bekam einen roten Kopf.
"Wer bin ich!? Ein Showman? Das bin ich nicht."
"Ein arrogantes Arschloch. Ein Widerling!"
"Du kennst mich doch dar nicht", sagte Clemens.
"Doch. Das bist Du!", schrie Lars ihn an.
"Das ist Spinnerei. Ich bin nett. Kommunikativ. Nur Du bist ein Looser. Doch Du wirst nicht bei Lucy landen, weil Dein Schwänzchen zu kurz ist und darum bläst sie nicht", sagte Clemens. Denn Clemens war ein Typ, der sich nichts gefallen ließ. Und sich erst Recht nicht mobben oder belästigen ließ.
Er ertönte Gelächter von anderen Männern.
Lars bekam einen roten Kopf.
"DU WIRST NOCH WAS ERLEBEN!", schrie er. Dann ging er raus aus dem Klönraum in Richtung Bar.
"Gewonnen? Ich habe nicht gewonnen. Ich will nur meine Ruhe haben und zeichnen!", schrie er. Idiot, dachte Clemens und zeichnete weiter.
Dann kam plötzlich Lucy auf ihn zu und sie nahm seine Hand.
"Gehen wir in den Rückzugsraum?", fragte Lucy.
"Ja", sagte er.
"Der Silas will Dein Bild haben und er gibt Dir kurz das Zimmer für uns allein. Nimm Deinen Rotator mit. Ich glaube ich gewöhne mich langsam daran."
"Nein. Lieber nicht", sagte er.
"Gut. Dann lass alles stehen und liegen", sagte sie.
"Ja."
Clemens stand auf und liess den Rotator auf dem Tisch liegen. Dann gingen sie beide ins Rückzugszimmer. Als sie dort drinnen waren, schloss Lucy die Tür ab. Sie zog dort zuerst ihre Bluse aus. Kurz darauf öffnete sie seine Hose, bückte sich, nahm seinen Stift in den Mund und bewegte sich auf und ab. Nach kurzer Zeit war sie fertig. Der Rotator nun nicht zum Einsatz. Was für Clemens nicht schlimm war.
"Es hat Spass gemacht", sagte er.
"ja", sagte sie lächelnd.
Dann zog sie ihre Bluse an. Und dann schloss sie die Tür auf.
"Willst du noch meine Nummer? Ruf doch mal an", bot Clemens an.
"Ja. Ich will aber ein Foto von dem Bild machen", sagte sie.
Dann gingen sie aus dem Rückzugszimmer in das Klönzimmer zu dem Tisch, an dem sie an diesem Abend gesessen hatten. Dort lag nur noch die Zeichnung mit dem Block auf dem Tisch und seine schwarze Aktentasche. Die Gläser hatte vermutlich Silas oder die Bardame Anja inzwischen abgeräumt. Clemens blickte durch die offene Tür des Klönraumes zur Bar.
An der Bar war nur noch Anja da. Alle anderen Gästen waren schon weggegangen. Die Frauen hatte zum Glück das hässliche Portrait, was die eine, unbekannte Frau von ihm gemacht hatte, mitgenommen. Zum Glück!
"Du kannst mir Deine E-Mail und Telefonnummer geben. Du kannst Dich melden", sagte Clemens.
"Gib mir einfach Deine Nummer, Adresse und Mail-Adresse. Ich werde mich bei Dir melden", antwortete Lucy hochmütig.
Clemens griff sich seinen Fineliner und seinen Zeichenblock. Dann nahm er vorsichtig das Portrait von Lucy, das er unter diesen gelegt hatte und legte es auf den Tisch. Dann riss er einen neuen Zettel vom Zeichenblock und schrieb darauf seine Telefonnummer, Adresse und E-Mail-Adresse darauf. Dann gab er ihr den Zettel mit der Telefonnummer, Adresse und der Mail-Adresse. Sie nahm den Zettel an sich.
"Ich will noch einmal das Portrait von mir fotografieren", wiederholte sie.
"Ja. Bitte. Du kannst die Zeichnung fotografieren."
Dann nahm er das Portrait und gab es ihr. Sie legte das Bild vor sich auf den Tisch.
Dann holte sie ihr Handy aus der Tasche und fotografierte schnell das Bild mehrmals. Dann steckte sie wieder ihr Handy in ihre Hosentasche. Sie liess das Bild liegen, nahm ihre Jacke und ihre Tasche, sagte kurz "tschüss" und verließ ohne ihn anzublicken Lizzy 's Bar.
"Halt. Warte. Wo willst Du hin?", rief Clemens ihr noch nach. "Wartest Du auf mich? Ich muss mir erst noch die Jacke anziehen, mein Bild einpacken, an der Bar die Rechnung bezahlen!", rief er ihr nach.
Doch es war zu spät. Sie war einfach weg. Was ihn sehr enttäuschte. Er blickte sich nach Silas um. Auch er war nicht mehr da. Was schade war, denn er wollte noch mit ihm reden oder sich wenigstens von ihm verabschieden. Er sah sich weiter um. Inzwischen war niemand mehr in Lizzy 's Bar. Es war nur noch die Bardame Anja an der Bar, die gerade die Gläser abwusch.
Er holte seine gelbe Mappe aus der Tasche, öffnete sie und legte sie auf den Tisch. Dann griff er sich das Portraitbild von Lucy, das auf dem Tisch lag und legte es in die gelbe Mappe, die er schnell wieder schloss. Dann packte er die gelbe Mappe, den Zeichenblock und die Stifte in seine Aktentasche, in der sich auch seine Immobilienmappe befand und zog seine Jacke an. Auch seinen Impfpass legte er schnell in die Aktentasche. Dann nahm er die Aktentasche in seine linke Hand. Da er den Stormy Rotator, der auf dem Tisch lag, abgeben wollte, nahm er ihn in die rechte Hand und ging damit und mit der gepackten Aktentasche zur Bar. Dort sprach er die Bardame Anja an.
"Ist Silas da?", fragte Clemens.
"Er ist schon weg. Wir machen Feierabend. Fast alles Gäste sind schon weg."
"Oh...dann bin ich der Einzigste, der noch da ist."
"So ist es."
Dann reichte er ihr den Stormy Rotator. Sie nahm ihn entgegen und legte ihn in eine Schublade hinter dem Bartresen.
"Es ist gut. Du kannst den Rotator bei mir abgeben. Ich gebe den Rotator dann Silas."
"Gut. Ich muss jetzt auch gehen und will daher zahlen."
Sie holte blitzschnell die Rechnung, die sie auf den Tisch gelegt hatte.
"Das macht 26 Euro. Weil Du 4 Whisky bestellt und mit Lucy getrunken hattest..."
Dann holte er sein Portemonnaie aus der Hosentasche und bezahlte.
"Schade, dass Silas schon weg ist."
"Er ist gerade gegangen. Ich mach auch Schluss. Ich mache noch etwas die Kasse. Dann wird Lizzy's Bar heute zugemacht", sagte Anja.
"Okay. Dann gute Nacht", sagte Clemens.
"Gute Nacht ", sage sie. Dann ging Clemens. Er sah noch, als er Lizzy`s Bar verliess, wie Anja das Licht überall ausmachte.
Dann ging Clemens alleine und deprimiert durch die dunkle Straße. Nur ganz selten fuhr mal ein Auto zur später Stunde durch die Straße. ,
Was hatte er verkehrt gemacht im Umgang mit Lucy am Schluss?, fragte Clemens sich. War er zu aufdringlich gewesen? Wie war die Situation zu verstehen? Er wusste es nicht. Wahrscheinlich war Lucy lange Zeit - wie Silas sagte - sexuell ausgehungert und hatte nur Vergnügen gesucht. Mehr war da sicher auch nicht. So war es eben. Er musste das akzeptieren.
Clemens ging schnell durch die Straßen, erstens weil es sehr dunkel und unheimlich war und er zweitens noch rechtzeitig ein Hotel finden wollte um diese späte Uhrzeit. Er dachte permanent an Lucy. (Während er an Nadja weniger dachte. Und was Daniela betraf, wusste er in diesem Moment nicht, was er von ihr halten soll). Eigentlich wäre es besser gewesen, wenn Lucy jemand nach Hause gebracht hätte in der Dunkelheit. Aber sie wollte es eben so. Er musste ihren Wunsch respektieren - auch wenn das aus seiner Sicht sicher keine gute Entscheidung war.
Dann sah Clemens in der Ferne auf der Straße eine dunkle Gestalt über die Straßen laufen. Sie verschwand etwa 50 Meter vor ihm in einer Hecke. In diesen Moment hörte er ein Geräusch. Es klang wie ein Frauengeschrei. Aber er war sich nicht sicher, was das genau war. Es könnte auch ein Tier oder was anderes gewesen sein! Dann dachte er plötzlich an Lucy. War ihr vielleicht was passiert? Er ging deshalb zu den Büschen, um nachzusehen, ob Jemand (vielleicht Lucy) Hilfe brauchte.
Eigentlich wäre es besser gewesen, wenn jemand Lucy nach Hause gebracht hätte in der Dunkelheit, dachte er schon wieder. Als er sich dem Gebüsch näherte, sah er, dass die Gestalt verschwunden war. Dann sah er plötzlich auf dem Boden am Gebüsch etwas längliches liegen. War es eine Person? Doch das könnte auch eine Einbildung sein. Dann spürte er hinten am Kopf einen heftigen Schlag. Er hielt seinen Kopf. Dann blickte er auf die Hand. Es war flüssig, dunkel und warm. Es war Blut. Dann spürte er erneut einen Schlag auf den Kopf. Er fiel dann zu Boden und wurde für eine kurze Zeit bewusstlos. Eine ganze Zeit lang er benommen auf dem Boden. Später hörte er Motor-Geräusche in der Ferne. Und es schien als ob er aus einem Tiefschlaf erwachen würde. Er drehte den Kopf nach rechts. Er konnte nur verschwommen wahrnehmen, dass jemand weglief. Dann hörte er links von seinem Kopf wieder diese Motorgeräusche und er drehte vorsichtig den Kopf nach links. Er sah etwas auf ihn zukommen! Dann tauchten in der Ferne Scheinwerferlichter auf. Er realisierte jetzt: Es war ein Wagen, das auf ihn zukam. Es war ein Taxi! Und es kam näher und hielt dann am Strassenrand nicht weit weg vom ihm. Der Taxifahrer stieg aus, nachdem er realisiert hatte, dass da ein Mann auf dem Fussgängerweg lag. Er lief sofort zu Clemens.
"Hallo? Ist alles in Ordnung?", fragte der Taxifahrer.
"Ja. Können Sie mich wegbringen?", fragte Clemens.
"Was ist passiert?"
"Ich würde überfallen. Niedergeschlagen."
"Sie bluten ja am Kopf."
"Jemand hatte mir auf den Kopf geschlagen."
"Warten Sie. Ich gebe Ihnen ein Taschentuch."
Dann holte der Taxifahrer ein Taschentuch aus der Tasche und gab es Clemens, der sich das an die Kopfwunde hielt.
"Ich wurde niedergeschlagen", sagte Clemens.
"Wer war es?", fragte der Taxifahrer.
"Keine Ahnung", antwortete Clemens.
"Wissen Sie was? Ich nehme Sie mit."
"Danke. Vielen Dank?", sagte Clemens.
"Ich fahre Sie ins Krankenhaus, denn Sie bluten am Kopf", schlug der Taxifahrer vor. Er hakte Clemens unten den linken Arm und hob ihn hoch. Als Clemens stand, fasste er an seinen Kopf und an seine blutende Kopfwunde. Sie standen etwa eine Minute eingehakt auf dem Gehweg.
"Ich will nicht ins Krankenhaus. Es geht schon. Besser zur Polizeiwache", sagte Clemens.
"Aber wenn die Wunde doch größer ist? Es ist besser ins Krankenhaus zu fahren", riet ihm der Taxifahrer.
Doch Clemens lehnte das ab.
"Es geht schon. Vielleicht später. Zuerst will ich zur Polizei. Der Täter muss geschnappt werden", sagte er.
Der Taxifahrer willigte ein.
"Gut. Ich fahre Sie zuerst zur Polizei", sagte er. Er gab ihm erneut ein Taschentuch. Und ging er mit ihm eingehakt im linken Arm in Richtung Taxi. Die letzten Meter zum Taxi konnte Clemens jedoch alleine laufen. Dann stiegen sie ins Taxi: Der Taxifahrer setzte sich vorne ans Steuer und Clemens setzte sich auf den Beifahrersitz. Wenig später fuhren sie los. Während der Fahrt durch die dunklen Strassen unterhielten sie sich.
"Der Mann, der Sie niedergeschlagen hat. Kannten sie ihn?", fragte der Taxifahrer.
"Nein", antwortete Clemens.
"Warum hat er Sie überfallen. Wollte er nur ihr Geld?"
"Ja. Vermutlich", sagte er. Clemens erzählte jedoch nicht mehr.
"Es wimmelt auf der Welt von Verrückten. Jetzt haben wir auch noch Krieg", sagte der Taxifahrer.
"Ja", antwortete Clemens.
"Woher kommen Sie?", fragte er.
"Aus Berlin."
"Dann mache ich Sie darauf aufmerksam, dass bestimmte Ecken hier in Hannover gefährlich sind. Besonders nachts."
"Wirklich?", fragte Clemens.
"Ja. Da sind abends manchmal Kriminelle unterwegs. Besonders hier in dieser Gegend. In der Nähe der Breitenstrasse", erzählte der Taxifahrer.
"Ja."
"Sie waren auf einer Party?", fragte der Taxifahrer.
"Ja. Lizzy 's Bar", antwortete Clemens.
"Kenne ich nicht."
"Ist aber okay."
"Kann sein."
Der Taxifahrer fuhr noch eine Weile und stellte Fragen, die Clemens dann mit Mühe beantwortete. Denn er war ziemlich angetrunken und müde. Clemens hielt etwas später, als er etwas wacher wurde, sein Handy hoch über seinen Kopf, hielt die Handy-Kamera auf seine Kopfwunde gerichtet und drückte ein paar Mal die Aufnahmetaste. Dann guckte er sich die Fotos in seinem Handy während der Fahrt an. Sie waren gut geworden.
"Sind die Fotos was geworden?", fragte der Taxifahrer.
"Ja. Sind gut geworden. Die Fotos können als Beweis für die Polizei interessant sein", antwortete Clemens.
"Ja. Ich hoffe, dass die Polizei den Täter findet."
"Ich hoffe es auch."
Dann erreichte sie eine Polizeiwache (Dienststelle 11) und der Taxifahrer fuhr dort auf den Parkplatz. Dort stiegen sie aus. Clemens torkelte etwas, weil er sich etwas schwach und müde fühlte und etwas angetrunken war.
"Geht das? Soll ich Dich stützen?", fragte der Taxifahrer.
"Das geht schon. Ich habe etwas zu viel getrunken", sagte Clemens.
Dann gingen sie in die Empfangshalle der Polizeiwache. Dort empfing sie ein Polizeibeamter.
"Was kann ich für sie tun?", fragte ein Polizeibeamter. Clemens blickte auf ein kleines Schild an seiner Uniform. Dort auf dem Schild stand Torben Drechsler.
"Ich bin Clemens Stahlmeyer. Ich wurde überfallen. Niedergeschlagen. In der Nähe Breitenstrasse", sagte Clemens.
"Und ich bin Fiedler, der Taxifahrer", so stellte sich der Taxifahrer vor. "Jochen Fiedler." Er erzählte kurz, was passiert war.
"Kommen Sie beide dann in mein Büro", sagte Herr Drechsler.
Dann gingen sie durch eine Glastür und dann durch einen dunklen Gang. Wenig später gingen die durch eine Tür links und kamen in ein ein Büroraum. Dort sassen zwei Männer vor dem Computer an einem Berg voller Akten. Vor ihm waren zwei Schildern mit ihren Namen. Karsten Lütz hieß der eine, Peter Feldmann der andere.
"Guten Abend. Sie wünschen?", fragte der Polizeibeamte Karsten Lütz.
"Dieser Mann wurde überfallen", sagte der Polizeibeamte Drechsler.
Dann zeigte er auf zwei Stühle, die sich direkt vor dem Tisch gegenüber den beiden Männern am Schreibtisch befanden und sagte": Setzen Sie sich bitte."
Dann setzten sich Clemens und Jochen Fiedler sich auf die beiden Stühle. Und Torben Drechsler auf einen anderen Stuhl im Raum am Fenster. Dann fing der Beamte Lütz am Schreibtisch sie zu befragen.
"Wie heißen Sie?", fragte Lütz.
"Ich heiße Clemens Stahlmeyer."
Dann fragte er den Taxifahrer.
"Ich bin nur der Taxifahrer. Ich hab ihn auf der Straße gefunden und nur hierher gefahren. Mehr weiss ich nicht", berichtete der Taxifahrer. Dann ergänzte er": Jochen Fiedler ist mein Name."
"Gut. Dann werde ich Sie nacheinander befragen. Fangen wir mit Herr Stahlmeyer an. Was ist passiert?", fragte der Polizeibeamte Lütz.
"Ich war in Lizzy 's Bar. Ich hatte einen schönen Abend gehabt. Lernte eine Schwarze Frau kennen. Lucy hieß sie. Wir redeten. Ich erzählte von meiner Arbeit. Ich bin Immobilienmakler", erzählte Clemens.
"Gut. Und weiter?", fragte der andere Polizeibeamte namens Peter Feldmann.
"Dann kamen wir auf das Thema Kunst. Ich erzählte, dass ich aus Spaß zeichnete und Sie wollte dann gezeichnet werden. So zeichnete sich sie, weil sie das unbedingt wollte. Sie verließ dann die Bar."
"Um wieviel Uhr?", fragte der Beamte Torben Drechsler.
"Um 0 Uhr. Ich wollte sie dann nach Hause bringen. Ich verliess die Bar und ging dann durch die Straße. Da sah ich einen Mann über die Straße laufen. Von der gegenüberliegenden Straßenseite auf meine Straßenseite. Dann hörte ich ein Geräusch. vermutlich war es ein Schrei. Ein Schrei von einer Frau vermutlich. Das kam von einigen Büschen, die rechts am Weg auf der rechten Straßenseite befanden. Ich ging in die Nähe der Busches, um nachzusehen. Dort sah ich eine Person auf dem Boden liegen. Wer das war, konnte ich nicht erkennen. Ich wollte zu der Person auf den Boden hinlaufen. Da schlug mir jemand von hinten auf den Kopf. Dann wurde ich bewusstlos. Dann kam ein Taxifahrer und der Mann lief weg. Rettung in letzter Not", berichtete Clemens. Er erzählte alles ausführlich.
Dann fragte der Polizeibeamte Lütz den Taxifahrer.
"Und Sie sind der Taxifahrer, der ihn auf dem Gehweg gefunden hatte?", fragte Lütz.
"Ja. Ich hab ihn dann mit dem Taxi mitgenommen. Weil ich helfen wollte", sagte Jochen Fiedler.
"Und haben sie den Täter weglaufen sehen?", fragte der Beamte Feldmann.
"Nein. Herr Stahlmeyer lag nur am Boden. Alles andere habe ich nur von Herrn Stahlmeyer gehört", berichtete Jochen Fiedler.
"Gut. Dann frage ich erst mal Herrn Stahlmeyer", sagte Lütz.
"Ja."
"Wurde was gestohlen?", fragte der Beamte Feldmann.
"Nein", antwortete Clemens.
"Haben Sie nachgeguckt, ob das Geld noch im Portemonnaie ist?", fragte der Polizeibeamte Feldmann.
"Ja. Geld ist noch da."
"Warum hat er Sie niedergeschlagen. War es ein versuchter Raub? Oder gab es Streit?", fragte Torben Drechsler.
"Weiss ich nicht. "
"Das Motiv wissen Sie nicht?", fragte Lütz ungeduldig.
"Nein. Ich weiss nur...ich wurde niedergeschlagen und fiel zu Boden. War kurz bewusstlos", erzählte Clemens.
"Wie lange ungefähr?"
"Weiss nicht nicht. Ich weiss nur, dass ich am Boden lag. So einige Minuten vermutlich. Und er ist weggelaufen. Mehr weiss ich nicht."
"Hmmm. Konnten Sie ihn wirklich nicht erkennen?", der Polizeibeamte Feldmann.
"Nein. Er war zu weit weg. Und es war dunkel", antwortete Clemens.
"Das ist schlecht, wenn Sie ihn nicht erkannt haben. Dann würden wir ihn nicht finden", meinte Karsten Lütz.
"Ich merke, dass Sie etwas angetrunken sind, Herr Stahlmeyer", sagte Peter Feldmann.
"Ja. Ich hatte einiges getrunken", erwiderte Clemens.
"Gut. Dann sollten wir ein Alkoholtest machen", schlug Lütz vor.
"Ja. Das unbedingt", meinte der Kollege Feldmann.
"Warum?", fragte Clemens.
"Für unsere Ermittlungen und weiteren Verlauf des Gesprächs. Sie wollen ja sicher eine Anzeige machen gegen den Mann, der Sie niedergeschlagen hat", meinte Feldmann.
"Ja."
"Also. Herr Kollege Lütz macht das mal eben. Einmal pusten ganz kurz."
Dann stand der Kollege auf und ging mit dem Alkoholtest zu Clemens. Clemens pustete. Dann ging er zu seinem Schreibtisch und sah sich den Alkoholtest genau an.
"Sie haben 1,7 Promille. Da haben Sie einiges getrunken."
"Ja."
"Gab es Streit in der Lizzy 's Bar? Oder irgendwas, was auffällig war?"
"Da war so ein...Mist. jetzt fällt mir der Name nicht ein."
Er meinte Lars. Doch in diesem Moment fiel ihm der Name nicht ein.
"Der wollte sich an Lucy ranmachen. Sie hatte aber keinen Bock auf den Typen und hatte ihm eine Abfuhr erteilt. Der war dann aber weggegangen", erzählte Clemens weiter.
"Bevor die Lucy gegangen ist?", fragte Peter Feldmann.
"Ja."
"Mehr war aber nicht passiert?", fragte Karsten Lütz.
"Nein."
"Und den Namen wissen Sie auch nicht?"
"Nein. Fällt mir nicht ein."
"Ohne Namen können wir nichts machen", meinte Lütz.
"Ich hab Corona gehabt. Schwer. Habe Post-Covid-Symptome. Dazu gehörten Konzentrationsschwierigkeiten... Ich kann mich an einige Sachen schlecht erinnern", erklärte Clemens.
"Gut. Das verstehen wir. Aber jetzt haben Sie kein Corona?", fragte Feldmann.
"Solche Symptome wie Niesen, Husten habe ich nicht."
"Dann werde ich mir Ihre Wunde am Kopf angucken. Sie ist auf dem Hinterkopf?", fragte Lütz.
"Ja."
Dann ging der Polizeibeamte Lütz zu Clemens und sah sich die Beule an.
"Da ist was. Da haben Sie wirklich was auf den Kopf bekommen. Oder die Wunde entstand, als Sie auf der Boden gefallen waren. Da bin ich mir nicht sicher", sagte Lütz.
"Jemand hatte mir von hinten auf den Kopf geschlagen", sagte Clemens.
"So sieht es aus. Sie sollten zum Arzt gehen."
"Das geht schon."
"Sie sollten unbedingt zum Arzt oder in die Notaufnahme gehen. Die geben Ihnen ein Untersuchungsprotokoll. Dann machen Sie eine Strafanzeige und legen das Protokoll dazu", riet ihm Lütz.
"Ja. Werde ich wahrscheinlich machen. Ich könnte auch ein paar Fotos dazulegen", sagte Clemens.
"Fotos sind gut. Um so mehr wie haben, desto besser ist das für die Ermittlungen. Schicken Sie das an Lütz@dienststelle 11..."
Dann holte Clemens sein Handy aus der Tasche, hielt es in Richtung seines Kopfes. Und drückte ein paar mal die Auslösetaste.
"lch schicke ihnen die Fotos", sagte Clemens.
Dann schickte er sie an den Kollegen von der Dienststelle 11..."
Sie warteten kurze Zeit. Dann kam die Mail bei dem Kollegen Lütz an.
"Ich hab die Mail mit den Fotos bekommen", sagte Lütz.
"Gut."
"Sind die Fotos gut geworden?", fragte Clemens.
Der Kollege Lütz antwortete erst nicht, da er sich die Fotos erst ansah. Dann sagte er": Ja. Habe ich bekommen. Die sind okay."
"Das ist gut."
"Und jetzt geben ich Ihnen ein Pflaster."
"Es ...geht schon. Es ist...nicht schlimm", meinte Clemens.
"Sie haben eine Verletzung", wies Lütz darauf hin.
"So schlimm ist es nicht. "
"Ich gebe ich Ihnen ein grosses Pflaster. Oder Verband."
Lütz stand von seinem Schreibtisch auf und ging zur Tür. Dann verliess er den Raum, um ein Pflaster oder ein Verband zu holen. Wenig später kam er mit einem Pflaster und einem weissen Tuch zurück. Er ging zu Clemens und wusch dann die Wunde an seinem Kopf aus, legte ein Stück vom Verband auf die Wunde und klebte über Kreuz zwei Pflaster darüber.
"Das ist nur provisorisch. Sie sollten zum Arzt gehen. Die geben Ihnen ein Untersuchungsprotokoll. Dann machen Sie eine Strafanzeige und legen das Protokoll dazu", riet ihm Lütz.
"Ja. Werde ich wahrscheinlich machen. Ich könnte auch ein paar Fotos dazulegen. Ich hatte sie im Taxi von meiner Wunde geschossen. Die kann ich Ihnen jetzt auch schicken", schlug Clemens vor.
"Fotos sind gut. Um so mehr wie haben, desto besser ist das für die Ermittlungen. Schicken Sie das wieder an Lütz@dienststelle 11..."
Dann holte Clemens sein Handy aus der Tasche und ging dort auf die Fotogalerie. Er sah sich die Fotos von seiner Kopfwunde an. Sie waren gut geworden. Besser, als die Fotos, die er zuerst geschickt hatte.
Dann schickte er sie wieder an den Kollegen Lütz von der Dienststelle 11..."
Sie warteten kurze Zeit. Dann kam die Mail bei dem Kollegen Lütz an.
"Ich hab auch die neue Mail mit den Fotos bekommen", sagte Lütz.
"Gut", antwortete Clemens.
Lütz guckte sich die Fotos genau an.
"Sind die Fotos gut geworden?", fragte Clemens.
Der Kollege Lütz antwortete erst nicht, da er sich die Fotos in Ruhe ansah. Nach kurzer Zeit sagte er": Ja. Die sind okay."
"Das ist an der Breitenstrasse passiert?", fragte der Polizeibeamte Feldmann.
"Ja."
"Und von dieser Lucy haben Sie keine Telefonnummer? Die würde ich gerne befragen", fragte Feldmann.
"Nein. Hab ich nicht."
"Dann hatten sie nicht näher Kontakt?", fragte Lütz.
"Nein."
"Gut. Dann werden sich zwei Kollegen auf der Straße an der Lizzy Bar umsehen."
Dann nahm der Kollege Lütz sein Handy aus der Tasche und versuchte die Kollegen Klaus Franke und Hans Geiss in einem der Wagen, die dort in der Nähe auf Streife unterwegs waren, zu erreichen. Wenig später hatte er den Kollegen Hans Geiss am Handy.
"Ich hab hier einen Mann. Der wurde überfallen. Er hat auf dem Boden eine Frau entdeckt. Sie lag an der lag an der Breitenstrasse an den Büschen....in der Nähe von Lizzy 's Bar. Können Sie mal nachschauen? Auf der Straße und in den Büschen dort. Und da war ein Mann weggelaufen. Leider kann er ihn nicht beschreiben...", erzählte Lütz.
Er erzählte alles, was Clemens ihm erzählt hatte.
"Okay. Wir sehen mal nach", sagte Hans Geiss.
"O.k."
Dann warteten sie einige Minuten. Dann guckte der Taxifahrer Jochen Fiedler auf die Uhr.
"Ich muss gleich los. Ich warte aber noch einige Minuten", sagte Fiedler.
"Okay. Sie können noch etwas warten und Sie nehmen mich wieder mit zu einem Hotel", warf Clemens ein.
"Ja."
Danach redeten sie nur wenig. 15 Minuten später klingelte bei dem Beamten Lütz das Handy. Er nahm das Handygespräch an. Es es war Kollege Geiß am Handy.
"Hallo. Haben sie was gefunden?", fragte Kollege Lütz.
"Wir haben überall nachgeschaut. Da ist nichts. Da liegt keine Person am Boden - weder tot noch lebendig", berichtete Geiss.
"Haben Sie alles abgesucht?", fragte der Polizeibeamte Lütz.
"Ja", antwortete Geiss.
"Keinen Verdächtigen gefunden?"
"Nein. Nichts. Wir konnten keinen Verdächtigen finden."
"Aber da lag einer in den Büschen!", schrie Clemens. "Haben Sie in den Büschen nachgesehen. Da müssen auch Blutspritzer sein!"
"Da war nichts. Nichts auffälliges."
Clemens sass nur versteinert auf seinem Stuhl.
"Nichts gefunden?", fragte Clemens.
"Nein. Gar nichts."
Dann verschränkte Lütz seine Arme.
"Sie sagten, Sie sahen einen Mann über die Strasse laufen. Haben ihn aber nicht genau erkannt. Warum haben Sie ihn nicht erkannt? Lag es daran, weil es zu dunkel war oder weil Sie betrunken waren?", fragte Lütz kritisch.
"Ich war zwar betrunken...habe ihn aber genau gesehen. Zumindest weiß ich, dass es ein Mann war", antwortete Clemens.
"Ja. Dann beschreiben Sie ihn mir. Hatte er blonde Haare gehabt? Braune Haare gehabt?", fragte Torben Drechsler.
"Das konnte ich nicht erkennen. Ich glaube er trug eine Mütze über den Kopf", entgegnete Clemens.
"Mit Vermutungen kommen wir nicht weiter", sagte Peter Feldmann.
"Sind Sie sicher, dass das ein Mann war, wenn Sie ihn nicht beschreiben können, wie er aussah?", fragte der Polizeibeamte Lütz.
"Ja. Das war ein Mann."
"Wissen Sie was ich vermute? Ich glaube, sie waren einfach betrunken von einer Party gekommen und sind besoffen umgekippt. Deshalb die Wunde am Kopf", rückte jetzt Lütz mit seiner Vermutung raus.
"Das glaube ich auch", meinte Peter Feldmann.
"ICH WAR NICHT SO EXTREM BETRUNKEN!", schrie Clemens.
"NUN REISSEN SIE SICH ZUSAMMEN. ODER ICH LASSE SIE IN EINE AUFNÜCHTERUNGSZELLE BRINGEN!", schrie Lütz.
Dann schwieg Clemens. Nach kurzer Zeit sprach er weiter.
"Das war ein Mann, der mich hinten niedergeschlagen hat."
"Ja."
"Wir werden uns noch einmal die Fotos genau anschauen...", sagte Feldmann.
"O.k."
Dann fragte der Mann den Taxifahrer Fiedler.
"Haben Sie was gesehen , Herr Fiedler?"
"Nein. Ich sah nur den Herrn Stahlmeyer auf der Straße liegen. Da hatte ich geholfen. Mehr nicht", antwortete Fiedler.
"Haben Sie keinen Mann gesehen, der ihn niedergeschlagen hat?"
"Nein. Absolut nichts."
"Halten Sie es für wahrscheinlich, dass es einfach betrunken war und gestürzt war?"
"Ja."
"Sie waren ja nicht dabei als es passiert war. Aber ...Danke schön. Jetzt glaubt mir hier keiner", sagte Clemens etwas verbittert.
"Wir können erst mal gar nichts dazu sagen. Wie müssen erst einmal Beweise sammeln. Dann können wir uns ein abgerundetes Bild davon machen", sagte Peter Feldmann.
"Was soll ich jetzt tun?"
"Sie können eine Anzeige gegen Unbekannt machen. Da Sie uns nicht beschreiben können, wie er aussah, weil sie nichts erkennen konnte, wird es sehr schwer sein ihn zu finden. Es sieht schlecht aus. Wir werden ihn vermutlich nicht finden und - falls Sie eine Anzeige machen, wird der Staatsanwalt die Anzeige nicht weiter beachten...", meinte Lütz.
Clemens unterbrach ihn.
"Ich kann es ja nicht ändern. Der Angriff kam überraschend. Sie glauben mir nicht. Sie denken ich war besoffen, hingefallen und hatte mir dann die Kopfwunde zugezogen. "
"Laut den Spuren sieht es für uns so aus", sagte Peter Feldmann.
"Und was jetzt?", fragte Clemens.
"Wie schicken nicht einmal einen Streifenwagen dahin. Sie können eine Anzeige gegen Unbekannt machen und dann müssen wir abwarten. Mehr können wir im Augenblick nicht tun", sagte der Polizeibeamte Feldmann.
"OK...ich verstehe. Der Fall ist für Sie erledigt", antwortete Clemens etwas verärgert.
"Sie sollten zum Arzt fahren. Ins Krankenhaus", riet ihm der Polizeibeamte Lütz.
"Nein. Das ist nicht nötig. ich gehe jetzt."
"Wollen Sie Anzeige aufgeben?", fragte Torben Drechsler.
"Nein. Es bringt ja sowieso nichts."
"Okay. Wie sie wollen. Dann bringen ich Sie beide raus."
"Ich muss auch los. Ich muss noch Taxi fahren. In dieser Nacht. Ich muss Geld verdienen", sagte der Taxifahrer Joachim Fiedler.
"Ich bedanke mich für ihre Geduld. Tschüss", sagte Lütz.
"Kommen Sie", sagte der Kollege Drechsler, der an der Wand stand. Clemens und der Taxifahrer Jochen Fiedler standen von ihren Stühlen auf. Sie verabschiedeten sich kurz und verliessen den Raum. Sie gingen dann durch den langen Gang und dann erreichten sie die Eingangstür.
"Auch wünsche Ihnen guten Abend. Nehmen Sie sich besser ein Hotel und gehen Sie zum Arzt."
"Danke. Ich komm schon klar. Tschüss."
Dann verliessen Sie die Polizeiwache. Und dann gingen sie draussen zu dem Taxi.
"War doof gelaufen."
"Ja. Und ich konnte kein Geld verdienen in der Zeit als wir auf der Polizeidienststelle waren."
Clemens holte das Portemonnaie aus der Tasche.
"Wieviel schulde ich Ihnen?", fragte Clemens.
"Die Fahrt kostet 20 Euro. Ich war einige Zeit auf der Polizeiwache. Da könnten Sie - wenn Sie so nett sind auch was extra geben. Ich fahre Sie dann auch zum Krankenhaus. Notaufnahme."
"Ins Krankenhaus? Ich will uns Hotel."
"Nein. Sie haben eine Kopfverletzung. Keine starke Kopfverletzung. Aber eine dicke Beule und Sie hatten auch geblutet. Die Ärzte sollten sich zumindest die Wunde angucken und kontrollieren, ob alles in Ordung ist."
"Sie haben Recht. Das werde ich dann tun. Fahren Sie mich dann zum nächsten Krankenhaus in der Nähe. Notaufnahme."
2Besser ist das", sagte der Taxifahrer Fiedler.
"Ich gebe Ihnen 60 Euro. Mehr nicht", sagte Clemens.
"60 Euro ist okay "
Dann gab Clemens ihm das Geld.
"Danke. Ich nehme Sie jetzt mit."
"Ja. Gerne."
Dann stieg Clemens hinten im Taxi ein. Dann fuhr der Taxifahrer Fiedler los.
"Sie haben wirklich nicht gesehen, dass ich überfallen würde?", fragte Clemens.
"Nein. Ich will ja nicht lügen. Ich hab Sie nur auf dem Boden liegen sehen. Da müsste ich ihnen helfen und hab Sie zur Polizeidienststelle gebracht. Mehr nicht", antwortete Fiedler.
"Das ist nett. Aber Sie haben gesagt, dass, Sie niemanden weglaufen gesehen hatten. Ich lag auf dem Boden. Es war frisch passiert..."
"Ich hab niemanden weglaufen sehen. Es war so", beharrte Fiedler darauf.
"Komisch."
"Denken Sie, dass ich was mit dem Überfall auf Sie zu tun habe?", fragte der Taxifahrer Fiedler. .
"Nein. So meinte ich das nicht", antwortete Clemens.
"Ich wollte nur helfen. Hab Sie auf dem Boden liegen gesehen."
"Ja. Schon gut."
"Es waren betrunkene Jugendliche. Vermutlich. Sie hatten randaliert. Das glaube ich zumindest", vermutete Fiedler.
"Ach ja? Tatsächlich?"
"Ja."
"Ich kann es nicht klar sagen. Tut mir leid. Ich hätte Ihnen gerne geholfen. Ich kann nur sagen, was ich weiß."
"Schon gut."
Dann sahen sie während der Fahrt auf der rechten Seite das Krankenhausgebäude.
"Hier ist das Krankenhaus Bodenstedter Strasse. Ich kann gerne auf Sie vor dem Krankenhausgebäude mit dem Taxi warten. Dann fahre ich Sie hinterher nach Ihrer Behandlung in ein günstiges Hotel. Sie bezahlen nicht die Wartezeit, nur die Fahrt ins Hotel, was ungefähr 20 Euro macht. Das wird heute Nacht meine letzte Tour sein", schlug der Taxifahrer Fiedler vor.
"Das können wir so machen", antwortete Clemens. "Aber was ist, wenn die Kopfverletzung schlimmer wird und ich im Krankenhaus bleiben muss? Dann wird es nichts mit der letzten Taxifahrt ins Hotel."
"Wir finden eine Lösung", antwortete er.
Dann hielt Fiedler mit dem Taxi auf der rechten Strassenseite an.
"Ich warte dann hier. Was Touren betrifft, es ist heute Nacht sowieso nichts los. Ich warte auf Sie. Und ich gebe Ihnen meine Karte. Wenn Sie länger im Krankenhaus - in der Notaufnahme - bleiben müssen, rufen Sie mich bitte an, damit ich nicht hier unnötig warte", sagte Fiedler.
Er holte eine Karte mit seinem Namen, Adresse, Telefonnummer und dem Namen seines Taxiunternehmens, bei dem er angestellt war aus der Hosentasche und gab sie Clemens.
"Danke. Ich denke, in der Nacht ist das Wartezimmer nicht so voll sein. Ich werde wohl gleich drankommen", sagte er.
Dann stieg Clemens aus und ging kurz darauf in das Gebäude der Notaufnahme. Er ging dort zum Empfangstresen. Hinter diesem arbeiteten zwei junge Frauen. Clemens ging zur rechten Frau.
"Mein Name ist Clemens Stahlmeyer", sagte Clemens. Er erzählte kurz was passiert war.
"Geben Sie mir bitte die Krankenversicherungskarte. Und ich benötige Name und Ihr Geburtsdatum", sagte die Frau rechts am Empfangstresen.
Clemens holte einen Augenblick später seine Krankenkassenkarte aus seinem Portemonnaie und gab es der Frau, die rechts am Empfangstresen sass. Er erhielt diese kurze Zeit später wieder zurück. Nachdem Clemens seine Daten wie Name, Adresse, Telefonnummer der Frau rechts am Empfangstresen mitgeteilt hatte, sagte sie": Setzen Sie sich ins Wartezimmer. Sie werden dann aufgerufen."
Dann ging Clemens in ein grosses Wartezimmer. Dort warteten nur wenige Menschen. Und diese kamen auch ziemlich schnell dran. Clemens wartete ungefähr 10 Minuten. Dann wurde er von einer Krankenschwester aufgerufen.
"Herr Stahlmeyer bitte. In Behandlungraum 15 bitte."
Dann stand Clemens von seinem Stuhl auf, verliess das Wartezimmer. Eine Krankenschwester führte ihn durch einen schmale Gang in Raum 15. Als er in den Behandlungsraum ging, erblickte er reinen älteren, weisshaarigen Mann am Tisch vor dem Computer sitzen. Es war der Arzt (wie er wenig später erfuhr) Dr. Remer. Er begrüsste den Arzt und erzählte, was passiert ist.
"Der Täter hatte mir zweimal von hinten auf den Kopf geschlagen, ich fiel zu Boden und blutete am Kopf. Ich war dann auch zeitweise bewusstlos", erzählte Clemens.
"Haben Sie jetzt Beschwerden wie Kopfschmerzen?", wollte Dr. Remer wissen.
"Nein. Die Wunde und Beule tun am Kopf etwas weh. Mehr nicht."
Der Arzt zeigte auf eine Bahre in der Nähe des Schreibtisches.
"Dann schaue ich mir das erst einmal an. Legen Sie sich bitte auf die Bahre", sagte Dr. Remer.
Dann legte sich Clemens auf die Bahre und der Arzt löste das Pflaster auf dem Kopf, das der Polizist ihm (provisorisch) auf die Wunde geklebt hatte und untersuchte seine Wunde am Kopf. Er wusch sie und rieb sie mit einer Salbe ein. Wenig später klebte er ihm ein neues, grösseres Pflaster auf die Wunde. Dann machte er noch einige andere kurze Untersuchungen wie zum Beispiel Blutdruckmessung... Als er damit fertig war, setzte er sich hinter seinen Schreibtisch und sagte": Sie haben eine leichte Gehirnerschütterung gehabt. Und Sie haben eine Beule am Kopf, die etwas geblutet hat..."
"Ist das schlimm? Muss ich im Krankenhaus bleiben?", fragte er.
"Nein. Sie brauchen nicht hier zu bleiben. Es ist alles in Ordnung. Sie können nach Hause gehen. Schonen Sie sich aber", sagte er. Dann verabschiedete er sich vom Arzt, der ihm gute Besserung wünschte und ihm noch eine Salbe für die Wunde mit auf den Weg gab. Kurz darauf verliess Clemens die Notaufnahme. Er sah sich nach Fiedlers Taxi um. Es stand noch da. Er hatte tatsächlich auf ihn gewartet und das mindestens eine dreiviertel Stunde, die sein Aufenthalt in der Notaufnahme gedauert hatte. Er ging zu Fiedlers Taxi. Fiedler kurbelte das Fenster herunter und rief": Endlich kommen Sie. Ich hab auf Sie schon gewartet. Weil ich keine andere Tour bekommen hatte", sagte er lächelnd.
"Danke, dass Sie auf mich gewartet haben", antwortete Clemens.
"Steigen Sie ein. Ich fahre Sie zum Hotel. Geben Sie mir 20 Euro und dann ist gut", sagte er.
Clemens stieg hinten ins Taxi ein, holte sein Portemonnaie aus der rechten Hosentasche, holte 20 Euro daraus hervor und gab es Fiedler. Er bedankte sich und kurz darauf fuhren sie los durch die Nacht.
"Wie geht es Ihrer Wunde."
"Alles in Ordnung. Ist nur deine Beule. Und ich hatte eine kleine Gehirnerschütterung gehabt. Mehr nicht", antwortete Clemens.
"Das ist ja gut. Dann sei froh, dass Du nun - auf meinen Rat hin - bei der Notaufnahme gewesen bist und Du nun weisst, dass Du keine ernsten Verletzungen am Kopf hast."
"Ja. Dein Rat war gut. Danke."
Sie machten mit dem Reden eine kurze Pause. Dann wechselte Fiedler das Thema.
"Ich habe auch zur Zeit Probleme. Meine Frau hat sich von mir gerade getrennt", erzählte er. "Und ich bin froh mit jemanden darüber zu reden...."
"Oh, das tut mir leid", antwortete Clemens. Ich hatte vor einiger Zeit auch eine Trennung gehabt...", antwortete er.
Sie unterhielten sich über das Thema Scheidung und Trennung während der Taxifahrt. Dann - nach etwa 15 Minuten Fahrtzeit, sahen sie auf der rechten Strassenseite ein Hotel. Jochen Fiedler zeigte auf das Hotel.
"Da drüben ist ein Hotel. Das ist nicht so teuer da. Freunde aus einer anderen Stadt hatten mich mal besucht und sie sagten, dass das nicht so teuer sei", sagte Fiedler.
"Danke", antwortete Clemens.
Clems verabschiedete sich von Fiedler.
"Ich wünsche Ihnen alles Gute. Tschüss "
"Tschüss. Alles Gute. Vielen Dank für ihre Hilfe", sagte Clemens noch.
"Ich wünsche Ihnen alles Gute", antwortete Fiedler.
Dann stieg Clemens mit seiner Aktentasche aus dem Taxi. Kurz darauf ging er zu dem Hotel. Er setze sich die Coronaschutz-Maske auf und ging in die Empfangshalle des Hotels. Am Empfangstresen arbeitete ein Mann, der ebenfalls eine Maske trug.
"Ist noch ein Zimmer frei? Zum günstigen Preis?", fragte Clemens.
"Ja. Für 50 Euro für eine Nacht", erwiderte der Mann am Empfangstresen.
"Gut. Ich nehme das. Für eine Person bitte."
"Ja."
Dann holte Clemens sein Portemonnaie aus der Hosentasche und bezahlte. Dann bekam er den Schlüssel für sein Zimmer.
"Dann gute Nacht. Frühstück ist um 7 Uhr unten im Speisesaal", sagte der Mann am Empfangstresen.
"Danke."
Dann ging Clemens zum Fahrstuhl, nahm die Maske ab und fuhr mit seiner Aktentasche auf die 11. Frage. Dann ging er einen schmalen Gang entlang bis er sein Zimmer gefunden hatte: Zimmer 24. Er nahm den Schlüssel und öffnete die Tür. Dann ging er ins Zimmer und schloss die Tür. Dort setze er sich kurz darauf auf sein Bett und guckte in seinem Handy die Nachrichten durch. Er dachte an Lucy. Ob sie im geschrieben hatte?, fragte er sich während er sich sie Nachrichten durchsah. Doch er stellte nach kurzer Zeit ernüchtert fest, dass sie ihm nicht geschrieben hatte. Ist ja auch unwahrscheinlich, dachte er. Dann schrieb er eine WhatsApp an Silas und Daniela": War toller Treff oder Party. Ich bin gut angekommen im Hotel. Viele Grüsse. Clemens."
Es dauerte nicht lange und es kam eine Antwort von Silas zurück": War toll heute. Schön, dass Du da warst. Wir sind jetzt im Bett. Die nächsten Partys immer Donnerstags in der ersten Woche des Monats. Lizzy 's Eck. Ich hoffe, Du kommst. Daniela würde Dich auch mal Wiedersehen."
Dann schrieb Clemens zurück": Ja. Gerne. Grüß sie." "Ja", antwortete Silas nur. Es war vorerst die letzte Nachricht von ihm in dieser Zeit. Wenig später entdeckte Clemens eine Nachricht von Nadja": Ich hoffe, Du hast Spass. Ich bin krank. Muss morgen zum Arzt."
Hoffentlich ist dass nichts Ernstes, dachte Clemens.
"Dann wünsche ich Dir alles Gute und Gesundheit. Bis morgen. Gute Nacht", schrieb er zurück. Zuletzt schrieb er seiner Tante Elke, der Schwester seiner verstorbenen Mutter, eine Mail. Er berichtete auch, dass er von Daniela und von Silas - von der er ihr Mal früher berichtet hatte - eingeladen wurde. "Daniela und Silas hatten mich zum Treff in einer Bar in Hannover eingeladen. Doch Daniela war krank. Ich lernte dann Lucy kennen. Es wurde nichts daraus. Dann verliess ich die Bar und wurde niedergeschlagen...", schrieb er ihr in dieser WhatsApp. Dann schrieb sie zurück": Pass auf Dich auf. Sei vorsichtig." Dann legte er das Handy beiseite, zog sich aus und duschte nur seinen Körper. Und ließ zu, dass kein Wasser Kontakt mit seiner Wunde am Kopf hatte, damit das Pflaster, das der Arzt ihm auf die Wunde geklebt hatte, sich nicht lösen würde. Dann ging er danach mit Unterwasche schlafen.
Am nächsten morgen wachte er auf. Als Erstes blickte er auf sein Handy. Es war schon 8 Uhr. Er merkte, dass der Schmerz seiner Kopfwunde etwas nachgelassen hatte. Er war froh, dass die Untersuchung in der Notaufnahme gezeigt hatte, dass er keine ernsten Verletzungen am Kopf hatte. Dass er in der Notaufnahme gewesen war, war in seinen Augen richtig gewesen! Er wusch sich, zog sich an und und verliess um 9 Uhr das Zimmer. Dann frühstückten er. Es gab leckeren Buffet mit allerlei Wurst, Käsesorten, Marmeladen und er trank dazu Orangensaft und Tee. Als er mit dem Essen fertig war, ging er zum Empfangstresen der Rezeption und gab den Schlüssel ab.
"Hat es Ihnen bei uns gefallen?", fragte der Mann am Empfangstresen.
"Alles gut. Auch Frühstück war gut. Gutes Buffet", antwortete Clemens.
"Das ist gut. Wir tun alles, dass unsere Gäste zufrieden sind", sagte der Mann.
"Sie können mir ein Taxi rufen", sagte Clemens. "Ich muss zum Hannover Hauptbahnhof."
"Ja. Das mach ich."
Dann verabschiedete er sich und verließ das Hotel. Draussen an der Straße in der Nähe der Hoteleingangstür wartete ungefähr 5 Minuten auf das Taxi. Dann kam das Taxi und hielt einige Meter vor ihm. Clemens setzte sich seine Coronaschutz-Maske auf, ging zum Taxi, machte die Taxitür hinten auf und stieg im hinteren Bereich des Taxi ein. Dann fuhr das Taxi los. Während der Fahrt, kamen er wieder mit einem anderen, dicken Taxifahrer mit schütterem Haar ins Gespräch, der in Clemens Augen etwas wie ein Mafioso aussah.
"Wo wollen Sie hin?", fragte der dicke Taxifahrer.
"Zum Hannover Hauptbahnhof", antwortete Clemens.
"Und wohin geht es danach?"
"Nach Berlin. Ich hatte hier nur eine Nacht verbracht."
"Hier in Hannover gibt es viele Sehenswürdigkeiten. Der Maschsee zum Beispiel."
"Ja."
"Was habe Sie hier in Hannover gemacht?", fragte er.
"Ich war in Lizzy 's Eck. Das ist eine Bar. Breitenstrasse 6", antwortete Clemens.
"Und es war gut da?"
"Ja. Da war Ladies Night."
"Ich habe von der Bar gehört. Ich kenne Sie aber nicht. Ich weiss nur, dass sie hier irgendwo in der Nähe ist. War da was los?", fragte der Taxifahrer.
"Ja. Es war toll. Ich hab da eine kennengelernt. Aus Ghana. Wir unterhielten und und ich zeichnete sie. Dann verließ sie die Bar."
"Machen Sie das Zeichnen beruflich?"
"Nein. Ich bin Immobilienmakler."
"Das ist interessant."
"Ich glaube, dass sie sich nicht melden wird. Denn sie hat Kontakt mit anderen Männern."
"Dann kannst Du das vergessen. Dann will sie sich in der Coronazeit nur mit Dir kurz vergnügen und dann kommt ein anderer Mann. Einige sind so drauf", erklärte der dicke Taxifahrer.
"Ja. Das verstehe ich."
"Viele wollen Abenteuer erleben. Die Coronazeit war auch sehr schwierig. Alles hatte geschlossen. Partys waren verboten."
"Ja. Verstehe."
"Dann hast Du zumindest eine Erfahrung gesammelt", sagte der Taxifahrer.
"Ja. Ich hab ihr meine E-Mail gegeben. Meinst Du, dass sie sich bei mir melden wird?", fragte Clemens.
Der dicke Taxifahrer schüttelte den Kopf.
"Ich glaube nicht. Das war nur ein kurzes Vergnügen. Mehr nicht", sagte er. Clemens wusste nur Bescheid! Denn das, was dieser Taxifahrer sagte, könnte er nur bestätigen.
Nach etwa ca. fünf Minuten Fahrtzeit erreichten sie den Hannover Hauptbahnhof.
"Hier sind wir Hannover Hauptbahnhof", sagte der Taxifahrer.
"Ja. Danke."
Der Taxifahrer guckte auf die Taxi-Uhr": 20 Euro und 30 Cent."
Clemens holte sein Portemonnaie aus der Tasche und bezahlte.
"Dann schöne Reise. Tschüss", sagte der Taxifahrer.
"Alles Gute", antwortete Clemens.
Dann stieg er aus dem Taxi. Wenig später ging er zum Bahnhof zu Gleis 8, nahm den Zug nach Berlin und fuhr in Richtung Berlin Hauptbahnhof. Während der Fahrt dachte Clemens": "Es hat keinen Sinn. Ich war in Lucys Augen nur eine "Durchlaufnummer." Einer von vielen. Sie wird einen anderen Mann haben. Ich sollte das vergessen."
Nach etwa einer über Stunde kam er in Berlin Hauptbahnhof an. Er stieg aus. Lief eine Weile durch den Berliner Hauptbahnhof und ass dort eine Currywurst.
Dann fuhr er später mit der Bahn weiter zum Bahnhof Berlin-Charlottenburg. Danach fuhr er mit dem Taxi ein kurze Strecke direkt in die Nähe eines Mietshauses in der Margaritenstrasse 8, in der seine Wohnung war. Er ging zwei Stockwerke die Treppen rauf und erreichte wenig später seine Wohnung. Wenig später setzte er sich dort in den Wohnzimmersessel, griff sich sein Handy und guckte die Nachrichten durch. Dann fiel sein Blick auf eine Nachricht von Nadja. "Ich bin krank und muss morgen zum Arzt", schrieb Nadja ihm per WhatsApp.
Sie ist wohl nur ein bisschen krank. Wird schon alles gut sein, dachte Clemens, bevor er wenig später in seiner Wohnung im Schlafzimmer schlafen ging.
Kapitel 2: Schlechte Nachrichten
Am nächsten Tag musste Clemens Stahlmann arbeiten. Als Immobilienmakler. Er versuchte für einen Kunden in seiner Branche eine Wohnung zu verkaufen und bereitete Annoncen vor. Etwa gegen Mittag kam dann auf seinem Handy ein Anruf von Nadja.
"Ich bin leider krank ich habe eine Zyste in der Brust. Ich muss zur Mammografie ins Krankenhaus. Ich hoffe, ich bin nicht sehr krank", erzählte sie. Während sie das erzählte weinte sie. Sie redeten eine Weile darüber. Clemens tröstete sie, gab ihr mit den Worten "es wird schon alles wieder gut werden" Mut und Hoffnung. Dann beendeten sie das Handy-Telefonat. Nachdem Telefonat ahnte Clemens nichts Positives. Den ganzen Tag dachte er an Nadja und konnte sich bei seiner Arbeit als Immobilienmakler kaum konzentrieren. Hoffentlich ist das kein Krebs, dachte er. Und er musste sich nun eingestehen, dass er - trotz all dem Negativen, was er mit ihr in den letzten Jahren erlebt hatte - noch Gefühle der Zuneigung zu ihr hatte.
Am nächsten Tag ging dann Nadja zur Untersuchung ins Krankenhaus. In den nächsten Tagen - nach mehreren schlaflosen Nächten - wurde seine Befürchtung Gewissenheit. Nadja rief dann an und teilte ihm mit, dass sie ernsthaft an Krebs erkrankt war.
"Ich war im Krankenhaus. Ich habe mein Untersuchungs- Ergebnis bekommen. Ich habe 15 befallene Lymphknoten und Brustkrebs. Was soll ich denn machen? Ich komme ins Krankenhaus. Und dann werde ich wohl sterben!", sagte sie und weinte.
Clemens war erschüttert. Er fuhr sofort zu ihrer Wohnung in der Giebelstrasse 16 nach Neukölln. Dort war er den ganzen Abend bei ihr und tröstete sie. Zusammen mit seinem Sohn Sebastian, der auch über das Untersuchungsergebnis seiner Mutter erschüttert war.
"Ich hoffe, Du wirst Dich gut um Sebastian kümmern, während ich im Krankenhaus bin", sagte Nadja
"Das werde ich tun. Er wird dann bei mir wohnen. Meine Tante Elke wird sich auch um ihn kümmern", versicherte Clemens.
"Was soll ich machen? Ich werde es wohl nicht schaffen", stammelte sie.
"Doch. Das wirst Du. Du musst positiv denken. Du musst kämpfen", antwortete er. Sie redeten noch eine Weile. Dann beendete er das Gespräch und fuhr noch an diesem Abend zu ihr und Sebastian in ihrer Wohnung.
Den ganzen Abend blieb er bei Nadja und tröstete sie. Und versuchte auch eine Stütze für Sebastian zu sein, der sich sehr viele Sorgen wegen seiner Mutter machte. Dann fuhr er spät abends mit seinem Wagen wieder nach Hause zu seiner Wohnung.
Die nächsten drei Tage waren voller Ungewissheit und Angst. Dann kam Nadja am 3.4.2022 ins Krankenhaus. Er begleitete sie. Und ermunterte sie so gut es ging. Am 5.4. hatte sie die Brust-Op. Danach ging es ihr in den nächsten Tagen schlecht und sie war kaum ansprechbar, als er sie in ihrem Zimmer im Krankenhaus besuchte. Sie hing nur an Schläuchen, lag mit den Verband auf der Brust regungslos da und atmete schwer. In dieser Zeit wohnte Sebastian in seiner Wohnung in der Margaritenstrasse in Berlin-Charlottenburg. Als es für Sebastian zu schmerzvoll war seine Mutter so krank zu erleben, brachte er sie zeitweise zu Tante Elke, die in der Friedrichsstrasse in einer Wohnung (in der Weidenstrasse 24) wohnte und mit der er ein gutes Verhältnis hatte. Sie war siebzig Jahre alt, sah aber jünger aus als sie war, wirkte sportlich. Sie war eine regelmässige Kirchengängerin. Sie besuchte regelmässig die Kirche einer Mormonsplittergruppe (jedenfalls nicht die ursprünglichen Mormonen) von Pastor Henkel in der Lilienstrasse in Neukölln und wirkte ausgeglichen. Nur ein paar mal konnte sie früher Clemens, der bis zu diesem Zeitpunkt eher dem Glauben skeptisch gegenüberstand, überreden zur ihrer Kirche zu kommen. (Das war jedoch auch schon einige Jahre her.) Sie als Gläubige und Frau, die im Leben stand, versuchte Sebastian sehr zu ermuntern, während Clemens sich um Nadja kümmerte. Abends am 8.4. wollte sie ihn wieder zu seinem Vater bringen. Als er morgens Nadja am 8.4. alleine im Krankenhaus besuchte, ging es ihr besser. Sie redeten über die Ereignisse in der letzten Zeit, über ihre Hoffnungen (zum Beispiel, dass sie gesund werden würde) und über ihre vergangene Beziehung, die zerbrochen war. Sie beklagte, dass ihr Exfreund Wolfgang Seemann sie nicht ein ein einziges Mal seit sie krank war besucht hatte.
"Ich hab Dir gesagt, dass er ein kalter, egoistischer Typ ist. Aber Du wolltest ihn ja 2017 haben und das hatte unsere Beziehung zerstört. Jetzt siehst Du sein wahres Gesicht. Er besucht Dich nicht ein einzigstes Mal, seit Du nun krank bist", sagte Clemens zu ihr ganz direkt und offen.
"Das geht Dich nichts an. Du hast ja auch Daniela kennengelernt", zischte sie zurück.
"Da waren wir schon getrennt. Was sollte ich machen? Sie gab mir Trost", korrigierte Clemens sie.
"Na siehst Du? Dann kannst Du ja zu ihr gehen."
Dann rückte er mit der Wahrheit raus.
"Es läuft zwischen uns nicht mehr. Früher war es gut. Sie hat ja einen Mann. Jetzt will sie keinen Kontakt mehr. Warum weiss ich nicht. Ich bin solo. Während der ganzen Zeit der Coronakrise", erklärte Clemens ihr.
"Und Du hast nichts im Bett? Das muss sicher sehr einsam für Dich sein", fragte sie. Clemens antwortete eine kurze Zeit nichts. Dann sagte er": Ich gewöhne mich langsam daran. Man muss eben das nehmen, was kommt im Leben. Was bleibt mir anders übrig? Ich bin mittlerweile froh, alleine zu sein. Wichtig ist, was aus Dir wird", sagte er.
Dann schwieg sie. Nach einer Weile redete sie weiter.
"Klar. Jetzt bist Du froh, alleine zu sein. Und brauchst nicht so eine kranke Frau wie mich am Hals zu haben. Dann hast Du sicher Deine Ruhe", sagte sie verbittert und ironisch.
"Nein. So ist es nicht. Was denkst Du von mir?", fragte Clemens.
"Du magst es mir nur nicht offen sagen. So eine kranke Frau will kein Mann. Mit nur einer Brust. Ich bin ja ein Krüppel", klagte sie.
"Hör auf!", schrie Clemens.
"Mein Körper ist entstellt. Ich hab nur eine Brust. Mehrere Narben am Körper", klagte Nadja.
"Bitte hör auf."
Dann schwieg sie.
"Es ist sowieso vorbei. Ich werde auch alleine bleiben und alleine sterben. Ich habe kaum eine Chance", sagte sie verbittert.
Dann bekam Clemens Tränen in den Augen.
"Ich werde für Dich da sein. Und Dich besuchen. Das will ich tun. Wir leben zwar nicht zusammen, aber ich werde Dir helfen. So gut ich kann!", versicherte er ihr. "Ich werde im Internet gucken, ob es irgendwelche Hilfen gibt. Ob es moderne Heilungsmethoden gibt", versicherte er ihr.
Dann weinte er. Sie redeten später noch eine Weile. Dann fuhr er nach Hause. Elke hatte inzwischen wieder seinen Sohn Sebastian - so wie es abgesprochen war - nach Hause zu seiner Wohnung gebracht (da er ja dort damals die meiste Zeit wohnte).
"Wie geht es Mama?", fragte Sebastian.
Clemens fiel es schwer die richtigen Worte zu finden. Schliesslich entschied er sich nicht um den heißen Brei herum zu reden, sondern ihm die Realität mitzuteilen.
"Sie wird es nicht mehr lange machen. So leid es mir tut. Sie können nichts machen. Nur das Beste versuchen", erklärte Clemens.
"Mama wird es nicht schaffen?", fragte Sebastian.
"Sieht nicht gut aus. Wir können nur da sein. Nur so lange sie noch bei uns ist. Und beten", sagte Clemens leise.
"Aber Mama darf nicht sterben."
"Das wird sie wohl nicht", versuchte er ihn zu beruhigen.
Sie redeten noch eine Weile. Und sie versuchten sich mit Fernsehgucken abzulenken. Nach einer Weile guckten sie auf YouTube einige Fernsehendungen zum Thema Krebs an. Auch zum Thema Heilungsmethoden, Chemotherapie, Ernährung. Auch nahm Clemens sein Handy in der Hand und versuchte im Internet nach Heilungsmethoden zu recherchieren. Einmal stand er auch von seinem Sessel auf, ging zum Wohnzimmerschrank und griff sich zwei Zeitungen, die er in einer Schublade fand und suchte in den Zeitungen nach hilfreichen Artikeln über Krebs und ihre Heilungschancen. Er riss auch einige für ihn wichtige Artikel aus der Zeitung aus, die er beim Überfliegen oder Umblättern fand. Als er in der Schublade des Wohnzimmerschranks eine Schere fand, schnitt er auch einige Artikel zum Thema Krebs aus. Dann setze er sich wieder in den Wohnzimmersessel und guckte sich weitere Krebssendungen an. Der innerliche Schmerz war für beide (ihn und Sebastian) oft unerträglich. Da half auch die größte Ablenkung nichts. Manchmal war der Schmerz bei Clemens so groß (weil - so musste er sich immer mehr eingestehen - ein Teil von ihm sie immer noch liebte trotz der Kämpfe, die er in den letzten Jahren nach der Trennung mit ihr hatte und ausserdem war sie die Mutter seines Sohnes Sebastian), dass er in die Küche ging und heimlich Alkohol trank, um den inneren Schmerz zu betäuben. Whisky. Oder Rum. Oder Bier. Er beschloss sich fortan nur noch um Nadja zu kümmern und alle anderen Kontakte wie Daniela und Silas und auch zu Lucy (falls er ihr noch einmal begegnen würde) - aus Liebe zu Nadja - zu beenden. (Entweder für längere Zeit oder für immer.) Und spielte sogar zweitweise mit dem Gedanken, Nadja in seine Wohnung aufzunehmen und sich bis zu ihrem Tod - der ja unausweichlich zu sein schien - pflichtbewusst um sie zu kümmern. Obwohl er wusste, dass dieser Weg nicht leicht sein würde. Als Sebastian schlafen ging, schrieb er folgende Mail an Silas": Ich muss Euch mitteilen, dass meine Exfreundin Nadja schwer an Krebs erkrankt ist. Es sieht schlecht aus. Deshalb kann ich keine Treffs in Hannover mehr besuchen. Es tut mir leid. Ich hoffe, ihr versteht es. Grüße Clemens."
Nachdem er die Nachricht - unter Tränen - abgeschickt hatte und Silas kurz darauf mit "mein Beileid" und "alles Gute" geantwortet hatte, rief er auf seinen Handy Tante Elke an. Er wollte ihr seinen Kummer mitteilen und sie um Rat fragen. Als sie ans Handy ging, war sie besorgt.
"Wie geht es Nadja?", fragte Tante Elke.
"Es sieht schlecht aus. Sie wird sterben", sagte Clemens kurz und knapp.
"Ja. Ich weiss. Das hat Sebastian mir erzählt. Es wird eine harte Zeit werden."
"Wie Du weißt, hatte ich ja eine Daniela kennengelernt", erzählte Clemens.
Clemens erzählte ihr noch einmal genauer, was passiert war. Auch von der Einladung von Silas und Daniela zu dem Treff in Hannover in einer Bar (den Namen der Bar erwähnte er jetzt jedoch nicht). Er erzählte auch kurz von der Begegnung von Lucy - ohne intime Details zu verraten. Auch dass er niedergeschlagen wurde, er bei der Polizei war, kurz in der Notaufnahme war und dass es trotzdem nicht zu einer Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei kam.
"Du solltest trotzdem nochmal wegen Deiner Kopfwunde zum Arzt gehen. Vielleicht ist da doch was kaputt und man merkt das erst später. Da kann ein gefährliches Blutgerinnsel entstehen...ich bin ja kein Arzt , aber...", sagte Tante Elke.
Doch Clemens unterbrach sie.
"Der Arzt in der Notaufnahme hat sich meine Wunde am Kopf angesehen. Es ist alles in Ordnung. Sei unbesorgt. Das war ja nur eine Beule und leichte Wunde. Es ist ja mittlerweile schon Zeit vergangen. Und die Kopfwunde ist verheilt. Nadjas Gesundheit ist mir aber momentan wichtiger", sagte Clemens.
"Ich habe Dich gewarnt."
Dann wechselte er das Thema.
"Ich werde alle anderen Kontakte wie Daniela oder Lucy sausen lassen und mich nur noch um Nadja kümmern. Ich überlege, sie in meine Wohnung zu holen. Wir würden ja dann zusammenleben", sagte Clemens.
"Du willst Nadja in Deine Wohnung holen? Willst Du das wirklich?", fragte sagte Elke ungläubig.
"Ich überlege es mir gerade. Einerseits kann ich ihr besser helfen, wenn sie bei mir wohnt. Auf der anderen Seite weiss ich, dass das Zusammenleben mit ihr kompliziert werden würde. Denn in der Vergangenheit gab es immer wieder Streit", erzählte Clemens.
Dann sagte Elke": Früher hat sie mit Dir Schluss gemacht, es gab nur Streit und hatte Dich immer wieder abgewiesen. Und jetzt ist sie krank und will auf einmal mit Dir zusammenwohnen? Ha! Jetzt plötzlich? Merkst Du noch was? Tut mir leid, dass sie krank ist und ich bin auch dafür, dass Du ihr auch hilfst. Man sollte immer helfen, wenn man helfen kann! Das ist sehr nett von Dir, dass Du das vom Herzen heraus machst. Aber ich würde sie - nachdem was in der Vergangenheit passiert ist - nicht einfach in Deine Wohnung nehmen. Das funktioniert zwischen Euch bestimmt nicht! Das gibt nur Streit! Und das tut ihrer Gesundheit nicht gut und Deiner auch nicht. Und Deine Arbeit als Makler würde darunter leiden. Du muss Dich um Aufträge kümmern. Du musst Wohnungen und Häuser verkaufen, sie anbieten, inserieren, musst Dich um Verkäufer und Käufer kümmern, Besichtigungen machen....Und dann willst Du Dich nach der Arbeit rund um die Uhr um Nadja kümmern? Wie willst Du das alles bei den Stress schaffen? Du kannst Nadja - wenn ihr weiterhin getrennt wohnt - ja immer wieder besuchen und mal eine Nacht in ihrer Wohnung schlafen und auch, wenn Du für einen Besuch mal da bist, helfen. Das reicht", meinte Tante Elke.
"Vielleicht hast Du recht", antwortete Clemens.
