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Seit März 2020, dem Beginn der Pandemie mit Lockdowns etc. schreibe ich in unregelmäßigen Abständen eine Art Tagebuch, in dem ich Beobachtungen, Auswirkungen, Stimmungen (natürlich vor allem meine eigene) in der Pandemie festhalte. Kombiniert mit der Auflistung von Regeländerungen, Daten aus dem eigenen Landkreis und dem Rest der Welt usw. Alles höchst subjektiv und weit weg davon, den Anspruch auf ein vollständiges Bild zu präsentieren. Sondern eher, wie ich diese Pandemie eben erlebe, wechselnd bewerte, wie sie sich für mich einfach anfühlt.
Die Jahresgesamtausgaben 2020 und 2021 findet man in diesem Archiv oder auf Archive.org oder auf https://filterblog.de/category/artikelserien/corona-tagebuch/
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Ich habe mich zum elften und wahrscheinlich letzten Mal in einer ruhigen Stunde hingesetzt und einige Gedanken der letzten Monate niedergeschrieben.
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Vor Weihnachten war Hektik. Ich feiere ja nicht, bei meiner Familie ist das anders. Mein Vater mir am 22.12.22 Geld gegeben hatte, weil ich am 21.12. schon kein Geld mehr hatte. Dann kaufte ich ein zum Bdidpiel Rotkohl, Getränke, Fleisch, Käse, Wurst... Am 23.12.22 kaufte ich bei Aldi Tegelsbarg Rotkohl, 2 halbe Enten ohne Knochen tiefgefroren zu einem teuren Preis von 6,95 Euro ebenso 4,50-Euro-Schweinesteaks (die nicht so teuer waren), ein Rotwein...Ich telefonierte noch mit D., einem Freund, der im Sommer 2022 (das passierte als ich mit meiner Tochter Denise in Zermatt war) seine Mutter ca. 4 Tage nach der 4. Impfung überraschend verloren hatte. Wir reden darüber, dass Weihnachten dieses Mal bei D. ohne seine Mutter trauriger sein würde. Auch über dies und das, was ich so machte, was er so machte.
...Und dann wünschte ich ihm viel Trost. Er ist einer der wenigen Freunde, die ich noch habe - auch wenn wir uns selten sehen und wir uns mehr schreiben oder wir telefonieren (weil er momentan viele Probleme hatte, viel arbeiten musste, sich mit seinem Bruder - der mein Klassenkamerad am C.v.O.-Gymnasium war - um seinen kranken Vater kümmern musste...) Dann verpackte ich alles was ich bei Aldi gekauft hatte in meinen Rucksack, den ich bei mir trug und fuhr mit dem Bus nach Fuhlsbüttel. Und dann fuhr ich mit der Bahn zur S- und U- Bahnstation Jungfernstieg. Dann ging ich auf den Rathausmarkt zum Weihnachtsmarkt und drehte dort noch einige Filmszenen für meinen Film "das Messer" (nach meiner Geschichte aus dem Stadtmuseum Berlin). Da ich Geld sparen wollte, trank ich auf dem Weihnachtsmarkt am Rathausmarkt nur einen Rotwein und kaufte zwei Crepes mit Nutella - für noch und Julian (der Rest meiner Familie wollte nichts haben). Ich ass mein Crepe sofort, für Julian nahm ich diesen eingepackt mit. Ich filmte einige Zeit auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Rathausmarkt - auch einige Selfie Videos. Das dauerte etwa eine Stunde. Dann waren die Akkus meiner beiden Handys leer. Bei dem dritten Handy, das ich mitgenommen hatte, war der Speicher voll. (Ich hatte Julian Mitte Dezember sein altes Handy abgekauft für 100 Euro, da eines meiner beiden Handys etwas defekt war...und ich diese Handys für meine Filmarbeit brauchte). Dann ging ich kurz zu dem Teil des Weihnachtsmarktes am Jungfernstieg. Dort gab es Wurstbuden, andere Crepebuden, Stände in denen Kartoffelpuffer, Mandeln, Waffeln, in denen andere Leckereien verkauft wurden. Und Weihnachtssachen. Ich guckte mich dort nur eine Weile um - ohne etwas zu kaufen. Dann ging ich zur S-und U-Bahnstation Jungfernstieg zurück, stieg in die U 1 und fuhr zur Station Fuhlsbüttel. Und von dort mit dem Bus zum Hummelsbüttler Markt. Dann gubg ich zu Fuss nach Hause. Dort angekommen hatte Maria schon viel für das kommende Weihnachtsfest vorbereitet. Ich packte meine gekauften Sachen wie meine zwei tiefgefrorenenen, verpackten Entenhälften, die Schweinesteaks, den Rotwein,... aus meinem Rucksack aus und legte alles auf den Küchentisch. Dann gubg ich ins Wohnzimmer, setzte mich auf das Sofa, schrieb an meinen Geschichten weiter, währendJulian Playstation spielte. Ich schrieb an den Kurz-Geschichten "der Gerechtigkeitsfanatiker" und "Corona-Horrorweihnachten", die mir eingefallen waren...Auch bedankte ich mich per Mail bei Tante Liz und Onkel Jürgen aus dem Rheinland für das nette Packet, dass sie uns geschickt hatten (das erste Mal war es aufgrund eines Fehlers zurückgekommen, das zweite Mal schickten sie das Packet an die Adresee meines Vaters und es kam schliesslich noch an diesem Tag (wie mein Vater mit berichtet hatte) an.
Als Maria und meine Tochter schon früher ins Bett gegangen waren, sagte ich Julian, dass er Schluss machen sollte mit Playstation. Und dann gingen wir auch ins Bett.
Am 24.12.2022 kaufte ich noch ein, ich staubsaugte zu Hause... Maria bereitete das Essen vor: Leckere Lasagne (im Backofen), Rotkohl, die beiden Entenhälten (im Backofen), die Steaks mit leckerer Sosse, Nudelsalat. Nachdem der Tisch gedeckt war, kam mein Vater zu Besuch. Wir assen das leckere Essen. Maria, mein Vater und ich tranken Rotwein dazu. Dann wurden die Geschenke verteilt. Mein Vater schenkte meiner Tochter ein 1000-Teile-Puzzle, ein Schummel-Monopoly und 20 Euro. Julian bekam für sein neues Handy Geld. Mein Vater hatte mir Geld schon am 22.12. (Unterstützung) gegeben... Ich hatte meine Geschenke schon Anfang Dezember an Maria und an die Kinder verteilt und für meinen Vater etwas gekauft....(eben wegen meiner finanziellen Probleme am Monatsende)...Auch packtenwir das Packet von "Tante" Liz und "Onkel" Jürgen aus. Da waren viel Kleidung für die Kinder drin und Süssigkeiten. Das Packet kam sehr gut an! Julian lass den Brief von Tante Liz und Onkel Jürgen vor.
Dieser Abend verlief harmonisch ab. Wir spielten noch Spiele zum Beispiel das neue Schummel-Monopoly, in denen man vom Mitspieler heimlich Geld klauen konnte. Dem "Schummler" im Spiel wurden dann Handschellen angelegt. Wir mussten viel lachen und die Stimmung war heiter. Dann setzten mein Vater, Denise und ich noch Puzzleteile des neuen Puzzle-Spiel zusammen. Dann verabschiedete mein Vater sich, ging mit seinem Stock zu seinem Wagen, stieg ein und fuhr noch zu Kirche (mein Vater ist keine streng gläubige Person, glauben tut mein Vater, er geht nur wenige Male im Jahr in die Kirche und das meistens in den Feiertagen wie Weihnachten). Ich und Julian guckten abends noch fern. Ich merkte an diesem Abend, dass meine Stimme belegt war. In der Nacht merkte ich, dass ich vermutlich eine Erkältung hatte.
Am 25.12.2022. Als ich aufwachte, war meine Stimme heiser und belegt, ich hatte Husten, Schnupfen und leicht Kopfschmerzen. Ich frühstückte noch mit meiner Familie indem wir die Essenreste vom Vorabend aufassen. Da war noch genug da! Ich schrieb viel an meinen Texten, während Julian Besuch hatte, Denise war oben in ihrem Zimmer und spielte vermutlich mit dem Hamster. Als Julians Bersuch weg war, merkte ich, dass sich meine Erkältung verschlimmert hatte. Ich lag abends nur noch im Bett. Auch hatte ich Post-Covid-Symptome (von meiner Corona-Erkrankung im Januar 2022) - weshalb ich vom Arzt bis Januar 2023 krankgeschrieben bin (ich leide immer noch unter Erschöpfungssymptomen, ich muss Pausen machen, wenn ich arbeite - manchmal bin ich schon nach zwei bis drei Stunden Arbeit erledigt.) Mich plagte am 26.12. meine Erkältung. Das liegt an der allgemeinen Grippewelle, die umgeht. Viele sind in meiner Umgebung krank-auch meine Tante Ellen aus Eutin (mit der ich am 26.12. telefoniert hatte.) Corona hatte ich meiner Meinung nach nicht- das fühlte sich meiner Meinung anders an. Später erkannte ich, dass ich eine Brochitis hatte (unter der viele in der Familie meines Vaters litten oder leiden.)
Ich schlief auf der Wohnzimmercouch schon um 21 Uhr ein und wachte um 2 Uhr wieder auf. Ich guckte einige Stunden fern. Um etwa 5 Uhr legte ich mich wieder ins Bett und schlief wieder ein.
27.12.2022. Es ist an diesen Tag klar, dass ich eine heftigere Brochitis hatte. Es lief nur noch Schleim aus dem Hals, mein Mund schäumte, ich war ständig am Husten, es pfiff aus meinen Bronchien - es war ein richtiges Orgelkonzert (so dass einige Familienmitgliedern bei mir auf Distanz gingen- da mein Vater berechtigte Angst vor Corona hatte, hatte ich ihm auch geraten vorerst nicht bei uns zu Besuch zu kommen, um ihn zu schützen). Hinzu fühlte ich mich kraftlos- ich schaffte es kaum den Deckel von einem Rotkohlglas aufzuschrauben. Ein Zahnarzt, mit dem ich befreundet bin, schrieb mir, dass ich schwach bin. Klar, wenn man krank ist. (Jeder Mensch wird mal krank). - Mit Post Covid ist man noch schwächer als bei einer normalen Ekältung. Das wissen nur diejenigen, die das Problem haben. Ich mach Post Covid mittlerweile nicht mehr zu meinem grossen Problem, sondern lebe damit. Ich kann ja froh sein, dass ich Corona überlebt habe! Ich gehe dagegen an, zeichne, male, schreibe, arbeite (wenn ich körperlich dazu in der Lage bin und mich nicht überanstrenge an meinen Filmprojekten). Zum Glück wurden in der Familie von meinem Vater viele Familienmitglieder über 90, aber meine Mutter wurde leider nur 58! Da musste ich aufpassen. Aber ich bin optimistisch. Gott gibt mir Kraft. Das wird alles gut werden. "Das Leben geht nur für den weiter, der positiv denkt", sagt mein Musikmanager Rolf immer (mit dem ich befreundet bin). Ich könnte sonst keine Bilder malen oder Filmprojekte ....machen.
Um meine Familienmitglieder zu beruhigen werde ich einen Coronatest machen (Maria hatte heute für 20 Euro Medikamente und einen Coronstest bei einer Apotheke gekauft). Heute sitze ich nur vor dem Fernseger und daemmer vor mich hin. Meine Tochter konnte mein Gehuste, Gerotze und nicht mehr aushalten und ging nach oben (was auch verständlich ist). Mein Sohn spielte noch Playstation. Ich schrieb noch an meinerGrschichte "The Deadly Unsaid". Da geht es um eine fiktive Gemeinde("die Gemeinde von Pastor Storck"), in denen teilweise positive, aber auch schlimme und ungerechte Zustände herrschen...und von dem Gemeindemitglied Thomas, der auf Abwege gerät und am Ende (auch durch seine gescheiterte Ehe mit Melanie) ein grosses Unglück passiert.
Die Story ist ausgedacht. Und entspricht nicht unbedingt meiner religiösen Überzeugung. Gott erwähne ich hier in der Geschichte im Zusammenhang mit der Gemeinde von Pastor Storck nur vorsichtig und wenig - es geht ja nur hauptsächlich im zwischenmenschliche Probleme - ob aus Unvollkommenheit oder gewollt, ist nicht immer klar...Es muss nicht immer sich alles logisch auflösen.
Die Geschichte "The Deadly Unsaid" ist eine fiktive Geschichte, die Charaktere sind größtenteils erfunden. Der gläubigen Eltern von Thomas in der Geschichte sind auch Fiktion (die haben mit meinen Eltern auch keine Ähnlichkeit, die in Wirklichkeit eher weltlich orientiert waren)...
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Tagebuch: Berlin, 10. und 11.10.2020
Text und Fotos von B. von Kamptz
PDF-Datei
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"Der Riesenschmetterling von Berlin-Charlottenburg. Eine Geschichte aus dem Lockdown"
Von:
Kamptz, Berthold von (Hamburg.1973 - ) | Autor
Der Autor beschreibt in 39 Kapiteln comichaft überspitzt die psychischen und sozialen Auswirkungen der Corona-Krise auf das Leben der Menschen. Im Mittelpunkt steht der Fotograf Hans Wachter, der mit seiner Familie, der aus Portugal stammenden Lebenspartnerin Catarina und den drei Kindern, glücklich in seinem Elternhaus lebt. Hans wird im Handlungsverlauf alles verlieren: Aufträge, Verdienstmöglichkeiten, sein Haus. Mit dem Lockdown ist sein Leben von Existenzangst und der Jagd nach Klopapier und Spaghetti auf täglichen Streifzügen durch die Stadt geprägt. Sein vergeblicher Kampf um die Familie kulminiert in der Schlägerei mit einem diebischen Nachbarn, den er bei einer Verfolgungsjagd in den Tod treibt. Nach dem ersten Zusammenrücken der Familie am Beginn des Lockdown zerbricht die Beziehung zu Catarina dennoch unter den Belastungen. Das jüngste Kind stirbt einen dramatischen Unfalltod, die beiden älteren kommen ins Heim. Hans hinterfragt in der Krise alle Beziehungen und stellt fest, dass er keine Freunde hat - sein einziger Kamerad aus Jugendzeiten stirbt an Covid-19. Sein väterlicher Freund, Onkel Franz, bietet Rat und Unterstützung, kann jedoch die tragisch verlaufende Abwärtsspirale seines zunehmend in Alkohol flüchtenden Schützlings nicht aufhalten. In komisch überzeichneten Szenen lässt von Kamptz Verunsicherung, Egoismus und Hysterie bis hin zur völligen Verrücktheit als Reaktion der Menschen auf die Krise aufscheinen. Dabei lässt er seinen Helden auch die Legende vom Schmetterlingsmonster zu Ohren kommen - eine Bedrohung, die Realität zu sein scheint. Auf den Wegen des Hans Wachter durch Berlin lässt der Autor ihn immer wieder Menschen treffen, die Facetten eines Lebens in der Krise widerspiegeln. Die Rahmenhandlung schildert das Bewusstsein von Scheitern und Schuld des Protagonisten sowie seine Todessehnsucht bis hin zur Läuterung.
(C) Berthold von Kamptz
PDF-Datei
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MATERIAL UND TECHNIK
Erzählung
SAMMLUNG
Berlin jetzt!
ABMESSUNGEN
27.880 Wörter
DATIERUNG
Berlin, 2020
INVENTARNUMMER
BJ 0619
Sammlung Online (stadtmuseum.de)
Link: https://sammlung-online.stadtmuseum.de/Details/Index
Dieser Roman entstand langsam im Frühjahr im Lockdown 2020 und hatte sich im Sommer/Herbst 2020 immer weiter entwickelt....Mich hatten z.T. meine frühen Lockdown-Tagebuchaufzeichnungen und diverse Ereignisse um mich herum in der Coronazeit inspiriert... Ich hatte in dieser schwierigen Coronazeit einfach das Bedürfnis gehabt zu schreiben....Ich schrieb - auch bei meinen Reisen nach Berlin - einfach auf, was mich in der Zeit der Coronakrise beschäftigt hatte.
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"On The Road of 17. Juni. Reise-Erlebnisse eines Hamburgers in Berlin am 12. und 13. Mai 2020"
Von:
Kamptz, Berthold von (Hamburg.1973 - ) | Künstler/ Autor
Der Hamburger Künstler und Filmemacher Berthold von Kamptz unternahm auf der Suche nach einem Job am 12. und 13. Mai 2020 eine spontane Reise nach Berlin. Da er wegen des Corona-Lockdowns keine Unterkunft bekam, irrte er eine Nacht durch die Straßen der Hauptstadt und den Tiergarten. Er fotografierte, zeichnete und filmte seine Eindrücke. Zurück in Hamburg verarbeitete er die Erlebnisse künstlerisch. Seine düstere und beklemmende Schilderung kann am Ende der Bildserie gelesen werden. Klicken Sie bitte auf das kleine Symbol und das blätterbare Dokument öffnet sich.
(Copyright: Berthold von Kamptz)
PDF-Datei
MATERIAL UND TECHNIK
Fotografie; Malerei;Textdokument
SAMMLUNG
Berlin jetzt!
ABMESSUNGEN
7153 Wörter
DATIERUNG
05.2020
INVENTARNUMMER
BJ 0667
Sammlung Online (stadtmuseum.de)
Link: https://sammlung-online.stadtmuseum.de/Details/Index/1670273
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Das Messer. Eine Geschichte aus dem Lockdown, von Hitchcock inspiriert
Kamptz, Berthold von (Hamburg.1973 - ) | Autor
Der Grafiker Anton Meissner lebt mit seiner Frau Anna und dem gemeinsamen Sohn Christian in einem kleinen Haus in Hamburg. Durch die Corona-Pandemie wird sein Leben auf den Kopf gestellt – Aufträge brechen weg, Rechnungen können nicht mehr bezahlt werden, die Ehe steht auf dem Prüfstand, die Familie ist in Gefahr. Fieberhaft sucht Anton nach Jobs, um seiner Familie die Existenz zu sichern. Auf eine ominöse Anzeige hin begibt er sich gegen den Rat seiner Frau und seines Vaters am Abend vor dem dritten Lockdown auf eine Reise nach Berlin, die Stadt der Verheissung des wiedergefundenen Glücks. Eine Reise ins Ungewisse beginnt. Wie in einem Roadmovie führt der Autor und Illustrator den Protagonisten auf seiner Mission durch eine ihm zunehmend surreal und bedrohlich erscheinende Welt. Berthold von Kamptz zeigt in wechselnden Szenen und Bildern Antons Zweifel, seine Schwächen aber auch Mut, Energie und Beständigkeit. In seiner Einsamkeit begegnet Anton immer wieder Menschen, von denen die mit John schicksalhaft werden wird.
(C) Berthold von Kamptz
PDF-Datei
(Klicken Sie bitte auf das kleine Symbol und das blätterbare Dokument öffnet sich. )
MATERIAL UND TECHNIK
illustrierte Erzählung
SAMMLUNG
Berlin jetzt!