"Ich habe recht. Jetzt wo sie krank ist, bist Du gut genug für sie und sie will bei Dir sein, damit Du sie gesund pflegst. Und wenn es ihr besser geht, kriegst Du einen Tritt in den Hintern und kannst gehen. Sie hat sich NIE zu Dir bekannt! Dich immer nur schlecht gemacht und egoistisch ihren Vorteil gesucht. Sie hatte Dir seit der Trennung nie eine Chance gegeben. Und Du hattest oft mit ihr Streit gehabt und sagte, Du bist ein Idiot, schlechter Makler, ein Versager. Das muss man realistisch sehen. Nein. Du bist nicht ihr Lebensgefährte. Du bist nicht zu einem Zusammenleben mit ihr - nachdem was alles passiert war - verpflichtet. Helfen solltest Du ihr. Aber bitte getrennte Wohnungen! Auf keinen Fall wieder Zusammenleben!", riet ihm Tante Elke.
Clemens überlegte. Dann kam er auch zu dem Schluss, dass Elkes Rat "nicht mit Nadja zusammenzuziehen und zusammenzuleben" besser war. Er hielt aber an seinem Vorhaben fest, ihr weiterhin zu helfen. Aber sie würden weiterhin getrennt wohnen! Anders würde es - bei dem was in der Vergangenheit passiert war -nicht funktionieren! Er blieb aber bei seinem Vorhaben den Kontakt zu Daniela und Silas abzubrechen und auch den Kontakt zu Lucy zu vergessen. Zumindest vorerst."
"Ich gebe Dir zum Teil recht", sagte Clemens. "Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass ich auch früher irgendwo Schuld hatte bei den Streitigkeiten mit Nadja in der Vergangenheit. Wenn sie sauer war in der Vergangenheit, hätte ich einfach die Wohnung verlassen sollen anstatt mit ihr weiterzustreiten oder rumzubrüllen. Aber ich weiss auch, dass sie kein einfacher Mensch ist und oft streitsüchtig ist. Und aggressiv. Weshalb es immer wieder zu Konflikten und Eifersüchteleien kam. Vielleicht war schon früher die Krebs-Krankheit in ihr. In ihren Körper! Das wissen wir nicht genau, aber ich halte das für möglich", ergänzte Clemens.
"Ja", antwortete Tante Elke.
"Man soll ja verzeihen. Und ich werde ihr verzeihen. Und ich werde mich auch weiterhin um sie kümmern. Aber Zusammenleben werde ich mit ihr nicht. Da hast Du recht. Sie hatte sich früher nicht für mich entschieden. Wir sind nicht zusammen. Sie hat ausserdem einen Freund. Also bleiben wir in getrennten Wohnungen", antwortete Clemens.
"Ja. Sie hat ja auch ihren Freund Wolfgang, von dem Du mir erzählt hattest. Da kann er sich um sie kümmern. Nicht Du", meinte Tante Elke.
"Er hat sie verlassen. Kümmerte sich nicht um sie,", antwortete Clemens.
"Was? Jetzt wo sie krank ist?", fragte Tante Elke.
"Ja. So ist das."
"Das ist traurig. Aber das liegt daran, dass Nadja kein einfacher Mensch ist und soziale Probleme hat. Sie hatte wohl auch mit ihm Probleme gehabt", sagte Tante Elke.
Sie redeten noch eine Weile. Dann beendeten sie das Gespräch.
"Hast Du mit Tante Elke gesprochen und meine Mutter schlecht gemacht?", fragte Sebastian, der im Flur das Gespräch zum Teil belauscht hatte.
"Nein. Wir hatten nur über unsere Vergangenheit gesprochen. Und da war - wenn ich ehrlich bin - nicht alles gut gelaufen. Deshalb kam es auch zu der Trennung, weil es nicht mehr passte. Trotzdem will ich Deiner Mutter helfen. Das ist alles", erklärte Clemens.
"Aber warum kann sie nicht in Deiner Wohnung leben? Warum könnt ihr nicht zusammenleben!?", fragte Sebastian.
"Das funktioniert aber nicht. Das weisst Du. Wir sind getrennt. Es kam immer wieder zum Streit in der Vergangenheit..."
Ein Sohn Sebastian unterbrach ihn.
"Aber Du kannst es doch wenigstens versuchen."
Clemens schwieg und überlegte. Nach dem Gespräch mit Tante Elke wollte er zuerst auf keinen Fall mit Nadja zusammenleben. Nach dem Gespräch mit seinem Sohn Sebastian sah es nun anders aus. Nun überlegte Clemens doch mit Nadja in seiner Wohnung zusammenzuleben. Auch wenn es Sebastian nicht gänzlich gelang ihn umzustimmen.
An demselben Abend besuchte er dieses Mal mit seinem Sohn Sebastian erneut seine Exfreundin Nadja im Krankenhaus. Dort ermunterte er Nadja am Krankenbett in ihrem Zimmer auf ihrer Krankenhaus-Station.
"Es wird alles wieder gut werden. Es gibt eine Chemotherapie, die helfen soll. Ich habe im Internet recherchiert. Die richtige Ernährung soll bei Krebs helfen. Kein Traubenzucker essen. Zucker ist bei Krebs gefährlich und bewirkt, dass sich der Krebs im Körper rasch ausbreitet - so sagte ein Arzt namens Dr. Kressler im Internet, der es geschafft hatte mit seinen Heilmethoden viele Krebskranke zu retten, die ohne seine Behandlung schon längst gestorben wären. Süssigkeiten, Eis, Produkte, in denen viel Zucker vorkommt, sollten an Krebs erkrankte Leute auf keinen Fall essen- so sagte der umstrittene Arzt Dr. Kressler. Statt Zucker sollte man besser Birnendicksaft aus dem Reformhaus nehmen. Wenig Fleisch essen! Statt dessen mehr Obst, Gemüse, mehr Bioprodukte aus dem Reformhaus! Und viel Wasser trinken! So habe ich das gelesen!", riet ihr Clemens.
"Meinst Du, dass ich das alles durchhalte?", fragte Nadja.
"Du schaffst es schon. Du musst kämpfen. Es wird. Mit der richtigen Ernährung."
"Du bist der Einzigste, der noch kommt. Und Sebastian. Sonst kommt keiner mehr aus meiner Familie. Auch meine Freunde bleiben grösstenteils weg. Noch nicht mal Wolfgang kommt. Das ist traurig", klagte sie. Ihr Stimme klang brüchig.
"Ja. Schlimm."
"Er hatte mich nur fürs Bett benutzt und jetzt wo ich krank bin weggeschmissen", meinte sie.
"Das kann sein", vermutete Clemens.
"Das sieht so aus", sagte Nadja. Dann sagte sie": Mein Bruder Sven, der in Hannover lebt und meine kranke Mutter kommen ab und zu vorbei. Eine Freundin noch ab und zu. Das war 's. Und Du. Du bist der Einzigste, der öfters mich hier besucht."
"Ja."
"Wir können ja zusammenziehen, wenn ich aus dem Krankenhaus komme. In Deine Wohnung", schlug sie vor.
Clemens zögerte und überlegte eine Weile. Dann sagte er": Ich muss mir das noch einmal überlegen. Ich muss einige Handwerksarbeiten in meiner Wohnung ausführen lassen. Mein Durchlauferhitzer funktioniert nicht richtig in meiner Wohnung und ich habe ab und zu kein warmes Wasser. An meiner Heizung ist ein Defekt und es ist manchmal kalt in der Wohnung. Es muss auch ein Maler kommen und die Wände streichen....", redete sich Clemens heraus.
Nadja unterbrach ihn.
"Ich verstehe schon. Du hast Deine Ausreden. Du willst nicht mit mir zusammenleben", antwortete sie.
"Ich muss wirklich diese Reparaturen machen. Da ist einiges kaputt. Erst muss alles gemacht werden, dann können wir darüber reden. Ausserdem muss ich zu Hause in meinem "Homeoffice" als Makler viel arbeiten. Ich habe Kunden. Ich will ein Haus bin einem Herr Schreiber verkaufen. Und von einem Herrn Siebenkittel. Ich hab viel zu tun", wich Clemens ihr aus.
"Ich verstehe. Du brauchst mir nichts mehr zu sagen."
"Das muss alles Hand und Fuss haben. Wenn Du aus dem Krankenhaus kommst, bin ich für Dich da. Ich tue alles was möglich ist. Mehr kann ich nicht tun", versicherte ihr Clemens.
"Wenigstens bist Du da. Denn es kommt kaum einer! Mein Bruder wohnt in Hannover! Da er in Hannover viel arbeiten muss und Familie hat, hat er auch nicht immer Zeit die ganze, lange Strecke mit dem Zug oder Auto von Hannover nach Berlin zu fahren und dann wieder zurück, nur um mich zu besuchen! Und meine Mutter ist krank und kann mich auch nicht oft besuchen. Und meine Freundin Matthilda hat auch nicht immer Zeit. Da sind nur die Krankenschwestern und die Ärzte, die mir helfen. Und Du kommst oft vorbei. Ansonsten habe ich wenig Bezugspersonen, mit denen ich viel reden kann", erzählte Nadja.
Sie hätte sich schon vorher mehr um tiefe Freundschaften bemühen sollen. Mehr darüber nachdenken sollen, worauf es im Leben ankommt. Die richtigen Leute sich als Freunde aussuchen sollen! Aber das hatte sie nicht getan, dachte Clemens.
"Ich helfe doch immer", bekräftigte er.
"Ich werde in zwei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen. Dann muss ich zur Rehabilitation. Dann muss ich Chemotherapie machen. Bestrahlung. Und diverse andere Untersuchungen machen. Dann muss ich zu Kur. Ich weiss nicht, wie ich das alles schaffen soll! Physisch und psychisch!", klagte sie.
"Du wirst es schon schaffen. ich werde Dir helfen", versicherte Clemens.
Dann beugte er sich zu ihr rüber und gab ihr einen Kuss. Dann sagte Sebastian": Du wirst es schaffen, Mama. Du musst es schaffen." Dann fing er an zu weinen.
Es vergingen über zwei Wochen. Und es verging keinen Tag in den zwei Wochen, in denen Clemens und sein Sohn Sebastian sie nicht im Krankenhaus besuchten. Am 24.4.2022 wurde sie morgens schliesslich aus dem Krankenhaus entlassen und ein Taxi brachte sie und ihren Koffer und eine Tasche mit ihren Sachen und auch einigen Medikamenten nach Hause zu ihrer Wohnung in Neukölln (das Taxi bezahlte Clemens). Als sie in ihrer Wohnung ankam, waren auch Clemens und sein Sohn Sebastian da, die ihr halfen, wo sie konnten. Auch mit dem Ausladen ihrer Sachen (ein kleiner Koffer und eine Tasche) aus dem Taxi bis in ihre Wohnung. Da sie nicht bei der Bank war und kein Geld abheben konnte (weil sie es selbst nicht konnte) und auch weder ihre Mutter Ilse, die "Schwiegermutter Ilse" nannte, oder ihr Bruder Sven es hingekriegt hatten in der Zeit, als sie im Krankenhaus war, für sie Geld abzuheben für Einkäufe zum Beispiel, gab Clemens ihr 250 Euro in Bar. Notgedrungen. Auch übernahm er ihre offene Rechnungen, die er in ihrer Wohnung fand. Er bezahlte von seinem Geld für sie die fällige Stromrechnung nach der zweiten Mahnung, die Wasserrechnung und noch einige andere fällige Rechnungen. Nadja wollte ihm ein Teil des Geldes zurückgeben, denn Clemens hatte auch nicht so viel Geld, dass er alles bezahlen konnte - erst recht nach dem Ausbleiben zahlreicher Aufträge in der Coronakrise.
Clemens besuchte Nadja nach seiner Arbeit oft spätnachmittags oder abends oft in den nächsten Tagen in ihrer Wohnung in der Giebelstrasse 16 in Neukölln. Nadja ging es inzwischen etwas besser, sie konnte - laut den Ärzten - auch normal spazieren gehen und Auto fahren, nur sie hatte ins insgesamt nicht mehr die Power wie früher, sie hatte zum Beispiel im linken Arm nicht mehr so viel Kraft wie früher und sie konnte ihren Beruf als Schneiderin nicht mehr ausüben. Da bei der Op alle Krebstumore bei Nadja samt der linken Brust und 15 von Krebs befallene Lympfknoten entfernt worden waren und sie auch ihre erste Chemotherapie bekommen hatte, ging man zuerst davon aus, dass sie einigermassen geheilt war. (Was nach den Arzt Dr. Kressler Unsinn war, denn wenn man Krebs gehabt hatte, war man nie gesund und man musste sehr vorsichtig sein, man konnte nur den Krebs mit den richtigen Massnahmen z. B. kein Zucker zu essen, Stress zu vermeiden, die richtige Therapie wie Chemo machen, viel Wasser trinken,... eindämmen, damit der sich nicht mehr weiter ausbreitet oder dass sich neue Metastasen bildeten - mehr konnte man nicht tun, aber es war schon viel, da man dann nicht an Krebs sterben würde - so wie das bei den meisten Patienten von Dr. Kressler, die sich an seine Anweisungen und Therapien gehalten hatten, der Fall war.) Nadja wurde nach einer Woche zu Hause in ihrer Wohnung schliesslich von den Ärzten zur Kur ( die nach der Op wichtig war) nach Bad Bramstedt geschickt. Und danach war sie eine Woche in Österreich. Während Sebastian weiterhin in die Schule musste und zeitweise bei seiner Tante Elke in wohnte, nahm sich Clemens in dieser Zeit oft frei und besuchte Nadja zuerst im Kurort Bad Bramstedt und dann in Österreich - was zur Folge hatte, dass er als Makler Kunden verlor und weniger Geld hatte. Als sich ihre Gesundheit verbesserte, kam sie wieder am nach Hause. Clemens besuchte sie auch dieser Zeit abends und nachmittags oft. Und oft auch Sebastian, der nach seinem Aufenthalten in Bad Bramstedt und Österreich wieder in seiner Wohnung wohnte. Nachdem er von seinen Aufenthalten in Bad Bramstedt und Österreich zurück war und Sebastian wieder bei ihm eingezogen war, waren einige Handwerker in seiner Wohnung (das waren einige günstige Handwerker aus Polen), die einige Arbeiten dort machten zum Beispiel Malerarbeiten im Wohnzimmer, in der Küche, im Schlafzimmer und in anderen Bereichen seiner Wohnung....Auch mussten dann noch andere Arbeiten von verschiedenen preiswerten Handwerkern in seiner Wohnung gemacht werden zum Beispiel die Reparatur des Durchlauferhitzers (da er sonst kein warmes Wasser in seiner Wohnung hätte). Als Clemens Nadja am Abend alleine am 15.7.2022 in ihrer Wohnung besuchte, redeten sie in ihrem Wohnzimmer, während sie am Tisch Tee tranken, wieder miteinander. Clemens hatte auch eine Tüte mit zwei wichtige Aktenordnern dabei, damit er - wenn sie mit dem Reden Pause machten - auch noch etwas arbeiten konnte zum Beispiel den Aktenordner von dem Hausbesitzer Hanno Siebenkittel zu sortieren, für den er sein Haus verkaufen wollte... Sebastian war an diesem Abend nicht da, da er bei Tante Elke zu Besuch war und dort auch für die Schule lernte.
"Ich finde es schön, wenn wir uns Mal öfters treffen könnten und plauderten könnten. Ich könnte Dir auch helfen. Auch Einkäufe für Dich erledigen", sagte Clemens.
"Das ist ja sehr nett, dass Du so viel für mich tust. Früher hättest Du oft keine Zeit. Musstest immer viel arbeiten", bemerkte Nadja.
"Das ist so leider. Ich bin selbstständiger Makler. Ich muss Auftraggeber finden und mich um meine Auftraggeber auch kümmern. Das kostet Zeit. Von alleine kommt nichts. Man muss sich auf dem Immobilienmarkt behaupten", erklärte Clemens.
"Ich verstehe Dich besser als früher."
"Ja. Dann verstehst Du auch sicher besser, dass ich auch hier gleich in Deiner Wohnung arbeiten muss. So etwa ein eineinhalb Stunden. Darum habe ich die Tüte mit den zwei Aktenordner mitgenommen. Da sind auch Papiere von dem Auftraggeber Hanno Siebenkittel drin. Und auch sind einige Papiere von Herr Schreiber drin- so fällt mir jetzt ein, für den Ich ein Haus verkaufen will. Wichtiger als Her Schreiber ist der Auftraggeber Herr Siebenkittel. Ich muss mich um den Auftraggeber Hanno Siebenkittel zuerst kümmern! Der will sein Haus verkaufen und ich muss für ihn den richtigen Käufer finden."
"Das verstehe ich. Du hast aber immer viel zu tun."
"Das ist meine Arbeit. Wir können reden, fern gucken. Nachher muss ich bei Dir etwas arbeiten, die beiden Akten durchgucken, Papiere machen, einen Anruf tätigen. Dann können wir zusammen plauderten, essen , Fernsehen gucken. Und ich kann Dir natürlich helfen zum Beispiel beim Abwaschen. Oder ich kann etwas für Dich einkaufen. Und dann muss ich nach Hause. So gegen 22 Uhr, da morgen ich früh aufstehen muss. So ist der Ablauf des restlichen Abends", erklärte Clemens.
"Wir reden dann jetzt. Und nachher arbeitest Du."
"Das ist okay."
Dann schwieg Clemens eine Weile. Dann fragte er": Wie geht es Dir? Geht es Dir besser?"
"Es geht mir jetzt besser. Ich muss noch eine Chemotherapie machen. Aber ich trinke viel Wasser. Und das spült das Gift aus dem Körper raus", erzählte Nadja. "So kann ich das gut überstehen."
"Das freut mich, wenn es Dir besser geht", sagte Clemens
"Was machst Du sonst so?", fragte Nadja.
"Momentan sind Handwerker da. Maler. Es werden jetzt die Wände in der Küche, im Schlafzimmer und im Wohnzimmer gestrichen. Sie sind bald fertig. Aber ein bisschen dauert 's noch", erklärte Clemens.
"Ich war ja schon lange nicht mehr in Deiner Wohnung."
"Ich muss momentan viel Arbeiten. Habe keine Zeit und daher empfange ich kein Besuch zur Zeit. Denn es sieht etwas chaotisch aus. Denn ich muss zu Hause mich auf die Malerarbeiten vorbereiten..."
Nadja unterbrach ihn.
"Du musst mich nicht in Deine Wohnung nehmen", sagte Nadja.
Clemens winkte ab.
"Später kannst Du mich in meine Wohnung besuchen."
"Meinst Du das wirklich?", fragte sie.
"Ja. Besuchen kannst Du mich."
"Ich hoffe, dass es nicht so chaotisch aussieht in Deiner Wohnung."
"Das ist nicht so schlimm. Es geht. Aber meine Wohnung ist nicht sauber genug, um Besuch zu empfangen. Oder jemanden als Gast zu empfangen. Momentan bin ich alleine, da Sebastian wieder bei Tante Elke ist und dort schläft."
Zuerst schwieg sie eine Weile. Dann fragte sie": Was machst Du eigentlich, wenn Du nachts alleine bist?"
"Ich? Nicht", antwortete Clemens.
"Gehst Du nicht mal weg und suchst eine Frau? Oder besuchst Du Daniela?", fragte sie.
"Nein. Ich bin nicht weggegangen", antwortete Clemens.
"Die ganze Zeit nicht, wenn Sebastian bei Tante Elke ist und Du alleine bist? ", fragte Nadja.
"Ich bin die ganze Zeit alleine und gehe nicht weg."
"Wirklich? Keine Frau, die Du heimlich triffst?", fragte sie. Und blickte ihn lauernd an.
"Nein. Es ist doch jetzt egal", sagte Clemens.
Doch Nadja fragte weiter.
"Du wirst Doch, wenn Du ganz alleine bist in Deiner Wohnung mal etwas machen?"
"Was machen?"
"Naja. Unter Deiner Bettdecke. Masturbieren. Oder triffst du Dich doch mit einer Frau?"
Clemens bekam einen roten Kopf und blickte nach unten.
"Ich hab momentan keinen Kopf für sowas. Wir haben genug Probleme", stammelte Clemens.
Dann legte sie ihre Hand auf sein rechtes Bein.
"Zeig ihn mir mal!"
Clemens war überrascht.
"Was?", fragte er.
"Na los. Steh auf, stell Dich hin und hol ihn raus. Ich will ihn mir mal anschauen. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen", befahl sie.
"Aber..."
"Na los. Was ist los? Sonst kannst Du gehen", sagte sie.
"Aber...wir sind nicht zusammen. Ich hab lange nicht mehr...."
Dann knöpfte sie ihn seine Hose auf und öffnete seinen Gürtel. Und dann holte sie ihn raus.
"So. Stell Dich vor mir hin."
Dann stand er mit offene Hose auf. Sein Glied baumelte, als er aufstand. Dann nährte sie sich ihrem Körper.
"Los. Mach es Dir."
Als Clemens zögerte, nahm sie sein Glied in die Hand. Und er fing an in ihrer Hand zu wachsen. Dann fing sie an ihn zu massieren.
"Gefällt es Dir?"
"Ja", hauchte Clemens.
Dann fing sie an ihn zu rubbeln und sie öffnete erregt ihren Mund....Nach einer Minute war es vorbei und sie wischte sich mit der rechten Hand den Mund.
"Wie war es?", fragte Nadja und genoss die Macht, die sie noch über ihm hatte.
"Gut. Sehr gut."
"Wir könnten das wiederholen", sagte sie.
"Nadja. Bitte. Es war ein Ausrutscher. Wir sind eigentlich nicht mehr zusammen! Nur Freunde!..."
Dann fing sie an zu brüllen.
"Ach! Sex mitnehmen! Und dann sagen, es sein ein Ausrutscher. Weisst Du was Du bist? Ein Lügner!", schrie sie.
"Aber das ist dich nicht so", stammelte Clemens.
Dann fing sie plötzlich auszurasten. Drehte einfach durch. Wahrscheinlich ist das krankheitsbedingt. Wahrscheinlich würde jeder an ihrer Stelle, der so krebskrank war wie sie, wahnsinnig werden oder durchdrehen, dachte er.
"Wenn Du kein Interesse an mir hast, kannst Du ja gehen. Wir waren viele Jahre zusammen gewesen und jetzt willst Du nicht?", schrie sie.
"Das war früher. Wir sind getrennt."
"VERSCHWINDE! RAUS AUS MEINER WOHNUNG! DU BRAUCHST NICHT MEHR WIEDERKOMMEN! HAU AB!", schrie sie. Dann griff sie sich Clemens Teetasse, die vor ihm auf den Tisch stand und schmiss sie im grossen Bogen in seine Richtung. Die Tasse verfehlte ihn nur knapp. Sie flog dicht rechts an seinem Kopf vorbei und zerschellte an der Wand."
Dann stand sie auf und fing an auf ihn einzuschlagen.
"VERSCHWINDE! VERSCHWINDE, DU FICKER! HAU AB. ICH FINDE MÄNNER, DIE SO VERLOGEN SIND WIE DU EINFACH WIDERLICH!", schrie sie. Sie kratzte in sein Gesicht. Dann schlug sie ihn ins Gesicht.
"Bist Du verrückt", schrie Clemens. Schnell stand er auf, verließ das Wohnzimmer und dann die Wohnung. Dabei vergaß er seine Tüte mit den zwei Aktenordnern.
Er kam ungefähr im 23 Uhr in seine leere Wohnung in der Margaritenstrasse zurück. Er ging zuerst in den Kühlschrank und holte sein Bier hervor. Um sich - nach dem was vorgefallen war - zu beruhigen. Dann ging er ins Wohnzimmer zurück und setzte sich in seinen Sessel. Dann fiel ihm irgendwie ein, dass was fehlte. Dann erinnerte er sich plötzlich. Er hatte, als er Nadja in ihrer Wohnung in Neukölln besucht hatte, seine Tüte mit den zwei Aktenordnern mitgenommen und sie nun - als sie mal wieder so wie es oft früher der Fall war ausgerastet war und er fluchtartig die Wohnung verlassen hatte - liegengelassen! Was sollte er tun? Er holte sein Handy aus der Tasche und rief sie an. Doch sie ging nicht ans Handy. Mist, sie geht nichts an Handy, sie ist sauer, nun kann ich mich nicht richtig um den Auftrag von Hanno Siebenkittel kümmern, dachte er. Und auch nicht um den Auftrag von Herrn Schreiber, von der einige Papiere sich auch in den zwei Aktenordnern befanden. Er musste nun warten, bis sie ihm irgendwann die Tüte mit den zwei Aktenordnern wiedergeben würde! Er rief spät abends noch Herr Schreiber an.
"Guten Abend, Herr Stahlmeyer."
"Guten Abend Herr Schreiber."
"WIe schaut 's aus? Haben Sie einige Interessenten Käufer für mein Haus gefunden?", fragte Herr Schreiber.
"Ja. Ein Herr Albrecht hätte Interesse das Haus zu kaufen. Er bietet zu wenig. Da er nicht mehr zahlen wollte, musste ich ihm absagen", erklärte Clemens.
"Das ist schade."
"Aber...ich muss anmerken, dass sich Ihr Haus nicht im besten Zustand befindet! Da ist Schimmel in den Wänden, Dach ist zum Teil kaputt. Ich muss noch einmal durchgehen was für Mängel das Haus hat. Aber das sind viele", erläuterte Clemens.
"Ja. Aber das Grundstück ist sehr gut. Das hat 1000 Quadratmeter Größe. Schon das Grundstück kostet eine Million. Und dann sind die steigenden Grundstückspreise nicht zu übersehen. Und die Lage ist entscheidend. Das ist Berlin-Grunewald."
"Ja. Grunewald irgendwo am Rand", korrigiere Clemens. Das ist nicht die begehrteste Lage dort. Es wird schwer sein einen geeigneten Käufer zu finden, der den Preis zahlt, den sie wollen. Denn das Haus ist nicht in einem besten Zustand. Das kann ihnen jeder Makler sagen. Ich bin ja schließlich Profi was Grundstücksbewertung oder Wertermittlung betrifft", erklärte Clemens.
"Das denke ich."
In diesem Moment schien er etwas einsichtig er zu sein.
"Sie sind ja Profi. Sie kennen sich ja aus", sagte Herr Schreiber.
"In der Tat. Ich mache das sein lange."
"Ja."
"Ich hätte noch was für Sie. Vielleicht haben wir ja Glück. Ich hätte noch einen anderen potentiellen Käufer. Der will einen guten Preis zahlen."
"Sie machen das spannend. Will der Käufer viel zahlen?", fragte Herr Schreiber.
"Der Preis ist angemessen. Ich war mit dem Interessenten dort hingefahren. Hab ihm alles gezeigt. Mit ihm darüber geredet. Er will das Haus haben. Trotz der Mängel auf die ich hinweisen musste. Dazu bin ich gesetzlich verpflichtet. Denn ich bin ein seriöser Makler, der einen guten Ruf auf dem Markt behalten möchte", erklärte Clemens.
"Wie schnell geht das mit dem Verkaufen?"
"Sie wollen schnell verkaufen? Ich habe viele potentielle Käufer oder Interessenten. Aber das müssen auch Käufer sein, die bereit sind einen guten Preis zu zahlen. So wie ich schon oft sagte. So viele Potentielle Käufer, die sofort bereit sind einen günstigen Preis zu bezahlen habe ich nicht..... Besser wäre es ein wenig zu warten, bis sich vielleicht ein besserer Käufer findet, der einen wirklich guten Preis dafür zahlt. Aber das kann dauern."
"Besser wäre es, wenn ich jetzt verkaufen könnte", drängte Herr Schneider.
"Wie Sie wollen. Ich werde mich beeilen. Ich mach das schon. Ich melde mich später, wenn sich was Neues ergibt."
Dann beendete er das Gespräch. Danach rief Clemens einige potentielle Käufer an, die Interesse an dem Haus von Herrn Schreiber hatten. Aber die meisten wollten weniger zahlen, als Clemens sich das vorgestellt hatte. Da war nur einer, der so einen einigermaßen guten Preis von 1,2 Millionen bezahlen wollte. Danach musste er sich um einen Auftraggeber namens Hanno Siebenkittel kümmern, für den er sein Haus verkaufen sollte. Auch ein Objekt über eine Million. Er rief wenig später Herr Siebenkittel auf seinem Handy an.
"Wie sieht es aus? Sie haben Interesse das Haus zu verkaufen?", fragte Clemens.
"Ja."
"Ich kann eine Wertermittlung vornehmen. Können Sie mir Infos schicken zum Beispiel Flurkarte, Grundriss, Baupläne..."
"Ja. Das werde ich."
"Ja. Was stellen Sie sich vor?"
"Das Haus sollte für 1,2 Millionen verkauft werden..."
Sie redeten noch eine Weile über das Objekt. Dann beendete Clemens das Gespräch. Er guckte sich noch eine Weile die Papiere von anderen Auftraggebern oder potentiellen Auftraggebern durch. Danach guckte er sich die WhatsApp-Nachrichten durch.
Dort fand er eine Nachricht von seinem Sohn Sebastian": Ich hoffe, es geht Dir und Mama gut. Tante Elke bringt mich morgen Nachmittag nach Hause. Wie geht es Mama und Dir?"
Dann schrieb Clemens zurück": Gut. Deine Mutter und ich hatten einige Differenzen und deshalb ist für eine Woche Kontaktpause."
Dann rief Sebastian ihn auf seinem Handy an und verlangte Erklärungen. Zu seiner Bestürzung hatte er mit seiner Mutter Nadja telefoniert gehabt und sie hatte ihm Lügen erzählt. Zum Beispiel, dass er sie geschlagen und bedroht hatte.
"Du hast sie auch geschlagen", behauptete Sebastian.
"Das stimmt ja überhaupt nicht. Sie hat mich geschlagen. Ist einfach durchgedreht...", erklärte Clemens. Er erzählte seinem Sohn, dass sie eine Tasse nach ihm geschmissen hatte, ihn geschlagen hatte und gekratzt hatte. Von der sexuellen Handlungen wie Blow- oder Handjob erzählte er natürlich nichts, denn das war eine ungeplante private Sache zwischen Nadja und ihm. Und Nadja war diejenige, die das unbedingt wollte oder es darauf angelegt hatte.
Nach dem er alles Sebastian erklärt hatte, sprach er mit Elke am Telefon. Nachdem er ihr in Kürze erzählt hatte, was passiert war, sagte sie": Es hat zwischen Euch keinen Zweck mehr. Das sehe ich immer deutlicher." Clemens versuchte abends mehrmals noch Nadja zu erreichen. Doch sie war nicht erreichbar.
Am nächsten Tag rief Clemens wieder mehrmals bei Nadja an. Doch sie war auch an diesem Tag nicht erreichbar. Auch am übernächsten Tag war sie nicht zu erreichen. Allmählich kam das Clemens seltsam vor. An diesem Tag gegen 18 Uhr brachte Tante Elke Sebastian nach Hause zu seiner Wohnung. Sie redeten noch im Wohnzimmer über die Situation. Auch, dass Clemens sie mehrfach vergeblich angerufen hatte.
"Also ich kann sie nicht erreichen."
Dann sagte Tante Elke": Vielleicht ist etwas passiert. Vielleicht will sie sich umbringen. Wer weiss. Sie ist ja manchmal unberechenbar."
Clemens war geschockt.
"Daran hatte ich nicht gedacht. Meinst Du, da ist wirklich was passiert? Da wird noch einiges auf uns zukommen", sagte Clemens.
"Wir müssen zu ihrer Wohnung hinfahren. Schnell", sagte Tante Elke. So verliessen sie die Wohnung und fuhren dann alle drei zu ihrer Wohnung. Als sie dort um 20 Uhr ankamen, stand ihre Wohnungstür offen. Sie gingen dann in ihre Wohnung. Einen Augenblick später fanden sie sie auf dem Flur. Sie lag stöhnend vor Schmerzen auf den Boden und hatte ihre Hände auf den Magen gepresst.
"Was ist passiert? Ist alles gut?", fragte Clemens.
"Gar nichts ist gut. Ich habe heftige Magenschmerzen. Ich glaube ich hab was...ich glaube ich muss ins Krankenhaus", stammelte Nadja.
Als Clemens das hörte, ahnte er nichts Gutes. Dann sagte er": Dann fahren wir sofort in die Notaufnahme."
"Ja. Schnell", sagte Tante Elke.
Sie suchten schnell in Nadjas Wohnung ihre Krankenkassekarte und fanden sie wenig später auf ihrem Schreibtisch. Dann griff Clemens sie unter ihren rechten Arm und Elke unter ihren linken Arm und gemeinsam hoben sie sie hoch und Sebastian hielt die Wohnungstür auf. Dann schleppten sie sie aus ihrer Wohnung, schlossen ihre Wohnungstür zu und trugen sie zum Fahrstuhl. Dann fuhren sie mit den Fahrstuhl zum Erdgeschoss, verliessen das Mietshaus und brachten sie zu Elkes Wagen. Dann setzten wir sie auf die hintere Sitzbank und fuhren mit ihr zur Notaufnahme Neukölln. Sie setzen sich ihre Masken auf, gingen mit Nadja, die sie an den Armen untergehakt hatten zum Empfangstresen.
"Hier ist ein Notfall. Sie hatte Brustkrebs gehabt mit Lymphknotenbefall. Und nun hat sie extreme Magenschmerzen", sagte Clemens.
Er erzählte was passiert war und alle Einzelheiten von Nadjas Krebserkrankung. Die Frau am Empfangstresen sah sich Nadjas Krankenkassekarte und ihren Personalausweis (den Clemens notgedrungen aus ihrer Tasche genommen hatte) an. Dann sagte sie nach links": Das Wartezimmer ist da drüben. Bitte nehmen Sie im Wartezimmer Platz und warten Sie bis der Doktor Sie aufruft." Dann setzen sie sich ins Wartezimmer. Dort warteten verschiedene Leute, die alle eine Maske trugen und auf ihre Behandlung warteten. Einige hatte eine schwere Erkrankung. Andere eine leichte. Bei anderen war es nicht so sicher. Clemens, Elke, Nadja und Sebastian warteten ungefähr eine Stunde. Dann kam eine Arzthelferin auf sie zu und sagte": Nadja Strauer bitte."
Dann hoben Clemens und Elke sie hoch und sie gingen - während sie Nadja stützten - aus den Wartezimmer. Danach marschierten sie durch einen Gang zum Untersuchungszimmer des Dr. Wiechner. Als sie dort reingingen , kamen ihnen zwei Arzthelferinnen entgegen, griffen sie unter den Armen und stützten sie dort so gut es ging und brachten sie zur Krankenbahre. Dort legten sie sie hin.
"Sie heisst Nadja Strauer. Hat extreme Magenschmerzen. Sie hatte eine Krebsoperation hinter sich gehabt...", erzählte Clemens.
"Ich schau sie mir mal an."
Dann machte der Arzt Dr. Wiechner einige Untersuchungen z.B. mass den Blutdruck und den Puls und eine Krankenschwester nahm Blut ab.
Nach kurzer Zeit sagte er": Wir müssen sie auf die Krankenstation bringen. Das sieht ernst aus."
"Ist das Ergebnis sicher?", fragte Clemens. "Kann man was Klares sagen?"
"Nein. Wir müssen sie hier behalten und untersuchen. Dann wird man sehen."
"Wann kann ich sie besuchen kommen?"
"Rufen sie am besten morgen noch einmal an. Morgen können Sie sie auf jeden Fall noch nicht besuchen."
"Gut. Ich weiss Bescheid."
Dann verabschiedeten sie sich von Nadja. Dann kam ein Krankenpfleger ins Untersuchungszimmer und schob die Bahre mit den Rollen, auf der sie lag, nach draussen. Und dann wurde sie weggebracht. In welches Zimmer genau wussten sie nicht. Sie verabschiedeten sich vom dem Arzt.
"Ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend", sagte Clemens.
"Alles Gute. Bleiben sie gesund", sagte der Arzt Dr. Wiechner.
Dann verliessen sie die Notaufnahme und das Notaufnahmegelände und sie gingen zu ihrem Wagen zurück.
"Schafft sie es?", fragte Sebastian. Er war den Tränen nahe.
"Ich hoffe", sagte Clemens verbittert mit schmalen Mund. Und er glaubte nicht mehr daran, dass sie gesund werden würde.
"Ich fahr Euch jetzt nach Hause", sagte Elke. Dann fuhr sie sie zu Clemens Wohnung. Als Clemens und Sebastian ausstiegen, sagte Elke noch zu ihnen": Ich wünsche Euch noch gute Nacht. Und macht Euch nicht zu viel Sorgen." Dann gingen Clemens und sein Sohn Sebastian ins Mietshaus und fuhren mit dem Fahrstuhl auf den dritten Stock. Wenig später gingen sie in Clemens Wohnung. Als sie wenig später im Wohnzimmer in ihrer Wohnung saßen und fern guckten, fragte Sebastian": Bekommt Mama denn von ihren Freundinnen Besuch im Krankenhaus?"
Clemens schüttelte den Kopf.
"Weiss ich nicht. Ihr Freund Wolfgang liess sich, als sie im Krankenhaus war und die Op hatte, nicht blicken. Nadjas Mutter Ilse, Deine Grossmutter, ist krank und kommt auch selten. Auch ihr Bruder. Ihr Freundin war angeblich mehrmals im Krankenhaus gewesen, um Deine Mutter zu besuchen - was ich kaum glauben kann, da ich sie, als ich Deine Mutter im Krankenhaus besucht hatte, nie gesehen hatte."
"Das ist traurig."
"So ist das. Ist man krank, arm oder anders, hat man weniger Freunde, ist man reich und gesund hat man viele Freunde. Fragt sich aber ob das echte Freunde sind. So ist es im Leben", sagte Clemens.
"Ja. Schade."
"Es gibt heutzutage aber auch gute Menschen. Aber ich kenne nur wenig gute Menschen", sagte Clemens.
Die meisten Menschen sind einfach nur Egoisten und langsam bezweifle ich, ob es echte Liebe überhaupt heutzutage noch gibt in dieser verrückten Welt heutzutage, aber ich weiss, dass mein Denken wahrscheinlich durch die ganzen Probleme, die ich jetzt erlebe, verzerrt ist, dachte er.
Sie redeten noch eine Weile miteinander. Dann gingen sie ins Bett.
Am Morgen am 18.7.2022 (Montag) nachdem Clemens und Sebastian sich angezogen hatten und Frühstück gegessen hatten, riefen sie per Handy im Krankenhaus an und fragten nach Nadja Strauer. Zuerst kannte sie niemand und Clemens wurde mehrfach weitergeleitet bis er endlich auf der "Krebs-Station 3" mit einer Krankenschwester Frieda Lange verbunden wurde.
"Ist hier eine Frau Nadja Strauer? Ich bin ein Freund und kümmer mich um sie. Das hat Nadja sicher erzählt", sagte Clemens.
"Ja. Ich habe erfahren, dass Sie sie hingebracht hatten", sagte Frau Lange.
"Kann ich sie sprechen?"
"Ja. Aber nicht lange."
Dann ging sie mit ihren Handy in das Zimmer 14, in dem sich Nadja im Bett liegend befand und gab ihr das in die rechte Hand.
"Hallo", sagte sie.
"Hallo Nadja. Geht es Dir gut?", fragte Clemens.
"Ich bin froh, dass Du anrufst. Ich wurde schon heute morgen untersucht zum Teil. Und nachher werde ich wieder untersucht. Ich glaube ich habe etwas im Magen."
Clemens schwieg eine kurze Zeit.
"Ich hoffe, dass es nichts Ernstes ist", sagte er. Er fand in diesem Moment nicht andere, passende Worte.
"Wir müssen einfach abwarten. Vermutlich ist das nur Stress und das geht vorüber", sagte Clemens, um sie zu beruhigen.
"Der Arzt, der mich untersucht hat meinte, dass ich im Magen etwas hätte. Vermutlich Krebs", sagte sie. Dann fing sie an zu heulen. So leid ihm das auch tat, konnte er das Heulen und weinen nicht mehr ertragen und auch sie nicht mehr leiden sehen.
"Nun warte erst einmal ab. Die Untersuchung ist ja noch nicht abgeschlossen", sagte Clemens.
"Mein Arzt hat mein Blutbild gesehen und weiss Bescheid. Er sagte, dass ich nicht gesund bin. Die hatten schon damals eine kleine Zyste entdeckt. Diese hatten sie - vermutlich irrtümlich für gutartig gehalten oder einfach nicht beachtet."
"Das kann doch alles nicht sein. Man entfernt bei einer Op doch alles an Krebs", meinte Clemens. Ihm kam das unwirklich vor.
"Ich weiss auch nicht, was da schief gelaufen ist. Die sagten zu mir : Ich soll zu solch einem Spezialisten gehen. Da war dann aber auch nichts weiter passiert. Und ich weiss nicht, ob meine Krankenkasse das alles bezahlt hatte. Denn ich habe nicht so viel Geld."
"Ich weiss das auch nicht. Das klingt ein wenig verwirrend alles", sagte Clemens.
"Ja."
"Ich will auf jeden Fall den Arzt sprechen nach der Untersuchung", sagte Clemens.
"Ja. Das kannst Du."
"Sag einfach, dass ich Dein Freund bin. Ich rede mit ihm dann."
"Das mach ich."
"Wer kümmert sich um Deine Wohnung, wenn Du im Krankenhaus bist? Das letzte mal hatte sich Deine Mutter um Deine Wohnung gekümmert", sagte Clemens.
"Meine Mutter ist sehr krank. Sie wird das schlecht können."
"Das kann ich ja machen. Deine Blumen in der Wohnung begiessen und Dir die Post bringen, die ich im Briefkasten an Deiner Wohnung finden werde. Ich brauche aber einen Schlüssel, den ich Dir wiedergeben werde", sagte Clemens.
"Gebe ich Dir. Ich kann Dir auch eine Vollmacht geben. "
"Ja. Das ist eine gute Idee. Gib mir eine Vollmacht, die Du jederzeit widerrufen kannst. Nur so kann ich das alles mit den Ärzten regeln. Ich hoffe, Du vertraust mir", sagte Clemens.
"Das würde bestimmt meine Mutter machen wollen. Aber ich denke, dass ....es besser ist, wenn Du das machst."
"Dann schreib eine Vollmacht für mich auf und leg sie auf Deinen Tisch neben das Bett. Und auch den Schlüssel für die Wohnung. Ich nehme das nächstes Mal, wenn ich komme an mich und regel alles. Auch das mit der Post."
"Ja. Mach ich. Sag aber meiner Mutter Bescheid, dass ich im Krankenhaus bin", sagte Nadja.
"Ja. Das mache ich. Du musst mir die Telefonnummer von Deiner Mutter geben. Warte...", antwortete Clemens.
Clemens ging schnell zum Wohnzimmerschrank und holte aus einer Schublade einen kleinen Zettel raus. Dann sagte Nadja ihm die Telefonnummer ihrer Mutter": "030 - 4257834." Clemens schrieb schnell die Handynummer von Nadjas Mutter, die er auch "Schwiegermutter Ilse" nannte, auf.
"Ich hab sie notiert."
"Ruf die bitte an. Sie macht sich grosse Sorgen um mich."
"Ich werde das tun."
Dann unterhielten sie sich noch. Clemens machte ihr auch Mut. Dann sagte Clemens noch am Schluss des Telefonats": Dann bis morgen. Mach Die keine Sorgen. Es wird alles gut werden. Tschüss."
"Tschüss. Bis morgen."
Dann war das Telefonat beendet. Danach saßen Clemens und Sebastian vor dem Fernseher und redeten miteinander.
"Papa. Ich konnte nicht schlafen. Ich hab geträumt, dass ihr etwas passiert..."
Clemens streichelte mit seiner rechten Hand seinen Kopf.
"Es wird alles gut werden", antwortete Clemens.
"Sie hat doch eine Chance zu überleben. Sag bitte: Sie hat doch eine Chance zu überleben", antwortete Sebastian.
"Vielleicht. Ich hoffe es. Mehr kann ich nicht sagen."
Da Clemens arbeiten musste, stand er auf.
"Ich muss leider arbeiten. Wir können nachher was machen. Ins Restaurant gehen. Und danach zu Hause Spiele spielen. Aber jetzt muss ich einige Stunden arbeiten und Du musst Schulaufgaben machen", sagte Clemens.
"Ja. Immer die Schulaufgaben", murrte Sebastian. Dann erhob er sich von der Couch und ging dann aus dem Wohnzimmer in Clemens Gästezimmer, das er - seit er hier wohnte, als seine Mutter ins Krankenhaus kam - als Kinderzimmer und als Schlafzimmer nutzen konnte. Dann verliess auch Clemens das Wohnzimmer und er ging in sein Arbeitszimmer, um sich um seine Makleraufträge zu kümmern. Er musste für einen Herr Emil Schreiber ein Haus verkaufen. Zumindest war es mündlich abgesprochen. Er hatte auch das Haus vor zwei Wochen besichtigt gehabt, wobei ihm sämtliche Mängel im Haus aufgefallen war und er hatte als erfahrener Makler auch gemerkt, dass das Haus auch schon relativ in die Jahre gekommen war. Baujahr 1960 ungefähr. Das Dach musste erneuert werden und so allerlei. Es gab auch Schwamm im Haus, die Kellerfenster waren undicht und deshalb kam oft bei Regen Wasser in den Keller rein, was den Schwamm begünstigt, dann war das Haus schief, es gab Schimmel an den Wänden, die Ölheizung war alt. Er hatte es diesen dickköpfigen Herr Schreiber schon gesagt, dass das alles wertmindernde Faktoren waren, was ihn schliesslich dazu bewog einen nicht zu hohen Preis anzusetzen. Da das Grundstück aber recht gross war (1000 Quadratmeter) hatte Clemens schon für das Haus 1 Million als Kaufpreis vorgeschlagen und in einigen Anzeigen angeboten. Alleine schon wegen dem Grundstück. Aber er wollte für das alte Haus mehr haben. Als er an diesen Tag mit Herr Schreiber telefonierte, kam es wieder zum Streit. Auch weil Herr Schreiber ihm nicht alle Informationen und Papiere gegeben hatte. Und noch nicht einmal eine schriftliche Auftragserteilung. Eigentlich lag das auch an den ganzen Problemen mit seiner Ex Nadja und ihrer Krankheit, die ihm oft nachts den Schlaf und Konzentration kostete.
"Hören Sie. 1,4 Millionen will ich mindestens für mein Haus haben. Ansonsten werde ich das Haus mit den Grundstück nicht verkaufen", sagte Herr Schreiber.
"Das Haus ist alt. Es ist fast eine Bruchbude. Wenn sich ein Käufer finden würde, würde er das Haus mit dem Grundstück erwerben. Aber er würde das Haus wahrscheinlich abreissen lassen", meinte Clemens.
"Hören Sie. Das ist ein 1000 Quadratmeter-Grundstück. Alleine das Grundstück ist schon eine Million wert. Die Grundstückspreise steigen immer mehr heutzutage und das Grundstück ist in Grunewald."
"Am Rande Grunewald! Nicht direkt Grunewald. Das ist schon weiter weg. Das Grundstück ist aktuell nicht eine Million wert. Die Grundstücksbewertung sollten Sie besser einen Profi überlassen. Nur so als Tipp."
"Aber die Grundstückspreise steigen. Ich habe mit einigen, die sich da auskennen, Golf gespielt. Das Haus und das Grundstück kostet mehr als 1 Million."
"Das war auch nur eine ungefähre Einschätzung, die ich gemacht habe."
"Sie haben aber schon Anzeigen gemacht."
"Ja. Das ist richtig. Nach bestem Gewissen. Auch um zu sehen, wie die Nachfrage ist."
"Und wie ist die Nachfrage?"
"Schlecht. Die Grundstückspreise steigen und viele haben kein Geld. Das ist das Problem. Und die wenigen Leute, die interessiert waren, fanden den Preis von 1 Million zu hoch. Sie sind nicht bereit für ein altes Haus, das am Rande von Grunewald liegt, wo es noch nicht mal ein Bus in der Nähe gibt 1 Million auszugeben. Das wird nichts. Sie finden keine Käufer dafür."
"Ich will eine genaue Bewertung des Hauses", forderte Herr Schreiber.
"Ich brauche Grundriss, Flurkarte, Grundbuchauszug, Auftragserteilung,...", antwortete Clemens. "Nur dann kann ich präzise arbeiten."
"Ich habe Ihnen die Unterlagen vor ungefähr 7 Tagen geschickt. Sie müssten alles bekommen haben", sagte Her Schreiber.
"Ich habe nichts bekommen."
"Doch. Ich hab Ihnen alles in Kopie geschickt. Die Auftragserteilung wollte ich heute gerade abschicken. Sie liegt auf dem Tisch."
"Das kann nicht sein. Ich habe nichts bekommen."
"Vielleicht hat jemand aus der Familie die Post an sich genommen. Sowas passiert manchmal", meinte Herr Schreiber.
Als Herr Schreiber das sagte, wurde Clemens nachdenklich.
"Warten Sie einen Augenblick. Ich frage meinen Sohn, ob er die Post an sich genommen hat", sagte Clemens. Er legte das Handy auf dem Tisch. Dann rannte er schnell ins Gästezimmer zu seinem Sohn Sebastian.
"Sebastian. Hast Du die Post an Dich genommen, die der Postbote gebracht hatte?"
Sebastian, der gerade mit dem Handy ein Spiel spielte, bekam einen roten Kopf und blickte nach unten.
"Oh ja. Da war vor einigen Tagen ein Postbote dagewesen, der die Post gebracht hatte und die ich entgegen genommen hatte."
Clemens verdrehte die Augen.
"Und was war das für eine Post? War das Post von Herrn Schreiber?", fragte er.
"Ich weiss nicht. Ich hab die Post genommen und Dir vergessen zu geben", antworte Sebastian.
"Toll. Wegen die verliere ich meinen Auftrag! Gib mir die Post!"
"Ich hol sie. Sie liegt auf dem Schrank", sagte er. Dann lief er zum Schrank, griff die drei Briefe, die dort lagen, lief damit zu seinem Vater und gab sie ihm .
"Entschuldigung. Ich hatte zu viel Stress wegen Mama und hatte nicht daran gedacht", sagte Sebastian traurig.
"Schon gut. Die Post musst Du mir SOFORT nächstes Mal geben! Denn sonst komme ich in Schwierigkeiten!", erklärte ihm sein Vater Clemens.
Clemens blickte auf die drei Briefe, die Sebastian ihm gegeben hatte. Da war eine Handwerksrechnung dabei. Und eine Stromrechnung, die nicht bezahlt worden war und längst überfällig war. Und der Brief von Herr Schreiber. Er öffnete den Brief und sah, dass Herr Schreiber ihm alle Unterlagen präzise geschickt hatte.
"Mist. Er hat mir alles geschickt."
Dann lief Clemens mit den Unterlagen wieder ins Wohnzimmer und griff sich das Handy. Herr Schreiber war immer noch am Telefon.
"Es tut mir leid für die Verzögerung. Mein Sohn hatte Ihren Brief an sich genommen. Natürlich war der Brief angekommen."
"Passiert das bei ihnen öfters?", fragte Herr Schreiber kritisch.
"Es ist so...meine Freundin ist krebskrank. Liegt im Krankenhaus."
"Das tut mir leid. Aber Sie verstehen, dass das nicht so einen guten Eindruck auf mich macht. Ich werde mir daher einen anderen Makler suchen und ihm den Auftrag erteilen. Das verstehen Sie hoffentlich."
"Ja. Es tut mir leid. Aber ich hatte diese Probleme..."
"Andere haben auch Probleme. Nicht nur Sie. Ich muss ihnen sagen, dass meine Frau kürzlich an einem Schlaganfall gestorben ist. Ist das weniger schlimm? Ich denke, dass ist auch schlimm und ich verkaufe deshalb das Haus, in dem ich mit ihr gelebt hatte, um mich von den schmerzhaften Erinnerungen zu befreien. Und ich muss trotzdem noch meinen Job erledigen!", sagte Herr Schreiber.
"Das tut mir leid. Mein Beileid."
"Vielleicht brauchen Sie eine Pause. Ich werde daher eine anderen Makler beauftragen, der mehr bei der Sache ist und nicht von Problemen abgelenkt ist."
"Ich verstehe es...wir können das neu versuchen...ich setze mich neu hin und werde das Haus mit dem Grundstück neu berechnen", bot ihm Clemens an.
"Ich will nicht mehr. Alles Gute. Tschüss", sagte er und beendete das Gespräch.
"MIST! EIN AUFTRAG WEG!", schrie Clemens. Normaler weise war er ein ruhiger Mensch, den selten etwas umwarf. Doch nun verlor er - nach dem Stress, den er in letzter Zeit erlebt hatte - die Beherrschung.
"Ist alles gut, Papa?", rief Sebastian aus dem Gästezimmer.
"Alles gut. Schöner Tag", sagte Clemens ironisch. "Nadja ist krank. Und ich verliere meine Aufträge, weil ich bei dem Stress immer unkonzentrierter werde und immer mehr Fehler mache", schimpfte er.
Dann rief er einen Herrn Hagen Schütz an, für den er auch ein Objekt, eine 5-Zimmer-Wohnung in Berlin-Friedrichshain verkaufen wollte. Es war noch nicht alles fest, der Auftrag wurde noch nicht schriftlich von Herr Schütz erteilt. Aber es sah so aus, als würde Clemens den Auftrag bekommen. Es war zumindest alles mündlich abgesprochen worden. Aber es kam anders.
"Es tut mir leid. Ich habe jetzt einen anderen Makler gefunden. Der hatte einen Kunden gehabt. Und der wollte auch die Wohnung zu einem guten Preis haben", erzählte er.
"Gut. Dann hat sich das erledigt und meine Mühen waren umsonst", entgegnete Clemens.
"Ja. Tut mir leid. Aber ich muss schnell meine Wohnung verkaufen. Aus privaten Gründen...."
Vermutlich Scheidung oder Todesfall oder er will woanders wohnen. So ist das meistens in solchen Fällen, dachte Clemens. Denn wenn die Leute schnell verkaufen, dann war immer irgendwas passiert oder etwas war im Argen. Manchmal lief auch einiges krumm. Denn es gab auch Kriminelle in diesen Geschäft. Man wusste nie so genau. Nicht umsonst konnte man als Makler auf sie Nase fallen, wenn man nicht aufpasst, an falschen Kunden gerät oder eine gesetzliche Bestimmung übersieht..., so wusste Clemens. Der Maklerberuf war eben nicht so einfach, wie es für viele aussah. Dazu gehört nicht nur Verkaufsgeschick ,sondern ein solides Wissen über Häuser, Wohnungen in bestimmten Lagen. Und man musste viel wissen über den Wohnungs- und Häusermarkt. Und auch über die Kundenwünsche und über Makler- und Mietrecht. Und man durfte hauptsächlich nicht vergessen: Man musste aufpassen, dass man als Makler keine grossen Fehler macht oder über den Tisch gezogen wird. Und zweitens miss man wissen, dass nicht jeder Makler super verdient heutzutage. Dass die Konkurrenz unter Maklern hoch ist und dass viele unseriöse Leute unterwegs waren. Und oft waren Maklergeschäfte oft mit hohen Risiken verbunden - besonders wenn es um hohe Summen geht. Und für die Risiken musste der Makler meistens gerade stehen - zum Beispiel wenn er einen Kunden falsch beraten hatte.
"Gut. Ich verstehe das. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und alles Gute", sagte Clemens. Er musste sich professionell verhalten und Ruhe bewahren. Das gehörte einfach zu einem seriösen Makler in diesen Geschäft dazu. Innerlich war er jedoch wütend und verunsichert. "Zwei Kunden verloren. Was ist das für ein mieser Tag", sagte Clemens zu sich selbst. Er wollte noch seine zwei anderen Kunden Herr Oliver Hirsch und Herr Hanno Siebenkittel anrufen. Doch da der Tag schon mies genug war, liess er es. Nein, das ist wirklich nicht mein Tag, dachte er. Er machte noch eine Weile Papierkram und Überweisungen fertig. Dann wollte er sich um den Hausverkauf von Hanno Siebenkittel kümmern, von dem er auch einen schriftlich erteilten Auftrag bekommen hatte und suchte seinen wichtigsten Aktenordner. Denn er wollte für ihn sein Haus verkaufen, das einen Wert von 1,2 Millionen hatte und in Berlin-Spandau lag. Er suchte überall nach den wichtigsten Aktenordner von Herr Siebenkittel, den er extra für ihn angelegt hatte und in denen die wichtigsten Informationen über sein Haus z.B. Grundriss, Flurkarte, Lageplan, ...waren. Dann erinnerte sich an einen Besuch in Nadjas Wohnung, als er eine Tüte mit einigen Aktenordnern mitgenommen hatte, um sich dort - als er sich in dieser Zeit um sie kümmerte - in aller Ruhe damit zu beschäftigen und sich um den Auftrag zu kümmern- was nur in den Pausen- wo Nadja schlief oder im Bad war, möglich war. Denn schliesslich musste er arbeiten und Geld verdienen und konnte sich nicht sich die ganze Zeit um Nadja kümmern.
"Mist. Mir fehlen Aktenordner. Ich muss sie in Nadjas Wohnung liegengelassen haben", sagte er zu sich selbst.
Dann rief er Nadjas Mutter auf seinem Handy an, wie er es mit Nadja angesprochen hatte.
"Hallo. Hier ist Clemens."
"Hallo. Da meldet sich auch mal der Exfreund. Ich dachte, dass es Dich gar nicht mehr gibt", sagte sie ironisch.
"Doch. Ich bin da. Ich bin dabei Nadja zu helfen. Sie ist ins Krankenhaus gekommen. Ich wollte Dir nur Bescheid sagen", sagte Clemens.
"Ich weiss es schon. Was ist wieder passiert? Ich hab gehört, dass ihr Streit hattet."
"Ja. Aber das war belanglos. Das ist längst erledigt. Wichtig ist Nadjas Gesundheit."
"Ich bin mir sicher, dass der Streit sie krank gemacht hat."
"Unsinn. Man kann immer mal Magenschmerzen haben."
"Sie hat Magenkrebs. Da bin ich mir ziemlich sicher."
Clemens war erstaunt.
"Magenkrebs? Ich weiss davon nichts."
"Ich hab mit dem Arzt gesprochen", sagte Nadjas Mutter.
"Wann?", wollte Clemens wissen.
"Heute. Ich war im Krankenhaus. Als Mutter muss ich mich ja darum kümmern."
"Das wusste ich nicht."
"Jetzt weisst Du es. Der Arzt hat gesagt, dass es schlecht aussieht", sagte sie.
"Aber sie ist mit den Untersuchungen noch nicht durch."
"Das ist ziemlich klar."
"Gut. Ich hatte heute mit ihr telefoniert. Und ich werde morgen ins Krankenhaus gehen, um mit dem Arzt zu reden", sagte Clemens.
"Und das will Nadja? Ihr seid ja nicht mehr zusammen."
"Das ist egal. Ich bin der einzigste, der sich - ausser Du vielleicht - um sie kümmert."
"Du und um sie kümmern? Ha. Ich lach wohl. Wo hast Du Dich um sie gekümmert die letzten Jahre? Es gab meistens nur Streit und dann war 2017 Schluss. So hatte ich das in Erinnerung."
"Es ist doch egal, Ilse. Wichtig ist, dass ich mich jetzt um sie kümmere und dass Nadja gesund ist. Alles andere ist unwichtig."
"Für mich nicht."
"Es ist wichtig, was Nadja will. Sie hat gesagt, dass ich mich, während sie im Krankenhaus ist, um ihre Wohnung, im die Post und Bankgeschäfte kümmern soll. Sie wollte mir eine Vollmacht geben."
"Nein. Ich werde mich darum kümmern."
"Das hat Nadja heute gesagt."
"Gut. Dann werden wir das Gespräch besser beenden. Das hat so keinen Sinn. Ich habe genug zu tun...ich werde sie im Krankenhaus besuchen und mit ihr und dem Arzt reden. Und dann sehen wir weiter. Ich möchte aber meine Tüte mit den Aktenordnern wiederhaben, die ich in Nadjas Wohnung liegengelassen hatte. Ich brauche das für meinen Maklerauftrag. Ich kann ohne den Aktenordner nicht arbeiten", er klärte Clemens.
"Ich hab damit nichts zu tun. Da will sich ihr Bruder Sven drum kümmern", antwortete Nadjas Mutter.
"Sven? Der kommt doch so selten."
"Der will sich darum kümmern."
"Meine Güte. Dann sag diesem Sven, dass er mir die Tüte wiedergibt. Dann gebe ich auch Ruhe", sagte Clemens.
"Ich versuche mit ihm zu reden."
"Gut."
"Ich muss Schluss machen. Bis dann."
Dann beendete Nadjas Mutter Ilse, seine "Schwiegermutter", das Telefongespräch.
"Alles Mist", murmelte zu sich selbst. Dann ging er ins Wohnzimmer, setzte er sich in den Sessel, schaltete den Fernseher an und guckte einen Film. Um sich abzulenken. Nach etwa 30 Minuten wollte er sich ablenken. Freunde treffen. Auf andere Gedanken kommen. Er holte sein Handy aus der Tasche und rief Silas an. Einen Augenblick später meldete er sich.
"Hallo. Ich hoffe, es geht Dir gut."
"Ja. Meine Exfreundin Nadja ist ja sehr krank. Sie ist wieder ins Krankenhaus gekommen."
Clemens erzählte, was in letzter Zeit passiert war. Wie krank Nadja war. Und wie schwierig ihre Beziehung gewesen war bis zur Trennung 2017. Auch, dass sie früher manchmal zu viel Alkohol auf Parties getrunken hatte und zeitweise auch geraucht hatte.
"Das ist sehr traurig. Aber sie hat ja auch nicht sehr gesund gelebt. Da kann es passieren, dass man da krank wird", sagte Silas.
"Ja."
"Es ist ja nett, dass Du Dich um sie kümmerst. Aber eigentlich bist Du zu nichts verpflichtet. Ihr wart ja schon 2017 getrennt. Das hattest Du ja erzählt."
"Ja. Das stimmt. Sie wollte, bevor Sie krank wurde, nicht mit mir sein. Sagte ich wäre kein guter Makler. Sehe nicht sehr gut aus, mein Penis ist zu klein."
"Nein. Daniela sagte nein. Du bist wunderbar, sagt sie. Das sagt Nadja nur, um Dich zu provozieren. Da steckt eine Masche dahinter", sagte Silas.
"Und dann will ich ihr helfen. Und ihre Mutter sagt, dass ich mich nicht um sie kümmere. Was nicht stimmt. Alles Lügen."
"Ich hätte gar nichts mehr gemacht. Du kannst sie besuchen. Aber nachdem, was Du erzählt hast von ihr, würde ich sie niemals in Deine Wohnung holen. Die würde Dir das Leben zur Hölle machen. Weisst Du was? Es ist zwar schlimm, dass sie krank ist und Du ihr hilfst. Aber es ist besser für sie, wenn sie einfach tot ist. Dann muss sie nicht mehr leiden und Du hättest Deine Ruhe. Klingt heftig. Aber es ist besser so", erklärte Silas.
"Ganz so sehe ich das nicht. Ich habe eine moralische Verpflichtung, mich um sie zu kümmern. Sie ist schliesslich die Mutter meines Sohnes Sebastian", antworte Silas.
"Gut. Dann tu das. Wenn Du Mal abschalten willst, kannst Du den Donnerstag in der ersten Woche des Monats zur Veranstaltung Lady 's Night kommen. Lass Dir da von Daniela einen blasen."
"Ich muss mir das überlegen. Ich muss mich zuerst um Nadja kümmern."
"Tue das. Wünsche ihr gute Besserung. Aber ich habe das bei meiner Tante gesehen, die an Krebs gestorben war. Das dauert sicherlich nicht mehr lange."
"Da hast Du wahrscheinlich recht", antwortete Clemens.
"Ja. Ich habe Erfahrung."
"Das hört sich so an."
"Ich kann Dir abschließend sagen, dass Du ihr zwar helfen kannst. Aber ihr seid nicht zusammen. Du bist zu nichts verpflichtet", meinte Silas.
Clemens würde deutlicher.
"Aber sie hatte mich einmal verführt - obwohl ich das nicht wollte - und hatte mir einen gerubbelt und den Rest hat sie im Mund geschl..."
Silas unterbrach ihn.
"Ja. Das ist mal passiert. Hatte extreme Lust gehabt. Sie nahm Dich nur, weil Sie extreme Lust hatte und ihr alle andere Lover, als sie plötzlich krank war, weggelaufen sind. Wäre Sie eine nette Frau, wären sie geblieben und hätten ihr geholfen. Ich kenne auch eine krebskranke Bekannte. Und da helfen die Leute auch! Aber das ist auch eine ganz nette, die viel für andere Menschen tut! Das die Situation ist wie sie ist, liegt an Nadja. Sie wird immer eine egoistische und aggressive Frau bleiben", erklärte Silas.
"Ja."
"Ich geb Dir ein Tipp. Du bist nicht mit ihr verheiratet. Leb Dein Leben. Genieß Dein Leben. Das Leben ist zu kurz. Kann jeder Zeit zu Ende sein. Zum Beispiel wenn im Rahmen des Ukraine-Krieg eine Atombombe auf Deutschland fliegt und alle tot sind. Oder weil uns die nächste Corona-Welle erwischt und einige von uns wegen Corona den Löffel abgeben", erklärte Silas.
"Das stimmt. Das kann sehr schnell zu Ende gehen. Aber man muss das schlimmste ja nicht annehmen. Vielleicht schiessen die Russen keine Atomrakete nach Berlin. Wenn sie sich mit der Nato anlegen oder mit Amerika, wäre es glatter Selbstmord."
"Das kann sein. Man weiss ja nie."
"Ja."
"Dann wollte ich Die mitteilen, dass meine Frau Daniela scharf auf Dich ist. Da wir immer noch in einer offenen Beziehung leben, suchen wir einen zuverlässigen "Mitspieler." Der zuverlässig "kommt". Und da bist Du genau richtig. Sie hat aus mehreren Männern Dich ausgewählt. Du kannst sie regelmäßig besuchen. Das ist ein tolles Angebot. Wie machen da ein richtig tollen Programm", bot Silas an.
Doch Clemens schwieg hier. Er war hin- und her gerissen von dem Wunsch zu helfen und dem Wunsch sich mal - wie viele es tun - zu "amüsieren."
"Zum Teil gebe ich Dir recht. Aber ich will Nadja helfen. Weil ich noch was für Sie empfinde. Ich werde sie nicht alleine lassen."
"Gut. Tu das. Man sollte helfen. Aber habe kein Sex mit ihr. Bewahre die richtige Distanz", sagte er. "Wenn das meine Ex wäre und sie hätte sich mir gegenüber so verhalten, würde ich ihr zwar auch helfen. Aber ansonsten keinen Kontakt. Nichts", sagte Silas. "Denn schliesslich ist sie nur eine Exfreundin."
"Gut. Ich werde daran denken."
Dann beendete er das Telefonat. Er sass wieder eine ganze Weile im Sessel und starrte mit leeren Augen auf das Fernsehprogramm. Dann beschloss er Eberhard Senkel, seinen ehemaligen Schulfreund anzurufen. Vielleicht könnte er sich mit ihm treffen. Und auch mit seinen Kumpels Arne, Rolf und Hubert, die er zum Teil auch aus der Schulzeit kannte. Denn sie alle bildeten früher eine Clique und trafen sich seit Jahren zu Schach- und Kartenspielen. Das könnten sie ja wiederholen zum Beispiel am Freitag Abend. Er wählte Eberharts Nummer in seinem Handy. Er meldete sich kurz darauf.
"Wie geht es Dir?", fragte Eberhard.
"Gut. Meine Exfreundin Nadja liegt im Krankenhaus. Wie ich Die letztes Mal per Mail mitgeteilt hatte, ist sie krebskrank."
"Ja. Schlimm. Das tut mir leid."
"Sie wird erst einmal untersucht. Vielleicht hat sie Magenkrebs."
Clemens erzählte ihm, was passiert war.
"Das tut mir leid. Wir können uns treffen und Schach spielen. Dann können wir über alles reden und Du kommst auf andere Gedanken", bot Eberhard ihm an.
"Ja."
"Wir wäre es heute abend? Ich komme nachher mit Arne oder Rolf vorbei und dann spielen wir bei Dir Schach. Was hälst Du davon? Jetzt sind ja die Coronamassnahmen nicht mehr so schlimm, alles ist offen und frei."
"Stimmt. Das ist eine gute Idee. Die Maskenpflicht ist ja zum größtenteils abgeschafft. Jetzt können wir uns Mal locker treffen und einen "draufmachen". Was im Lockdown nicht möglich war", antwortete Clemens.
"Ja."
"Wir können uns ja um 20 Uhr bei Dir treffen. In der Margaritenstrasse."
"Das machen wir", sagte Clemens. Dann war das Handy-Gespräch beendet. Er stand von seinem Sessel auf, verließ das Wohnzimmer und ging in das Gästezimmer. Er sprach zu seinem Sohn Sebastian": Es kommt nachher Besuch. Freunde von mir. Um 20 Uhr. Denn wir spielen Schach zusammen."
"Aha. Da hast Du jetzt keine Zeit für mich?"
"Ich habe Zeit für Dich. ich sagte ja schon: Wir gehen Essen. Hier in ein Restaurant in der Nähe. Und dann spielen wir Spiele. Um 20 Uhr kommen meine Kumpels. Du kannst ja auch ein bisschen Schach mit uns spielen, wenn Du Lust hast. Du musst Dich nicht abschotten."
"Ja, Papa. Es ist für mich schwer. Da will ich oft lieber alleine sein", antwortete Sebastian.
"Du musst ja mit irgend jemanden mal spielen", sagte Clemens zu seinem Sohn. Und dachte": Er hat durch Corona, den Lockdown, durch den Ukraine-Krieg und die Atomdrohung und dann früher die Trennung seiner Eltern und jetzt die Krankheit seiner Mutter psychisch einen Knacks bekommen und braucht dringend Hilfe. Auch psychologische Unterstützung." Und er wollte sich fortan mehr um seinen Sohn kümmern. Zumal er damit rechnete, dass es mit Nadja zu Ende gehen wird demnächst. Früher oder später. So traurig und unabwendbar es war. Sie redeten noch miteinander. Dann sagte": Gehen wir nach draussen in ein Restaurant."
"Ja."
Dann zogen sie sich ihre Schuhe und Jacken an. Dann verliessen die Wohnung und gingen zu Fuss zu einem griechischen Restaurant in der Nähe des Bahnhofs Berlin-Charlottenburg. Nachdem sie sich draussen vor dem griechischen Restaurant an einen Tisch gesetzt hatten, bestellten für sich eine große Portion Giros mit Salat und Pommes und tranken dazu Fanta. Nach dem der Wirt das Essen und die Getränke gebracht hatte, assen sie.
"Das ist Essen ist gut", sagte Sebastian.
"Ja. Das Fleisch schmeckt hier auch sehr gut. Das ist in meinen Augen das beste Restaurant hier. Hier können wir öfters hingehen."
"Ja. Absolut. Das schmeckt lecker."
Dann sagte Sebastian was, was ihn stutzig machte": Sag mal. Stimmt es, dass Du auch als Makler in Kriminelle Sachen verwickelt bist? Auch sollst Du im Casino spielen. Zuviel Alkohol trinken. Dich auch für Männer interessieren."
Clemens Mundwinkel gingen runter. Sofort fühlte er sich wie ein Ritter in einer Ritterrüstung, dessen Visier beim Angriff sofort runterging. Fast wäre ihm die Gabel aus der Hand gefallen.
"Wer erzählt denn so einen Scheiss über mich? Das ist alles nicht wahr. Ich arbeite als Makler seriös, habe mir nichts zu Schulden kommen lassen, war nie bei der Polizei aufgefallen, auch nicht vorbestraft selbstverständlich. Gut. Ich hatte die Affäre gehabt mit Daniela. Und mit einer anderen Frau. Auch im Casino war ich ein paar Mal - ich gebe es zu. Nur ein paar Mal. Für Männer interessieren ich mich nicht. Ich will wissen, wer das gesagt hat", sagte Clemens.
Er zögerte zuerst zu antworten. Dann sagte er": Das hatte Mama mir erzählt. Und er hatte es einigen Freunden von Dir erzählt, als sie Dich Mal besucht hatten und Du nicht da warst", berichtete Sebastian.
"Ach. Jetzt weiss ich Bescheid", sagte Clemens. Zuerst war er sauer. Denn was sie da über ihn erzählte, war eindeutig Rufmord. Dann dachte er an ihre Krankheit. An ihrer Ausnahmesituation, in der sie sich befand. Auch war zu berücksichtigen: Sie hatte zum ihm eine Hass-Liebe entwickelt. Wollte ihn angreifen oder runtermachen. Das hatte auch sicher mit den ganzen Streitigkeiten und mit der Trennung zu tun in der Vergangenheit. Und an ihrem psychischen Zustand.
"Du musst immer daran denken, dass sie krank ist. Nicht nur körperlich krank ist, sondern auch psychisch. Ich nehme es nicht ernst, was sie sagt und bin auch nicht böse. Ich kümmer mich um sie pflichtgerecht. Und das ist alles", sagte sein Vater Clemens.
"Ich verstehe."
"Gehen wir jetzt nach Hause und spielen noch Spiele. Nachher kommen meine Freunde."
Sie unterhielten sich noch eine Weile. Dann bezahlte Clemens und dann verließen sie das Restaurant und gingen nach Hause. Als sie zu Hause ankamen, spielten sie noch einige Runden Mühle. Als es etwas nach 20 Uhr war, klingelte es an seiner Wohnungstür. Clemens ging zu seiner Wohnungstür und öffnete sie. An der Tür standen der Bürokaufmann Eberhard, Arne, der im Reisebüro arbeitet und der Ingenieur Rolf.
"Hallo. Da bin ich ja", sagte Eberhard.
"Das stimmt. Hallo", ergänzte Arne.
"Hallo. Lange war ich nicht mehr hier gewesen. Bestimmt vier Monate. Wir hatten immer mal ab und zu telefoniert. Mehr nicht", bemerkte Rolf.
"Hallo. Kommt rein. Freut mich, Euch zu sehen", so begrüßte Clemens sie alle. Sie gingen alle in die Wohnung und Clemens schloss die Tür. Eberhard, Arne und Rolf begrüßten kurz noch Sebastian. Dann gingen alle ins Wohnzimmer und setzen sich auf die Couch an den Wohnzimmertisch. Dort hatte Clemens bereits das Schachspiel hingelegt.
"Alles vorbereitet. Sieh mal einer an", sagte Arne.
"Ja. Toll", sagte Rolf. "Dann kann's ja losgehen. Hast Du Bier, Wodka, Cola mit Eis oder Bourbon da? Das lockert die Stimmung auf."
Rolf blickte sich während er auf der Couch sass um. Er blickte auf den nicht gesaugten Teppich, über die nicht begossenen Blumen auf der Fensterbank, die fast am Verwelken waren und auf einige Spinnennetze oberhalb der Vorhänge. Auch lagen einige lose Zeitungsartikel - entweder, die aus Zeitungen rausgerissen oder rausgeschnitten waren - auf dem Tisch zum Thema Krebs. Auch zum Thema Medizin, Krebsforschung und Gesundheit.
"Deine Wohnung sah ehrlich gesagt schon mal aufgeräumter aus", sagte Rolf.
"Ich muss mich entschuldigen. Ich bin etwas im Stress. Meine Freundin hat - wie ich schon Euch mitgeteilt hatte - Krebs und ist im Krankenhaus. Ich bin hier mit Sebastian und wir müssen hier alles alleine machen. Auch muss ich viel arbeiten", erklärte Clemens. Er sprach viel zu laut, gestikulierte mit den Händen viel zu viel und er hatte hektische, rote Flecken im Gesicht.
"So richtig entspannt sieht anders aus", sagte Arne direkt.
Clemens blickte ihn leicht wütend an.
"Das ist so, weil ich zu viel Stress habe. Meine Freundin ist wieder ins Krankenhaus gekommen", erzählte Clemens.
"Freundin? Ich denke, sie ist Deine Exfreundin. Langsam komme ich nicht mehr mit", sagte Arne.
"Ich erkläre es noch einmal. Wir waren getrennt. 2017. Dann erfuhr ich, dass sie an Krebs erkrankt ist. Dann sind wir ein bisschen wieder zusammengekommen", erklärte Clemens.
"Auch jetzt plötzlich? Ich erinnere mich, dass sie bis vor kurzem keinen Kontakt mit Dir wollte. Dann, seit sie krank ist, plötzlich doch. Komisch", sagte Rolf.
"Ja. Weil sie jemand haben will, der ihr helfen soll. Nur deshalb", sagte Arne.
"Wir verstehen uns heute gut. Nur das "jetzt" zählt", sagte Clemens.
"Na. Wollen wir das mal glauben", sagte Eberhard etwas zynisch.
"Sie ist sehr krank. Braucht meine Hilfe dringend. Und ich helfe ihr gerne", erklärte Clemens.
"Hat sie denn Chancen gesund zu werden. Oder zu überleben?", fragte Rolf.
"Naja. Der Arzt war nicht gerade optimistisch. Aber ich gebe nicht auf. Ich hab mir Zeitungsartikel rausgesucht, wie ich ihr Mut machen kann. Wie ich ihr helfen kann. Ich hab auch von einer Mysteltherapie gehört, für bei Krebs helfen soll", erzählte Clemens.
Während Clemens das erzählte, bemerkte er, dass sie ganz gleichgültige Gesichter hatten. Scheinbar hörten sie ihm gar nicht zu. Eberhard gähnte sogar einmal, während er dies erzählte. Aber vielleicht hörten sie ja doch zu, dachte Clemens wenig später, der sich nicht sicher war, wie er die Situation beurteilen sollte. Als Clemens zu Ende geredet hatte, sagte Eberhard, der doch zugehört hatte": Aber im Fortgeschrittenen Stadium hilft keine Mysteltherapie mehr."
"Aber es ist ja gar nicht gesagt, dass sie sich im fortgeschrittenen Stadium befindet. Sie kam aus dem Krankenhaus raus und ist nun geheilt. Das hatten sie mir gesagt", sagte Clemens.
"Das sagen sie immer. Ich hab mich nie gehört, dass eine, die so schwer Krebs hat wie Nadja angeblich hat, aus dem Krankenhaus entlassen wird und dann auf einmal geheilt ist. Das kann niemals sein", sagte Eberhard.
"SIE WAR GEHEILT ALS SIE AUS DEM KRANKENHAUS KAM!", schrie Clemens.
"Ja. Ist ja gut. Du brauchst Dich gar nicht so aufregen. Ich habe zwei Exfreundinnen gehabt in meinem Leben, die Krebs gehabt hatten und daran gestorben sind", berichtete Eberhard. "Ich habe Erfahrung damit. Ich hab mich auch mit dem Thema Krebs beschäftigt. Das kannst Du glauben."
"Ja. Der Ebi hat Erfahrung. Er weiss es", sagte Rolf.
"Es gibt ein Dr. Kressler. Der hat Methoden entwickelt wie man den Krebs so eindämmt, dass er sich nicht mehr ausbreitet. Man wird zwar nicht gesund. Aber man stirbt auch nicht daran. Man muss auf Ernährung achten. Viel Obst und Gemüse essen. Kein Zucker essen. Das ist wichtig. Auf jeden Fall kein Zucker", sagte Clemens. Er wirkte hektisch und nervös, als er das sagte. Man merkte ihm an, dass ihn Nadjas Krankheit sehr getroffen hatten. Da war nichts mehr übrig von seiner alten Lockerkeit. Und er merkte, dass sein kleiner Vortrag über Ernährung sie nicht richtig überzeugte. Besonders Eberhard war nicht davon überzeugt. Und er wusste: Eberhard hielt ihn für ein Träumer. Einer der in Not die Realitäten verdrängte. Aus psychologischen Gründen. Zum Beispiel aus Selbstschutz.
"Das mag ja sein, dass die Therapien bei Patienten mit wenig Krebsbefall helfen. Doch Nadja hat schwer Krebs! Hatte viele Metastasen. Da schlägt keine Therapie an. Zumindest weiss ich von dieser Therapie - falls es so eine gibt - nichts", sagte Eberhard.
"Sie wurde als geheilt entlassen. Und ich vermute, dass es nur stressbedingte Magenschmerzen sind. Wenn das so ist, dann kann sie überleben."
"Ich erzähl Dir mal was. Meine Exfreundin Monika hatte Brustkrebs und einen starken Lymphknotenbefall. Sie war nach wenigen Monaten tot. Ich hatte dann eine andere Exfreundin. Sie hiess Regina. Sie hatte auch Brustkrebs. War auch nach kurzer Zeit tot", erzählte Eberhard.
"Aber ich befolge die Ratschläge von Dr. Kressler. Der hat bestimmte Therapien, die helfen können!", schrie Clemens.
"Ja. Dann mach es. Aber mach Dir nicht zu viel Hoffnung. Du musst damit rechnen, dass Nadja nicht lange macht. Ich gebe ihr ein bis zwei Monate. Dann ist sie wech", antwortete Eberhard.
Clemens fand es etwas herzlos, wie er das sagte. Aber er ist nun mal aus seiner Sicht ein Realist, dachte Clemens. Ein durch das Leben abgehärter Mann, der schließlich zwei Ex-Freundinnen verloren hatte.
"Und wie soll ich mich Deiner Meinung nach verhalten?", fragte Clemens.
"Naja. Verbringe noch gute Zeit mit ihr. Das hatte ich mit meinen Ex-Freundinnen Regina und Monika auch so gemacht. Geh mit Nadja spazieren. Liess ihr was vor. Trinkt gemeinsam was zusammen zum Beispiel ein Wein. Bei Kerzenschein und toller Opernmusik. Geht zusammen noch in die Oper oder ins Kino solange sie das gesundheitlich noch kann. Geh mit ihr in den Tiergarten. Ich war auch mit meinen Exfeundinnen im Tiergarten spazieren gewesen. Ich hab ihnen jedoch immer Hoffnung gemacht und ihnen gesagt, dass alles gut wird und sie hatten dann das auch mir zum Teil geglaubt oder sie hatten sich von mir zumindest getröstet gefühlt. Dass sie sterben würden, wusste nur ich und ich behielt das für mich. Meine Exfreundin Regina bat mich noch sie mal ab und zu richtig im Bett durchzupoppen. Diesen Wunsch hatte ich ihr auch erfüllt und das hatte ihr grossen Spass gemacht", sagte Eberhard.
"Wow. Eine gute Lösung", sagte Arne.
"So lebte sie auch länger. Und fast glaubte ich sogar, dass sie sie dadurch die schwere Krebs-Krankheit überleben würde! Das war meine selbsterfundene Therapie. Die spezielle Ebi Roesner-Therapie. Aber am Ende hat sie der Krebs doch erwischt. Aber....sie hatte länger noch gelebt! Länger als die Ärzte im Krankenhaus angenommen hatten. Sie starb auch glücklicher als meine andere Exfreundin Monika, die damals einfach nur noch aufgab und schon deshalb viel früher kaputt ging. Eine positive Einstellung hilft!", meinte Eberhard.
"Ja. Da hast Du recht. Ich werde auch noch eine schöne letzte Zeit miteinander verbringen", sagte Clemens.
"Weisst Du was gegen Krebs hilft? Das Leben zu verlängern? Guten Sex! Das ist die beste Medizin. Bloss viele Männer kümmern sich einfach zu wenig um die kranke Frau. Das ist es ja. So ein Körper mit Wunden...das ist nicht jedermanns Sache."
"Das Licht dann ausmachen", sagte Arne.
Dann schwiegen sie. Dann sagte Arne": Aber ich finde toll, dass Du so hilfsbereit bist, Clemens."
"Ich geb mein Bestes", erwiderte Clemens.
"Hilfsbereit war er oft. Darum hat er oft auch früher die besten Frauen abgeschleppt. Nur durch seine hilfsbereite Art. Komm, ich bringe Dich nach Hause, sagte er immer. Darf ich Die den Mantel annehmen, sagte Clemens. Erinnert Ihr Euch?", erzählte Rolf.
Arne blickte ernst nach unten.
"Also ich....ich hatte das lange Zeit nicht verstanden oder verkehrt gemacht. Ich hätte da auch mehr ein Gentlemen sein sollen. Dann hätte ich sicher bei den Beziehungen mehr erreicht", sagte Arne bedrückt.
"Stattdessen hast Du gar nichts erreicht, wenn man ehrlich ist. Sie ist abgehauen mit einem Kerl an der nächsten Ecke. Ich hab gleich gesagt, das ist nicht die Richtige. Ein Flittchen, das Du damals kennengelernt hattest", sagte Eberhard.
Dann fing Arne an zu brüllen.
"DAS STIMMT NICHT. DAS WAR SO NICHT! ICH HAB SCHLUSS GEMACHT, WEIL ES EINFACH NICHT MEHR PASSTE. ICH FINDE ES EIN UNDING, DASS DU EINFACH ETWAS BEHAUPTEST, WAS NICHT STIMMT!", schrie Arne.
"Nun beruhig Dich. Atme tief durch und dann ist gut", sagte Rolf. "Er hat es nicht so gemeint."
"ER WEISS JA GAR NICHT, WAS GELAUFEN WAR!"
"Beruhig Dich. Es kommt alles wieder ins Reine. Trink was und dann ist gut", sagte Eberhard. Dann sprach er Clemens an.
"Clemens. Hol mal den Alkohol. Das wird uns alle entspannen!", sagte Rolf.
Dann stand Clemens schweigend auf, ging zum Wohnzimmerschrank, in dem die Gläser und Alkoholfkaschen standen. Dann nahm er einige Gläser raus und stellte sie auf den Wohnzimmertisch. Und dann stellte er eine Bourbonflasche, eine Flasche Gin Tonic, eine Vodkaflasche und eine Cola auf den Tisch. Und einige Bierflaschen. Dann nahm jeder ein Glas und schenkte sich zuerst Cola und dann Bourbon ein.
"So. Jetzt trinken wir was", sagte Eberhard.
"Auf den Ukraine-Krieg. Dass die Nato gewinnt", warf Arne ein.
"Das es nicht zu einem Atomkrieg kommt", meinte Eberhard.
"Dazu kann es kommen. Der Kreml ist unberechenbar", sagte Arne.
"Der Putin hat ja wieder gedroht."
"Soll er. Ich habe keine Angst."
"Ich trink darauf, dass die Coronakrise vorbei geht. Ich finde es zum kotzen immer eine Maske tragen zu müssen", sagte Rolf.
"Sie ist vorbei. Das hat sich erledigt", sagte Arne.
"Das ist nicht vorbei. Im Herbst kommt eine neue Corona-Welle", sagte Eberhard. "Da müssen wir Masken tragen."
"Trinken wir darauf, dass Corona vorbei ist", sagte Arne.
"Und darauf, dass der Ukraine-Krieg vorbei geht", bemerkte Eberhard.
"Und auf uns", fügte Rolf hinzu.
Dann hoben sie alle ihre Gläser hoch. Clemens zögerte kurz und hob er -als letzter - auch sein Glas hoch. Und dann stießen sie an und tranken.
Eberhard blickte zu Clemens, der am Tisch dasass und schwieg.
"He. Clemens. Alles gut? Bleib locker. Wir spielen einige Runden, quasseln ein bisschen. Und nachher gehen wir los", sagte Eberhard.
"Wohin wollen wir? Mein Sohn ist hier alleine", antwortete Clemens.
"Wir fahren los, wenn er im Bett liegt und schläft. Na los. Sei kein Spielverderber", sagte Eberhard.
"Und was wollen wir machen?"
"Ich hab eine Frau namens Tina kennengelernt. Eine tolle Frau", berichtete Eberhard.
"Ja. Und wer ist das?", fragte Clemens.
"Sie ist gut drauf. Sie mag Männer wie uns. Wir sind alle Mitte, Ende 40, immer gut drauf, erfahren. Im besten Alter", antwortete Rolf.
"Ich weiss nicht..."
"Nun los. Wir fahren alle hin. Du brauchst ja nicht mitmachen. Du kannst ja zugucken oder im Wagen bleiben. Aber wir wollen uns heute amüsieren. Wer weiss wie lange wir das noch können", sage Eberhard.
Clemens zögerte mit seiner Antwort. Und dann liess er sich überreden und sagte schließlich": Na gut. Ich komme mit."
"Die bläst gut. Ich hatte sie ein paar Mal erlebt. Und auch der Arne konnte froh sein, dass mal was lief."
"Lass mich aus dem Spiel. Bei mir läuft schon ab und zu was seit meiner Trennung", sagte Arne.
"Nun bleib mal locker. Ohne mich hättest Du diese Blowjobs nicht erlebt", sagte Eberhard.
"Und auch nicht verdient. Du solltest dem Ebi lieber dankbar sein, dass er so ein guter Manager ist was das Kennenlernen von Frauen betrifft. Was er für Dich oft getan hatte", sagte Rolf zu Arne.
"Das meine ich aber auch", sagte Eberhard. Dann sagte er zu Clemens": Ich muss jetzt eine Rauchen. Ich hoffe, dass es für Dich okay ist. Du kannst gerne eine mitrauchen."
Clemens zögerte weil ihm dieser Zigarettenrauch im Wohnzimmer normalerweise nervte. Doch dann sagte er": Du kannst eine rauchen. Ist okay."
Dann sagte auch Arne, dass er eine rauchen will. Und dann auch Rolf.
"Ist okay", sagte Clemens. "Ich mach `ne Ausnahme."
Wenig später rauchten alle eine. Dann sagte Eberhard. "Lass uns das Schachspiel beginnen. Ich denke, dass ich zuerst mit Arne spiele. Der Sieger spielt dann mit Clemens. So geht das bei uns los. Ist das okay?"
"Ja", sagte Clemens.
"Dann spielen wir. Und trinken noch was", meinte Ebi.
"Hallo. Ich muss noch fahren. Ich möchte kein Stress mit der Polizei haben", sagte Rolf.
"Da gibt es Demonstranten. Genug Verrückte. In der Nacht achten sie nun nicht so genau drauf."
"Meinst Du? Es kann auch dumm laufen", meinte Arne.
"Ich hoffe, es geht gut. Ich fahre vorsichtig", sagte Rolf.
"So sollte es sein. Du musst am Steuer eine Maske tragen. Dann denken die Polizisten immer, dass alles in Ordnung ist", sagte Eberhard zu Rolf.
"So machen wir das."
"Lass uns mit dem Spiel beginnen. Ich gegen Arne."
Dann stellte Eberhard die Schachfiguren auf. Kurz darauf spielten sie die erste Runde Schach. Doch nach ungefähr 20 Minuten hatte Arne die meisten Figuren verloren. Auch die Dame.
"Es sieht schlecht aus", sagte Eberhard zu Arne. "Du wirst das Spiel verlieren."
"Ich geb nicht auf. Ich werde weiterkämpfen", entgegnete Arne.
"Du bist gleich Schachmatt. Du kannst mit Deinem König fast nirgendwo hingehen. Überall stehen meine Figuren."
Und das was Eberhard sagte stimmte auch. Nach einigen Zügen in nur wenigen Minuten war er Schachmatt.
"Schachmatt. Das war 's", sagte Ebi.
Dann räumte er alle Spielfiguren an die Seite. Und nachdem er wieder die Spielfiguren weiss und Schwarz gegenüber auf dem Schachbrett aufgebaut hatte, sagte er zu Clemens": Du bist jetzt dran. Wir spielen jetzt in der zweiten Runde gegeneinander."
Dann spielten sie. Plötzlich verlor Clemens die Dame.
"Die Dame ist weg. Ich glaube, ich gewinne", sagte Eberhard.
"Sieht so aus", antwortete Clemens.
Und nach einigen Minuten war plötzlich Clemens Schachmatt.
"Du bist Schachmatt", stellte Eberhard fest.
"Schon?", fragte Clemens.
"Ja. Wollen wir noch ein Spiel spielen?", fragte Eberhard.
"Ja."
Auch die anderen waren einverstanden, dass Eberhard und Clemens noch zwei Runden gegeneinander spielten. Doch auch die nächsten zwei Runden verlor er.
"Du bist leider etwas unkonzentriert", meinte Eberhard.
"Wegen meiner Probleme", sagte Clemens.
"Das ist verständlich. Dann mach eine Pause. Ich spiele dann mit Arne weiter."
"Ja."
Dann stand plötzlich Clemens auf.
"Ich muss in die Küche. Ich werde eine Aspirin nehmen. Ich habe etwas Kopfschmerzen", sagte Clemens.
"Kommst Du nachher mit? Bist Du fit genug?", fragte Eberhard.
"Ja. Das geht schon."
Dann ging er aus dem Wohnzimmer zum Flur und von dort aus in die Küche. Er holte ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser. Dann legte er eine Aspirin in das Glas Wasser und löste sie auf. Dann trank er das Glas Wasser mit der Aspirin rasch aus. Dann ging er auf den Flur. Zufällig hörte er , was sie so redeten.
"Ist der eigentlich jetzt immer so drauf?", fragte Rolf.
"Er ist sehr belastet durch Nadjas Krankheit", sagte Eberhard leise.
"Ja. Schade", sagte Arne.
"Der ist ja alt geworden. Der hat ja richtig graue Haare bekommen. Er ist ja 48", warf Rolf leise ein.
"Naja. Mit 48 Jahren ist das auch normal. Bei dem Stress, den er hat", flüsterte Eberhard.
"Meinst Du, dass er Sex hat?", fragte Arne.
"Nein. Bestimmt nicht", antwortete Eberhard leise.
"Aber eine andere hat er nicht?", fragte Arne leise.
"Nein. Nicht dass ich wüsste."
"Wir fahren gleich zu Tina?", fragte Rolf.
"Ja. Tolle Frau. Sie hat uns extra alle eingeladen", sagte Eberhard leise.
"Toll."
Dann ging Clemens ins Wohnzimmer. Er ging zu seinem Sessel und setze sich an den Tisch.
"Na. Hast Du die Tablette genommen?", fragte Eberhard.
"Ja", antwortete Clemens.
"Wir haben beschlossen das Schachspiel früher zu beenden. Denn wir wollen los. Tina wartet", mahnte Eberhard.
"Okay."
"Das Spiel mit Arne will ich aber noch beenden."
So spielten sie das Spiel noch zu Ende. Nach etwa 10 Minuten war Arne Schachmatt.
"Schachmatt", sagte Eberhard.
"Mist", sagte Arne.
Dann stand Eberhard auf.
"Gehen wir nach draussen", sagte Eberhard.
"Ja. Ich werde kurz nach Sebastian gucken. Und dann gehen wir los", sagte Clemens.
Einen Augenblick später standen alle anderen von ihren Plätzen auf und verließen das Wohnzimmer. Nachdem Clemens im Gästezimmer nach seinem Sohn gesehen hatte, der dort schief, verließen sie die Wohnung und fuhren mit dem Fahrstuhl nach unten. Wenig später stiegen alle in Rolfs Wagen ein. Rolf sass wenig später am Steuer, Eberhard auf dem Beifahrersitz und Arne und Clemens sassen hinten. Während der Fahrt sprachen sie.
"Ist es denn noch weit?", fragte Clemens.
"Nein. In Neukölln ist das. Weidemannstrasse 5", sagte Eberhard.
"Kenne ich nicht."
"Du wirst es sehen."
Dann fuhren sie eine Weile. Dann erreichten sie die Weidemannstrasse Nummer 5 in Berlin-Neukölln. Rolf parkte sein Wagen direkt vor dem Haus am Strassenrand und hupte. Kurz darauf kam eine junge Frau aus dem Hauseingang.
"Kommt bitte. Steigt aus und kommt in meine Wohnung", sagte sie.
Dann stiegen Rolf, Arne und Eberhard aus. Nur Clemens zögerte.
"He. Steig aus. Worauf wartest Du noch? Tina wartet auf Dich", sagte Eberhard.
"Kann ich nicht im Wagen bleiben? Ich fürchte, ich kann es nicht. Ich muss zu sehr an Nadja denken. Ich bin einfach nicht frei genug", antwortete Clemens.
"Mensch. Komm. Das ist Deine Ex. Sie hat Dich doch immer abgewiesen. Komm mit. Davon erfährt kein Mensch", sagte Eberhard.
"Ist das etwa eine Prostituierte? Darauf hab ich kein Bock", sagte Clemens. "Für Sex bezahlt man normaler Weise nichts."
"Stell Dich nicht so an. Du kannst ja nur mit ihre reden", sage Eberhard.
"Sie beisst nicht. Das ist einfach nur eine Frau, die Lust hat. Sie war in der Coronakrise lange ohne festen Freund. Du musst bedenken, dass sie sehr heiß ist", meinte Rolf.
"Na gut", sagte Clemens und stieg aus dem Wagen. Tina bemerkte Clemens.
"Die anderen drei kenne ich schon. Aber wer bist Du?", fragte Tina.
"Ich bin Clemens."
"Dich kenne ich mich nicht. Die anderen ja. Kommt alle in meine Wohnung. Ich habe eine Überraschung für Euch."
Dann ging sie zur Mietshaus-Eingangstür. Und alle folgten ihr. Dann gingen sie zwei Stockwerke die dunklen Treppen rauf und dann erreichten sie ihre Wohnung im zweiten Stock. Dann schloss sie die Wohnungstür auf und führte sie über den Flur in das Wohnzimmer ihrer kleinen Wohnung. Wenig später sassen sie am Wohnzimmertisch und unterhielten sich.
"Ihr könnt Euren Spass haben. Wenn ihr alle zusammen 150 Euro zahlt, ist das alles in Ordnung", sagte Tina.
Dann holte Eberhard sein Portemonnaie raus. Und holte daraus 150 Euro in drei 50-Euro-Scheinen.
"Wisst ihr was? Ich bezahl die 150 Euro für alle. Und ein Teil gebt ihr mir später wieder", sagte Eberhard.
"Klar", sagte Rolf. "Oder ich bezahl das nächste Mal."
"Kann man auch so machen", meinte Arne.
Dann gab Eberhard ihr die 150 Euro.
Wenig später unterhielten sie sich am Tisch.
"Doch kenne ich noch gar nicht. Wer bist Du? Clemens?"
"Ja. Richtig. "
"Die anderen drei kenne ich. Das sind drei schöne Männer, die gut schmecken", sagte sie lächelnd. Demonstrativ steckte sie ihren Finger in den Mund. Dann fing sie an an den Finger zu lutschen und einen Blowjob zu imitieren. Sie wollte provozieren.
Sie unbedingt verführen.
Eberhard, Andre und Rolf waren sofort begeistert.
"Woow", schrie Eberhard.
Dann ging sie zum Radio und schaltete Stephie Wonder ein. Dann tanzte sie vor den Männer zu dem Song. Sie wackelte mit der Taille, mit dem Hintern, mit den großen Brüsten und lächelte verführerisch. Dann zog ihr Hemd aus. Und dann den BH. Und jeder konnte ihre wunderbare nackten Brüste sehen, die beim Tanzen hin und herwackelten. Alle klatschten. Und dann legte sie richtig einen kompletten Strip hin. Sie zog alles aus bis auf den Slip und tanzte vor ihnen.
Clemens konnte sehen, wie etwas bei ihm vorne in der Hose wuchs. Aber nicht nur bei ihm. Auch bei seinen Kumpels wuchs etwas. Das bemerkte auch Tina. Blitzschnell schlich sie sich an wie eine Tigerin und legte ihre Hand auf Clemens Beule. Und dann öffnete sie blitzschnell seine Hose und holte seinen raus. Er stand kerzengerade in die Höhe. Dann klemmte sie ihn zwischen ihre grossen Brüsten.
"Los. Beweg ihn hin und her. Hoch runter, hoch runter."
Dann tat er es. Rieb ihn zwischen ihren Brüsten.
"Schneller. Noch schneller. Ich will Deine Milch spüren."
Dann bewegte er sich immer schneller. Und dann kam es ihm. Zwischen den Brüsten. Dann bückte sie sich runter zum Stift und leckte noch einmal seine Stiftspitze. Und dann gab sie ihm einen Kuss.
"Das war toll", sagte sie. Dann griff sie sich einen Lappen, der über dem Stuhl lag und wischte ihre Brüste ab.
Dann ging sie zu Eberhard und fasste seine Beule an. Dann holte sie ihn raus und nahm ihn den Mund. Sie bewegte ihren Kopf auf und ab. Und dann kam es ihm. Der Schuss ging richtig nach hinten los, dachte Clemens. Dann wischte sie sich den Mund und ging zu Arne und tat mit ihn dasselbe. Sie war nach einer Minute mit ihm fertig. Dann ging sie zu Rolf.
"So. Komm mit ins Schlafzimmer. Du musst es mir richtig geben", sagte sie und zog nun ihre Hose aus. Dann ging sie zu einem Schrank und holte ein Kondom raus. Alles wussten, was sie wollte.
"Komm", sagte sie zu Rolf. Und dann folgte Rolf ihr.
"Das was wir jetzt machen, ist aber Safe", sagte sie.
"Ja. Okay", sagte Rolf. Dann folgte Rolf ihr. Und wenig später hörten sie ein Stöhnen aus dem Zimmer.
"Die treiben es aber richtig", sagte Ebi. "Ich hoffe, das Bett bleibt noch heil."
"Woher hat Rolf das Training?", fragte Arne
"Er hat ja eine Ehefrau, für ihn regelmäßig rannimmt. Das macht viel aus: Regelmäßig ehelichen Sex zu haben. Mit allen drum und dran. Mit der richtigen Partnerin. Das hat schon was", sagte Eberhard. "Ich habe eine Freundin zwar. Aber sie lässt mich nicht mehr so oft ran. Wir kennen uns auch schon dreizehn Jahre."
"Eine lange Zeit."
"Eben."
"Und bist Du etwas lockerer geworden?", fragte Eberhard ihn.
"Ich habe etwas ein schlechtes Gewissen. Ich habe kranke Freundin im Krankenhaus. Und treibe sowas. Das war nicht korrekt", sagte Clemens reumütig.
"Nun stell Dich nicht an", sagte Eberhard. Dann holte er eine Wodkaflasche raus und gab sie ihm. Dann öffnete Clemens sie und trank Wodka. Und das zuviel....
Am nächsten Tag, am 19.7.2022 wachte Clemens auf. Er lag auf der Wohnzimmercouch und war totmüde. Er dachte darüber nach was gestern und heute Nacht passiert war. Er wusste, dass er mit Eberhard, Arne und Rolf Schach gespielt hatte und jede Menge Alkohol getrunken hatte. Er war sich aber zeitweise nicht sicher, ob er wirklich mit Rolf und den anderen zu Tina gefahren war, oder ob das eine Einbildung oder ein Traum war. Fast wollte extra Arne, Rolf oder Eberhard anrufen und fragen, ob das Realität war oder eine durch Alkohol verursachte Einblidung. Oder einfach ein Traum. Dann erinnerte er sich an die genauen Details und wusste, dass es keine Einbildung oder Traum war. Das war Realität. Wenig später kam sein Sohn Sebastian ins Wohnzimmer und sagte": Du musst zu Mama. Es geht ihr nicht so gut. Das hatte Oma Ilse gesagt, die hier heute morgen angerufen hatte."
"Was? Wirklich?", fragte Clemens.
"Ja. Ruf bitte Mama an."
Dann stand Clemens verkatert auf, griff sich das Handy, dass auf dem Wohnzimmertisch lag und rief Nadja im Krankenhaus an.
"Hallo. Ich bin 's hier. Nadja. "
"Wie geht 's? Ist alles gut?", fragte Clemens.
"Ich hab die Untersuchungen hinter mir. Ich habe neue Metastasen im Magen und angeblich ein Tumor im Gehirn", berichtete sie.
Clemens schwieg zuerst, weil er geschockt war. Dann sagte er": Ist das wirklich sicher?"
"Da ist sicher. Was soll ich machen?", fragte sie.
"Ich rufe den Arzt an. Er soll mitteilen, was los ist", sagte Clemens.
"Ich fühle mich so schwach. Ich hab Tabletten bekommen und ich muss übermorgen operiert werden", sagte sie. "Komm bitte vorbei."
"OK. Mach ich", sagte er. Dann beendete er das Handygespräch.
Wenig später duschte er sich, zog neue Sachen an. Auch Sebastian zog sich an. Denn er wollte mitkommen.
"Beeil Dich", sagte er zu Sebastian.
Dann verliessen sie die Wohnung, stiegen in Clemens Wagen und fuhren los. Sie fuhren etwa eine Viertelstunde zum Krankenhaus Neukölln. Als sie dort ankamen, parkte Clemens seinen Wagen auf einen Parkplatz in der Nähe des Krankenhauses. Dann stiegen sie aus, setzten ihre Masken auf, gingen in die Empfangshalle des Krankenhauses zu einer Frau am Empfangstresen und fragten nach Nadja Strauer. Sie guckte in ihrem Computer nach. Dann sagte sie": Sie ist auf der Krebsstation. Direkt hier im grossen Anbau hinten. Da gehen Sie einfach den Gang entlang bis zum Ende, dann gehen Sie nach links. Und dann mit dem Fahrstuhl auf die 3. Etage."
"Danke", sagte Clemens.
Dann gingen sie den Gang entlang bis zum Ende, dann gingen sie nach links durch eine Glastür und dann erreichten sie den Fahrstuhl auf der rechten Seite. Dann stiegen sie in den Fahrstuhl ein und fuhren auf die dritte Etage. Als er im Fahrstuhl war , dachte Clemens an die Erlebnisse mit seinen Freunden, die er letzten Abend erlebt hatte. Und auch an seine Erlebnisse mit Tina in der Nacht. Er hatte Schuldgefühle und hatte das Gefühl Nadja betrogen zu haben. Obwohl ihm kurz danach wieder bewusst wurde, dass sie seit 2017 getrennt waren. Ja. Tante Elke und Silas hatten recht. Sie waren nicht fest zusammen und er war zu nichts verpflichtet. Zumindest zu nichts was über eine normale menschliche Hilfeleistung - wie man sie auch Fremden oder Bekannten erweist - hinausgeht. Sie in seine Wohnung aufnehmen käme, nachdem was geschehen war und aufgrund ihrer Aggressionsanfällen, nicht mehr infrage. Und auch keine sexuellen Beziehungen zu ihr. Das hatte ihr vor 5 Jahren oder früher einfallen sollen, wo sie noch zusammen waren - nicht erst nachdem sie ihn 1000 mal abgewiesen hatte, gedemütigt hatte und sie jetzt nun ankam, als sie nun krank war und weil fast alle Bezugspersonen sie verlassen hatten. Auch ihr Wolfgang. Nein! Nicht mit ihm! Trotzdem liebte ein kleiner Teil von ihm sie noch immer - schliesslich gab es - bei den ganzen Chaos und Streitereien - auch mal gute Zeiten. Auch wenn es nur eine kurze Zeit war. Ja. Sie hatten sich 2007 kennengelernt und mochten sich auch mal, es gab diese ungefähr 3 gute Jahre, in denen sie auch liebten, auch zusammen viel unternahmen, viel reisten, essen gingen, eng aneinander gekuschelt fernguckten, tollen, abwechslungsreichen Sex hatten. Aber auch im dieser Zeit - so gut sie auch war - hatte er bemerkt, dass sie sehr schnell wütend und aggressiv sein konnte, wenn ihr irgendwas nicht passte. In dieser guten Zeit wurde dann Sebastian geboten. Auch da war die Zeit noch gut. Aber dann - das war so ungefähr nach 6 Jahren Beziehung - reichte es ihr aus irgendwelchen Gründen nicht mehr und sie hatte dann eine Affäre gehabt. Und als das rauskam, ging alles den Bach runter. Dann kamen die ersten Streitigkeiten. Es wurde weniger geredet, der Sex wurde weniger. Und dann tauchte dieser Wolfgang auf. Das führte dann zum Bruch der Beziehung. Da halfen auch keine Aussprachen mehr. Sebastian hatte unter der Trennung gelitten. Und wie sehr hatte er (Clemens) unter der Trennung 2007 gelitten. Als er sich mit ihr versöhnen wollte, hatte sie ihn immer wieder abgewiesen. Dann hatte er Silas und Daniela kennengelernt. Mit ihr führte er eine offene Beziehung. Und so kam er allmählich darüber hinweg. Clemens dachte im Fahrstuhl über all das, was er erlebt hatte nach und überlegte eine Lösung für sie beide. Dann kamen sie im dritte Stock an. Dort gingen sie durch eine Glastür und kamen sie auf die Krankenstation. Dort trafen sie auf die Krankenschwester Isabel Hartwig.
"Ich will zu meiner Freundin Nadja Strauer. Sie liegt hier irgendwo."
"Ja. Zimmer 7. Kommen Sie mit", sagte Frau Hartwig
Dann führte sie sie beide im Krankenzimmer 7. Dort lag Nadja in einem Bett am Fenster. Der Arzt sass gerade neben ihr und sprach gerade mit ihr. Als Clemens Nadja sah, sagte er kurz "hallo Nadja." Dann bremste ihn die Krankenschwester Frau Hartwig.
"Oh...Verzeihung. Es ist gerade Visite. Der Doktor redet gerade mit Nadja. Warten Sie bitte draussen." Dann gingen sie aus dem Zimmer und die Krankenschwester schloss die Tür.
"Sie müssen warten bis der Doktor fertig ist", sagte sie.
"Wie ist ihr Gesundheitszustand?", wollte Clemens wissen.
"Ich kann ihnen keine näheren Informationen geben. Nur, dass sie hierbleiben muss", sagte Schwester Hartwig.
"O.k. Danke"
Dann ging sie weg. Clemens und Sebastian wartete eine Weile. Dann rief der Doktor sie auf": Sie können reinkommen."
"Ja."
Dann öffnete Clemens die Tür und sie gingen ins Krankenzimmer. Clemens und Sebastian begrüßten den Arzt.
"Ich bin der Freund", sagte Clemens. Er sagte extra nicht Exfreund, weil er befürchtete, dass der Arzt ihm dann keine Auskunft über ihren Gesundheitszustand geben würde und er dann Nadja nicht helfen könnte. Und dann fügte Clemens hinzu": Und das ist unser Sohn Sebastian."
Dann ging Sebastian zu Nadja, gab ihr einen Kuss auf die Backe und sagte": Hallo, Mutter. Ich hoffe, es geht Dir gut."
Sie schüttelt etwas den Kopf.
"Nein. Das kann der Doktor Dir sagen", sagte sie leise.
"Ich will mit dem Doktor sprechen. Ich hoffe, dass ist okay", sagte Clemens.
"Sie nickte und sagte "ja."
Sie sah blass und etwas abgemagerter aus, dachte Clemens bestürzt. Dann lief Sebastian zu seiner Mutter und umarmte sie. Dann kam der Doktor zur Sache
"Ich bin Dr. Wendland. Ich habe leider nicht sehr viel Zeit und bitte daher um Entschuldigung. Ich mache es kurz. Bei ihrer Freundin wurden bei der letzten Untersuchung neue Metastasen im Magen entdeckt. Zwei Bereiche, die entfernt werden müssen. Das sind zwei kleine Zysten", erklärte Dr. Wendland.
"Ist das gefährlich?", fiel ihm Clemens ins Wort.
"Das kann ich mich nicht sagen. Diese müssen auf jeden Fall operativ beseitigt werden. Deshalb wird sie in drei Tagen operiert werden müssen. Das ist alles inzwischen mit ihrer Mutter und dem Bruder abgesprochen worden und der ganze Papierkram wurde schon gemacht. Danach ist eine Chemotherapie notwendig. Und eine Bestrahlung. Da Nadja in letzter Zeit über Kopfschmerzen klagt, müssen wir auch ein CT machen, um sicherzugehen, dass der Krebs nicht irgendwie gestreut hat", berichtete der Arzt.
"Kann denn Krebs im Gehirn sein?", fragte Clemens.
"Das wissen wir momentan noch nicht. Wir müssen erst einmal CT machen. Dann sehen wir weiter."
"Wie sind die Heilungschancen?", fragte Clemens besorgt.
"Wenn sie die Chemotherapie macht und sie die Bestrahlung macht, sind die Aussichten besser. Versprechen kann ich nichts. Die Lebenserwartungen sind in diesem Stadium 3 nicht hoch. Das können sie sich wahrscheinlich denken. Aber wenn sie nichts macht, wird der Krebs streuen, dann ist er irgendwann überall im Körper und dann hat sie keine Chance."
"Wie hoch sind die Chancen, dass sie das übersteht? In Prozent gesehen. Damit ich mir das genauer vorstellen kann", sagte Clemens.
"Ungefähr 50 zu 50. Wir müssen erst einmal die Operation abwarten, warten wie die Chemotherapie anschlägt. Wie das mit der Bestrahlung wird", erklärte Dr. Wendland.
"Wird das nicht zuviel? Bei der Chemotherapie gibt es sicher Nebenwirkungen."
"Ja. Leider. Es kann sein,dass die ihre Haare verliert. Da kann ich empfehlen eine Perücke zu kaufen, es gibt hier ein Laden in der Nähe, wo sie eine Perücke kaufen können. Es kann auch sein, dass sie sich manchmal erschöpft fühlt."
Sebastian unterbrach ihn mit Tränen in den Augen.
"Wird sie sterben?", fragte er.
"Nein. So ist das nicht. Sie wird eine Operation haben und dann wird es schon besser werden. Hoffen wir zumindest", versuchte der Arzt sie zu beruhigen.
"Wann würde sie nach der Op entlassen werden?", fragte Clemens.
"Sie muss mindestens hier noch zwei Wochen bleiben. So einfach ist das nicht."
Clemens wollte noch Fragen stellen, doch der Arzt blickte auf die Uhr und sagte": Es tut mir leid. Ich habe jetzt keine Zeit mehr. Andere Patienten warten auf mich. Wir sprechen uns später. Alles Gute. Tschüss." Dann ging er aus dem Zimmer und schloss die Tür. Clemens ging zu Nadja und umarmte sie. Er hatte Tränen in den Augen.
"Werde ich das schaffen? Ich glaube ich werde das nicht schaffen," hauchte sie.
"Du wirst das schaffen. Nach der Operation wird alles gut werden", sagte Clemens.
"Das haben sie Ärzte letztes Mal auch gesagt. Und jetzt bin ich wieder hier", sagte sie.
"Letztes Mal waren einfach noch nicht alle Metastasen entfernt worden. Und nicht alles konnte man auf den Röntgenbildern sehen können. Erst jetzt konnte man alles sehen", versuchte er sie zu beruhigen und hielt sie ganz fest in den Armen. Obwohl er kaum eine Hoffnung sah. Was er ihr nicht sagen mochte.
"Aber was ist mit meinem Gehirn? Ich hab Kopfschmerzen. Ich spüre doch, dass da was ist."
"Das sind Kopfschmerzen. Einfach Kopfschmerzen."
"Meinst Du? Ich glaube nicht", sagte Nadja leise.
Dann blickte Clemens auf den Tisch.
"Hast du Deine Tabletten genommen?", fragte er.
"Ja."
"Auch heute gegessen?"
"Ja. Es gab nur einfache Wust und Käsenbote. Und Hähnchenragout mit etwas Butterkartoffeln und etwas Erbsen und Wurzeln. Ich konnte mir das Essen aussuchen. Naja. Hatte das nur halb aufgegessen, weil ich Magenschmerzen hatte", sagte Nadja.
"Ich kann Dir nicht die Post bringen. Denn ich habe keine Vollmacht von Dir bekommen. Das wollte ich nur so sagen. Ich gehe davon aus, dass Deine Mutter eine Vollmacht von Dir bekommen hat und alles regelt", erklärte Clemens.
"Ja. Sie war da. Wollte unbedingt eine Vollmacht haben."
"Na gut. Ich sehe das locker. Dann brauch ich mich nicht darum zu kümmern. Wenn du jemand anders gefunden hast. Aber...ich habe in Deiner Wohnung meine Tüten mit den zwei Aktenordnern liegengelassen. Die brauche ich für meine Arbeit als Makler. Da sind sämtliche Papiere von einem Kunden drin. Das wäre nett, wenn mir jemand dies vorbeibringen könnte. Denn sonst kann ich nicht arbeiten und Geld verdienen", sagte Clemens.
"Ich sage Mutter Bescheid. Sie bringt Dir das", antwortete Nadja.
"Gut. Das ist nett."
"Findest du mich eigentlich nett?"
Clemens war überrascht über die Frage.
"Natürlich. Warum fragst Du?"
"Ach. Nur so. Ich denke manchmal nach. Und...Ich hätte netter zu Dir sein sollen", meinte Nadja.
Clemens winkte ab.
"Schon gut. Das sind alte Geschichten. Ich gab 's vergessen", sagte er.
"Das sagt man so leicht."
"Ach. Das ist jetzt Geschichte. Ich gucke nach vorne."
Sie machte eine kurze Pause.
"Du musst Dich gut im Sebastian kümmern. Ihm Essen machen. Und ihm mit der Schule helfen", sagte Nadja.
"Das mache ich auch. Aber ich brauche erst Geld. Sag Deiner Mutter und Deinem Bruder, dass sie mir die zwei Ordner aus Deiner Wohnung gibt. Nur so kann ich weiterarbeiten und Geld verdienen", wies Clemens darauf hin.
"Das werde ich tun."
Wieder schwieg sie.
"Was wirst Du tun, wenn ich nicht mehr da bin?", fragte sie.
"Daran denke ich gar nicht. Wichtig ist, dass Du wieder gesund wirst", sagte er.
"Ich werde nicht mehr gesund. Das weisst du auch."
"Hör auf damit."
Dann lief Sebastian zu ihr und umarmte sie.
"Mama. Du darfst nicht sterben. Du darfst nicht gehen. Bitte", sagte Sebastian und fing an zu weinen an.
Dann drückte sie ihn fest an sich.
"Es wird alles gut werden", sagte Nadja. Und auch sie hatte Tränen in den Augen.
Sie blieben noch eine Weile bei Nadja. Dann verabschiedeten sie such unter Tränen und verliessen das Krankenhaus. Sie gingen zu ihrem Wagen , stiegen ein und fuhren zu Clemens. Später saßen sie im Wohnzimmer und unterhielten sich.
"Meinst Du Mama wird gesund? Glaubst Du das wirklich?", fragte Sebastian.
"Wir werden sehen. Ich hoffe, es wird alles gut", sagte Clemens. "Ich werde sie morgen noch einmal besuchen und mal alleine mit ihr reden. Und Du kommst morgen zu Tante Elke."
"Ja. Dann besuche ich Mama übermorgen."
Sie redeten noch eine Weile. Dann gingen sie ins Bett.
Am 20.7. fuhren sie zu Tante Elke. Dort in ihrer Wohnung in der Friedrichstrasse tranken sie Kaffee. Clemens und Elke und unterhielten sich über die Ereignisse, während Sebastian vor dem Fernseher Playstation spielte.
"Meinst Du, dass sie die Operation gut überstehst? Macht es überhaupt Sinn sie noch zu operieren, wenn sie so krank ist?", fragte sie.
"Da denke ich nicht mehr darüber nach. Das entscheidet alles ihre Mutter Ilse jetzt. Das ist alles schon soweit organisiert, dass die Operation morgen stattfindet", antwortete Clemens.
"Da hat sie ihrer Mutter eine Vollmacht gegeben. Nicht Dir."
Clemens trank etwas aus seiner Tasse Kaffee. Dann sagte er": Ja. Das macht sie alles. Ich hab damit nichts zu tun. Ich hatte ihr angeboten, alles zu regeln, wenn sie mir eine Vollmacht gibt. Aber das macht jetzt eben ihre Mutter."
"Verstehst Du Dich mit ihrer Mutter Ilse besser inzwischen?", fragte Tante Elke.
"Nein. Das kann ich nicht behaupten. Ich hoffe, dass ich wenigstens meine zwei Aktenordner wiederbekomme, die ich zu Hause in ihrer Wohnung liegengelassen hatte. Denn ich brauche sie für meine Arbeit....", antwortete Clemens.
"Die muss sie Dir wiedergeben", meinte Tante Elke.
"Ich hoffe", sagte Clemens.
Dann stand Clemens auf.
"Ich muss los. Ich muss zu Nadja ins Krankenhaus. Sebastian wird mal hierbleiben. Du kannst mit ihm Spiele spielen, das lenkt ihn ab und er muss nicht immer an diese ganze Situation denken. Und er kann ein bisschen für die Schule lernen", sagte er.
"Ich helfe ihm dabei. Bis später."
Dann winkte er Sebastian zu.
"Tschüss, Sebastian."
"Tschüss, Papa. Richte ihr Grüsse aus."
Dann verliess Clemens Elkes Wohnung. Er ging dann zu seinem Wagen, stieg ein und fuhr dann ins Krankenhaus Neukölln. Dort meldete er am Eingang am Empfangtresen seinen Besuch an und wenig später ging er ins Zimmer von Nadja. Er begrüßte sie, gab ihr einen Kuss. Und er ermunterte sie mit schönen, erbauenden Worten.
"Ich dachte, dass du heute nicht kommst", sagte Nadja.
"Doch. Ich komme. Das weisst Du doch", antwortete Clemens.
"Ich dachte, Du hast mal was anderes vor", sagte sie schwermütig.
"Ne. Ich bin gekommen. Ich helf Dir doch. Das weisst Du doch."
"Hast du eigentlich viele Freunde?", fragte sie.
Sie sah ihn merkwürdig an.
"Was ist das für eine merkwürdige Frage. Ich muss Dir ganz ehrlich sein, dass ich gar nicht so erpicht bin viele Freunde zu haben oder mir zu suchen. Ich bin gerne viel alleine", entgegnete Clemens.
"Du hast Doch noch Deine Freunde. Arne, den Ebi, den Rolf", sagte sie.
"Die führen auch ihr eigenes Leben. Momentan kümmere ich mich um Dich. Dann muss ich mich um Sebastian kümmern. Und ich muss viel arbeiten", erklärte er.
Dann zeigte sie auf dem Boden neben dem Tisch an ihrem Bett.
"Da liegt Deine Tüte mit dem zwei Ordnern. Die brauchst Du doch für Deine Arbeit. Die hatte Mutter nachdem ich ihr meinen Schlüssel gegeben hatte aus meiner Wohnung geholt. Extra für Dich", sagte sie.
"Das ist sehr nett. Danke. Vielen Dank."
Dann ging Clemens zu der Tüte mit den zwei Ordnern und sah sich die Ordner flüchtig an, ob alles da war. Dann ging er zu einem Stuhl, der am Bett stand.
"Da kann ich endlich wieder arbeiten. ich muss ja auch Geld verdienen. "
"Hast Du zur Zeit viele Kunden?", fragte Nadja.
"Naja. Einige sind abgesprungen. Das war eben Pech. Kann passieren. Sie hatten auch Stress gemacht."
"Wegen mir, meinst Du?"
"Nein. Nicht wegen Dir", log er. "Ich hab momentan eben viel zu tun und in der Coronazeit ist es schwer für viele Geld zu verdienen."
"Wer will auch mit so einer Frau etwas zu tun haben, die nur eine Brust hat wie ich. Das ist doch für viele Männer unerotisch. Früher sah ich hübsch aus. Aber jetzt bin ich verkrüppelt", jammerte sie.
"Hör auf."
"Soll ich Dir zeigen, wie ich aussehe? Meine Wunden?", fragte sie.
"Hör auf. ICH WILL DAS NICHT HÖREN!", schrie Clemens. Denn das , was sie sagte in diesem Moment, empfand er als Psycho-Terror. Den ee (so traurig ihr Krebs-Schicksal auch war) nicht ertragen konnte.
"Und meine Haare gehen mir aus. Von der letzten Chemotherapie. Ich habe hinten kaum noch Haare. Hast Du das gesehen? Ja?"
"Hör auf", flehte Clemens.
Dann lächelte sie künstlich und gequält.
"Hast Du zur Zeit eine Freundin? Die Dir schön den Schwanz lutscht? Sei ehrlich", sagte sie. Sie wollte ihn provozieren.
Clemens zögerte mit der Antwort.
"Ich hab keine Freundin. Wieso kommst Du darauf, dass ich eine Freundin habe?", fragte er.
"Nur so."
Dann sagte sie plötzlich": Habe ich Dich eigentlich gut behandelt?", fragte sie.
"Was?"
Clemens war überrascht.
"Nein. Ich glaube, ich habe Dich nicht gut behandelt. Ich war manchmal böse. Launisch. Unkontrolliert. Und jetzt bist Du so nett", sagte Nadja.
"Nein. Ist schon gut", bemerkte Clemens.
Sie fing dann plötzlich an zu weinen an.
"Bitte verzeih mir! Du bist eigentlich ein netter Mensch! Nur ich war oft ungerecht! Daran musste ich denken als ich hier im Krankenhaus lag. Jetzt wo ich auf mein Ende zusteuere."
"Naja. Du konntest manchmal temperamentvoll sein. Aber..ist schon in Ordnung. In jeder Ehe oder Beziehung kommt mal Streit vor. Ich hab ja auch Fehler gemacht. Ich hatte oft zu viel gearbeitet und hätte mich mehr um Dich kümmern sollen", sagte Clemens.
"Manche Fehler kann man nicht mehr gut machen, finde ich. Ich hätte mich nicht von Dir damals trennen sollen. Das sehe ich heute als einen grossen Fehler", sagte sie.
Clemens senkte den Kopf.
"Wie machen alle mal Fehler. Daraus muss man lernen. Aber....was sollt 's. Es sollte eben nicht sein, dass wir zusammen kommen und glücklich werden. Aber... Wenigstens weisst Du, dass es ein Fehler war", sagte er.
"Ich hätte vieles in meinem Leben heute anders gemacht", hauchte sie.
"Was sollt 's. Es ist Unsinn darüber nachzudenken. Man kann das sowieso nicht mehr ändern", antwortete Clemens.
"Und noch etwas will ich Dir sagen. Du wirst es vielleicht nicht glauben. Aber ich liebe Dich. Ich hatte es nur nicht verstanden. Nicht begriffen", sagte Nadja.
"Nein. Du liebstes was anderes... aber nicht mich", erwiderte Clemens.
"Doch. Ich bin mit jetzt erst bewusst geworden."
"Das fällt Dir jetzt erst ein?", fragte Clemens.
"Ja. Und ich kann Dir sagen warum. Ich war länger krank. Der Krebs steckte schon lange unbemerkt in mir. Und das hat mich zu falschen Handlungen und Entscheidungen verleitet", erklärte sie.
"Aber da geht man normaler Weise rechtzeitig zu den richtigen Ärzten. Da gibt es dich viele Therapien. Möglichkeiten", antwortete Clemens.
"Nein. Du kannst das nie wissen, weil Du gesund bist und kein Krebs hast. Aber ich sag Dir: Krebs hat Auswirkungen auf alles."
"Mag sein. Wird wohl so sein, wenn Du das sagst. Ich bin zum Glück gesund und bin auch kein Arzt und kann das nicht richtig beurteilen."
Sie schwiegen eine Weile. Dann sagte Nadja ernsthaft": Wir könnten es miteinander versuchen."
Clemens glaubte nicht richtig gehört zu haben. Früher hatte er auf solch eine Antwort gewartet. Doch jetzt war es für ihn keine Option mehr. Der Zug war für ihn abgefahren. Da war auch nichts mehr zu machen von seiner Seite aus.
"Ich denke, dass das nicht funktionieren wird. Letztes Mal hattest Du mich aus Deiner Wohnung rausgejagt. "Du bist ein Schwein", hattest Du geschrien. Das will ich nicht noch mal erleben. Ich bin schließlich nur ein Mensch", sagte Clemens.
"Aber das was Du davor erlebt hast, hast Du genossen", sagte sie.
"Was?"
"Na. Den Handjob und den Blowjob", sagte sie.
"Ich will nicht darüber reden."
Dann legte sie ihre Hand auf sein Knie. Und dann auf die Hose.
"Wir könnten das jetzt wiederholen", schlug sie vor.
"Was? Hier?", fragte Clemens verblüfft.
"Wir gehen ins Badezimmer. Schliessen ab. Du brauchst nur die Hose runter lassen. Den Rest mach ich", schlug sie vor.
"Nein."
"Du kannst es sogar öfters haben."
Doch Clemens schob ihre Hand entschlossen beiseite.
"Ich kann es nicht. Jetzt nicht."
"Uns wird keiner sehen. Ich sage, dass Du mir auf dem WC helfen wolltest", sagte sie.
"Ich sage nein."
Sie schwieg dann kurze Zeit. Dann sagte sie": Ich verstehe! Du willst mich nicht" Ich bin Dir jetzt wo ich krank bin nicht gut genug!"
"Unsinn."
"Doch. So ist es. Ich habe nur eine Brust. Die Narben. Ich bin für Dich nur ein Monster!", schrie sie.
"So ist es nicht. Warum kommst Du jetzt erst damit an? Als Du gesund warst, hattest Du mich immer abgewiesen. Und jetzt bist du krank und willst auf einmal was von mir? Weil Dein Wolfgang, der Dir so wichtig war, Dich auf einmal, als Du krank wurdest, verlassen hatte? Ist das nicht merkwürdig? Was soll ich denn denken? Kann ich Dir denn überhaupt vertrauen? Hast Du Dir jemals gedacht, was ich denke und fühle?!", schrie Clemens.
"Ich verstehe. Du willst mich nicht!", sagte Nadja.
"Ich will überhaupt keine Beziehung. Nicht mit Dir, nicht mit einer anderen. Mit Dir hat das nichts zu tun. Ich will einfach alleine sein. Ich bin jetzt 48 Jahre alt. Ich bin in einem Alter, wo ich Ruhe brauche und liebe es zurückgezogen zu leben. Das habe ich festgestellt, als ich schwer Corona hatte", erklärte Clemens.
"Ach so ist das!", sagte sie. Ihre Stimme klang drohend und verbittert. Fast voller Hass. "Ich weiss Bescheid."
"Du hattest 2017 eine Chance gehabt. Damals hätten wir schön weiter zusammen sein können. Du hattest aber mit mir Schluss gemacht. Auch wegen Wolfgang. Jetzt will ich nicht mehr. Kann nicht mehr. Jedenfalls keine feste Beziehung. Tut mir leid, wenn ich das so offen sagen muss. Aber es musste gesagt werden", sagte Clemens.
"Jetzt verstehe ich. Jetzt verstehe ich alles. Du brauchst mir nichts mehr zu sagen!", sagte sie laut.
"Wir können Freunde sein. Ich werde Dir helfen. Bin immer für Dich da. Aber mehr ist nicht. Jedenfalls keine feste Beziehung."
Dann sagte sie": Geh jetzt bitte. SOFORT!", schrie sie.
"Es war nicht so gemeint. Bitte reg' Dich nicht auf."
"HAU AB!" , schrie sie. Dann zischte sie leise": Oder ich rufe die Krankenschwester oder Polizei. Und sage was für ein Scheisskerl Du bist."
Dann ging er zum Tisch und nahm die Tüte mit den zwei Aktenordner in die Hand, die ihre Mutter mitgebracht hatte.
"Ich gehe jetzt. Ich wünsche Dir gute Besserung. Ich komme morgen wieder. Ich will Dir alles Gute bei der Operation wünschen", sagte Clemens.
"Doch sie sagte nur ": Hau ab! Verschwinde!"
"Gut. Dann gehe ich", sagte Clemens. Dann ging er mit der Tüte mit dem zwei Aktenordnern aus dem Krankenzimmer. Und dann - gedemütigt, enttäuscht, traurig und depressiv- aus dem Krankenhaus. Dann ging er zu seinen Wagen und fuhr davon. Als er in seine Wohnung ankam, schlief sein Sohn Sebastian schon. Er setze sich im den Wohnzimmersessel, guckte eine Zeit fern und trank dazu ein Bier, um seine Enttäuschung, seine Traurigkeit, seine innere Nervosität zu unterdrücken. Dann ging er schlafen. Doch nachts hatte er Alpträume. Er sah Bilder von aufgeschnittenen Körpern vor sich, die auf einem Op-Tisch lagen. Dann sah er plötzlich Nadja nackt auf dem Op-Tisch liegen. Er sah sie direkt vor sich liegen. Sie schrie und hob die Hände hoch. "Hilf mir. Hilf mir, Clemens. Sie schneiden mich wieder auf. Hilf mir." Dann kam der Arzt mit der Op-Maske und dem Skalpell in der Hand. Er sagte": Das muss so sein." Er nahm sein Skalpell und schnitt einmal quer über ihren Körper. Was zuerst eine dünne rote Linie hinterliess Dann klaffte die Wunde auf und das Blut quoll raus. Und Clemens stand starr vor Angst. Vor Entsetzen gelähmt und konnte nichts machen. Nur zusehen. Dann kamen noch andere Männer mit Op-Masken hinzu. Und dann holten sie aus dem blutigen Spalt Nadjas Organe raus. Und immer wieder schrie sie. Und dann wachte er schweißgebadet auf. War völlig verängstigt, geschockt. Und zitterte. Er stand in seinem Nachthemd aus seinem Bett auf und lief aus dem Schlafzimmer zur Küche und holte sich dort ein kaltes Bier aus dem Kühlschrank. Dann trank er es aus der Flasche aus. "Sie schneiden oder schnippeln sie immer wieder auf, bis irgendwann gar nichts von ihr übrig ist. Und dann landet sie dann irgendwo auf dem Friedhof und wird dann von den Würmern gefressen. Was ist der Sinn des Lebens?", fragte er sich. Er war nun nicht gerade ein gläubiger Mensch. Trotzdem dachte er leise": Was ist der Sinn im Leben? Ist das alles geboren zu werden, zur Schule zu gehen, eine Ausbildung zu machen oder zu studieren, zu arbeiten, sich mal einen blasen zu lassen und dann irgendwann in der Kiste zu landen? Ohne irgendwelche Antworten zu finden, warum wir hier sind? Und was der Sinn im Leben ist? Da gibt es sicher religiöse Antworten. Er dachte an Nadja. Das es mit ihr bald vorbei sein würde. Aber er dachte auch an sein Ende. Er war auch schon 48. Die Zeit rückt näher. Wie lange hatte er wohl noch nach? 10, 20, 30 Jahre...? Dann wird er irgendwann auch im Krematorium ins Feuer geschoben oder er landet in der Erde bei den Würmern. Er überlegte wie er seine Unruhe, Zerrissenheit (auch durch die unbeantworteten Fragen, die er hatte), seine Ängste loswerden konnte. Ja. Ein Psychologe könnte helfen. Besser der Glaube! Nachdem er das Bier ausgetrunken hatte, ging er aus der Küche ins Schlafzimmer und legte sich wieder aufs Bett. Und dachte eine Weile nach. Dann schlief er ein.
Am nächsten Tag am 21.7.2022 - als Sebastian in der Schule war - fuhr er alleine erneut zum Krankenhaus. Als er wenig später auf Station 3 ankam und gerade in ihr Zimmer 7 gehen wollte, kam ihm die Krankenschwester Isabel Hartwig entgegen.
"Nadja geht es heute nicht so gut. Wir mussten ihr Tabletten geben", sagte Frau Hartwig.
"Ich möchte sie gerne sehen", erwiderte Clemens.
"Das ist jetzt ungünstig. Sie schläft."
Doch Clemens liess sich von ihren reden nicht beeindrucken und ging einfach ins ihr Zimmer. Dort lag sie im Bett und atmete schwer.
"Nadja. Ich bin 's. Clemens."
Doch sie antwortete nicht. Sie rührte sich nicht. Sie lag einfach im Bett und schlief. Wenn er nicht ihren Atem vernommen hätte, hätte er wirklich geglaubt, dass sie schon tot sei.
"Was ist denn passiert?", fragte Clemens.
"Naja. Sie war heute morgen ziemlich depressiv. Und sie klagte unter Kopfschmerzen. Sie wollte schlafen. Ihr Mutter kam vorbei und brachte iboprofen und Schlaftabletten mit. Dann hatte die alte Frau sie ihr gegeben. Und das vertrug sie nicht. Sie hatten zum Glück sich erbrochen und alles ausgekotzt", erzählte Schwester Hartwig.
"Das was ihre Mutter gemacht hat, war zutiefst verantwortungslos."
"Sie ist auch sehr alt. Da kann schon mal passieren, dass sie ihre Tochter ohne Absprache mit dem Arzt irgendwelche Tabletten gibt. Wir werden nächsten mal besser darauf achten", sagte Schwester Hartwig.
"Das sollten Sie."
"Sie müssen aber jetzt gehen. Sie ist erschöpft. Sie hat morgen eine Operation."
"Ich hätte sie gerne gesprochen. Mit ihr geredet. Sie ermuntert."
"Nein. Sie schläft. Sie kann jetzt nicht reden."
"Ich kann auch einige Stunden draussen spazieren gehen. Und dann wiederkommen."
"Nein. Heute geht das nicht. Wir können ihr sagen, dass Sie da waren. Mehr nicht. Ausserdem kommt der Doktor nachher", sagte Schwester Hartwig
"Kann ich ihn sprechen?", fragte Clemens.
"Nein. Er ist heute sehr beschäftigt."
Clemens machte eine kurze Pause. Dann redete er weiter.
"Gut. Dann habe ich keine andere Wahl."
"Sie können nur noch beten, dass sie die Operation gut übersteht. Ansonsten waren Sie ja da. Wir werden ausrichten, dass Sie da waren. Ansonsten kommen Sie nach der OP, wenn es ihr besser geht."
"OK. Dann werde ich gehen. Auf Wiedersehen", sagte Clemens enttäuscht.
Dann verließ er das Krankenhaus, stieg kurz darauf in seinen Wagen und fuhr zu seiner Wohnung.
Als Clemens und Sebastian wenig später vor dem Fernseher im Wohnzimmer sassen, sprachen sie über die Ereignisse.
"Ich hoffe, dass Mama das übersteht."
"Ich auch", sagte Clemens. Er fand es schwer in seinem seinem traurigen Zustand die richtigen Worte zu finden. Und die Situation kindgerecht zu erklären. Er hatte Tränen in den Augen. Und war nervlich, emotional am Ende.
Dann sagte Clemens": Wir müssen die schwere Zeit überstehen. Irgendwie. Du musst ganz tapfer sein. Da ich morgen früh schon ins Krankenhaus gehen werde, musst Du Dir Dein Frühstück selbst machen. Du musst alleine die Schulaufgaben machen. Eventuell muss ich länger im Krankenhaus bleiben, falls es Deiner Mutter schlecht gehen sollte und dann musst Du alleine nach Hause gehen und Dir alleine Dein Mittagessen machen. Da ich nichts anderes habe, kannst Du Dir eine Pizza machen oder Pfannkuchen machen. Wie das geht, weisst Du ja. Das hatte ich Dir ja schon erklärt", sagte Clemens.