ABMESSUNGEN
66 Seiten, 27.655 Wörter, 28 Zeichnungen
DATIERUNG
Hamburg und andere Orte, 2021
INVENTARNUMMER
BJ 0416
Sammlung Online (stadtmuseum.de)
Link https://sammlung-online.stadtmuseum.de/Details/Index/1739680
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Das Messer. Eine Geschichte aus dem Lockdown, von Hitchcock inspiriert
Kamptz, Berthold von (Hamburg.1973 - ) | Autor
Der Grafiker Anton Meissner lebt mit seiner Frau Anna und dem gemeinsamen Sohn Christian in einem kleinen Haus in Hamburg. Durch die Corona-Pandemie wird sein Leben auf den Kopf gestellt – Aufträge brechen weg, Rechnungen können nicht mehr bezahlt werden, die Ehe steht auf dem Prüfstand, die Familie ist in Gefahr. Fieberhaft sucht Anton nach Jobs, um seiner Familie die Existenz zu sichern. Auf eine ominöse Anzeige hin begibt er sich gegen den Rat seiner Frau und seines Vaters am Abend vor dem dritten Lockdown auf eine Reise nach Berlin, die Stadt der Verheissung des wiedergefundenen Glücks. Eine Reise ins Ungewisse beginnt. Wie in einem Roadmovie führt der Autor und Illustrator den Protagonisten auf seiner Mission durch eine ihm zunehmend surreal und bedrohlich erscheinende Welt. Berthold von Kamptz zeigt in wechselnden Szenen und Bildern Antons Zweifel, seine Schwächen aber auch Mut, Energie und Beständigkeit. In seiner Einsamkeit begegnet Anton immer wieder Menschen, von denen die mit John schicksalhaft werden wird.
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(C) Berthold von Kamptz
MATERIAL UND TECHNIK
illustrierte Erzählung
SAMMLUNG
Berlin jetzt!
ABMESSUNGEN
66 Seiten, 27.655 Wörter, 28 Zeichnungen
DATIERUNG
Hamburg und andere Orte, 2021
INVENTARNUMMER
BJ 0416
Sammlung Online (stadtmuseum.de)
Link: https://sammlung-online.stadtmuseum.de/Details/Index/1739680
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Tagebuch: Berlin, 12. und 13. März 2022
Berlin
12.3.2022. Ich lag auf meiner Couch (da ich wieder vor dem Fernseher eingeschlafen war) und wachte gegen 9 Uhr auf. Zuerst war ich noch zu müde und abgeschlagen, um sofort aufstehen zu können. Meine Corona-Erkrankung im Januar und Februar 2022 hatte deutlich mehrere Spuren hinterlassen (Long Covid- und Post Covid-Folgen, was Krankschreibung und Arbeitsunfähigkeit zur Folge hatte). Und einige Symptome waren nicht nicht vollständig weg - auch wenn ich nach außen hin ab dem 18.2. als von Corona genesen galt und man mir äußerlich nicht sofort meine Post-Covid-Erkrankung ansah. Aber ich fühlte mich aber an diesem Tag zumindest so fit, dass ich reisen konnte. Mit Julian, denn er wollte wie ich unbedingt nach Berlin reisen. Ich wollte unbedingt mit ihm auch auf die Berliner Demo gegen den Ukrainekrieg gehen und gegen diesen sinnlosen Krieg demonstrieren! Denn der Einmarsch Putins in die Ukraine beschäftigte mich. Und die ganze Welt! Es war schwer das in Worte zu fassen.
Problematisch war, dass ich immer noch mit Long-Covid-Symptomen zu kämpfen hatte zum Beispiel hatte ich aufgrund meiner Coronaerkrankung (Delta-Variante) und meiner engstehenden Bronchien, (die durch Astmaanfälle in der Vergangenheit bei meinen Reisen in die Domenikanische Republik geschädugt wurden) immer noch manchmal Atembeschwerden zum Beispiel beim Gehen längerer Strecken oder beim Treppensteigen, was oft bedeutete, dass ich manchmal oder öfters besonders tief Luft holen und tief atmen musste. Auch hatte ich teilweise schwere Erschöpfungs-Symptome, Konzentrationsstörungen, Koordinationsschwierigkeiten in der Bewegung...
Aber ich wollte unbedingt auf die Demo und blendete alles andere (soweit es möglich war) aus. Ich war zwar an diesem Tag nicht ganz fit, aber wenn ich mich zusammenreißen würde, würde es schon "irgendwie" gehen. In meinen Augen war das Glück, dass ich vor meiner Coronaerkrankung zweimal geimpft war! Denn wenn ich nicht geimpft wäre, wäre der Coronaverlauf - vermutlich - viel schwerer gewesen.
Ich nahm meine Kräfte zusammen und stand auf. Dann blickte ich aus dem Wohnzimmerfenster.
Ich sah, dass das Wetter draußen sehr gut war. Die Sonne schien. Der Himmel war blau. Keine Wolke war am Himmel. Das erinnerte mich an die Corona-Lockdownzeit im März oder April 2020, als es in dieser Zeit auch oft so sonnig war und der Himmel so blau und wolkenlos war.
Ich war zeitweise in Gedanken versunken. Dann hörte ich Marias Schritte im Wohnzimmer. Sie räumte auf. Sie sagte zu mir "guten Morgen". Ich grüßte zurück. Dann ass ich kurz darauf einige Kleinigkeit zum Frühstück. Nach kurze Zeit war meine Lebensgefährtin Maria müde und ging wieder nach oben ins Schlafzimmer.
Ich guckte mir ein wenig später die Nachrichten auf meinem Handy an. Dieses Mal waren es keine Coronanachrichten, sondern wieder Kriegsnachrichten! Krieg mitten in Europa, den wir seit der Einmarsch Russlands in die Ukraine unter Putin am 24.2.2022 hatten (das Datum, das eine Zäsur in der Geschichte bedeutete und die Illusion auf Frieden in Europa zerstörte). Ein Krieg, der moralisch nicht zu rechtfertigen war. Bedrohlich, da Putin auch mit Atomwaffen drohte. Auch wenn er das "Atomwaffen" nicht direkt in den Mund nahm, deutete vieles (zum Beispiel die Worte "es wird Konsequenzen geben") darauf hin, dass er es ernst meinte. Es war alles so absurd. Ich malte mir schlimme Szenarien aus. Wusste aber, dass (laut meines Kenntnisstandes) nur Gott in dieser Situation helfen könnte. Und Gott wird eingreifen früher oder später oder die Dinge in die richtige Richtung lenken - davon bin ich überzeugt! Je mehr ich darüber nachdachte, wuchs mein Wunsch gegen den Krieg zu demonstrieren. Und nur durch meinen starken Willen schaffte ich es gegen die Post Covid-Symptome, die ab und zu bei mir auftraten, gegenanzugehen. Den Anstoss gab Dr. B. Er riet mir daher mich fit zu halten, zu laufen,..., gegen meine Post-Covid-Symptome gegenanzugehen. Immer gegenan! Anders ging es nicht.
Als Julian aufwachte, planten wir noch einige Dinge für unsere Berlin-Reisepläne und riet ihm sinngemäss sich für die Reise fertig zu machen z.B. seinen Rucksack zu packen....
Wenig später ging ich dann die Treppe hoch zu Marias Schlafzimmer. Dort hatte sie sich zeitweise aufgrund ihrer Müdigkeit wieder ins Bett gelegt (vermutlich lag das auch an ihrer Coronaerkrankung im Januar 2022). Wir sprachen über meine und Julians geplante Berlin-Reise. Ich bot Maria und Denise an ebenfalls mit mir und Julian nach Berlin zu reisen. Doch sie wollten nicht. Die hatten bereits andere Pläne. So beschloss ich mit Julian alleine nach Berlin zu reisen für zwei Tage inklusive Übernachtung in einem Hotel oder in einer Jugendherberge (je nachdem was für ein Zimmer ich bekommen würde). Nachdem wir alles, was die Berlinreise betraf, miteinander abgesprochen hatten, ging ich die Treppe wieder runter ins Wohnzimmer und traf weitere Reisevorbereitungen. Ich suchte zum Beispiel kurz darauf mit meinem Handy im Internet nach einem Hotelzimmer mit zwei Betten für mich und Julian. Schliesslich stieß ich im Internet auf das A&O-Hotel Berlin Mitte (Köpenicker Straße). Ich rief per Handy dort an und es meldete sich ein Mann mit einem Akzent in der Stimme. Ich fragte nach einem Einzelzimmer mit zwei auseinanderstehenden Betten für zwei Personen. Dann gab er mir die Information, dass es ein Einzelzimmer mit zwei Betten für zwei Personen für 80 Euro gab. Ich war darüber glücklich und buchte das Einzelzimmer.
Wenig später duschte ich, trocknete mich ab und zog mir meine neuen Sachen an: Einen neuen Pullover und eine neue Jeans. Dann packte ich meine restlichen Sachen in meinen Rucksack: Einen USB-Stick, mein neues C 11-Handy von "Realme", 2 Notizblöcke DIN A 4 ohne Linien zum Zeichnen, mein altes Handy, Finelinerstifte und wasserfeste Stifte in schwarz, mein Impfpass, ein Krimibuch, religiöse Zeitschriften z.B. "Erwachet (was mich besonders während meiner Coronaerkrankung ermunterte), meine Zahnbürste.... Julian packte auch seine Sachen zusammen und legte alles in seinen Rucksack. Meine Lebensgefährtin drängte uns zu Eile. Denn es fehlte noch einiges für unsere Reise. Ich musste noch einige Dinge vor der Abfahrt erledigen und noch einige Dinge in meinen Rucksack einpacken. Julian vergaß zum Beispiel versehentlich seine Maske. Wenig später griff er sich eine der Masken, die bei uns im Haus-Flur in einem Karton lagen.
Nach kurzer Zeit waren unsere beiden Rucksäcke endgültig fertiggepackt. Wir verabschiedeten uns dann von Maria und Denise und wir gingen los. Wir gingen wenig später über den Zebrastreifen des Hummelsbüttler Weges am Hummelsbütteler Markt. Wir beschlossen zuerst zum Lottogeschäft in der Einkaufspassage im Hummelsbüttler Markt zu gehen.
"Wir gehen aber nur zu dem Zeitschriftenladen mit dem netten Verkäufer, nicht zum Lottogeschäft mit dem bösen (bzw. unfreundlichen) Verkäufer", meinte Julian sinngemäss.
Ich wusste nicht, welchen Verkäufer er zuerst meinte.
"Der eine hat uns -weil wir beim Kauf unentschlossen waren- rausgeschickt, nur damit er irgendwo hinter der Theke in Ruhe fern gucken kann in den Pausen", berichtete Julian.
"Der ist wohl gestresst. Wer weiss, was dahintersteckt? Hat Probleme", meinte ich (später entpuppte der Verkäufer sich doch als ganz nett). Kein Wunder heutzutage in der Zeit von Corona und Kriegsnachrichten.
Deshalb war es für uns gut zum Zeitschriftenladen (inklusive GSL-Packetshop) mit dem "netten" Verkäufer in der Hummelsbüttler Passage schräg gegenüber dem Mongolischen Restaurant zu gehen und nicht zu dem Lottogeschäft an der Strasse Hummelsbüttler Weg. Als wir kurz darauf dort in den Zeitschriftenladen reingingen, kaufte ich drei weisse FFP2-Masken, eine schwarze FFP2-Maske für Julian und eine Zeitung. Dann verließen wir das Geschäft und gingen zum Haspa-Automat, der dort in der Nähe des "Edeka"- Markts war. Ich ging in die Räumlichkeiten rein, in dem der Haspa-Geldautomat war und ich hob dort 200 Euro ab, während Julian draussen kurz auf mich wartete.
Dann gingen wir beide zu der Bushaltestelle am Hummelsbüttler EKZ und warteten dort auf den Bus. Wenig später kam der Bus. Wir setzten uns schnell unsere Masken auf und gingen zum Bus. Wir wollten gerade in den Bus einsteigen, als ein Mann an der geöffneten Bustür uns torkelnd entgegenkam. Er versuchte auszusteigen. Er konnte das kaum, weil er zu besoffen war und sich kaum auf den Beinen halten konnte. So schien es zumindest. Er trug eine grüne, lange Jacke, war dick und nicht sehr gross, hatte wirres, halblanges, fettiges, braunes Haar und sein Gesicht wirkte aufgedunsen. Er war ca. 50 Jahre alt. Er nuschelte etwas. Vermutlich auf Polnisch. Was er sagte, verstand ich nicht. Ich wollte nicht länger warten und den Bus verpassen. Ich stieg ein, lief an ihm links vorbei und Julian folgte mir. Dann fing der Mann plötzlich an zu schimpfen an. Auch auf meinem Sohn. Ohne Grund! Zum Glück verschwand er kurz darauf. Hätte er meinem Sohn was getan, hätte es Ärger gegeben. Denn das Gepöbel kam auch bei den anderen Fahrgästen (jedenfalls diejenigen, die das mitbekommen hatten) nicht gut an. Wir fanden kurze Zeit später zwei freie Sitzplätze und setzten uns dort hin.
"Was war das für ein Mann?", fragte Julian.
"Ein Betrunkener", antwortete ich. Vielleicht war der Mann durchgedreht wegen diverser Probleme heutzutage zum Beispiel Krieg in der Ukraine, Corona und die deprimierenden täglichen Nachrichten über diese düstere Themen oder er war einfach fertig mit der Welt. Wie so viele Menschen in dieser Zeit. Aber das gab ihm trotzdem keinen Grund sich wie die Axt im Walde zu verhalten. Nach kurzer Fahrtzeit (ca. 10 Minuten) hielt der Bus in der Nähe des Bahnhofs Fuhlsbüttel. Wir stiegen aus und gingen in den Bahnhof Fuhlsbüttel hinein. Dort gingen wir einen Augenblick später die Treppe runter, die zu dem Bahnsteig führte. Unten an der Treppe war ein älterer Mann mit Stock, der alt und etwas gehbehindert war. Er versuchte einen Fuss auf die Stufe zu bekommen. Was anfangs mühselig war, dann aber klappte. Hilfe wollte er von uns oder anderen Menschen nicht. Er schaffte es aber die Treppe langsam raufzugehen. Als wir den Bahnsteig unten erreichten, warteten wir kurze Zeit dort. Dann kam die Bahn und wir stiegen kurze Zeit später ein. Die Bahn war voller Menschen. Wir fanden -nach einer kurzen Suche- zwei Sitzplätze, so dass wir beide nebeneinander sitzen konnten. Nach einer Fahrtzeit von knapp 25 Minuten kamen wir am Hamburger Hauptbahnhof an. Wir stiegen aus der Bahn aus. Als wir kurz darauf eine Rolltreppe hochfuhren und dann in Richtung Wandelhalle, bekam ich kurz Atemprobleme und setzte kurze Zeit meine FFP2-Maske ab. Ich atmete tief durch. Ich sagte Julian, dass es sinngemäss in Ordnung sei für mich die Maske ganz kurz draussen abzusetzen, damit ich besser atmen konnte. Es ging nicht anders.
"Da sind nicht so viele Leute", sagte ich.
Als wir in die Wandelhalle hineingingen, setzte ich sie wieder auf (da ja Maskenpflicht war und daran wollte ich mich auch halten). Wir gingen dann kurz darauf in das Reisebüro in der Wandelhalle. Dort war eine Frau am Eingang, die Zettel verteilte. Wir kamen kaum daran vorbei. Kurt darauf kamen wir endlich zu einem Mann am Eingang des Reisebüros, der dort Aufruf-Nummern verteilte.
"Wohin wollen Sie?", fragte der Mann.
"Nach Berlin", antwortete ich.
Dann gab er uns eine Nummer: Nummer 11. Wir gingen dann in das Reisebüro und stellten uns an einer Warteschlange an. Wir warteten einige Minuten. Dann erschien unsere Nummer 11 an den zwei Monitoren über uns. Wir gingen sofort an den Schalter 11. Da war eine Frau am Schalter. Davor war ein Absperrband. Ich ging versehentlich etwas zu nahe an das Absperrband.
"Bleiben Sie bittte hinter der Absperrung", forderte mich die Frau am Schalter auf.
"Okay", erwiderte ich.
Dann sprach uns die energisch wirkende Frau mit Brille, Maske und Pferdeschwanz erneut an.
"Wo wollen Sie hin?", fragte die Frau.
"Ich will nach Berlin", sagte ich.
"Nächster Zug?", fragte sie.
"Ja. Hin jetzt und morgen wieder zurück. Um 20 oder 21 Uhr zurück", antwortete ich sinngemäss.
Ich war etwas aus der Puste. Und etwas müde und unkonzentriert. Die Long-Covid-Symptome machten sich wieder bemerkbar.
"Wir haben ein Ticket erst um 14 Uhr", teilte die Frau am Schalter mir mit.
"Gut. Das nehme ich", sagte ich spontan und etwas unüberlegt. Was wieder an meinem nicht optimalen Zustand wegen Long-Covid lag. Sie druckte mir zuerst die Zugverbindung für die Hinfahrt aus.
"Ich will auch ein Rückfahrticket", sagte ich während die Frau am Schalter mir die Zugverbindung für die Hinfahrt gab. Um so zirka 20 oder 21 Uhr sollte die Rückfahrt sein, damit es für Julian nicht so spät werden würde. Auch für die Rückfahrt wollte ich eine Zugverbindung in ausgedruckter Form haben. Sie suchte am Computer am Schalter dann zwei Rückfahrtmöglichkeiten raus.
"Morgen um 20:30. Und 21:41 Uhr", sagte sie.
"Welches Ticket ist das billigste?", fragte ich.
"21:41 Uhr."
"Dann nehme ich dieses", sagte ich wieder spontan. Und sie druckte dann dieses Rückfahrt-Ticket aus. Wenig später bekam ich zuerst die ausgedruckte Rückfahrt -Zugverbindung mit Uhrzeit und Gleis in die Hand gedrückt. Und dann das Ticket für die Hin- und Rückfahrt, nachdem ich alles mit EC-Karte bezahlt hatte. Dann gingen wir vom Schalter weg und verliessen das Reisebüro.
Ich blickte auf die aktuelle Uhrzeit: Es war gerade 12 Uhr. Und dann fiel mir auf, dass die Abfahrt erst um 14 Uhr war! Das war viel zu spät und ich hatte auch keine Lust zwei Stunden in der Wandelhalle oder am Bahnsteig auf den Zug zu warten! Also sagte ich zu Julian": Wir müssen das ändern. Zwei Stunden warte ich hier nicht. 14 Uhr ist viel zu spät."
"Wie lange müssen wir warten?", sagte Julian sinngemäss.
"Zwei Stunden. Das ist zu lange."
Julian war auch mit der Änderung des Tickets einverstanden. Wir gingen dann zum Eingang des Reisebüros und zu dem Mann, der die Nummern herausgab, zurück.
"Ich muss was am Ticket ändern", sagte ich ihm. Ich erklärte ihn kurz die Situation. Und dann gab er mir eine neue Warte-Nummer. Es war die Nummer für Schalter 5.
"Welche Nummer ist das?", fragte Julian.
"5", sagte ich.
Wir warteten nur kurz. Dann kamen wir dran.
"Wir sind dran", sagte ich.
Dann gingen wir zum Schalter 5 an den Empfangstresen. Dort war eine südländisch und gut aussehende, junge Frau.
"Guten Tag. Das Ticket ist fehlerhaft. lch wollte eine Fahrt nach Berlin stornieren und neu buchen", sagte ich.
Ich erklärte ihr die Situation. "Ich wollte nicht zwei Stunden warten. Das ist zu lange", erklärte ich.
"Ich geb das mal in den Computer ein. Eine halbe Stunde nach der Buchung kann man ändern", erklärte sie. Ich war erleichtert, als ich nun erfuhr, dass eine Umbuchung möglich war. Sie beugte sich zu ihrem Kollegen, der am Schalter (von mir aus gesehen rechts neben ihr sass und sie besprach das leise mit ihm. Nachdem sie kurze Zeit miteinander geredet hatten, nickte er. Ja. Es war also endgültig möglich. Dann ging sie wieder zu ihrem Computer und fing an zu tippen. Dann fand sie einen Augenblick später eine neue Verbindung, die sie mir dann ausdruckte und mir gab. Dann teilte sie mir mit, dass die neue Abfahrtzeit 13:34 Uhr war. Zwar hätte ich mir gewünscht, dass es eine frühere Abfahrt geben würde. Aber es gab eben nur diese frühere Abfahrt um 13:34 Uhr. Das war in dieser Situation für uns in Ordnung. Besser etwas früher als gar nicht früher.