"Ja", sagte er traurig.
"Mach bitte die Hausaufgaben."
"Kannst Du mir bei Mathe helfen?"
"Ja. Werde ich mich auch drum kümmern, wenn es mir einigermaßen geht. Denn momentan geht es mir nicht gut. Ich hoffe nicht, dass mir noch was passiert und ich noch krank werde. Denn manchmal sind Unglücksschläge so eine Kette. Da erwischt es den einen Partner und dann den anderen", sagte Clemens bedrückt. "Ich habe das Gefühl einfach bei Nadja und auch als Vater versagt zu haben", ergänzte er. Dann fing er an zu weinen. Sebastian legte seine Hand auf die Schulter.
"Es wird alles wieder gut", sagte Sebastian. Ich ruf Tante Elke an, dass sie kommt und hilft.
"Ja. Du musst tapfer sein. Wahrscheinlich kann ich Dir - wenn es mir so schlecht geht - heute und morgen Dir nicht helfen. Es ist eine Ausnahmesituation. Jetzt nicht nur wegen Corona oder Ukraine-Krieg, sondern für uns auch durch die Krankheit Deiner Mutter. Und ich weiss auch, dass dadurch Deine Schulnoten sich verschlechtert haben. Aber Du musst den Lehrern sagen, dass Du Probleme aufgrund der Krankheit Deiner Mutter hast", sagte Clemens.
"Ja. Das werde ich. Ich hab auch mit Frau Wimmer, einer Schulpsychologin gesprochen."
"Ja. Aber erzähl nur, Du etwas traurig bist, weil Deine Mutter krank ist und deshalb Deine Noten etwas in den Keller gegangen sind. Erzähl nicht, dass hier Chaos ist. Niemals! Denn dann haben wir Probleme mit dem Jugendamt. Und die nehmen Dich mir weg", erklärte ihm Clemens.
"Ja. Ich weiss, Papa."
Sie redeten noch eine eine ganze Weile bevor sie zu Bett gingen und Clemens wieder von Albträumen geplagt wurde.
Am nächsten Morgen, am 22.7.2022 nachdem er völlig verkatert und gerädert aufgewacht war, sich (wie sein Sohn) angezogen hatte und Sebastian mit einem Pausenbrot zur Schule geschickt hatte, versuchte er sich abzulenken und nicht an Nadjas OP und Gesundheitszustand zu denken. Er nahm die Tüte mit den zwei Aktenordnern, den er in Nadjas Wohnung liegengelassen hatte und später zurückbekommen hatte, in die Hand und nahm den Ordner von Hanno Siebenkittel raus. Denn er wollte sein Haus für einen günstigen Preis verkaufen. Es hatten sich einige Interessenten auf seine Anzeigen gemeldet. Diese wollte er anrufen. Wenig später hatte er einen Interessenten, der Interesse hatte das Haus von Hanno Siebenkittel zu kaufen: Herr Georg Stauberger.
"Ich würde das Haus für 1,2 Millionen kaufen", sagte Herr Stauberger.
Clemens zögerte zuerst. Einerseits brauchte er das Geld. Und zwar schnell. Denn er hatte viele Rechnungen zu bezahlen. Auf der anderen Seite war er durch die Situation mit Nadja stark belastet, depressiv und geschwächt war und aufgrund seines psychischen Zustand kaum in der Lage intensiv und lange zu arbeiten zum Beispiel Kunden zu suchen, viele Gespräche zu führen, Besichtigungen durchzuführen, neu zu inserieren...In Sorge gar nichts mehr zu schaffen, sagte er": Gut. Ich denke, das kriegen wir hin. Wenn Herr Siebenkittel einverstanden ist, machen wir das. Ich werde mit ihm reden."
"Das ist gut. Ich suche nämlich für mich und meine Familie solches Objekt."
Dann beendete er das Gespräch.
Sofort rief er Hanno Siebenkittel an und versuchte ihn zu überreden.
"Das ist ein gutes Angebot. 1,2 Millionen will der Kunde namens Georg Stauberger zahlen. Er würde das Haus sofort nehmen und Sie bekommen schnell das Geld."
Doch Hanno Siebenkittel war erst gar nicht begeistert.
"Meinen sie nicht, dass es zu wenig ist?", fragte er.
"Das ist für die Lage ein normaler Preis. Wir orientieren uns nach Alter des Objekts, Zustand des Objekt, Lage des Objekt. Und den Markt. Angebot und Nachfrage ist zu berücksichtigen", sagte Clemens.
"Ich weiss nicht... Ich sollte mir das noch einmal überlegen. "
"Dann kann der Käufer möglicherweise abspringen. Dann muss ich neue Interessenten suchen, neu Inserieren. Und das würde Zeit kosten. Eventuell gehen Monate ins Land. Und ob Sie mehr als 1,2 Millionen für das Objekt bekommen, ist fraglich."
"Das ist richtig."
Clemens ahnte, dass Hallo Siebenkittel das Geld dringend brauchte. Dass ihm irgendwo finanziell der Schuh drückte. Vielleicht hatte er Schulden und musst sie schnell zurückzahlen und mochte das ihm nicht sagen oder hatte sich mit Aktien verspekuliert oder er hatte eine Scheidung hinter sich und musste das Haus verkaufen. Auffällig war für ihn gewesen, dass Hanno Siebenkittel schnell das Haus verkaufen wollte und nicht warten konnte.
"Wie ich vermute, brauchen Sie jetzt das Geld. Vielleicht haben Sie Gläubiger, die auf das Geld warten. Zu warten würde in diesem Falle Probleme mit sich bringen. Zum Beispiel Verzugszinsen. Ich kenne ja ihre finanzielle Situation nicht...Aber denken Sie was Ihnen entgehen würde, wenn Sie jetzt nicht das Haus verkaufen würden und Monate ins Land gehen. Aber ich will Sie nicht drängen. Es ist Ihre Entscheidung", sagte Clemens.
"Vielleicht haben sie recht. Sagen sie Herrn Stauberger, dass ich das mache", antwortete Herr Siebenkittel.
"Sie wollen das Haus doch an Herr Stauberger verkaufen?", fragte Clemens.
"Ja."
"Wie Sie wollen. Dann mach ich den Kaufvertrag in zweifacher Ausführung fertig. Und los geht 's. Ich werde Herr Stauberger sofort anrufen und ihn informieren."
Dann beendete er das Gespräch. Dann rief er Herr Stauberger an.
"Herr Siebenkittel will das Haus für diesen Preis verkaufen. Es geht dann sofort los", sagte Clemens.
"Das ist gut. Ich freue mich auf das Haus", sagte er.
Doch Clemens fiel er schwer sich wirklich zu freuen. Die ganzen Gespräche fielen ihm schwer. Er sagte am Ende des Gesprächs nur noch": Ich wünsche Ihnen viel Freude mit dem Haus. Empfehlen Sie mich als Makler weiter." Er tat zwar nach aussen hin locker. Doch innerlich war er unter Spannung, war zerrissen, nervös. Dann stand er auf und ging in die Küche. Er holte eine Bier aus dem Kühlschrank, öffnete es und trank es aus. Und dachte an Nadja. War die Operation schon vorbei? Wie war die Operation gelaufen? Wie geht es ihr? Soll ich jetzt losfahren und sie besuchen - falls sie mit der Operation durch ist oder soll ich warten?, fragte er sich. Da er sich immer mehr Sorgen um sie machte und die innere Spannung in ihm - die ihn fast zu verzehren drohte - immer mehr zunahm, konnte er nicht mehr warten und beschloss im Krankenhaus mit seinem Handy anzurufen. Was er auch tat. Einen Augenblick später sprach er mit der Stationsschwester Birgit Weil.
"Ich wollte erstens fragen, wie es Nadja Strauer geht. Und ich wollte zweitens fragen, wann ich heute kommen kann."
"Sie hat die Op gerade überstanden. Sie ist - soweit ich das gehört habe - gut gelaufen. Sie ist nur sehr erschöpft. Der Doktor wird sie sich später noch einmal angucken. Sie können aber vorbeikommen. Sie können aber nicht lange bleiben. Lange Besuchen strengen sie an. Das gilt auch für die nächsten Tage", sagte Schwester Weill.
"Gut. Ich weiß Bescheid. Ich komme dann jetzt."
Dann beendete er das Gespräch. Er verließ die Wohnung und fuhr sofort los. Auf dem Weg zum Krankhaus hielt er an einem Blumengeschäft an und kaufte ein Strauss lachsfarbene Rosen. Und mit einigen gelbe Rosen und einigen Chrysanthemen. Die Blumen, für sie immer möchte. Dann stieg er in den Wagen ein und fuhr weiter zum Krankenhaus. Als er wenig später mit Maske auf dem Gesicht und mit dem Blumenstrauß in der Hand auf der Station 3 eintraf, kam ihm die Schwester Birgit Weil entgegen.
"Sie schläft. Sie können nur gucken", sagte Frau Weil.
"Ich will sie jetzt sehen", sagte Clemens.
"Wie sie wollen. Sie können aber nur kurz bleiben. Sie darf sich nicht überanstrengen und sie wird noch gleich untersucht."
"Ich verstehe."
Dann führte sie ihn in das Krankenzimmer. Als er dort eintrat, lag sie im Bett angeschlossen an viele Schläuchen. Und viele piepende Geräte mit Schläuchen umgaben sie. Ihr Mund stand offen und sie atmete schwer. Ihr Gesicht war grau, mittlerweile eingefallen. Ohne Leben. Und ihre Körper war dünn. Eine bedrückende Szenerie. Eine kalte, bedrückende Atmosphäre herrsche in dem Raum.
"Nadja. Kannst Du mich hören? Ich bin da", sagte er.
Sie bewegte kurz ihre Lippen. Und ihren Arm an dem sich diverse Schläuche befanden.
Dann ging er näher heran und fasst ihre Hand an.
"Ich bin es. Clemens. Wie geht es Dir."
Sie bewegte ihre Hand und versuchte zu sprechen.
"Bist...Du es? Bist Du es...?", hauchte sie.
"Ja. Ich bin 's. Ich komme Dich besuchen."
"Wo ist Sebastian", hauchte sie
"In der Schule. Ich kümmere mich um ihn. Mache mir ihm Hausaufgaben...."
Mitten im Gespräch schlief sie ein. Dann sagte die Schwester an der Tür": Herr Stahlmeyer. Sie müssen jetzt gehen. Sie ist mich zu schwach. Ich bitte um Verständnis. Sie können morgen sie besuchen kommen. Rufen Sie vorher an."
"Ja. Ist gut", sagte Clemens. Er gab ihr zum Abschied einen Kuss auf die Stirn und verließ das Krankenzimmer. Dann traf er auf dem Flur den Arzt Dr. Wendlandt.
"Wie hat sie die Operation überstanden?", fragte Clemens.
"Sie hat sie gut überstanden. Es gab zwischen zeitlich einige Komplikationen wo sie viel Blut verloren hat. Das haben wir aber geschafft. Ihr Gesundheitszustand ist jetzt einigermaßen stabil. Sie ist natürlich von der Operation erschöpft und schläft viel. Das ist aber normal", meinte Dr. Wendland.
"Sie ist sehr dünn und wirkt sehr schwach."
"Das ist die Krebs-Krankheit. Einiges kann man nicht ändern. Sie muss regelmäßig essen, trinken, muss Stress meiden. Muss zur Reha. Und auch wird Sie Probleme mit dem Stuhlgang haben. Auch mit dem Essen. Sie wird in nächster Zeit nur breiige Speisen essen könne", sagte Dr. Wendland.
"Sagen Sie ehrlich. Wird sie jemals wieder gesund werden?", fragte Clemens.
"Ganz gesund nicht. Aber ihr Zustand kann sich verbessern. Sie muss sich erst einmal von der Operation erholen. Sie muss eine Reha machen. Dann muss sie eine Chemotherapie machen. Danach wissen wir mehr."
"Es wird schwierig werden."
"Das bestimmt. Sie braucht viel Unterstützung. Denn arbeiten kann sie nicht mehr. Sie bekommt auch einen Schwerbehindertenausweis", erklärte Dr. Wendland.
"Gut. Dann weiss ich Bescheid", sagte Clemens bedrückt.
"Ich kann jetzt leider nicht weiterreden. Ich muss auf Station. Ein anderer Patient wartet. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und alles Gute."
Dann ging der Arzt Dr. Wendland. Clemens drückte der Krankenschwester den Blumenstrauß in die Hand.
"Ich hab den Blumenstrauß für Nadja gekauft. Geben sie ihr diese Blume von mir, wenn sie wach ist. Besorgen Sie eine Vase für die Blumen", sagte Clemens.
"Das werde ich tun", sagte Schwester Hartwig.
"Tschüss", sagte Clemens zuletzt.
Nachdem er sich verabschiedet hatte, verließ Clemens deprimiert die Station und dann das Krankenhaus. Als er zu Hause war, berichtete er Sebastian von ihrem Gesundheitszustand.
"Sie braucht ganz viel Zeit bis es ihr besser geht. Sie schläft fast die ganze Zeit. Reden kannst Du mir ihr nicht. Es ist daher besser, wenn Du später sie im Krankenhaus sieht, wenn es ihr besser geht."
"Ich möchte sie aber sehen. Auch wenn sie schläft", antwortete Sebastian.
Clemens machte eine kurze Pause.
"Ich nehme Dich morgen mit. Aber erwarte nicht zuviel. Sie schläft fast den ganzen Tag."
Dann nahm er ihn in den Arm.
Am nächsten Tag, am 23.7. fuhr er mit Sebastian ins Krankenhaus. Als er mit ihm das Krankenzimmer betrat, lag Nadja immer noch angeschlossen an zahlreichen Schläuchen und zwischen piependen Geräten im Bett. Sie schlief tief und fest.
Sebastian lief sofort zu seiner Mutter und griff sich ihre linke Hand, die schlaff auf dem Bett lag.
"Mama. Mama. Geh es Dir gut?", fragte Sebastian.
Nadjas Lippen bewegten sich etwas.
"Ich....bin froh, dass Du da bist ...Du bist ein guter Junge", hauchte sie.
"Wirst du wieder gesund?"
Doch sie antwortete nicht.
"Mama. Du darfst nicht sterben. Bitte."
Sie sagte erst nichts. Dann hauchte sie": Ja...es kann man nicht mehr ändern."
"Bitte Mama. Du musst bei uns bleiben."
Dann kam plötzlich die Krankenschwester Weill ins Zimmer.
"Entschuldigen Sie. Aber Nadja braucht jetzt Ruhe. Es wäre nett, wenn Sie nicht reden könnten und nach 10 Minuten gehen könnten", sagte Schwester Weill.
"Wir gehen jetzt...wir wollen Sie nicht überanstrengen", schlug Clemens vor.
"Das ist besser so."
"Ich möchte noch 10 Minuten bleiben", sagte Sebastian.
"Na gut. 10 Minuten."
Dann warteten sie 10 Minuten am Bett. Dann sagte die Krankenschwester": Nun ist Schluss. Sie braucht dringend Ruhe. Sie können ja morgen kommen."
"Ja. Wie gehen jetzt. Auf Wiedersehen", sagte Clemens.
Sebastian weigerte sich zuerst und wollte nicht weggehen von seiner Mutter. Dann nahm sein Vater Clemens sanft seinen Arm.
"Wie können nicht hier länger bleiben. Sie braucht Ruhe", sagte er.
Dann verließen sie das Krankenhaus und fuhren wenig später zu ihrer Wohnung.
Kapitel 4: Endstadium
In den nächsten Tagen besuchte Clemens sie oft. Zuerst mit Sebastian. Dann alleine. Und die meiste Zeit lag sie an den Kabeln angeschlossen auf dem Bett und sprach wenig. Höchstens nur einige Worte. Dann am fünften Tag, am 28.7.2022 sprach sie etwas mehr und sie sass aufrecht im Bett. Die Krankenschwestern hatten Sie aufrecht hingesetzt. Sie röchelte, konnte kaum atmen und sprechen.
"Nadja....geht es Dir gut?", fragte Clemens.
"Bitte. Ich kann nicht atmen...das geht nicht so gut. Bitte...krrk...krrr...krrr...krr."
"Warte....Ich werde Dir helfen. Ich hol die Krankenschwester", sagte Clemens.
"Krrr...krr...krrr", gab Nadja von sich.
Clemens wollte gerade aus dem Zimmer laufen, als die Krankenschwester Frau Weil und der Arzt Dr. Wendland in das Zimmer hereinplatzten."
"Was ist hier los", fragte die Krankenschwester Frau Weil.
"Sie kann nicht atmen. Sie erstickt, wenn das so weitergeht", sagte Clemens.
"Sie sollten sich bitte vorher bei uns melden, bevor sie einfach so einfach ins Zimmer reinplatzen2, sagte sie.
"Entschuldigung. Ich wusste das nicht."
"Wir haben bei einigen Patienten erlebt, dass da drei oder vier Leute kommen. Wir sind aber immer noch nicht mit Corona durch. Also bitte uns Bescheid sagen", sagte Frau Weil.
"Wird respektiert. Was für Probleme hat sie?", fragte Clemens.
"Das wird Ihnen der Doktor erklären."
Dann kam Dr. Wendland ins Zimmer und erklärte Clemens Nadjas Situation.
"Guten Tag. Ich muss ihnen mitteilen, dass sich bei Frau Strauer nach der Operation Wasser im Magen gebildet hat. Sowas kann immer mal bei solche einer Operation passieren. Dieses Wasser ist dann in die Lunge vorgedrungen. Deshalb mussten wir sie im Bett sitzend positionieren. Wenn sie gerade im Bett liegen würde zum Beispiel auf dem Rücken oder Bauch, würde das ganze Wasser in die Lunge dringen und sie würde ersticken", erklärte Dr. Wendland.
"Ja....ich verstehe nicht wie das passieren kann. Hätte das nicht vermieden werden können? Die Operation war doch gut verlaufen."
"Nein. Sowas lässt sich nicht vorhersehen. Das kann immer Mal bei solch einer Operation wie dieser passieren. Das war ja auch eine schwere, komplexe Operation, die wir ja durchführen mussten. Die aber DRINGEND notwendig war. Wir können froh sein, dass wir die Metastasen so entfernen konnten", fügte Dr. Wendland hinzu.
"Wird Sie das überstehen? Sie klangen letztes Mal optimistischer."
"Das kann man bei so einer schweren Krebserkrankung nicht sagen. Einiges ist aber klar. Sie hat Stadium 3. Sehr grosse Chancen wieder gesund zu werden hat sie nicht. Wir müssen das Beste versuchen", erklärte Dr. Wendland.
"Wie lange lebten denn andere Patienten, die so einen ähnlichen Krebsbefall hatten?", fragte Clemens.
"Ich will ihnen ehrlich sagen, dass die meisten nach kurzer Zeit gestorben sind."
"Nach wieviel Jahren?"
Dr. Wendland schüttelte den Kopf.
"Nach ein, zwei Jahren. Eher weniger. Das gibt ganz weniger Ausnahmen, die 3 Jahre oder länger erlebt hatten."
Clemens senkte bedrückt den Kopf.
"Was meinen Sie...Wie lange hat sie denn?"
"Wahrscheinlich kaum ein Jahr. Sie müssen auf alles gefasst sein."
Clemens machte eine Pause. Er hatte Tränen in den Augen. Im Hintergrund stöhnte Nadja vor Schmerzen und sie fühlte und atmete schwer. Es gab beim Atmen immer die kkkrrr, kkkrrr, krrr-Geräusche. Es klang aus Clemens Sicht wie ein defekter DVD-Rekorder, der eine DVD fehlerhaft wiedergibt.
"Wichtig ist, dass wir sie weiterhin behandeln. Nur dann kann sie länger leben. Als erstes müssen wir das Wasser aus ihrer Lunge rausbekommen. Dazu ist ein Eingriff erforderlich", erklärte der Dr. Wendland weiter.
"Aber nicht wieder auf den Operationstisch", forderte Clemens.
"Nein. Das nicht. Aber wir müssen das Wasser aus der Lunge rauskriegen, sonst überlebt sie nicht die Nacht."
Clemens blickte nach unten.
"Ja. Da haben Sie recht."
"Ihr Mutter hat bereits alles in die Wege geleitet, dass der Eingriff gemacht wird. Sie war heute morgen früh da. Wir haben ihr die Notwendigkeit des Eingriffs erklärt. Auch die Einwilligungserklärung liegt vor."
"Dann ist ja alles geregelt."
"Ja."
Dann krächste Nadja mit ihrer Stimme, hustete.
"Bitte....macht das Wasser aus meiner Lunge raus....Bitte...macht das Wasser raus", stammelte sie. Clemens betrachtete sie und war tief betroffen. Das ist die Hölle, die sie da durchmacht. Und in diesem Moment wünschte er, dass sie sie tot wäre und vom Leiden erlöst wäre.
Dann sagte die Krankenschwester": Ich bereite alles vor, dass das Wasser abgesaugt wird."
"Ja. Das ist einmal provisorisch. Danach muss sie in den Raum C. Bereiten Sie die Spritze vor. Und geben Sie ihr die Medikamente", sagte Dr. Wendland.
"Mach ich", sagte die Krankenschwester.
Dann ging sie zu Nadjas Bett, nahm einen kleinen Minibecher und eine Kapsel von ihrem Tisch neben dem Bett und füllte Wasser in den kleinen Becher. Dann ging sie damit zu Nadja und versuchte die Kapsel in ihren Mund zu stecken. Doch Nadja wehrte sich etwas und weigerte sich zuerst die Kapsel zu nehmen.
"Schlucken Sie bitte die Kapsel runter, Frau Strauer! Das ist wichtig."
Dann schluckte sie die Kapsel.
"So ist das gut. Nehmen sie bitte immer die Kapsel. Sonst wird das nichts hier", sagte sie.
Dann hielt sie das kleine Becherchen an ihren Mund und sie trank. Erst schwerfällig. Dann trank sie alles aus. So wie sie da lag, wirkte die wie 20 Jahre gealtert, obwohl sie erst 48 Jahre alt war.
Dann sagte sie Krankenschwester": Sie hat nach der Op solche Fortschritte gemacht. Sie hatte selbst schon die Medikamente eingenommenen. Sie war sogar mit unserer Hilfe mit dem Gehwegen durch das Zimmer marschiert. Das heisst, eine leichte Besserung ist eingetreten. Und dann. Kam das mit dem Wasser in ihrem Magen und Lunge", erzählte die Krankenschwester Frau Weil.
"Ja. Nur das mit dem Wasser ist ein Problem. Aber darum kümmern wir uns", ergänzte der Arzt Dr. Wendland.
"Das heißt, wenn es ihr besser geht, wird sie auch gehen können, einkaufen können. Nur Stuhlgang wird etwas schwieriger sein. Und sie kann nur das Essen, was ihr Magen verträgt."
"So. Wir haben keine Zeit mehr. Wir müssen sie jetzt in den Raum C bringen", mahnte der Arzt.
"Ja", sagte die Schwester.
"Sie bringen sie weg?"
"Ja. Zimmer 4", antwortete sie. "Und Sie müssen jetzt bitte gehen", ergänzte sie.
Dann löste sie einige Kabel von einigen Geräten. Dann schob sie das Bett mit Nadja aus dem Zimmer. Und der Arzt folgte ihr. Auch Clemens ging aus dem Zimmer auf den Flur. Er sah, wie die Krankenschwester sie durch den Flur schob. Dann verschwand sie in einem Zimmer rechts. Der Arzt folgte ihr eilig. Clemens blieb eine Weile ratlos und betroffen auf dem Flur stehen und wusste nicht so recht was er machen sollte. Sollte er warten, bis die Behandlung oder der "Eingriff" vorbei sein würde? Er wartete einige Minuten und betrachtete die Bilder , die im Krankenhausflur ausgestellt waren. Es waren hoffnungserweckende Bilder von Naturlandschaften zu sehen. Bilder von Moonblumen. Von Feldern, Wiesen. Aber auch Meeresbilder und Strandbilder waren zu sehen.
Dann hörte er plötzlich einen kurzen Schrei. Wie im auffiel, war es eine Frauenstimme. Woher kam der Schrei? Kam das von dem Raum C in dem Nadja verschwunden war? Hätte sie gerade Schmerzen?, fragte er sich. Sicher hatte sie höllische Schmerzen und Ängste! Er wollte gerade zu den Raum C laufen, als eine andere Krankenschwester namens Frau Inge Seiler auf ihn zukam.
"Suchen sie jemanden?", fragte Frau Seiler.
"Ich bin Clemens Stahlmeyer. Ich warte auf Nadja Strauer."
"Sie ist im Behandlungszimmer. Sie können sie heute nicht sprechen. Sie müssen jetzt leider gehen."
"Ich wollte noch einmal den Doktor sprechen."
"Heute nicht. Kommen sie morgen wieder. Hier nur rumstehen im Flur geht nicht", mahnte Frau Seiler.
"Okay. Dann komme ich morgen wieder."
"Genau. Morgen können Sie gerne wiederkommen", sagte Frau Frau Seiler...dabei klang ihr Ton bevormundend und es klang als als ob sie zu einem Kind redete, nicht wie zu einem erwachsenen Mann.
"Gut. Dann gehe ich."
Dann ging er traurig und besorgt aus dem Krankenhaus. Dann stieg er in den Wagen und fuhr in Richtung seiner Wohnung, da er seine Arbeit machen musste und mit dem Käufer von dem Haus von Herr Siebenkittel reden musste. Während der Fahrt dachte er an Nadja. War sie es, die geschrien hat? Oder war das ein anderer Patient? Und wenn es Nadjas Schrei war, warum schrie sie? Was machten sie mit ihr? Mußte diese Behandlung, die schmerzhaft zu sein schien, wirklich sein? Er hing eine Weile düsteren Gedanken und Fragen nach als er die Sauerstrasse entlang fuhr. Aus er die Kreuzung Sauerstrasse Graufahrtweg erreichte, kam an der Kreuzung ein Wagen von links. Clemens war in Gedanken versunken und abgelenkt, als der Wagen - das war ein Audi - links auf ihn zufuhr. Normaler Weise galt die Regel rechts vor links, da es kein Straßenschild gab. Mist, wie fährt der Idiot, schrie Clemens. Er versuchte nach rechts auszuweichen. Dann fuhr der Audi direkt links an die hintere Seite in seinen Ford rein. Es schepperte.
"KRAAACKS! BOMMM!"
Clemens wurde nach vorne geschleudert, der Wagen fuhr gegen einen Laternenmast und kam zum stehen.
Er spürte einen Schmerz am Kopf und lag benommen am Steuer. Er wusste nicht wie lange dort lag. Dann hörte er eine Stimme.
"Sind sie okay?", sagte eine Stimme, für von links kam. Er antwortete zunächst nichts. Dann blickte er nach links und sah zwei Polizisten am Fenster stehen. Der eine Polizist machte seine Beifahrertür auf.
"Geht es Ihnen gut?", fragte der eine Polizist.
"Es g-g-geht", antworte Clemens benommen.
Der Polizist machte seine kleine Taschenlampe an und beugte sich zu ihm rüber, leuchtete mit der Taschenlampe und blickte zugleich in seine Augen.
"Es ist ein Unfall passiert. Man sagte, Sie sind zu schnell gefahren und haben nicht nach links geguckt", sagte der Polizist.
"Der andere Wagen... ist von links mit voller Geschwindigkeit ...in meinen Wagen reingefahren", stammelte Clemens.
"Er hat recht. So habe ich das auch gesehen", sagte ein Mann, der den Unfall beobachtet hatte.
"Das ist dann klar. Da hat der andere Fahrer das verursacht. Es gilt rechts vor links. Rechts hat Vorfahrt", sagte der Polizist. Dann sah er Clemens blutende Wunde am Kopf.
"Sie bluten. Soll ich einen Krankenwagen rufen?", fragte der Polizist. Clemens war irritiert und hielt sich seine rechte Hand an den Kopf. Plötzlich spürte er was Klebriges an der Hand. Als er auf seine Hand blickte , das er die dunkelrote Flüssigkeit an seiner Hand.
"Ich b-blute", sagte er überrascht.
"Sie müssen uns Krankenhaus", sagte der Polizist.
"Ich ruf auch ein Krankenwagen", sagte der andere Polizist.
Dann kam wenig später der Krankenwagen. Einige Hilfskräfte im weissen Anzug holten ihn aus dem Wagen, legten ihn auf die Bahre. Dann luden sie ihn in den Krankenwagen und dann fuhren sie ihn ins Krankenhaus.
Etwa gegen 16 Uhr wachte er auf. Er sah grelle Neonlicht vor sich. Eine Frau mit Maske im Gesicht, die eine Spritze in der Hand hatte. Und einen Mann mit Maske im Gesicht und Stethoskop in der Hand. Er registrierte: Es war ein Arzt und eine Krankenschwester und er lag Irgendwie in einem weissen Zimmer auf der Bahre. Er wusste nicht wie er dort hingekommen war. Alles war unklar. Und er sah alles durch den Nebel. Erst nach einiger Zeit fiel es ihm ein.
Er hatte ja einen Unfall gehabt, als er Nadja im Krankenhaus besucht hatte. Als dieser Idiot mit seinem Wagen im sein Auto reinfuhr! Alles kam ihm unwirklich vor. Surreal. Wie ein Traum. Er merkte, dass jemand ihm eine Maske aufgesetzt hatte. Und er überlegte war jetzt passieren würde. Dann sah er plötzlich in die zwei Gesichter, die eine Maske vor dem Mund und der Nase hatten.
"Hallo? Geht es ihnen gut? Ich bin Dr. Talmann. Ich werde Sie erst einmal untersuchen. Blutdruck messen. Mit Stethoskop für Strömungsgeräusche feststellen, ob alles in Ordnung ist", sagte er.
"Sie waren bewusstlos. Haben eine Gehirnerschütterung. Wir untersuchen sie. Dann kommen Sie auf Station", erklärte die Krankenschwester.
"Können sie meine Tante Elke benachrichtigen? Ich ...habe die Adresse in meinem Portemonnaie. Die ...kann ich Ihnen geben....", sagte Clemens leise.
"Wir machen das schon. Sie können der Krankenschwester später die Telefonnummer geben", sagte Dr. Talmann.
Dann nahm der Arzt das Stethoskop, legte es zuerst auf den Brust und dann auf den Bauch. Nach kurzer Zeit hatte er die Strömungsgeräusche festgestellt.
"Ich hab keine auffälligen Herzgeräusche festgestellt. Etwas Herzrhythmusstörungen. Nehmen Sie jetzt Blut ab", sagte der Arzt zur Krankenschwester.
Dann ging die Krankenschwester näher an sein Bett heran und nahm ihm mit der Spitze Blut ab und klebte dann ein Pflaster auf die Wunde. Dann kam eine zwei andere Krankenpfleger in den Raum.
"Bringt ihn auf Station", sagte Dr. Talmann.
Wenig später hoben sie ihn von der Bahre hoch und legten ihn auf ein Krankenbett. Dann brachten sie ihn auf die Kranken-Station 2 des Krankhauses Berlin-Charlottenburg. Nachdem er seine alten Kleidung ausgezogen hatte und sein neues Krankenhemd angezogen hatte, blieb er eine ganze Weile im Bett in seinem Krankenzimmer. Sein Handy legte er auf den Nachttisch.
Spätnachmittags kam ein anderer Arzt namens Dr. Falk in Begleitung einer Krankenschwester und machte noch einige weitere Untersuchungen. Clemens gab der Krankenschwester die Handynummer von seiner Tante Elke. Und gab auch Sebastians Handynummer. Doch sie reagierten auf seine Bitte zunächst nicht, sondern konzentrierten sich nur auf die Untersuchungen. Die sie nach kurzer Zeit beendeten.
"Wir sind mit den Untersuchungen durch. Morgen machen wir CT. Wie müssen sichergehen, ob im Gehirn nicht irgendwelche Verletzungen da sind. Erst wenn wir die CT-Ergebnisse haben, dann wissen wir alles", sagte der Arzt Dr. Falk.
"Ja. Meine Tante Elke und mein Sohn müssen informiert werden. Ich will eine WhatsApp an meine Tante und an meinen Sohn schreiben oder jemand anders macht das für mich", sagte Clemens.
"Das können Sie selbst tun. Das Handy liegt auf dem Tisch."
Dann verabschiedeten sie sich und er blieb eine Weile alleine auf seinem Zimmer. Er holte sein Handy vom Nachttisch und schrieb eine Nachricht an seine Tante Elke und an seinen Sohn Sebastian, in der er schilderte, was passiert war. "Ich hatte einen Auto-Unfall, den ich nicht verursacht habe und bin nun im Krankenhaus und ich weiss nicht wann ich entlassen werde. Sicher ist, dass ich eine Gehirnerschütterung habe. Und ich habe Herzrhytmus-Störungen. Ich muss die Untersuchungen abwarten. Erst dann weiss man mehr...Nadja ist immer noch im Krankenhaus und sie erwartet einen "Eingriff", weil sich Waser in ihre Lunge gebildet hatte. Ich wollte Euch nur informieren. Viele Grüße Clemens Stahlmeyer." Dann informierte er auch seine Freunde Eberhard, Arne und Rolf per WhatsApp über die Ereignisse. Bis auf die Anrede war es derselbe Text, den er auch Elke und seinen Sohn geschickt hatte. Und zuletzt suchte er die E-Mail-Adresse von Nadjas Mutter raus und erklärte ihr schriftlich, was passiert war und wo er sich jetzt befand. Auch mit der Bitte Nadja zu informieren. Später wurde ihm von einer Krankenschwester Essen gebracht und er ass dann in seinem Krankenzimmer Abendbrot, guckte fern und ging um 21 Uhr ins Bett. Dann dachte er in der Nacht an Nadja. Auch darüber, dass er zwar gerne half, aber auch wie sehr ihn der ganze Stress mit Nadja psychisch und physisch zu schaffen gemacht hatte. Ja sogar krank gemacht hatte. Was bringt es ihr zu helfen, wenn er selbst nun krank ist und nicht weiss, was mit ihm geschehen wird? Vermutlich würde er früher oder später einen Herzinfarkt bekommen bei dem Stress, den er in letzter Zeit hatte. Und dann eine Herzoperation haben? Vielleicht würde mehr passieren... War es das wert den ganzen Stress auf sich zu nehmen für eine Exfreundin, die ihn oft nicht gut behandelt hatte, die Schluss gemacht hatte, ihn immer wieder, als sie gesund war, abgewiesen hatte?, dachte er verbittert. Sie würde sich bestimmt nicht so um ihn kümmern wie er um sie, wenn er krank wäre und sie gesund wäre. Aber vielleicht sollte er einfach gar nicht an sowas denken, sondern einfach altruistisch sein. Einfach machen, hilfsbereit sein, ohne was zurückzuerwarten, für eine gewisse Distanz zu der Situation sorgen und dabei trotzdem einfach dafür sorgen, dass man das Ganze psychisch gut wegsteckt. Um zu verhindern, dass man psychisch kaputtgeht. Denn diese ganze Krebskrankheit und das Leiden von Nadja mitzuerleben, war ja für ihn alles andere als leicht.
Als er am nächsten Morgen, am 29.7. aufwachte, frühstückte er. Dann musste er das CT machen und einige andere Untersuchungen. Als er fertig war, teilte ihm Dr. Falk die Untersuchungsergebnisse mit.
"Sie haben eine Gehirnerschütterung. So viel kann ich ihnen sagen. Die CT-Untersuchungsergebnisse liegen noch nicht vor. Die kriegen wir erst morgen. Erst morgen kann ich ihnen sagen, ob Sie eine Gehirnverletzung haben oder nicht."
"Ja."
"Sie haben jedoch Herzrhytmus-Störungen. Und einen hohen Blutdruck. Das kann das Risiko eines Schlaganfalls oder Diabetis zum Beispiel erhöhen", erklärte der Arzt.
"Ist das sehr schlimm mit meinem Herzen?", fragte Clemens.
"Noch nicht. Sie müssen aber aufpassen. Sie sollten sich mehr schonen. Sie scheinen viel Stress zu haben. Das wirkt sich negativ auf die körperliche Gesundheit und Psyche aus. Das kann zu Konzentrationsschwierigkeiten und Unfällen führen."
"Ja, ich weiss. Ich hab viel Stress gehabt. Eine Freundin von mir hat Krebs, ich hatte mich viel um sie gekümmert und hatte viel Stress gehabt..."
"Waren sie schon mal bei einem Psychologen?", fragte Dr. Falk.
"Ne...", antwortete Clemens leise.
"Das kann ich Ihnen empfehlen. Denn Sie scheinen viel Stress zu haben. Sie wirken sehr ausgepowert."
"Ja. Das habe ich vor. Ich will mit ihm über Nadjas Krankheit sprechen."
"Sie sollten mehr auf Ihre Gesundheit achten. Stress reduzieren. Sie müssen mehr an sich denken. Machen sie eine Kur. Oder einen Urlaub...Ich werde ihnen daher noch was verschreiben", sagte Dr. Falk.
"Ja. Da haben sie recht."
"Aber ansonsten haben Sie den Unfall gut überstanden? Wie ich erfahren habe, sind Sie wohl mit dem Kopf auf das Lenkrad geknallt?", fragte Dr. Falk.
"Wahrscheinlich. Ich weiss es nicht. Der Unfall kam so plötzlich. Ich habe nicht viel mitgekriegt. Ich könnte erst noch reden. Nahm auch noch die Polizisten wahr. Dann wurde ich bewusstlos. Kam ins Krankenhaus. Was ich so erzählt habe, weiss ich nicht mehr", antwortete Clemens.
"Das kommt vor bei solchen Unfällen", sagte Dr. Falk.
"Ich habe wahrscheinlich viel Unsinn erzählt im Halbschlaf."
"Sie haben uns einiges über Nadja erzählt. Sie müssen sie ja sehr lieben."
"Nein. Wie sind seit 2017 getrennt. Sie wollte auch mit mir danach nicht mehr Zusammensein. Und dann wurde sie krank und ich begann mich um sie zu kümmern", erzählte Clemens.
"Das ist ja sehr nett. Da kann sie froh sein solch ein Exfreund zu haben. Das kommt nicht überall vor."
"Wann werde ich entlassen?", fragte Clemens.
"Wie behalten sie heute und morgen zur Beobachtung noch hier. Vielleicht auch noch übermorgen. Und dann werden Sie entlassen."
"Gut. Ich freue mich."
Sie redeten noch eine kurze Zeit. Dann verabschiedete sich Dr. Falk, da er noch zu einer Besprechung musste. Er lag noch eine Weile im Bett und guckte sich im Handy die WhatsApp-Nachrichten an. Er sah eine WhatsApp von Elke. "Ich wünsche Dir gute Besserung. Ich werde nachher mit Sebastian kommen. Ich kann für Dich auch etwas einkaufen. Deine Tante Elke." Clemens schrieb "Danke" zurück. Er las auch von Sebastian eine Nachricht, die er per WhatsApp geschrieben hatte. Weitere Nachrichten fand er nicht. Weder von seinen Freunden Ebi, Andri oder Rolf noch von Nadjas Mutter. Da war einfach nichts. Und das enttäuschte Clemens. Zuerst war es nur eine leichte Enttäuschung, doch je mehr Zeit verstrich, desto größer wurde die Enttäuschung. Dann öffnete sich die Zimmertür. Eine Krankenschwester erschien.
"Herr Stahlmeyer. Hier ist Besuch", sagte sie.
Plötzlich standen auch Elke und Clemens an der Tür. Elke hatte einen Blumenstrauss in der Hand und Clemens eine Tüte. Die Krankenschwester führte sie ins Zimmer. Sebastian lief sofort zu seinem Vater, umarmte ihn und gab ihm die Tüte. Als er in die Tüte guckte und die Süßigkeiten für ihn sah und die Zahnbürste und Zahnpaste, sagte er "danke." Auch Tante Elke umarmte ihm und gab ihm die Blumen.
"Ich bedanke mich für die Blumen und die Süßigkeiten. Und die Zahnbürste. Denn einen Tag wollte ich hier noch bleiben und da muss ich auch mal Zähneputzen", sagte er lächelnd.
"Du sollst ja keine Löcher in den Zähnen bekommen", warf Sebastian ein.
"Hast Du was von Nadja gehört oder Nadjas Mutter? Oder Nadjas Bruder?", fragte Clemens.
Da sagte Elke kühl": Gar nichts. Absolut nichts."
"Das ist ja seltsam. Ich hatte Nadjas Mutter eine Nachricht geschickt und wollte fragen, wie es Nadja geht. Dann hatte ich ihr mitgeteilt, dass ich einen Unfall hatte und im Krankenhaus bin. Da kam nichts. Und auch meinen Freunden hatte ich eine Nachricht geschickt und ihnen mitgeteilt, dass ich im Krankenhaus bin", erzählte Clemens.
"Und da kam nichts?", fragte Elke.
"Nein. Nichts. Ich bin echt darüber enttäuscht."
"Warte erst einmal ab. Sie werden Dir später schreiben."
"Meinst Du? Übermorgen am 31.7.2022 oder am 1.8.2022 werde ich entlassen. Wenn morgen die CT-Ergebnisse vorliegen. Die Ärzte wollen sichergehen, dass ich keinen Hirnschaden oder ein Schädeltrauma durch den Unfall erlitten habe. Was man nicht erst auf den ersten Blick erkennt - erst wenn ein CT gemacht wird. Denn das kann bei solchen Unfällen passieren. Und ich war aufs Lenkrad geknallt."
"Ja. Da muss man aufpassen. Du hast es ja bei Nadja gesehen. Da wurden die Metastasen im Magen auch nicht entdeckt", antwortete Tante Elke.
"Das habe ich sowieso nicht verstanden. Beim ersten Krankenhausbesuch hätte man diese sehen sollen", meinte Clemens.
"Ja. Die waren wahrscheinlich zu klein, so dass man sie nicht sehen konnte. Sie wurden damals übersehen so vermute ich. Ich hab aber gehört, das es Tumore gibt, für schnell wachsen können. Vielleicht war es auch so bei Nadja. Erst später hat man dann die Metastasen im Magen entdeckt. Aber ich bin kein Arzt. Und ich weiss auch nicht, was bei Nadja alles gemacht wurde. Das weiß vermutlich nur ihre Mutter und ihr Bruder. Sie hat uns ja nicht in alles eingeweiht", sagte Tante Elke.
"Ja. Stimmt."
"Ja. Traurig. Das ist schade. Du tust so viel für Nadja. Und ihre Familie schätzt das nicht. Sie interessieren sich noch nicht mal für Sebastian. Nadjas Mutter soll nicht vergessen, dass sie auch ein Enkelkind hat", bemerkte Tante Elke.
"Ja. Das ist enttäuschend."
"Nadja wird ja nicht mehr lange leben. Hat sie auch an Sebastian gedacht? Ein Testament gemacht?", fragte Tante Elke.
"Sie hat bestimmt nichts gemacht. Daran hat sie nicht gedacht", antwortete Clemens.
"Sie hat ja sowieso nicht viel zu vererben."
"Als ich mit ihr zusammen war, hatte sie mindestens 35.000 ode 45.000 Euro gehabt", erzählte Clemens.
"Von wem hatte sie das Geld?", fragte Tante Elke neugierig.
"Das war geerbt. Von ihren Vater, der irgendwann in den 90ern verstorben war. Das war bevor ich sie kennengelernt hatte."
"Hat sie das Geld heute noch?", fragte sie.
"Nein. Weiss ich nicht. Hatte mich auch nicht interessiert. Vielleicht hat sie das ausgegeben. Weiss nicht. Im Jahr 2017 war Schluss. Da war das für mich erledigt."
"Aber du weiss, das sie nicht mehr lange lebt. Dann soll sie doch ein Testament machen und Sebastian das Geld geben. Das ist ja ihr Sohn. Vom Gesetz würde Sebastian alles erben", sagte Tante Elke.
"Die hat bestimmt ihre Mutter als Erbin eingesetzt. Ich kenne sie. So ist sie", antwortete Clemens.
"Und dann gehst Du zu ihr hin und hilfst ihr? Ich kann nur wiederholen. Nimm sie nicht in Deine Wohnung. Ihr seit 2017 getrennt. Du kannst ihr freiwillig etwas helfen. Aber Du bist zu nichts verpflichtet was darüber hinausgeht", sagte Tante Elke.
"Das stimmt. Ich werde ihr nur noch ein bisschen helfen. Dann ist Schluss", sagte Clemens.
"Eigentlich wäre es besser, wenn sie stirbt. Dann musst sie auch nicht mehr leiden."
"Tante Elke. Bitte", sagte Clemens.
"Gibst du ihr noch eigentlich Geld? Ich hoffe, Du gibst ihr nicht noch Geld!"
"Nein, Tante Elke", log er. Dann sagte er": Ich hab ihr nur ein bisschen gegeben."
"Aha. Doch ein bisschen. So. So. Sie will auch Dein Geld", sagte Tante Elke.
"Tante Elke. So ist es nicht. Ich hab ihr ein bisschen geholfen."
"Das bisschen ist schon zuviel", sagte sie.
"Du hast recht. Ich gebe ihr nächstes Mal nichts. Sie hat ja selbst Geld auf dem Konto."
"Ich hoffe. Du musst bedenken, dass ich Dir nach dem Tod Deiner Eltern auch geholfen hatte! Als Du Dich selbstständig gemacht hattest! Ich hab ja keine eigenen Kinder. Ich habe nur Dich. Und wenn ich nicht mehr da bin, werde ich Dir auch meine Eigentumswohnung in der Friedrichsstrasse, in der ich lebe und ein paar Aktien, die ich besitze, vererben. Denn du weisst ...ich bin ja auch schon 70."
"Du wolltest doch meinem Cousin Ronald etwas vererben."
"Naja. Ich verstand mich mit Deiner Mutter am besten. Mit meinem Bruder und seinem Sohn Ronald habe ich nicht so viel Kontakt. Auch nicht mehr so ein gutes Verhältnis. Warum soll er was erben? Sehe ich gar nicht ein....", sagte sie.
Dann guckte Tante Elke auf die Uhr.
"Es ist schon spät. Wir müssen nach Hause."
"Ich verstehe das. Du musst ja auch Sebastian mit den Schulaufgaben helfen. Das kann ich zur Zeit nicht, da ich noch nicht so fit bin. Erst in ein paar Tagen", sagte Clemens.
"Ja."
"Ihr müsst trotzdem bei Nadja vorbeischauen. Sie hatte Wasser in der Lunge wie ich Euch schon mitgeteilt hatte. Es gab da auch einen Eingriff, damit man das Wasser aus der Lunge kriegt. Wie der aussieht, weiss ich nicht. Sie braucht Hilfe. Es wäre ..."
"Wir besuchen sie. Keine Sorge. Du brauchst Dich nicht darum zu kümmern. Wir gehen jetzt. Auf Wiedersehen. Gute Besserung", sagte Tante Elke.
"Ja. Danke."
"Ich wünsche Dir auch gute Besserung", sagte Sebastian.
"Danke. Und sagt Nadja, dass ich hier im Krankenhaus bin."
"Ja."
Dann verließen sie das Zimmer. Clemens lang noch eine Weile im Bett und dachte nach. Und ärgerte sich, dass niemand außer Elke und Sebastian sich bei ihm meldete und sich nach seinem Befinden erkundigte. Wenn sich keiner meldet, werde ich die anderen abhaken, dann werde ich mich nur noch um Elke und Sebastian kümmern und das war 's. Nur sie sind meine Familie - der Rest kann mich mal am Arsch lecken!, dachte er. Danach nahm er die Fernsehbedienung, die auf den Tisch lag, schaltete den Fernseher an, der an der Zimmerdecke montiert worden war und sah fern.
Am nächsten Tag, am 30.7.2022 kam der Arzt Dr. Falk und eine Krankenschwester in sein Zimmer.
"Wie sind die CT-Ergebnisse?", fragte Clemens.
"Es ist alles gut. Im CT war nichts zu finden. Sie hatten eine Gehirnerschütterung gehabt und waren bewusstlos. Es ist zum Glück gut ausgegangen. Sie hatten Glück gehabt", sagte Dr. Falk.
"Ja."
"Sie haben aber Herzrhytmus-Störungen. Und einen hohen Blutdruck. Ist das mit en Herzrhytmus-Störungen jetzt besser geworden?"
"Ich habe etwas Herzrhytmus-Störungen gehabt. Besonders wenn ich mich ärgere."
"Sie müssen zu Ruhe kommen. Sonst wird sich ihre Gesundheit mit grosser Wahrscheinlichkeit verschlechtern. Nehmen sie ab. Machen sie Diät und machen Sie Sport, damit ihre Adern nicht verkalken. Sie wissen, dass sie etwas Übergewicht haben. Daher auch der hohe Bluthochdruck", erklärte Dr. Falk.
"Ja. Ich verstehe."
"Es gibt ja viele Möglichkeiten Sport zu machen. Gegen Sie schwimmen. Joggen. Gehen sie in ein Fitnessstudio....", sagte Dr. Falk.
"Ich verstehe."
"Sie werden morgen entlassen. Das wissen sie aber schon. Ich habe jetzt einen Termin. Ich wünsche ihnen alles Gute", so verabschiedete sich Dr. Falk.
Dann gingen Dr. Falk und die Krankenschwester aus dem Zimmer. Als sie weggegangen waren, guckte er erwartungsvoll die WhatsApp-Nachrichten durch in der Hoffnung eine Nachricht von Nadja oder Nadjas Mutter zu finden. Doch da war keine Nachrichten von ihnen zu finden. Da ist immer noch keine Nachricht von ihnen! Die können mich mal, das ist langsam für mich erledigt, sagte er verbittert zu sich selbst. Nadja ergeht es auch so: Seit sie krank ist, sind alle Freunde verschwunden und sie hätte viele Freunde, dachte er. Dann hatte er eine Idee. Er wollte die Krankenschwester mal fragen, ob sie ihm Papier und einen Stift besorgen könnte. Denn er wollte zeichnen und Tagebuch schreiben, denn er hatte das Bedürfnisse alles,a was er so erlebt hatte, aufzuschreiben und somit loszuwerden. Gesagt, getan. Als die Krankenschwester in sein Zimmer kam, bat er um Papier und um einen Stift.
"Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir dies bringen könnten. Irgendwas was Sie finden. Einige Papierzettel reichen aus. Denn ich will schreiben. Zeichnen. Ich bin eigentlich Immobilienmakler. Aber jetzt habe ich hier viel Zeit und ich will mit die Zeit vertreiben", erklärte Clemens.
"Das ist kein Problem. Ich gucke im Büro nach, was ich finde."
"Sie können mir irgendwas zum Schreiben oder zeichnen bringen. Ein Kugelschreiber würde reichen."
Dann ging sie aus dem Zimmer. Wenig später kam sie ins Zimmer zurück und brachte ihm einen Kugelschreiber, einen Filzstift, einen Zettel und ein Schreibheft.
"Das habe ich für Sie", sagte die Krankenschwester.
"Ich bedanke mich, Schwester ...Ich habe ihren Namen vergessen."
"Ich bin Schwester Margot Heinemann."
"Angenehm ich bin Herr Clemens Stahlmeyer. Sie können mich einfach Clemens nennen."
"Gut. Das werde ich mir merken", sagte sie und verließ das Zimmer. Dann fing Clemens während er im seinem Bett lag an zu schreiben. Es war Tagebuch, das unbedeutend war und vermutlich keiner lesen würde. Aber er machte es nur, um seine Erlebnisse zu verarbeiten. Und er zeichnete auch etwas. Er zeichnete sein Krankenzimmer und zeichnete ein Portrait von sich, dass aber irgendwie misslungen war.
Am nächsten Morgen, am 31.7. zeichnete und schrieb er noch in seinen Krankenzimmer. Als er fertig war, packte er einen Zeichnungen und das, was er geschrieben hatte (sein Tagebuch) in die Tüte, die ihm Sebastian mitgebracht hatte. Dann ass er sein Frühstück auf, das die Krankenschwester Heinemann ihm gebracht hatte. Dann putzte er die Zähne mit der Zahnbürste, die Sebastian ihm gebracht hatte, packte alle Sachen zum Beispiel die Tüte mit der Zahnbürste, der Zahnpasta und den Süßigkeiten, die Sebastian ihn gebracht hatte und den Blumenstrauß von Elke zusammen (nachdem er erfahren hatte, dass er heute entlassen werden sollte) und nahm auch den Zeichenblock mit dem Kugelschreiber und Filzstift mit und verließ damit das Zimmer. Dann traf er auf dem Flur die Krankenschwester Heinemann.
"Sie werden heute entlassen", erinnerte sie ihn.
"Ich weiss. Ich gehe jetzt. Ich wollte mich nur verabschieden, bedanke mich für alles. Und ich wollte den Schreibblock wiedergeben, den Kugelschreiber und den Filzstift. Vielen Dank", sagte Clemens.
"Bitte."
"Können Sie mir noch ein Taxi rufen, das mich nach Hause bringt?"
"Ja."
"Ich wünsche Ihnen alles Gute. Gute Besserung. Und passen Sie auf im Strassenverkehr, dass Ihnen mich wieder ein Verkehrssünder ins Auto reinfährt."
"Ja. Danke. Schönen Tag noch. Tschüss."
Dann verließ Clemens das Krankenhaus. Als er aus dem Krankenhausgebäude kam, wartete schon dort das Taxi in der Nähe des Eingangsbereiches. Es war das Taxi, dass die Krankenschwester Heinemann bestellt hatte. Er ging zum Taxi, stieg hinten ein und setzte sich auf die Rückbank des Taxis. Nachdem er sich angeschnallt hatte und eine Maske aufgesetzt hatte, kam ihm der Gedanke, dass es besser wäre Nadja zu besuchen als zu seiner Wohnung zu fahren. Als der Taxifahrer ihn fragte, wohin er wollte, sagte er": Ich will zum Krankenhaus Charlottenburg."
"Gut. Sie fahren von einem Krankenhaus zum anderen?"
"Ja. Ich war im Krankenhaus aufgrund eines Unfalls. Und meine Exfreundin hat Krebs und liegt im anderen Krankenhaus."
"Oh...das tut mir leid. Mein Vater hatte Krebs gehabt und lag im Krankenhaus. Ich dachte, es würde besser werden. Aber er starb an Corona "
"Das ist ja schlimm."
"Ja. Was alles noch passieren kann. Corona ist noch nicht vorbei. Die Maskenpflicht würde zum Beispiel in den Geschäften, Supermärkten, Restaurants aufgehoben, es finden sich wieder Festivals statt. Dichtes Gedränge in den Zügen wegen 9-Euro-Ticket...im Herbst kriegen wir wieder eine neue Corona-Welle. Ich sag s ja", sagte der Taxifahrer.
"Das glaube ich auch. Corona ist noch nicht vorbei", antwortete Clemens.
"Dann haben wir den Ukraine-Krieg. Der Putin dreht den Gashahn ab...dann können viele nicht mehr im Winter heizen. Alles wird teurer...wer soll das noch bezahlen? Das Taxigeschäft lohnt sich sowieso nicht mehr. Kann man alle vergessen", murrte er.
"Ja. Da geht vieles den Bach runter."
"Ja. Sehr. Wenn der Putin eine Atombomben schmeißt, ist alles vorbei. Da werden sie Amerikaner, die mehr haben, sich natürlich revanchieren. Dann sind alle weg. Da kann man sich nirgends verkriechen. Tot. Oder die anderen sterben qualvoll an der Atomstrahlung. Oder an Hunger. Da gehen ihnen die Lebensmittel aus."
"Ja. So ist das leider", antwortete Clemens.
"Sterben müssen wir sowieso alle. Aber was sollte 's. Lohnt sich darüber meinen Kopf zu machen. Wir müssen unser Leben genießen solange es noch geht."
"Ja. Traurig alles."
"Ich bin auch mittlerweile abgestumpft was solche Atomdrohung betrifft. Da liest man ja ständig sowas in den Zeitungen. Dann will die Ukraine die gesamten Gebiete wie die Halbinsel Krim, Mariopol, die von Russland eingenommen wurden, zurückgewinnen. Das wird nie was. Die Russen dringen immer weiter vor und dann erobern sie ein Gebiet nach dem anderen. Und irgendwann können die Ukrainer nicht mehr - die Russen haben die Lufthoheit, zerbomben alle Waffenlager, Eisenbahnen - dann kann nichts mehr geliefert werden", erzählte der Taxifahrer. "Denn wer die Lufthoheit hat, gewinnt. Das war schon im zweiten Weltkrieg so. Was nützen die tollsten, technischen Errungenschaften, wenn diese Zerbombt werden."
"Das stimmt."
"Wir sind übrigens gleich da. Da hinten sehe ich die Krankenhausgebäude."
Der Taxifahrer fuhr auf das Krankenhaus-Gelände und hielt an der rechten Straßenseite in der Nähe des Krankenhaus-Eingangs.
"Wir sind da. Das macht 32 Euro", sagte der Taxifahrer.
Dann bezahlte Clemens die Taxifahrt, stieg mit seiner Tüte mit seinen Sachen aus und verabschiedete sich vom Taxifahrer.
"ich wünschen Ihnen alles Gute", sagte er.
"Ich Ihnen auch, Bleiben Sie gesund."
Dann verschwand Clemens im Eingang des Krankenhauses, ging mit der Tüte in der Hand zur Station 3. Dort traf er auf die Krankenschwester Isabel Hartwig.
"Wie geht es Nadja?"
"Ja. Besser. Wir haben dafür gesorgt, dass das Wasser aus der Lunge gekommen ist. Ihr Gesundheitszustand ist stabil. Wir machen noch einige Nachuntersuchungen. Dann wird sie in 6 Tagen entlassen", erzählte Schwester Hartwig.
"Ach schon."
"Ja. Sie könnte auch schon wieder ein bisschen gehen. Brauchte aber noch Hilfe. Aber es ging. Manchmal muss sie noch erbrechen und Stuhlgang klappt nicht immer gut. Aber dafür hat sie ja Tabletten bekommen."
"Das ist ja gut. Wo waren Sie denn?", fragte sie.
"Ich hatte einen Auto-Unfall gehabt, der unverschuldet war. Und ich musste ins Krankenhaus wegen einer Gehirnerschütterung", erzählte Clemens.
"Ach Du meine Güte. Ich hoffe, es geht Ihnen jetzt wieder gut."
"Ja. So einigermassen."
"Hatte sie Besuch bekommen?", fragte Clemens.
"Da war nur einmal Ihre Mutter da. Und Ihre Tante da mit Ihrem Sohn", antwortete Schwester Hartwig.
"Sonst keiner?"
"Nein. Sonst keiner."
"Ich will sie mal sehen. Ist sie im Zimmer?"
"Ja. Sie liegt im Bett. Sie ist noch ein bisschen erschöpft."
"Dann gehe ich in ihr Zimmer "
"Ja. Sie muss die Tabletten nehmen, für auf dem Tisch liegen. Sie schmecken etwas bitter, aber sie muss sie unbedingt nehmen. Ich werde in einer Stunde aufs Zimmer kommen und helfen."
"Gut. Dann werde ich ihr das sagen. Bis gleich."
Dann ging Clemens mit seiner Tüte in Zimmer 7 und stellte die Tüte dort in der Nähe der Tür auf den Boden. Dort schien die Sonne durchs Zimmer. Nadja lag immer noch auf dem Rücken. Zwar hing sie immer noch am Tropf. Aber dies viele Geräte und Schläuche hatte man ihr abgenommen. Sie sah dünner aus und war sichtbar gealtert. Auch hatte sie weniger Haare auf dem Kopf. Clemens ging an ihr Bett und hielt ihre Hand.
"Hallo. Ich bin 's. Clemens."
"Ach...da bist Du...wo warst Du", hauchte sie. Ihre Lippen zitterten. "Ich dachte, Du kommst nicht ...mehr."
"Ich hatte einen Auto-Unfall gehabt vor einigen Tagen. Ich hatte eine Gehirnerschütterung gehabt, war bewusstlos und musste ins Krankenhaus. Ich hab da auch Herzrhytmus-Störungen gehabt. Der Arzt hat gesagt, dass ich mich schonen soll", sagte Clemens fast flüsternd.
Sie sagte erst einmal nichts.
"Dann war es sicher auch schwer..."
"Ja. Da war so ein Idiot und rammt mich von dem Seite. Obwohl rechts vor links gilt. Jetzt habe ich einen Schaden mit dem Wagen das muss die Versicherung von dem Typ bezahlen", erzählte Clemens.
"Da hast du auch was erlebt. Du weisst nicht was ich alles erlebt habe. Da müsste das Wasser aus der Lunge raus. Zuerst hatten sie mir einen Schlauch in den Mund gesteckt. Dann müsste der Schlauch durch den Magen....Ich hatte nur Schmerzen gehabt. Ich gab gelitten wie ein Schwein", sagte sie.
"Das tut mir so leid."
"Hat Dich keiner besucht?"
"Da war nur meine Mutter da. Und Deine Tante kam mit Sebastian einmal. Sonst niemand", sagte Nadja.
"Auch nicht Deine Freundin?", fragte Clemens.
"Nein. Niemand. Wenn man so krank ist....wie ich, wird man abgeschrieben. Man nimmt nicht mehr an der Gesellschaft teil. Man ist für sie... so gut wie tot. Krebs oder Krankheiten ist ein Thema, das ...die Leute nicht hören wollen. Das ist ihnen unangenehm. Sie wollen lieber mit Leute Zusammensein, die fröhliche Themen haben. Aber sicher nicht unangenehme Themen", erzählte sie.
"Sowas passte leider nicht in eine egoistische Spassgesellschaft. Vor Corona passte es schon nicht. Und auch seit der Coronakrise sind viele Leute zwar nachdenklicher geworden, aber viele sind dafür - so scheint es - egoistischer geworden. Das sieht man schon bei den Hamsterkäufen und dem Horten von Klopapier am Anfang der Pandemie und zum Teil auch am Anfang des Ukraine-Kriegs. Das sieht man daran, das viele während der Pandemiezeit nicht auf ihre Urlaubsreise in Risikogebiete verzichten wollten! Für viele zählt nur "ich, ich , ich." Hauptsache ich komme über die Runden! So ist es doch. Es geht auch meistens nach wie vor um Materielle Dinge. Wir sind immer noch eine Konsumgesellschaft. Und immer noch sehr vergnügungsorientiert", bemerkte Clemens kritisch.
"Ja...traurig..."
Dann schwieg sie eine Weile.
"Ich habe noch oft Schmerzen, so dass ich...nicht mehr leben will. Wie sehen ich aus...ich bin kaputt. Ein Wrack."
"Sag es nicht. Du siehst immer noch für Dein Alter gut aus."
"Ich will...nicht mehr...es wäre besser, wenn du mich einfach umbringen könntest...dann habe ich das hinter mir...Einfach mir ein Kissen aufs Gesicht drücken ...und es wäre beendet. Dann Falle ich niemanden zu Last. Dann seid ihr mich los."
"Nein...so ist das nicht....ich helfe Dir. Bin für Dich da. Versuch mein Bestes."
"Aber in deine Wohnung nehmen ...willst Du nicht. Seit ich ....krank bin, hast du Dich auch verändert...ich Ekel dich wahrscheinlich nur noch an...", klagte Nadja.
"Ach... hör auf...", stammelte Clemens.
"Ja. Vielleicht denkst du an Erbschaft."
"Nein...Unsinn. Du hast doch nichts. Ich verdiene selbst Geld."
"Doch...ein bisschen ist noch auf meinem Konto drauf....das weißt Du....das sollte für Sebastian sein", sagte sie.
"Ja."
"Aber ...er ist auch nicht mehr der Alte...er guckt mich so komisch an. Er hat keine Zeit mehr. Redet wenig mit mir".
"Er ist 10 Jahre alt. Und ist etwas über Deine Krankheit geschockt", versuchte Clemens zu erklären.
"Das verstehe ich...er führt bald sein eigenes Leben."
"Wie ist das hier langweilig...und die Luft stickig hier im Zimmer...und keiner kommt vorbei. Nur meine ultralangweilige und blöde Mutter, die immer nur dasselbe redet. Immer nur Cafe trinken mit ihren Bekanntinnen. Ja. Sie hat ja einige Freunde. Sie ist ja auch gesund!", nörgelte sie.
"Das ist Deine Mutter. Das ist Deine Mutter. Sie kümmert sich um Dich."
"Aber leider zu spät. Sie hatte früher immer nur... gearbeitet und keine Zeit für mich gehabt. Erst jetzt hat sie Zeit - seit ich nun krank bin", sagte Nadja.
"Aber sie gearbeitet, um Geld zu verdienen. Sie tat es für Dich. Tat es für Dich", antwortete Clemens.
"Ich bin nur Schneiderin geworden. Ich hätte mir auch mehr für mich gewünscht..."
"Nun sei doch zufrieden mit seinem Leben...Du hast einen tollen Sohn. Du warst Schneiderin. Hast gearbeitet und Geld verdient."
"Och, was ist das schon. Ich habe beruflich fast gar nichts erreicht."
"Du musst bescheiden sein. Andere haben auch einfachere Berufe..."
"Willst Du mir sagen, dass Schneiderin ein einfacher Beruf ist?" Sie stand plötzlich auf und versuchte den Suppenteller zu greifen und blickte ihn böse an. Clemens wusste, was das bedeutete. Sie wollte sie Linsensuppe, die auf dem Tisch stand nach ihm schmeissen. Clemens griff sich ihren Arm und drückte ihn runter.
"Jetzt beruhig Dich, Nadja. Jetzt ist mal Schluss. Wir sind schliesslich im Krankenhaus", schimpfte er.
"Zufrieden sein soll ich? Ich habe Krebs, bin schwerbehindert und soll zufrieden sein?!", schimpfte sie.
"Beruhig Dich", sagte Clemens.
"Dass ich Dich kennengelernt habe....war der Fehler meines Lebens war. So sehe ich das ...seit unseren letzten Begegnungen", so beschwerte sie sich.
"Ach...jetzt sagst Du das so?"
"Ja. Du willst mich nicht in Deine Wohnung nehmen, weil es angeblich unordentlich ist. Ich werde...Sebastian fragen, ob das stimmt, dass Du Maler in der Wohnung hast. Weil ich weiss, das Du lügst. Jede Einzelheiten werde ich fragen....ob da wirklich Maler sind. Ich schätze, Du hast das mit ihm abgesprochen", sagte Nadja.
"Das stimmt nicht."
"Du brauchst mir nichts mehr zu sagen....ich weiss Bescheid. Ich wette, Du Du chattest nachts mit irgendwelchen Frauen...."
"Hör auf."
"Ja. So ist das doch."
"Eines muss ich Dir lassen. Du hast viel Fantasie....aber ....Du kennst mich nicht wirklich. Ich kann hilfsbereit sein....aber...."
"Aber Du lässt Dir woanders den Schwanz lutschen, ist das richtig? Ich bin Mal gespannt welche Frau das ist. Hat sie grosse Titten? Ist sie blond?", schrie Nadja.
"Hör auf, Nadja."
"Na. Wie ist sie denn? Na los, sag es! Sag die Wahrheit."
"Hör verdammt noch mal auf!"
"Ich schätze, dass Du Dir ...sofort was Neues suchts, wenn ich nicht mehr da bin."
"Hör bitte auf."
"Wenn ich mich mehr da bin, wird gefickt. Aber richtig."
"Lass es bitte!", schrie Clemens.
"Das tun viele! Die Coronazeit ist dann ... vorbei und dann geht bei vielen Menschen richtig ...los. Der Wolfgang hat ja jetzt auch eine bestimmt. Lässt es krachen. Ja. Ja. Wie gerne hätte ich gelebt, als ich gesund war...aber jetzt...möchte ich nicht mehr...ich gehe doch sowieso an Krebs kaputt", sagte sie.
"Red nicht so...Du kannst wieder gesund werden! Du musst nur die richtigen Medikamente und Kapseln einnehmen. Dann hast du grosse Chancen gesund zu werden."
"Das glaubst du wohl selbst nicht."
"Das ist die Wahrheit."
Dann schwiegen sie. Clemens blickte auf die Zeitung, die auf dem Tisch neben dem Bett stand.
"Darf ich die Zeitung mal lesen?"
"Ja. Kannst Du."
Dann ergibt er sich, ging zum Tisch , griff sich die Zeitung und setze sich auf dem Stuhl, der neben Nadjas Bett stand.
"Was steht denn in der Zeitung?"
"Ja, über die Waffenlieferungen in der Ukraine."
"Aha."
Während er las, richtete sie sich etwas im Bett auf. Dann erblickte sie zwei Schachteln Tabletten neben einem Glas Wasser auf dem Tisch. Die eine Schachtel war rötlich mit den richtigen Tabletten, die sie nehmen sollte und die andere Schachtel waren Schlaftabletten, die sie nicht nehmen sollte. Sie griff mit Absicht die Schachtel mit den Schlaftabletten, die auf dem Tisch lag. Zuerst hielt sie sie einige zeitlang nur in der Hand, während Clemens in der Zeitung las und das nicht bemerkte. Dann nahm sie mehrere weisse Tabletten aus der Schachtel. Und stopfte sich eine nach der andern in den Mund. Clemens sah im Augenwirkel an ihren hektischen Bewegungen, dass etwas nicht stimmte.