"Das kostet 20 Euro", sagte die Frau am Schalter. Ich kippte fast aus meinen Schuhen. 20 Euro mehr zahlen für knapp eine halbe Stunde frühere Abfahrt? Das konnte nicht wahr sein. Ich erklärte ihr höflich, dass 20 Euro mir zu viel war. Entweder hatte ich das falsch verstanden, weil ich (vermutlich ) seit ich Corona hatte schlechter hören konnte oder sie hatte mir den falschen Preis mitgeteilt. Ich wollte daher die Umbuchung stornieren.
"Das ist nur ein Euro mehr", sagte sie plötzlich.
"Ach so. Wusste ich nicht. Hatte 20 Euro verstanden", sagte ich.
"War mein Fehler", sagte sie. Dann hatte ich mich doch nicht verhört.
"Dann nehme ich das Ticket mit ein Euro Unterschied. Das ist ja gut", sagte ich sinngemäss.
Dann gab sie mir das Ticket.
"Ich wünsche Ihnen gute Reise", wünschte mir die höfliche, junge Frau.
Ich bedankte mich und verabschiedete mich. Dann verliesssen Julian und ich das Reisebüro.
"Wollen wir zu Mc Donald's?", fragte mich Julian vor dem Reisebüro in der Wandelhalle.
"Ja. Wir haben über eine Stunde Zeit", sagte ich.
Wenig später fuhren wir mit der Rolltreppe nach oben. Als wir oben angekommen waren, gingen wir zu Mc Donald's. Am Eingang des Mc Donald's Restaurant saß hinter einem Kunst- und Glaskasten eine Frau, die die Impfpässe kontrollierte. Denn nur mit mindestens zweifachher Impfung konnte man im Mc Donald's Restaurant essen laut Regelung 3 G (gesenen, geimpft, getestet). Andernfalls musste man gehen oder nur was zum Mitnehnen ("To Go") kaufen. Ich schob wenig später meinen Impf-Ausweis durch die rechteckige Öffnung des Glaskastens zu der Frau hin. Und ich hielt ihr mein Handy mit meinem im Display angezeigten Genesenenstatus in der Corona-Warn-App entgegen.
"Ich bin zweimal geimpft. Und ich hatte im Januar Corona und bin nun genesen", erzählte ich sinngemäss. Auf mein Handy blickte sie nicht. Sie guckte sich nur meine Impfeinträge im Impfpass an und nachdem sie gesehen hatte, dass ich am 11.11.2021 und 2.12.2021 geimpft worden war, gab sie mir den Impfpass zurück und sagte": Das reicht schon. Sie können reingehen."
Dann gingen wir in das Mc Donald's-Restaurant rein und stellten uns an der Warte-Schlange an. Wenig später kamen wir dran. Ich bestellte bei einer schwarzhaarigen Frau mit Zopf und Maske zwanzig Chicken MC Nuggets und ein Cheeseburger für Julian. Ich brauchte bei meiner Bestellung einige Sekunden länger, weil ich mich nicht so richtig entscheiden konnte. Die Frau empfahl mir den "Grand Bacon TS-Bürger", den ich dann auch nahm. Julian suchte sich - nachdem ich es mit ihm abgesprochen hatte- in dieser Zeit einen Tisch für uns. Wenig später, nachdem ich alles bezahlt hatte, machte die Kellnerin die Bestellung fertig. Als wenig später alles auf dem Tablett war, gab sie mir dies, ich nahm es entgegen und ging dann damit zu einen Tisch, den sich Julian für uns ausgesucht hatte. Mit einer Sitzbank und mit runden Hockern. Dann setzen wir uns dort an den Tisch und assen dort. Und nachdem wir gegessen hatten, besprachen wir, was wir in Berlin so machen wollten.
"Gehen wir zum Gleis", sagte ich dann nach einer Weile, obwohl wir mindestens noch knapp eine halbe Stunde Zeit hatten. Julian war damit einverstanden.
Nachdem wir aufgestanden waren und das Tablett mit dem Müll auf die Ablade gestellt hatten, verließen wir das Mc Donald's-Restaurant. Dann gingen wir eine Rolltreppe runter und kamen zu einem Handy-Hüllen-Verkaufsstand, der seinen Standort an der Treppe zur oberen Etage in der Wandelhalle hatte.
"Hier kannst Du eine Handyhülle für Dein Handy kaufen. Und ein Panzerglas," sagte Julian. Julian hatte recht. Es wäre besser sich zum Schutz meines neuen Handys (das ich am 28.2.2022 von meiner Lebensgefährtin zum Geburtstag bekommen hatte) eine neue Schutzhülle und Panzerglas für das Display (Displayschutz) zu kaufen. Mein Blick fiel auf eine schwarze Schutzhülle.
"Ich brauche eine Schutzhülle für mein Handy", sagte ich.
"Das kostet 10 Euro", sagte der Verkäufer.
"Die nehme ich", antwortete ich. "Und auch Panzerglas."
"Das kostet auch 10 Euro."
"Das nehme ich auch", sagte ich und gab dem Verkäufer zwei Mal ein 10 Euro-Schein. Und nachdem der Verkäufer sich die Grösse meines neuen Handys, das ich ihm gegeben hatte, angeguckt hatte, suchte er passend zu meinem Handy die richtige Handy-Schutzhülle raus und holte auch das richtige Handy-Panzerglas aus einer Schublade raus. Und legte kurz darauf mein Handy in die neue schwarze Schutzhülle und machte mit großer Sorgfalt das durchsichtige Panzerglas auf dem Display meines Handys dran. Dann gab er mir das Handy mit der neuen Schutzhülle und dem neuen Panzerglas zurück. Ich war damit sehr zufrieden.
"Dann sagte Julian sinngemäss": Ich möchte auch eine Handyhülle für mein Handy. Und Panzerglas."
"Ja", stimmte ich ihm zu.
Und so kaufte ich ihm auch für sein Handy eine Handy-Schutzhülle mit Panzerglas, das er sich dann ausgesucht hatte. So bezahlte ich weitere 20 Euro.
Wenig später gingen wir zum Gleis 5. Wir warteten etwas. Kurz darauf kam der Zug und wir stiegen ein. Als wir den Zug eingestiegen, merkten wir, dass der Zug voller Menschen war. Denn viele wollten in der Ferienzeit im März 2022 reisen! Die Coronazeit mit den Lockdowns 2020 und 2021 und all den Entbehrungen war hart genug! Wir gingen im Zug durch einen langen Gang in Richtung der zweiter Klasse-Abteils. Auch die nächsten Waggons, die wir erreichten, waren ziemlich voll. Man konnte sich nur mit Mühe und mit kleinen Pausen vorwärts bewegen. Viele Leute drängelten sich durch den schmalen Gang auf der Suche nach einem Sitzplatz. Einige fanden noch einen freien Sitzplatz. Andere aber nicht. Und es gab zwischen einigen Leuten Streit, weil einige Leute den Eingang unnötig versperrten, sich nicht mit dem Durchlaufen des Ganges beeilten oder es kam zum Streit um einen Sitzplatz.
"Können Sie sich Mal endlich beeilen?", fragte ein Mann zu eine Frau (ca. Ende 50 Jahre alt).
"Ich kann nicht durch. Sehen Sie nicht, was hier los ist?", antwortete die Dame vor mir.
"Gehen Sie in eine Lücke. Sonst kommen wir nicht weiter", sagte der Mann sinngemäß zu ihr.
"Es ist nicht möglich", antwortete die Dame.
"Doch wenn Sie etwas zur Seite gehen, ja."
Doch das klappte nicht und so war der Streit nicht beendet. Eine andere Frau versuchte mit dem Kinderwagen durch den Gang zu kommen. Obwohl der Gang so voll war! Das funktionierte natürlich nicht und so entstand ein grösserer Stau von Menschen. Und mehrere Leute wurden um mich herum immer ärgerlicher.
Dann entdeckte ich plötzlich zwei freie Sitzplätze an einer Viersitzgruppe mit einem Tisch, an dem eine Frau und ein Kind auf den beiden anderen Plätzen am Fenster saßen. Diese zwei freien Plätze wollte ich unbedingt für mich und Julian haben!
"Komm", sagte ich zu Julian, der sich hinter mir auf dem Gang befand. Und er folgte mir. Als ich gerade mühsam über den Kinderwagen stieg, drängte mich jemand, als ich gerade durch den Gang ging, zur Seite. Dann stand der vordrängelnde Mann plötzlich zwischen mir und Julian. Ein weiterer Mann drängelte sich auch plötzlich zwischen uns. Julian verschwand dann immer mehr aus meinem Blickfeld. Viele weitere Leute, die sich vordrängelten, versperrten mir dann plötzlich gänzlich die Sicht.
"Julian," schrie ich.
Er antwortete nicht. Ich konnte ihn weder sehen noch hören. Und nochmal rief ich. Dann sah ich ihn plötzlich. Er stand dicht gedrängt hinter mir an den Sitzplätzen.
"Komm rüber", rief ich. Dann kam er, drängelte sich an den anderen Leuten und den Kinderwagen vorbei und dann war er kurz darauf bei mir. Ich legte auf den freien Sitzplatz am Gang, den ich gefunden hatte, schnell meinen Rucksack und auf dem anderen freien Sitzplatz gegenüber, der sich auch am Gang befand, setzte ich mich hin. Kaum hatte Julian den Platz vor mir gegenüber besetzt, nachdem ich schnell vorher den Rucksack von Sitz genommen hatte, da bot die Frau mit Kind uns einen Platzwechsel an.
"Am besten meine Tochter sitzt neben mir und Sie können dann gegenüber nebeneinander sitzen", schlug die Frau vor. Julian und ich waren einverstanden - eine optimalere Möglichkeit gab es nicht. Sie stand auf und machte den Platz frei.
"Danke. Das ist besser", sagte ich. Dann stand auch das Kind auf. Und ich und Julian. Dann tauschten wir die Plätze und zwar so, dass nach dem Platzwechsel das Kind am Fenster in Fahrtrichtung sass, die Mutter neben ihr am Gang links ebenfalls in Fahrtrichtung und ich und Julian saßen ihnen gegenüber: Ich ebenfalls am Gang entgegen der Fahrtrichtung und Julian am Fenster entgegen der Fahrtrichtung. Wir kamen kurz darauf ins Gespräch. Ich erzählte, dass ich mit Julian nach Berlin fahren wollte (teils Urlaub, teils wegen der Demo gegen den Krieg). Sie erzählte auch von sich und ihrer Reise nach Hamburg, die nun beendet war.
"Ich fahre nach Berlin nach Hause. Ich hatte bereits Urlaub in Hamburg gebracht," erklärte die Frau. Auch berichtete sie, dass vieles zur Zeit chaotisch lief: Wegen Gleisarbeiten kam es immer öfters zu Verzögerungen, dann der übervolle Zug, so dass man kaum Platz fand. Dann redeten wir über den Ukraine-Krieg, der aktuell das Thema Nr. 1 war. Da war natürlich klar, dass der Einmarsch Putins in die Ukraine moralisch nicht zu rechtfertigen war. Ein absolutes No Go. Dann kamen wir auch auf das Thema Corona zu sprechen. Corona würde angesichts der Ukraine-Kriegsnachrichten vergessen werden, so erwähnte ich. Und die Corona-Infektions-Zahlen würden immer mehr steigen.
"Und trotzdem wollen Politiker viele Coronamassnahmen lockern oder aufheben!", sagte ich. Das passte irgendwie nicht zusammen, aber das war eben typisch für unsere schwache Regierung. Irgendwann kamen wir auch auf meine Corona-Erkrankung zu sprechen.
"Ich war coronakrank... bin aber inzwischen genesen", erklärte ich. Sofort wurde die Miene der Frau mir gegenüber etwas versteinerter. Sie fragte aber kurz nach, wie die Krankheit bei mir so verlaufen war. Ich erklärte ihr, dass ich fünf Tage lang schwer zu kämpfen hatte. Danach war es immer noch schwierig.
"Nach meiner offiziellen Genesung habe ich Long-Covid-Symptome", erzählte ich.
Ich habe immer noch mit diesen belastenden Long-Covid-Symptomen zu kämpfen, die phasenweise, unberechenbar und in vielschichtiger Form auftraten. Ich zählte kurz die typischen Long-Covid-Symptome auf. Einzelheiten, dass ich wegen meiner Coronaerkrankung kurz davor war im Krankenhaus zu landen, erzählte ich ihr nicht, um sie nicht weiter zu beunruhigen. Auch weil das mir zu privat war und ich die Frau nicht näher kannte. Ich erzählte ihr auch nicht, dass ich bei meiner letzten Untersuchung nur noch 40 Prozent der Atemkapazität hatte (wegen meiner vergangener Astmaprobleme, wegen engstehender Bronchien - was in der Familie väterlicherseits oft ein Problem war und wegen Corona), was nicht wegzudiskutieren oder kleinzureden war (wie einige gehässige Coronaverharmloser es gerne taten - aber ich sage mal, dass sie anders denken und reden würden, wenn sie selbst Corona und Long-Covid hätten und all die Probleme, die damit verbunden sind...!) Die Frau erzählte, dass sie zum Glück kein Corona hatte. Kurze Zeit schwiegen wir und ich unterhielt mich nur noch mit Julian. Dann wurde ich müde und erschöpft. Die narkolepsieartigen Symptome oder Erschöpfungssymptome, unter denen ich litt, traten wieder verstärkt auf und ich schlief wieder ein. Irgendwann wachte ich auf. Ich war benommen und meine Glieder fühlten sich so an, als hätte ich Blei in den Gliedern. Ich blickte aus dem Zugfenster und sah, dass der Zug inzwischen n Berlin-Spandau hielt. Wir mussten hier aussteigen und umsteigen! Julian und ich verabschiedeten uns von der Frau. Dann nahmen wir unsere beiden Rucksäcke und stiegen wenig später aus dem Zug aus. Zuerst waren wir etwas orientierungslos und ich guckte auf die Uhr am Bahnsteig. Es war kurz vor 17 Uhr. 17 Uhr 5 sollte der nächste Zug kommen. Ich fragte zur Sicherheit eine Frau mit schwarzen Locken auf dem Bahnsteig nach der Fahrt nach Berlin Hauptbahnhof. Sie holte ihr Handy aus der Tasche und guckte nach den Verbindungen. Was von ihr sehr nett war.
"Der fährt auf demselben Gleis 9 Minuten später", erklärte sie. Sie zeigte uns auch eine alternative Zugfahrt auf einem anderen Gleis. Aber wir entschieden uns für die Fahrt in 9 Minuten auf dem Gleis, bei dem gerade unser letzter Zug gehalten hatte und aus dem wir gerade ausgestiegen waren (welche Gleis- oder Bahnsteignummer das war, hatte ich später vergessen). Das war genau für uns richtig!
"Ich bedanke mich", sagte ich zur hilfsbereiten Frau. Dann verabschiedeten wir uns von ihr und dann gingen wir zum Ausgang. Wir verliessen kurz den Bahnhof Spandau, um etwas vor diesem Bahnhof die Zeit zu vertreiben. Ich zeigte ihm wenig später aus einer gewissen Entfernung den Park Spandau und das Rathaus Spandau. Dann gingen wir in den Bahnhof Spandau hinein, liefen schnell die Treppe hoch zum Bahnsteig und dem Gleis, an dem der Zug nach Berlin Hauptbahnhof halten sollte. Gerade als wir den Bahnsteig erreichten, rollte der Zug Richtung Berlin Hauptbahnhof ein und als die Türen sich geöffnet hatten, stiegen blitzschnell dort ein. Als wir uns in dem Zug befanden, stellten wir fest, dass dieser ziemlich leer war. Wir fanden daher kurz darauf schnell in der zweiten Klasse einen Tisch mit vier Sitzen. Nachdem wir uns an diesem Tisch hingesetzt hatten, wollte Julian mit dem Handy spielen, aber es lohnte sich kaum - so erklärte ich ihm. Denn wir mussten sowieso gleich aussteigen. Nach etwa 10 Minuten kam der Zug Berlin Hauptbahnhof an. Wir stiegen aus, gingen dann zur Rolltreppe und fuhren mit dieser eine Etage höher. Wenig später marschierten wir ein wenig durch den Berliner Hauptbahnhof und fuhren weitere Rolltreppen hoch. Kurz darauf erreichten wir den Ausgang am Washingtonplatz und verliessen einen Augenblick später die Berliner Hauptbahnhofshalle. Dort draussen fiel unser Blick auf die Flüchtlingsunterkunft der Stadt Berlin für ukrainische Flüchtlinge. Dort standen auch einige Leute draussen rum, die ihre Anti-Kriegshaltung zum Ausdruck brachten. Vor den Zelten waren einige Ärzte, die sich um einige Flüchtlinge, die dort an den Zelten standen, kümmerten. Das waren aber nur wenige Flüchtinge in dieser Zeit, als wir da waren. Die meisten waren wohl in den Zelten oder woanders... Einige Leute halfen einigen Flüchtlingen bei dem Ausfüllen von Dokumenten.
Julian und ich beobachteten eine zeitlang das Geschehen. Dann gingen über die Gustav-Heinemann-Brücke und wenig später am Paul-Löbe-Haus vorbei. Und dann gingen wir kurz darauf zum Reichstagsgebäude, der durch einen grossen Zaun abgesperrt war. Dort machten wir einige Fotos. Wenig später gingen wir über die Scheidemannstraße zu einem Souvenirshop. Dort kauften wir einige Souvenirs zum Beispiel zwei Tassen. Nachdem ich alles bezahlt hatte und mit Julian das Geschäft verlassen hatte, gingen wir zu einer Pfennigpressmaschine. Dort steckte Julian ein Centstück in die Maschine und liess es sich mit dieser zu einem Souvenir mit einem Bild vom Brandenburger Tor pressen. Das kostete 2 Euro, die wir auch in die Pfennigpressmaschine reinschmeissen mussten.
Wenig später gingen wir den Simsonweg entlang bis zur Ebertstrasse am Brandenburger Tor. Wir sahen dort am Platz des 18. März und später auf der anderen Seite des Brandenburger Tors, auf dem Pariser Platz, dass dort zwar keine Demo war, aber sich dort viele Touristen aufhielten, die dort Fotos machten. Wir machten zuerst auch einige Fotos zum Beispiel am Ebertplatz und am Platz des 18. März. Später gingen wir durch das Brandenburger Tor hindurch zum Pariser Platz und ich machte dort einige Fotos.
"Warum machst Du jetzt Fotos? Lass uns doch zuerst alles angucken", schlug Julian vor.
Das machten wir auch so wenig später. Dann kamen wir zu einem kleinen Wagen, auf dem eine Putinfigur war. "Friss oder stirb", stand da auf einem Schild, das aus dem Mund der Putinfigur kam. Wir machten auch von dieser Figur einige Fotos. Dann gingen wir zur Straße "Unter den Linden." Dort überlegten wir uns etwas an den Imbiss-Kiosken zu kaufen. Was wir dann aber doch noch nicht taten. Wir wollten lieber zuerst in ein Cafe gehen und dort Kuchen essen und was trinken. Dann fiel Julians Blick plötzlich auf zwei Souvenirshops auf der linken Seite der Strasse Unter den Linden. Wir gingen dann wenig später in einen der Souvenirshop hinein. Dort guckten wir zuerst nur. Dann wollte Julian sich etwas kaufen und guckte sich intensiver als ich es tat um. Ich war etwas ungeduldig, denn ich hatte genug Geld ausgegeben für Souvenirs und musste auf die Geldausgaben achten. Ausserdem wollte Julian noch in andere Souvenirläden gehen und gucken und ich wusste, dass es problematisch sein würd, mit schon gekauften Sachen oder Souvenirs in andere Souvenirläden zu gehen, weil der Verkäufer denken könnten, dass wir dieses hier eingesteckt haben könnten. Ich müsste dann im Zweifel beweisen, dass ich diese Souvenire woanders gekauft hatte. Wenn man einen Bon hatte, war es natürlich kein Problem. Wenn man den Bon nicht sofort in der Hosentasche fand, könnte es Probleme geben. Wir verliessen dann den Laden ohne etwas gekauft zu haben. Dann gingen wir zu einem anderen benachbarten Souvenirladen. Etwas später entdeckten wir in dem anderen Souvenirladen eine Mütze mit der Aufschrift "Berlin I Love You."