"Ist alles in Ordnung, Nadja?", fragte Clemens.
Dann sah er, dass sie was im Mund hatte und versuchte runter zu schlucken. Und sah die Packung Tabletten, die sie in der Hand hatte.
Er legte sofort die Zeitung auf den Fußboden, stand vom Stuhl auf und rannte an ihr Bett. Als er die Packung in ihrer Hand genauer angeguckt hatte, bemerkte er, dass das Schlaftabletten waren. Sie hatte viele davon geschluckt. Wahrscheinlich wollte sie sich umbringen! Sofort hob er mit einem starken Griff ihren Kopf hoch und steckte seinen Finger in ihren Mund. Sie röchelte und der Würgreflex stellte sich ein. Dann spuckte und kotzte sie alles vor sich auf die Bettdecke , die sich vor ihr befand und mit der sie halb zugedeckt war.
"Bist Du denn verrückt. Was machst Du? Das sind Schlaftabletten! Spuck 's aus!", schrie Clemens.
Sie schwieg, spuckte die rechtlichen Tabletten aus, röchelte und hustete.
Clemens drückte den Alarmknopf.
Dann sagte Nadja": Du hast mir gesagt, dass ich sie nehmen muss."
"Das hab ich nicht gesagt", sagte Clemens.
"Doch. Du sagtest ich sollte sie nehmen."
Dann ahnte Clemens, was sie vorhatte. Sie versuchte ihren Selbstmordversuch zu vertuschen und ihm die Schuld für die Tabletteneinnahme anzuhängen. Er sah die weissen Tabletten, die sich im Erbrochenem auf der Bettdecke befand. Sofort begann er sie alle Tabletten - ungefähr acht an der Zahl - aufzusammeln. Bis auf zwei Tabletten, die er im Erbrochenem liegen ließ. Dann lief er mit den Tabletten schnell zu Bad, schloss die Tür und schmiss sie ins Klo. Dann spülte er die Tabletten weg und wusch sich schnell seine Hände.
"Scheisse", schrie er.
Plötzlich hörte er, wie die Krankenschwester Hartwig ins Zimmer kam. Und Clemens hörte ihre Stimme.
"Hallo, Frau Strauer. Sie haben geklingelt?", fragte die Krankenschwester Frau Hartwig.
"Ich hab die falschen Tabletten versehentlich genommen", log Nadja.
"Wie ist das denn passiert?"
"Mein Exmann hat mir geraten, dass ich diese Tabletten nehmen sollte. Und die waren falsch. So nahm ich sie und musste ich mich übergeben."
"Aber haben Sie nicht gesehen, dass da auf der Schachtel Schlaftabletten draufstand?", fragte Frau Hartwig.
"Das Sonnenlicht blendete so. Ich könnte nicht richtig sehen. Und da mein Ex sagte, dass das die richtigen Tabletten waren, nahm ich sie", erzählte Nadja.
Als Clemens das hörte, war er wütend, öffnete die Tür und ging aus dem Bad ins Zimmer. Dann erklärte er auf seine Weise, was sich zugetragen hatte. Da ihm bewusst wurde, dass Nadja log, beschloss er auch ein wenig zu lügen.
"Ich habe ihr die Tabletten nicht gegeben. Jedenfalls nicht diese."
"Du hast doch gesagt, dass ich diese nehmen soll", sagte Nadja.
"Das ist dann ein Irrtum. Ich meinte nicht die Schlaftabletten, sondern die anderen", antwortete Clemens.
"Er sagte, dass ich auch mehrere nehmen davon sollte."
"Nein. Das stimmt nicht. Dann hast Du Dich verhört. Du bist wahrscheinlich etwas verwirrt durch Deine Krankheit. Ich habe nur gesagt, dass Du mehrere nehmen solltest."
"Und wieso liegen da nur zwei im Erbrochenem?"
"Er hat sie genommen und im Bad weggespült."
"Nein. Ich hab nur meine Hände gewaschen. Ich komme schließlich aus dem Krankenhaus."
"Ja. Das hat der Herr gesagt."
Dann überkam Clemens ein Schwindelgefühl. Er torkelte. Dann setzte er sich auf den Stuhl und schwitzte.
"Es tut mir leid", stammelte Clemens. "Ich komme gerade aus dem Krankenhaus. Ich hatte eine Gehirnerschütterung gehabt. Ich war bewusstlos gewesen. Hatte Herzrhytmusstörungen. Ich fühl mich schwach."
"Gut. Ich verstehe Sie. Ich hole sofort den Doktor. Der wird Ihnen helfen."
"Ja. Danke."
Dann ging sie aus dem Zimmer.
"Jetzt bist Du auch krank."
"Ja. Was denkst du denn. Denkst Du ich simuliere? Ich habe schließlich meine schriftlichen Befund", sagte Clemens.
Dann kam der Doktor mit der Krankenschwester ins Zimmer.
"Sie kommen aus dem Krankenhaus? Dann werde ich Sie untersuchen. Kommen Sie mit."
"Okay", sagte er. Dann sagte er zu Nadja": Mir geht es gesundheitlich nicht gut. Daher komme ich morgen micht. Nur damit Du Bescheid weisst. Tschüss. Und mach nicht nochmal so eine Scheisse mit den Tabletten, ist das klar?", sagte Clemens mit einem kalten Ton. Nadja antwortete nicht. Die Schwester Isabel Hartwig ging an Nadjas Bett und dem Tisch und griff sich die rote Schachtel mit den Tabletten. Dann holte sie eine Tablette hervor und reichte sie Nadja.
"Hier. Nehmen sie bitte die Tablette."
Als sie die nehmen wollte, hob Sie Nadjas Kopf hoch.
"Machen sie bitte den Mund auf", sagte Frau Hartwig.
Doch Nadja reagierte nicht.
Dann würde Frau Hartwig lauter": SIE MÜSSEN DIE TABLETTEN BITTE NEHMEN."
Dann machte sie den Mund auf. Dann nahm sie die Tablette und steckte sie ihr in den Mund. Dann griff sie das Wasserglas, das auf dem Tisch stand und gab ihr zu der Tablette das Wasser zu trinken. Und dann schluckte sie. Clemens beobachtete sie, wie sie das Wasser austrank und die Tablette schluckte. Dann forderte der Doktor Clemens auf mitzukommen.
"Kommen sie mit", sagte der Doktor. Dann verlies er das Untersuchungszimmer und Clemens griff sich seine Tüte (mit seinen Sachen), die an der Wand auf dem Boden stand und folgte ihm mit der Tüte in der Hand. Sie gingen den Flur entlang und dann gingen sie rechts in ein Untersuchungszimmer. Clemens setzte sich auf einen Stuhl vor einem Schreibtisch und der Doktor machte bei ihm einige schnelle Untersuchungen (Puls, Blutdruckmessung,...) und rief in seinem Krankenhaus an. Nachdem er mit dem Arzt dort gesprochen hatte und alle Untersuchungen in Ordnung waren, sagte er zu Clemens": Herr Stahlmeyer. Sie kommen gerade aus dem Krankenhaus, hatten einen Unfall gehabt und eine Gehirnerschütterung. Sie brauchen Ruhe. Fahren Sie nach Hause und legen sie sich ins Bett", sagte er. "Ich rufe Ihnen ein Taxi, das Sie abholt."
"Danke."
Dann rufe der Arzt ihm ein Taxi. Clemens verliess das Krankenhausgebäude und wartete wieder vor dem Eingang. Wenig später kam das Taxi, er stieg dort ein und brachte ihn zu seiner Wohnung. Als er in der Wohnung war, redete er mit Sebastian.
"Wie geht es Dir, Papa?", sagte Sebastian.
"Wie soll es mir gehen? Ich bin gerade frisch aus dem Krankenhaus gekommen. Ich brauche Ruhe."
"Wie geht es Mama?"
"Stabil. Es geht", sage er mit schmalen, verkniffen Mund. Es klang nicht überzeugend wie sein Vater das sagte.
"Fahren wir morgen zu Mama?"
"Morgen nicht. Jedenfalls ich nicht. Ich bin krank. Im Krankenhaus ging es mir zum Teil nicht gut. Ich falle aus. Morgen und übermorgen wird 's nichts", sagte er.
"Ich war so oft dagewesen, fast täglich. Aber jetzt bin ich selbst gesundheitlich angeschlagen. Du kannst ja er mit Tante Elke hinfahren. Nur so klappt es."
"Ja. Das werde ich", antwortete er. "Und noch etwas ist. Eine Frau vom Jugendamt hat angerufen. Eine Frau Annika Breier."
"So? Was will die denn?", fragte Clemens.
"Sie hatte so komische Fragen gestellt. Erst einmal hat sie gefragt, wo Mama sei, wie es ihr geht? Dann wo Du bist?", berichtete Sebastian.
Clemens bekam vor Wut einen roten Kopf.
"Was will die denn? Ich hatte einen Unfall gehabt und war im Krankenhaus. Und Dein Mutter ist wegen Krebs im Krankenhaus", sagte Clemens.
"Ich verstehe auch nicht was sie wollte. Sie hatte von Lehrerinnen in meiner Schule gehört, dass meine Leistungen abgesackt sind, dass ich in letzter Zeit so ruhig und traurig bin...", erzählte Sebastian.
Clemens wurde noch wütender.
"Du warst sicher bei der Schulpsychologin, von der Du erzählt hattest?", fragte er.
"Ja...ich war da."
"Und da hattest Du bestimmt zu viel erzählt."
"Ich hatte erzählt, dass ich etwas unkonzentriert bin, etwas traurig, weil Mama so krank ist. Dass ich vieles nicht mehr so schaffen kann."
"Wie kannst Du sagen, dass Du das nicht mehr schaffen kannst! Wie kannst Du so dumm sein, sowas zu sagen. ICH HAB GESAGT, DU SOLLST DEN MUND HALTEN UND NICHTS ERZÄHLEN. Das war zuviel, was Du den Jugendmitarbeitern erzählt hast. Jetzt denken sie, dass hier chaotische Zustände hier herrschen und die Kindererziehung nicht auf die Reihe kriegst. Meine Güte. Jetzt haben wir auch noch das Jugendamt am Hals."
"PAPA. ICH WUSSTE DAS NICHT!", schrie Sebastian.
"Wenn wir jetzt ein Problem mit dem Jugendamt und sie Dich mir wegnehmen, ist das Deine Schuld!", sagte Clemens. Dann schlug Sebastian die Hände vors Gesicht und fing an zu weinen. Clemens streichelte seinen Kopf.
"Es wird alles wieder gut. Auch wenn ich noch von meinem Unfall erschöpft fühle, finden wir eine Lösung. Das Jugendamt hat uns auf den Kieker. Sie werden nicht locker lassen. Die wissen, dass Du und ich alleine leben und Deine Mutter im Krankenhaus ist, dass Du Probleme wegen der Krankheit Deiner Mutter hast. Und in diese Schwachpunkte hacken sie rein! Wir müssen ihnen deutlich machen, dass alles in Ordnung ist und Du keine Probleme hast."
"Du hast recht."
"Ich rufe sofort Tante Elke an."
Clemens holte sein Handy aus der Tasche raus und rief auf seinem Handy Tante Elke an. Er erzählte was passiert war.
"Tante Elke, das Jugendamt rief an. Sebastian hat erzählt, dass er vieles nicht mehr schaffen kann. Wegen der Sorge um seine Mutter. Die werden it Sebastian wegnehmen."
Clemens erzählte was passiert war.
"Was? Das Jugendamt? Du hast recht. Die nehmen uns Sebastian weg. Was wollen wir machen. Du solltest nicht das Gespräch mit ihnen alleine führen. Das ist zu gefährlich. "
"Ich habe eine Idee. Du kannst ja auch da sein, wenn das Jugendamt kommt und bei uns schlafen. Und Du sagst dann, dass Du bei uns wohnst."
"Und wir müssen so tun, als ob Nadja auch bei uns wohnt und wir wieder zusammen sind.es gibt keine andere Möglichkeuten."
"Ja. Du musst das machen. Anders geht es nicht. Du musst Dich aber mit Nadja absprechen. Du musst ihr erklären, dass wir Problene mit dem Jugendamt haben."
"Das werde ich tun. Ich bin aber noch durch den Unfall geschwächt und muss mich trotzdem um meine Makleraufträge kümmern. Ich schaff das alles nicht alleine "
"Ich werde morgen kommen und Dir helfen.
"Okay."
"Wir werden das mit dem Jugendamt lösen."
"Danke für Deine Hilfe. Aber...ich schaff das schon irgendwie. Ich werde mich bemühen."
"Mach nicht zu viel. Du sollst Dich nicht überanstrengen."
"Ja. Ich werde etwas arbeiten. Aber nicht zu viel."
Dann ging Clemens in sein Zimmer und rief Herr Siebenkittel an. Er sprach mit ihm eine Weile zum Beispiel über den Verkauf seiner Wohnung. Dann beendete e das Gespräch und machte bei einem Notar einen Notartermin fest, an dem die Wohnung nun verkauft werde sollte. In 5 Tagen - am 6.8.2022 sollte die Wohnung verkauft werden. Dann rief er den Mann an, der den Unfall verursacht hatte und der meldete den Schaden bei der Versicherung. Denn der Wagen, der am Unfallort abgeschleppt worden war, war an der hinteren Türen und vorne ziemlich kaputt. Die Versicherung will sich vor Zahlung drücken und wird sagen, dass der Wagen alt ist, aber das ist er nicht. Die Versicherung muss mindestens 5000 oder 6000 für die Reparatur zahlen, dachte Clemens.
Eine weitere Enttäuschung war es, dass seine Freunde Eberhard, Rolf und Arne sich immer noch nicht meldeten. In der Nacht fand er kaum Schlaf. Da waren Sorgen um Nadja, um das Jugendamt, um seine Gesundheit, um seine Arbeit...Sie quälten ihn richtig.
Kapitel 5: Das Kirchenfest
Am nächsten Tag, am 1.8.2022, fühlte er sich ausgelaugt und machte morgen früh einen Termin bei einem Arzt. Und bei einem Psychologen. Die würde ihm helfen mit all dem ganzen Stress, den körperlichen Symptomen umzugehen. Dann rief Mittags Tante Elke an.
"Da ist ein Kirchenfest. In der Lilienstrase 19. Da musst Du mir Sebastian hinkommen. Du kannst Dich dann entspannen", sagte sie.
"Ich weiss nicht..ich weiss es nicht. Ich muss mal sehen", antwortete Clemens.
'Doch. Komm mal hin. Ich gehe auch hin. Das ist 22 Uhr und geht bis 17 Uhr. Du musst aber Dir was schönes anziehen."
"Ja. Ich komme mit Sebastian zu Dir und dann fahren wir mit der Bahn zu Dir. Von dort gehen wir zu Fuss dorthin."
"Sehr gut."
Dann fuhren Clemens und Sebastian gut gekleidet in einem schwarzen Sakko mit einem Taxi zu Tante Elke. Denn sie wollte das unbedingt. Obwohl sie selbst wenig Lust hatten. Aber Sie hatte Recht. Sebastian hatte nicht viele Freunde, Clemens hatte nicht viele Freunde. Ein Kirchenfest wurde eine Ablenkung von all dem Negativen, was sie in letzter Zeit erlebt hatten, bedeuten.
"Das Kirchenfest ist gut. Da sind nette Leute", meinte Tante Elke.
"Ja. Schön. Aber ich suche momentan keine Kontakte", antwortete Clemens.
"Nun sei nicht so. Du machst mir eine Freude, wenn Du dorthin gehst...da sind nette Leute, da ist der Pastor, da gibt s schönes Essen", sagte Tante Elke.
"Na gut. Da gehen ich mal hin."
"Du und Sebastian natürlich."
"Ja, klar. Ich und Sebastian."
"Das tut Dir gut. Ganz bestimmt."
"Wenn Du meinst....ich hab viel Stress. Ich hatte ein Unfall gehabt und mein Wagen ist kaputt. Nadja ist im Krankenhaus. Dann habe ich den Termin mit den beiden Frauen vom Jugendamt. Das ist mir alles in bisschen zu viel. Ich kann kaum schlafen. Bin ein Nervenbündel", erklärte Clemens.
"Es wird wieder. Gehen wir jetzt zum Fest. Du wirst sehen. Das wird toll sein. Du kannst übrigens öfters zur Kirche kommen. Da gibt es auch eine tolle Gruppe. Sie machen auch Bibellesekurse", erzählte Elke.
"Ich muss mal sehen. Ich habe im Augenblick zu viele Probleme. Und bin zu oft mit den Gedanken woanders."
Dann zog sich Elke, Clemens und Sebastian ihre Jacken an und dann gingen sie los. Sie gingen zu Elkes Wagen, dass am Straßenrand stand, sie stiegen ein und Elke fuhr los. Dann kamen sie ungefähr um 15 Uhr an.
Ein Mann am Eingang begrüßte sie. Es war Bruder Ramon.
"Hallo Elke. Wie geht s? Du hast zwei neue neue Gesichter mitgebracht?"
"Ja. Das ist mein Neffe Clemens. Und das ist mein Sohn Sebastian."
Dann reichte der Mann im Anzug die Hand. Clemens nahm seine Hand und drückte sie kurz.
"Ich bin Ramon."
"Angenehm. Ich bin Clemens und das ist mein Sohn Sebastian."
"Kommt rein. Wir haben ein Fest. Das hat unsere Kirchengruppe organisiert. Da gibt es auch eine Ansprache und Musik. Und schönes Essen. Buffet. Bediene Dich", sagte Ramon.
"Das ist ja gut. Ich bin gespannt", antwortete Clemens.
"Kommt mit."
Dann ging er durch die Tür und Clemens, Tante Elke und Sebastian folgten ihm. Dann führte er sie zu einem reichlich gedeckten Tisch. Es gab mehrere Fruchtsäfte wie Apfelsaft, Traubensaft, Maracujasaft, Kirschsaft und auch Fanta und Cola. Nur kein Bier, da das verbieten war für Christen. Und dann gab es Kohl-Suppe, Curry-Huhn-Gericht mit Reis, Lachsbrote."
Ramon zeigte auf drei freie Plätze an einem der beiden großen Tische.
"Da sind noch Plätze frei. könnt ihr Euch hinsetzen", sagte er.
"Das ist ja ein Zufall. Genau drei Plätze frei", antwortete Clemens.
"Weil ich Euch angemeldet habe", sagte Tante Elke.
Clemens grinste.
"Das ist gut organisiert."
"Wir sind immer gut organisiert. Setzt Euch und nehmt Euch einen Teller und ein Glas. Die Teller und Gläser stehen auf den kleinen Tisch, auf den es auch Essen gibt", erklärte Ramon.
"Danke."
"Und ich wollte noch sagen: Bruder Justin hält gleich eine Ansprache.
"Ja. Danke."
Dann gingen sie zum einem kleinen Tisch, auf dem das Geschirr stand, Sie nahmen sich Besteck, einen Teller und ein Glas. Dann gingen sie zum grossen Tisch und setzen sie sich auf die drei Plätze. Jeder legte seinen Teller an den Platz, das Besteck (die Gabel links, das Messer rechts) und ein Glas. Tante Elke sass ganz links, Clemens sass ganz rechts und Sebastian in der Mitte. Tante Elke fühlte sich Putencurry und Reis auf und nahm noch etwas von dem Seelachs. Sebastian nahm etwas von der Lasagne. Dann assen sie.
Wenig später kam Elke mit einer älteren Frau namens Heike Kiesinger ins Gespräch, die neben ihr sass. Sie war die Oma von Justin, der gleich einen Vortrag hielt. Neben ihr links dass ihr Mann Willhelm.
"Ist das nicht toll hier?", fragte Heike.
"Ja. Ein tolles Essen."
"Ja. Da hat Pastor Henkel gut organisiert. Er hat extra den Gemeinderaum gemietet. Er hat das mit einigen Kirchenvorstehern organisiert.
"Ja. Wirklich toll."
Clemens ass nur sein Essen und hörte zu. Dann fiel sein Blick auf einen Mann um die 30, der neben ihm mit einer schönen Frau sass. Der Mann sprach Clemens an.
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie kenne oder nicht sind Sie zum ersten Mal hier?", fragte der Mann.
"Ich bin früher schon Mal mit meiner Tante hier zur Kirche gegangen. Das ist bestimmt....na, ich muss überlegen...so fünf Jahre her ist das schon", antwortete Clemens.
"Wie ist denn Dein Name?", fragte die Frau.
"Ich bin Clemens Stahlmeyer."
Er überlegte.
"Clemens Stahlmeyer. Du bist aber nicht der Sohn von Frau Stahlmeyer?"
"Nein. Der Neffe."
"Ah...interessant. Ich bin Elder Hawkes. Ich komme aus Utah. Aber ich lebe seit einiger Zeit hier in Deutschland."
"Ja. Toll."
Dann zeigte Elder auf die Frau, die rechts neben ihm am Tisch sass.
"Hier ist meine Frau Helen. Sie kommt auch aus Utah", sagte er.
"Angenehm."
Er reichte ihr die Hand, sie dann nahm.
Dann zeigte Elder auf einen ca. 50-jährigen Mann, der rechts neben Helen am Tisch sass.
"Und das ist Günther Dahlke. Ein Freund."
Günther Dahlke, der sich das Gespräch angehört hatte, wirkte ihnen kurz zu und sagte": Angenehm."
"Ich freue mich, Sie kennenzulernen", sagte Clemens.
"Sind Sie verheiratet?", fragte Elder.
"Ich? Ich bin getrennt."
"Das tut mir leid. Seit ihr richtig verheiratet gewesen?", fragte Elder.
"Nein. Nicht verheiratet. Sondern nur zusammengelebt", antwortete Clemens.
"Und der Junge ist ihr Sohn?"
"Ja. Das ist der Sohn, den ich mit meiner Ex habe. Sebastian heisst er."
"Wir lange seit ihr denn zusammen gewesen, wenn ich das fragen darf?", fragte Elder.
"Wir waren 10 Jahre zusammen. Dann hätte es irgendwann nicht mehr hingehauen. Seit 2017 sind wie getrennt", entgegnete Clemens.
"Oh...so lange. Und danach keine Frau mehr gehabt."
Clemens zögerte mit der Antwort. Dann sagte er": Das habe ich nicht gesagt."
"Also doch was kennengelernt. Oder Du hast wahrscheinlich Heiratspläne?", fragte Elder.
"Das ist....ein bisschen kompliziert", antwortete Clemens.
"Du bist also ...noch etwas unentschlossen, was Deine Zukunftspläne betrifft", ergänzte Elder.
Clemens wischte sich den Schweiss von der Stirn.
"Ich bin in so einer Lebensphase....in der ich vieles hinterfrage. Und ich überlege jetzt...vieles anders zu machen. Neu zu planen - besonders seit der Coronazeit", sagte er.
"Das ergeht manchen so."
Dann sprach ein älterer Mann zu ihm, der direkt neben Helen sass.
"Naja. Sie sind ja jung. Sie können ja noch heiraten. Wenn Sie seit 2017 getrennt sind, dann wird es wohl mal Zeit", lachte er. "Oder können Sie warten?"
"Ich bin gar nicht darauf aus zu heiraten oder was kennenzulernen", stellte Clemens klar.
"Was? Sie sind doch noch jung."
"Meine Exfeundin ist an Krebs erkrankt. Und ich kümmer mich um sie. Nur das ist für mich wichtig. Ich habe ansonsten sämtliche Kontakte beendet oder ich bin kurz davor sie zu beenden", sagte er und wirkte dabei etwas entäuscht und frustriert.
"Das ist ja rührend. Dann kümmerst Du Dich nur um Deine Exfreundin."
"Ja. Denn ich weiß nicht wie lange sie lebt."
"Das ist ja vortrefflich. Dann sind Sie ein guter Mensch."
Clemens blickte auf die Getränke, die auf dem Tisch standen. Es standen dort Orangensaft, Apfelsaft, Wasser, Fanta. Aber keine alkoholischen Getränke (die sowohl bei den "Mormonen" und bei der "Mormon-Splittergruppe" verboten waren). Er griff sich daher die Flasche Apfelsaft und schenkte sich etwas davon in sein Glas. Obwohl ihm ein Bier lieber gewesen wäre. Dann trank er Apfelsaft.
"Das ist meine Pflicht. Mehr nicht. Wir sind ja nicht mehr zusammen", erklärte Clemens. Er hatte immer weniger Lust von seinem Privatleben zu plaudern. Obwohl der alte Mann es sicher gut mit ihm meinte.
"Dann lieben Sie sie aber sehr", meinte der alte Mann.
"Naja. Ich tue meine Pflicht. Aber tue es trotzdem gerne. Ein Teil liebt sie noch - das ist richtig - falls man es Liebe nennen kann. Obwohl es nicht einfach ist. Denn sie ist oft launisch. Hat eine miese Stimmung. Das macht es ab und zu für mich schwer...aber was sollte 's, da muss ich durch...so ist eben manchmal das Leben", erklärte Clemens.
Er nahm wieder sein Glas und trank daraus.
"Ja. Das ist eine Prüfung. Aber viele Kranke werden verbittert. Dafür muss man Verständnis haben...das ist einfach Ihre Krankheit."
"Ja...das ist die Krankheit. Das habe ich mittlerweile auch verstanden. Da muss ich durch....deshalb habe ich alles, was unwichtig ist, beiseite gestellt."
"Dann ist Ihr Leben ruhiger geworden. Also vorbei die Sturm und Drang-Zeit."
Dann griff er sich eine Gabel und piekste ein Fleischstück auf. Dann führte er sie Gabel in seinen Mund. Dann kaute er. Während er ass, sprach er theatralisch": Wisst ihr was? Essen ist der Sex des Alters."
Dem Elder fiel fast die Gabel aus der Hand. Helen musste grinsen. Dann sagte Günther": Aber Essen nur mit Mass. Wenn Du das beherzigt, gehörst Du zu uns."
"Vielleicht!", sagte Clemens lächelnd "Ich weiss ehrlich gesagt nicht, wohin ich gehöre. Ich bin in letzter Zeit oft einsam...ich weisss manchmal noch nicht einmal, wer ich eigentlich tief in meinem Inneren bin und was ich will. Mein Leben ist....kompliziert. Reichlich kompliziert."
Der alte Mann unterbrach ihn.
"Dann iss und trink erst Mal. Wir haben reichlich Essen. Nur Alkohol trinken wir hier nicht. Bruder Justin würd gleich eine Ansprache halten", sagte der alte Mann.
"Da bin ich mal gespannt."
Dann betrat Justin für Bühne.
"Sehr geehrte Damen und Herren. Ich begrüße Sie zu unseren diesjährigen Sommerfest. Das ist so toll, dass so viele Brüder und Schwestern hier in Einheit versammelt sind. Ich bedanke mich auch für die zahlreichen Essensspenden und die Unterstützung einzelner Gemeindemmitglieder. Besonders bedanke ich mich bei Pastor Henkel, der das alles ermöglicht hat..."
"Ich wünsche Dir ein schönes Fest", sagte Günther zu Clemens.
"Danke", antwortete er.
Dann redeten sie nicht mehr miteinander, sondern lauschten nur noch den Darbietungen auf der Bühne.
Nachdem Pastor Henkel gesprochen hatte, hielten noch einige andere Gemeindemitglieder auf der Bühne eine kurze Rede. Dann kamen einige Musiker und die Bühne. Eine Frau spielte auf dem Klavier Abschiedswalzer von Chopin. Eine andere spielte etwas auf der Geige. Dann trat eine Band auf, die deutschsprachige Lieber von Reinhard Mey sangen. Alles Klassik oder Romantik oder seichter Pop mit "harmlosen" Texten, dass heißt Texten, die weder von Sex, Gewalt, Drogen, Alkoholmissbrauch oder Rebellion (gegen das Establishment) handelten. Alles christlich korrekt.
Clemens beobachtete die Gemeindemitglieder. Die meisten lauschten nur den Darbietungen auf der Bühne. Andere standen auf und holten sich etwas zu Essen. Andere - meistens wäre es Ehepaare - redeten an den beiden Tischen miteinander. Clemens war froh, dass er wenigstens Sebastian und Tante Elke hatte. Und dachte wütend an seine Freunde, die sich nicht bei ihm gemeldet hatten. Und auch an Nadjas Familie (Nadjas Bruder Sven und "Schwiegermutter"), die ihn - trotz seiner Hilfsbereitschaft gegenüber Nadja - ignorierten. Als die Darbietungen auf der Bühne beendet waren, sagte er zu Tante Elke": Ich möchte jetzt gehen. Ich muss jetzt früher nach Hause gehen, denn ich möchte noch ein bisschen arbeiten. "
Kapitel 6: Eine letzte schöne Zeit
"Ich denke, sie gehen jetzt. Ich muss morgen früh hoch. Ich muss für Sebastian Frühstück machen, ihn in die Schule bringen und dann will ich zum Krankenhaus fahren und Nadja besuchen."
"Wie fandest Du das Kirchenfest?"
"War in Ordnung. Nachher hat zwar keiner mehr mit mir viel geredet", sagte Clemens. "Ich hab da so einmal was gesagt, dass nicht so passend war."
"Ja . Das stimmt", antwortete Elke.
Dann verabschiedete sie sich von T... und auch von Pastor Henkel und anderen Gemeindemitgliedern. Dann gingen sie zu Tante Elkes Wagen, stiegen ein und sie fuhren zu Tante Elkes Wohnung. Als sie in der Wohnungen bei Tante Elke waren, fragte Tante Elke": War das gut?"
"Das war ein toller Kirchentreff. Aber am Schluss hat keiner mit mir geredet."
"Woran lag das?"
"Ich hatte von Nadja und ihrer Krankheit erzählt. Das wollen die Leute nicht hören. Das ist zu negativ. Da nehmen sie Abstand", sagte Clemens.
"Das kann ich verstehen."
"Man sollte aber helfen!", meinte Clemens.
Am nächsten Tag - nachdem er früh aufgestanden war und Sebastian in die Schule gebracht hatte - fuhr er mit der Bahn zum Krankenhaus. Als er später auf der Krebsstation im das Zimmer 7 ging, lag Nadja im Bett.
"Guten Tag, Nadja", sagte Clemens.
"Hallo."
"Das was Du das letzte Mal getan getan hast, war nicht nett. Du hattest die Schlaftabletten selbst genommen - und ich hatte Dir nicht gesagt, dass Du die nehmen sollst.
"Du hattest aber was gesagt."
"Egal jetzt. Wir wollen nicht mehr darüber reden. Wir sind ja keine Wiederkäuer, die alles wieder hochholen. Wie geht es Dir?", fragte Clemens.
"Wir soll es mir gehen. Wie soll es mir gehen?", antwortete Nadja.
"Ich weiss es ist schwer."
"Ich glaube, nur wer selbst Krebs hat, weiss, wie schwer es ist."
"Das weiss ich."
"Du weisst nicht, was es bedeutet. Ich werde das nicht mehr miterleben."
"Wir wollen ja keine negativen Typen sein."
Immer nur negativ. Immer nur Tod, immer nur Krankheit, ich kann es nicht mehr hören, dachte Clemens. Aber er musste da durch. Er wusste, dass sich ihre Stimmung aufgrund ihrer Krankheit und Aussichtslosigkeit ihrer Situation keineswegs verbessern würde.
Clemens wechselte das Thema.
"Wir haben Probleme mit dem Jugendamt. Sebastian hatte in der Schule geweint und war vom Unterricht weggelaufen", erzählte Clemens.
"Das war sehr dumm", antwortete Nadja.
"Das ist nicht dumm. Er sagte, dass er sich um Dich Sorgen macht. Er verkraftet nicht, dass Du Krebs hast. Er geht kaputt. Verstehst Du es nicht? Darum war er weggelaufen", erklärte Clemens.
"Ich verstehe. Ja. Das ist schlimm. Da müssen wir was tun."
"Sie nehmen uns Sebastian weg, wenn wir nichts tun. Wir müssen uns was einfallen lassen."
"Wann kommen sie denn?"
"Am ..."
"Wir müssen ihnen eine perfekte Familie präsentieren. Nur so können wir verhindern, dass sie Sebastian mitnehmen. Du musst auch bei dem Termin da sein", sagte Clemens.
"Ha. Du willst nicht mit mir zusammen sein. Und jetzt willst Du auf heile Welt machen?", fragte Nadja.
"Es geht nicht anders. Wir müssen zeigen, dass wir als intakte Familie uns um Sebastian kümmern. Du, Tante Elke und ich."
"Ja. Das müssen wir wohl tun."
"Das ist Dein Sohn. Ich weiss, dass Du krank bist. Aber das ist Dein Sohn und er wird bald krank sein oder weg sein, wenn wie nicht aufpassen", sagte Clemens.
Sie machte eine kurze Pause. Dann sagte sie:" Ich bin sowieso bald nicht mehr da. Das ist natürlich für Sebastian Mist."
"Denk nicht daran. Du kannst ja gesund werden. Mach erst einmal die Chemotherapie. Dann geht Dir besser. Nach einer bestimmten Zeit. Du musst natürlich die Tabletten und Kapseln nehmen", riet ihr Clemens.
"Daran glaubst Du wohl selbst nicht. Ich hab nicht mehr lange. Was für eine Zukunft habe ich? Du willst mich ja noch nicht mal zu Hause aufnehmen. Ich bin zum Ergebnis gekommen: Du hast mich nie geliebt."
"Ach hör auf. Ich will den Unsinn nicht mehr hören. Ich kümmere mich die ganze Zeit um Dich."
"Die letzten Tage warst Du nicht da."
"WEIL ICH EINEN UNFALL HATTE UND MEIN ARZT SAGTE, DAS ICH MICH ERHOLEN SOLLTE!", schrie Clemens. Dann sagte er": Aber ich merke, dass Du es nicht verstehen kannst. Oder willst"
Dann schwiegen sie eine Weile. Dann sagte sie": Du hast mich nie geliebt. Eine Krebskranke will keiner mehr haben. Es ist besser, wenn ich einfach weg bin."
So in etwa ging das Gespräch eine ganze Weile. Und Clemens merkte, dass Nadjas negative Stimmung auf ihn abfärbte. Er verabschiedete sich deshalb von Nadja und verliess das Krankenhaus. Als er in seinen Wohnung war, begann er sich schlechter zu fühlen. Nachts konnte er nicht schlafen. Er fühlte ausgelaugt und depressiv. Er hatte am 3.8. 2022 noch den Notartermin mit Hanno Siebenkittel. Nachdem der den Verkauf und der Kauf vertraglich geregelt war und er seinen Siegel draufgesetzt hatte, war es erledigt. Nur noch ein paar Tage. Dann würde das Geld eintreffen, dachte er. Später als er zu Hause war, ging es ihn schlechter. Er fühlte sich noch müder und depressiver. So beschloss er den Termin wahrzunehnen. Zeitweise - als es ihm besser ging- wollte er den Termin absagen. Was er später doch nicht tun wollte. Auch wollte er den Termin beim Psychologen wahrnehmen. Als er am 2.8.2022 bei dem Psychologen Herr Patrick Wieland ging, befand sich Clemens in einem depressiven Zustand. Fast in einem emotionalen Ausnahmezustand.
"Guten Tag. Ich bin Herr Wieland."
Er reichte Clemens die Hand, die er nahm.
"Sie haben - so erzählten Sie mir am Telefon - Probleme mit der Krankheit Ihrer Exfreundin. Ist das richtig?", fragte Dr. Wieland.
"Ja. Ich kümmere mich um sie. Denn keiner tut das richtig. Ihre Freunde und weg. Ihre Mutter besucht sie ab und zu, aber sie ist selbst krank. Ab und zu kommt ihr Bruder vorbei, der in Hannover wohnt. Ich kümmere mich um die meiste Zeit. Das ist aber oft sehr schwierig", berichtete Clemens.
Er erzählte ausführlich was passiert war und auch von den zwei Mitarbeiterinnen vom Jugendamt, mit denen er einen Termin hatte.
"Da müssen Sie aufpassen. Ich gebe Ihnen einen Tip. Reagieren Sie nicht, wenn sie wieder schimpft. Sie ist krank. Sehr krank. Und eifersüchtig. Sie müssen ihr verzeihen", riet ihm Dr. Wieland.
"Das tue ich", antwortete Clemens.
"Es ist gut, wenn Sie sich im sie kümmern. Aber denken Sie auch an sich. Es nützt nichts, wenn Sie am Ende krank sind."
"Ja. Das sagt meine Familie auch."
"Sie müssen such schonen. Sonst brechen Sie irgendwann zusammen. Oder werden krank. Fahren sie in den Urlaub."
"Ja. Das hat meine Familie mir auch gesagt", sagte Clemens.
"Sie lieben ihre Freundin sehr", sagte Dr.Wieland.
"Ja."
"So schätzte ich das auch ein. Haben Sie irgendwelche Symptome?"
"Ich leide unter Müdigkeit. Habe Kopfschmerzen."
"Das ist wegen Stress."
"Und dann ist noch mehr... Dann habe ich Herzrhytmusstörungen, ich schlafe schlecht, bin nervös, ich habe Unruhe und habe Kopfschmerzen. Und ich fühle mich oft erschöpft. Völlig ausgepowert", sagte Clemens.
"Ja. Dann brauchen Sie Ruhe. Das sind typische Burnout-Symptome. Sie haben zuviel Stress. Das sind typische posttraumatische Belastungsstörungen. Wir werden das ganze genauer untersuchen, dann wissen wir mehr. Auch wäre es gut, wenn Sie sich nochmal körperlich beim Hausarzt untersuchen lassen."
"Ja."
"Ich kann Ihnen die Tabletten empfehlen. Artaxin T 3, Renizin NST 10...
"Ja. Das werde ich nehmen."
"Lassen Sie sich im Krankenhaus untersuchen und dann kommen Sie zu mir", riet ihm Dr. Wieland.
"Ja."
"Sie sollten die Gesprächstherapie fortsetzen. Da müssen unbedingt noch weitere Gespräche stattfinden."
"Ja."
.......
Dann ging er nach Hause. In seiner Wohnung angekommen sagte er seinem Sohn gute Nacht. Wenig später ging er schlafen.
Am nächsten Tag besuchte er Nadja mit seinen Sohn Sebastian erneut im Krankenhaus. Ihr ging es ihr schon besser und ging einige Schritte durchs Zimmer.
Am übernächsten Tag ging sie durch den Flur.
Am dritten Tag wurde Nadja entlassen. Clemens fuhr an diesen Tag alleine ins Krankenhaus, da Sebastian viel für die Schule lernen musste und deshalb bei Tante Elke war. Als Clemens in das Krankenzimmer kam, war Nadjas Mutter Ilse da. Sie hatte inzwischen den Koffer für ihre Tochter gepackt. Nadja sass schon fertig angezogen auf dem Bett. Sie hatte sich auch ihre Jacke angezogen. Mutter Ilse sass neben ihr am Bett auf den Stuhl.
Clemens begrüßte Nadjas Mutter Ilse pflichtgemäß mit falschem Lächeln. Sie wird bestimmt wieder bei ihm Fehler suchen oder irgendwas zu nörgeln haben, dachte er. Sie war ihm aus vielen Gründen nicht sympathisch, aber er versuchte sich das nicht anmerken zu lassen. Immerhin war sie ab und zu da und kümmerte sich um ihre Tochter, das war der einzigste Pluspunkt in seinen Augen - mehr war jedoch nicht menschlich zu erwarten.
"Hallo Ilse. Ich bin da. Ich hoffe, es geht Dir gut", sagte Clemens mit übertrieben breitem Lächeln.
"Es geht."
Dann ging er zu Nadja und gab ihr die Hand, die sie auch nahm.
"Hallo Nadja. Jetzt geht es ja wieder zu Deiner Wohnung."
"Das wird Zeit."
Dann kam der Arzt Dr. Wendland und die Krankenschwester Frau Hartwig in das Zimmer. Clemens bemerkte, dass Frau Hartwig einen Brief in der Hand hatte.
"Wir gehen jetzt", sagte Nadja.
"Ja. Da Sie heute aus dem Krankenhaus entlassen werden, habe ich Ihre Entlassungspapiere, die letzten Untersuchungsergebnisse hier in diesem Brief." Dann ging er zu Nadja und gab ihr den Brief mit den Untersuchungsergebnissen.
Dann gab Dr. Wendland ihr die Hand.
"Ich wollte mich noch einmal verabschieden. Alles Gute. Verlieren Sie nicht den Mut."
Dann ging die Krankenschwester zu ihr hin und gab ihr die Hand.
"Ich wollte mich auch noch einmal verabschieden. Denken Sie an die Tabletten. Ich werden Ihnen helfen. Und Sie nach draussen begleiten."
"Ja. Gerne. Rufen Sie bitte ein Taxi."
"Das machen wir."
Nachdem Schwester Hartwig ihr Handy aus der Tasche geholt hatte und ein Taxi gerufen hatte, steckte sie ihr Handy wieder in die Tasche und hakte Nadja, die zwar gehen konnte, aber immer noch etwas schwach auf den Beinen war, unter den linken Arm ein. Einen Augenblick später hakte Clemens sie im rechten Arm ein. Dann verliessen sie auf diese Weise das Krankenzimmer. Dann gingen sie langsam durch den Flur zum Fahrstuhl, fuhren nach unten. Dann gingen sie wieder einen langen Gang entlang zum Ausgang und verließen das Krankenhausgebäude. Vor dem Eingang des Krankenhausgebäudes verabschiedete sich Schwester Hartwig.
"Ich muss jetzt mich verabschieden. Gute Besserung."
"Danke für alles. Tschüss." Dann ging sie wieder in das Krankenhausgebäude.
Clemens und Mutter Ilse stützten Nadja
und warteten noch einige Minuten. Dann kam das kam das Taxi, dass Krankenschwester Hartwig bestellt hatte. Sie stiegen dort ein und fuhren los in Richtung Nadjas Wohnung in der Reibachstrasse 14 in Berlin-Neukölln. Als sie dort ankamen, bezahlte Clemens die Taxifahrt. Dann stiegen Clemens und Mutter Ilse aus dem Taxi aus, griffen sich Nadja, die geschwächt auf der Rückbank sass. Mutter hakte sie unter den linken Arm ein und Clemens unter dem rechten Arm. Dann gingen sie auf dieser Weise in das weisse Mietshaus, fuhren mit dem Fahrstuhl in den zweiten Stock.
Dann schloss Mutter Ilse mit Nadjas zweiten Schlüssel die Wohnungstür auf und dann gingen sie in Nadjas Wohnung. Der Taxifahrer brachte noch den Koffer in ihre Wohnung und stellte ihn auf den Flur ab, verabschiedete sich kurz und ging.
Dann brachten Clemens und Mutter Ilse ins Schlafzimmer und legten sie auf das Bett.
"Herzlich willkommen", sagte Mutter Ilse.
"Genau. Herzlich willkommen", sagte auch Clemens.
"So. Ich denke, dass Du was essen und trinken willst. Ich kann was zu Essen besorgen. Da ist ein Dönerladen. Dann gibt es ein griechisches Restaurant hier in der Strasse. Ich könnte für uns alle was besorgen. Ich würde Euch alle einladen."
"Das ist ja nett. Aber das musst Du nicht. Ich bezahl schon mein Essen selbst."
"Nein. Wenn ich einlade, dann alle."
"Es reicht wenn Du für Dich und Nadja bezahlst."
"Gut. Wie Du willst."
"Aber woher weisst Du, dass da ein Dönerladen in der Ecke ist. Und ein Griechisches Restaurant?", fragte sie.
"Wieso? Weil ich hier war. Ich hatte Nadja oft besucht."
"Ach tatsächlich?"
"Ja. Glaubst Du mir nicht?"
Dann wich sie aus.
"Doch."
"Dachtest Du, ich hätte sie nicht besucht?"
"So oft hast Du sie ja auch nicht besucht. Vielleicht ein paar mal."
"Ich war in letzter Zeit oft da."
"Ich hab Dich im Krankenhaus selten gesehen", sagte Schwiegermutter
"Ich hatte einen Unfall gehabt und war deshalb einige Tage nicht da. 4 Tage. Ansonsten war ich jeden Tag da", versuchte Clemens richtigzustellen.
"Das war in der Zeit, als ich gerade nicht da war. Denn ich hab Dich nicht gesehen. Nur am letzten Tag."
"Tja. Dann haben wir uns verfehlt."
"Ist jetzt auch egal. Kümmerst Du Dich ums Essen? Denn Nadja wird Hunger haben. Und ich auch."
"Ja. Ist eigentlich noch was im Kühlschrank? Denn sonst kaufe ich etwas."
"Nein."
"Bist Du Dir sicher? Ich guck mal nach."
Dann ging Clemens aus dem Schlafzimmer in den Flur und von dort in die Küche. Er öffnete den Kühlschrank. Dort war fast nichts drin im Kühlschrank. Er fand aber jedoch einige Bierflaschen. Auch sah er, dass die Küche etwas anders aussah. Da waren mehrere Küchenrollen. Auch sah er einen Aschenbecher dort liegen, den er vorher nicht gesehen hatte. Er war zwar gewaschen und lag neben der Spüle. Dann ging er auf den Flur zurück.
"Sag mal , raucht Nadja neuerdings?", fragte Clemens.
"Nein. Wieso?", fragte Mutter Ilse überrascht.
"Da liegt ein Aschenbecher in der Spüle."
"Ich weiss nicht. Ich rauche nicht. Nadja raucht nicht. Keine Ahnung."
"Aber Du hast doch den Schlüssel gehabt, als sie im Krankenhaus war."
"Ja. Aber ich weiss es nicht. Der lag vorher schon da. Ich erinnere mich...ich hab abgewaschen. Und dann fand ich den Aschenbecher und hab ihn abgewaschen."
"Gut."
"Heute ist Nadja zu Hause. Das müssen wir feiern. Findest Du nicht? Vielleicht kommt ja auch ihr Bruder Sven."
"Ach tatsächlich? Das habe ich gar nicht gewusst. Bist Du sicher, dass er mit seinem Sohn kommt?
"Doch. Ziemlich. Ich werde ihn gleich anrufen. Dann weiss ich mehr."
"Naja. Meinst Du nicht, dass Besuch für Nadja zu viel ist? Sie könnte sich überanstrengen. Sie kommt gerade aus dem Krankenhaus."
"Nein..sie können gerne kommen."
"Gut. Wenn sie das unbedingt will, dann machen wir das. Dann rufe ich Tante Elke an. Sie wird dann auch mit Sebastian kommen. Wenn schon was stattfindet, sollten dann alle kommen."
"Ich glaube es werden wirklich dann zuviele Gäste."
"Nein. Das ist schon in Ordnung. Ich möchte auch Sebastian sehen", antwortete Nadja.
"Na. Also."
"Ich gehe jetzt einkaufen."
"Gut."
"Was willst Du essen, Nadja? Magst Du Giros mit Salat, Pommes, Tzaziki und Brot?"
"Ich esse eher nur Suppe."
"Gut. Dann werde ich besser für Dich eine Suppe kochen. Magst Du Hühnersuppe?"
"Ja. Gerne."
Dann fragte er Mutter Ilse.
"Und das willst Du? Willst Du Giros haben?"
"Ne. Dann essen wir Suppe."
"Okay. Dann werde ich einkaufen gehen. Was soll ich kaufen?"
"Brot, Salami, Käse, Schinken, Fruchtsaft, Wasser, Fisch, Hähnchenfleisch, Gemüse."
"Dann gehe ich los. Soll ich dir nich das mitbringen Nadja?"
"Ja. Weintrauben. Kaffee. Salat. Müsli. Griesbrei, verschiedene fertigsuppen. Mehrere diesen Suppen", sagte sie.
"Ich bringe Dir das mit."
"Einen Teil kann ich die auch wiedergeben."
"Das ist nett. Ich kann nicht alles bezahlen."
"Du kannst einige leere Tüten mitnehmen. Sie sind in der Küche zu finden", sagte Nadja.
"O.k."
Dann ging er in die Küche und griff such einige leere Türen, die er in einem Schrank fand.
Dann sagte er": Ich rufe jetzt Tante Elke an und sage, dass sie mit Sebastian jetzt kommen soll und dass eine Art Familietreffen stattfindet."
Clemens holte sein Handy aus der Tasche. Dann rief er Tante Elke an.
"Du kannst mit Sebastian kommen. Ilse ist schon da und Bruder Sven kommt auch wahrscheinlich mit seinem Sohn. Wir essen Giros, das ich gleich kaufen werde. Wir machen es uns heute schön. Ein Willkommensfest für Nadja."
"Oh...ich wusste ja gar nicht, dass was stattfindet. Ich wollte mit Sebastian wieso heute kommen. Wenn es Essen gibt, um so besser. Aber so spontan?"
"Das war Ilses Idee."
Sie reden noch kurz. Dann war das Gespräch beendet und Clemens verließ dann mit den leeren Einkaufstüten die Wohnung. Er ging dann kurz darauf zu einem Supermarkt. Er setzte sich freiwillig (weil er überzeugt war, dass Corona nicht vorbei war) eine Maske auf, dann nahm er einen Einkaufswagen und ging in den Supermarkt. Dann schmiss er alles, was er auf dem Einkaufszettel notiert hatte in den Einkaufswagen, ging an die Kasse.
Er war überrascht, wie hoch die Rechnung war: 109, 80 Euro. Die Preise steigen immer mehr seit dem Ukrainekrieg, dachte er. Er bezahlte mit Karte und verliess dann den Supermarkt. Dann ging er die Strasse weiter hoch und entdeckte dann ein griechisches Restaurant. Er ging in das griechische Restaurant rein und überlegte sich für ihn, Nadjas Mutter Ilse, für Elke, für Bruder Sven und für dessen Sohn Mirko (Mutter Ilses erster Enkel) eine Kinderportion,, eine weitere Kinderportion auch für seinen Sohn Sebastian (Mutter Ilses zweiter Enkel) zu kaufen. Da er nach näherer Überlegung zwei kleine Kindeportionen für Unsinn hielt, entschied er sich lieber eine grosse Portion Giros zu kaufen. Also insgesamt 5 Portionen Giros mit Pommes, Salat und Brot. Zwar hatte er vorgehabt für Nadja eine Suppe selbst zu kochen. Doch da Nadja vermutlich Hunger hatte und nicht warten konnte, bestellte er für sie eine Suppe. Falls sie aufgrund ihrer Krankheit launisch war, konnte er immer noch etwas Neues für sie kochen. Die Wahrscheinlichkeit eine krebskranke Person wie Nadja erfolgreich aufzuheitern glich manchmal einem Sechser-Lottogewinn.
Ein freundlicher Wirt kam auf ihn zu.
"Hallo. Ich bin Gregorios. Was wollen sie bestellen?"
"Ich hätte gerne fünf Portionen Giros. Mit Pommes, Salat und Brot. Und eine Suppe. Zum Mitnehmen", antwortete Clemens.
"Ja. Das mach ich. Sie können sich so lange an einen freien Tisch setzen und warten. Das dauert 20 Minuten. Dann ist das Essen fertig."
Dann setzte er sich auf einen der beiden Stühlen an einen freien Tisch und wartete. Er guckte sich im Restaurant um. Dort sassen am Tisch einige Paare, an anderen Tischen gesamte Familien. Sie assen und tranken. Nur ein Mann sass an einem kleinen Tisch alleine und trank etwas. In dieser Zeit guckte er sich die Nachrichten durch.
"Deutschland hat Panzerhaubitzen geliefert", sage ein Mann zu einem anderen Mann am Tisch.
"G7 machen sich lustig über die reitenden Putin", antwortete der andere Mann.
"Putin konterte, es warte ein unappetilie Anblick", sagte der eine Mann.
"Wie soll das alles weitergehen? Kommt bald die Atombombe?"
Während sich die Personen an den Tischen unterhielten oder aßen, wartete und wartete Clemens. Doch das Essen war auch nach 20 Minuten nicht fertig. Er stand von Tisch auf und ging zum Tresen. Dort schenkte der Wirt gerade Bier mit der ein.
"Wie lange dauert es noch? Ich muss weg", sagte Clemens.
"Tut mir leid. Es gab einige Verzögerungen. Der Koch ist ausgefallen. Daher dauert alles etwas länger", entschuldigte sich Gregorios.
"Wie lange dauert es noch?"
"10 Minuten auf jeden Fall. Ich biete Ihnen ein Uso an. Dann dauert es nicht mehr so lange."
"O.k. Danke."
Er wartete eine Weile. Dann sah er auf seinem Handy eine Nachricht von Tante Elke.
"Wir sind gleich da. Wo bist Du. Bist Du schon da?", fragte Tante Elke.
Dann schrieb er zurück": Ich bin im Griechischen Restaurant. Ich hab fünf Portionen Giros für uns bestellt. Und für Nadja eine Suppe."
"Gut. Wir sind gleich da."
"Für Nadja werde ich eine Hühnersuppe kochen, wenn sie mit der Suppe nichts anfangen kann", sagte Clemens.
Dann wartete er noch 10 Minuten. Als der Wirt am ihm vorbei ging, sagte Clemens.
"Ich muss los. Ich warte schöne seit 40 Minuten auf mein Essen."
"Ja. Ich bringe es Ihnen. Entschuldigung. Ich hatte soviel zu tun.'
Clemens wartete etwa noch 10 Minuten. Dann kam der Wirt und brachte die Bestellung eingepackt in eine Tüte.
"Endlich", sagte Clemens.
"Die Verspätung tut mir herzlich leid. Ich habe Ihnen gratis noch zwei Fleischspiesse reingelegt zum Probieren. Sehr lecker", antwortete Gregorios.
"Danke. Das wurde auch höchste Zeit."
"Das macht 13 Euro pro Portion. Plus 6 Euro Suppe. Das sind 71 Euro."
Clemens holte sein Portemonnaie aus der Tasche und bezahlte die Rechnung. Dann verliess er das Restaurant. Dann lief er mit seinen zwei Einkaufstüten und der Tüte mit dem Giros die Strasse entlang. Ihm war schwindelig. Entweder war das Stress oder durch Post-Covid. Dann erreichte er das Mietshaus. Als er wenig später an Nadjas Wohnungstür klingelte, hörte er Stimmen. Dann machte Nadja die Tür auf.
"Clemens, da bist Du auch schon da? Ich dachte, Du kommst gar nicht mehr", sagte Nadja.
"Doch. Ich bin da", antwortete Clemens.
"Elke ist schon da. Sebastian ist da."
"Entschuldigung. Ich hatte Giros bestellt. Fünf Portionen. Und eine Suppe. Und das hatte lange gedauert bis es fertig war."
"Ich hab ehrlich gesagt kein Hunger mehr darauf. Das dauert so lange. Mutter kocht gerade eine Suppe", sagte Nadja.
"Was? Hat sie eingekauft? Ich hatte für Dich eingekauft. Das wolltest Du", stellte Clemens klar.
"Ne. Das macht Mutter jetzt", antwortete Nadja.
"Ich habe dies extra gekauft."
"Stell das hier auf den Wohnungs-Flur."
"Du könntest ruhig danke sagen", sagte Clemens. Innerlich war er sauer.
Dann sagte sie "Danke" und blickte ihn wütend an. Dann ging er auf den Flur.
"Es sind schon alle da", sagte sie.
Clemens ging in die Küche. Dort sah er Mutter Ilse, wie sie gerade auf einem Brett Hühnchenfleisch zerhackte. Dann sah er eine Gestalt, mit der er gar nicht gerechnet hatte: Es war Wolfgang, der gerade Gemüse auf einer Tüte auspackte. Er hatte einen Oberlippenbart. Der Rest war ein 3-Tagebart. Sein langes weißes Haar war zu einem Zopf gebunden und er war sehr schlank. Als er Clemens sah, ging er auf ihn zu und begrüßte ihn mit einem ironischen Lächeln.
"Guten Tag. Du bist ja der Clemens. Ich hätte Dich fast gar nicht erkannt", sagte Wolfgang.
"Hallo, Wolfgang. Du bist auch hier? Ich hab gar nicht mit Dir gerechnet", sagte er. Um nicht unhöflich zu wirken, ergänzte er": Sonst hätte ich für Dich auch noch eine Portion Giros gekauft. So habe ich nur fünf Portionen Giros gekauft und eine Suppe für Nadja."
"Ich denke, dass ich mit der Suppe, die Ilse kocht, zufrieden bin", antwortete Wolfgang.
"Woher hast Du die Zutaten?"
"Die habe ich gekauft. Ich hatte gehört, dass sie entlassen wird. Da hab ich mich auf dem Weg gemacht und auch was eingekauft."
"Hat Nadja das gesagt?"
"Ja. Sie sagte, ich solle das kaufen."
"Aber hat sie nicht gesagt, dass ich auch was kaufen wollte? Dass ich da bin?"
"Sie hat mir nichts gesagt. Sie sagte mir nur, dass Du was besorgen wolltest, aber verschwunden bist."
"Das ist ja nett."
"Ja. Nimm es ihr nicht krumm. Sie ist krank. Das ist manchnal so", beruhigte ihn Wolfgang.
"Warst Du denn im Krankenhaus gewesen?"
"Einmal. Aber..ich hatte angst mich mit Corona anzustecken. Ich stand unter Coronaverdacht, hatte Test gemacht, musste auch viel arbeiten. Dann besser zu Hause bleiben", erzählte Wolfgang.
"Ja. Ich war fast immer da", antwortete Clemens.
"Tatsächlich."
Dann sagte Mutter Ilse": Du musst mir helfen mit dem Gemüseschneiden, Wolfgang."
Dann sagte Clemens schnell": Soll ich helfen?"
"Nein. Nicht nötig", antwortete Mutter Ilse.
"Wer ist noch da?"
"Bruder Sven."
Meine Güte, Bruder Sven, auch das noch, dachte Clemens. Dann ging er auf den Flur.
Dort kamen Tante Elke und Sebastian ihm entgegen.
"Wo warst Du?", fragte Tante Elke.
Dann musste Clemens ihnen diesselbe Geschichte erzählen.
"Ich war einkaufen. Dann im Griechischen Restaurant. Das hatte alles gedauert."
"Es sind schon alle da. Du kommst reichlich spät."
"Ja. Das Restaurant hatte Schuld. Ich bin nur ein Mensch. Ich kann mich nicht zerreissen. Ich wusste nicht, dass Wolfgang kommt und was mitbringt. Sonst hätte ich das nicht gekauft", murrte Clemens.
"Ich hätte Dir gleich sagen sollen, dass das unnötig war", meinte Tante Elke.
"Ich wollte nur helfen. Gutes tun. Ein guter Mensch sein. Aber ich habe den Eindruck, dass das hier nicht viel zählt."
"Das fällt Dir erst jetzt auf? Nadja denkt, dass sie alle nur wegen ihr da sind. Nein. Es geht un die Erbschaft. Ich frag mich , was Nadja mit den Geld auf dem Konto gemacht hat", zischte sie ihm so leise zu, dass alle anderen Anwesenden das nicht hören konnten.
"Interessiert mich nicht", sagte Clemens.
"Interessiert Dich nicht? Dein Sohn soll erben. Nicht die anderen! Willst Du das ganze Geld anderen in den Rachen schmeissen?", fragte Tante Elke.
"Ich verdiene selbst mein Geld", antwortete Clemens.
"Aber Du bist nicht ganz gesund. Du hast den Unfall gehabt. Bist immer mehr ein Nervenbündel, hast Herzrhythmusstörungen. Glaubst Du wirklich, dass Du noch länger arbeiten kannst und Geld verdienen kannst? Bei dem ganzen Stress, den Du hast und Deiner angeknacksten Gesundheit?"
"Tante Elke. Bitte."
"Überschätz Dich nicht. Den letzten Auftrag hast Du so gerade eben hingekriegt. Und die Zeiten werden schlechter! Corona ist noch nicht vorbei, nein, im Herbst haben wir wieder eine neue Corona-Welle. Die zahlen steigen schon jetzt in diesem Sommer! Wir haben Ukraine-Krieg, möglicherweise wird sich der Krieg ausbreiten. Es wird alles teuerer. Bald haben wir kein Gas mehr, weil Russland das Gas abgedreht. Und Du bist so locker und sagst, Geld interessiert Dich nicht?", zischte Tante Elke böse.
"Doch. Doch."
"Glaub nicht, dass das Geld, was Du verdienst in Zukunft reichen wird. Wenn alles teuerer wird. Du immer kränker wirst und weniger arbeiten kannst. Und kein Gas mehr aus Russland kommt. Du musst an Sebastian denken."
"Nadja ist Sebastians Mutter. Sie wird schon an ihn denken."
"So? Hast sie ein Testament gemacht, wenn sie tot ist? At sie an Sebastian überhaupt gedacht? Hast du das nachgeprüft? Es sind genug Erbschleicher da! Besonders jetzt hier!", zischte Tante Elke lauter.
"Hör auf, Elke."
"Dich so ist es. Es sieht nicht so aus, dass Nadja Deinen Sohn zum Alleinerben eingesetzt hat. Denn Nadja und Sebastian hatten eben einen Streit gehabt", berichtete sie.
"Dann war Sebastian etwas frech zu ihr."
"Er war nicht frech zu ihr. Er hatte ihr nur vorgeschlagen, ob es wegen ihrer ausfallenden Haare besser wäre eine Perrücke zu tragen. Da war sie ausgerastet. Hat ihn angeschrien."
"Ich werde mit ihr später reden. Nun denk nicht gleich das Schlimmste. Wir gehen jetzt ins Wohnzimmer zum Esstisch und werden erst einmal Essen. Wir haben diesen Treff für Nadja organisiert, weil sie heute raus aus dem Krankenhaus gekommen ist."
"Gut. Das werden wir machen. Aber denk über meine Worte nach."
"Git. Aber heute sind Erbschaftsthemen unpassend. Gehen wir", sagte Clemens.
Dann gingen beide in das Wohnzimmer. Dort war bereits der Tisch gedeckt. Es standen viele Getränke auf dem Tisch. Und auch das Giros - falls überhaupt das jemand essen wollte. Doch die Suppe, die Clemens für Nadja gekauft hatte, fehlte. Am Tisch sassen fast alle. Auch Sven, der sich gerade mit seinen Sohn Mirko unterhielt. Clemens wusste nicht worüber sie redeten, weil der Tisch etwas weiter weg am Ende des Raumes war. Und sie sprachen sehr leise.
"Meinst Du, dass sie das macht?", fragte Mirko.
"Ja. Bin ich mit sicher. Wenn ich erst einmal das Geld habe, sind meine Schulden weg", sagte Sven.
"Warum musstest Du das denn mit den Aktien machen."
"Hör zu. Du verstehst es nicht. Wenn die Aktien Gewinne bringen. Die Zinsen steigen, dann gibt es Geld", sagte Sven.
"Aber man kann alles verlieren. Warum hast Du das gemacht", fragte Mirko.
"Sei leise. Du weißt, dass man da viel gewinnen kann."
"Wirklich?"
"Ich hab das Haus gekauft. Es war ein Fehlkauf. Da ist Schwamm drin, das Haus ist schief. Da stimmt nichts", erzählte Sven.
"Hör jetzt auf zu reden. Du bist zu dumm das zu verstehen."
"Denkst du ich weiss nicht, was passiert?"
Dann räusperte sich Clemens und ging ins Zimmer. Sven blickte sich um und lächelte. Er hat so, als hätte das Gespräch eben nicht stattgefunden. Clemens ging- obwohl er innerlich ihn nicht kennenlerne wollte - auf ihn zu und gab ihm die Hand.
"Ich bin Clemens. Und Du bist Nadjas Bruder?"
Sven lächelte.
"Ja. Das ist richtig. Hallo. Freut mich Dich kennenzulernen. Ich hab einiges von Dir gehört."
"Ich auch. Aber persönlich gesehen haben wir uns selten. Das ist bestimmt sieben Jahre her als wir uns gesehen hatten", sagte Sven.
"Wahrscheinlich waren es acht Jahre. Ich weiss es nicht", antwortete Clemens.
"Ich auch nicht."
"Woher wusstest Du, dass Nadja entlassen wird?"
"Das hat Mutter mir gestern gesagt. Ich wusste erst nichts. Dann hab ich mit freigenommen. Und bin hierhergekommen", sagte Sven.
"Und Du arbeitest als Ingenieur?", fragte Clemens.
"Ich arbeite als Bausachverständiger."
"Gut. Da verdient man doch Geld."
"Ich muss erst einmal diese Gutachten bekommen. Da gibt es auch Konkurrenz."
"Ja. Das allerdings."
"Und Du bist Makler?", fragte Sven.
"Ja. Sicher", erwiderte Clemens.
"Und Du hast genügend Aufträge?"
"Ja."
"Wie bist Du durch die Coronspandemie gekommen?"
"Ich komme so über die Runden."
Dann kam plötzlich Wolfgang ins Zimmer.
"Das Essen ist gleich fertig. Ich bringe schon noch einen Salat. Und dann essen wir."
"Wir haben ja momentan zu viel Essen. Wenn ich das gewusst hatte, hätte ich Giros nicht gekauft", nörgelte Clemens.
"Das kann man auch morgen essen", antwortete Wolfgang.
"Ja", sagte auch Sven.
"Ich mag das aber nur, wenn das frisch ist", klagte Clemens.
"Wir essen einfach, was da ist. Den Rest stellen wir ihr in den Kühlschrank oder Du nimmst das mit", schlug Wolfgang vor.
"Ja. Schade. Ich habe 71 Euro ausgegeben", sagte Clemens enttäuscht.
"Nimm es einfach mit nach Hause."
"Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich kein Gemüse gekauft. Nadja hatte mir nichts davon erzählt, dass da Essen in der Küche gemacht wird", sagte Clemens.
"Ach, vergiss es. Wir sehen was kommt. Essen was da ist", antwortete Wolfgang.
In der Küche bereitete Mutter Ilse und Nadja gerade das Essen vor. Sie redeten über das Treffen.
"So ein Familientreffen ist ja ganz gut", sagte Nadja.
"Ach ja. Auf einige hätte ich verzichtet", warf Mutter Ilse ein.
Dann kam plötzlich Elke und Sebastian in die Küche.
"Soll ich Euch helfen?", fragte Elke.
"Ne. Das kriegen wir schon hin", sagte Nadja.
"Sag mal. Wann holst Du Dir eine Perücke", fragte Sebastian seine Mutter.
"Was....was soll das. Willst Du sagen, dass ich häßlich bin? Willst Du sagen, dass ich hässlich bin!?", schrie Nadja wütend.
"Nein....war nicht so gemeint", sagte Sebastian.
"Hoffentlich. Hoffentlich."
"Es war nur ein Vorschlag."
"Er hat es nicht so gemeint", schaltete sich Tante Elke dazwischen.
"Ach ja...ich sehe hässlich aus. Ich hab ja auch Krebs", nörgelte Nadja.
"Er ist 11 Jahre alt! Er ist 11 Jahre alt. Und mein Neffe", sagte Tante Elke.
"Gut. Gut."
"Sebastian hat viel durchgemacht. Wir haben das Jugendamt am Hals. Das ist zuviel für ihn", erklärte Tante Elke.
"Du willst sagen, dass es alles meine Schuld ist?", fragte Nadja.
"Das habe ich gar nicht gesagt."
Dann kamen Wolfgang und Clemens in die Küche.
"Ich denke, hier muss so einiges gemacht werden! Der Kühlschrank ist alt. Ich hab gesehen, dass die Fenster dreckig sein", bemerkte Wolfgang.
"Ich wollte mich drum kümmern. Aber ich hatte keinen Schlüssel gehabt", sagte Clemens.
"Das wollte Wolfgang machen, er konnte das nicht. Er hat momentan Probleme", sagte Nadja.
"Probleme? Finanziell?", fragte Tante Elke erstaunt.
"Ja. Finanziell. Deshalb braucht er auch meine Hilfe, nicht nur Nadja", erklärte Mutter Ilse.
"Das verstehe ich. Aber das hätte ich machen können", sagte Clemens.
"Aber Du bist kein Handwerker."
"Das ist richtig. Aber das kriege ich hin so ein bisschen Fensterreinigungen zu machen. Hast Du was da? Irgendein Glasreiniger da?", fragte Clemens.
"Nein."
"Dann werde ich das beweisen, dass ich das kann. Ich besorge das morgen."
"Nun bleib mal locker. Das kann ich auch besorgen", meinte Wolfgang
"Ne. Das mach ich", sagte Clemens.
"Gut. Dann machst Du das", antwortete Wolfgang.
"Ich bring das dann mit."
"Okay. Und ich wasche ab", schlug Schwiegermutter Ilse vor.
"Zuerst denken wir den Tisch ab", sagte Nadja.
Wenig später deckten Tante Elle, Mutter Ilse, Nadja, Wolfgang, Sebastian und Clemens zuerst den Tisch ab und trugen das Besteck und alle Essenreste in die Küche. Dann fingen Tante Elke und Nadja die Essensreste, die noch essbar waren, in den Kühlschrank zu stellen, während Wolfgang und Mutter Ilse das schmutzige in die schon ziemlich volle Geschirrmaschine stellte und die restlichen Töpfe und Schüsseln, die nicht dort reinpassten mit der Hand abwuschen.
Später saßen sie am Essetisch und assen Putencurry. Und Giros. Clemens ass hauptsächlich nur Giros.
"Schmeckt das Essen gut?", fragte Nadja.
"Ja. Ausgezeichnet", sagte Wolfgang.
"Wir haben zu viel. Ich hätte die 71 Euro nicht ausgeben brauchen", warf Clemens ein.
"Das ist nicht so schlimm. Dann hast Du morgen essen. Du und Tante Elke", meinte Wolfgang.
"Ja. Sicher. Ist nur schade", sagte Clemens. Und legte hiermit nach": Sehr schade."
"Was hast Du demnächst vor? Willst Du nicht eine Kur machen?", fragte Wolfgang Nadja.
"Ja. Im Anschluss", antwortete Nadja.
"Wie sind die Chancen denn?", fragte ihre Mutter Ilse.
"Die Chancen? Schlecht. Mein Ende rückt immer näher."
"Das wird schon. Glaub mir. Du musst Dich erholen. Dann würde es besser", meinte Wolfgang.
"Ich werde dich nie wieder gesund", sagte Nadja und eine Träne rollte ihre Wange runter.
Dann greift sich Wolfgang eine Alkoholflasche und schenkte ihr ein.
"Trink ein Schluck. Und es ist besser", sagte er.
Dann schenkte Wolfgang Whisky in Nadjas Glas und schob es ihr zu. Das erregte Clemens Zorn.
"Das darf sie nicht. Alkohol ist nicht gut für sie", sagte Clemens.
"Wirklich?", fragte Wolfgang.
"Ja. Ich weiss von Dr. Hugo Kressler kein Alkohol. Kein Zucker", erklärte Clemens.
"Das ist Unsinn. Die verabreichen in Krankenhäusern sogar Traubenzucker. Das ist auch Zucker", entgegnete Wolfgang.
"Das heisst aber nicht , dass das richtig ist. Das ist falsch. Dr. Kressler sagt, dass Zucker Krebs fördert. Genauso wie eine schlechte Ernährung. Und Stress ist für Krebskranke schlecht, das es das Immunsystem schwächt", erklärte Clemens.
"Daran glaube ich nicht. Das ist so eine Arzt, der sich wichtig macht. Es gibt kein Mittel gegen Krebs. Nur einige Therapien wie Chemotherapie helfen - obwohl es heftige Nebenwirkungen gibt", antwortete Wolfgang.
"Nein! Chemo hilft zwar auch. Aber....es gibt noch viel mehr. Du musst bedenken, dass die Pharmaindustrie an den Krebspatienten verdienen! Es wird nicht die Wahrheit gesagt. Es gibt Mittel gegen Krebs, die Methoden kommen aber nicht an die grosse Öffentlichkeit. Viele wollen mit Medikamenten und Therapien, die aber nicht wirklich helfen, Geld verdienen!", erzählte Clemens.
"Nein. Daran glaube ich nicht."
"Doch. Die Ernährung hilft zum Beispiel Viele Patienten von Dr. Kressler, die sich an seine Therapieanweisungen gehalten haben, haben überlebt."
"Das halte ich für ein Gerücht. Ich denke, wenn der Krebs fortgeschritten ist, hilft nichts mehr. Ich finde, sie sollte ihr restliches Leben genießen", meinte Wolfgang.
"Das halte ich für falsch. Ich finde, wir sollten alles tun, was sie rettet", sagte Clemens.
Dann fragte Clemens Nadja": Was willst Du?"
"Ich will einfach überleben. Was denkt ihr denn?", erwiderte Nadja.
"Ich verstehe. Ich verstehe", antwortete Clemens.
Hast Du schon Mal gedacht was mit der Wohnung und mit den Gegenständen passieren soll?", fragte Sven.
"Warum soll ich daran noch denken? Ich bin sowieso bald tot", antwortete Nadja.
"Entschuldigung. Das war etwas taklos. Ich meinte nur, dass sich jemand mal darum kümmern sollte. Ich kann zum Beispiel oft nicht hierherkommen, da ich in Hannover wohne. Aber ich will wenigstens öfters kommen und Die helfen die Wohnung sauberzumachen", sagte Sven.
"Das könnte ich auch. Ich könnte Staub saugen, Geschirr abwaschen, einkaufen gehen, die Fenster saubermachen", sagte Clemens.
"Ja. Die Fenster müssen dringend mal gemacht werden. Besonders im Schlafzimmer. Da ist sogar Vogeldreck am Fenster", sagte Nadja.
"Das mach ich schon weg. Ich mache heute oder morgen die Fenster sauber."
"Und ich kann Dir auch helfen. Ich kann mit Staubsaugen anfangen", bot Wolfgang an.
"Und ich wasch das Geschirr ab", sagte Tante Elke.
"Gut. Dann machen wir das nach dem Essen", schlug Clemens vor.
"Ich werde aber nicht lange bleiben. Ich muss nach Hannover. Ich muss morgen arbeiten", erklärte Sven.
"Das verstehe ich", sagte Wolfgang. "Ich muss auch morgen arbeiten. Ich kann auch nicht lange."
"Ich muss aber auch nach Hause. Du weisst...Sebastian muss Schulaufgaben machen. Wir haben auch nicht so viel Zeit. Du kannst ja länger bei Nadja sein", sagte Clemens.
"Ja. Bleibe ich auch."
"Ich bleibe bis 20 Uhr. Dann muss ich nach Hause", sagte Sven.
"Dann wissen wir Bescheid. Nach dem Essen löst sich unsere Runde auf", ergänzte Wolfgang.
"Ich verstehe das", sagte Schwiegermutter Ilse.
"Es ist nett, dass ihr da wart. Das hat mir sehr viel bedeutet", sagte Nadja. "Ich muss mich entschuldigen...dass ich nicht heute auf Besuch vorbereitet bin und dass es mir teilweise schlecht geht..."
"Dafür haben wir Verständnis", sagte Wolfgang. "Wenn Du was auf dem Herzen hast, kannst Du es uns Mitteilen", sagte Sven.
"Dir wird es wieder besser gehen", sagte Schwiegermutter Ilse.
Clemens obwohl er daran kaum glaubte. Wichtig war es ihm nur sie zu ermuntern.
"Es wird wieder werden", sagte Wolfgang. "Positiv denken", warf Sven ein.
"WIE SOLL ICH DENN POSITIV DENKEN BEI DER SCHWEREN KRANKHEIT! IHR WISST GAR NICHT WIE ES IST!", schrie Nadja. Dann schlurzte sie.
"Nun beruhig Dich. Es wird alles wieder gut."
"WIE SOLL ICH MICH BERUHIGEN! ICH BIN NOCH SO JUNG! 47 BIN ICH! ICH KÖNNTE NORMALER WEISE NOCH LEBEN!", schrie sie.
Dann liess sie die Gabel fallen, schlug die Hände vor das Gesicht und fing an zu heulen.
"ICH HAB DOCH KEINE ZUKUFT!"
Dann schwiegen alle. Clemens und Sven hörten plötzlich an zu kauen auf, während Elke und Wolfgang weiterkauten. Sebastian blickte erst unsicher zu seiner Mutter, dann zu Tante Elke, dann zu seinem Vater.
"Ich denke Mal, dass wir das Thema Krebs Mal beenden sollten. Ein anderes, positives Thema. Das Nadja auch erbaut", schlug Wolfgang vor.
"Ich denke ja", sagte Schwiegermutter Ilse.
"Wir können ja auch über Urlaub reden", sagte Sven.
"Ja, das ist gut", fiel Wolfgang ist Wort. "ich will auch reisen."
"Wohin?", fragte Clemens.
"Ich will nach Österreich reisen", antwortete Sven.
"Ich will nach Dänemark reisen", sagte Wolfgang. "Ich werde vielleicht nach Mallorca reisen", sagte Tante Elke.
"Ich bleibe hier. Ich muss mich um meine Familie kümmern", sagte Clemens.
"Da gibt es ja das 9 Euro-Ticket", wies Tante Elke darauf hin.
"Ja."
"Das ist günstig. Nur muss man dann in der Regionalbahn mehrfach umsteigen."
"Ja. Aber irgendwann kommt man zu gewählten Urlaubsort. Ich kauf ein interrailticket. Das kostet nur 146 Euro, ich kann 3 Reisen innerhalb eines EU-Landes machen. Das gilt für mehr als einen Monat", erzählte Sven.
"Toll."
Dann bekam Nadja (die ja ansonsten blass war) ein roten Kopf.
"Ist alles in Ordnung, Nadja."
"Ich fühl mich etwas gestresst. Ich bin gerade aus dem Krankenhaus gekommen...und fühl mich nicht etwas schwach", sagte sie
"Willst du Dich nicht besser hinlegen?"
"Es...geht schon."
"Vielleicht ist der Abend auch für sie zu anstrengend. Vielleicht sollte ich mich schon früher verabschieden", meinte Sven.
"Nein. Du kannst ruhig bleiben", sagte Mutter Ilse. "Du musst jetzt nicht abreisen."
"Sofort habe ich nicht gesagt. Ich werde noch etwas helfen und dann weg."
"Ich dachte, wir gucken noch alle im Wohnzimmer fern bei Kaffee und Kuchen. Und unterhalten uns", sagte Nadja.
"Ist die das nicht zu anstrengend, wenn wir länger bleiben?"
"Nein. Gewiss nicht."
"Gut. Dann bleiben wir länger. Ich werde helfen. Dann gehe ich. Aber so früh wie möglich. Ich muss mich um meine Familie kümmern", erklärte Sven.
Dann fiel Wolfgang ins Wort.
"Also ich helfe noch. Aber nachher um 21 Uhr muss ich los."
"Aha. Hast Du eine Date?", fragte Nadja etwas eifersüchtig. Das passte Clemens gar nicht, dass Wolfgang , der sich während der ganzen Zeit als Nadja im Krankenhaus lag, sich nicht blicken liess, so wichtig für Nadja war.
"Ich muss noch einige Papiere machen. Meine Wohnung aufräumen. Ich hab auch mit dem Vermieter Ärger, der will mich raushaben aus der Wohnung, aber das schafft er nicht", erzählte er. Und grinste verlegen.
"Das ist ein Ärger", sagte Tante Elke.
"Das ist es", sagte Wolfgang.
"Aber ich krieg das Problem schon gelöst."
"Wirklich?", fragte Schwiegermutter Ilse.
"Ja", sagte er. Dann sprach er zu Nadja. "Ich werde Dir beim Abwaschen helfen."
"Danke. Das musst Du nicht", sagte Nadja.
"Doch. Ich werde in der Küche helfen alles sauberzumachen", sagte Wolfgang.
"Ich werde auch helfen. Ich kann die Fenster reinigen. Und Geschirr waschen", schlug Clemens vor.
"Das muss nicht heute sein", antwortete Nadja.
"Doch aber wir fangen damit an."
"Aber erst essen wir zu Ende."
"Ja. Besser. Das Essen wird sonst kalt."
Dann tranken und assen sie weiter. Als sie fertig waren, standen sie auf.
"Das Essen war hervorragend."
"Ja. Sehr. Mal die gesamte Familie zusammen."
"Ja. Sehe ich auch so."
"Ich finde nun, dass wir was tun sollten."
"Ja. Ich werde abwaschen."
Sven, der neben Nadja stand, ergriff seine Hand.
"Kommst Du mal? Ich will Dich sprechen. Gehen wir mal kurz ins Arbeitszimmer."
"Ja. Gerne."
Dann verliessen sie das Wohnzimmer, dann gingen sie auf den Flur und dann in das Arbeitszimmer und Nadja schloss die Tür. Clemens, der ihnen auf den Flur gefolgt war, sah dies und würde nachdenklich. Wahrscheinlich eine familieninterne Besprechung, nichts mehr, dachte er. Dann sprach ihn seine Schwiegermutter Ilse an.
"Wie wäre es? Willst Du mithelfen, anstatt nur rumzustehen?", frage sie.
"Du weißt doch, dass ich immer helfe", sagte Clemens etwas ironisch.
"Ja. Schon. Aber wie war es früher?"
"Als wir zusammen waren, war ich immer für sie da", sagte er.
"Ja. Schon. Aber ihr seid nun getrennt."
"Nadja hat mich um Hilfe gebeten. Wir sind uns wieder näher gekommen", erklärte Clemens.
"Ach wirklich? Davon wusste ich nichts. Aber nett, dass Du Dich um Nadja kümmern willst", sagte sie etwas ironisch.
"Was zählt ist das "jetzt."
Dann gingen Schwiegermutter Ilse und Clemens wieder ins Wohnzimmer und deckten zusammen mit Tante Elke, Sebastian und Wolfgang den Tisch ab: Das schmutzige Geschirr, einige Schüsseln, die zum Teil mit Essenresten gefüllt waren. Sie brachten alles in die Küche. Dann packten Tante Elke und Sebastian die Essensreste in den Kühlschrank, während Wolfgang und Nadjas Mutter das Geschirr in den schlecht funktionierenden Geschirrspüler stellten.
"Aber so ein spontan organisierten Familientreff ist ja auch was feines", meinte Tante Elke.
"Ja, sicherlich", sagte Clemens.
"Es ist ja toll, dass sie jetzt aus den Krankenhaus rausgekommen ist", sagte Schwiegermutter Ilse.
"Ja. Auf jeden Fall."
Dann öffnete sich auf dem Flur die Tür des Arbeitszimmers. Nadja stand plötzlich an der Tür.
"Wolfgang? Kommst Du mal bitte?", sagte Nadja.
"Ja. Ich komme", sagte Wolfgang.
"Und auch Du, Mutter."
"Ja. Ich komme gleich. Ich stell nur noch den Schüssel mit dem restlichen Salat in den Kühlschrank", sagte Ilse.
Dann stellte sie die Salatschüssel in den Kühlschrank und ging mit eiligen Schritten auf den Flur bis sie im Arbeitszimmer verschwand. Wolfgang folgte ihr und verschwand ebenfalls im Arbeitszimmer. Dann schloss Nadja die Tür. Tante Elke wurde misstrauisch.
"Na. Was die wohl besprechen. Das kommt mir komisch vor", sagte sie.
"Die haben vielleicht irgendwas zu besprechen", antwortete Clemens.
"Und warum bist du nicht bei der Besprechung? Oder wenn die Probleme mit Dir hat, dann wenigstens Sebastian? Gehört ihr etwa nicht zur Familie?", fragte Tante Elke kritisch.
"Tante Elke. Bitte."
"Du gibst immer nach. Du wehrst Dich oft zu wenig, wenn man Dir Unrecht antut. Bist einfach zu gutmütig für Die Welt. Ich wäre ins Zimmer reingegangen und hätte gefragt, was los ist. Und wenn sie mit keine Auskunft erteilt hatte, wäre ich gegangen. Du bist der Vater von Sebastian, ihr Ex, der ihr jetzt in letzter Zeit so viel geholfen hat! Du gehörst zur Familie!", sagte Tante Elke.
Dann legte sie das restliche Geschirr beiseite und ging zur Küchentür.
"Was hast Du vor?", fragte Clemens.
"Ja. Was wohl. Ich werde gehen. Ich hab zu Hause noch was anderes zu tun."
"Willst Du jetzt schon gehen?", fragte er.
"Ja. Nadja ist aus dem Krankenhaus gekommen, wir waren da gewesen. Jetzt scheint sie uns nicht mehr zu brauchen."
Clemens überlegte kurz. Dann sagte er": Okay. Du hast recht. Wir werden wohl nicht mehr gebraucht. Gehen wir", sagte er.
"Gehen wir jetzt schon? Ich hatte vorhin Streit mit Mama gehabt. Aber jetzt ist denke ich alles in Ordnung", sagte Sebastian.
"Denkst denkst Du. Verzeihen kann sie doch nie", bemerkte Tante Elke kritisch.
"Ich weiss, dass Du sie nicht magst. Aber sie ist seine Mutter und meine Ex", sagte Clemens.
"Ach, hör auf. Ich bin froh, dass ich hier weg bin."
Dann griff sie sich ihre dünne Jacke, die sie auf den Garderobenständer gehängt hatte. Dann öffnete sich plötzlich im Arbeitszimmer die Tür und Nadja trat auf den Flur. Sven, Nadjas Mutter und Wolfgang gingen ebenfalls auf den Wohnungs-Flur. Sie sahen, dass Clemens, Tante Ellen und Sebastian gehen wollten.
"Ihr wollt schon gehen?", fragte Nadja.
"Ja. Ich denke, dass ihr eine Besprechung habt, die uns nichts abgeht", antwortete Tante Elke schnippisch.
"Wir sind ja fertig."
"Ja. Aber jetzt gehen wir", sagte Clemens. Und sagte als Ausrede": Ich muss mit Sebastian heute Abend noch für die Schule lernen. Tschüss."
"Aber Clemens...", sagte sie.
"Ich bedanke mich."
Clemens winkte mit der Hand. Und auch Sebastian und Tante Elke verabschiedeten sich noch kurz und knapp ohne Nadja oder den anderen die Hand zu geben. Dann verliessen sie die Wohnung, gingen sie die Treppen runter, verliessen das Mietshaus und gingen zu Elkes Wagen. Als Elke, Sebastian und Clemens im Wagen saßen, redeten sie über die Ereignisse.
"Das ist was faul", sagte Tante Elke.
"Und wenn schon. Sie kann machen was sie will. Interessiert mich inzwischen nicht mehr. Ich kümmere mich um Nadja, weil ich das als eine Art Pflicht ansehe. Weil ich helfen will. Und das ist alles", stellte Clemens richtig.
"Aber du musst an Sebastian denken. Sie soll ihn als Erben einsetzen", sagte Tante Elke.
"Sebastian ist ihr Sohn. ich gehe davon aus, dass sie ihn in ihrem Testament bedacht hat", meinte Clemens.
"Bist Du Dir da sicher", fragte Tante Elke.
"Die Diskussionen bringen jetzt nichts. Ich werde mit Nadja reden. Wichtig ist, dass sie wieder gesund wird", antwortete Clemens.
"Daran glaube ich nicht."
"Dann will ich trotzdem mein bestes geben und mich um sie kümmern. Sie ist kein schlechter Mensch. Nur verbittert. Sie hat irgendwo Geld auf dem Konto und hat an Sebastian gedacht. Aber das ist mir jetzt auch egal. Wichtiger ist, dass Nadja gesund wird. Ich glaube auch nicht so daran, aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben", sagte Clemens.
"Mama wird gesund, Papa. Ich bin mit sicher", warf Sebastian ein.
"Ich hoffe es", sagte sein Vater Clemens.
Dass er nicht so daran glaubte verschwieg er. Elke wechselte das Thema.
"Sebastian kann übrigens bei mir schlafen. Dann können wir für die Schule lernen", schlug Tante Elke vor.
"Das machen wir so. Ich will meine Freunde heute Abend anrufen. Dir haben sich lange Zeit nicht mehr gemeldet."
"Was? Hast Du noch mit ihnen Kontakt? Das letzte Mal, als Du von ihnen gesprochen hattest, warst Du nicht von ihrem Verhalten begeistert gewesen", sagte Tante Elke.
"Ach was sollt's. Ich merkte, dass sie keinen Bock auf mich haben. Auf einen, der eine kranke Ex hat. Das passt nicht ihn ihr Vergnügungsorierntiertes Leben. So scheint es zumindest", antwortete Clemens.
"Schade. Das scheinen oberflächliche Typen zu sein, die sich nicht wirklich für Dich interessieren. Jedenfalls keine wahren Freunde."
"Ja. Scheint so. Ich werde das beobachten."
Dann startete Tante Elke, die am Steuer sass, den Motor und sie fuhren los zu Clemens Wohnung. Nachdem Tante Elke Clemens vor dem Mietshaus, in dem sich seine Wohnung befand, abgesetzt hatte, ging er wenig später ins Mietshaus und dann in seine Wohnung. Wenig später wollte er mit seinen "Freunden" Eberhard, Lutz und Rolf (wobei er sich nicht mehr sicher war, ob es noch seine Freunde waren) telefonieren. Zwar hatte keiner von ihnen ihn besucht, als er im Krankenhaus lag. Aber sie hatten vermutlich ihre Gründe. Und diese Gründe wollte er herausfinden! Vielleicht waren sie beschäftigt oder hatten Probleme und konnten deshalb nicht kommen, dachte er, obwohl er im Innerern wusste, dass er zu freundlich in diesem Augenblick dachte. Vermutlich war es wirklich so, dass sie wenig Interesse oder gar kein Interesse hatten ihm im Krankenhaus zu besuchen oder sich im sein Wohlergehen zu kümmern! Er wollte in diesen Augenblick wissen, woran er bei ihnen war. Warum sie ihn nicht besucht hatten. Er rief daher Eberhard zuerst an. Kurz darauf meldete er sich am Telefon.
"Hallo Clemens. Freut mich von Dir zu hören", sagte er.
"Hallo. Wie geht es Dir? Ich war ja im Krankenhaus gewesen", erzählte Clemens.
"Ja. Ich hatte das schon erfahren. Du hattest mir das geschrieben. Ich wollte dich besuchen kommen. Aber ich konnte nicht. Ich muss meinem Vater helfen, der dement ist, hatte beruflich viel zu tun. Wie geht es Dir?"
"Jetzt besser..ich hatte eine Gehirnerschütterung gehabt. Jetzt habe ich mir noch ein bisschen Kopfschmerzen. Aber es geht", sagte Clemens.
"Ich wollte ja kommen," erklärte er. Es klang wie eine Ausrede. Dann sagte er schnell.
"Mein Vater ging es nicht gut. Ich mich um ihn kümmern", ergänzte er.
Clemens war kritisch.
"Ja. Ich war ein wenig enttäuscht, dass ihr nicht gekommen seid. Nicht ein einzigstes Mal", bemerkte Clemens.
"Ja. Ich wäre gekommen. Aber ich konnte nicht. Ich hab einmal aber angerufen. Aber Du warst nicht dagewesen", antwortete Eberhard. Es klang wie eine Ausrede.
"Wann war das?', fragte Clemens.
"Ja.. am ..."
"Ich guck mal nach."
Clemens holte sein Handy aus der Tasche und guckte wenig später im Handy den Nachrichtenverlauf an. Er sah, dass da am ...ein Anruf von Eberhard gewesen war. Ein einiger Anruf immerhin. Ein versuchter Anruf! Mehr nicht.,,
"Ja. Stimmt. Du hattest einmal versucht mich anzurufen. Aber nur einmal", entgegnete Clemens.
"Ja, aber Du warst nicht dagewesen", sagte Eberhard.
"Du hattest ja zurückrufen können. Dich später melden können."
"Ich konnte ja nicht. Ich hab Dir ja schon erklärt, dass mein Vater sehr krank war. Du hättest ja auch zurückrufen können", meinte Eberhard.
"Ja. Aber ich hatte die Nachricht nicht gesehen."
"Was für ein Pech. Da kann ich nichts dafür. Und auch nicht Lutz und Rolf", sagte Eberhard.
Es klang falsch und ironisch, als er das sagte. Daraufhin sagte Clemens":Aber Lutz und Rolf hätten sich mal bei mir melden können. Ein Anruf hatte ja genügt. So viel wert müsste ich ihnen doch sein."
"Sie hatten auch zu tun. Wir sind alle in Stress. Erst durch Corona. Dann jetzt durch den Krieg, weshalb alles teuerer wird, sie länger arbeiten müssen.", erklärte Eberhard.
"Egal jetzt", sagte Clemens.
"Du bist aber nicht sauer?"
"Nein. Lasst uns das einfach vergessen."
"Ich bin aber froh, Dich zu sprechen. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Und auch Lutz und Rolf."
"Ach ja?"
"Ja. Wir wollten deshalb nachher mal vorbeikommen. Wir wollten nachher noch zu Tina, aber vorher wollten wir Dich besuchen. Du kannst auch mit zu Tina kommen."
"Das ist nett. Aber komme nicht mit."
"Da verpasst Du sicher was."
"Mag sein. Aber...
Ich hab mit der Krankheit mit meiner Exfreundin zu tun", erklärte Clemens.
"Verstehe ich...passt es denn, wenn wir kommen?", fragte Eberhard.
"Doch. Passt."
"Gut. Ich Nehme ein Schachspiel mit. Dann können wir alle zusammen spielen."
"Das ist gut so. Bis später ."
Er beendete das Gespräch. Dann ging er in die Küche, holte einige Bierfkaschen und einige Kekse aus dem Küchenschrank, kehrte damit ins Wohnzimmer zurück und stellte das für seine Gäste auf den Wohnzimmertisch. Etwa um 20 Uhr abends klingelte es an seiner Wohnungstür.
Er ging dann zur Wohnungstür und öffnete diese und da standen Lutz und Rolf an der Tür. Und Eberhard mit einer Tüte Bierdosen und Bacardicola in der Hand. Sie begrüßten Clemens.
"Hallo. Wir sind ja froh, das Du wieder aus dem Krankenhaus raus bist. Wir hatten versucht Dich anzurufen", sagte Eberhard.
"Eberhard hatte versucht anzurufen - das habe ich auf dem Handy gesehen. Aber von Euch hatte ich nichts bekommen", rutschte es Clemens so direkt raus.
"Eberhard hatte mehrmals angerufen. Und wir hatten das auch versucht. Wir hatten das aber aufgegeben, weil Ebi sagte, dass Du nicht zu erreichen warst", sagte Rolf.
"Ich hab von Euch nichts bekommen. Nur eine von Ebi. Auf dem Handy war jedenfalls nichts zu sehen", sagte Clemens.
"Vielleicht hast Du nicht genau geguckt. Wir hatten es mehrfach versucht", sagte Eberhard.
"Vorhin sagtest Du nur, dass Du es einmal probiert hattest.", antwortete Clemens kritisch.
"Hatte ich das gesagt?", fragte Eberhard nach.
Clemens glaubte ihm kein Wort. Er brach das Thema ab.
"Lasst uns das Thema wechseln."
"Dir geht es ja auch gut nachdem Du aus dem Krankenhaus entlassen wurdest?", fragte Lutz.
"Ja. Nicht perfekt. Aber so einigermaßen", entgegnete Clemens.
"Na. Das ist ja gut. Sei stark. Du bist ja ein starker Mann", meinte Lutz. Es klang ein wenig ironisch.
"Ich bemühe mich."
"Und wie geht es Deiner Ex?", fragte Eberhard.
"Sie ist raus aus dem Krankenhaus", berichtete Clemens.
"Ach schon raus?", hakte Eberhard nach.
Dann sagte Clemens": Kommt rein. Spielen wir Schach."
Dann gingen sie in Clemens Wohnung. Clemens führte sie ins Wohnzimmer. Als sie in das Wohnzimmer eintraten, sahen sie die Bierflaschen auf den Tisch.
"Oh. Das steht hier. Dann hätten wir kein Bier mitbringen müssen", meinte Rolf.
"Aber da ist auch noch mehr. Da ist auch Bacardi", wies Clemens darauf hin.
"Ich trinke gerne Bacardi-Cola. Bacardi mit mit Cola. Das weisst Du doch", sagte Rolf.
"Gewiss. Ich hole gleich Cola aus der Küche. Ihr könnt Euch noch mal setzen."
Dann setzen such alle an den Wohnzimmertisch. Rolf und Lutz griffen sich Eberhards Tüte und holten zwei "Berliner Weisse" grün heraus. Das schien ihnen im Moment mehr zu schmecken als das Bier, das Clemens für sie auf dem Tisch hingestellt hatte. Nur Eberhard nahm ein Bier von den etwa 10 Bierdiesen und Bierflaschen, die Clemens hingestellt hatte. Er öffnete eine Dose und trank mit grossen schlucken daraus. Nachdem Lutz und Rolf die beiden "Berliner Weise"-Flaschen geöffnet hatten, tranken sie eher nur ruhig daraus.
"Berliner Weisse grün mögt ihr sicherlich mehr als das Pils-Bier, das ich auf dem Tisch habe", sagte er zu Rolf und Lutz.
"Naja. Wir wollen nachher noch fit sein. Denn uns erwartet was."
"Was erwartet Euch denn?", fragte Clemens neugierig.
"Du weisst....Tina erwartet uns. sehnsüchtig auf uns. Wir sind ein wenig zusammengewachsen. Das macht die Coronakrise."
"Und was heisst das?"
"Sie will uns alle blasen. Sie mag das besonders. Und sie mag unsere Schwänze. Denn in der Coronakrise war sie oft alleine und ganz heiss', sagte Eberhard.
"Naja...ich weiss nicht. Ich habe andere Sorgen."
"Du solltest Deine Sorgen vergessen und einfach mitkommen. Sie verpasst dir bestimmt gratis einen klasse Blowjob. Die hat nämlich gesagt, dass ihr Deine 15 Zentimeter gefallen hatte", berichtete Rolf.
"Ehrlich? Sie hat das über mich gesagt?", fragte Clemens.
"Ihr gefielen Deine 15 Zentimeter. Das sagt schon alles."
"Na. Worauf wartest Du noch? Sie ist ganz heiss auf Dich...", sagte Eberhard.
"Ja...aber. ich gab das Problem mit Nadja. Ich weiss, sie ist meine Ex. Aber ich bin noch nicht so ganz damit durch", erklärte Clemens.
"Ja. Das verstehe ich. Aber das eine schließt das andere nicht aus. Das ist ja kur ein bisschen Spass. Du sollst Tina nicht heiraten.
"Die werde ich vielleicht heiraten", sagte Rolf. Eberhard und Rolf lachten dreckig.
"Die heiratet bestimmt nicht. Die will sich nicht festlegen", meinte Lutz.
"Das war dich nur ein Witz, Du Armleuchter. Ich gab 'ne Freundin. ich weiss zwar nicht was daraus wird. Aber ich bin mit ihr zusammen", erzählte Eberhard.
"Dann hast Du ja volles Programm."
"Ja. Aber run bisschen Abwechslung brauche ich schon."
"Naja. Da ist Tina die Richtige", meinte Rolf.
"Auf uns steht sie glaube ich schon. Wie sie bis letztes mal verwöhnt hatte und wie sie uns dabei angesehen hatte."
"Hat sie nicht noch andere Typen?", fragte Lutz.
"Nein. Ab und zu kommt mal ihr Exfreund vorbei und verwöhnt sie."
"Dann sind wir nur Durchlaufnummern?"
"Das will ich nicht damit sagen. So wie sie uns vernascht hat. Ich finde...es ist daraus eine Art Gruppenbeziehung geworden", meinte Rolf. "Sie braucht uns. Sie hat sich an uns gewöhnt. Sie ist sich dessen nur nicht bewusst."
"Du übertreibst. Wir werden ausgetauscht werden. Dann kommen neue", meinte Lutz.
"Ach, Du bist einfach zu negativ. Der Ex wird irgendwann abspringen und dann wird sie sich entscheiden. Für uns. Oder für einen von uns", meinte Eberhard.
"Und wenn sie sich für einen von und entscheidet? Wer soll das sein?", fragte Lutz.
"Also ehrlich gesagt...Dich würde sie nicht nehmen."
Lutz fing an zu brüllen.
"WAS HEISST DAS? BIN ICH ETWA NICHT ATTRAKTIV? SIE HATTE ES MIR AUCH SO BESORGT WIE EUCH?", schrie er.
"Aber sie sagte letztes Mal, dass nur Männer wir ich und Eberhard für sie in eine engere Auswahl kommen."
"DAS IST NICHT WAHR. DAS IST NIEMALS WAHR!", schrie Lutz.
"Doch. Das sagte sie zu uns. Ich , Eberhard. Und Clemens - den würde sie auch wiedersehen wollen."
"Ich?", fragte Clemens erstaunt.
"Ja. Du hast richtig gehört. Wie beim Dosenwerfen oder Rosenschiessen auf dem Dom hast Du in die richtige Richtung geschossen. Und der Gewinn gehört Dir", sagte Rolf.
"Sei es auch nur für eine Nacht", sagte Eberhard grinsend.
"Ich suche bestimmt nichts für eine Nacht. Wenn ich eine auswählen würde - dann nur was Festes. Aber ..ich hab ja jemanden. Ich hab meine Ex Nadja. Ich kümmer mich um sie
Und dann ist es gut", sagte Clemens
"Aber das eine schließt ja das andere nicht aus. Du kannst ja mitkommen, sie verpasst Die ein Blowjob und dann ist gut!", sagte Rolf.
"Für mich ist das nicht so einfach. Nadja kommt gerade nach einer schweren Operation nach Hause und da kann ich mich nicht auf etwas anderes einlassen. Wenn ihr das nicht kapiert, habt ihr selbst Schuld."
"He. Nun sei mal ein bisschen lockerer. Ich finde, Du bist heute Abend eine richtige Spassbremse", sagte Rolf.
Dann fing Clemens plötzlich an zu brüllen.
"ICH BIN EINE SPASSBREMSE, HAE? ICH HAB EINE KRANKE FRAU DA LIEGEN UND IHR SAGT, DASS ICH EINE SPASSBREMSE BIN! WAS IST DAS DENN? WIE KOENNZ IHR SO OBERFLAECHLiCH UND HERZLOS SEIN!"
"Ich verstehe ja, dass Dich das belastet. Aber Du kannst uns auch nicht den Abend versauen. Wenn Du KEINE LUST HAST zu Tina mitzukommen, dann kann Du einfach hierbleiben. Und wir fahren alleine ohne Dich dorthin. Wo ist das Problem", sagte Eberhard.
"Genau", sagte Rolf.
"DANN MACHT DAS DOCH! ICH HAB NUR EINMAL IM KRANKENHAUS EINEN ANRUF BEKOMMEN UND DER WAR VON EBI. MEHR NICHT."
"Wir hatten öfters versucht anzurufen!", erklärte Rolf.
"ACH HÖRT DOCH AUF!", sagte Clemens.
"Ich glaube wir sollten besser gehen. DEINE LAUNE IST MIES. DAS MUSS ICH MAL SAGEN. UND DAS HÖRE ICH MIR NICHT LÄNGER AN! WIR GEHEN!", sagte Eberhard. Er hatte einen roten Kopf. Am liebsten wäre er auf Clemens losmarschiert und hätte ihm die Faust ins Gesicht gehauen. Doch er hielt sich rechtzeitig noch zurück. Da war aber Rolf, der ihn zurückhielt.
"Ebi, lass es. Er ist verbittert. Hat Probleme. Gegen wir. Verschwinden wir", sagte er.
"WEISST DU WAS DU BRAUCHST? Einen Psychiater!", schrie er. Er stand von Wohnzimmertisch auf. Auch Rolf und Lutz standen auf.
"Lass es, Ebi. Gegen wir einfach", sagte Rolf.
"Das wird besser sein. Tschüss", sagte er. Dann gingen Rolf, Lütz und Rolf aus dem Wohnzimmer und verliessen dann die Wohnung. Clemens blieb alleine im Wohnzimmer zurück.
Er sass eine Weile deprimiert im Wohnzimmer. Er guckte noch eine Weile fern, bevor er ins Schlafzimmer ging, sich umzog und ins Bett ging. Nachts könnte er kaum schlafen, weil er an die ganzen Probleme, die er hatte, nachdenken musste.
Am nächsten morgen, am 11.8.2022 wachte er auf, wusch sich, zog sich an. Er war gerade in der Küche und wollte sich sein Frühstück machen, als sein Handy, das sich auf seinem Wohnzimmertisch befand, klingelte. Er lief schnell aus der Küche ins Wohnzimmer und ging ans Handy. Es meldete sich eine Frau Liebig vom Jugendamt.
"Guten Tag. Ich bin vom Jugendamt. Spreche ich mit Herrn Stahlmeyer, dem Vater von Sebastian aus der Klasse 5 c?"
"Ja. Ich bin Clemens Stahlmeyer, der Vater von Sebastian."
"Ich habe in der Schule von den Lehrern der Stadtteilschule gehört, dass Sebastian in der Schule Probleme hat. Er kann sich oft nicht konzentrieren, ist manchmal reizbar, traurig-depressiv und kann sich manchmal nicht in die Klassengemeinschaft einfügen. Er ist in letzter Zeit oft sehr traurig - so hörte ich. Ich hab auch gehört, dass seine Mutter sehr krank ist", erzählte sie.
Clemens verstand zwar die Sorge von der Frau Liebig vom Jugendamt um das Wohl von Sebastian und es war auch ihr Job sich darum zu kümmern. Er war nicht einverstanden, was die Lehrer ihr über Sebastian erzählt hatten. Es war in seinen Augen weit hergeholt und stimmte nicht ganz mit der Realität überein. Und er beschloss das richtig zu stellen. Ihr mal erwas "den Kopf waschen." Aber nicht so, dass sie ganz verärgert ist und sie aus Rache später ihm und Nadja ihren Sohn wegnehmen würde bzw. dafür sorgen würde, dass er "wegkommt". Denn davor hatte er am meisten Angst: Dass sie feststellen, dass sie als Eltern untauglich sind - gerade Nadja mit ihrer Krankheit und dass sie ihnen Sebastian wegnehmen und in eine Erziehungseinrichtung stecken würden, das in seinen Augen schlimmer als ein Gefängnis war.
"Wissen Sie, dass ist in meinen Augen übertrieben, was Sie sagen. Sebastian hat leichte Konzentrationsschwächen und ist etwas abgelenkt, weil er sich Sorgen um seine krebskranke Mutter macht. Denn er liebt sie. Das ist ja auch normal. Das würde jedem so ergehen. Das ist auch nur vorübergehend, dass Sebastian dieses Problem hat", erklärte Clemens.
"Das kann ich auch verstehen. Das tut mir leid. Was hat Ihre Frau?"", fragte Frau Liebig.
"Sie hat Magen- und Brustkrebs."
"Das tut mir leid. Ich kann ihren Sohn völlig verstehen. Ich wünsche Ihrer Frau gute Besserung", sagte Frau Liebig.
"Ja. Danke", antwortete Clemens.
Die Frauen vom Jugendamt scheinen - entgegengesetzt was man manchmal so liest z.B. in den Zeitungen und so hört - ganz nett zu sein, dachte Clemens. Aber das wird vermutlich im weiteren Verlauf des Gesprächs nicht so bleiben, dachte er. Er musste vorsichtig sein!
"Geht es ihr schon besser?"
"Ja. Sie war im Krankenhaus gewesen und hätte eine Operation gehabt. Jetzt ist sie wieder zu Hause", erklärte Clemens.
"Und es geht ihr jetzt gut?", hakte Frau Liebig nach.
"Ja."
"Sie wohnen aber zusammen? Das ist mir momentan nicht so ganz klar "
"Ja. Wir wohnen zusammen", log Clemens.
"Und Sie kommt soweit zurecht oder braucht sie Hilfe?"
"Nein.Sie braucht keine Hilfe. Ich bin bei ihr."
Allmählich fing sie Clemens an mit ihrer Fragerei zu nerven.
"Und welchen Beruf haben Sie?", fragte Frau Liebig.
"Ich bin Immobilienmakler."
"Angestellt oder selbstständig."
"Selbstständig."
Er schwieg zunächst. Dann stellte sich weitere Fragen. Ob seine Lebensgefährtin Nadja auch Geld verdient oder ins Berufsleben zurückkehren wird (was aufgrund ihrer Krankheit völlig unmöglich war).. Ob Sebastian zu Hause unglücklich sei. Ob er Freunde hat. Schliesslich wurde Clemens die Fragerei zu viel.
"Sie fragen und fragen. Sebastian ist zu Hause glücklich. Er ist nur etwas belastet durch die Krankheit seiner Mutter. Was normal ist. Ansonsten hat er hier alles was er braucht. Er hat seine Mutter und seinen Valter. Auch Freunde", erklärte Clemens.
"Das ist gut. Aber in der Schule erfuhren wir, dass er grosse Probleme hat. Deshalb kommt bei uns die Frage, ob er Hilfe braucht und auch Sie und ihre Lebensgefährtin bei der Kindererziehung."
"Nein. Es ist alles gut "
"Wir wollen trotzdem noch einmal bei Ihnen zu Hause vorbeischauen und uns einen Eindruck verschaffen. Passt es nächste Woche?", fragte Frau Liebig.
"Ja. Nächste Woche um 17 Uhr "
"O.k. 17 Uhr "
Dann beendete er das Gespräch. Sofort rief er Tante Elke an und berichtete was passiert ist
"Das Jugendamt wird am 19.8. um 17 Uhr kommen."
"Da muss unbedingt Nadja dabei sein. Das ist letzte Chance. Und ihr müsst sagen, dass sie bei Dir wohnt. So sehen sie, dass die Familie in Ordnung ist und dann können sie Sebastian nicht uns wegnehmen", riet ihm Tante Elke.
"Ja. Stimmt. Nur so sind wir eine intakte Familie dann würde die sehen, dass wir nicht getrennt sind und nur einer Ehe Kindererziehung übernimmt, sondern dass wir zusammen wohnen und zusammen die Kindererziehung übernehmen", antwortete Clemens.
"Eben "
"Auch wenn die Personen beim Jugendamt so harmlos wirken. Da muss man aufpassen, an welche Leute man man gerät. Viele tun so, als ob sie mir helfen wollen und am Ende nehmen sie se Kinder mit und stopfen sie uns Heim", meinte Elke.
"Das stimmt
"Man liest immer wieder in der Zeitung von solchen Fällen, dass sie den Eltern oder einer alleinerziehenden Mutter das Kind wegnehmen."
"Du musst Nadja anrufen. Du musst ihr von der Situation erklärten. Du musst ihr sagen, dass sie hier wohnen kann und das erzählen Eur dann dem Jugendamt."
"Ja."
Dann beendeten sie das Handygespräch. Kurz darauf rief er Nadja an
"Hallo Nadja. Hier ist Clemens."
"Clemens. Mir geht es schlecht. Ich nehme Kortisonspritzen und viele andere Medikamente
Die mich etwas benebeln', erzählte sie.
"Das ist ja ein Ding."
"Kannst Du einkaufen für mich?"
"Du hast doch Dein Konto."
"Ich fühle mich zu schwach."
"Ja. Klar. Mach ich für Dich. Was soll ich kaufen?"
"Ja. Milch."
"Warte. Ich s schreib es auf einen Zettel."
Er ging zum Wohnzimmerschrank und holte eine Schreibblock heraus. Und dann einen Stift aus der Tasche. Dann diktierte sie ihm die Einkaufsliste.
"Milch. Weiss- und Schwarzbrot. Käse, Wurst, Apfelsaft, Wasser mit Kohlensäure, Kaffee, Kaffemilch, Tee, Fisch, Hackfklasch , Wirst hen, Aufschnitt zum Beispiel Heringssalat, Salz, Joghurt. Dazu Äpfel, Orangen, Zitronensaft."
Clemens schrieb alles auf einen Zettel.
Dann sage er": Ich hab alles notiert "
"Ja. Dann sehen wir uns nachher."
"Ja. Ich muss noch was erwähnen. Eine Frau vom Jugendamt hat angerufen.Sebastian ist im der Schule unkonzentriert, hat Probleme..."
.Er erzählte, was die Frau Liebig vom Jugendamt gesagt hatte.
"Sie wollen sich nur meine Wohnung angucken, mit mir, mit Dir und mit Sebastian reden. Damit sie den Eindruck einer intakten Familie haben, musst Du - wenn sie kommen - in meiner Wohnung wohnen. Nur so geht es. Ich hatte mit Tante Elke schon gesprochen.*
"Ihr habt Pläne gemacht ohne mit mir zu reden."
"ES IST HIER NICHT WICHTIG. ES EILT. ICH HAB UNGLÜCK SCHON ABGEWENDET, indem ich gesagt hatte, dass Du bei mir lebst und alles in Ordnung ist."
"Ja. Da bleibt meine andere Wahl."
"Nein. Denn sonst nehmen sie uns Sebastian weg. Und das will ich nicht und das willst Du nicht."
"Nein."
"Dann gehe ich einkaufen, dann treffen wir uns um 17 Uhr bei Dir und dann sprechen dann den Plan genau durch
"OK."
Dann beendete er das Gespräch. Dann nahm er seine Jacke, zog sie an und verliess seine Wohnung. Dann fuhr er mit dem Fahrstuhl nach unten in den das Erdgeschoss und verließ das Mietshaus. Dann ging er einkaufen und kaufte alles, was auf der Liste stand. Danach ging er zur einer Bank, die sich in seiner Nähe befand. Dort war ein Geldautomat und einen Automat, wo er Kontoauszüge holen konnte. An dem Gejdautobazen fragte er seinen Kontostand ab und er fiel fast aus allen Wolken: Da waren nur noch 900 Euro verfügbar. Danach fuhr er mit dem Wagen zu Nadjas Wohnung. Es war 17 Uhr, als er mit der Einkaufstüte vor Nadjas Wohnung. Als er klingelte, öffnete sie die Tür. Sie hatte ein Nachthemd an. Sie hatte nur noch wenig Haare auf dem Kopf und die Haare hingen lang und zerzaust runter, ihre Augen lagen tief in den Höhlen, ihr Gesicht war blass, fast grau und eingefallen, die Augen lagen tief in den Höhlen. Sie war früher mal eine hübsche, aparte Frau gewesen. Heute war sie nicht mehr wiederzuerkennen. Aber in Clemens' Augen kam es auf ihr Äußeres nicht darauf an. Ein Teil von ihm liebte so, wie sie war. Und das drückte sich so aus, dass er ihr half, wie er konnte.
"Hallo Nadja. Ich hab Deine Einkaufssachen gekauft", sagte er.
"Danke", antwortete sie leise.
Sie ging mit langsamen, schleichenden Schritten ins Wohnzimmer zurück. Und Clemens folgte ihr ins Wohnzimmer Dort ging sie zum Sofa, legte sich dorthin und bedeckte sich mit der Bettdecke, die dort lag. Vor ihr auf dem Tisch lagen Medikamente, eine Tasse Tee, eine Flasche Wasser mit Kohlensäure und mehrere Spritzen Kortison, die sie sich spritzte. Sie wirkte abgemagert und dünn. Es war ein trauriger Anblick.
"Wie geht es Dir?", fragte Clemens obwohl er die. Antwort schon kannte.
"Schlecht. Es geht bald zuende", antwortete sie.
"Nun hör auf. Beruhig Dich. Es wird alles in Ordnung kommen nach der Op", versuchte er Sue zu beruhigen.
"Ich weiss dich, dass alles vorbei ist."
"Beruhig Dich. ICH MUSS mit Dir reden. Das Jugendamt hatte sich bei mir gemeldet Wir müssen dem Jugendamt sagen, dass Du bei mir warst. Und wenn die Frau Liebig vom Jugendamt kommt, um und zu besuchen und nach dem Rechten sieht, musst Du bei mir in der Wohnung sein
Und Du musst Sagen, DASS Du BEI MIR IN DER WOHNUNG LEBST. IST DAS KLAR", sagte Clemens etwas energisch und ungeduldig.
"Ja", sagte sie.
"UND SAG, DASS ES DIR BESSER GEHT UND DU UND ICH UNS ORDNUNGSGEMÄSS UM SEBASTIAN KÜMMERN! Er bekommt regelmäßig sein Abendbrot, sein Mittagessen, dass Du für ihn kochst, er bekommt sein Abendbrot regelmäßig. Die Schulaufgaben werden immer gemacht dass heisst dass wir ihm dabei helfen. Und er ist ansonsten gehorsam, ordentlich hat keine emotionalen Probleme und hat auch seine Freunde und wir spielen mit ihm regelmäßig, wir gehen auch regelmäßig nach draußen spazieren. Es ist also ALLES IN ORDNUNG, klar? Hast Du verstanden, was Du sagen sollst, wenn Du gefragt wirst?", sagte Clemens etwas ungeduldig, nervös und hektisch. Denn er stand wegen dem Jugendamt unter Druck. Und er wusste: Wenn er einen Fehler machen würde, würden sie ihm Sebastian wegnehmen. Und diese Gedanken versetzten ihn etwas in Panik. Hinzu kamen die Sorgen um Nadjas Gesundheit. Und dann die Sorge um seine Gesundheit , denn er hielt den Stress und die psychische Anspannungen und die Probleme und Belastungen nicht mehr aus! Und auch beruflich hatte er immer weniger zu tun. Immer weniger Makleraufträge oder Häuserverkäufe in letzter Zeit! Und das, was er auf seinem Konto an Ersparnissen oder Reserve hatte, schrumpfte immer mehr. Bald würde gar nichts mehr übrig sein", so dachte er. Er dachte eine Weile über die ganze Situation nach. Dann fragte er Nadja, ob sie die Situation mit dem Jugendamt verstanden hatte.
"Ja. Ich habe verstanden. Aber ich kann kaum gehen. Das macht keinen guten Eindruck beim Jugendamt."
Clemens würde ungeduldig und sauer. Er wurde in diesem Moment verbal grob und unsensibel.
"Dann besorgen wir Dir ein Geh-Stock. Oder einen Gehwagen. Oder wenn es sein muss einen Rollstuhl. Aber Hauptsache, Du bist bei dem Termin da!!", schrie Clemens.
Dann bekam Nadja Tränen in den Augen und fing an zu weinen.
"Ich bin nur eine kranke Frau, die niemand braucht. Ich nerve Dich nur. Es ist besser, wenn ich mich umbringe. Mir ein Messer in den Bauch ramme oder aus dem Fenster springe!", jammerte sie.
"Mach keinen Unsinn! Mach keinen Unsinn!", schrie Clemens.
"Es ist bald zuende mit mir", sagte sie.
Dann stand Clemens auf, ging zu ihr und nahm sie in den Arm.
"Beruhig Dich. Beruhig Dich. Es wird alles wieder gut. Mach keinen Unsinn. Es wird alles wieder gut werden.
Dann weinte sie. Sie steckte in einer schwierigen Situation, dachte er. Sie musste das durch. Klar ist, dass in solcher Situation - wenn alles durch ihrer Krankheit aussichtslos erschien - negative Gedanken kommen. Es war schwer für sie das psychisch durchstehen. Da kann man auf solche düster Gedanken kommen. Und da würde nur viel Trost und Beistand helfen. Mehr konnte man da nicht machen, dachte er. Doch er dachte auch: Es wird alles wieder gut werden. Wenn sie weiterhin kämpft und tapfer ist und alles macht, was die Ärzte sagen. Er hielt sie etwa 10 Minuten. Dann frage er sie": Ist alles wieder gut? Machst Du kein Suizid? Bist Du vernünftig?", fragte er sie.
"Ja. Ich bin vernünftig. Es ist schon wieder okay. Ich mach kein Suizid. Ich hab das nur so gesagt, weil ich verzweifelt war", sagte sie.
Dann löste er die Umarmung, stand auf und setzte sich neben sie auf die Wohnzimmercouch. Er hatte immer noch grosse Sorge, dass die sich etwas antun würde. Alle mögliche Szenarien reisten durch seinen Kopf. Würde sie wirklich such mit einem Messer rieten wollen? Er blickte sie an und kam zum Ergebnis, dass sie sich inzwischen beruhigt hatte und alles nicht so schlimm sei. Das sein eine vorübergehende depressive Phase. Tief im Inneren wollte er das auch so sehen. Er kam nach einer Weile auf das Thema Jugendamt zurück.
"Was die Frau vom Jugendamt betrifft, ist es wichtig, einen guten Eindruck zu machen."
"Ja."
"Und ich erkläre Dir den Plan. Ich gehe zum Ortsamt und hole für Dich eine Meldebestätigung. Dort steht dann schwarz und weiss, dass Du bei mir wohnst! Wenn sie Frau vom Jugendamt uns besuchen kommt, wirs sie Dich sehen, ich werde ihnen sagen, dass du bei mir wohnst und werde ihr diese Meldebestätigung zeigen."
"Ja. Das ist gut."
"Hauptsache ist, dass Du am ....da bist. Notfalls mit einem Geh-Stock, mit dem Gehwagen oder im Rollstuhl."
"Ja", sagte sie.
Dann schwieg sie. Erst nach einer Weile sagte sie": Danke, dass Du für mich eingekauft hast."
"Ja. Bitte. Es ist für mich selbstverständlich, dass ich Dir helfe."
"Hast Du alles eingekauft?"
"Alles was auf der Liste steht."
Dann stand sie auf und sah in Clemens Einkaufstüte nach.
"Du hast die Butter vergessen. Du hast eine trockenen Wein vergessen."
"Weil ich dachte, dass Du Wein nach Deiner Operation nicht vertragen kannst. Außerdem hattest Du das nicht erwähnt, dass ich ihn kaufen soll", sagte Clemens.
Dann blickte sie weiterhin mit negativem Gesicthsausdruck auf das Eingekaufte.
"Und die Schokolade?"
"die solltest Du dich wegen Deiner Krankheit nicht essen. Ich hab die Vorträge von Dr. Kessler im Fernsehen angehört. Da soll man auf Zucker und Produkte, die Zucker enthalten verzichten, da sich der Krebs ausbreiten könnte. Besonders auf Süßes sollte man verzichten."
"Auch und ich soll auf Dr. Kressler hören? Wer sagt, dass das richtig ist, was Dr. kressler sagt?"
"Das ist richtig. Meine Überzeugung ist das auch."
"Meine Überzeugung ist das nicht. Ich esse ein Eis wann ich es will und ich esse was Süßes, wann ich es möchte. "
"Du solltest aber nach dem Arzt breiige Spreisen essen. Grießbrei..."
"Ja. Das mach ich , Schlaumeier. Aber nicht lange. Dann esse ich das, was ich möchte", sagte Nadja.
Du wirst, wenn Du bald gar nichts mehr essen, wenn Du Dich weiterhin falsch ernährst, dachte Clemens. Dann würde Clemens deutlicher.
"Wer rät Dir denn solche ungesunden Sachen bei Deiner Krankheit zu essen? Etwa Dein Freund Wolfgang? Weil er Sich bewerben will?", sagte Clemens sarkastisch.
"Du kannst gleich rausgehen, wenn Du so weitermachst", sagte Nadja.
Er blickte sich um. Stand dann auf und sagte": Meine Sorge. Ich bleib nicht lange." Er blickte sich zuerst im Wohnzimmer um. Und blickte auf die Fenster.
"Wir sollen uns nicht streiten. Aber du musst zugeben, dass Deine Wohnung ziemlich dreckig ist. Es würde nicht eingekauft, die Fenster sind immer noch nicht gereinigt. Das wollte ja Wolfgang machen. Hat er aber nicht. Dann liegen hier Medikamente rum, die man hätte sorgfältig sortieren können. Man müsste auch mal Staubsaugen, die Blumen gießen, die schon fast verwelkt sind. Hier in der Wohnung lüften, weil es hier sehr nach Medikamenten stinkt", bemerkte Clemens.
"Das weiss ich auch. Ich bin krank und kann das nicht alles machen", antwortete sie. "Das wollten ja Wolfgang und meine Mutter machen. Aber sie hatten keine Zeit gehabt."
"Das kann ich ja machen", unterbrach Clemens sie. "Ich komme in den nächsten Tagen mit Fensterreinigungsmittel vorbei und werde die Fenster reinigen. Auch werde ich staubsaugen."
"Ja. Das ist nett. Dann komm vorbei."
"Wann hast Du denn Zeit? Morgen habe ich einige Termine und habe keine Zeit. Da habe ich Kunden-Gespräche über Hausverkauf. Übermorgen habe ich aber Zeit zum Beispiel. Soll ich übermorgen kommen?"
"Ja. Übermorgen ist gut", sagte sie.
"Okay. Dann komme ich übermorgen", bestätigte er.
"Ja."
"So. Jetzt werde ich die Blumen begrüßen. Gibt es hier eine Gießkanne?"
Nadja zeigte auf die Fensterbank, auf der die Gießkanne neben einigen kleinen Palmenpflanzen und Kakteen standen - das waren die einzigste n Pflanzen, die die Zeit als Nadja im Krankenhaus war überlebt hatten.
"Auf der Fensterbank. Wasser ist in der Küche", sagte Nadja.
Dann stand er von der Wohnzimmercouch, ging zur Fensterbank und griff sich die kleine Gießkanne, und ging damit in die Küche. Wenig später füllte er sie dort mit Wasser, kehrte mit er gefüllten Gießkanne ins Wohnzimmer zurück und begoss die Blumentöpfe. Danach stellte er die Gießkanne wieder auf die Fensterbank und setzte sich wieder ne en Nadja auf die Couch.
"Wie man die Wohnung nur so herunterkommen lassen. Der Wolfgang hätte als Dein Freund schon längst was machen können", so rutschte es Clemens so raus.
Dann würde Nadja sauer.
"WAS MISCHT DU DICH IN MEINE BEZIEHUNG EIN! ES IST NICHT DEINE SACHE! DU BIST MEIN EX", schrie sie.
"Ist ja gut. Beruhig Dich. Da weiss ich doch."
"Du hast doch bestimmt eine Freundin."
ACH, jetzt kommt wieder diese Leier. Ihre Eifersucht. Wir haben das doch alles schon geklärt und ich weiss, dass ich nur ein Exfreund bin und nicht mehr, dachte er.
"ICH HABE KEINE FREUNDIN! WIE OFT WIRST DU DARÜBER REDEN!?"
Dann herrschte zuerst Stille. Er dachte schon, das sie später weitere Fragen stellen würde, ihn beschimpfen würde oder mit Annäherungsversuchen kommen würde, wie das im Krankenhaus der Fall war. Aber er wusste, dass sie so krank war und voller Sorgen und Medikamente, so dass es nicht zu solchen Annäherungsversuchen kommen würde. Das Thema Sex und auch was das Thema Partnerschaft zwischen ihm und ihr war absolut erledigt. Sie hatte nur mit ihrer Krankheit zu kämpfen, hatte auch keine solche Gedanken (er übrigens auch nicht) und er wollte nur helfen und mehr war eben in dieser Situation nicht und das hatte er auch so akzeptiert.
"Und ich hatte den letzen Einkauf für Dich von meinem Geld bezahlt. Ich muss das Geld, was ich ausgegeben habe von Dir zurück bekommen, So wie das abgesprochen ist. Denn ich habe wenig Makleraufträge und nur noch wenig Geld auf dem Konto. Wann kriege ich das Geld wieder? Oder bist Du heute bei der Bank unten gewesen."
Dan stutzte sie rum.
"Nun. Ich weiss nicht ob ich jetzt Geld hier in der Wohnung habe. Ich werde morgen zur Bank gehen oder Wolfgang oder jemand anderes wird das für mich machen."
"Wer denn? Wolfgang oder Deine Mutter? Dan. Muss Mutter oder Wolfgang eine Vollmacht für Dein Konto haben", sagte Clemens.
Er wurde plötzlich wach. Und Nadja antwortete darauf nicht. Stattdessen sagte sie nur ausweichend": Es muss sich noch Geld im Wohnzimmerschrank in einer Schublade befinden. Wahrscheinlich. Guck Mal nach", sagte sie.
Dann stand Clemens von der Couch auf, ging zum Wohnzimmerschrank, riss die Schublade auf und suchte nach dem Geld. Doch er fand dort nichts. Er fand in der Schublade nur das Karl-May-Buch Winnetou 2. Er nah das Buch kurz in die Hand, guckte auf das dunkel grüne Cover mit dem gemalten Winnerou-Indianer. Dann legte er das Buch wieder in die Schublade
"Ich gab das Geld leider nicht gefunden", sagte er und schloss die Schublade. Dann ging er wieder zur Couch und setzte sich wieder neben Nadja.
"Dann gebe ich dir das Geld übermorgen", sagte sie.
"Gut", sagte er. Er machte eine Pause. Dann sagte er": Hast Du eigentlich mal an Sebastian gedacht?", fragte Clemens.
"Wie meinst Du das? Denkst du an Erbschaft?"
"Ich will das Thema nicht gerne anschneiden. Aber unser Sohn sollte nicht später mit leeren Händen dastehen, wenn was passiert. Was ich natürlich nicht hoffe", sagte Clemens.
"Es ist für ihn gesorgt."
"Du hast also noch genug Geld auf dem Konto für Sebastian? Hast ihn auch als Erben eingesetzt sicherlich...", hakte Clemens nach.
"Es ist für ihn gesorgt",antwortete sie.
"Gut. Das ist auch nur ein Punkt, den ich ansprechen wollte."
"Aha. Jetzt geht es doch auch um Geld", sagte sie.
"Es geht ja nicht um mich, mir kann es egal sein, es geht mir nicht ums Geld. Aber Sebastian sollte abgesichert sein. Im schlimmsten Fall. Es geht um unseren Sohn!", betonte Clemens.
"Es geht wieder ums Geld."
"Es geht hier auch um Sebastian", meinte Clemens.
Dann schwiegen sie. Dann holte Clemens sein Handy aus der Tasche und blickte auf die Uhr.
Es war schon 22 Uhr.
"Ich muss los. Es ist schon 22 Uhr", sagte Clemens.
"Willst Du nicht ein bisschen bleiben? Wir können Abendbrot essen. Tee trinken zusammen und zusammen Fernsehen gucken. Den. Es läuft nachher ein toller Film. Casablanca mit Humphrey Bogart."
Clemens stand von Sofa auf. Er umarmte Nadja.
"Es tut mir leid. Ich warte gerne länger geblieben. Aber ich muss nach Hause. Es ist schon 22 Uhr. Ich muss morgen arbeiten. Und ich muss Tante Elke anrufen und fragen, ob Sebastian die Hausaufgaben gemacht hat. Denn er wird von den Lehrern und von.Jugendamt sehr beobachtet", sagte Clemens.
"Ein doch nur ein wenig. Bitte. Nur Tee trinken und ferngucken", sagte Nadja.
Dann liess sich Clemens überreden.
"Ja. Das werde ich. Ich werde Elke und Sebastian von hier aus anrufen nur und auch Deine Grüße ausrichten", sagte er.
"Ich mach dann den Tee und einige Brote", sagte Nadja.
"Ich werde Dir dabei helfen", sagte er.
Dann ginge sie in die Küche.
"Es könnte alles so schön sein. Aber nun bin ich ja krank. Wenn man krank ist , beginnt man mehr darüber nachzudenken was im Leben wichtig ist. Und man beginnt sich über die kleinen Dinge im Leben zu freuen", erzählte sie.
"Das wird wohl so sein", sagte er.
"Weißt Du...es gibt die Welt drinnen - dass heisst die Welt drinnen im Krankenhaus und dann die Welt da draussen", sagte sie. "Und die Menschen da draußen schätzen oft das Leben nicht, wissen oft nicht was wichtig ist und viele nörgeln obwohl sie gesund sind", erklärte Nadja.
"Das mag so sein. Wobei nicht jeder, der außerhalb des Krankenhauses nicht unbedingt gesund ist. Es gibt ja auch psychisch Kranke", antwortete er
Dann machte Nadja den Kühlschrank auf und holte Butter und Aufschnitt wie Käse und Wurst hervor und aus einem Schrank Brot. Und wenig später schmierten sie zusammen Wurst- und Käsebrote. Auch machten sie einen Zitronen-Tee. Dann stlzr Sue alles auf einen Tabkett und Clemens trug das Tablett ins Wohnzimmer und stellte es auf der Tisch. Nadja folgte ihm ins ins Zimmer. Dann setzen sie sich auf die Wohnzimmercouch. Nadja griff sich die Bedienung und schaltete den Fernseher an. Es lief auf einem Programm Casablanca. Während sie Casablanca guckten assen sie.
"Das sollten wir öfters machen. Zusammen Abendbrot essen", sagte Nadja.
"Das stimmt. Ich hatte nur mit Sebastian zusammen gegessen. Wenn er bei Tante Elke ist und dort schläft, bin ich oft einsam. Da esse ich nur alleine und gucke auch alleine gern. Aber so ist das nun mal."
"Dann bist Du einsamer ans ich dachte."
"Ja."
"Ich bin auch oft alleine. Wenn ich im Bett liege. Mach ich mir Sorgen. Ob ich das schaffe die Krankheit zu besiegen. Kommt noch eine Operation? Wie wird die nächste Untersuchung sein? Es sind alles Ängste und es ist schwer sich dagegen zu wehren."
"Ich kann verstehen, was Du durchmachst", sagte Clemens.
Nadja wechselte das Thema
:?"meinst Du , Du kriegst das Problem mit dem Jugendamt gelöst?"."Ja. Das kriegen wir hin. Du musst nur am ...da sein. Um den Trat kümmere ich mich. Auch werde ich die meiste Zeit reden."
"Das ist gut."
"Es ist ein wunderbarer Abend so viel dem Gervsegen zbsitze. Und zu reden."
"Das finde ich aich."
"Das kommt in letzter aureit nicht oft vor."
"Ja. Ich weiss. Aber wenn der Film zur de ist, muss ich gegen. Wir Segen und dann übermorgen", sage er. Sue Fichten noch db Film zuende . Dann verasvhiedete sich cjene s von Nadja. Zum Abschluss umarmte er se.."das war ein schöner Abend. Wir Segen und übermorgen gute Nacht.""
Dann verließ Clemens die Wohnung. Wenig später verliess er das Mietshaus, ging zu seinem Wagen, stieg ein und fuhr davon.
Es war 13 Uhr als Nadja bei Clemens auf seinem Handy anrief. Er nahm das Handygespräch entgegen.
"Hallo Clemens", sagte sie nur.
"Geht es Dir gut?", fragte er.
"Wie soll es mir gehen? Ich bin sehr krank...", sagte sie.
Dann erzählte sie ihm, dass sie schlecht geschlafen hatte und viele Tabletten genommen hatte. Clemens riet ihr mit den Tabletten vorsichtig zu sein. Denn er hatte schon einmal erlebt, wie sie zu viel und die falschen Tabletten (vermutlich mit Absicht) im Krankenhaus genommen hatte.
"Du musst aufpassen. Du darfst nicht zu viele Tabletten nehmen. Das ist gefährlich. Das hatte ich schon im Krankenhaus mit Dir erlebt. Ich will das nicht nochmal erleben. Halt Dich an die ärztlichen Anweisungen was Tabletten betrifft", mahnte Clemens.
"Ja. Ich werde aufpassen", versprach sie.
"Gut", antwortete Clemens. "Ich kann Dir übrigens beim Saubermachen helfen. Ich kann Fensterreinigungsmittel kaufen. Seife... Ich kann die Fenster reinigen, putzen, etwas aufräumen. Staubsaugen, " bot Clemens an.
"Das ist sehr nett", sagte sie.
"Dann komme ich morgen bei Dir vorbei", sagte Clemens.
"Ja. Gerne."
Dann sagte sie etwas, was Clemens stutzig machte.
"Ich muss einkaufen. Kannst Du für mich einkaufen?", fragte sie. "Ich geb Dir das Geld wieder."
"Einkaufen? Du hast doch selbst Geld. Kann Wolfgang das nicht machen?", fragte er verwundert..
"Wolfgang hat Ärger mit dem Vermieter und kann nicht kommen heute", sagte sie.
"Aha. Und Du kannst es nicht selbst erledigen? Ich hab auch Arbeit und muss mich um Sebastian kümmern", fragte Clemens.
"Nein. Kann ich nicht", antwortete sie.
"Aber Du kannst doch draussen gehen. Ich weiss, dass da ein Supermarkt gleich bei Dir ein paar Häuser weiter vor dem Haus ist", erklärte Clemens.
"Nein. Das geht nicht."
"Hast Du kein Geld?", fragte er.
Sie schwieg zuerst. Dann sagte sie": Ich weiss nicht wieviel auf meinem Konto drauf ist."
Clemens verdrehte die Augen.
"Du weisst aber doch sicher, wieviel auf Deinem Konto drauf ist?", fragte er.
"Weiss ich nicht. Ich hab meine Kontoauszüge verlegt", antwortete Clemens.
Clemens verlor die Geduld.
"Dann komme ich mal vorbei", sagte er.
Dann sagte sie": Du musst einkaufen für mich. Ich kann es nicht."
"Na gut, dann mach ich das wieder. Du kannst ja nichts machen", sagte Clemens ironisch.
"Kaufe bitte Brot ein, Schinken, Saft, Joghurts, Käse, Corn Flakes., Milch ...", sagte sie.
"Gut. Mach ich. Ich schreib mir das auf. Ich kaufe auch das Fenster-Reinigungsmittel, Seife. Und wenn Du kein Wischmob hast, auch ein Wischmob", sagte er.
Dann schrieb Clemens alles auf.
"Ich kann Die übrigens in der Wohnung hatte gesehen, dass es in Deiner Wohnung Dann verliess er seine Wohnung und ging in einen Supermarkt nicht weit von ihm entfernt. Dort kaufte er alles von seinem eigenen Geld ein, was Nadja benötigte. Auch fand er dort Reinigungsmittel, Seife, einen Wischmob, Lappen - alles was man zu reinigen brauchte und kaufte dies ebenfalls für Nadja. ein. Danach ging er mit dem gekauften Wischmob und den anderen gekauften Wischmob zu seinem Wagen, packte dort alles auf den Rücksitz, stieg ein und fuhr dann in die .....zu Nadjas Wohnung. Er parkte den Wagen vor ihrer Wohnung am Strassenrand, stieg mit den beiden Einkaufstüten, den Reinigungsmitteln und dem Wischmob aus und ging damit zu ihrer Wohnung.
Kapitel 7: Der Streit
Es war etwa 18 Uhr als er ihre Wohnung in der Giebelstrasse 16 in Neukölln erreichte. Nachdem er geklingelt hatte, öffnete Nadja die Tür. Sie hatte ein Nachthemd an (,das sie den ganzen Tag getragen hatte), sah elend und dünn aus, hatte tiefe Ringe unter den Augen und ihre Haare waren bis zur Hälfte ausgefallen.
"Hallo Nadja. Hier habe ich Deine Sachen gekauft. Das Geld bekomme ich ja wieder von Dir", sagte Clemens.