"Papa, darf ich die haben?", fragte Julian.
Ich erlaubte es ihm diese Mütze zu kaufen. Nachdem ich diese Mütze bezahlt hatte, setzte sich Julian diese auf. Dann gingen wir weiter und suchten nach einem Cafe, in dem wir uns hinsetzen und etwas essen und trinken konnten. Zuerst entdeckten wir Dunkin' Donuts. Doch der war leider in diesem Zeitpunkt mit Menschen überfüllt. Auch "Starbucks Coffee" einige Meter weiter weg war überfüllt. Also gingen wir wenig später die Strasse Unter den Linden auf der rechten Seite (in Richtung Humboldt-Universität) weiter runter an der englischen Botschaft vorbei bis wir das Restaurant "Lebensart" entdeckten. Dort gingen wir rein. Ich ging zum Kellner, der mich sofort aufforderte meinen Impfausweis zu zeigen. Ich holte meinem Impfpass aus meiner Jackentasche und zeigte ihm diesen. Und meinen Personalausweis. Und dann meinen Genesenenstatus in meinem Handy.
"Gut, dann suchen Sie sich einen Tisch....wir haben viel Kuchen", sagte der Kellner sinngemäss. Unser Blick fiel auf die Vitrine, an dem sich die Kuchenstücke befanden und ich fragte Julian, ob er ein Stück Kuchen wollte. Doch er wollte kein Kuchen haben. Aber eine Fanta trinken wollte er. Kurz darauf entdeckten wir einen Tisch mit zwei Fensterplätzen, auf denen wir uns sofort hinsetzten. Wenig später kam der Kellner erneut zu uns und wir haben die Bestellung auf.
"Eine Berliner Weiße für mich - rot. Und eine Fanta für Julian. Und eine Kugel Vanilleeis", sagte ich.
Der Kellner notierte sich die Bestellung. Dann ging er fort. Einen Augenblick später stand ich von meinem Platz auf und ging zur Vitrine. Dort bestellte ich ein Stück Aprikosentorte. Dann ging ich wieder zu meinen Platz zurück, setzte mich dort hin. Und dann unterhielten ich und Julian uns. Über den Ukrainekrieg (Putin drohte wieder- er schwebte drohend über alle - so schien es!). Und wir sprachen über die Demo, die - laut Informationen aus dem Internet am nächsten Tag (am 13.2.) sein sollte. Ich erzählte auch von meinen früheren Erlebnissen in Berlin. Ich war in meiner Vergangenheit zum Beispiel in den Jahren 2000 bis 2008 mehrmals in Berlin gewesen, da ich dort als Künstler meinen Weg gehen und mich weiterentwickeln wollte.
Ich wohnte 2004 in Berlin daher zeitweise in der Wohnung einer professionellen Fotografin (sie hatte damals an mich ein Zimmer, in dem dort diverse Fotosachen, Fotoapparate, Licht etc...rumstanden, untervermietet, um so finanziell über die Runden zu kommen). Ich hatte 2004 im Amtshaus Buchholz eine Ausstellung gehabt. U.a....Ich erzählte, dass ich mir damals in Berlin die Kunsthochschule Weissensee angeguckt hatte. Auch andere Ausstellungen hatte ich damals besucht. Ich war damals im Jahre 2008 Gaststudent an der Universität der Künste Berlin (UdK). Ich konnte später nicht erinnern wie ausführlich das Gespräch mit Julian im Cafe "Lebensart" über meine damalige Berlin-Zeit war. Ich erzählte zum Beispiel Julian, das ich schon damals - als ich in Berlin war (da war ich ungefähr 27 Jahre alt) - das Gefühl hatte, dass ich als Künstler in Berlin besser aufgehoben war, als in der aus meiner Sicht kalt empfundenen Geschäftstadt Hamburg. Ich erzählte auch von Martin Kippenberger, der Ende der 70er Jahre als Künstler in Berlin gelebt hatte und im SOS-Club damals verprügelt worden war und er später am Kopf und an anderen Körperteilen eingewickelt mit Verbänden und Gips im Krankenhaus lag. Er sah fast aus wie eine Mumie und liess sich so fotografieren. Die Fotos waren von Kippenberger mit dem dem Text "Das Ende einer Jugend" betitelt worden. Ich mochte auch Albert Oehlen, den ich nicht persönlich kannte und Werner Büttner, den ich persönlich an der HfbK Hamburg (an der er damals als Professor unterrichtet hatte) kennengelernt hatte. Büttner - so erzählte ich - wollte mich im Jahre 2004 nach einem Gespräch mit ihm in seinem Raum an der HfbK (Hochschule für Bildende Künste) als Schüler haben. In dieser Zeit studierte ich jedoch seit einigen Jahren an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) und da ich dort mein Diplom machen wollte nach mehreren Semester-Jahren, die ich dort bereits hinter mir hatte, kam ein gänzlicher Wechsel an die HfbK nicht für mich im Frage (was damals eine schwere Entscheidung war). Ich erzählte Julian, das ich Prof. Büttner später zufällig auf einer Jahresausstellung an der Hochschule für Bildende Künste 2018 oder 2019 getroffen hatte.
"Und Du (Julian) warst entweder dabei gewesen als ich ihn traf oder Denise", erzählte ich.
Das wusste ich nicht mehr so genau. Auch erzählte ich, dass ich damals 2003/4 Punk-Kunst gemacht hatte, ich wollte provozieren und orientierte mich etwas an den provokativen Bildern und Portraits von Werner Büttner, Martin Kippenberger, Albert Oehlen,...Auch an Bands wie Nirvana, Doors,... Auch hatte ich damals mein Musikprojekt ("The Ultra Creative Project"), das ich auch in Berlin präsentiert hatte. In dieser Zeit organisierte ich meine Ausstellungen in Hamburg und zum Teil auch in Berlin. Ich erinnerte mich noch, dass mir damals im Jahre 2004 in Berlin, als ich die Ausstellung im Amtshaus Buchholz und in zwei Hotels hatte, dass Geld ausging und ich in dort nichts mehr machen könnte.... Ich machte dann in Hamburg weiter und hatte später in City Nord mein Atelier. Auch erzählte ich von anderen Punkkünstlern, die es so gab...und auch von verschiedenen Musikern. Auch erzählte ich von Joy Division (die in Macclefield gegründet worden war). Dann kam wieder das Thema Ukraine-Krieg. Es war fraglich, wie das alles weitergehen würde angesichts des Krieges.
Dann fragte ich Julian, was wir hier nun bei unserem Aufenthalt in Berlin machen wollten. Wir könnten zum Brandenburger Tor gehen und dort spazieren gehen oder zum Beispiel an der Strasse des 17. Juni - so schlug ich vor. Wir wussten das noch nicht so genau. Ich ass dann mein Kuchen auf, trank meinen Berliner Weisse aus und Julian seine Fanta. Dann rief ich den Kellner zu mir, der dann kurz darauf kam und ich bezahlte. Kurze Zeit später verliessen wir das Cafe (Restaurant) "Lebensart". Draußen vor dem Cafe machte ich einige kurze Video-Aufnahmen mit meinem Handy. Dann gingen wir weiter zum Brandenburger Tor. Dort kam Julian auf die Idee, dass er mich filmen könnte, wie ich telefonieren würde, dann überfallen werden würde und dann zusammenbrechen würde. Gesagt, getan. Ich positionierte mich einen Augenblick später mit dem Handy in der Hand vor seinem Handy. Er drückte die Aufnahmetaste und ich tat so, als würde ich mit dem Handy telefonieren. Und ich brach dann plötzlich in der Szene mit dem Rucksack in der Hand zusammen. Nach einigen Versuchen war die Szene dann im Kasten. Julian war aber etwas unzufrieden und merkte an, dass ihm das Drehbuch nicht ganz klar war. Ich sagte ihm, dass das, was wir aufgenommen hatten, gut war und das wir das auch irgendwie in meinem neuen Film "Psycho 3" einbauen könnten. Den Rest müsste man sehen - so meinte ich. Aber Julian erwartete einfach mehr in dieser Zeit zum Beispiel, dass das Drehbuch fertiger oder klarer war. Das Drehbuch war bei "Psycho 3" aber noch nicht ganz ausgereift (ich arbeitete jedoch daran). Zwar stand ungefähr die Geschichte. Weiter war ich noch nicht. Denn es kam ja auch durch meine Coronaerkrankung Ende Januar 2022 und in der Zeit danach immer wieder zu Ausfällen. Auch fehlten mir noch Darsteller.
"Aber lass uns das so machen", sagte Julian nachdem er einige Vorschläge gemacht hatte.
"Lassen wir das erst Mal mit dem Film. Wir entspannen uns und gehen einfach nur spazieren", schlug ich vor. "Alles andere können wir später machen", so schlug ich vor. Denn ich war erstens nicht genug vorbereitet, zweitens noch erschöpft. So entschieden wir uns zuerst zum Potsdamer Platz zu gehen. Später änderten wir unsere Pläne und beschlossen etwas (so dass ich das mit meiner Long-Covid-Erkrankung ertragen konnte) auf der Straße des 17. Juni spazieren zu gehen. Kurz darauf gingen wir dann auf der Straße des 17. Juni spazieren in Richtung Siegessäule. Inzwischen war es draussen vollständig dunkel geworden. Wir sahen uns zuerst das Mahnmal mit den Panzern an. Dann machten wir auf der Straße des 17. Juni einige Fotos. Julian setzte sich an den Straßenrand und ich filmte alles. Das war eine der letzten Aufnahmen, die ich dort von ihm im März 2022 machte. Wir gingen kurz darauf weiter die Strasse runter in Richtung Siegessäule. Doch später wollten wir nicht mehr weiterlaufen. Der Weg war einfach zu weit und da ich mit Long-Covid-Symptomen zu kämpfen hatte, wollte ich nicht so weit laufen. Plötzlich kam ein Biketaxi vorbei. Ein Glück, dachte ich.
"Ihr steht da so verloren rum. Darf ich Euch mitnehmen?", fragte er.
"Ja. Gerne bis zur Siegessäule", antworte ich. "Was kostet das?"
"Gar nichts. Steigt einfach ein", forderte uns der Mann auf.
"Ich kann Ihnen wenigstens etwas geben?", fragte ich.
Ich holte mein Portemonnaie aus der Tasche und gab ihm wenigstens 5 Euro Trinkgeld. Er nahm dies an.
"Steigt ein. Ihr steht da so verloren rum. Ich nehm Euch kostenlos mit. Wo wollt ihr hin?", fragte der Biketaxifahrer.
"Zur Siegessäule. Dann zum A und O Hotel. Köpenicker Strasse", sagte ich.
"Das ist weit. Das wäre zu teuer. Ausser ihr zahlt 50 Euro."
"Ne. Hab ich nicht", antwortete ich.
"Ich nehm Euch so mit zur Siegessäule. Ihr könnt dann mit dem Bus 100 zum Alexanderplatz fahren. Dann bis Ostbahnhof weiterfahren", sagte der Mann sinngemäß.
"Wir machen das."
Dann nahm er einige Decken zur Seite, die vorne auf den Sitzplätzen des Biktaxis lagen. Dann setzen wir uns vorne auf die Plätze und er legte zwei Decken auf unsere Knie. Dann setzte er sich an das Steuer, während wir vorne saßen und etwas warteten. Dann fuhr er los. Ich machte während der Fahrt mit meinem Handy einige Fotos und Video-Aufnahnen. Wenig später stoppte er in der Nähe der Bushaltestelle in der Nähe der Siegessäule (der Weg dorthin war nun ein Katzensprung- über die Strasse rüberlaufen und dann war man da).
"Wir sind da", sagte der Biktaxifahrer.
"Danke", sagte ich.
Dann gab er mir noch einige Hinweise - obwohl er einiges, was er sagte, wiederholte.
"Nur den Bus 100. Dann zum Alexanderplatz. Dann Ostbahnhof. Dann zum A und O Hotel Köpenicker Strasse", sagte der Biketaxifahrer.
"Vielen Dank", sagte ich.
"Macht's gut", sagte er.
Dann stiegen wir aus und er fuhr davon.
"Der war ja ganz nett", sagte Julian sinngemäss.
"Ja. Stimmt", ergänzte ich.
Nicht jeder war so, dachte ich. Julian sagte später": Einige sind nett, andere nicht." In einigen Orten war viel los, in anderen weniger. Es war unterschiedlich -zumindest war das mein Eindruck bei dieser Berlin-Reise im März 2022. Wir gingen über die Strasse zur Siegessäule. Dort machten wir noch einige Fotos. Ich merkte nun wieder meine Long-Covid-Symptome und war froh, dass wir mit dem Biketaxi dorthin gefahren waren und nicht zu Fuss dort hingegangen waren (was mir kaum möglich gewesen wäre.) Ich erwähnte aber meine Symptome nicht oft, weil ich niemanden nerven wollte. Kurze Zeit später gingen wir zur Bushaltestelle. Der Bus 100 kam gerade im die Ecke und als er an der Bushaltestelle hielt, stiegen wie ein. Im Bus setzten wir uns auf unsere Plätze. Ich machte aus dem Fenster mit meinem Handy einige Fotos. Und einige kurze Videos. Wenig später erreichten wir Alexanderplatz. Julian war nach einer Weile kalt und zitterte.
"Wir sind gleich da, nehmen die Bahn und sind dann Ostbahnhof", sagte ich sinngemäß.
Kurz darauf gingen wir an der Nikolaij-Kirche vorbei, dann an dem Fernsehturm vorbei über den Alexanderplatz bis zum Bahnhof Alexanderplatz.....Wenig später gingen wir in den Bahnhof rein und fuhren einige Augenblicke später die Rolltreppe rauf. Nach kurzer Zeit erreichten wir den Bahnsteig.
Kurz darauf kam die richtige Bahn in Richtung Ostbahnhof. Wir stiegen ein und setzten uns auf unsere Plätze. Als die Bahn nach einigen Stationen Ostbahnhof hielt, stiegen wieder aus und verliessen kurz darauf den Bahnhof. Wenig später fanden wir draussen vor dem dunklen Ostbahnhof ein Taxi. Ich sagte dem Taxifahrer, der am Steuer sass, wohin wir fahren wollten.
"Wir wollen zum A und O Hotel. Straße Köpenicker Strasse...", sagte ich.
"Okay. Kostet so 7 Euro", antwortete der Taxifahrer.
Dann stiegen wir hinten ins Taxi ein. Ich kam mit dem Taxfahrer ins Gespräch.
"Da wird ein Film gedreht, drei Kamerateams, alles ist daher gesperrt. Sie arbeiten da gerade in einem Cafe", erzählte der Taxifahrer.
"Ach so", antwortete ich.
Dann erzählte ich auch, das ich Filme gedreht hatte. Zum Beispiel den Film "Psycho - Das Geheimnis des Phantomkillers". Auch erzählte ich, dass ich als Künstler arbeitete. Erst später kam ich in meinem Leben wieder zum Film zurück. "In der Coronakrise wirkte ich zum Beispiel bei dem Film "#Whenwestayedathome" von Andreas Barthel mit", erwähnte ich so nebenbei.
"Ich hätte - wenn ich neu angefangen wäre - auch Filme gedreht. Ich habe viele Ideen", erzählte der Taxifahrer.
Das stimmt. Ideen haben viele, aber das ist praktisch nicht so leicht das umzusetzen, dachte ich. Und noch schwieriger ist es, Erfolg damit zu haben.
Dann hielten wir am Strassenrand in der Nähe des Eingangs des A und O Hotels, das ich schon 2018 besucht hatte. Das war in der Zeit als ich damals 2018 den Low-Budget-Film "Das unheimliche Haus des Onkel Willy"(Arbeitstitel) gedreht hatte, wo es um eine Erbschaft ging. Alte Erinnerungen kamen wieder hoch. Ich bezahlte meine Taxifahrt beim Taxifahrer, verabschiedete mich von ihm und Julian und ich stiegen beide aus.
Dann gingen wir in das A und O-Hotel. Kurz darauf erreichten wir den Empfangstresen. Dort war ein ausländischer Mann.
"Guten abend. Wir hatten gebucht....1 Zimmer mit 2 Betten", erklärte ich. Ich nannte meinen Namen.
Der Mann suchte am Computer. Dann fand er meinen Namen.
"Ja. Sie hatten gebucht...", sagte er.
"Ich und mein Sohn", ergänzte ich.
"Wie alt ist Ihr Sohn?"
"Zehn."
"Gut. Dann Impfpass."
Ich holte meinen gelben Impfpass aus meiner Manteltasche und zeigte ihm diesen dem Mann vor. Dann meinen Genesennachweis in meinem Handy und meinen Personalausweis. Wenig später bekam ich von dem Mann am Tresen die Karte, die der Schlüssel zu unserem Zimmer war.
"4 . Etage oben. Bettzeug ist oben", sagte er. Checkout war 11 Uhr - so informierte er uns weiter.
Dann verließen wir mit unseren Rucksäcken und mit der Tüte mit den Souvenirs den Empfangstresen und einen Augenblick später die Empfangshalle und gingen kurz darauf zu einem schmalen Gang, der zu einem Fahrstuhl führte. Erst überlegten wir die Treppe hochzugehen. Doch mit dem Fahrstuhl war es für mich wegen meiner Long-Covid-Symptome besser. Treppensteigen strengte mich sehr an! So nahmen wir den Fahrstuhl, stiegen kurz darauf ein und fuhren auf die 4. Etage. Wenig später gingen wir auf der 4. Etage durch eine Glastür, die zu einem Gang mit mehreren Türen links und rechts führte. Dann erreichten wir das richtige Zimmer mit der richtigen Nummer ziemlich am Anfang des Ganges auf der rechten Seite und ich hielt die Karte ans Schloss. Zuerst hatten wir unsere Schwierigkeiten damit die Tür aufzubekommen (Vielleicht weil wir die Karte falsch hielten). Doch dann klappte es und die Tür ging auf. Wir gingen in das Zimmer und guckten uns das Zimmer genau an. Dort war das Nötigste vorhanden: Da gab es auf der rechten Seite einen kleinen Tisch, der sehr niedrig war, links an der Wand einen kleinen höheren Tisch, links ein kleines Bad mit Dusche ebenfalls in der Nähe wo sich der höhere Tisch auf der linken Seite befand und am Ende des Zimmer links-geradeaus zwei Betten nebeneinander am Fenster, das einen Blick über den Hof zu den anderen Gebäudeteilen mit den vielen Fenstern freigab, die dort draussen einen Platz mit einem Impfzentrum umrahmten.
"Das Zimmer ist klein, aber in Ordnung", sagte Julian.
"Ja. Es ist in Ordnung", erwiderte ich.
Ich wusste, dass das A und O-Hotel am Berliner Hauptbahnhof näher war und es vermutlich dort auch billigere Zimmer gab. Aber ich kannte das A und O Hotel Hauptbahnhof in diesem Zeitpunkt nicht. Ich kannte aber das A und O in dieser Köpenicker Straße, das mir damals schon gut gefallen hatte und so wählten Julian und ich das Hotel dieses Mal für uns aus. So wusste ich wenigstens, was wir hatten! Und das Zimmer, das wir hatten, passte auch von der Atmosphäre her für meinen Film "Psycho 3". Da zahlte ich lieber 20 Euro mehr. Nachdem wir unsere Rucksäcke im Zimmer abgestellt hatten, blickte ich durch das Fenster nach draussen und machte zuerst einige Fotos. Dann beschlossen wir einige spontane Filmaufnahmen zu machen, die ich für meinen Film "Psycho 3 - Auf den Spuren des Lockdown-Killers" (zuerst hatte der Film noch den Arbeitstitel "Der Unheimliche von Berlin Grunewald" gehabt) verwenden konnte. Mein Drehbuch, das ich im Kopf hatte, ändere ich spontan gemäss der aktuellen Situation etwas um. Ich improvisierte auch immer mehr. Entwickelte meine eigenen filmischen Methoden. Während ich sonst bei meinen anderen Filmen alleine Regie führte, war es bei diesem Film in der Coronaausnamnesituationzum Teil etwas anders. Einige Aufnahmen waren nur mit Hilfe von Julian möglich. Er war mindestens Co-Regisseur. Dann unterhielten wir uns etwas und beschlossen nach unten zu gehen. Wir gingen dann um 22 Uhr nach unten in den Aufenthaltsraum der Rezeption. Dort fragte ich an der Rezeption nach dem Frühstück.
"Das muss man extra bestellen. Das kostet 1,99 Euro und für Kinder 1 Euro", so teilte man mir mit.
Ich bedanke mich für die Informationen und wollte in diesem Augenblick was bestellen. Doch das war schon - so teilte man mir mit - schon vorbei.
"Da ist nur noch die Bedienung da. Aber die hat keine Zeit und hat was anderes zu tun. Da müssen Sie ihn fragen, ob er Sie noch bedient", sagte der Mann an der Empfangstheke. Ich ging daraufhin zu der Bedienung, einem jungen Mann mit einem zarten Bart und längeren, mittellangen Locken.
"Ich hätte gerne Berliner Weiße. Und eine Fanta. Und ein Sandwich", sagte ich.
"O.k.", sagte der junge Mann mit den Locken und Bart.
Ich fragte Julian was er wollte. Er wollte nichts. So bestellte ich für mich zwei Currysandwitches.
Kurz darauf bezahlte ich, bedanke mich und ich bekam meine Currysandwitches und ein Bier ausgehändigt. Damit ging ich zu einer Couch, die an einer Wand angelehnt war. Dort an dieser Wand wurde ein Fußballspiel projiziert. Ich setze mich auf die Couch neben Julian links an einen kleinen Tisch und begann die Sandwitches zu essen, während Julian mit seinem Handy Brawl Stars spielte. Ich trank mein Bier und schrieb. Ich bekam aber nur wenig zustande. Dann beschlossen wir wieder auf unser Zimmer zu gehen. Wir gingen durch den Gang, gingen zum Fahrstuhl und fuhren hoch. Wenig später gingen wir in unser Zimmer. Dort unterhielten wir uns. Dann fand Julian die Fernbedienung für den Fernseher, der an der Wand in der Nähe der Decke befestigt war. Julian schaltete auf verschiedene Programme. Doch wir fanden nichts Interessantes. Überall lief nur Belangloses oder Schrott in unseren Augen. Absolut nichts Passendes. Julian schaltete noch eine Weile durch die Programme. Dann nahm ich die Fernbedienung und versuchte auch mal was Passendes finden, indem ich von Programm zu Programm schaltete. Ich fand aber auch nichts. Später schalteten wir auf das Programm "sixx". Dort lief eine Krimidoku. Wir schalteten aber nach kurzer Zeit wieder um, weil die Krimidoku uns auch nicht so überzeugte. Da es auf den anderen Programmen nichts gab, wählten wir irgendein Programm aus und ließen den Fernseher einfach laufen. Eigentlich hatten wir geplant nur etwas fern zu gucken und dann ins Bett zu gehen. Doch wir guckten dann länger als geplant fern. Ich suchte später nach meinen Drehbuchnotizen in meinen Rucksack, den ich links neben meinem Bett auf den Fußboden gestellt hatte in der Nähe des Fensters. Dann meinte Julian": Lass uns mal was drehen."
Dann stand ich aus meinem Bett auf, holte mein Handy aus der Tasche, ging zum Fenster und fing durch das Fenster nach draussen mit dem Handy zu filmen. Ich filmte vom Fenster aus den trostlos wirkenden schlichten braunen mehrteiligen Gebäudekomplex, das fast wie ein riesiger Bauklotz wirkte oder wie riesige Kästen wirkten mit den vielen anonym und gesichtslosen und gleich aussehenden Fenstern, das links, rechts und geradeaus den kleinen Hof mit der Teststation rechteckförmig umrahmte. Während ich filmte, kommentierte ich alles. Oft improvisierte ich. Und experimentierte viel. Ich filmte zum Beispiel oft drauflos, damit ich auf diese Art vielleicht später einiges für meinen Film gebrauchen könnte. Da ich mit so einem niedrigen Budget und Möglichkeiten arbeitete (wie ich das in der gesamten Corona-Ausnahmesituation getan hatte), musste ich äußerst kreativ sein und vieles anders machen (als die grossen Filmstudios mit mehr Geld und technischen Möglichkeiten) , meine eigenen Methoden entwickeln, meine eigenen Weg gehen....Not machte erfinderisch. Ich filmte zum Beispiel spontan drauflos in den Hof und kommentierte vieles während die Handy-Kamera lief. Ich sagte zum Beispiel in die Kamera, dass wir einige Morde, die in Berlin in der Coronakrise passiert sind, aufklären wollten. Auch in unserer Nähe. In dem Film treffe ich in einer weiteren Szene meinen Sohn in einem Hotel, nachdem meine Mutter im Film auf rätselhafte Weise verstorben ist und ich verschweige ihm bestimmte Ereignisse. Während ich filmte kamen plötzlich Erinnerungen an dem Hitchcock-Film "das Fenster zum Hof" in den Sinn. Wieviel mein Film nun von Hitchcock inspiriert wurde, wird man später sehen, wenn der Film fertig ist, dachte ich. Dann filmte ich weiter und tat so, als würde der Täter in der Nähe sein.
"Da ist der Täter. Er ist hier. Ganz in der Nähe, wir müssen das Licht ausmachen", sagte ich in meiner Rolle.
Ich tat in der Filmszene auch so, als würde ich einen Mord beobachten. Fast so wie in dem Film "das Fenster zum Hof". Nur ein bisschen anders. Und mehr improvisiert.
"Du kannst weiter filmen. Ich kann sowieso nicht schlafen", sagte Julian sinngemäss.
So filmte ich eine Zeitlang weiter. Die Fenster, den Hof und was ich so filmte kommentierte ich weiterhin passend zum Film. Ich sah auch jemanden draußen im Hof entlanglaufen. Und filmte dies. Man konnte aber die Gestalt nicht genau erkennen. Das war nur ein schwarzer Schatten, der vorbeihuschte. Man konnte vieles vermuten. Und auch gerade das Undeutliche kann im Film eine bestimmte bedrohliche Stimmung erzeugen. Das alles benutzte ich für meinen Film. Ich sah klar eine Stärke des Films: Dass vieles nicht klar ist, angedeutet ist und die Spannung dadurch erhöht wird. Dann filmte ich zeitweise Julian, während er seine Film-Rolle spielte. Oft zusammen mit mir in meiner Rolle. So entstanden viele interessante Szenen. Danach machte ich wieder vieles im Alleingang, während Julian fernguckte oder mit dem Handy spielte.
Am Schluss filmte ich noch einmal drauflos. Vielleicht konnte man später wieder etwas davon für meinen Film verwenden, dachte ich.
Den Rest wollte ich später bei einem künftigen, alleinigen Besuch in Berlin drehen. Julian und ich wollten später noch etwas fern gucken und dann schlafen gehen. Doch da Julian nicht schlafen konnte, guckten wir weiterhin verschiedene Programme durch. Da war auf einem Programm zum Beispiel noch der Rest von "Herr der Ringe." Das lohnte aber nicht den Film weiterzugucken, da wir den Anfang des Films schon verpasst hatten. Und da gab es noch andere angefangene Filme. Wenig später sagte ich": Ich möchte jetzt schlafen gehen." Denn es war schon ziemlich spät. Wir mussten um 9 Uhr oder 9 :30 Uhr aufstehen , da wir schon um 11 Uhr das Zimmer räumen mussten. Und wir wollten auch zur Demo gegen den Ukraine-Krieg am Brandenburger Tor gehen (damals ging ich irrtümlicher Weise davon aus, dass dort die Demo begann).
"Ich stelle den Wecker auf 9 Uhr", sagte Julian, der schon im Bett lag.
"Gut", sagte ich und legte mich auf das andere Bett links am Fenster.
"Ich kann nicht schlafen", klagte Julian.
"Dann versuch es. Zähl Schäfchen."
"Das nützt nichts."
Wenig später schlief ich ein. Julian später auch.
Am frühen Morgen litt ich wieder an Long-Covid-Symptomen. Ich atmete schwer und wachte irgendwann auf. Es war kurz vor 9 Uhr. Zuerst blieb ich erschöpft liegen. Ich hatte in diesen Moment keine Kraft. Dann stand ich völlig müde und verkatert auf. Und es dauerte eine gewisse Zeit bis ich in Gang kam. Julian wachte auch nach einiger Zeit auf. Als es mir besser ging, schnappte ich mir mein Handy, filmte ich wieder aus dem Fenster und machte einige Tageslicht-Filmaufnahmen von den Gebäudekomplex, das nun von der grellen Morgensonne angestrahlt wurde. Vielleicht könnte ich auch diese Aufnahmen für meinen Film gebrauchen. Dann putzte ich im Badezimmer meine Zähne, duschte und zog mich an. Wenig später packte ich meinen Rucksack, während Julian sich nun die Zähne putzte.
"Wir müssen los", sagte ich zu Julian.
"Ja."
Dann filmte ich eine kurze Zeit, während sich Julian für sein Checkout aus dem Zimmer bereit machte. Plötzlich klopfte es bei uns an der Tür. Ich ging zur Tür und öffnete sie. An der Tür war eine junge Putzfrau, die uns erinnerte aus dem Zimmer "auszuchecken". Nachdem die junge Frau weggegangen war, machte ich kurz noch einige Filmaufnahmen aus dem Zimmerfenster und um 11 Uhr verliessen wir das Zimmer.
Wenig später gingen wir in die Rezeption und wollten dort den Zimmer-Schlüssel (die Karte) abgeben.
"Schmeissen Sie den da rein in den Kasten", sagte der Mann am Empfangstresen und zeigte auf eine Box, die auf einem Tisch stand.
Dann schmiss ich den Schlüssel in die rechteckigen durchsichtige Box, in der sich mehrere Zimmer-Schlüssel befanden. Auf meine Frage was mit den Bettdecken passieren sollte und wo es Frühstück geben würde, antwortete er sinngemäss": Bettdecke bleiben oben (im Zimmer). Und Frühstück...gibt es leider nicht mehr. Es ist schon drei nach elf Uhr."
Das war etwas ärgerlich, denn Julian hatte Hunger. Aber was sollte ich machen?
Dann wollte Julian plötzlich Air-Hockey spielen. Ich bestellte an dem Empfangstresen zwei Schläger für Air-Hockey.
"Ja. Hier", sage der Mann am Empfangstresen und gab uns die zwei Schläger. Dann gingen wir zum Tisch, stellten unsere Taschen in die Nähe der Lebensmittel, die jemand für die Ukraine-Flüchtlinge hingestellt hatte. Wir spielten an einem Tisch dieses Air-Hockey-Spiel...Wir warfen 2 Euro ein. Erst ging es nicht. Dann schafften wir das und wir konnten das Air-Hockey-Spiel beginnen. Die erste Runde gewann ich. Die nächste Runde gewann Julian. Nach einiger Zeit waren wir fertig mit dem Spielen.
"Ich mach schnell noch ein paar Aufnahmen und dann geht es los", sagte ich zu Julian.
Ich ging aus den Ausgang raus in den Hof in die Nähe des Testzentrums und machte dort schnell einige spontane Videos und Fotos. Auch ging ich in das Treppenhaus des gegenüberliegende Gebäudes und machte dort einige Videos. Auch Selfie-Videos. Ich spielte, als ob ich - desillusioniert - den Fall in "Psycho 3" ermitteln würde. Dann war ich fertig und ging zum Spiel zurück.
"Gehen wir zum anderen Ausgang", sagte ich.
Dann gingen wir zum anderen Ausgang, an dem sich ein "Lolly-Glücksrad"-Spiel befand. Während Julian am Lolly-Glücksrad spielte und ein Lolly gewann, machte ich draussen auf der anderen Seite des Hofes einige Videoaufnahnen. Ich hörte aus einem der Fenster einige Stimmen. Da ich zu weit entfernt war, konnte ich feststellen, dass sie Englisch redeten, aber nicht was sie genau redeten. Nach kurzer Zeit war ich fertig mit den Videoaufnahmen. Dann verließen wir das A&O-Hotel. Wir gingen nach draussen auf die Straße. Doch draußen können wir nirgendwo was essen. Es gab kein Bäcker, nichts....Aber was sollte ich jetzt tun? Wir gingen zur Bushaltestelle. Dort warteten wir auf den Bus. Als der Bus kam, stiegen wir ein und fuhren mit dem Bus zum Märktischen Museum. Während der Fahrt blickte ich auf die Häuser. Sie erinnerten mich vom Baustil etwas an die Häuser in dem Film "Control" mit Ian Curtis. Nach kurzer Zeit waren wir da. Wir stiegen aus und gingen in den Bahneingang Märktisches Museum hinein. Dort löste ich an einem Automaten eine Tageskarte und wir nahmen kurz darauf die Bahn zum Alexanderplatz. Wir führen einige Stationen. Dann waren wir da. Wir stiegen aus der Bahn aus und gingen wenig später zwei Steintreppen hoch. Als ich oben war, hörte ich Stimmgewirr.
"Was ist das?", fragte ich mich. Und ich wollte nachsehen. Dann sah ich plötzlich überall Demonstranten. Mit Schildern wie "Putin muss weg", "No war", u.s.w... Überall. Wir waren auf einmal mittendrin. Ich war darauf nicht vorbereitet und überrascht, da ich dachte, dass der Demobeginn Brandenburger Tor wäre und nicht Alexanderplatz. Ich war völlig ergriffen von der Situation. Auch Julian war überrascht. Und er war auch müde und hungrig. Wir beschlossen dann uns dem Demontrantionszug, der durch die Grunerstraße (ungefähr Richtung Rotes Rathaus) führte, anzuschliessen und eine Weile mitzumarschieren. Was wir auch taten. Vor einem Restaurant an der Grunerstraße sahen wir einen Mann auf dem Boden liegen.
"Was ist da los?", fragte Julian.
Ich war erst irritiert. Einige Personen gingen schnell zu den Mann am Boden und halfen. Auch wir gingen schnell zu dem Mann und wollten helfen, doch als wir ankamen, waren andere Leute schon schneller da und halfen und unsere Hilfe wurde nicht mehr benötigt. Dann richteten mehrere Leute ihn auf und setzen ihn auf eine Sitzbank, die sich vor dem Restaurant befand. Wie sich das wenig später herausstellte, war er völlig betrunken. Dann schlossen wir uns dem Demonstrationszug wieder an und gingen weiter die Grunerstraße runter. Dann gab es leichte Unstimmigkeiten. Ich war der Meinung, dass es besser wäre in der Mitte oder vorne des Demonstrationszuges zu sein. Julian wollte aber warten und lieber im hinteren Bereich des Demonstrationszuges sein. Und dann einigten wir uns indem wir uns einfach dem Demontrantionszug anschlossen und mitgingen....Ich war froh, dass ich mit den anderen Demontranten ein Zeichen gegen den Ukrainekrieg setzen konnte. Es musste was getan werden! Auch wenn der einzelne kleine Mensch so wie ich nur wenig bewirken konnte. Es gab keine Rechtfertigung für Putins Angriffskrieg, dachte ich schon wieder. Und schlimm war, dass Putin drohte die Nuklearwaffen in Alambereitschaft zu setzen. Was bedeuten würde, dass er wahrscheinlich tatsächlich Atombomben einsetzen würde! Und vermutlich auch sogar ein Natoland bedrohen könnte (da die Nato stärker war als Russland mit den veralteten Panzern, konnte man das vergessen.) Vermutlich bluffte er nur. Oder er war komplett wahnsinnig, dass er ein Selbstmord riskieren würde. Man wusste in dieser Zeit ja nie....Der Westen hatte ihn ja die ganze Zeit falsch eingeschätzt und vieles wurde gar nicht nicht oder zu wenig wahrgenommen. Obwohl er schon früher viele Regimegegner ausgeschaltet hatte und die Krim 2014 annektiert hatte, etc. hatten die meisten weggesehen. Doch wenn er sich mit der Nato anlegen würde, würde es zum dritten Weltkrieg kommen und das würde für Putin Selbstmord bedeuten (falls ihn das interessierte, weil er schon 70 war, angeblich krank war und es ihn wohl egal zu sein schien -obwohl er ja Töchter oder Söhne hatte -aber man wusste das nie genau, weil nur wenig von seinem Privatleben an die Öffentlichkeit kam). Sollte Putin wirklich Ernst machen und sollte es zum Atomkrieg kommen, würden wir alles tot sein und die Erde kaputt sein (was Gott in der Realität nicht zulassen würde, weil er ja die Erde erschaffen hatte und kein normaler Künstler würde sein eigenes Kunstwerk zerstören). So war die Angst bei vielen Menschen vor einem Atomkrieg allgegenwärtig, die viele Leute nun auf die Straße trieb: Dass uns jemand eine Atombombe auf den Kopf schmeissen würde!
Da würde auch kein Bunker uns in Deutschland zur Verfügung stehen! Denn wir haben in Deutschland nicht so viele taugliche Bunker. Wenn eine Atombombe fällt z.B. , sind wir alle tot oder auch wenn einige von uns tatsächlich im Bunker eine Weile überleben würden, würden sie nach kurzer Zeit qualvoll an der Bestrahlung sterben...., dachte ich. Vielleicht könnte man nach Australien oder in die Arktis fliehen -das würde auch nicht viel bringen, man bräuchte ja auch (wenn man so weit denken sollte) Nahrungsmittel, Vorräte ... Es musste für die Menschen in der Ukraine, die den Krieg erlebten schrecklich und traumatisch sein. Viele hatten Todesangst, einige verfielen einem schwarzen, irren Galgenhumor angesichts der Lage (was oft vorkommt in solchen Kriegszuständen). Aber Selenski und die meisten Ukrainer sind entschlossen sich zu wehren -mit den Waffenlieferungen aus dem Westen (Hauptsache aus der USA.) Um die Ängste loszuwerden, war es auch gut zu demonstrieren. Ein Zeichen zu setzen (auch wenn es Putin nicht zu interessieren schien.) Auch um den Ukrainern zu helfen.
Es ging auch alles einfach zu schnell. Man wachte auf und plötzlich war am 24.2.2022 Krieg. Dann standen die Nerven blank. Die Sorge wuchs...besonders nach Putins Drohungen.
Es war absoluter Ausnahmezustand. In was für eine Zeit leben wir?, dachte ich. Es war Endzeit. Ich filmte den Demonstrationszug. Dann gingen wir weiter mit dem Demonstrationszug mit.
"Wir gehen mit dem Zug mit und dann gehen wir später zum Restaurant", schlug ich vor.
Julian war einverstanden. Dann gingen wir mit den vielen Demonstranten einen Zaun an einer Baustelle auf der Grunerstraße entlang. Hier wurde vieles neu bebaut. Wir kamen wenig voran. Es war ein Gedränge. Etwas ärgerlich war ich deshalb schon. Dann war auch alles wieder gut. Dann hatte Julian genug.
"Ich hab Hunger", sagte Julian.
"Wir gehen weiter die Straße runter und dann finden wir ein Restaurant", sagte ich überzeugt.
Wir gingen mit dem Demonstrationszug dann weiter den Mühlendamm entlang. Dann kamen wir zu der Mühlenkamp-Brücke, die über die Spree führt. Und kurz vor der Brücke auf der rechten Seite am Spreeufer gab es ein Restaurant. Wir gingen dann zu dem Restaurant. Als wir die Speisekarte näher betrachteten, war da nicht viel Essen für Julian dabei. Da war absolut nichts dabei, was er mochte. Ich teilte Julian meine Gedanken mit.