Er stellte die zwei Tüten mit den Lebensmitteln auf die linke Seite des Flurs.
"Danke", sagte sie. "Du kannst ins Wohnzimmer gehen...ich mach Dir ein Kaffee."
"Ja, gerne", sagte Clemens. "Ich kann Dir dabei helfen. Oder ich mach ihn mir gleich selber. Du musst Dich ausruhen. Mach Dir keine Mühe", antwortete Clemens. Er bückte sich und griff sich die Seife und dann griff den Wischmob.
"Ich würde sagen, dass ich mit der Arbeit beginnen werden", sagte er.
"Aber das musst Du nicht...", sagte sie.
Doch er unterbrach sie.
"Ich fange jetzt an zu putzen", sagte er. Dann ging er ins Wohnzimmer. Als er einen Blick ins Wohnzimmer warf, war er überrascht. Er sah, dass die Fenster bereits gereinigt worden waren, dass der Fussboden und der Teppich mit einem Staubsauger gereinigt worden war. Es waren neue Vorhänge am Fenster. Er entdeckte neue Blumentöpfe auf der Fensterbank. Sämtliche, Bücher, die vorher auf dem Schrank herumlagen, waren geordnet. Nur auf dem Tisch sah es chaotisch aus. Da lagen noch etliche Medikamente. Und ihm fiel auf, dass die Schubladen im Wohnzimmerschrank aufgerissen worden waren. Clemens wusste, was passiert war.
"Ich seh schon...Da wurde schon gereinigt. Da brauchst Du mich deshalb nicht mehr. Dann habe ich die Sachen zur Fensterreinigung umsonst gekauft", sagte er frustriert. Wütend liess er das Reinigungsmittel und den Wischmob auf den Boden fallen.
"Ne, so ist das nicht...", antwortete sie.
"Dann hat Wolfgang das alles saubergemacht?", fragte er. "Ich bin mir sicher, dass Du ihn damit beauftragt hast."
"Es ist so...er hatte mir das angeboten, schnell vorbeizukommen und das zu machen", antwortete sie.
Clemens wurde lauter.
"AUCH SO. ICH WOLLTE DAS MACHEN, DIE FENSTERREINIGUNGSSACHEN KAUFEN; DANN RUFST DU WOLFGANG AN UND SAGST, DASS ER DAS MACHEN SOLL, OHNE MICH ZU INFORMIEREN! Dann hätte ich das gar nicht gekauft!", schrie er.
"Wolfgang hat ja nur geholfen. Und auch zu Teil meine Mutter!", antwortete Nadja.
"WIR WAREN HEUTE VEABREDET! DANN HÄTTEST DU MIR ABSAGEN SOLLEN! Und das hast Du nicht getan. Ich hab wie ein Idiot für Dich eingekauft und Du hast mich wie ein Idiot hierbestellt!"
"Ich wusste nicht, ob Du kommst."
"Ich komme immer. WIR WAREN 10 Jahre zusammen und kennst mich scheinbar nicht. Du hättest wissen sollen, dass ich pünktlich und zuverlässig bin."
"Das tut mir leid."
Dann blickte er sich weiter im Wohnzimmer um und sah, dass eine wertvolle chinesische Vase, die auf dem Schrank stand, verschwunden war. Und auch ein Sonnenblumenbild und ein Mohnblumenbild von der in Berlin bekannten Malerin Gaby Zimmermann.
"Zwei wertvolle Bilder fehlen und die chinesische Vase fehlen. Das ist merkwürdig", bemerkte Clemens.
"Wolfgang kam ... und half mir. Deshalb ...dachte ich, dass ich ihn auch helfe...er hat ja Ärger mit dem Vermieter. Er muss doch auch was bekommen, wenn er mir hilft", stammelte Nadja.
Clemens wurde wütender.
"ACH UND DA HAST DU IHN BEZAHLT INDEM DU ZWEI TEUERE BILDER IHM SCHENKST UND DIE TEURE CHINESISCHE VASE. AUCH SO LÄUFT ES", sagte er. "UND WAS KRIEG ICH? Ich krieg noch nicht mal mein Einkaufsgeld zurück", sagte er.
"Ich geb zu...es war ein Fehler!"
"Sie nutzen Dich nur aus! Plünder Dich nur aus! Und Du merkst es nicht!"
"Sie wollten nur helfen und ich...hab Wolfgang was gegeben!"
"Ach so, läuft es! Ich will sofort das Einkaufsgeld zurück."
"Ich weiss nicht, wo meine Kontokarte ist."
"Dann werde ich sie suchen. Das muss ja irgendwo sein. Ich lass mich nicht länger von Dir verarschem", sagte Clemens.
"Vielleicht in der Schublade. Oder auf dem Schrank. Ich weiss es nicht. Hab ich verlegt"
Clemens suchte die Kontokarte auf der Fensterbank und unter dem Sofa. Auch dort fand er sie nicht. Dann lief Clemens zu dem Wohnzimmerschrank und suchte nach Nadjas Konto. Doch oberhalb des Schranks fand er sie nicht.
"Sie muss hier irgendwo sein!", schimpfte er.
Dann zog er die rechte Wohnzimmerschrank-Schublade auf. Nachdem er eine Weile die Schrankschublade durchwühlt hatte, fand er dann die Kontokarte und die Kontoauszüge von dem Nadjas Konto 1306...
"Hier ist die Kontokarte und die Kontoauszüge. Da muss ja noch was drauf sein", sagte Clemens.
"Sicher", antwortete sie.
"Nächstes Mal solltest Du sie in einem Ordner anheften. Auf jeden Fall mehr Ordnung schaffen."
"Das mache ich normaler Weise."
"Das bezweifle ich. Das ist hier ein ziemliches Chaos. Ich kann für Dich zur Bank gehen und ich hebe Für Dich Geld ab. Da müsstest Du mir eine Vollmacht geben, die Du jederzeit wiederrufen kannst. Oder mir die Geheimzahl geben."
Clemens blickte auf die Kontoauszüge. Bei schneller Duschsicht sah er, dass vor einigen Monaten das 1306-Konto noch ein Guthaben von 13.000 Euro aufwies. Dann sah er innerhalb kurzer Zeit (etwa in einem Zeitraum von 6 Wochen) diverse Abhebungen von ihrem Konto. Oft 2 oder 3.000 Euro. Und das hauptsächlich seitdem sie an Krebs erkrankt war und im Krankenhaus war. Am Ende war das Konto insgesamt mit 35 Euro im Plus. Der Rest war aus unerklärlichen Gründen weg! Clemens wurde noch wütender.
"Du hattest 13.000 Euro gehabt noch vor zwei Monaten. Nun ist fast nichts mehr drauf auf dem Konto. Alles weg! Kannst Du das erklären?", fragte er.
"Ist alles weg?", fragte sie ungläubig.
"ES IST ALLES WEG. ICH BIN MIR SICHER, DASS WOLFGANG ALLES ABGEHOBEN HAT. UND ER HAT DAMIT SEINE SCHULDEN BEZAHLT."
"Ich hab....ihm etwas Geld gegeben. Den Rest hat er abgehoben,. Diese Ärzte, die Krebstherapien kosten ja Geld..."
Clemens unterbrach sie.
"DA MUSST DU KEIN EXTRA-GELD BEZAHLEN. Das zahlt die Krankenkasse. Jede Krankenrechnung reichst Du bei der Krankenkasse ein und dann bekommst Du das Geld zurück. Halte mich nicht für ein Idiot!", sagte Clemens.
"Der Wolfgang hat ja auch eingekauft für mich. Das kostet!"
"Da kostet 200 Euro. Aber nicht 13.000 Euro! Du erzählst Märchen. BIST DU VERRÜCKT GEWORDEN? DER WOLFGANG HAT DICH BETROGEN! ER HAT DICH AUSGEPLÜNDERT! UND DIE BEIDEN BILDER UND DIE TEURE CHINESISCHE VASE HAT ER AUCH MITGENOMMEN!", schrie Clemens. "Du hattest früher mindestens 25.000 Euro gehabt. Jetzt ist alles weg."
"Ein Teil des Geldes habe ich auf einem anderen Konto."
"Da ist bestimmt auch nichts mehr drauf. Sonst würdest Du mich nicht darum bitten für Dich von meinem Geld einzukaufen!", schrie Clemens.
"Das ist nicht so..."
Clemens suchte weiter in der Schublade nach dem anderen Konto. Doch er fand es nicht. Dann gab er es auf.
"Das zweite Konto ist auch abgeräumt. Da bin ich sicher! Sebastian wird nichts von dem Geld erben! WEISST DU WAS? DU KANNST ALLEINE EINKAUFEN UND ALLES MIT WOLFGANG MACHEN! SOLL DER DIR HELFEN! Ich bin raus aus der Sache und suche mejn Glück woanders!", sagte er. Dann schmiss er die Kontokarte und die Kontokarte in die Schublade und verliess das Wohnzimmer.
"Wo willst Du hin!", schrie sie ihm noch nach, als er gerade auf dem Flur zur Wohnungstür lief.
"ICH GEHE! MACH DAS ALLES MIT WOLFGANG! TSCHÜSS!", schrie er. Dann lief er aus ihrer Wohnung, lief die Treppen runter bis in die unterste Etage. Dann lief er aus dem Mietshaus zu seinem Wagen, stieg ein und fuhr los. Soll sie nächstes Mal alleine einkaufen, ich fahre nicht mehr zu ihr. Kontakt-Pause mindestens mehrere Wochen, dachte er während er fuhr.
Als er um 21 Uhr zu Hause in seine Wohnung in der Margaritenstrasse ankam, schloss er die Wohnungstür und ging ins Wohnzimmer. Dort sass Sebastian auf dem Wohnzimmersessel und guckte fern. Er wusste bereits, was geschehen war, da Nadja Tante Elke angerufen hatte und erzählt hatte, was passiert war und sie hatte es dann Sebastian weitererzählt...
"Musst Du mit Mama Streit haben?", fragte er.
"Ich hab Ärger mit ihr."
"Warum? Weil ich nichts erbe?"
Clemens schwieg.
"Es ist so, dass ich mit ihr Probleme habe...", versuchte Clemens zu erklären. "Deshalb ist eine Kontaktpause momentan das Beste."
"Sie ist krank. Willst Du den Kontakt gänzlich zu ihr abbrechen?", fragte Sebastian.
"Ich brauche eine Pause. Bestimmt eine Woche Pause", sagte er. "Ich gehe nach draussen. Spazieren. Und werde nachdenken. Ich komme gleich wieder. Mach Dir selbst Abendbrot. Essen ist im Kühlschrank", antwortete Clemens.
Dann verliess er das Wohnzimmer. Und kurz darauf die Wohnung. Wenig später ging er draussen spazieren. Wenig später erhielt er auf dem Handy eine WhatsApp-Nachricht von Nadja.
"Es tut mir leid. Ich wollte nicht Wolfgang nicht mein Geld geben. Noch nicht einmal eine Vollmacht. Es ist passiert, weil ich krank bin. Die Kontrolle verloren hatte. Ich hab ihm auch Geld geliehen. Er wird das zurückzahlen. Du solltest das verstehen. Es war nett, dass Du eingekauft hast. Danke. Ich hoffe, Du wirst mich besuchen. Ich werde an Sebastian denken. Er ist mein Sohn. LG Nadja", schrieb sie. Nachdem Clemens die Nachricht gelesen hatte, schrieb er an sie": Du kannst mit dem Geld machen, was Du willst. Es interessiert mich nicht mehr. Ich hab Dir vergeben, dass Sebastian nichts mehr bekommen wird. Du musst Doch auch nicht mehr bei mir melden. Wolfgang kann sich ja um Dich kümmern. Ich werde von Dir Abstand nehmen. Ab und zu mal helfen - ansonsten Abstand. Ich wünsche Dir alles Gute und Gesundheit. Gruss, Clemens." Mehr nicht. Kurz darauf rief Tante Elke an.
"Siehst Du? Ich hab doch gewusst, dass Sebastian nichts erben wird. Ich wusste es. Ich kenne ihren Charakter. Und weil Du mit anderen Frauen Pech hast, klammerst Du Dich an Nadja", sagte sie.
Obwohl Clemens wusste, dass an ihrer Behauptung etwas dran war, sagte er": Weisst Du? Nadja ist mir inzwischen egal. Völlig egal."
"Und wie lange willst Du den Kontakt zu ihr abbrechen?", fragte sie.
"Ich weiss nicht. Ich werde mich eine Weile nicht mehr bei ihr melden. Eine Woche oder zwei Wochen lang bestimmt. Soll Wolfgang sich um sie kümmern", sagte Clemens. Dann beendete er das Gespräch. Er ging noch eine Weile spazieren, ging frustriert und verärgert durch die Strassen und durch den Park. Dann kehrte er später wieder in seine Wohnung zurück.
Kapitel 8: Nadjas Tod
Clemens war gerade aufgestanden, hatte geduscht und wollte gerade Frühstück machen, als sein Handy, das sich in seiner Hosentasche befand, klingelte. Er holte das Handy aus der Tasche und ging an das Handy.
"Ja? Hallo", sagte er.
Es war Tante Elke am Handy.
"Hallo. Ich bin's, Tante Elke. Mutter Ilse hatte bei mir angerufen. Sie weiss nicht, wo Nadja ist. Hast Du was von Nadja gehört?", fragte sie.
"Nein", antwortete Clemens etwas überrascht.
"Du hast keinen Kontakt mehr zu ihr zur Zeit?", fragte sie.
"Ne. Du weisst doch...Das letzte mal hatte ich sie besucht, weil ich bei ihr saubermachen wollte und die Fenster reinigen wollte. Da sah ich, dass Wolfgang alles schon gemacht hatte. Ich hab mich in diesem Moment verarscht gefühlt. Da habe ich ihr gesagt, dass Wolfgang das ja in Zukunft alles machen kann und ich das nicht mehr mache. Und auch nicht mehr komme. Dann hatte ich gesehen, dass sie kein Geld mehr auf dem Konto hatte. Das hat wohl alles Wolfgang verpulvert. Anders kann ich mir das nicht erklären", erzählte ihr Clemens.
"Aber da muss ja mehr passiert sein", vermutete Tante Elke.
Clemens erklärte daraufhin noch einmal ausführlich, was passiert war. Und dass Sebastian sich nichts mehr Erben wird.
"Es ist so, dass sie weg ist. Ich dachte, dass Du weisst, wo sie ist. Denn Ilse macht sich auch Sorgen", meinte Tante Elke.
"Das ist mir nicht bekannt. Vermutlich ist die nur zum Einkaufen gegangen. Oder zu einer Nachbarin. Ich denke, dass sie nur kurz weg ist. Vielleicht für ein paar Stunden und dann wiederkommt", antwortete Clemens.
"Sie war den fahren Tag nicht da."
Clemens würde nachdenklich und still.
"Ich denke, dass es eine Erklärung gibt. Aber....ich bin jetzt müde, verstehst Du. Ich denke, dass sie morgen wieder auftaucht. Sie ist bei einer Freundin. Vermutlich. Es gibt eine Erklärung. Da muss man sich keine Sorgen machen", beruhigte sie Clemens.
"Gut. Dann werde ich Ilse beruhigen", antwortete sie.
"Ich werde sie morgen früh anrufen. Dann würde sie mir sagen, was los ist", sagte er.
"Das machen wir so", sagte Tante Elke.
"Ja. Ich gehe jetzt ins Bett. Gute Nacht", sagte Clemens.
Dann beendeten sie das Gespräch. Dann ging Clemens ins Schlafzimmer, zog sich aus, zog sich ein Pyjama an und ging ins Bett. Wenig später schlief er ein.
Am nächsten Morgen stand er schon um 8 Uhr auf. Nachdem er geduscht und sich angezogen hatte, wollte er gerade in der Küche sein Frühstück machen. Dann klingelte plötzlich wieder das Handy-Telefon. Es war Schwiegermutter Ilse.
"Nadja meldet sich immer noch nicht", sagte sie.
"Was?", fragte Clemens.
"Sie meldet sich nicht. Sie ist nicht erreichbar", sagte "Schwiegermutter Ilse". Sie klang verzweifelt.
Clemens versuchte sie zu beruhigen.
"Dann ist sie weg. Keine Ahnung. Kommt wohl gleich wieder", vermutete er.
"Es ist nicht normal. Wenn ich anrufe, geht sie nicht an ihr Handy! Sie hat immer ihr Handy dabei! Das ist ungewöhnlich", klagte sie.
Vorher war er einigermaßen ruhig geblieben. Als Clemens nun dies hörte, wurde er unruhig.
"Du meinst, es ist was passiert?", fragte er besorgt.
"Da muss was passiert sein", meinte Ilse.
"Beruhig Dich Sie ist wahrscheinlich bei Wolfgang."
"Nein. Da ist sie nicht. Ich hab Wolfgang schon angerufen."
"Was? Da ist sie nicht? Dann ist sie bei der Nachbarin. Oder bei einer Freundin", meinte Clemens.
"Nein. Ich glaube es nicht", antwortete sie.
"Wieso?"
"Weil sie davon gesprochen hatte, sich umzubringen.*
Clemens erschrak.
"Sich umzubringen? Wieso?", fragte er.
"Sie hatte mit gesagt, dass sie unter ihrer Krebskrankheit leider und nicht mehr leben möchte. Sie will ihrem Leben ein Ende bereiten", berichtete "Schwiegermutter" Ilse.
"Was? Wann sagte sie das?"
"Gestern Abend."
"Gestern Abend? Und ich erfahre davon nichts?"
"Wir dachten, dass Du nach dem Streit böse bist und Dich nicht melden würdest", sagte sie.
"Das ist Quatsch."
."Sie hatte erwähnt, das es Streit gab und Du einfach abgehauen warst und Du mit ihr nichts mehr zu tun haben willst."
"WAS? Da war nur ein kleiner Streit. Mehr nicht", verharmloste Clemens den Streit. "Warum wird das wieder aufgebauscht? ICH wollte eigentlich Ihre Wohnung saubermachen und nicht dieser Wolfgang. So war es abgesprochen. Und nun hatte dieser Wolfgang sauber gemacht. Das hatte mich verärgert", redete er die ganze Situation schön.
"Es ist ja eigentlich egal wer sauber macht. Nadja meldet sich nicht und wir müssen sie suchen", antwortete Schwiegermutter Ilse.
"Ja. Das stimmt. Dass sie nichts an ihr Handy ran geht ist seltsam. Und dass sie über Suizid nachdenkt und redet, macht alles schlimmer und Besorgnis erregend. Ich werde da zuerst mal bei ihr anrufen. Vielleicht erreiche ich sie. Wenn ich sie nicht erreichen kann, werde ich zu ihrer Wohnung fahren", sagte er.
Dann schrie plötzlich Schwiegermutter Ilse": Du musst zu ihr hinfahren!"
"Das mache ich. Wieso bist Du nicht dorthin gefahren?", fragte Clemens.
"Weil ich meine Tabletten mich nehmen musste. Weil Du ein Wagen hast und schneller zu ihr hinfahren kannst als ich. Ich werde natürlich auch dorthin fahren", sagte Ilse.
"Ich werde mich bemühen. Ich mach mich gleich auf dem Weg. Vielleicht fahre ich mit Tante Elke dorthin", sagte Clemens.
"Ja. Aber beeil Dich", sagte sie.
Dann beendeten sie das Gespräch. Dann rief Clemens sofort Tante Elke auf seinem Handy an.
"Ich hab mit Mutter Ilse gesprochen. Sie fragt wo Nadja ist. Sie ist nirgendwo zu erreichen", erklärte Clemens. "Sie geht auch nicht an ihr Handy."
"Ist sie nicht bei Wolfgang?", frage sie.
"Nein. Sie ist nirgendwo erreichbar. Sue sprach auch von Selbstmord. Dass sie die Krankheit nicht erträgt. Sie hatte auch den Streit erwähnt zwischen uns", antwortete Clemens.
"Dann musst Du sofort hinfahren!", schrie Tante Elke. "Sollen wir zusammen dorthin fahren?"
"Ja. Besser ist das."
"Dann fährst Du los. Und ich los und treffen uns vor Nadjas Wohnung in der Giebelstrasse 16", sagte sie.
"Oder ich fahre zu Dir und hole Dich ab."
"Nein. Wir verlieren zu viel Zeit. Wir fahren getrennt dorthin und treffen uns dort vor Nadjas Wohnung."
"Das machen wir so."
Dann beendeten sie das Telefonat. Dann zog er sich seine Schuhe an, rannte er zum Garderobenständer auf dem Flur, griff sich seine Jacke und verließ die Wohnung und das Mietshaus. Schnell rannte er zu seinem Wagen, stieg ein und fuhr los.
Als er um 21 Uhr dort ankam, parkte er den Wagen auf der Giebelstrasse vor der Nummer 16 auf der rechten Strassenseite. Dann stieg er aus dem Wagen und lief auf das Mietshaus zu, in dem Nadja wohnte. Plötzlich sah er links Scheinwerfer. Es war Tante Elkes Wagen. Sie parkte dicht hinter seinem Wagen am Strassenrand, stieg aus und lief auf ihn zu.
"Warst Du jetzt oben gewesen in ihrer Wohnung?", fragte Tante Elke.
"Nein. Noch nicht. Ich hab ja auch keinen Schüssel. Normalerweise hätte ich einen Schlüssel haben müssen", antwortete Clemens.
"Das meine ich. Das finde ich dumm, dass sie Dir keinen Schlüssel gegeben hat. Und dass sie das Geld verprasst hat und nicht an Sebastian gedacht hat."
"Es ist mir egal. Ich will nur Nadja finden. Darum geht es."
"So war das nicht gemeint. Natürlich geht es nur um Nadja. Du weisst, wie ich das meine..."
"Natürlich. Gegen wir zu ihrer Wohnung", sagte Clemens.
Dann gingen sie schnell ins Mietshaus. Dann nahmen sie den Fahrstuhl und führen nach oben. Dann stiegen sie die dritte Etage aus und gingen zu ihre Wohnung. Als sie direkt vor der Wohnung standen, klingelten sie. Doch es machte meiner auf. Wieder klingelten sie. Doch es öffnete keiner. .
"Sie muss doch da sein", sagte Clemens unruhig.
"Normaler Weise ja", antwortete Tante Elke.
"Vielleicht ist sie bei der Nachbarin. Oder sie ist einkaufen gegangen", sagte Clemens.
Dann drückte Clemens wieder die Klingel. Einmal. Zweimal. Dreimal. Doch es machte keiner auf.
"Das gibt es doch nicht. Da muss doch jemand sein", sagte Tante Elke.
"Es muss was passiert sein", schlussfolgerte Clemens.
Dann ging plötzlich die Wohnungstür auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs auf. Eine ältere Frau stand an der Tür.
"Gibt es hier ein Problem?", fragte sie.
"Nadja ist weg. Wir können sie nirgendwo finden", erklärte Clemens.
"Vielleicht ist sie nur einkaufen gegangen", meinte die Nachbarin.
"Auch auf Anrufe reagiert sie nicht. Sie ist nirgendwo erreichbar", erklärte Tante Elke.
"Wir glauben, dass irgendwas passiert ist. Sie hatte schwarze, ganz schwarze Gedanken. Sie wissen, was ich meine?", erklärte Clemens.
"Da haben Sie Recht. Das ist merkwürdig", entgegnete die Nachbarin.
"Wir überlegen uns schon die Polizei zu rufen", sagte Tante Elke.
"Dann sollten sie besser vorerst nachschauen. Vielleicht ist sie in der Wohnung", meinte die Nachbarin.
"Dort ist sie nicht. Wir haben mehrmals geklingelt", entgegnete Clemens.
"Sie haben aber auch keinen Zweitschlüssel?", fragte die Nachbarin.
"Nein", erwiderte er.
'"Ich habe aber einen."
"Sie haben einen Zweit-Schlüssel?", fragte Clemens überrascht.
"Ja. Sie sagte, dass dieser Schlüssel eigentlich ein anderer bekommen sollte. Aber sie hatte sich das überlegt und gab mir den Schlüssel, um auf die Wohnung aufzupassen, falls Sie mal nicht da sein sollte. Zum Beispiel im Krankenhaus*, erklärte sie.
"Ich verstehe."
"Sie hat extra einen weiteren Schlüssel machen lassen", sagte sie."Warten Sie. Ich hole den Schlüssel."
Dann ging sie in ihre Wohnung. Nach etwa einer Minute kam sie mit dem Schlüssel wieder, ging schnurstraks zur Nadjas Wohnungstür und öffnete sie mit dem Schlüssel.
"Ich han die Tür aufgekommen."
"Gehe wir rein", sage sie. Dann gingen sie alle drei in die Wohnung. Sofort kam ihnen ein seltsamer Geruch entgegen. So nach ranzigem Käse.
Sie gingen dann den Flur entlang und blickten in die Küche. Da war sie nicht. Dann sahen sie im Schlafzimmer nach. Da war sie auch nicht.
"Wo kann sie nur sein", sagte Tante Elke.
"Dann nur im Wohnzimmer nach", antwortete Clemens.
Dann gingen sie in das Wohnzimmer. Sofort sah sie auf dem Boden hinüber. Dort am Tisch lagen auf dem Boden zwei Beine. Neben ihr Magen auf dem Boden mehrere Medikamente.
"Da liegt sie...", sagte Clemens.
Als er Nadja auf dem Boden liegen sah, sah, sagte er nur": Nadja. Nein. Bitte nicht."
Dann ging er zur Nadja. Sie lag auf dem Bauch. Sie lag mit der rechten Gesichtshälfte auf dem Boden. Als er in ihr Gesicht schaute, war ihr Gesicht leer, fahr, eingefallen, die Augen tief in den Höhen. Den Mund zu einem Klagegeschrei offen. Und aus dem Mund lief eine Flüssigkeit raus.
'Nadja", schrie er. Er rüttelte und zerrte an ihrem Körper und versuchte Mund- zu-Mund-Beatmung zu machen. Dann sah er: Sie rührte sich nicht.
"Sie ist tot", schrie er. Und er fing an zu weinen. Dann weinten schließlich alle. Verloren zum Teil völlig die Nerven. Weinten. Zitterten.
Nach einer Weile sagte die Nachbarin": Wir müssen den Krankenwagen und die Polizei rufen."
"Ja", sagte Clemens.
"Ich nach das schon", sagte sie. Dann verließ die die Wohnung und lief in ihre Wohnung. Dort rief sie dann den Krankenwagen und die Polizei.
"Wie ist sie umgekommen?", fragte die Nachbarin bestürzt.
"Sie hat Tabletten genommen. Willentlich oder aus Versehen. So wie das aussieht", antwortete Tante Elke.
Wieder weinten sie. Dann entdecken Clemens, dass auch das Mohnblumenbild im Wohnzimmer fehlte.
"Das Mohnblumenbild fehlt. Das hat bestimmt alles Wolfgang mitgenommen!", bemerkte Clemens.
"Das sieht so aus", meinte Tante Elke.
Dann blickte Clemens wieder auf Nadja.
"Nadja. Nadja!", schrie er.
Nach etwa 20 Minuten kam die Polizei. Und der Rettungsdienst. Die Kollegen vom Rettungsdienst versuchten Nadja mit Wiederbelebungsmaßnahmen wie einer Massage zu wiederbeleben. Doch sie konnten nichts mehr tun. Auch ein Arzt untersuchte Nadja gründlich und könnte nur den Tod feststellen.
"Sie ist tot. An Medikamenten Missbrauch gestorben", sagte der Arzt.
Clemens schlug die Hände vor das Gesicht. Auch die Nachbarin und Tante Elke waren schockiert. Nadjas Mutter Elsa kam in die Wohnung. Sie schrie, als die von den Tod ihrer Tochter Nadja erfuhr. Dann würde Nadjas Leiche abtransportiert. Die Polizei stellten Clemens, Tante Elke und "Schwiegermutter" Ilse - soweit es in ihrem Schockzustand möglich war - noch einige Fragen im Wohnzimmer.
"Sie sind in die Wohnung gekommen und haben Nadja entdeckt, wie sie tot am Boden im Wohnzimmer lag", sagte der Polizist Jürgen Clasen.
"Ja. Ich, die Nachbarin Frau Schäfer und meine Tante Elke", antwortete Clemens.
"Wie sind Sie in die Wohnung gekommen?", fragte der andere Polizist Ronald Siebert.
"Die Nachbarin Frau Schäfer hatte einen Schlüssel gehabt", berichtete Tante Elke.
"Sie war sehr krank gewesen?", fragte Siebert.
"Ja. Sie hatte Krebs gehabt und wollte nicht mehr leben", berichtete Tante Elke. Das bestätigte auch Mutter Ilse. Nachdem sie dieses der Polizei gesagt hatten, war es klar: Nadja hatte wegen ihrer Krebskrankheit Selbstmord begangen.
Dann sagte Clemens', dass jemand sämtliche Bilder und eine Vase (auch schon vor einer Woche) aus ihrer Wohnung genommen hatte.
"Ich bin mir sicher, dass Nadja das nicht gewollt hatte", meinte Clemens.
Dann sagte Schwiegermutter Ilse": Nadja hattte ihre Bilder und Vasen an Wolfgang verschenkt. Sie war mit Wolfgang zusammen gewesen. Und der Clemens' ist nur der Ex gewesen", sagte Mutter Ilse. Sie machte Clemens schlecht, während sie Wolfgang lobte. Und schliesslich glaubten die Polizisten "Schwiegermutter" Ilse mehr als Clemens.
"Gut. Dann hat sich alles geklärt. Wenn Nadja das so wollte", meinte der Polizist Clasen.
"Das wollte sie nicht", korrigierte Clemens.
"Wolfgang hätte sich um Nadja gekümmert als sie krank war", sagte Tante Ilse.
"Das stimmt so nicht. Ich hab mich am meisten um Nadja gekümmert", korrigierte Clemens.
"Das sehe ich so nicht. Wolfgang und ich haben uns um Nadja gekümmert", meinte "Schwiegermutter."
"Das stimmt mit Sicherheit nicht", korrigierte Tante Elke.
Es drohte ein Streit auszubrechen. Ein Polizist ging dazwischen.
"Wir wollen hier kein Streit. Das was in der Wohnung fehlt - das sollten Euro Anwälte klären. Ich stelle noch ein paar Fragen und dann ist erst mal für heute Schluss", sagte ein anderer Polizist namens Hubert Lange.
Die Polizisten nahmen alle Personalien von Tante Elke, Schwiegermutter Ilse, der Nachbarin Frau Schäfer und Clemens auf. Dann verliessen sie alle die Wohnung. "Schwiegermutter" Ilse redete mit Clemens und Tante Elke kein Wort mehr.
Als später Clemens um 22 Uhr mit einer Flasche Bier mit Tränen in den Augen in seiner Wohnung in der Margaritenstrasse vor dem Fernseher sass und um Nadja trauerte, klingelte das Handytelefon. Er holte das Handy aus seiner Tasche und nahm das Handygespräch an. Es meldete sich Tante Elke.
"Das tut mir leid, dass Nadja gestorben ist", meinte sie. Sie wusste, dass Nadja - trotz all dem was in der Vergangenheit vorgefallen war - Clemens viel bedeutet hatte. Und über ihren Tod hinaus immer noch bedeutet.
"Ja. Schlimm. Ich hätte sie früher besuchen sollen", sagte Clemens reumütig. "Ich hätte mehr tun sollen."
"Du hast keine Schuld. Du hattest alles getan! Du weisst, wie sie war. Oft streitsüchtig. Cholerisch. Kompliziert. Oft auch egoistisch und ungerecht", meinte Tante Elke. "Aber sie war die Mutter Deines Sohnes! Und hatte sicher auch einige guten Seiten gehabt. Sie hatte zumindest zeitweise gegen den Krebs gekämpft."
"Ja. Es war mit ihr nicht immer einfach", gab er zu. "Aber...sie war die Mutter meines Sohnes. Und sie war tapfer, hatte gekämpft ...bis sie den Kampf gegen den Krebs verloren hatte", sagte Clemens.
"Ein Bild in ihrer Wohnung fehlt - so habe ich von Dir gehört", sagte Tante Elke.
"Das stimmt. Ich habe mich in ihrer Wohnung umgesehen. Es fehlte das Mohnblumenbild. Die hat Wolfgang mitgenommen", antwortete Clemens.
"Ja. Das scheint so."
"Wolfgang und ihre Mutter haben bestimmt alles geplündert. Das ganze Geld von dem Konto genommen. Und Nadja hast sich bestimmt von ihnen überreden lassen, sie als Alleinerben einzusetzen", meinte Tante Elke.
"Ja. Ich weiss. Nadja hatte keinen Cent mehr gehabt und ich musste für sie einkaufen gehen, weil sie kein Geld mehr hatte. Schlimm."
"Und sie hatte das zugelassen! Sie hatte zugelassen, dass Sebastian gar nichts kriegt! Keinen Cent! Die Erbschaft - ist komplett weg. Nadja hatte das zugelassen!", sagte Tante Elke. Sie war etwas empört. Es fiel ihr schwer sich zusammen-zu-reissen.
Clemens stoppte sie.
"Du hast Recht. Aber es reicht. Sie ist gerade gestorben. Lass uns nur über Nadjas positiven Eigenschaften reden", sagte Clemens.
"Du hast Recht. Du hast sie immer noch geliebt. Nach alldem was sie Dir angetan hatte", bemerkte sie.
"Wir hatten auch schöne Momente erhebt. Ich war letzte Woche noch bei ihr gewesen. Da hatten wir über alles gesprochen. Sie bat mich bei ihr zu bleiben. Da hatten wir zusammen Casablanca geguckt mit Humphrey Bogart. Das war sehr schön. Und ich denke: Nur das zählt. Das Gute!!! Das Gute, was ich mit ihr erlebt habe! Und das nenne ich eine Form von Liebe: Die Bereitschaft zu verzeihen. Den Partner in der Not beizustehen. Das Gute zu sehen und nicht das Schlechte. Und diese schönen Momente werde ich nicht vergessen. Mag ja Wolfgang durch seine Heuchelei sie um das Vermögen gebracht haben kurz vor ihrem Tod. Und auch dazu beigetragen haben, dass sie sich das Leben nahm. Aber eines bleibt mir in Erinnerung: Die schöne Zeit, die ich letzte Woche mit ihr verbracht habe", erklärte Clemens.
Er unterdrückte ein Weinen.
"Ich verstehe Dich. Ich verstehe Dich. Ich werde Dir auch helfen. Du brauchst auch eine Pause. Du musst Halt finden. Du könntest Dich weiterhin die Gemeinde Letzten Heiligen besuchen", meinte Tante Elke.
"Das werde ich tun", antwortete Clemens entschlossen.
"Wenn Deine Freunde Dich verlassen haben, sind ich und Sebastian für Dich da. Oder Du für uns. Denn besonders Sebastian braucht Dich", sagte Tante Elke.
"Ich weiss", antwortete Clemens leise.
"Trotzdem wäre es gut, wenn Du deine Gesundheit regelmäßig kontrollieren könntest."
"Ja. Ich weiß."
"Ich weiss, dass Nadjas Tod ein Schock für Dich ist. Aber Du könntest vielleicht auch mal einen Psychologen besuchen, der Dir zusätzlich hilft das alles zu verarbeiten. Ich sage das nur, um Dir zu helfen."
"Ja. Du hast Recht....vielleicht mach ich das."
"Und dann solltest Du Dir mal einen Urlaub gönnen", riet ihm Tante Elke.
"Ja. Du hast Recht. Ich muss mal wegfahren", entgegnete Clemens.
"Dann ist dann noch etwas...wir müssen die Beerdigung regeln."
"Ja...ich weiss."
"Wir müssen dann Kontakt mit einem Bestattungsinstitut aufnehmen und den Pastor kontaktieren. Und den ganzen Papierkram...", sagte Tante Elke.
"Ja. Ich weiss. Das wird gemacht", antwortete Clemens.
"Und den Termin mit dem Jugendamt müssen wir verschieben. Den Termin müssen wir aus Pietäts-Gründen. Nach der Beerdigung machen wir einen neuen Termin und ich werde sagen, dass ich bei Dir wohne und mich auch um die Erziehung von Sebastian kümmere. Dann gibt es keine Probleme."
"Ja. Er machen wir alles so."
Sie redeten noch eine Weile. Zwischenzeitlich kamen Clemens noch die Tränen. Dann war das Gespräch abgebrochen.
Am 15.8.2022 war dann die Beerdigung. Es waren Tante Elke da, Clemens, Schwiegermutter Ilse, Nadjas Bruder Sven da, Wolfgang. Dann waren noch einige Trauergäste aus der Splitter-Mormon- Gesellschaft da. Dann waren noch etwa 10 andere Trauergäste da: Einige "Tanten" und Onkel", die angeblich zu Nadjas Familie gehörten und einige angeblich "Freunde" von Nadja, die aber weder Clemens noch Tante Elke gesehen hatte und die auch sonst niemand von den anwesenden Trauergäste, die Clemens kannte, kannte.(wahrscheinlich waren darunter auch einige Erbschleicher). Sie alle sassen alle auf ihren Stühlen in der Kapelle und blickten auf den auf dem Altar aufgebahrten Sarg und auf den Pastor links am Rednerpult, der eine emotionale Trauerrede hielt. Sie klang modern, authentisch, einfühlsam. Und die Worte waren warmherzig gewählt. Er erzählte kurz aus Nadjas Leben.
"Sie lebte nach dem Motto: Man kann nur das tun, was man auch tun kann. Was man nicht tun kann, kann man nicht tun", sagte er.
"Schon früh ging sie ihren Weg als Schneiderin. Sie ging immer konsequent ihren Weg. Sie hatte einen starken Willen...."
Er schaffte es Nadjas Leben mit all seinen Höhen und Tiefen zu beschreiben. Dann war die Trauerrede beendet. Die Sargträger trugen dann den Sarg aus der Kapelle. Alle Trauergäste - auch Clemens und Tante Elke - folgten dann den Sargträgern. Als sie das ausgehoben Grab von Nadja erreichten, sprach der Pfarrer einige Dankes- und Geleitworte. Anschließend wurde der Sarg in das Grab hinabgelassen. Der Pfarrer sprach noch einmal "Asche zu Asche, Staub zu Staub." Dann wurde ein wenig Sand auf den Sarg geworden. (Dann wurde das Grab später zugeschaufelt.)
Als Clemens an Schwiegermutter Ilse vorbeiging, sagte sie zu ihm": Du hast Schuld. Du hast Du hast Dich um Nadja nicht gekümmert."
"Ich hab Schuld? Du und Wolfgang - ihr habt alles geplündert. Auch Nadjas Konto. Und Sebastian hat ihr um die Erbschaft gebracht!", antwortete Clemens empört.
Dann kam Wolfgang zu ihnen. Er hatte das Gespräch aus der Ferne belauscht.
"Sie ist wegen Dir gestorben. Du hast sie alleine gelassen", sagte Wolfgang.
"Niemals! Ich hab mich um sie gekümmert. UND IHR HABT SIE AUSGEPLÜNDERT. DIE VASEN, DIE BILDER, DIE KONTEN!"
Dann ging Wolfgang auf Clemens zu, hob drohend die Faust. "Und Du bist ein armseliger Wichtigtuer. Der es nicht geschafft hat die Beziehung mit Nadja auf die Reihe zu kriegen!", sagte er. Als er das sagte und so wie er da mit der Faust vor Clemens stand, sah Clemens rot. Voller Wucht schlug er ihm die Faust ins Gesicht. Wolfgang taumelte zurück. Bückte sich, hustete. Dann drehte er sich um und schrie": Das wirst Du büßen. Das gibt eine Strafanzeige ich gegen damit zum Anwalt!"
"Und ich geh zum Anwalt, weil Du Nadja ausgeplündert. hast", schrie Clemens zurück. Dann verliess er den Friedhof. Die Trauergästen und der Pastor waren entsetzt.
Nachdem Clemens aufgrund der Sorgen und Trauer um Nadja diese Nacht kaum geschlafen hatte, aufgestanden war, klingelte es am 17.8. an Clemens Wohnungstür. Er öffnete sie. Es standen Elder und Jack von der der Mormonen-Splitter-Gruppe an der Wohnungstür.
"Hallo. Wie sind hier, um Dir herzliches Beileid zu wünschen", sagte Elder.
"Ja. Vielen Dank", antwortete Clemens.
"Wollen wir das Buch Nephi studieren? Und das Buch Mormon?", fragte sein Glaubensbruder Jack.
"Ja, gerne. Ich hab nicht viel Zeit", antwortete Clemens.
"Aber nur eine halbe Stunde."
"Ja. Eine halbe Stunde."
Dann gingen sie uns Wohnzimmer und studierten dort einige Kapitel von dem Buch Mormon. Am Schluss es Bibelstudiums sagte Elder": Du kannst gerne in unsere Gemeinde kommen."
"Ja. Vielen Dank", antwortete Clemens.
Dann gingen sie.
Einen Tag später fand er vor seinem Briefschlitz an der Wohnungstür einen Brief von Wolfgang. Er hatte ihn vermutlich an diesem Morgen durch den Briefschlitz in seine Wohnung geschmissen. Clemens öffneten den Brief und las ihn sich durch.
Dort stand:
Hallo Clemens. Das was auf dem Friedhof geschehen ist, ist eine Sauerei. Ich werde einen Strafanzeige gegen Dich wegen Körperverletzung Paragraph erstatten. Du wirst sehen....Ich bleibe dabei: Du hast bei Nadja versagt.
MfG Wolfgang.
Na, soll er man, ich werde sofort zum Anwalt gehen, dachte Clemens. Dann ging er in die Küche und machte sich einen Tee und ging damit wenig später ins Wohnzimmer. Dann machte er den Fernseher an, setzte sich aufs Sofa, trank dabei Tee. Er dachte an Nadja, die er verloren hatte, an seine Freunde, die er verloren hatte. Sebastian war an diesem Tag auch nicht da, da er wieder bei Tante Elke war und würde auch dort eine Nacht übernachten wollen. Gefühle der Einsamkeit überkamen ihn. Und er wusste in diesem Moment nichts mit sich anzufangen. Denn arbeiten wollte und konnte er einen Tag nach Nadjas Tod nicht mehr. Zu tief sassen die Trauer und Depressionen - weshalb er nach Tantes Elkes Rat zum Psychologen und auch mit der Gemeinde der Mormon-Splittergruppe Kontakt aufnehmen wollte. Auch litt er unter Appetit- und Schlaflosigkeit. Da die Gefühle der Einsamkeit überhand nahmen, rief er Eberhard auf seinem Handy an. Doch er war nicht da. Da war nur ein Anrufbeantworter eingeschaltet. Er hinterließ die Nachricht, dass Nadja verstorben war.
"Ich wollte nur mitteilen, dass Nadja am ...gestorben ist. Die Beerdigung fand statt. auch wollte ich mich entschuldigen, dass ich letztes Mal so unfreundlich war. Aber Nadjas Krankheit hatte mich belastet. Ich würde mich freuen von Euch zu hören." Danach guckte er wieder fern. Dann rief um ungefähr 19:30 Uhr Tante Elke an.
"Wie geht es Dir?", fragte sie.
"Nicht so gut", sagte er. Und sie erkannte an Clemens Tonfall, das es ihm nicht gut ging.
"Was ist los?", fragte Tante Elke besorgt.
"Ich leide unter extremer Schlaflosigkeit", antwortete er.
"Dann musst Du was tun."
"Ja. Aber vorher müssen wir den Mitarbeitern vom Jugendamt überstehen."
Am 19.8.2022 (Freitag) war dann der Termin mit zwei Frauen vom Jugendamt. Clemens und Tante Elke hatten sich gut auf den Termin vorbereitet. Sie hatten Clemens Wohnung gut aufgeräumt und gesäubert. Und zwar jeden Winkel, damit sie nicht meckern könnten! Und sie waren auch gut angezogen. Sie hatten auch viele Lebensmittel in den Kühlschrank gestellt. Und Elke würde sagen, dass sie bei Clemens wohnen würde. Und zu Sebastian sagten sie, dass er nicht zu viel erzählen sollte, außer dass er traurig über den Tod seiner Mutter sei, ansonsten sei alles in der Familie in Ordnung. Er würde weiterhin die Schulaufgaben machen, im Schul-Unterricht mitmachen und seine Freunde treffen. Sie wollten den Eindruck einer perfekten Familie vermitteln. Um 14 Uhr klingelte es an Clemens Wohnungstür. Clemens gig an die Wohnungstür und öffnete sie. An der Wohnungstür standen Annette Schröder und Ina Mertens vom Jugendamt. Clemens stellte sich vor und liess sie rein.
"Ich bin Clemens Stahlmeyer. Kommen Sie rein", sagte er.
Obwohl er das bei einem Handygespräch mit dem Jugendamt bereits gesprochen hatte, erwähnte er wieder, dass Nadja gestorben war.
"Meine Lebensgefährtin, die Mutter meines Sohnes Sebastian, ist leider gestorben. Deshalb mussten wir den Termin verschieben.", erklärte Clemens.
"Das tut mir leid. Unser aufrichtiges Beileid", sagte Frau Mertens.
"Und wie kommen Sie damit zurecht? Das muss für Sie ja sehr schwer sein. Brauchen Sie Hilfe?", fragte Frau Schröder.
Dann stellte sich Tante Elke vor.
"Wir schaffen das schon. Ich bin Tante Elke Riemer. Ich wohne hier auch und kümmere mich zusammen mit Clemens um Sebastians Erziehung", erklärte sie.
"Das ist ja erfreulich. Wir wollten uns noch einmal in Ihrer Wohnung umsehen", sagte Frau Mertens.
"Ja. Bitte", antwortete Clemens
Dann gingen sie durch die Räumlichkeiten der Wohnung. Zuerst sahen sie sich die Küche an. Frau Schröder öffnete den Kühlschrank und warf dort einen Blick hinein. Auch Frau Mertens warf dort einen Blick hinein. Sie sahen, dass dort alles drin war, was wichtig war: Brot, Aufschnitt wie Wurst, Käse und Saft, Joghurt, Soßen, Pudding, ....Frau Schröder schloss wieder die Kühlschranktür und warf noch ein Blick in das Tiefkühlfach hinein. Dort sah sie tiefgekühltes Rindfleisch, Chicken Mc Nuggets, TK-Pizzen, TK-Fisch, TK-Gemüse. Sie schloss wieder das TK-Fach.
"Hier ist alles okay. Für Sebastian ist genug Essen drin", sagte Frau Mertens.
Dann zeigte sie auf einen Fleck rechts an der Ecke am Fenster.
"Da ist Schimmel. Das ist gesundheitsschädlich."
Clemens reagierte sofort. Er öffnete eine Schublade in der Nähe der Waschmaschine, holte eine Flasche Sagrotan hervor und hielt es hoch.
"Ich hab hier Sagrotan. Morgen wird das beseitigt", sagte er.
"Gut. Dann werden uns hier weiter umsehen", antwortete Frau Mertens.
Clemens überzeugte sie. Und sie waren zufrieden. Frau Schröder und Frau Mertens guckten sich noch das Schlafzimmer an, dann das Bad und danach das Wohnzimmer. Es gab nichts zu beanstanden.
"Die Wohnung ist in Ordnung. Wir wollen noch einmal mit Sebastian alleine sprechen. Am besten in seinem Kinderzimmer."
"Okay."
Dann gingen sie mit Sebastian in sein Kinderzimmer. Sie fragten ihn, ob er glücklich sei. Er bejahte dies. Auch fragten sie, wie er mit dem Tod von seiner Mutter zurecht kam und ob er Hilfe benötigte. Er sagte die Antwort, die er mit Tante Elke und seinem Vater Clemens vorher einstudiert hatte, dass er zwar trauere, aber er sich von der Trauer nicht überwältigen lasse und er trotzdem noch seinen Schul-Alltag bewältigen könnte, er keine Hilfe vom Jugendamt benötigen würde, da er genug Hilfe von seinem Familienmitglieder bekommen würde und er genug Freunde hätte. Diese Antworten überzeugten sie schließlich, so dass die keine Fragen mehr stellten. Wenig später gingen sie alle drei aus den Kinderzimmer. Kurz darauf sagte Frau Mertens zu Clemens und seiner Tante": Wie Sie wissen...Wir vom Jugendamt sind immer sehr um das Wohl der Kinder besorgt. Wir haben uns umgesehen und haben uns überzeugt, dass es Sebastian gut geht. Daher werden wir gehen. Wir wünschen Euch viel Kraft und alles Gute. Und nochmal herzliches Beileid." Dann verließen sie die Wohnung.
Als sie weg waren, waren Clemens, Tante Elke und Sebastian erleichtert. Clemens wischte sich den Schweiß von der Stirn. Elke sah ihn näher an und merkte wie nervös und blass er wirkte.
"Geht es Dir gut?", fragte sie.
"Ja. Ich hatte kaum geschlafen. Das alles ...mit Nadja...belastet mich sehr", antwortete Clemens.
"Ich kann Dir zu raten, Dich zu erholen. Geh sonst zum Psychologen. Der kann Dich etwas aufbauen. Und die Gemeinde von Pastor Henkel sicherlich auch.."
" Ja, sagte er. Du hast Recht", entgegnete Clemens leise. Denn er wusste in diesem Zeitpunkt in seiner Situation keinen Ausweg.
Am 23.8.2022 ging er dann zum Psychologen. Aber zu einem anderen Psychologen! Dr. Waldhut hiess der neue Psychologe, dessen Adresse er aus dem Internet herausgesucht hatte. Als er in seine Praxis ging, begrüßte ihn Dr. Waldhut. Er sass hinter einem Tisch vor einigen Aktenordnern, Zetteln und vor seinem Computer.
"Sie sind Herr ...Stahlmeyer?", fragte er.
"Ja", antwortete Clemens.
Dann zeigte er auf einen Stuhl, der vor dem Tisch stand.
"Setzen Sie sich."
Dann setze er sich auf einen Stuhl an dem Tisch. Dr. Waldhut gegenüber.
"Dann erzählen Sie mal. Warum sind sie hier. Wir kann ich helfen?", frage Dr. Waldhut.
Dann fing Clemens an zu erzählen.
"Ich hatte eine schwere Zeit erlebt. Meine Exfreundin Nadja, die mir viel bedeutete, erkrankte an Krebs. Ich war bis zum Schluss bei ihr und hatte mich so gut es ging um sie gekümmert. Leider ist sie letzte Woche verstorben. Manchmal fühlte ich mich schuldig, weil ich das Gefühl hatte nicht genug getan zu haben. Und dieses Gefühl hat ihr aktueller Freund Wolfgang, und Schwiegermutter, die mich nicht mögen verstärkt. Aber ich hatte alles getan, was man tun könnte bei nüchterner Betrachtung", sagte er. Erzählte alles ausführlich was passiert war. Zwischenzeitlich musste er auch einmal etwas weinen.
"Ich bin zur Zeit oft erschöpft, ich bin beruflich etwas ausgebremst. Ich habe etwas Schlafstörungen", erzählte Clemens. "Aber ich nehme an, dass sie verschwinden werden, oder was meinen Sie?", fragte er.
"Das ist normal, dass Sie Schlafstörungen haben und beruflich etwas ausgebremst sind. Es ist so, dass Sie so viel durch gemacht haben", sagte er.
"Ich verstehe."
"Wie es aussieht, leiden Sie unter posttraumatische Belastungsstörungen", sagte er.
"Und was kann man dagegen tun?", fragte Clemens.
"Ich rate Ihnen zuerst einmal zur Ruhe. Ein bisschen auch mal rausgehen, etwas Sport treiben dass heißt mal im den Block zu gehen oder zu Laufen. Dan können sie besser schlafen", empfehle ich Ihnen.
Dann wollte Dr. Waldhut mehr über ihn wissen. Und er fragte, was er beruflich machte.
"Ich bin Immobilienmakler", erzählte Clemens.
"Ich mag meinen Job. Kann ihn aufgrund meiner Trauerphase nicht ausüben", sagte er.
"Eine Pause ist gut", sagte er.
"Ja."
"Haben Sie Kinder?"
"Einen Sohn. Sebastian."
Clemens erklärte, dass er bei ihm wohnte. Und dass Tante Elke bei ihm wohnte.
Dann fragte er nach Clemens Kindheit.
"Hatten Sie eine gute Kindheit gehabt?"
"Ja. War alles gut."
"Ihr Verhältnis zu ihren Eltern war gut?"
"Ja. Zum Vater hatte ich ein gutes Verhältnis gehabt. Und auch zu meiner Mutter."
"Sie leben aber nicht mehr "
"Nein."
Clemens erzählte, dass ihn mal einige Mitschüler etwas geärgert hatte, weil er so ein gutmütiger, weichherziger Mensch war. Aber nur in der Schulzeit."
"Es gab Streit?"
"Ja. Es gab manchmal Streit, aber das war okay."
"Ich war immer ruhig. Und ausgeglichen."
"Sie hatten sich nicht aufgeregt."
"Nein. Ich war immer still. Erst später als ich Immobilienmakler wurde, würde ich selbstbewusster. Da war man wer."
"Ja. Und Nadjas Tod hatte sie belastet?"
"Ja."
"Ich hab die Leute erst so richtig kennengelernt. Ihr Egoismus. Wenn man krank ist, meiden die Leute einen wir die Pest", so teilte er ihm seine Ansichten mit.
"Ist das so? Ich sehe das unterschiedlich bei meinen Patienten. Einige Patienten kümmern sich liebevoll um andere Patienten. Das hängt natürlich auch davon ab, welche Menschen sie waren", meinte Dr. Waldhut.
"Nadja war kein einfacher Mensch. Sie konnte oft sehr zornig und egoistisch sein."
"Und warum war das so?", fragte Dr. Waldhut.
"Sie hatte keine einfache Kindheit gehabt. Ihre Eltern hatten sie oft früher nicht gut behandelt. Das war zumindest das, was sie erzählte. Wenn man ihren Erzählungen glauben kann!", antwortete er.
"Das kann möglich sein. Aber befragen können wir sie nicht mehr."
"Nein. Sie liegt jetzt auf dem Friedhof."
Dr. Waldhut machte eine Pause. Dann sagte er": Wie mir scheint, sind Sie ganz normal. Das sind normale Reaktionen. Sie haben posttraumatische Belastungsstörungen."
"Ja."
"Wollen Sie die nächsten Male wiederkommen?"
"Ja. Wir machen es so. Wenn es mir schlechter geht, komme ich vorbei. Ansonsten...", antwortete Clemens.
"Ich rate Ihnen Urlaub zu machen."
"Ja."
"Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich gut erholen!", sagte Dr. Waldhut zuletzt.
"Danke."
Dann verabschiedete sich Clemens und verliess die Arztpraxis. Er ging gerade in Richtung seines Wagens, dachte wieder an Nadja, als das Handy in seine Hosentasche klingelte. Er stieg in seinem Wagen an der Steuerseite ein, holte das Handy aus seiner Hosentasche und nahm das Handygespräch an. Es meldete sich Silas.
"Hallo? Hier ist Silas. Wie geht s Dir?"
"Meine Ex-Frau ist gestorben", berichtete Clemens. Er erzählte, was alles passiert war, wie Nadja gestorben war und er erzählte auch von der Beerdigung.
"Oh, das tut mir leid. Mein herzliches Beileid. Das ist bestimmt sehr schwer für Dich", sagte Silas.
"Ja. Das ist sehr schwer "
"Wenn Du Trost suchst. Wenn Du Dich mal aussprechen möchtest, können wir uns mal treffen. Dann reden wir. Komm doch einfach mal in meiner Bar vorbei", schlug Silas vor..
"Ja. Ich weiss nicht. Nadja ist gerade gestorben...", antwortete Clemens.
Silas unterbrach ihn.
"Daniela will Dich auch mal sehen. Dass soll ich ausrichten", sagte er.
"Das ist nett", sagte er zögerlich. "Aber ich bin für tiefe Kontakte ....noch nicht bereit", antwortete Clemens.
"Ich verstehe, dass das für Dich schwer ist", sagte Silas.
"Ja. Das ist schwer."
"Aber....man darf sich auch nicht kaputt machen. Das Leben geht weiter."
"Ich weiß nicht.."
"Du kannst Dich ja hier an der Bar auch nur unterhalten. Da sind auch Leute da, die Du kennst:. Wie gesagt, Daniela will Dich sehen. Es sind auch viele andere da. Sascha, Roland, Lucy. Alle sind da", sagte Silas.
"Sascha kenne ich nicht. Die Lucy kenne ich. Und Daniela", antwortete Clemens.
"Das heißt, dass Du kommst?", fragte er.
"Naja..."
"Ich hab bald nicht mehr den Laden. Die Anwohner hatten sich beschwert, das war oft bei den Partys zu laut. Es sollen daher solche Partys nicht mehr stattfinden. Das findet ein paar Mal noch statt und dann ist das vorbei. Das ist wahrscheinlich die vorletzte Veranstaltung, die ich dort mache", erklärte er.
"Was? Du hörst auf?", fragte Clemens erstaunt.
"Zumindest finden solche Veranstaltungen nicht mehr dort statt. Deshalb....kommst Du vorbei?', fragte er. Er begann dann weiterhin Clemens zu überreden.
Clemens zögerte. Dann sagte er": Na gut. Ich komme."
Sie redeten noch eine Weile. Dann beendeten sie das Telefonat. Dann startete er den Motor und fuhr mit seinem Wagen nach Hause.
Kapitel 9: Flucht vor den Problemen
Als er in seiner Wohnung ankam, ging er in die Küche, holte ein Bier aus dem Kühlschrank und ging damit ins Wohnzimmer. Dort sassen Sebastian und Tante Elke vor dem Fernseher.
"Wie war das beim Psychologen?"
"Ja. Gut. Er sagte, dass ich posttraumatische Belastungsstörungen habe. Es ist aber normal. Er riet mir mich auszuruhen, mit mal Urlaub zu gönnen.'
"Das sag ich doch! Das sagte ich immer! Du musst Dir mal Ruhe gönnen und verreisen. Fahre zum Beispiel nach Mallorca. Das ist gut. Ich bleibe in dieser Zeit in Deiner Wohnung und kümmere mich um Sebastian."
"Ja. Du solltest Dich erholen. Du stehst blass aus", sagte Sebastian.
"Ja. Ich werde wegfahren."
"Und wohin?", fragte Elke.
Er zögerte zuerst zu antworten. Dann sagte er": Ich werde nach Hannover fahren."
Elke war etwas überrascht.
"Nach Hannover? Da gibt es sicher bessere. Orte wohin man Reise könnten. Mallorca. Ibiza, Teneriffa, London, Schweiz. Österreich. Aber Hannover? Was ist an der Stadt so Besonders?"
"Ach...nichts. Es ist so...ich kenne da einen Freund."
"Ach ja. Du kennst ja so einen Immobilienmakler , der auch irgendwelchen Eventveranstaltungen macht."
Elke wusste nicht, mehr, weil Clemens ihr auch nicht mehr erzählt hatte. Sie vermutete, dass es irgendwie mit seinem Beruf als Immobilienmakler zusammenhängen könnte.
"Ja. Er will mir seinen neuen Objekte zeugen, der er verkauft. Er hat vielleicht sogar einen Kunden für mich. Oder vielleicht sogar einen Auftrag für mich."
"Also willst Du Urlaub mit Arbeit verbinden?", fragte Elke.
"Ja. So ähnlich. Brauche mal Abwechslung. Und Ruhe", sagte er.
Dann schwieg er eine lange Zeit. Wenn er unbedingt nach Hannover fahren will, soll er fahren. Er ist erwachsen und weiss, was er tut, dachte Tante Elke.
Kapitel 10: Ein sinnloser Mord oder Totschlag
Am 25.8.2022 fuhr er zum Berliner Hauptbahnhof. Dort angekommen ging dann zum Reisebüro und kaufte eine Fahrtkarte nach Hannover. Wenig später stand er am Gleis 16. Er wartete eine Weile, dann kam der Zug und er stieg ein. Und dann fuhr er nach Hannover. Während der Fahrt sass er auf einen der Platz einer Vierersitzgruppe an einem Tisch und dachte an Nadja. Guckte sich das kleine Foto von Nadja an, das er in seinem Portemonnaie aufbewahrte. Dann irgendwann steckte er das Foto wieder in ein Portemonnaie und dachte": Es muss schon irgendwie weitergehen." Obwohl er die Gedanken an Nadja nicht vollständig verdrängen konnte und wollte. Als er dort in Hannover Hauptbahnhof ankam, stieg er aus dem Zug. Er ging wenig später raus aus dem Bahnhof, ging zum Taxistand und nahm sich ein Taxi. Entschlossen einen schönen, unterhaltsamen Abend zu verbringen und sich mal "abzulenken" fuhr er mit dem Taxi in Richtung Lizzy´s Eck in der Breitenstrasse 6. Als er dort um 21 h ankam, bezahlte er beim Taxifahrer die Taxifahrt, stieg aus und ging zur Eingangstür von Lizzy´s Eck. Dort war ein Türsteher, den er noch nie gesehen hatte. Er unterhielt sich gerade mit einer jungen Frau. Als er Clemens sah, sagte er zu ihr": Hallo. Einmal Eintritt?"
"Ja", antwortete Clemens.
"Das kostet 20 Euro."
Clemens holte sein Portemonnaie aus der linken Hosentasche und bezahlte den Eintrittspreis. Und der Türsteher liess ihn rein.
"Gut", sagte er.
"Sind Silas und Daniela da?", fragte er.
"Nein. Leider nicht", antwortete der Türsteher.
"Wieso?"
"Das weiss ich nicht. Ich pass heute auf. Komm rein", sagte er. "Ich bin übrirgens Jochen."
"Angenehm", sagte Clemens.
Dann ging er rein in Lizzy´s Eck. Er ging dort gleich zur Bar. Fort arbeitete eine junge, rothaarige Bardame, die er noch nicht kannte. Und sie kannte ihn nicht.
"Einen Bacardi Cola bitte", sagte Clemens.
"Okay", sagte sie. Dann holte sie ein Glas aus dem Schrank, füllte dieses mit Bacardi und Cola. Und dann gab sie es Clemens.
"Das macht 6 Euro 50."
Clemens holte sein Portemonnaie aus der Tasche und bezahlte. Dann nahm er das Glas Bacardi-Cola und trank daraus.
"Du warst doch schon mal hier? Ich glaube, ich hab Dich schon mal gesehen", sagte die Bardame.
"Ja. Ich war hier vor einigen Monaten", antwortete Clemens. "Aber da war eine andere Bardame hier. Anja hiess sie", sagte Clemens.
"Die Anja war vor mir da. Ist aber weg. Hatte vermutlich gekündigt. Weiss ich nicht", antwortete sie.
"Schade."
"Ja. Sicher. Ist so. Hat vermutlich andere Arbeit gefunden."
"Ja", antwortete Clemens. Er wechselte das Thema. "Und Sie haben mich mal gesehen?", fragte Clemens.
"Ich vermute", antwortete sie.
"Und wie können Sie mich kennen, wenn Sie damals nicht dort gewesen sind?", fragte Clemens.
"Als Gast vermutlich."
"Kann schon sein. Ich erinnere mich nicht. Gesprochen haben wir miteinander nicht "
"Nein. Ich erinnere mich nicht. Aber gesehen vermutlich", antwortete die Bardame.
"Kann sein."
"Ich bin übrigens Annika."
"Angenehm", antwortete Clemens.
"Und Du kommst aus Hannover?", fragte sie.
"Aus Berlin. Ich hatte da... Eine schwierige Zeit hinter mir...Aber...egal", erzählte Clemens.
"Du kannst ruhig reden. Eine Trennung?", fragte Annika.
Clemens schwieg. Dan sprach er weiter.
"Todesfall", sagte er. "Meine Ex."
"Ah...verstehe. mein Beileid. Ja...sowas ist erschütternd."
"Ja. Das hat mich schwer getroffen", sagte er. Dann trank er mehr als für Hälfte des Glases Bacardi Cola aus.
"Du musst sie geliebt haben", sagte Annika.
"Ja....aber...das hatte ich zu spät begriffen", antwortete Clemens.
"Besser spät als nie."
"So kann man das auch sehen. Ich hätte einfach...einige Sachen besser machen sollen."
"So ist das. Wir machen alle Fehler."
"Ja."
"Aber...zumindest weiß man, dass es ein Fehler war", meinte sie.
"Ja. Ich hab das zu spät erkannt. Auf der andern Seite war sie kein einfacher Mensch. Das Zusammenleben mit ihr war sehr schwierig", berichtete Clemens.
"Das verstehe ich. Ich hab auch eine Trennung gerade. Und das Zusammenleben war mit meinem Exfreund auch nicht einfach", erzählte Annika.
"Wie lange wart ihr zusammen?", fragte Clemens neugierig.
"Zehn Jahre. Dann hatte er eine andere gehabt", sagte sie.
"Oh...schlimm."
"Und wie war es bei Dir?", fragte Annika.
"Meine Ex hatte Krebs. Ich half ihr wie ich konnte. Sie starb aber daran", erzählte Clemens..
"Das ist schlimm", meinte Annika.
"Mein Beileid."
"Ja. Dann gegen auch die Freunde weg. Es ist ja so...wenn man gesund ist, Geld hat, hat man viele Freunde. Wenn man krank ist, dann verschwinden die Freunde alle. Zumindest ist das oft so", sagte Clemens etwas verbittert und runzelte die Stirn.
"Ja. Schlimm", antwortete sie.
"Wir alt wurde sie?", fragte Clemens.
"Sie wurde nur 50", antwortete Annika.
"Ist mich sehr jung. Ich bin immerhin auch schon 42."
"Sieht man Dir nicht an."
"Nein."
"Mit 50 bekommt man langsam die ersten Weh-wehchen.
"Ja. Schlimm."
Clemens trank den Rest Bacardi-Cola aus. Dann sagte Clemens": Ich hätte noch einen Barcardi-Cola."
"Gerne", sagte sie.
Dann machte sie ihm noch einen Bacardi-Cola. Nachdem er ihnen bekommen hatte, trank er ihn.
"Du willst heute wohl mehr trinken", sagte Annika.
"Ja", antwortete Clemens leise.
"Pass auf Dich auf."
"Ich möchte Ich hab auch gerade was durchgemacht. Mein Freund, mit dem ich seit über 10 Jahren zusammen war, hat sich getrennt. Wegen einer anderen Frau", berichtete Annika.
"Oh..das tut mir leid", antwortete Clemens.
"Ja."
Clemens wechselte das Thema.
"Schade, dass das wahrscheinlich eine der letzten Partys hier ist", sagte er.
"Ja. Silas hört auf, diese Veranstaltungen zu machen. Jedenfalls machte er das nicht mehr in diesem Laden. Die Nachbarn hatten sich beschwert, weil es oft zu laut abends war", erzählte Annika.
"Ich weiss. Das hatte Silas mir erzählt."
"Dann kennst Du ihn?", fragte die Bardame Annika.
"Ja.", antwortete Clemens.
Er sagte aber nicht mehr. Und auch nicht in welcher Beziehung er zu Silas stand.
"Silas und Daniela sind wirklich nicht da?", fragte er obwohl er die Antwort schon wusste.
"Die waren heute Mittag kurz da. Hatten sich gestritten. Und dann waren sie wieder weggegangen. Und ich soll das mit dem Türsteher alles alleine machen", antwortete Annika.
"Das ist ein Ding. Dann haben Silas und Daniela wohl Beziehungsprobleme?", fragte Clemens.
"Ich hab gehört, dass sie sich trennen wollen. Und dass Daniela auch keine anderen Männer-Affären mehr will. Warum, hat sie mir nicht gesagt. Irgendwas ist in ihrem Leben passiert", vermutete die Bardame Annika.
"Das hatte mir Silas gar nicht alles erzählt", meinte Clemens.
"Schade. Ich hatte Daniele gerne mal gesehen", rutschte es ihm mal raus. "Und natürlich auch Silas", sagte er schnell.
"Das kann ich mir vorstellen. Daniela ist eine gutaussehende blonde Frau", antwortete Annika.
"Ja."
Dann hörte Clemens plötzlich Stimmen hinter sich. Er drehte sich um und sah, wie einige Männer und Frauen vor dem Aufenthaltsraum miteinander redeten. Unter ihnen war auch Lucy. Sie redete gerade mit ein Mann, den Clemens schon Sehen kannte. Er hatte diesen glatzköpfigem Mann schon mal bei ihr bei seinem letzten Besuch in Lizzy´s Eck-Bar gesehen. Er erinnerte sich genau an diesen Typen. Es war Lars. Einer diesen Arschgesichtern, den er nicht mochte.
Dann blickte Lucy zu ihm. Sie winkte ihm kurz zu und dann ging sie von dem glatzköpfigem Mann weg zu ihm an die Bar.
"Hallo...wie geht es Dir? Du bist doch der Immobilienmakler und Hobbyzeichner, der mich Mal portraitiert hatte", sagte sie.
"Ja, der bin ich", antwortete Clemens.
"Ich hab ja noch ein Foto von seinem Bild, das ich später ausgedruckt hatte. Und ich hab noch Deine Telefonnummer. Wie war Deine Namen noch Mal?", fragte Lucy.
"Clemens."
"Ja. Genau. Clemens."
"Wir haben uns lange nicht gesehen. Was hast Du bloß gemacht?", fragte sie.
"Ich hatte einige Probleme....", erzählte er.