"Wenn wir hier was bestellen, dauert es lange, bis das Essen fertig ist. Und dann ist der Demonstrationszug weg", meinte ich.
"Wir setzen uns auf eine Bank in der Nähe der Brücke, betrachteten den Demonstrationszug, der an uns vorbeizog in Richtung Gertraudenstrasse und Leipziger Straße und diskutierten über die Ereignisse.
"Es ist besser hinten", meinte Julian.
"Hinten ist Polizei. Vorne ist besser", schlug ich vor.
Da wir hier kein Restaurant für Julian fanden, schlug ich vor weiterhin mit den Demonstranten mitzugehen bis wir später ein Restaurant finden würden. Also begaben wir uns unter die Demonstranten vor der Mühlendammbrücke und marschierten weiterhin mit. Zuerst über die Mühlendammbrücke. Dann zogen wir über die Gertraudenstraße. Aber noch immer konnten wir kein Restaurant finden. Wir machten wenig später mit dem Handy einige Fotos und einige Videos. Julian bat mich ihn hochzuheben, damit er bessere Fotos schießen könnte. Wir stellten uns auch auf zwei grosse, weiße Steinen auf einer kleinen Verkehrsinsel mitten auf der Getraudenstraße (in der Nähe von "Spittelmarkt"), die zwei Strassen voneinander trennte (was einfach nur ein Streifen mit einigen Steinen war).
Dann zogen wir weiter über die Strasse "Spittelmarkt"- nicht weit weg von der Leipziger Strasse. Links und rechts sahen wir die unheimlichen, futuristisch wirkenden Hochhäuser oder Büro-Gebäude, auf die wir zugingen. Sie wirkten wie eine Kulisse aus einem Science-Fiction-, Endzeit- oder Zombiefilm. Auch konnten wir das Cosmo Hotel Berlin Mitte sehen. Wir sahen uns weiterhin in der Menschenmenge um. Es waren tausende von Demonstranten um uns herum. Auch Eltern mit ihren Kinder zogen mit. 30.000 Demonstranten waren es insgesamt - so erfuhren wir später. Wir dachten nach. Was wird kommen? Atomkrieg? Ich stellte mir verschiedene Szenarien vor. Aber Gott würde eingreifen und verhindern, dass die ganze Erde zum Beispiel durch einen Atomkrieg zerstört werden würde. Wir marschierten weiterhin eine Weile über die Strasse "Spittelmarkt" und kamen auf die Leipziger Strasse. Links an der Leipziger Strasse entdeckten ich an den "Spittelkolonaden" am Marion-Gräfin-Dönhoff-Platz einige "Skulpturen" (so nannte ich sie). Dort waren einige Erwachsene und dort spielten auch einige Kinder. Und einige trugen Schilder mit Friedenstauben darauf. Auch im Demonstrationszug sah ich Schilder mit blau-gelben Friedenstauben. Dann könnte Julian nicht mehr.
"Ich hab Hunger", sagte er.
Dann entdeckte ich vor mir links das Chinarestaurant "China City". Wir gingen dann dort hin. Als wir in das Chinarestaurant reingingen, kam ein freundlicher Kellner auf uns zu.
"Wir wollen hier was essen", sagte ich sinngemäss.
"Ja", sagte er.
Dann führte der Kellner uns zu einem Tisch mit zwei Stühlen (die gegenüber aufgestellt waren). Nachdem ich dem Kellner meinen Impfausweis und meinen Personalausweis gezeigt hatten, durften wir dann im Restaurant bleiben und dort essen. Dann kam auch eine Kellnerin zu uns und ich gab die Bestellung auf.
"Wir sind schon 30 Jahre hier", erzählte sie. Sie gab uns zwei Speisekarten, die wir in Ruhe durchguckten und suchten in Ruhe unser Essen aus. In dieser Zeit ließen uns die Kellnerin und der Kellner Kurz alleine. Nachdem wir unser Essen ausgesucht hatten, kamen sie wieder zu uns an den Tisch. Inzwischen wussten wir, was wir haben wollten: Julian wollte Nudeln mit Hähnchenfleisch. Und eine Fanta als Getränk dazu. Dazu ein kleines Eis. Und ich wollte Rindfleisch mit acht Kostbarkeiten und Reis. Und dazu Berliner Weisse rot. Nachdem wir unsere Bestellung aufgeben hatten, warteten wir eine Weile. Diese Wartezeit nutzen wir in dem sie uns unterhielten. Nach einer kurzen Zeit wurde uns das Essen gebracht und dann assen und tranken wir und als wir mit dem Essen fertig waren, unterhielten uns über die Demo und die Ereignisse in letzter Zeit. Nach einer Weile rief ich die Kellnerin zu mir und ich bezahlte alles.
"Vielen Dank", sagte die Kellnerin zu uns.
Dann verliessen wir das Restaurant. Wir erkannten, als wir draussen waren, dass der Demonstrationszug inzwischen weitergezogen war. Ohne uns. Und so wusste ich, dass die Demonstration für uns (leider) zuende war. Kurz darauf gingen wir die leere Strasse runter. Wir entdeckten ein zertrümmertes Auto. Dort machte ich noch ein Foto mit dem Handy. Dann sahen wir in der Nähe des Wagens einen Mann mit verschmutzen Kleidung rumlaufen, der betrunken zu sein schien.
"Das Auto gehört dem Bettler?", fragte Julian.
"Nein. Dem kann das Auto nicht gehören", meinte ich. "Denn er sieht so aus, als ob er kein Geld hat."
Dann gingen wir weiter die Strasse runter.
"Nehmen wir den Bus", schlug ich vor.
Wenig später liefen wir schnell zur Bushaltestelle. Doch den ersten Bus verpassten wir. Dann warteten wir und dann nahmen wir den nächsten Bus, der nach kurzer Zeit kam. Wir stiegen in den Bus ein. Wir fuhren eine Weile mit dem Bus durch die Stadt. Ich suchte nach den Demonstranten, doch die waren alle weg. Wir fuhren einige Stationen. Dann hielt der Bus am Potsdamer Platz an und wir stiegen aus. Dann gingen wir die Strasse....runter.
"Da hinten ist das Brandenburger Tor", sagte ich.
"Ja", antwortete Julian. Was er noch sagte, wusste ich später nicht mehr.
Dann gingen wir zu Fuss zum Denkmal für die ermordeten Juden (jüdischem Holocaust-Mahnmal mit . Dort spielten einige Kinder. Sie liefen auf den Mahnmal-Stelen.rum. Dann sah ich einen Mann, der dort aufpasste, dass da keiner auf den Stelen rumlief. Als zwei Kinder auf den Stelen rumliefen, brüllte er sofort los.
"Nicht da rauf. Runter bitte. Nicht auf die Steine", schrie er.
Dann nahmen die Eltern das Kind von den Steinen runter.
Als wir wenig später das Brandenburger Tor erreichten, fragte Julian, was das für ein Haus war, das rechts neben dem Brandenburger Tor steht.
Ich antwortete, dass das die Botschaft der USA (nicht das Konsulat, sondern die Kanzlei) war. Als wir näher auf das Brandenburger Tor zuliefen, sahen wir, dass dort viele Besucher waren und wir waren daher unsicher, ob wir auf der Ebertstrase bleiben sollten oder zur Strasse des 17. Juni gehen sollten. Oder zum Pariser Platz. Als wir sahen, dass sich viele Demonstranten auch auf dem Pariser Platz versammelt hatten und es dort auch eine Bühne gab, auf der einige Personen einige Reden zum Ukrainekrieg hielten, gingen wir zum Pariser Platz und drängten uns in die Menschenmenge. Nachdem wir unsere Masken aufgesetzt hatten und wir einen Platz in der Menschenmenge fanden, wurden auf der Bühne gerade einige Leute interviewt. Wir hörten eine Weile den Rednern zu. Dann sagte Julian": Ich komme gleich wieder."
"Nein", sagte ich.
Dann war er plötzlich weg. Ich suchte ihn und schrie": Julian." Mehrmals. Ich suchte am Rand der Menschenmenge. Doch da war er nicht. Dann ging ich wieder in die Menschenmenge hinein. Auch dort war er nicht. Ich wurde nervös. Dann ging ich zu einer Stelle in der Mitte der Menschenmenge zurück, wo ich ihn verloren hatte, in der Hoffnung ihn zu finden. Doch auch dort war er nicht. Ich rief schon wieder nach ihm. Vergeblich. Dann holte ich mein Handy aus der Tasche und rief ihn an. Doch er meldete sich nicht. Ich war langsam verzweifelt. Wenig später rief Julian mich plötzlich an. Ich nahm das Gespräch entgegen und fragte": Wo bist Du?"
"Ich bin am Brandenburger Tor", sagte er. Dann lief ich schnell durch die Menschenmenge zum Brandenburger Tor an den Säulen, bei denen weniger Menschen waren. Dort traf ich endlich Julian. Ich war froh, dass ich ihn noch getroffen hatte. Ich ermahnte ihn aber beim nächsten mal mehr aufzupassen!
"Ich hatte aber gerufen, dass ich gleich wiederkomme", sagte er.
"Ich hatte nichts gehört", entgegnete ich.
Vielleicht war die Menschenmenge oder der Vortrag zu laut, dass ich ihn nicht gehört hatte. Ich wusste es nicht mehr. Wir redeten noch etwas darüber und vereinbarten klare Abmachungen. Dann schlug Julian vor": Spielen wir."
Und dann spielten wir an einer Säule des Brandenburger Tors Ticken -Kriegen o.ä. Das ging aufgrund meines gesundheitlichen Zustandes schwer. Denn nach ein paar Versuchen war ich erschöpft.
"Gehen wir in ein Cafe", schlug ich dann vor.
"Ja."
Dann gingen wir wieder zur Bühne auf dem Pariser Platz. Dort machte ich noch einige Fotos.
"Komm, Papa", drängte Julian.
Dann gingen wir weiter. Wie gingen zuerst zu Starbucks Coffee. Als wir dort reingingen, merkten wir, dass es dort drinnen zu voll war und dass kein Platz mehr frei war. Und es gab eine grosse Warteschlange vor der Kasse. Wir gingen weiter. Dann kamen wir zu Dunkin Donut. Dort war es auch voll. Dann gingen wir wieder weiter.
"Gehen wir wieder zum Restaurant "Lebensart"", schlug ich vor. Ich sah keine andere Möglichkeit in diesem Moment. Julian war einverstanden.
Dann gingen wir wieder zum Restaurant "Lebensart" auf der Strasse Unter den Linden. Als wir das Cafe erreichten, gingen wir dort rein und setzten uns an einen Tisch. Meinen Impfpass brauchte ich nicht mehr zu zeigen, da ich ihnen diesen schon am Tag davor gezeigt hatte. Ich bestellte eine Fanta für Julian. Und für mich ein Berliner Weisse und ein Stück Pfirsichkuchen. Dann unterhielten uns. Auch darüber, dass unser Miniurlaub schön war.
"Berlin ist toll. Gestern haben wir einiges gesehen. Heute ist Demo-Tag, sagte Julian. Das fand ich auch. Ich wäre am liebsten in Berlin geblieben, weil da mehr los war als in Hamburg. Ich mochte Berlin lieber, da Berlin eine Künstlerstadt war und ich als Künstler eher in die Stadt Berlin mit ihrer grossen Kunstszene passte als in die Stadt Hamburg. Berlin war meiner Meinung nach nicht so spießig und auch offener für neue Ideen. Mehr verrückt. Während Hamburg eher eine Kaufmannstadt ist und eher was für Geschäfts- oder Büroleute ist.
Julian äußerte viel Kluges was ich hier in meinen Tagebuchaufzeichnungen jetzt nicht wiedergebe. Wir tranken unsere Getränke aus. Ich wollte noch was schreiben, lies es aber. Ich rief die Kellnerin zu mir und forderte die Rechnung an, die ich auch wenig später von ihr bekam und ich bezahlte diese. Cafe Lebensart machten sowieso gleich zu um 19 Uhr zu. Und es war gleich 19 Uhr! Kurz darauf verliessen wir das Restaurant und gingen in Richtung Brandenburger Tor.
"Was wollen wir machen?", fragte Julian.
Da wir noch genügend Zeit hatten, sagte ich sinngemäss, dass es besser wäre zum Hauptbahnhof zu gehen und dort unsere Rucksäcke in Schliessfächer einzuschließen. Kurz darauf setzen wir unser Vorhaben die Tat um und gingen am Reichstag und Paul-Löbe-Haus vorbei zum Hauptbahhof. Im Hauptbahnhof fanden wir wenig später dort ein Schliessfach und stellten unsere Sachen (unsere beiden Rucksäcke und die Tüte mit den Souvenirs und eine Mc Donalds-Tüte) rein. Ich warf 4 Euro in den Schlitz des Schliessfachs ein und wollte abschließen. Doch aus irgendeine Grund ging das Schliessfach nicht zu. Also holte ich meine 4 Euro aus dem Schliessfach wieder raus und auch unsere Sachen aus dem Schliessfach. Dann nahmen wir ein Schliessfach weiter runter und stellten dort unsere Sachen rein. Dann warf wieder 4 Euro in den Schlitz rein. Und wenig später klappte es: Das Schliessfach liess sich abschliessen nachdem wir unsere Sachen dort verstaut hatten. Dann gingen wir durch den Berliner Hauptbahnhof und fuhren mit der Rolltreppe runter und gingen zum Ausgang Washingtonplatz. Dann gingen wir über den Washingtonplatz an der Flüchtlingsunterkunft vorbei. Wenig später gingen wir über die Gustav-Heinemannbrücke, dann zum Spreebogenpark und dann später am Reichstag vorbei wieder bis zum Brandenburger Tor. Dort machte ich noch einige Filmaufnahmen.
"Wollen wir besser zur Straße des 17. Juni gehen? Denn jetzt ist es dunkel", fragte Julian.
"Nein. Es geht."
Dann gingen wir zum Venusbassin.
"Hier ist der Venusbassin", erklärte ich.
Doch es war zu dunkel, um viel erkennen zu können. Dann gingen wir weiter. Dort war es aber noch dunkler, um was zu erkennen. Denn es gab keine Laternen. So beschlossen wir nicht weiterzugehen, sondern nach rechts auf die Strasse des 17. Juni zu marschieren. Was wir wenig später auch taten. Dann gingen wir eine kurze Strecke in Richtung Siegessäule.
"Wir sollten besser umkehren", schlug ich vor.
Zwar hatten wir noch Zeit. Aber ich hielt es für besser Richtung Hauptbahnhof zu zu gehen. Kurz darauf sagen wir auf einen Weg, der zur Strasse des 17.Juni führte, einige Kaninchen weglaufen.
Und dann gingen wir auf einen Weg, der uns wieder zur Strasse des 17. Juni führte. Julian lief dort noch einigen Kaninchen hinterher. Ich versuchte das mit dem Handy zu filmen. Als sie Kaninchen weg waren, machte ich mit meinem Handy noch einige kurze spontane Videos auf die Schnellle. Ich war froh, dass ich genug Material für meinen Film hatte. Dann gingen wir wieder zum Brandenburger Tor zurück. Und danach auf den Anfang der Strasse des 17. Juni. Wir gingen dort zum Imbisskiosk, denn ich wollte für Julian eine Wurst kaufen. Als ich einen Imbisskiosk erreicht hatte, fragte ich dort den Verkäufer nach einer Currywurst und eine Berliner Weisse rot oder grün.
"Eine Currywurst haben wir nicht", sagte der Verkäufer
"Schade. Haben Sie Berliner Weisse?", fragte ich.
"Wenn ich Ihnen einen Tipp geben kann, kaufen Sie dies besser in einem Supermarkt im Hauptbahnhof, als hier 3,50 Euro auszugeben. Lohnt sich nicht", meinte er.
"Stimmt. Ich gehe dorthin", sagte ich.
"Es ist teuer, wenn man Probleme hat."
Dann kamen wir auf Corona zu sprechen.
"Ich bin Veranstaltungstechniker. Hatte kaum was zu tun. Ich such mir aber was Neues."
"Ja..."
Er zeigte auf seinen Kumpel, der in unserer Nähe am Imbisskiosk stand. "Das ist mein Kumpel. Er musste sich auch was Neues suchen. Er arbeitet in der Gastronomie. Er musste auch viel durchmachen."
Er erzählte noch etwas über seine Situation. Dann verabschiedete ich mich von ihm und wünschte ihm Glück und Gesundheit.
Dann beschloss ich am Hauptbahnhof das Bier zu kaufen. Also gingen wir vom Brandenburger Tor in Richtung Hauptbahnhof zurück.
Wenig später gingen wir am Washingtonplatz an den Zelten für Flüchtlinge vorbei. Dort waren viele Flüchtlinge. Viele Flüchtlinge kamen an mit Grosseltern, teilweise mit Kindern, mit Haustieren... Einige waren verletzt, traumatisiert, viele hatten Familie oder Angehörige in der Ukraine zurückgelassen. Einige, die gut davongekommen waren, waren froh endlich "raus" aus der Ukraine zu sein. Man konnte sich das gar nicht vorstellen, was diese Menschen in der Ukraine durchgemacht hatten! Das machte uns auch betroffen.
Am Hauptbahnhof waren zum Glück viele freiwillige Helfer, die rund um die Uhr arbeiteten, um den aus der Ukraine geflüchteten Flüchtlingen zu helfen. Sie besorgten ihnen Unterkünfte, Verpflegung...und das war nicht so einfach! Denn täglich kamen 10.000 Flüchtlinge an und die Stadt Berlin war damit überfordert. (Ich kann nur das Beste hoffen.)
Dann erreichten wir den Berliner Hauptbahnhof. Zuerst holten wir unsere Sachen aus dem Spint. Da die Zeit knapp war, gingen wir nicht mehr zum Supermarkt im Hauptbahnhof (so wie ich das vorgehabt hatte), sondern gingen direkt zum Currywurststand 36. Dort bestellte Julian sich eine Wurst und Pommes. Und ich nur eine Wurst. Auf unseren Wunsch hin beeilte er sich mit der Zubereitung und wir bekamen- nachdem ich alles bezahlt hatte- schnell unser Essen.
"Wir müssen los", sagte Julian.
Dann liefen wir mit unseren Sachen und den eingepackten Essen zur Rolltreppe, führen runter und liefen zu Gleis 7. Zuerst stiegen wir dort ein in einen Zug nach Hamburg. Dann erfuhren wir im Zug von einigen Fahrgästen, dass der Zug, in dem wir gerade waren, falsch war! Ich fragte daraufhin eine Touristin, was wir in unserer Situation tun sollten .
"Ist doch sowieso alles egal. Da sind Bauarbeiten, Ukraine-Krieg. Einfach drin bleiben. Stört keinen mehr", riet uns die Frau.
Zuerst war ich unentschlossen. Dann sprach ich mit einem anderen Fahrgast über meine Situation, der mir riet lieber auszusteigen und den darauffolgenden Zug zu nehmen. Da sei ich auf der sicheren Seite! Also stiegen ich und Julian wieder aus dem Zug aus. Ich fragte auf dem Bahnsteig erneut einen Mann, der ein Hut und Kopfhörer trug, nach dem richtigen Zug. Dann zeigte der Mann mit Hut und Kopfhörer auf die Anzeige. Als "unser falscher Zug" kurz darauf abfuhr, änderte sich kurz darauf die Anzeige und der Zug nach Hamburg mit der richtigen Nummer (die mit der Nummer auf meinem Reiseticket identisch war) erschien. Als der richtige Zug nach Hamburg einrollte, war ich erleichtert. Der Mann mit dem Hut hatte recht behalten. Wir stiegen in den richtigen Zug ein. Wir rannten dann durch die Zug, um den Bereich der 2. Klasse zu suchen. Ein Mann sagte, das die 2. Klasse hinten wäre. Ich sagte aber, dass ich den Speisewagen vorne im Zug gesehen hatte... Der Mann erkannte denn den Irrtum. Wir alle sind durcheinander heutzutage,...dachte ich. Dann rannte ich mit Julian in Fahrtrichtung zum Speisewagen und dann erreichten wir die 2. Klasse. Wir fanden dann in einem 2. Klasse-Abteil einen Tisch mit vier freien Sitzplätzen. Nachdem wir unsere Sachen Tüte, Rucksäcke..)
auf den Boden gestellt hatten, assen wir am Tisch dort unsere Currywurst auf und unterhielten uns. Einerseits wären wir gerne noch in Berlin gewesen. Auf der anderen Seite war ich froh endlich aus Berlin abzureisen. Denn ich hatte noch viel in Hamburg zu tun. Wenig später fuhr der Zug los. Ich wollte später während der Fahrt zeichnen. Doch daraus wurde nichts. Ich war erschöpft und schlief im Zug die meiste Zeit. Dann erreichten wir um 23:30 Uhr den Hamburg Hauptbahnhof. Wir stiegen aus und gingen durch den Bahnhof. Später nahmen wir die U-Bahn und fuhren bis Fuhlsbüttel. Dann nahmen wir noch den Bus. Um 0:30 waren wir in meinem Reihenhaus zurück. Julian berichtete später seiner Mutter und Freunden was erlebt hatte. Ich legte im Wohnzimmer meine Tasche ab und meine Souvenirs aus Berlin. Ich gab wenig später meiner Lebensgefährtin und Denise die Souvenirs.
Dann gingen ich und Julian später schlafen.
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In der Coronazeit, in der ich viele Probleme hatte, dachte ich nicht nur über die Probleme in der Welt nach (über Corona, über den Ukrainekrieg, über die Inflation, über die steigende Preise....), sondern auch über mein Leben nach und an meine Familie. Über das, was wirklich wichtig ist (zum Beispiel der Glaube und die Familie). Aber ich machte mit auch Gesanken über meine finanzielle Situation und berufliche Entwicklung in der Coronazeit und in der Zeit danach....
Auch dachte ich darüber nach, was ich so im Leben in der Vergangenheit gemacht hatte (schwelgte sozusagen in Erinnerungen...) und dachte auch über die Zukunft nach.
Mein künstlerischer Weg (vor und in der Coronakrise):
(Stand 3. Dezember 2022)
Ich machte Musik, zeichnete, filmte, schrieb Drehbuch. Mein Leben war nicht immer einfach - von Höhen und Tiefen gekennzeichnet - besonders nach dem Tod meiner Mutter 1999.
Ich hatte viele Bilder gemalt. Es ist mir momentan unmöglich sie alle aufzuzählen. Genauso wie es unmöglich ist, alle Ausstellungen, Präsentationen..., die ich gemacht hatte aufzuzählen. Auch nicht alle Musiktitel, die ich in der Vergangeheit geschrieben (Text und Musik) und im Graceland Studio Hamburg, im Studio Earth und im Studio Shahen aufgenommen hatte (das waren so ungefähr insgesamt ca. 60 bis 70 Titel...). Ich plane in Zukunft eine kurze Biografie zu schreiben (auch um vieles in der Coronakrise zu verarbeiten). Da werde ich auf vieles genauer eingehen....
Mein künstlerisches Schaffen vor der Coronazeit und in der Coronazeit:
Ich spielte 1989 in Bands (The Highways und Flash), wirkte nach der Schule an Filmprojekten mit.
Dann drehte ich 1991 den Low-Budget -Film "Psycho -Das Geheimnis des Phantom-Killers" (115 Min.).
Dieser Film lief 1991 in Kinos wie "Koralle", "Markthalle" und 1992 im "Metropolis"- Kino im Rahmen des Fantasy-Filmfestivals '92 (die Mopo u.a. berichtete darüber, die Fotos machte Erika Krauss, die damals älteste Fotografin der Morgenpost war). Der Film lief 1992 und 1993 auch noch als Zweiteiler im Offenen Kanal und es gab auch noch andere Aufführungen (Fachhochschule für Gestaltung.)... Der Film "Psycho - Das Geheimnis des Phantom-Killlers" wurde in der Coronakrise im Jahr 2020 auf Youtube gezeigt. Ich produziert noch den Film "Im Kreuzfeuer Generation X" (1991-1994, 1997), der nie aufgeführt wurde. Auch spielte ich in Bands wie "Flash" und "The Highways" (darauf werde ich unten näher eingehen). Ich machte 1992-94 eine Solotour als Berthy durch Hamburg und Umgebung. Ich arbeitete dann in verschiedenen Studios (in einem Studio in Itzehoe, im Impuls-Studio Barmbek, im Gracelabd-Studio. Ich war mit Jörn Sass und Konrad Halver von 1995 - 1998 Mitinhaber des Graceland-Studios (Moorweidenstrasse 36, 20146 Hamburg.) Auch begann ich in dieser Zeit zu malen im Öl und Acryl auf Leinwand (Portraits von Musikern wie Rod Steward, Freddie Mercury, Peter Maffay, Kurt Cobain, Jim Morrison,... , sozialkritische Bilder, Landschaften...). Auch entstanden in dieser Zeit viele Zeichnungen. 1997 beschloss ich - nachdem ich den Kurs Friedrich Karl Wächter besuchte - aus den Musikbusinesss auszusteigen. Nach dem Tod meiner Mutter 1999 arbeitete ich zeitweise nur noch als freischaffender Künstler. Ich hatte ab 1999 Ausstellungen im In- und Ausland (s. Liste unten). Ausbildung/Studium: Ich studierte von 1995-99 am Institut für Grafik Design. Von 2003 - 2008 studierte ich an der Hochschule für Bildende Künste und an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (ich machte 2008 mit 1,7 mein Diplom.) 2002 gründete ich mit Ella Baran und Ed Sobczak "The Ultra Creative Corona Project" (das später 2006 aufgelöst wurde). Ich machte in den Jahren 2009 - 2017 sieben Reisen in die Domenikanische Republik (Santiago) in die Heimat meiner Lebensgefährtin (jede Reise dauerte ca. 2 Monate lang).
In der Coronakrise 2020 wurde "The Ultra Creative Project" wiederbelebt und in "The Ultras Corona Project" umbetitelt.
Veröffentlichungen:
Bisher veröffentlichte Filme:
1991: Psycho -Das Geheimnis des Phantom-Killers (Regie: Berthold von Kamptz)
1994: Im Kreuzfeuer Generation X (halb Doku, halb Spielfilm, unvollendet), wurde nur im kleinen Rahmen auf Parties/privaten Veranstaltungen gezeigt (Regie: Berthold von Kamptz).
2020: Corona-Tod in der Stille (als Material /Mehrteiler auf Youtube. (Regie: Berthold von Kamptz.)
2020: #Whenwestayedathome (Regie: Susi Duhme, Produzenten: Andreas Barthel, Susi Duhme, Markus Keese).
2021: My Corona Madness (Titel wurde wie der Film "Psycho - Das Geheinnis des Phamtom-Killers" im Bundesarchiv Fa 3 aufgenommen.). (Regie: Berthold von Kamptz).
Nachdem Erfolg von "Psycho - Das Geheimnis des Phantom-Killers" (s. die alten Presseartikel, die ich im Coronarchiv beigefügt habe) und nachdem ich den Film "Im Kreuzfeuer Generation x" abgedreht hatte, machte ich 1997 eine "Filmpause", weil ich mich mehr der Malerei widmen wollte. Was ich auch tat. Auch weil mir die finanziellen Mittel und zum Teil auch die geeigneten Darsteller für weitere Filme fehlten.
Erst 2010 - nachdem ich mich die ganzen Jahre ab 1997 mich der Kunst gewidmet hatte und ab 2002 dem "Ultra Creative Project" - begann ich wieder an einem neuen Film-Projekt mit dem Titel "Missing in Hamburg - Reise ohne Wiederkehr" zu arbeiten. Es wurde 2018 und 2019 an den Filmprojekten "Psycho 2 - Die Rückkehr des Phantomkillers", "Frankensteins Nightmare", "Psycho - Der Schrecken des Phantom-Killers", "Coronaways Of The Dead", "1945 - Der Fall Dr. Waldmann"....gearbeitet. Mit der Darstellerin Ingrid Hammill....Durch die Coronakrise blieben diese Projekte jedoch unvollendet. In der Coronakrise ab 2020 wurden auch die Corona-Filme "Corona-Tod in der Stille", "Tödlicher Lockdown-Halloween", "My Corona Madness", "It Was Happened On 25. Juni", "Das Messer", "Psycho 3 - Auf den Spuren des Lockdown-Killers" gedreht. Diese sind inzwischen fertig abgedreht worden und müssen nur noch geschnitten werden... "My Corona Madness, Teil 1" wurde samt Filmschnitt fertig gestellt und wurde 2021 auf YouTube und im Coronarchiv veröffentlicht und vom Bundesarchiv fa 3 übernommen. Auch an den Projekten, an denen ich vor der Coronakrise begonnen hatte zu arbeiten und die durch die Coronakrise abgebrochen waren, wurde inzwischen weitergearbeitet.
Filme, an denen ich nur mitwirkte z.B. als Darsteller:
1.) Wenn der Killer auf der Liege erwacht, 1991, mit U.Klein, C. Vasquez, Regie: B. Von Kamptz, verschollen. 30 Min.
2.) Mandy, Regie: Frank Heil, ca. 35 Min. Hier wirkte ich als Drehbuchschreiber mit und spielte eine Rolle als Tagesschausprecher. Der Film lief 1990 auf dem 4. Abgezoomt-Film-Festival.
3.) "A Surfers Life", Regie: Bastian Schlüter, ca. 60 Min.:? Hier wirkte ich mit Sonja Sahm am Drehbuch mit.
4.) The Killer from Terminal 2. Regie: Jörg Timmsen, hier war ich Darsteller...Der Film ist vermutlich unvollendet und verschollen.
5.) #Whenwestayedathome, 45 Min., Regie: Susi Duhme, Produzent : Andreas Barthel, Markus Messe, Susi Duhme. Hier wirkte ich als Dasteller mit und steuerte viel Film-Material bei.
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Ab 2018 beschloss ich mit der Darstellerin Ingrid Hammill (die ich 2017 bei den Theaterprojekten von der Autorin S. Bernstein in der Rehhoffstrasse Hamburg kennengelernt hatte) mehrere Low-Budget-Filme wie "Frankensteins Nightmare", "Psycho - Der Schrecken des Phantom-Killers", "Psycho 2- Die Rückkehr des Phantom-Killers", einen Zombiefilm (der später "Corina-Ways Of The Dead" hiess),....zu drehen. Mit einer Ausrüstung von der Firma Centric Hamburg (z.B. Kamera Sony Alpha S 7 2). Ingrid Hammill war auch die treibende Kraft hinter den Film-Projekten, in denen sie als Darstellerin mit viel Elan, Engagement und Eifer mitwirkte. Ohne sie wären die Filme nie so weit fertiggestellt worden....Um so tragischer war es, als sie (nachdem sie 2020 unter Corona-Verdacht geriet und allgemein aufgrund ihrer gesundheitlichen Verfassung nicht mehr in ihrer Wohnung in der Harkortstrasse Altona leben konnte...) später im Sommer 2020 (auch nach ihrem Wunsch) ins Pflegeheim in Thesdorf kam. Wegen den Hygienenasnahmen war später im Sommer 2020 im Pflegeheim Thesdorf kaum ein Besuch möglich und wenn ja, dann nur ganz kurz und daher war in dieser Zeit kaum ein Film-Dreh möglich. Ich versuchte einmal in einem kleinen Park in der Nähe des Pflegeheins auf einer Parkbank mit Ingrid einige Szenen für meinen überwiegend englischsprachigen Film "It was Happened on 25. Juni" zu drehen (nachdem sie sich vom Pflegeheim eine Erlaubnis geholt hatte, sich 60 Minuten mit dem Gehwagen ausserhalb des Pflegeheims aufzuhalten). Dort konnten wir noch einige Szenen drehen. Danach war ein Dreh mit ihr nicht mehr möglich. Wir hatten aber noch eine Weile Telefonkontakt gehabt. Dann riss der Telefonkontakt ab. Später erfuhr ich, dass sie 2021 im Pflegeheim in Thesdorf verstorben war. Ein tragischer Verlust.
Filme (Regie: B. von Kamptz), die vollendet oder unvollendet sind:
1.) Psycho - Das Geheimnis des Phantom-Killers, 115 Min., lief in mehreren Kinos wie "Koralle"-Kino, Markthalle und im "Metropolis"-Kino im Rahmen des 6. Fantasy-Film-Festivals 1992.
2.) Im Kreuzfeuer Generation X, unvollendet. Wurde nur auf einigen Partys oder privaten Aufführungen gezeigt.
3.) Missing in Hamburg - Reise ohne Wiederkehr. Wurde abgedreht, aber noch nicht geschnitten (es hapert an den finanziellen Mitteln).
4.) The Last Mysterios Days Of Fred M..Dieser Film wurde 2013-2017 in der Domenikanische Republik gedreht. Spätere Szenen mit Ingrid Hammill wurden 2018 nachträglich eingeführt.
5.) Psycho 2 - Die Rückkehr des Phantom-Killers. Begonnen wurde damit 2018, diese Film wurde in der Coronakrise abgedreht. Schnitt erfolgt noch.
6.) Psycho - Der Schrecken da Phantom-Killers. Mit diesem.Film wurde 2019 begonnen. In der Coronakrise 2020 und 2021 wurde der Film abgedreht.
7.) Frankensteins Nightmare. Dieser Film wurde 2019 begonnen. In der Coronakrise 2020 wurde dieser Film zuende gedreht. Ist aber noch nicht fertig geschnitten.
8.) Corona Ways Of The Dead. 2019 wurde mit dem Film begonnen. Auch hier spielte Ingrid Hammill wieder mit. In der Coronakrise 2020 wurde an diesem Film mit Hasan Kaya weitergedreht....
9.) Das Geheimnisvolle Haus des Onkel Willy. Auch hier spielte Ingrid Hammill eine der Hauptrollen. Begonnen wurde mit dem Filmprojekt 2019...
10.) 1945 - Der Fall Dr. Waldmann (erschütternder Anti-Kriegsfilm). Dieser Film, dessen Handlung im 2. Weltkrieg spielte, wurde mit Hasan Kaja und Ingrid Hammill (kurz bevor sie ins Pflegeheim ging) verfilmt.
Die Geschichte: 1944 in Berlin: Nachdem der Arzt Dr. Waldmann (gespielt von Berthold von Kamptz), der im Lazarett als Arzt arbeitet, die Gräuel des Krieges an der Front erlebt hat und nachdem sein jüngerer Bruder (es gibt im Film insgesamt drei Waldmann-Brüder) an der Front gefallen ist, wird er nervenkrank, kann nicht mehr als Arzt im Lazarett arbeiten und wird nach Hause nach Berlin zurückgeschickt. Dort übernimmt er nach Anraten der Mutter die Schlachterei des jüngeren , verstorbenen Bruders, der Schlachter gewesen war. Nachdem auch sein zweiter Bruder im Krieg an der Front gefallen ist, betreibt Dr. Waldmann die Schlachterei mit dem Gehilfen "Boris", der in Wirklichkeit Zigeuner ist und "verfolgt" wird. Dr. Waldmann schützt ihn wo er kann und ist anfangs ein guter, sensibler, hilfsbereiter und nervöser Mensch, der sich um Laufe der Zeit durch die Gräul des Krieges immer mehr zu einem Wahnsinnigen nd zum Teil auch bösartigen Menschen entwickelt.
Die Zeiten 1944 im Krieg sind schlecht. Dr. Waldmann hat kein frisches Fleisch in seiner Schlachterei mehr, das er an seine Kunden verkaufen kann. Als er bei einem Spaziergangim Wald einen toten Esel am Wegrand liegen sieht, macht die Not ihn erfinderisch. Heinlich in der Abenddämmerung schneidet er mit Boris viel von dem fast vergammeltes Fleisch von dem toten Esel ab, packt es heimlich in Saecke, nimmt es mit und verkauft es als Frischfleisch für einen guten Preis an seine Kunden. Die Herkunft des nicht ganz guten Fleisches verschweigt er seinen Kunden. Seit jedoch die Leute an seiner Schlachterei kaufen, werden immer mehr Leute, die das nicht gute Fleisch essen, krank.....Manche sterben später sogar an dem Gammelfleisch. Und Dr. Waldmann wird immer nervöser, kann nachts nicht mehr schlafen und wenn er schläft träumt er von Toten, zerfetzten Leichen und Skeletten, die mit den Zähnen klappern und er nimmt deshalb immer mehr Alkohol und Tabletten zu sich, um sich zu betäuben. "Wann nimmt das Grauen ein Ende. Wir sind alle schuldig. Fast alle. Weil im Krieg weggucken", sagte er während ihm der Schweiss von der Stirn rennt. "Aber ich muss das alles tun. Ich brauch doch das Geld!"
Dann passiert ein Monat später ein Unglück. Nachdem seine Freundin Lisa, eine von den Nazis verfolgte Zigeunerin, samt ihren zwei Kindern deportiert werden und von den Nazis umgebracht werden, sinnt Dr. Waldmann auf Rache: Er findet alle Adressen derjenigen heraus, die an der Ermordung seiner Freundin beteiligt waren und bringt sie nacheinander um, nachdem er immer mehr dem Wahnsinn verfallen ist. Zuerst bringt er die egoistische, kaltherzig "Bäuerin" (gespielt von Ingrud Hammill in einer Doppelrolle) um, die den Nazis Lisas Versteck verraten hatte, dann den Soldaten Albrecht (gespielt von H. Prehn) mit einer Placebo-Tablette und mit Gift, einen anderen erschießt er im Wald, einen anderen verbrennt er....zwei Nazis verkauft er in der Schlachterei Gammelfleisch, die dann kurz darauf sterben. Noch schöpft keiner Verdacht. Ein "Detektiv", der ihm auf die Schliche kommt, ihn ausfragt und ihn verraten will, beseitigt Dr. Waldmann auch.. ..Dann entdeckt Dr. Waldmann bei einem erneuten Spaziergang im Wald zuerst ein totes Pferd, dessen leicht verdorbenes Fleisch er zusammen mit Boris nimmt und in der Schlachterei an den ahnungslosen Kunden verkauft. Dann findet der betrunkene Dr. Waldmann einen Tag später im Wald einen verhängten Soldaten. Da er betrunken ist und sich - nach dem Tod seiner Freundin - psychisch immer mehr in einem desolaten Zustand befindet, nimmt er das Fleisch des toten Soldaten, packt wenig später als Fleisch-Stücke in Säcke, schleppt es in die Schlachterei und verkauft es dort-(auch an seine Feinde) als Frischfleisch. Boris, der immer nervöser wird, rät ihm damit aufzuhören Gammelfleisch zu verkaufen. Doch Dr. Waldmann sagt nur": Ich muss es doch tun. Die Zeiten 1944 sind schlecht. Ich brach doch das Geld. Ich muss es zun! Dee Führer wurd den Krieg verlieren. Wir gehen unter!", sagte er verzweifelt und fängt an zu weinen. Er war immer mehr verzweifelt, btwickekt sich immer negr zum Hitler-Gegner und sagt, dass der "Führer" verlieren wird und alles untergehen wird... Dann verkauft Dr. Waldmann 1945 immer mehr Gammelfleisch und auch das Fleisch von toten Soldaten, die er findet oder sich besorgt. Zum Teil ist es auch das Fleisch seiner Feinde. Als Boris' Sohn zu Gast bei einer Familie zum Essen eingeladen ist und sie alle das Gammelfleisch essen, das sie in der Schlachterei gekauft hatten, stirbt der Sohn an einer Vergiftung. Boris sinnt auf kurz darauf Rache, gibt Dr. Waldmann die Schuld an dem Unglück und ersticht ihn mit einem riesigen Messer. Gerade als Dr. Waldmann sterbend auf dem Boden zusammensackt, fallen Bomben, Geschrei ertönt draussen vor der Schlachterei. Boris erkennt, dass die Russen kommenund alles plattbomben. "Die Russen kommen. Die Russen kommen!", schreit Boris. Zuerst will er sich in der aussichtlisen Lage eine Pistole in den Mund stecken und Suizid begehen, dann überlegt er es sich doch noch und versucht weg zum Ausgang zu laufen. Dann kommt es draussen zu einem bitteren Gefecht, bei dem sich Russen und Nazis gegenseitig beschießen. Auch die Engländer sind an der Schlacht beteiligt. Eine Bombe schlägt in der Schlachterei von Dr. Waldmann ein, die Fenster zersplittern, alles geht in Flammen auf. Boris und Dr. Waldmann liegen tot auf dem Boden. Alles explodiert kurz darauf. Alle sind tot. Die ganze Gegend ist kurz darauf mit Leichen und Trümmer übersäht, es steigen überall Rauchsäulen auf... Es gibt keine Gewinner, nur Verlierer.