"Du wirkst so...traurig."
"Meine Exfreundin Nadja...mit der ich früher viel zusammen war und mit der ich auch einen Sohn habe...ist gestorben. Sie hatte Krebs gehabt", erzählte Clemens. "Damit komme ich noch so ganz zurecht."
"Das tut mir leid", antwortete Lucy.
"Kann ich Dir einen Drink ausgeben?", fragte Clemens.
"Nicht nötig. Ich wollte sowieso gleich zu Lars", sagte Lucy.
"Das ist schade. Ich hätte gerne Mal was mit Dir getrunken. Und ich könnte ein Bild von Dir malen", bot Clemens an.
"Das ist sehr nett. Aber Lars wartet auf mich. Ich fürchte, ich muss gehen", sagte sie.
"Das dauert nicht lange. Denn ich will sowieso nicht lange hier bleiben. Hier ist ja auch nicht viel los", sagte Clemens.
"Nein. Es tut mir leid. Ich muss jetzt gehen."
Dann blickte Lars ärgerlich zu Clemens und Lucy und fing fürchterlich an zu brüllen.
"He. LUCY. WAS WILLST DU VON DIESEM KERL? Verabschiede Dich bin ihm und komm endlich her. Wir gehen gleich nach oben", schrie Lars.
"Ich möchte aber lieber ins Rückzugszimmer", antwortete sie.
"Nein. Nach oben!", rief Lars ihr zu.
Lucy drehte sich ängstlich um. Dann kam Lars an die Bar und stellte sich mit verschränkten Armen neben Clemens und Lucy.
"Du wirst dich wohl jetzt kommen? Wir gehen gleich nach oben. Und wollen ein bisschen Spaß haben", sagte er.
Schliesslich gab Lucy nach.
"Ja, gleich", sagte sie. "Ich unterhalte mich nur mit jemanden."
Dann sah Lars Clemens böse an.
"Und was willst Du hier von ihr?", fragte er.
"Ich hatte sie gemalt und habe mich nur mit ihr unterhalten", antwortete Clemens.
"Sie hat aber keine Zeit", sagte er.
"Ich will sowieso gleich gehen. Ich trink hier nur mein Bacardi-Cola und Dan will ich gehen. Ich sitze sitze nur hier, weil ich was zu verdauen habe", sagte er.
"Zu verdauen", wiederholte Lars.
"Ich wollte mich nur kurz mit ihr unterhalten. Mehr auch nicht. Ich bin sowieso gleich weg. Also ganz locker und entspannt alles", antwortete Clemens.
Dann mischte sich dir Bardame Annika ins Gespräch ein.
"Er hat seine Exfreundin an Krebs gerade verloren. Er hat so einiges durchgemacht. Deshalb ist er etwas durch den Wind "
Daraufhin sagte Lars": Ist mir egal. Auch wenn das der Kaiser von China wäre", sagte er abfällig. Dann sprach er zu Lucy": Du kommst jetzt mit."
Dann stand Lucy vom Barhocker auf.
,"Ich muss los. ...Lars wird ungeduldig", sagte sie zu Clemens.
"Warte nur ein bisschen. Ich will auch gleich gehen. Es ist hier ja nicht viel los", antwortete Clemens.
"Ich muss jetzt gehen. Tschüss", sagte sie. Dan ging sie mit Lars fort. Clemens blickte ihr nach. Dann trank er frustriert sein Glas Bacardi-Cola leer.
"Das ist wohl nicht Dein Abend", sagte Annika grinsend
"Nein. Wohl nicht ich möchte noch ein Bier", sagte er.
"Du willst Dich hoffentlich nicht besaufen", fragte die Bardame Annika.
"Nein. Soll ich Dir auch einen ausgeben?", fragte Clemens.
"Nein. Ich bezahl meine Dinks selbst. Ich muss noch hier arbeiten. Ich will nicht besoffen sein."
Sie gab Clemens eine Flasche Bier und dazu ein Glas. Aber er beachtete das Glas nicht und trank direkt das Bier aus der Flasche.
"Es ist auch irgendwie frech. Silas ruft mich in Berlin an und sagte, dass hier was los ist. Nun reiste ich nach Hannover, komme hierher und nichts ist hier los", sagte er. Er merkte, dass er schon langsam betrunken wurde. Und langsam kamen seine Aggressionen hoch. All die Aggressionen, Frustgefühle, die sich in den letzten Monaten bei dem Stress, den er u.a. wegen Nadja hatte aufgebaut und aufgestaut hatten.
"Stimmt", antwortete sie.
"Dann rufe ich Silas an", sagte Clemens entschlossen.
Dann holte er sein Handy aus der Tasche und rief Silas an. Doch er ging nicht ans Handy.
"Das gibt es nicht", sagte Clemens. "Er geht nicht ans Handy. Was ist da los?"
"Er hat Ärger mit Daniela. Ich glaube, die trennen sich bald. Silas hat so einiges Schulden, wie ich gehört habe. Er hat sich mit Aktien verspekuliert", erzählte Annika.
*Das ist ein Mist alles" sagte er und trank wieder ein Schluck Bier.
Nach einer Weile klingelt wieder das Handy. Er nahm das Handygespräch an. Es war Tante Elke.
"Ich bin es. Tante Elke. Wo bist Du?", fragte sie.
"Ich bin gerade im Restaurant und esse was", log er.
"Ich hab Schlechte Nachrichten. Wolfgang will Dich wegen Körperverletzung anzeigen bei der Sache, die auf dem Friedhof passiert ist", erzählte Tante Elke.
"Ja."
"Ein Kunde von Dir hat sich beschwert, da Du ihm beim Hausverkauf falsch beraten hast. Und Hanno Siebenkittel will was von Dir", sagte Tante Elke.
"Das ist alles Mist", sagte Clemens lallend.
"Sebastian hat eine Sechs in Mathe geschrieben. Und in Deutsch eine Fünf. Die Lehrerin hat heute, als Du abgefahren warst, angerufen", berichtete Tante Elke.
"Und was hast Du gesagt?", fragte er.
"Das Du noch mal mit ihr reden wirst. Ich hab gesagt, dass Sebastian nur aufgrund der Trauer um seine Mutter die Arbeiten verhauen hat. Ich hoffe, dass sie das nicht dem Jugendamt gleich mitteilt", antwortete Tante Elke.
"Ja. Ich kümmere mich darum, wenn ich wieder in Hamburg sein werde. Denn ich werde - so wie das aussieht nach Hamburg fahren", sagte Clemens.
Er wollte nicht etwas sagen. Doch plötzlich unterbrach ihn die Bardame.
"Hier an der Bar zu telefonieren, ist ungünstig. Andere Gäste fühlen sich gestört", sagte sie. "Telefoniere bitte nur draussen oder auf der Toilette zur Not."
"Entschuldigung", sagte Clemens. Er sprach noch zu zu Tante Elke": Ich muss Schluss machen. Wir reden später." Dann war das Handytelefonat beendet. Clemens trank an der Bar weiter sein Bier. Und er merkte, dass er allmählich Kopfschmerzen bekam. Warum er sie plötzlich hatte, konnte er sich nicht erklären. Bilder von Nadja kamen ihm in den Sinn. Er sah, wie sie im Krankenhausbett lag und röchelte. Wir sie in seinem Geiste um Hilfe schrie, alleine mit ihren Todesängsten und Schmerzen war. Wie sie sich die Tabletten in den Mund stopfte. Wie sie ihm im Krankhausbett einen blies. Wie er mit ihr mir ihr an vorletzten Abend auf der Wohnzimmercouch zusammensass und mit ihr fern guckte. Und dann die hässliche Bilder, wie sie sich die Tabletten in den Mund stopfte und dann im Wohnzimmer tot auf dem Boden lag. Und in diesem Moment wurde ihm schlecht. Er stand dann von seinem Barhocker auf, nahm seine Tasche.
"Ich muss leider los", sagte Clemens. "Mir ist schlecht."
"Auf der oberen Etage ist eine Toilette", sagte die Bardame Annika.
"Ich glaube ich muss kotzen. Ich habe den Tod meiner Ex mich nicht so ganz verkraftet."
"Dann geh auf Toilette. Denn ich bin gleich nicht mehr da, weil ich früh Feierabend mache", sagte sie. "Ich muss jetzt gleich weg. Ich werde gleich abgelöst.".
"Ich gehe auf Toilette", sagte er.
Dann ging er weg von der Bar. Er ging kurz darauf in den Aufenthaltsraum. Dort sassen noch zwei Paare, die sich unterhielten. Dann hörte er Stöhnen. Er ging dann zum Liebesraum
Er öffnete die Tür zum Spalt und blickte in den Liebesraum. Und da sah er, wie Lucy vor einem Mann kniete. Und da eben standen Lars und drei andere Männern. Auch der Türsteher war dabei. Er wolle - bevor er den Laden (so wie Silas es wollte) an diesen Abend schließen würde - auch auf seine Kosten kommen. Clemens wusste, was sie da machten. Er sah, dass Lars zu ihm blickte Er machte schnell die Tür zu. In diesem Moment merkte er, wir er sich schwach fühlte. Und ihm wurde bewusst, wie verletzlich er war. Und wie psychisch instabil er war. Er verließ den Aufenthaltsraum und ging wieder zur Bar. Dort sah er, dass die Bardame Annika inzwischen weg war. Und der Barbereich inzwischen dunkel war. Vermutlich hatte sie schon schnell die Kassenabrechnung gemacht. Er ging dann von der Bar weg auf den dunklen Flur. Dann lief er die Treppe rauf nach oben. Als er oben die Treppe erreichte, war da ein Tisch. Aif dem Tisch stand ein großer Aschenbecher, einem grosser Kerzenständer aus Stein und eine großen Vase. Vor dem Tisch sass auf einem Stuhl eine hübsche, blonde Frau mit einer Zigarette in den Mund, die traurig zu sein schien und ihren Kopf gesenkt hatte.
'"Guten Abend", sagte er nur zu ihr
Sie antwortete ihm nicht. Sondern rauchte nur weiter und blickte ihn mit einem traurigen und abweisenden Blick kurz an. Und dann blickte sie wieder weg. Vermutlich hatte sie wohl Stress mit einem Mann gehabt, vermutete Clemens.
Dann ging er an ihr vorbei und kurz darauf einen langen Flur entlang. Er ging an einigen Räumlichkeiten vorbei, bei denen die Für offen war. Sie warf beim Vorbeigehen noch einen Blick dort hinein und erkannte, dass da niemand mehr war. Früher, (als er noch vor einigen Monaten dort war), fand dort das eine oder andere Techtelmechtel statt. Wie es an diesem Abend war, könne er nicht klar sagen. Er war auch zu alkoholisiert, um alles klar wahrnehmen zu können. Und sein psychischer Zustand war desolat. Und diese Übelkeit und Kopfschmerzen machten ihm zu schaffen. Er entdeckte wenig später ziemlich am Ende des Flurs auf der linken Seite das Herren-WC. Er ging hastig in das Herren-WC. Zuerst ging er auf die Toilette. Dort merkte er, dass es ihm gut ging. Warum wusste er nicht. Und wieder tauchten die Bilder von Nadja vor seinem Geiste auf. Wie sie im Krankenhaus litt. Wie sie am Ende tot auf dem Wohnzimmerfussboden lag - während ihre Sabber aus dem Mund lief. Nein, das hatte sie nicht verdient, schrie es in seinem Inneren. In seinem Kopf hämmerte es stärker und ihm wurde noch mehr übel. Zuerst sass er lange auf der Klobrille. Sein Gesicht in den Händen vergraben. Hör auf! Hör auf! Hör auf!, schrie es wieder in seinem Inneren. Und dachte an Lars und die anderen, die schar auf Lucy waren. Und wie die Männer es mit Lucy trieben. "Diese verdammte verdrehte Generation. Diese Moral!", schrie er. Da war Nadja ein wenig anders!, dachte er. Dann hörte er ein dumpfes Geräusch. Das kam vermutlich vom Flur. Er blieb eine Weile ruhig und wartete ab. Wer kann das sein?, fragte er sich. Etwa die blonde Frau, die oben am Ende der Treppe am Tisch sass und eine rauchte? Er wusste das nicht. Nach kurzer Zeit zog er sich die Hose an, ging aus der Toilette, an den Pissoirs vorbei und ging wenig später zum Waschbecken. Dort blickte er in den Spiegel und sah, wie elend und blass er aussah. Hoffentlich habe ich nicht auch noch Krebs. So bis Ende 40 ist bei den meisten Menschen gesundheitlich alles okay. Mit Ende 40 oder 50 geht es so langsam los. Da kommen langsam die ersten Wehwehchen und dann wird beim Arzt auch mal geschnippelt - manchmal sieht es auf dem Op-Tisch aus wie im Warenhaus oder wie in einer Fleischerei an der Theke. Und dann kommt die Kiste irgendwann, dachte er. Natürlich war da überspitzt gedacht - die Gedanken eines psychisch Angeschlagenen und Betrunkenen. Dann würde ihn so übel , dass er ins Waschbecken kotzen musste. Er wusste nicht wie lange er erschöpft vor dem Waschbecken hing. Dann hörte er wieder ein Geräusch auf dem Flur. Als in etwas stumpfes zu Boden fiel. Und danach hörte er etwas, was sich wie Schritte anhörte. War ihm etwa jemand gefolgt? Plötzlich überkam ihm die Angst. Vermutlich war ein letzter Gast oben. Oder die Blonde Frau, die vermutlich aufs Damen-WC nebenan gegangen war. Oder es war der Türsteher, der ihm gefolgt war. Vermutlich hatte er sich mit Lucy zu Ende vergnügt und will jetzt - bevor er Lizzy´s Eck schließen würde - die letzten Gäste noch aus der Bar bekommen, dachte Clemens. Er nahm seine Tasche, verließ das WC und warf einen Blick auf den Flur. Da war niemand. Und in den Räumlichkeiten links und rechts schien auch niemand zu sein - so vermutete er auf den ersten flüchtigen Blicken. Er ging den Flur entlang in Richtung Treppe. Als er die Treppe erreichte hatte, sah er, dass die blonde Frau verschwunden war. Er sah nur den Aschenbecher auf den Tisch, in den sich ein qualmender Zigarrenstummel befand und der Kerzenständer aus Stein. Ansonsten war da niemand. Sie muss wohl gerade eben gegangen sein, dachte er. Dann hörte hinter sich ein Geräusch. Er drehte sich um und sah, dass da Lars mit einem dreckigen Grinsen dastand.
"Ha. Das wird wohl nichts bei Dir mit Frauen. Jedenfalls die Lucy hat keine Lust auf Dich. Das hatte sie gesagt", sagte Lars und lachte dreckig.
"So. Das hat sie gesagt? Du scheinst Bescheid zu wissen", entgegnete Clemens.
"Ja. Und auch für Blonde, die hier oben war, hatte auch keine Lust auf Dich. Ich hatte erfahren, dass Du sie angesprochen hattest. Du bist ihr nicht hübsch genug", erklärte er.
"Ich wollte auch gar nicht", antwortete Clemens.
"Das glaube ich nicht. Aber ...egal. Ich hatte meinen Spass gehabt. Mit Lucy. Und Du nicht. Du hast versagt!", sagte er.
"Ich hätte auch meinem Spass gehabt Aber ich habe mein Exfreundin verloren", sagte er deprimierend. Plötzlich kamen Bilder von Nadja ihm in seinen Sinn. Er sah, wie sie vor ihm lachte. Tanzte. Wie er mit ihr früher auf einer Blumen-Wiese im Sonnenschein in Guten Tagen mit ihr herumalberte. Ihr hinterherlief und sie dort Ticken-Kriegen spielten. Ein frisch verliebtes Paar. Sie wedelte in diesen Momenten mit ihren langen Haaren. Lächelte. Er holte sie ein. Und dann küssten sie sich, zogen sich aus, liebten sich hemmungslos im Gras....
"Sie war ein Engel. Bevor sie krank war. Krebs, verstehst Du? Die schleichend auftretende Krankheit, die damals noch nicht entdeckt wurde, hatte bei ihre eine Persönlichkeitsveränderung bewirkt. Sie konnte dann manchmal zornig sein. Aber nur manchmal. Die meiste Zeit war sie nett. Bis der Krebs sie zerfrass. Sie qualvoll hinraffte", erzählte Clemens.
"Du musst mir nicht Deine Lebensgeschichte erzählen. Du lebst in der Vergangenheit", entgegnete Lars etwas genervt und verwundert.
Doch Clemens war wie in Trance. Wie in einer anderen Welt. Und das Gefühl der Beklommenheit stieg in Lars hoch, als er erkannte, dass er es mit jemanden zu tun hatte, der in seinen Augen nicht richtig tickte! Durchgedreht war! Es war so, als ob nur Clemens Schatten da stand, aber er selbst ganz woanders war. Lars hoffte, dass Clemens mit seinen Erzählungen Schluss machen würde. Doch Clemens erzählte weiter.
"Kurz nachdem ich hier in Lizzy´s Bar war, erhielt ich - genau in dieser Nacht - die Info, dass Nadja krank war. Danach wurde sie sie tatsächlich krank. Krebskrank. Ich besuchte sie im Krankenhaus. Immer wieder. Half ihr. Ich war bis zum Schluss bei ihr. Dann schluckte sie in ihrer Wohnung Tabletten - und war tot. Verstehst Du? Tot!", schrie Clemens.
"He, Du Psycho. Bist Du krank? Ich glaube, Du brauchst einen Arzt", sagte er.
Doch Clemens erzählte weiter.
"Sie war einfach tot", sagte er.
"Ne, Du Psycho. Ich zähle bis drei und Du verpisst Dich!", schrie Lars. "Ein, zwei..."
Wieder redete Clemens weiter. Sein Blick war starr.
"Sie war dann weg, verstehst Du? Weg", sagte Clemens.
Dann sagte Lars etwas, was Clemens rasend machte.
"Sie ist wohl weggelaufen, weil Du so schlecht im Bett bist", antwortet er daraufhin.
"Nein. Das ist sie nicht."
Lars wurde wütend.
"Jetzt reicht´s! Verschwinde. Mach einen Abgang!", schrie Lars.
Dann schubste ihn Lars. Clemens fiel fast über den Tisch und konnte sich gerade noch am oberen Teil des Treppengeländers festhalten.
"Du hast verdient, dass Deine Ex tot ist. Dann bleibt ihr das Übel mit Dir erspart!", schrie Lars und brachte damit das Fass zum Überlaufen.
Plötzlich wurde Clemens wütend. Er blickte Lars irre an. Es schien, dass er Schaum vor den Mund bekam und seine Zähne waren gefletscht. Voller Hass griff er sich den Stein-Kerzenständer, der auf dem Tisch stand. Blitzschnell schlug er ihn Lars ins Gesicht. Lars blutete an der Lippe
"Du Verdammtes Arschloch. Du Würstchen. Dich nach ich fertig!", schrie er.
Dann schlug Clemens ihm wieder mit dem Kerzenstande ins Gesicht. Er wusste nicht wie oft. Denn den Rest hatte er später nur bruchstückweise in Erinnerung. Lars wollte sich wehren. Doch er verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Tischkannte. Dann blieb er oberhalb der Treppe am Tisch auf dem Boden liegen. Clemens sah nach ihm, doch er führte sich nicht mehr. Und er blutete an der Stirn. Was dann geschah, könnte Clemens später nicht mehr klar sagen. Er lief blitzschnell die Treppe runter. Unten am dunklen Flur hielt er inne und blickte in den Eingangsbereich. Dort war niemand. Auch nicht der Türsteher. Vermutlich waren die meisten Gäste schon weg. Und die wenigen Personen, dennoch übrig waren, vergnügten sich im Liebeszimmer. Vermutlich auch der Türsteher. Blitzschnell verließ er Lizzy`s Eck.
Er lief im der Dunkelheit schnell die Breitenstraße entlang. Bis er an eine Bushaltestelle kam. Dort wartete er im einiger Entfernung von den anderen Leuten, die dort standen. Nach einer kurzen Wartezeit, die ihm fast unendlich vorkam, kam der Bus. Er stieg ein und fuhr dann in Richtung Hannover Hauptbahnhof. Und machte sich seine Gedanken, die aufgrund seines alkoholisierten Zustandes oft wirr waren. Er war davongekommen! Er dachte immer noch daran was geschehen war. Und er war immer noch geschockt und konnte kaum glauben was er getan hatte. Ich hatte ihn umgebracht. Als die Sicherungen völlig durchgingen - was vermutlich dem ganzen Stress in letzter Zeit grösstenteils geschuldet war, dachte er! Es war eine Affelttat! Völlig unkontrolliert! Er sah sich nur von oben, als er es getan hatte. Aber er hatte mich auch provoziert, dachte er. Da niemand gesehen hatte, was er getan hatte und wie er aus dem Lizzy´s Eck schnell weggelaufen war, würde die Polizei ihn nicht finden. Keiner wurde darauf kommen, dass er es war. Vermutlich niemand.
Kapitel 10: Kein Ausweg
Er blickte auf die wenigen Fahrgäste, die auf ihren Sitzen sassen. Se wirkten müde und schieben kurz vor dem Einschlafen zu sein. Um etwa 23:30 Uhr hielt der Bus Hannover Hauptbahnhof. Er stieg aus, lief in den Hannover Hauptbahnhof. Dort löste er eine Karte nach Berlin. Und dann nahm er den letzten Zug und fuhr danach Berlin Hauptbahnhof. Etwa um 1 Uhr morgens rollte der Zug in Berlin Hauptbahnhof ein. Clemens stieg aus, verließ den Bahnhof und fuhr mit dem Nachtbus nach Hause. Es war 13 Uhr als er in seiner Wohnung ankam. Er schloss die Wohnungstür auf und ging in seine dunkle Wohnung. Er zog seine Jacke aus und stellte seine Tasche auf den Flur. Wenig später ging er in die Küche und wollte gerade den Kühlschrank öffnen, um ein Bier rauszuholen, als er das Blut an seinen Händen bemerkte. Und wieder schossen ihm Bilder von Lars in den Kopf. Wie er ihn erschlug. Er geriet etwas in Panik und wusste: Erinnerungen an einen Mord kann man nicht aufbewahren, sondern müssen beseitigt werden. Auch wußte er von Kriminalfilmen und Profiler- Büchern, die er gelesen hatte, dass man einen Täter anhand von Blutspuren überführen könnte. Sofort griff er sich eine Wasserflasche, die er auf dem er Küchentisch stand und griff sich eine Seife, die an der Spüle lag. Dann lief er damit aus der Wohnung, liess die Wohnungstür einen Spalt breit offen, und lief nette Stockwerke die Treppen runter.
Eine Nachbarin, die zufällig wach war, öffnete auf der unteren Etage die Tür, um zu sehen, wer so schnell die Treppe runterlief. Auch Tante Elke, die in Clemens Wohnung schlief, wurde nach einigen Geräuschen wach und sah aus dem Fenster. Sie sah, wie eine Person mit einer Wasserflasche in der Hand die Strasse entlanglief. Es war Clemens. Clemens lief etwa 100 Meter die Strasse runter. Dann wusch er mit der Wasserflasche und Seife das Blut von seinen Händen ab. Er versuchte alle Spuren zu beseitigen! Zum Schluss schmiss er die Seife und die Wasserflasche in irgendeinen Mülleimer, der am Strassenrand stand und lief wieder in das Mietshaus.
Es war 19 Uhr als er in seine Wohnung zurückkehrte, stand Tante Elke auf dem Flur, die aufgewacht war und nun im Nachthemd vor ihm stand.
"Hallo. Da bist Du. Du hast mich erschreckt", sagte Tante Elke.
"Es ist alles in Ordnung", sagte Clemens. "Ich konnte nur nicht schlafen und musste kurz rausgehen."
"So spät in der Nacht?"
"Ja. Und Du? Warum bist Du wach?"
"Du hast Deine Tasche und Jacke nicht bei Dir. Und die Wohnungstür stand offen."
Sie blickte auf die Tasche, die auf den Flur stand und auf die Jacke, die er auf dem Garderobenständer aufgehängt hatte.
"Warum kommst Du so schnell wieder? Ich denke, Du machst Urlaub. Und wieso kommt Du in die Wohnung, stellst Deine Sachen hier ab und rennst wieder runter?"
"Willsr Du die WAhtheit hören?", log er. "Ich wurde von einem Obdachlosen verfolgt. Er wollte mein Geld. Er überfiel mich. Er schlug auf mich ein. Ich ging zwar in meine Wohnung, aber ich war davon ausgegangen, dass er was gestohlen hat und lief wieder runter, um ihn zu verfolgen."
"Dann solltest Du die Polizei rufen", riet ihm Tante Elke.
"Nein. Das war wohl ein Betrunkener."
"Du gehst nicht zur Polizei?"
Clemens wurde wütend und lauter.
"NEIN! DA IST GAR NICHTS ES WAR EIN BESCHISSENER ABEND!", sagte er laut. Dann wurde er leiser. "Und ich war deshalb aus Hannover abgereist."
"Hast Du eine Frau kennengelernt?", fragte Tante Elke.
"Ja."
Aber ich habe nur mit ihr geredet Ich merkte, dass ich nach Nadjas Tod noch nicht für eine Beziehung bereit bin", sagte er.
Mehr sagte er nicht. Tante Elke stellte noch weitere Fragen, die Clemens nicht beantworten wollte. So kannte sie Clemens nicht, da er früher immer offen war. Nun war irgendetwas anders Sie hatte das Gefühl, dass er nun unehrlich war und ihr etwas verschwieg. Sie versuchte zu ihm durchzudringen, indem sie ihm nach einer Weile einige Fragen stellte.
"Du hättest ja abwarten könnten. Auch Rundreisen machen können. Das Museum besichtigen können. Das ist ja schade einen Reise zu machen und am selben Tag wieder abzureisen", meinte Tante Elke. Sie merkten nicht, dass Sebastian aufgewacht war, an der Kinderzimmertür stand und das Gespräch auf dem Flur belauschte.
"Da hat sich eigentlich erledigt. Sie verstand meine Trauer wegen Nadja nicht. Wie schon sagte....Ich bin für eine Beziehung noch nicht bereit, nachdem was alles passiert ist", erklärte Tante Elke.
"Wer redet gleich von Beziehung? Reden reicht doch."
Dann wurde Clemens wütend.
"HÖR AUF ZU FRAGEN. ICH HATTE EINEN UNANGENEHMEN TAG HINTER MIR. UND EINE REISE HIN- UND ZURÜCK....ICH MÖCHTE JETZT NUR NOCH SCHNELL SCHLAFEN GEHEN! MEHR NICHT! WEIL ICH VERDAMMT NOCH MAL MÜDE BIN!", schrie Clemens.
Tante Elke blickte zu Boden.
"Okay. Ich frag nicht mehr. Gute Nacht. Wir reden morgen", sagte sie.
"Entschuldigung. Aber ich kann heute nicht mehr. Verstanden. Gute Nacht", sagte er.
"Gute Nacht", sagte sie und war etwas von seiner Reaktion schockiert.
Dann ging er ins Schlafzimmer, legte sich und Bett und schlief wenig später ein. Tante Elke ging ins Gästezimmer, legte sich ja Bett und dachte lange über Clemens sorgenvoll nach. Später schlief sie dort ein. Und Sebastian ging später auch in seinem Kinderzimmer ins Bett und schlief dort ein.
Am nächsten Tag sassen sie am mit Brötchen, Marmelade, Wurst, Käse, Kakao, Orangensaft....gedeckten Frühstückstisch im Wohnzimmer und assen Frühstück. Tante Elke fiel auf, dass Clemens blass aussah.
"Geht es Dir gut?", fragte Tante Elke.
"Ja. Ich brauche halt eine Pause", sagte er.
"Das stimmt. Und wie ist das mit Arbeiten? Du musst ja Geld verdienen! Du kannst ja nicht nur von Deinen Ersparnissen leben."
"Arbeiten kann ich momentan nicht. Ich bin zu unkonzentriert. Ich brauche bestimmt drei Wochen Pause", erklärte Clemens. "Danach werde ich wieder arbeiten."
"Du kannst ja auch nach Mallorca fahren", schlug Tante Elke vor. "Du musst doch nicht nach Hannover fahren."
"Das werde ich mir überlegen. Weiss ich nicht", antwortete Clemens monoton.
"Hast Du gut geschlafen?", fragte Tante Elke.
"Nein. Aber das ist wohl der Reisestress. Ich hätte doch ein paar Tage in Hannover bleiben sollen. Das wäre doch besser geworden. Aber ...egal", antwortete Clemens.
"Du hättest Dich dann mehr erholt", sagte Tante Elke.
"Ja", antwortete er kurz und knapp.
"Dann habe ich noch eine Frage: Wirst Du noch einmal zum Psychologe gehen. Vielleicht hilft es Dir. Ich mache mir Sorgen um Dich!", sagte Tante Elke.
Wieder wurde Clemens wütend.
"Ich brauche keinen Psychologen. Es ist alles in Ordnung. Mir geht es gut."
"Okay. Aber Du geht mit uns zur Kirche", schlug Tante Elke vor.
"Ja, das werde ich tun", sagte er.
Als sie mit dem Frühstück fertig waren, gingen sie spazieren, kochten zusammen, assen Mittag, guckten fern. In dieser Zeit redete Clemens auffällig wenig. Auch wirkte er irgendwie hart und verschlossen. Auch Sebastian fiel seine Wesenveränderung auf. Nachts schlief Clemens schlecht. Er wurde oft von Alpträumen geplagt.
Auch in den nächsten Tagen wirkte Clemens verschlossen, unzugänglich und er redete wenig. Als er und Tante Elke am 1.9.2022 nachmittags m Wohnzimmer bei Kaffee und Kuchen vor dem Fernseher sassen, liefen auf einem Programm die Nachrichten.
"Noch immer gibt der Fall Lars Schütte Rätsel auf. Er wurde in der Nacht vom 25. auf den 26.8. tot in der Bar Lizzy´s Eck aufgefunden. Laut Untersuchungen und Ermittlungen wurde er erschlagen. Der Täter wurde noch nicht gefunden. Die Errmittlungen laufen.
Dann kam ein Inspektor zu Wort.
"Wir wissen leider zu wenig. In diesem rätselhaften Fall laufen die Ermittlungen nach. Das Problem ist, dass es keine Zeugen gab. Keiner hatte die Tat beobachtet. Diejenigen, die dort da waren, befanden sich in einem Nebenzimmer und hatten weder etwas gesehen noch gehört. Was wir wissen ist, dass es wohl eine Beziehungstätigkeit sein könnten. Wir gehen davon aus, dass das Opfer und der Täter sich kannten. Das Opfer hatte sich von der Gruppe, die im Erdgeschoss in einem Zimmer waren, und such unterhielten nach oben gelaufen und wurde dann attackiert...Wenn Sie weitere Hinweise haben, meiden Sie sich unter 030-358...."
"Das muss eine kranke Person sein", meinte Tante Elke.
"Vielleicht wurde er provoziert", sagte Clemens. Dann nahm er die Fernbedienung und schaltete die Nachrichten weg. Um das Thema Mord zu begraben. Denn ihm war wichtig, dass Tante Elke von all dem, was passiert ist nichts erfahren sollte.
"Warum schaltest Du weg? Ich will da sehen", sagte Tante Elke.
"Gucken wir Leaving Las Vegas mit Nicholas Cage. Dafür bekam er einen Oskar", erklärte Clemens.
"Ich möchte die Nachrichten gucken", sagte Tante Elke.
Dann schaltete Clemens widerwillig wieder auf das Nachrichtenprogramm mit dem Mordfall in Lizzy´s Eck. Denn schließlich wollte er sich nicht verdächtig machen Doch zu Tante Elkes Enttäuschung waren die Nachrichten zu dem Thema gerade zu Ende. Plötzlich fing Clemens an zu lachen. Und er wusste nicht mehr warum er das machen musste. Es war ein irres Lachen. Wahrscheinlich waren es die Nerven, die mit ihm durchgingen. Oder Hysterie...Tante Elke erschrak.
"Ha. Ha. Ha. Ha. Die sind ja bekloppt. Sie kriegen den nie. Ha. Ja. Ha", so reagieren Clemens. Nachdem er gemacht hatte, bekam er plötzlich Tränen in den Augen.
"Alles in Ordnung, Clemens?", fragte Tante Elke besorgt.
"In bester Ordnung. Ich will jetzt ein Whisky-Cola mit Eis", sagte er.
"Dann mach mir auch ein halbes Glas mit Whisky-Cola", sagte sie. "Mir fällt auf, dass Du mehr trinkst als früher. Er hat den Nadjas Tod nicht verkraftet und wird nicht mehr derselbe sein wie früher, dachte Tante Elke. Dann stand Clemens auf und ging aus dem Wohnzimmer in die Küche. Dort holte er zwei Gläser aus dem Schrank, griff sie die Whiskyflasche und Colaflasche und mixte zwei Whisky-Cola. Als er die zwei Gläser Cola zu Ende gemixt hatte, klingelte plötzlich das Handytelefon, das sich in seiner linken Hosentasche befand. Er holte das Handy aus der Tasche und nahm das Handygespräch an. Es meldete sich eine Frauenstimme.
"Hallo Clemens. Ich bin 's, Lucy. Ich betrachte gerade das Foto von Deinem Bild, das Du von mir gemacht hast vor einigen Monaten. Das Bild ist sehr toll geworden", sagte Lucy.
"Ja. Danke", antwortete Clemens.
"Da steht auch Deine Telefonnummer und Adresse drauf. Ich hatte Deine Telefonnummer, die auf dem fotografierten Bild ist, noch mal sauber und lesbarer aufgeschrieben und zu dem Bildfoto gelegt. Und ich dachte, es wäre ja toll, Dich Mal anzurufen", sagte Lucy.
Clemens wurde nervös. Wieso ruft sie jetzt in dieser Zeit an, in der nach dem Täter von Lizzy´s Eck gefahndet wurde.
"Das ist ganz nett, dass Du anrufst. Das ist nur so, dass ich mit Deinem plötzlichen Anruf nicht mehr gerechnet hatte ehrlich gesagt", antwortete Clemens."Was willst Du?"
"Wir könnten uns Mal treffen", schlug Lucy vor.
Clemens überlegte. Doch er hatte die Bilder vor Augen, als sie mit verschiedenen Männern Kontakt hatte. Und verlor die Lust. Er merkte, dass er auch keine Gefühle der Zuneigung zu ihr hatte. Er hatte sie längst abgeschrieben - auch weil er noch wegen Nadja trauerte. Die ihm diesem Moment viel wichtiger war!
"Ich glaube die Entfernung ist zu gross....und das Lizzy´s Eck schließt bald", redete sich Clemens heraus. "Willst Du Dich wirklich mit mir treffen?"
"Ich wollte mal anrufen. Weil ich Trost brauche. Wie Du vielleicht gehört hast, ist Lars tot. Lars Schütte."
Clemens schwieg erst. Dann tat er auf überrascht. Es klang etwas künstlich und aufgesetzt.
"Lars Schütte? Kenne ich den?", fragte Clemens.
"Doch. Den kennst Du. Du hattest mit ihm vor einigen Monaten an der Bar gesprochen", antwortete sie.
Clemens tat so, als ober er überlegte. Dabei wusste er genau, wer Lars war.
"Lars? Er ist tot?", fragte Clemens.
"Ja."
"Irgendwas war in den Nachrichten. Ich hab das nicht genau gefolgt", sagte Clemens schnell.
"Lars ist tot", sagte sie. "Er wurde ermordet. Verstehst Du?"
"Ermordet? Wann?", fragte Clemens. Er tat überrascht.
"Am. 25.8. - am Freitag."
"Ja? Schlimm", sagte Clemens.
Er brachte seine ganzen Schauspielkünste auf, um überzeugend zu wirken.
"Du warst doch auch an dem Tag da", sagte Lucy.
"Ich war aber schon ziemlich früh nach Hause gegangen", antwortete Clemens schlagfertig.
"Nach unserem Gespräch?", hakte sie nach.
"Ja. Ich ging dann nach Hause", sagte er.
"Ich meine, dass ich Dich noch an diesem Abend gesehen hatte", meinte sie.
"Das war aber nicht ich", antwortete er etwas verlegen. Dann schwieg sie. Und er wurde blass.
"Du hast wirklich nichts gesehen?", fragte Lucy.
Verdammt. Sie lässt nicht locker. Was soll das sein. Ein Verhör?, dachte er. .
"Nein. Ich kenne den Lars auch nicht", log er.
"Aber Du hattest mir ihm ja gesprochen."
"Nein....nur als ich mit Dir gesprochen hatte."
"Mehr nicht."
"Nein."
Sie schwieg erst. Dann redete sie weiter.
"Tja. Schlimm. Wer kann der Täter sein?*, fragte Lucy.
"Ich weiß da nichts."
"Vielleicht können wir uns doch mal treffen?", fragte sie. "Das könnte prickelnd sein."
Clemens hatte erst Recht nach diesem Gespräch keine Lust sich mit ihr zu treffen. Denn sie wollte ihn nur zum Mordfall aushorchen. Clemens vermutete in diesem Moment fast, dass sie gar nicht allein war am Handy. Vielleicht waren da noch unerwünschte Person anwesend, die das Handygesprächg mithörten. Zumindest kam ihm das so vor. Schliesslich - so kam er immer mehr zur Überzeugung - war sie in seinen Augen immer unehrlich.
"Ich wohne ganz in Berlin. Es ist zu weit weg. Ich hab auch zu viel zu tun. Früher hätte ich Zeit gehabt, da kam bei Dir immer etwas dazwischen. Momentan momentan kommt bei mir immer was dazwischen, weil ich viel Arbeiten muss. Also passt es leider nicht. Sorry", sagte Clemens.
"Dann wird es wohl nichts", meinte sie.
'"Ne. Ich hab jetzt auch nicht viel Zeit. Ich muss daher Schluss machen. Aber alles Gute mit Deinen Freunden. Oder Bekanntschaften. Tschüss", sagte Clemens.
Dann war das Gespräch zu Ende. Clemens steckte sein Handy wieder in die linke Tasche. Dann nahm er seine zwei Gläser Bacardi-Cola in die Hände und ging damit ins Wohnzimmer. Dann gab er ein Glas seiner Tante und wenig später sassen sie auf der Couch, guckten fern und tranken Bacardi-Cola. Während Sebastian alleine in seinem Zimmer den Rest seiner Mathe-Hausaufgaben machte - nachdem Tante Elke und Clemens ihm dabei geholfen hatten. Clemens dachte an Nadja. Und an das Handy-Gespräch mit Lucy. Er kam zur Erkenntnis: Ich habe viele Fehler gemacht. Aber diese werde ich wohl im Gefängnis bereuen. Den früher oder später werden sie mich wahrscheinlich schnappen, dachte er betrübt. Eine Träne rollte ihm über die rechte Wange. Tante Elke sah das.
"Du denkst immer noch oft an Nadja?", fragte sie.
"Ja. Sie war meine wahre Liebe. Manchmal war es auch eine destruktive Hass-Liebe. Aber es war Liebe", sagte er. "Und all die anderen Frauen, die ich früher traf, könnten ihr nie das Wasser reichen. Nur sie hatte für mich Bedeutung - egal wo ich sein werde. Ich hatte immer nur ihre Fehler gesehen. Aber...ich habe auch meine Fehler. Nur andere Fehler", sagte er. Es klang geheimnisvoll in Elkes Augen.
"Was denn für Fehler?", fragte sie.
"Fehler. Einfach Fehler", antwortete er.
"Du kannst mir sie erzählen?", fragte sie.
"Ja. Später mal", antwortete er.
"Du weißt, dass Gott Fehler vergibt. Wenn man seine Sünden bereut."
"Ja. Ich hab davon gehört."
"Wir sind zur Gemeindefeier eingeladen. Die ist im ein paar Tagen. Du bist auch eingeladen", sagte sie.
"Da werde ich hingehen", antwortete Clemens.
"Und das Problem mit Wolfgang werden wir auch lösen. Der will Dich verklagen, weil Du ihn auf der Beerdigung geschlagen hattest. Der hatte Dich aber auch vorher provoziert und wollte Dich schlagen. Das habe ich gesehen und ich werde für Dich als Zeuge aussagen", sagte Tante Elke.
"Ja. Danke."
"Und auch das Problem mit Sebastians Schulnoten werden wir lösen. Dann werden wir mit ihm mehr lernen."
"Ja", antwortete Clemens.
"Und ich hatte, als Du weg warst mit Deinem Kunden Hanno Siebenkittel gesprochen. Ich hatte ihm gesagt, dass Du zurückrufst..."
"Ja...ich werde mich um meine Kunden kümmern. Ich mach eine Woche Pause und nehme mir Urlaub. Dann werde ich mich darum kümmern", sagte Clemens.
"Das ist gut", antwortete Tante Elke.
Dann schwiegen sie. Clemens blickte mit Tränen in den Augen in den Fernseher. Dann sagte er": Ja. Die Nadja vermisse ich."
Sie guckten mich eine Weile fern. Dann gingen sie ins Bett.
In der Nacht schlief Clemens schlecht. Er dachte wieder an Nadja. Hatte diese schrecklichen Krankenhaus-Bilder vor Augen. Und er hatte Bilder von dem toten Lars vor Augen. Und das schlechte Gewissen quälte ihn! Einmal wachte er sogar schreiend auf. Elke, die im Gästezimmer schlief, hörte es. Sie ging ihn sein Schlafzimmer. Dort fand sie Clemens schweissgebadet vor.
"Clemens. Was ist los?", fragte Tante Elke.
"Was ist los? Gibt es etwas, was du mir sagen willst?", fragte sie.
Dann wurde er gesprächig.
"Es ist...Schuld, die auf meine Seele drückt", sagte er leise.
"Was ist passiert?", fragte sie.
"Ich war in Hannover in einer Bar...da traf ich eine Frau, für mir gefiel. Lucy, eine schwarze. Aus Ghana. Sie hatte da so einen Typen. Es kam dann nachdem ich auf Toilette gegangen war, zu einem Streit. Er provozierte mich, bedroht mich. Und dann passierte diese Unglück. Er fiel auf eine Tischkannte und war...tot."
Clemens präsentierte eine geschönte Version der Ereignisse, erzählte keine Details, verschwieg vieles. Und schilderte, das es nur Notwehr war. Seine Schuld spielte er herunter.
"Ich weiss nicht, was ich sagen sollte.. wir sollten niemanden davon erzählen. Das bleibt unser Geheimnis", stammelte Clemens. Dann vergrub er sein Gesicht mit seinen Händen.
"JA. UND noch etwas.... Kann Gott mir vergeben?", fragte Clemens.
"Ja. Wenn die Reue echt ist. Ich würde vorschlagen...Morgen ist ein Kirchenfest in meiner Gemeinde. Wir gehen am besten morgen zum Kirchenfest. Dort werden sicher einige Fragen beantwortet werden....", antwortete Tante Elke.
"Ja. Das ist eine gute Idee. Ich komme mit", antwortete Clemens.
"Es wird alles wieder gut. Es ist nie zu spät zu bereuen. Wenn die Reue vom Herzen kommt", meinte Tante Elke.
"Ja", antwortete Clemens leise.
"Wenn wir einfach nichts wissen, nichts sagen, dann die Polizei nichts finden. Die Spuren werden mit der Zeit verwischt", meinte Tante Elke.
"Ich hoffe, dass das funktioniert."
Dann verließ Tante Elke das Schlafzimmer. Sie schlief dann später Gästezimmer, während Clemens wieder im Schlafzimmer schlief.
Am nächsten Morgen standen sie früh auf, wuschen sich im Bad und zogen sich an. wünsche. Dann ging Tante Elke in die Küche und holte Würstchen aus dem Kühlschrank, die sie für das Kirchenfest gekauft hatte. Auch holte sie den grünen Salat und den Nudelsalat aus dem Kühlschrank, die sie vorbereitet hatte...
Nachdem sie alles in eine schwarze Aktentasche gepackt hatten, nahmen sie ihre Mormonbücher und Nephibücher mit und verliessen die Wohnung. Sie gingen gerade aus der Wohnung, als sie die Nachbarin trafen.
"Guten Tag. Wohin geht es?", fragte die neugierige Nachbarin.
"Wir gehen zum Kirchenfest", antwortete Clemens.
"Oh. Das wird bestimmt toll", antwortete sie.
"Ja. Sicher. Da sind nette Leute."
"Ach ja? Welche Kirche denn?"
"Das ist die Kirche Lilienstrasse 19.. Die Gemeinde von Pastor Henkel."
"Interessant. Ja. Stimmt. Davon hatte ich mal gehört! Du hattest mir mal davon erzählt. Die Mormon-Splittergruppe oder sowas ist das. Dann wünsche ich viel Spass", sagte sie.
Dann gingen sie für Treppe runter, verliessen das Mietshaus , gingen zum Wagen, stiegen ein und fuhren los in Richtung der Kirche in der Lilienstrasse 19.
In der Dienststelle K 23 im Hannover Hauptbahnhof sprachen der Kriminalkommissar Dietmar Jenssen, die Kollegen Roland Schütz, Tim Martens, Jochen Seifert und die Sekretärin Carla Lemke über den Fall Lars Schütte."
"Wir ermitteln und ermitteln. Und wir kommen nicht weiter. Da passiert in der Bar Lizzy`s Eck in der Breitenstrasse 6 bei der vorletzten Veranstaltung von diesem Silas Meinert ein Mord. Es waren sieben Männer und eine Frau in dieser Bar. Im Erdgeschoss im Rückzugsraum. Unter den sieben Männern befand sich auch der Türsteher. Einer von den Männern - das war Lars Schütte - verließ diese Gruppe. Bemerkt oder unbemerkt. Und wurde auf der oberen Etage ermordet. Niemand von den anderen Männern hat was mitgekriegt oder gesehen!", sagte Dietmar Jenssen.
"Da stimmt doch was nicht", ergänzte Kollege Schütz.
"Offensichtlich hatten sich die anwesenden Männer im Erdgeschoss sich mit Lucy vergnügt. Sie waren abgelenkt. Und hatten deshalb nichts bemerkt. So meine Erklärung", warf Kollege Tim Martens ein.
"Aber sie hatte was bemerken müssen, dass der Lars fehlt", bemerkte die Sekretärin Carla Lemke.
"Das hatten sie noch mitbekommen, dass er ging", sagte Kriminalkommissar Dietmar Jenssen.
"Das hatten sie gesagt?", fragte Jochen Seifert.
"Ja. Das hatten sie bei unseren letzten Befragungen gesagt. Und auch Lucy", antwortete Jenssen.
"Und wo waren die anderen zum Beispiel Veranstalter Silas und Daniela?", fragte Tim Martens.
"Die waren schon weg", meinte Kollege Schütz.
"Schon weg. Sie ließen die Bar unbeaufsichtigt?", fragte die Sekretärin Carla Lemke ungläubig.
"Ja", antwortete Tim Martens.
"Warum?", fragte Jochen Seifert.
"Silas und Daniela - so erzählten sie bei unserer letzten Befragung - hatten Streit gehabt und hatten deshalb die Bar verlassen. Ihr Türsteher sollte sich darum kümmern. Sie überliessen ihm die komplette Verantwortung an diesem Abend", erzählte Kriminalkommissar Jenssen.
"Was der Türsteher nicht getan hatte. Stattdessen vergnügt er sich wie die anderen anwesenden Herren mit dieser Lucy im Rückzugsraum", sagte Kollege Schütz.
"Werde deutlich. Das war ein Gang-Bang", warf Seifert ein.
Der Kriminalkommissar Dietmar Jenssen räusperte sich.
"Ja. Das war es. Der Türsteher hatte den Eingangsbereich nicht mehr überwacht. Was er hätte tun sollen!"
"Ja. Stimmt", sagte Tim Martens.
"Dann war der Eingangsbereich nicht überwacht. Da hätte jeder sich in in Bar Lizzy`s Eck schleichen können...", stellte Jenssen klar.
"So ist das", sagte Roland Schütz.
"Dann kann ein anders Szenario möglich sein. Ein Mann geht durch die offene Eingangstür ohne zu bezahlen, weil der Türsteher nicht da war, kurz bevor Schließung des Clubs. Er geht nach oben. Trifft auf Lars. Es kommt zum Streit. Und der Täter ermordet ihn", sagte Seifert.
"Und woher weiß er, dass Lars gerade oben ist?", fragte Roland Schütz.
"Das kann Zufall sein", sagte Kriminalkommissar Jenssen.
"Und warum sollte er ihn umbringen? So einfach so? Da muss doch ein Motiv sein", sagte die Sekretärin.
"Die Untersuchungen zeigen, zeigen, dass der Täter mit unglaublicher Brutalität vorgegangen ist. Er hatte mir dem Kerzenständer aus Stein mehrfach auf Lars eingeschlafen, ihn dann auf die Tischkannte geschleudert. Und er ist dann gestorben", erklärte Kriminalkommissar Jenssen.
"Es war dann eiskalter Mord", sagte Tim Martens.
"Oder ein Streit, der eskaliert ist", ergänzte Schütz.
"Es sieht so aus, dass der Täter und das Opfer sich kannten", vermutete Jenssen.
"Wieso?", fragte Carla Lemke.
"Es ist für mich eine Beziehungstat. Der Täter handelte in voller Tötungsabsicht. Das ist an seiner Handschrift erkennbar. Denn jeder Täter hat seine eigene Handschrift und hinterlässt bestimmte Spuren, die etwas über seinen psychischen Zustand und seine Motivation -sein Motiv - aussagen. So auch in diesem Fall. Und dieser Täter hat das Gericht des Opfers Lars zertrümmert. Dieser Täter handelt in voller Tötungsabsicht. Im voller Raserei und Wut. Er wollte den Erfolg - die Tötung des Opfers - herbeiführen. Es war eine Übertötung. Das ist, was wir wissen", sagte Kriminalkommissar Jenssen.
"Es war also eiskalter Mord", warf Seifert ein.
"Eine Affekttat", sagte Kollege Schütz.
"Es war eine Übertötung. Und daher kann man davon ausgehen, dass es eine Beziehungstat war. Denn Täter und Opfer kannten sich", erklärte Jenssen.
"Und wie kann es Deiner Meinung nach abgelaufen sein? Ist dann der Mörder - einer aus der Männergruppe um Lucy - dem Lars gefolgt?", fragte Kollege Tim Martens.
"Das glaube ich kaum. Sie hatten alle einstimmig gesagt, dass DAS nicht der Fall gewesen war. Da gab es keine Abweichung der Aussage", sagte Jenssen.
"Dann ist der Täter - so sieht es aus - keiner aus der Männergruppe, die unten bei Lucy waren", sagte Schütz.
"So sieht es aus", ergänzte Martens.
"Dann muss der Täter durch die offene Eingangstor in den Club gegangen sein und hat dann Lars ermordet", so war Jochens Seiferts Vermutung.
"Das ist aber unwahrscheinlich. Und zu riskant. Er kann nicht wissen, dass Lars in diesem Zeitpunkt auf der oberen Etage war, während sich die Männer auf der unteren Etage mit Lucy vergnügt hatten und abgelenkt waren. Und außerdem ist es riskant einen Mord oben an der Treppe zu verüben. Da jeder weiss, dass man sehr leicht entdeckt werden könnte. Besonders wenn das kurz vor Feierabend ist", erklärte Jenssen.
"Wenn jemand wahnsinnig ist?"", fragte Martens.
"Oder betrunken ist", meinte Kollege Schütz.
Dann schwiegen alle und überlegten. Dann sagte Kriminalinspektor Jenssen": Ich glaube es war anders. Ich vermute, dass der Mörder die ganze Zeit oben war. Die ganze Zeit war er auf der oberen ETAGE. Niemand von den Männern oben im Rückzugszimmer und auch nicht Lucy dort hatten ihn dort oben wahrgenommen. Lars hatte nach Lucys Aussage seinem Spaß gehabt. Und er verließ danach die Gruppe und ging nach oben. Und dann passierte das...", sagte Jenssen.
"Warum nach oben?", fragte Roland Schütz.
"Vermutlich um auf Toilette zu gehen. Der Lars traf dann den Täter oben an der Treppe. Es kam zum Streit und der Täter brachte ihn um", so war Jenssens Schulssfolgerung.
"Aber wieso?", fragte die Sekretärin Carla Lemke.
"Es kam sehr wahrscheinlich zum Streit. Lars hatte sich gut mit Lucy vergnügt. Er ging auf die obere Etage, weil er auf Toilette wollte. Und dann traf er dann den Täter. Dieser Täter war oben, weil er frustriert war und alleine sein wollte. Er wurde vermutlich von Lucy unten abgewiesen und war deshalb oben. Vielleicht hatte Lars ihm erzählt, was er mit Lucy erlebt hatte und der Täter wurde neidisch. Es kam zum Streit. Dann ist es passiert", so vermutete Jenssen.
"Das kann möglich sein", sagte Kollege Schütz.
"Ich halte es auch für möglich, dass der Täter auf der oberen Etage war", ergänzte Carla Lemke.
"Aber die Männer im Aufenthaltsraum und Lucy können uns nicht mehr erzählen? Die wissen bestimmt mehr", wies Kollege Seifert darauf hin.
"Wir müssen sie noch mal befragen", sagte Martens.
"Wir sollten aber diejenigen befragen, die früher gegangen sind...Vielleicht wissen sie was. Vielleicht wissen sie, ob da sich jemand auf der oberen Etage noch aufgehalten hat. Wir sollten die Alibis überprüfen", schlug Kriminalkommissar Jenssen vor.
"Gute Idee", sagte Seifert.
"Es wurden auch schon einige Gäste, die früher gegangen waren, befragt", ergänzte Schütz.
"Ja. Die Bardame Annika wurde befragt. Sie wusste auch nichts weiter. Sie sagte, dass sie am Anfang des Abends mit einigen Gästen einige Gespräche hatte. Die aber schon früh gegangen waren. Sie hatte Lars mit Lucy gesehen in der Nähe der Bar und wie sie in den Aufenthaltsraum gegangen waren. Das war bevor sie ging. Und es fällt mir gerade ein, dass sie zuletzt - bevor sie an diesem Abend ging - mit einem Gast geredet hatte, der seine Freundin verloren hatte", sagte Roland Schütz. "Ich hatte den letzten Gast nicht früher erwähnt, weil ich dachte, dass das nicht so wichtig ist."
"Das kann alles wichtig sein für die Ermittlungen. Jedes Detail", sagte Jenssen.
"Hat sie gesagt, wie er hiess?", fragte Tim Martens.
"Nein. Das nicht", antwortete Jenssen.
"Dann sollten wir ihn befragen. Vielleicht hat er Lars an diesem Abend gesehen", schlug Jochen Seifert vor.
"Er wird uns ja sagen, wie lange er im Club geblieben ist an diesem Abend und ob er Lars Schütte gesehen hatte."
"Ja. Und wir werden dem Gast, mit dem die Bardame zuletzt geredet hatte - und auch Lucy - befragen, ob sie Lars Schütte gesehen hatten."
"Wir werden in alle Richtungen ermitteln", ergänzte Tim Martens.
"Wir finden den Täter. Pass Mal auf. Wir finden ihn!", sagte Kriminalkommissar Jenssen überzeugt.. "Als nächstes befragen wir die Bardame Annika und Lucy."
Dann verließen Kriminalkommissar Jenssen, Jochen Seifert, Jochen Seifert und Roland Schütz das Zimmer. Nur die Sekretärin Carla Lemke blieb in dem Zimmer.
Kapitel 11: Abgeführt
Um 9.45 Uhr kamen Clemens, Tante Elke und Sebastian Kirche von Pastor Henkel in der Lilienstrasse 19 an. Nachdem der Wagen am Strassenrand zum Stehen gekommen war, stiegen alle drei aus und gingen dann zur Kirche. Am Eingang begrüßte sie Pastor Henkel.
"Hallo. Du hast angerufen, Elke. Wir haben euch erwartet", sagte Pastor Henkel zu Elke.
"Guten Tag", begrüsste ihn Tante Elke. Er begrüsste sie feierlich zurück. Dann blickte er zu Clemens.
"Und Du bist Clemens?", fragte Pastor Henkel.
"Ja", antwortete er.
"Du bist auch wieder da. Herzlich willkommen."
"Ja. Danke."
Dann schenkte er Sebastian Aufmerksamkeit.
"Und Du bist auch da, Sebastian."
"Ja", antwortete Sebastian.
"Wir haben gleich Gottesdienst. Danach gibt es im Garten ein Festessen. Ihr seid herzlich willkommen. Kommt rein in die Kirche", sagte Pastor Henkel.
Dann gingen sie in die Kirche und nahmen auf einer Holzsitzbankreihe Platz. Pastor Henkel ging auf die Bühne zum Rednerpult und sprach ein Gebet. Und alle beteten mit. Es wurden Lieder gesungen, der Pastor und einige Brüder und Schwestern hielten auf der Bühne Predigten und spielten eine kurze Theaterszene aus einer Bibelgeschichte. Dann wurde ein Abschlussgebet gesprochen. Kurz darauf verliessen alle die Kirche durch eine Seitentür auf der linken Seite und sie gingen den Weg entlang, der zu einer Terrasse führte und zum hinteren Garten.
Auf der Terrasse war wieder ein grosser, mit schönen Essen und Trinken gedeckter Tisch aufgebaut. Alkohol, so war es hier üblich, gab es nicht. Auf dem Rasen hinter der Terrasse war eine Bühne aufgebaut mit Rednerpult und Mikrophon, um die Bühne herum in der Nähe der Blumenbeete links und rechts waren auch drei große reichlich gedeckte Tische aufgebaut, an denen die Mitglieder der Gemeinde sich hinsetzten. Nur Tante Elke, Clemens oder Sebastian wussten nicht, wo sie sich hinsetzen sollten und blieben auf der Terrasse stehen. Der Pastor Henkel ging zu ihnen und zeigte auf drei freie Stühle an dem hinteren Tisch.
"Herzlich willkommene. An dem hinteren Tisch sind noch die drei Stühle frei. Setzt Euch. Es folgt gleich eine Rede über Sündenvergebung. Danach gibt es Essen. Es ist genug Essen da", sagte Pastor Henkel.
"Danke", sagte Tante Elke.
"Wir essen erst nach dem Vortrag. Denn Bruder Justin wird hier gleich einen Vortrag halten. Und zwar über die Sündenvergebung", sagte er.
Tante Elke, Clemens und Sebastian gingen zu dem hinteren Tisch und setzte sich auf die drei freien Plätze. Tante Elke setzte sich auf den mittleren der drei Plätze. Sebastian setzte sich auf den linken der drei Plätze. Er saß neben Bruder Elder Hawkes und seiner Frau Helen. Clemens setzte sich auf den rechten Platz neben Heike und Willhelm, den Großeltern von Justin, der gleich eine Rede halten sollte. Clemens blickte sich um und sah Ramon, Günther Dahlke. Wenig später kam Clemens mit Heike ins Gespräch.
"Wie geht es Dir? Schön, dass Du da bist," sagte sie.
"Ja. Danke für die Ermunterung", antwortete Clemens.
"Wie geht es Deiner Exfreundin?", fragte Heike.
Clemens zögerte mit der Antwort und runzelte die Stirn. Erst dann sprach er leise.
"Sie ist gestorben", antwortete er.
"Das tut mir leid", sagte sie.
Clemens holte sein Portemonnaie, in dem er Nadjas Foto aufbewahrte, aus rechten Hosentasche. Er holte das Foto von Nadja aus dem Portemonnaie und zeigte es Heike und Willhelm. Zuerst nahm Heike das Foto und schaute es sich an. Dann nahm Wilhelm das Foto in die Hand und warf einen Blick darauf. Dann gab er das Foto Clemens zurück und Clemens steckte es wieder in sein Portemonnaie.
"Sie sah gut aus", meinte Heike.
"Ja. Das ist ein altes Foto. Mindestens 10 Jahre alt", antwortete er.
Dann steckte er sein Portemonnaie in seine rechte Hosentasche.
"Ich hatte in unserer Beziehung auch Fehler gemacht. Aber unsere Liebe hielt bis zum Schluss." Und Elke, die das hörte dachte: Clemens redete er sich seine Beziehung zu Nadja, die er oft idealisierte, schöner als sie tatsächlich war.
Heike beugte sich zu ihm rüber.
"Wir alle sind unvollkommen und machen Fehler", sagte sie.
"Ja. Das stimmt", antwortete Clemens.
"Man muss natürlich die Sünden auch bereuen", erklärte Heike.
"Ja", antwortete Clemens.
"Die Sündenvergebung ist sehr wichtig."
"Ja."
"Das ist ja gleich das Thema des Vortrags, den Bruder Justin halten wird", sagte Heike. "Danach wird das Thema besprochen. Da kann jeder teilnehmen. Man muss sich nur melden. Du kannst auch teilnehmen und was dazu sagen."
"Fast wie in der Schule", ergänzte Clemens und grinste.
Clemens blickte auf die Schüssel Kartoffelsalat. Dann bekam er Appetit, griff sich ein Löffel und füllte sich auf seinen Teller Kartoffelsalat auf.
"Du kannst mich warten. Wir wollen eigentlich essen, nachdem Bruder Justin den Vortrag gehalten hattw", meinte Heike.
"Oh...Entschuldigung", korrigierte sich Clemens.
Er legte gerade den Löffel auf den Teller, als er eine junge, blonde Frau erblickte, die auf der ihm gegenüberliegenden Seite des Tisches sass und neugierig zu ihm rüberblickte. Clemens erwiderte den Blick. Sie lächelte etwas.
"Wenn Du eine Frau kennen lernen willst....Sex gibt es erst nach der Ehe", wies Heike darauf hin.
"Ich weiss. Ich hatte das von Tante Elke schon gehört", antwortete Clemens.
Bei dem ganzen Stress, den ich erlebt habe, läuft in der Hose sowieso nicht viel und wenn er heiraten würde - ehrbar - dann müssen es schon viele Viagratabletten sein, um was im Ehebett zustande zu bringen. Immerhin hatte er es geschafft im ehrbar- keuschen Zustand (keusch ist hier relativ - d.h. er hatte sich an diesem Abend nicht von Lucy verwöhnen lassen und auch in letzter Zeit lief nicht viel...) in Lizzy´s Eck einen Mord im Affekt zu begehen..., dachte er. Verdammter Mist. liegt wohl an dem ganzen aufgestauten Ärger und Stress, dass er seinen Zorn nicht beherrschen konnte. Verdammter Mist. Verdammter Mist, der Stress hat mich dünnhäutig gemacht und deshalb ist das Ganze passiert. Verdammter Mist, dachte er immer wieder.
"Pssst. Leise", flüsterte Heike. "Wir müssen leise sein. Bruder Justin hält nun gleich den Vortrag."
Dann kam Justin auf die Bühne. Er stellte sich an das Rednerpult vor das Mikrophon und begann zu reden.
"Sehr geehrte Bruder und Schwester. Ich freue mich Euch, dass ihr Euch so zahlreich versammelt habt. Bevor wir mit dem Essen beginnen, halte ich Euch noch einmal einen Vortrag über die Sündenvergebung. Wie ihr wisst, sind wir durch Adams und Evas Ungehorsam im Garten Eden alle der Sünde und dem Tod unterworfen. Wir altern und sterben. Da wir eben die Nachkommen des ersten Menschenpaares auf der Erde sind", erklärte er. Er erklärte, dass er alle unsere Sünden haben und das Vergebung möglich sei...
Dann war der kleine Vortrag zu Ende. Alle waren von der Absprache begeistert und applaudierten.
"Jetzt kann jeder etwas dazu sagen. Er müsste sich nur melden. Wir freuen uns auf Eure Teilnahme", erklärte Bruder Justin.
Dann meldete sich ein rotblonder Bruder.
"Es ist die Frage, was man tut, wenn man eine schwere Sünde begangen hat."
Bruder Justins Augen wanderten durch die an den Tischen versammelten Bruder und Schwester.
"Wer kann was dazu sagen?", redete Bruder Justin zur Teilnahme an.
Dann meldete sich Bruder Dahlke. Bruder Justin nahm ihn dran.
"Bruder Dahlke bitte", sagte Justin.
Ein Bruder mit einer Brille reichte ihm ein Mikrophon und Bruder Dahlke begann zu sprechen.
"Falls man einen Fehler gemacht hat, muss man zwar bereuen. aber ist es auch wichtig, dass man sich von übergroßer Traurigkeit nicht übermannen lässt. Es gibt nun mal einige Fehler wir zum Beispiel, dass man etwas zu viel Alkohol trinkt. Oder dass man einen Rückfall mit der Masturbation hat. Man darf da nicht denken, dass es keine grosse Sünde ist, wenn es mal zu solch einem Rückfall - den man nicht gewollt hat, kommt. Sie wird vergeben. Man muss weiter den rechten Weg gehen. Es versuchen."
"Ja. Richtig", sagte Bruder Justin.
Dann meldete sich eine alte Dame, die einen Sommerhut trug.
"Wichtig ist auch, dass man demütig ist", sagte sie.
"Ja. Das ist richtig", antwortete Justin.
Dann meldete sich Clemens.
"Ich bin durch das dunke Tal in meinem Leben gegangen. Und ich habe Fehler gemacht. Grosse Fehler. Ich wusste nicht, was ich tat. Ich sah mich nur von oben", sagte Clemens. Er dachte an den toten Lars. Er mochte hier aber nicht öffentlich sagen, was er getan hatte. Er redete weiter. "Aber ich bin wieder aufgestanden.. Und ich bin jetzt hier... Masche einen Neuanfang. Man soll die Hoffnung nicht aufgeben."
Er machte eine Pause und dachte an Nadja.
"Ich hab meine Freundin verloren. Nadja hiess sie", sagte er noch. Dann endeten seine Kommentare.
Einige Brüder und Schwestern fingen an zu applaudieren. Andere dachten": Was ist das für ein seltsamer Typ, der in Rätseln redet? Ist der hier überhaupt hier richtig?"
Dann hörte Clemens das Geräusch mehrerer Wagen, das von der Strasse, die hinter dem Garten hinter dem Zaun war, kamen. Er blickte zur Strasse und sah in der Ferne drei Polizeiwagen entlangfahren. Sie fuhren in Richtung der Kirche und dem KIrchenfest.
Heike blickte auch zu den drei Polizeiwagen und sagte überrascht": Wollen die zu uns?"
"Ja. Es ist vorbei", sagte Clemens. Er wusste, dass er nun im Gefängnis landen würde. Dass es mit Lars Notwehr sein könnte, würde ihm keiner glauben. Er könnte dort im Gefängnis an Nadja denken und in der Bibel lesen.
"Meine Güte, Clemens", sagte Tante Elke. Auch sie wusste, dass es vorbei war. Während die Brüder und Schwestern und Pastor Henkel an den drei Tischen noch nicht so klar wussten, was los war.
Die Wagen fuhr auf einen Sandparkplatz hinter dem Garten der Kirche und hielten dort. Wenig später stiegen mehrere Polizisten und Polizistinnen aus den drei Wagen. Es waren insgesamt 12 Polizisten. Sie gingen dann den Gartenzaun entlang zur hinteren Gartentür der Kirche. Pastor Henkel stand von seinem Tisch auf und ging zur Gartentür zu den Polizisten. Er öffnete die Gartentür, liess die Polizisten in den Garten und war überrascht. Er sprach kurz mit den Beamten.
"Guten Tag. Was kann ich für Sie tun", fragte er.
Der eine Polizist zeigte auf die beiden Tische im Garten und auf den Tisch auf der Terrasse.
"Ist hier ein Clemens...?", fragte er.
Der Pastor sagte nichts und drehte sich nur um. Dann sagte er": Fragen Sie an den Tischen."
Die Polizisten wussten nun, wo Clemens war. Sie gingen durch die Gartentür und gingen dann zu den beiden Tischen im Garten.
"Ist hier ein Clemens", fragte ein Polizist?"
Clemens, der immer noch am Rednerpult stand und das Mikrophon fest in der Hand hielt, wurde blass. Und Lucy hatte vermutlich mit der Polizei geredet und er erinnerte sich, dass auf ihrem Foto von dem Portrait, das er von ihr im März gemalt hatte, seine Adresse draufstand! Und seine Nachbarin hatte vermutlich geredet! Als die Polzisten anfingen an den Tischen die Brüder und Schwestern nach Clemens Stahlmeyer zu fragen, gab sich Clemens zu erkennen.
"Ich bin Clemens", sagte er leise.
Dann gingen mehrere Beamte zu Clemens und stellten sich vor ihm hin. Der eine hatte Handschellen in der Hand.
"Sie wissen, warum wir hier sind", fragte ihn ein Polizist.
Clemens zögerte zuerst mit der Antwort und blickte zu Boden. Dann sagte er": Ja. Ich hab ´s getan. Es war..eine unglückliche Situation."
"Kommen Sie mit", sagte der eine Polizist. Der Eine Polizist mit den Handschellen ging zu Clemens und legte ihm Handschellen an. Clemens leistete keinen Widerstand. Dann führte er ihn ab.
"Lebt wohl", sagte er. "Und auch Nadja." Obwohl es nicht immer leicht war mit Nadja früher...die letzte Zeit, die ich mit Nadja verbracht habe, war die Beste Zeit meines Lebens, dachte er, als sie ihn abführten. Und diese Erinnerungen wird er mit ins Gefängnis nehmen und den Rest seines Lebens aufbewahren.