Dann gibt es einen Zeitsprung in das Jahr 2020 als eine Großmutter, die den Krieg und den Fall Dr. Waldmann erlebt hatte es ihrem 19jährigen Sohn Holger erzählt, der zuvor in der Coronakrise im Lockdown geklagt hatte, dass die Coronazeit so schlimm sei. Dann sagte die Oma Emmi nach der Geschichte zu Holger ironisch": Aber damals im Krieg 1945 war es viel Schlimmer. Schlimmer als die Coronakrise. Denk an den Fall Dr. Waldmann." Dann hört der Film auf.
Vermutlich wird es der interessanteste Film, der in Schwarz-Weiss präsentiert wird.
11.) Corona-Tod in der Stille. Ca. 140 Min. Dieser Film wurde mit Ingrid Hammill, Hasan Kaja, Helmut Prehn in Hamburg und Berlin im Lockdown gedreht. Ich baute in diesem Film viele reale Lockdown-Erlebnisse ein und Original-Aufnahmen von den leeren Strassen ein, die während der Lockdown-Zeit gedreht wurden (der Film ist daher auch ein Zeitdokument). Der Film ist 140 Minuten lang und ist vermutlich der längste Coronafilm in dieser Zeit. Trotz des geringen Budgets war der Aufwand gross...den Film zu realisieren.
12.) It was Happpend In 25. July. Ca. 70 Minuten. Dieser Film gehört mit den Filmen "Toedlicher Lockdown-Halloween" und "Psycho 3 - Auf den Spuren des Lockdown-Killers" zu Ingrid Hammills letzten Filmen. Der Film wurde Sommer 2020 in der Coronakrise vor dem Pfegeheim und dort am Park (det sich in der Nähe des Pflegeheim befindet) in Thesdorf Hamburg gedreht - kurz bevor es unmöglich war mit ihr zu drehen z.B. wegen den Coronahygienemassnahmen und weil Ingrid das Pflegeheim entweder gar nicht und wenn nur ganz kurz verlassen konnte und ein Dreh deshalb unmöglich war...
13.) My Corona Madness (4-teilige Serie). Dieser Film (ursprünglich sollte er auf einem Festival gezeigt werden) wurde April während der Ausgangssperre Anfavg April 2021 fertiggestellt und auf YouTube gezeigt. Dieser Film wurde 2021 vom Coronarchiv und vom Bundesarchiv fa 3 übernommen.
14.) Tödlicher Lockdown Halloween. Der Film wurde 2020, 2021 und zum Teil 2022 in der Coronakrise abgedreht..Dieser Film wurde noch nicht geschnitten.
15.) Psycho 3 - Auf den Spuren des Lockdown-Killers. Dieser Film wurde Ende 2021 us im zweiten Coronajahr gedreht. An diesem Fim wird zur Zeit noch gearbeitet.
16.) Das Messer. Auch an diesem Film wird zur Zeit noch gearbeitet werden. Die Drehrbeiten finden hauptsächlich in Berlin statt....
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Geplantes Projekt:
18.) Das Verrückte Leben des Richard Stern (Rockstar-Drama), Event. Kurzfilm.
Einige Filmszenen würden schon gedreht.
Sämtliche Zeitungen (Bild, Welt, Hamburger Abendblatt, Morgenpost, Hamburger Rundschau, Hamburg Pur, "Prinz", "Oxmox", Ok Radio...) berichteten über meinen Film "Psycho - Das Geheimnis des Phantom-Killers".
Sat 1 drehte 1992 eine Reportage über die Dreharbeiten von "Im Kreuzfeuer Generation X" (der zuerst den Arbeitstitel "Stille der Nacht" hatte). Auch wurde ich 1993 zur Illona Christen-Show nach Köln eingeladen (man bezahlte mir 1000 Euro Flug, Hotelzimmer). Ich wurde jedoch krank, war in dieser Zeit- auch durch Tournee-Stress (durch das wilde Musikerleben) in einem desolaten Zustand, so dass Interview ausfiel und ich schweigend als Zuschauer in der Sendung sass).
Ab 2016 wirkte ich bei der Autorin S. Bernstein an ihren Theaterstücken mit (frei nach ihren veröffentlichten Büchern), die damals meistens in der Rehhoffstrasse 1-3 (Ledigenheim) aufgeführt wurden und an denen ich und Ingrid Hammill bis vor dem Ausbruch der Coronakrise 2020 mitwirkten... Am 1.11.2022 um 16 Uhr wirkte ich (nach mehreren Proben) erneut als Darsteller in einem Theaterstück von Sigrid Bernstein mit, das in der Viktoria-Kaserne (Kantine) in dem Zeiseweg 9 vor ca. 50 Personen aufgeführt wurde. Vor und nach dem Theaterstück fand Sigrid Bernsteins Lesung statt. Eine Band begleitete das Programm.
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Musik :
Für den Film "Psycho - Das Geheimnis des Phantom-Killers" schrieb ich 1991 mit Eike Röper die Filmmusik. Dieser Film ist jetzt auch um Bundesarchiv Fa 3 (seit 2021).
Ich veröffentlichte 1996, 1997, 1998 mehrere Titel bei IDPC Demoplacement (auf Samplern mit mehreren Titeln unterschiedlicher Künstler ca. 1 bis 2 Songs, pro CD.) Auch wirkte ich 1997 mit eine Titel an Weihnachtliedern -für das Kinderhilfswerk mit (Stille Nacht). Den Titel "The Rhythm of My Life" (geschrieben zusammen mit Jörn Sass) steuerte ich für die CD "Roxanne" (mit Jörn Sass) bei. Dieser Titel "The Rhythm of My Life) lief auch auf einer im Fernsehen übertragenen Reeperbahn- Modenschau.
1998 erschien meine CD "Rhapsody Of Ecstasy" bei Rockwerk Records (LC 8242.) Sie wurde in einem Musikfachblatt positiv besprochen.
Das Stück "Dance in Fire" und "Submarine of Ecstasy" liefen 1997 auf Offenen Kanal Radio. Auch trat ich 1992 mit dem Stück "Be my Sunshine" live als Sänger mit Playback im Studio auf. 1997 schloss ich ein Komponistenvertrag mit Fantasy-Musik-Verlag (gehört zu Jack White).
2002 gründete ich "The Ultra Creative Project" mit Ella Baran und Ed Sobczak und einigen losen Musikern. Es gab 2003, 2004, 2005 verschiedene Auftritte - meistens auf Ausstellungen. Und es gab Konzerte/Musiksessions in City Nord HH auf der Ebene Plus 14. Veröffentlicht wurden aber 2003 nur 2 Titel ("Let Us Dance", "Be My Sunshine") auf IDPC-Demoplacement. Das blieben vorerst jedoch die einzigsten Veröffentlichungen, obwohl Material für mindestens 4 Alben im Studio produziert wurden....Das 2002 mit Ella Baran und Ed Sobczak gegründete "The Ultra Creative Project" wurde 2006 aufgelöst.
In der Coronakrise 2020 liess ich das Projekt "The Ultra Creative Project" wieder aufleben. Dieses Projekt wurde unbenannt zu "The Ultra Creative Corona Project." Durch meine Musik versuchte ich der Tristesse durch Corona und den Ukraine-Krieg...(dieser ganzen düsteren Zeit) ein Gesicht zu geben. Es ist auch eine CD geplant (es werden neben neueren Songs auch ältere Titel aus dem "Ultra Creative Project" aus den Jahren 2002-2006 veröffentlicht werden - neu überarbeitet). Mehrere Titel wurden 2022 im Coronarchiv der Universität Hamburg veröffentlicht.
Auftritte Live (Auswahl):
Ich hatte meine ersten Auftritte im C.v.O. (Carl-von-Ossietzky-Gymnasium) 1989 mit der Band The Highways (sie nannten sich später auch nur "The Way"), 1990 mit der Band "Flash" und trat dort 1990 und 1991 solo auf Konzerte als Keyboarder auf. 1992, 1993 (Pausenhalle) und später 2003 (Open Air - Schulhof) als Special Guest trat ich solo als Sänger und Keyboarder im.C.v.O. auf.
1992 hatte ich auch auf dem Rockspektakel Rathausmarkt ein Solo-Konzert Open Air, ich trat auf den zwei Konzerten "Rock gegen Drogen" in der Markthalle am 11. und 12.12.1992 solo auf, 1993 trat ich im Rieckhof HH-Harburg auf, 1994 auf dem Musikfest Sittensen (da gewann ich den 5. Platz) und hatte auch andere Konzerte....
Dann hatte ich Auftritte 2003 Jenfeld-Haus zu meiner Ausstellung (nach Playback gesungen), hatte Auftritte im Kulturhaus Dehnhaide, Bürgerhaus Allermöhe, Sasel-Haus (als Sänger und Keyboarder - zu meinen Ausstellungen), Museumsdorf Volksdorf (Solo-Klavierkonzert), Ebene Plus 14 (City Nord), mehrere Auftritte und Sessions 2003, 2004, 2005, Amtshaus Buchholz Berlin (nur nach CD), Kunsthalle Alte Feuerwache Köln (Ausstellungsraum und Konzerthalle) 2005 und 2006. Auf diesen Konzerten spielte ich Eigenkompositionen (Blues, Acid, Post-Punk, Punk, Pop,...). Ich hatte auch durch den Manager Roste 1997 einen Musik-Komponisten-Vertrag mit dem Fantasy-Musik-Verlag (der zu Jack White gehört) unterschrieben. Trotzdem arbeitete ich später hauptsächlich als freischaffender künsrler (Malerei und Illustrationen...).
Kunst:
Ich studierte an der HAW Ilustration bei Prof. Dietmar Ullrich (von der Gruppe Zebra), Prof. Eun Nim Ro, Anke Feuchtenberger und an der HfbK bei Prof. Franz Erhard Walter, Achim Hoops, dem HfbK-Präsidenten Martin Köttering,...
Ich hatte ab 1999 Ausstellungen im In- und Ausland (s. Liste unten). Ende 2004 erschien in der Kunstzeitschrift Vernissage ein 10-Seiten-Bericht (der längste Bericht dort) über meineKunsr umd meine Galerie, die ich in meiner Wohnung und im Kelleratelier Bundesstrasse 5 (in der Arie Goral Galerie) aufbauen wollte. Parallel dazu erschien in der Vernisage Schweiz ein weiterer Artikel über mich und meine und über meine damalige Lebensgefährtin Ella Baran und ihre Kunst (mit der ich damals 2004 zusammengearbeitet hatte). Weitere Artikel über mich und EllaBaran (auch im Zusammengang mit "The Ultra Crreative Project" erschienen dann ebenfalls in der "Vernissage". Diese "Vernissage"-Artikel lagen in sämtlichen Museen, und im Kunsthandlungen, Kiosken...aus. Weitere Artikel standen im Weltkunst, der Zeitschrift "Art" (Galerie-Teil),....Die Tageszeitung "taz" schrieb 2004 anlässlich einer grossen Ausstellung im Sasel-Haus Hamburg (Alter Parkweg 3) einen grossen Artikel (von Michael Unterberg gerschrieben) mit dem Titel "Paradiesische Motive." Und auch die Kölner Rundschau schrieb im Jahr 2005 anlässlich einer Ausstellung imn der Kunsthalle Alte Feuerwache (Melchiorstrasse 3, Köln) einen langen Artikel mit dem Titel "Absturz eines rebellischen Musikers" über meine Kunst und meine Ausstellung und meine Musik und meinem früheren wilden Musikerleben, in denen es auch Parties, Alk und Abstürze gab - besonders nach dem Tod meiner Mutter 1999.
Ausstellungen (Auswahl):
1997 - Institut für Grafik und Design Hamburg
1999 - Sasel-Haus (da machte ich gutes Geld, verkaufte für ein Bild, das ich mir 45 Minuten gemalt hatte 1300 DM).
1999 und 2002 - Museum/Museumsdorf Volksdorf
1999 - "Kunstwegen", Offenes Museum Nordhorn, Gruppenausstellung
2003 - Bürgerhaus Wandsbek.
2003 - Amtshaus Buchholz, Berlin
2004 - Sasel-Haus, Hamburg
2004 - Plattform Kuhstrasse 4, Lüneburg (Gruppenausstellung)
2004 und 2005 - Kunsthalle Alte Feuerwache, Köln
2004-2006 -Ultra Creative Gallery, Hamburg (ehemalige Arie Goral-Galerie, Bundesstrasse 5)
2006 - Galeria 17 D, Atelier&Galerie, Zielona Gora, Polen (prganisiert durch E. Baran).
2007 - Galeria La Rambla 42, Barcelona, Spanien, an der Jugedherberge
2004 - 2008 - mehrere Ausstellungen in der "Vor Ort"-Galerie, Ebene Plus 14, Hamburg-City Nord (HfbK-Galerie)
2014 - "Vernissage" Kunstmesse, Kultur-Kirche, Hamburg-Altona
2014 - "3.Vernissage" Kunstmesse, Schloss Schwetzingen, Schwetzingen-Heidelberg
2015 - 2017 - "Hamburg zeigt Kunst", Hafencity-Überseeeboulevard, Hamburg
2016 - "Blue Fantasy Gallery", Santiago, Domenikanische Republik
2018 - Hamburger Grundeigentümerverein, Glockengiesser Wall
1999 wurde ich anlässlich der Sasel-Haus-Ausstellung im Studio des Senders HH 1 (Sendung "Das Frühcafe") mit mehreren Bildern zu einem Interview eingeladen, das auch ausgestrahlt wurde (das Foto davon habe ich im Coronarchiv eingereicht). Ich verkaufte auf der Sasel-Ausstellung gut, könnte meine 1-Zimmerwohnung leisten, die mein Manager Roste in Brahmfeld besorgte. Ich zog von zu Hsuse Anfang 1997 aus und zog mit Ella Baran in das kleine Hochhaus Haldessdorfer Strasse, 13. Stock ein (wohnte 1 Jahr dort - bis meine Mutter krank wurde und ich und Ella dort auszogen ....).
Literatur:
Bernd Allenstein und Patrick Döcke: Abgezoomt – Das Buch zum Festival. KoPäd-Verlag, ISBN 3-929061-44-9.
Verena Füllemann, Hugo Loescher: Die Weltkunst Band 75, Ausgaben 1–4. (S. 116 online bei Google Books)
Web:
Berthold von Kamptz in der Internet Movie Database (englisch)
Private Website von Berthold von Kamptz
Berthold von Kamptz bei deviantart.com
Berthold von Kamptz bei saatchiart.com
Illustrationen:
Dann brachte ich 1997 bei "Extracard" Postkarten heraus, die im Raum Hamburg veröffentlicht/verteilt wurden. 1997 reiste ich mit dem Manager ROSTE nach New York und dort wurden (durch die Kontakte von Roste) die Postkarten bei "Go Card" veröffentlicht.
Ich habe in den Jahren 1993-2022 mehrere tausend Zeichnungen und Gemälde geschaffen. Einige sind durch einen Wasserschaden im Elternhaus, in dem ich ca. 1 Jahr in der zeit als meine Mutter 1999 starb gelebt hatte) - zerstört (Wasserschaden Frühjahr 2000, dessen Ursache ungeklärt ist), einige andere sind durch Einbruch im Atelier verschollen, einige andere auf Ausstellungen geklaut, einige andere Bilder, die ich bei meinen Reisen in die Domenikanischen Republik gemalt hatte, gingen dort kaputt oder verloren.... Das kann immer passieren.
Texte/Romane/Geschichten:
Auch schrieb ich in der Coronakrise Tagebücher, den Corona-Roman "der Riesenschmetterling von Berlin-Charlottenburg" und die Erzählung "das Messer", das im Stadtmuseum Berlin zusammen mit diversen Illustrationen veröffentlicht wurde. Weitere Tagebücher, Texte und Bilder ...sind im Archäologischem Museeum, Haus der Geschichte Österreich, Stadtarchiv Salzburg, Stadtmuseum Innsbruck, Freilichtmuseum Salzburg, Coronarchiv der Universität HH und im Corona Memory ch. Archiv Schweiz zu sehen.
Ich habe im Coronarchiv einige Presseartikel, Plakate, Fotos von meiner Theateraufführung (von der Autorin S. Bernstein in der Rehhoffstrasse), Fotos vom HH 1 -Interview etc. eingereicht. Anhand der Fotos kam man sehen, wie mein Leben vor Corona aussah und wie mein Leben nach Corona aussah (auf den eingereichten Fotos aus der Coronazeit trage ich meistens eine Maske).
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In der Coronazeit stehengeblieben
Eine Geschichte aus der Coronazeit 2021
(Krimi)
Von Berthold von Kamptz
Salzburg, am 3.12.2041. Ich sitze in meiner Wohnung in Salzburg in der Storchgasse und schreibe in meinem Tagebuch folgende Gedanken nieder:
Als ich einen Tages im August 2041 zum Einkaufen in die Raupengasse in der Nähe der Mozartplatzes ging, sah ich wieder den Mann vor dem Supermarkt stehen. Es war der 55-jährige Obdachlose Herr Jürgen Poppe (diesen Namen erfuhr ich später), der durch die Straße schlich und in den Mülleimern nach etwas Essbaren suchte. Er sah ziemlich verkommen aus: Sein Haar war zerzaust, er hatte einige verfaulten Zähne, er hatte alte, ungewaschene Kleidung an. Und er trug einen kleinen Rucksack, in denen er seine Habseligkeiten verstaut hatte. Ich kannte ihn schon ein wenig vom Sehen, weil er hier oft rumspazierte und immer eine Maske trug. Obwohl Corona nun vorbei war. Als er gerade in der Mülltonne an der Straße nach etwas Essbaren suchte, sprach ich ihn an.
"Sie tragen immer noch Maske und achten peinlichst genau auf Abstand. Corona ist doch schon längst vorbei. Die Ärzte haben neuen Impfstoff entwickelt. Alles ist okay. Die Leute tragen keine Maske mehr", erklärte ich.
Doch er reagierte panisch.
"Corona ist nicht vorbei. Es ist nicht vorbei. Corona ist überall. Nur Maske und Abstand schützt. Ich trage weiterhin eine Maske und gehe auf Abstand", schrie er.
Ich merkte, dass er schwer betrunken war. Er wollte gerade weitergehen, als ich sagte": Ach , Du spinnst. Du hast wohl wieder zu viel getrunken."
Dann ging der Obdachlose traurig weiter. Dann sah ich, wie ihm ein Mann ihm entgegen kam. Er trug keine Maske. Als er dem Obdachlosen zu nahe kommt, wich dieser panisch zurück.
"HEY. VORSICHT! ES IST CORONA", sagte der Obdachlose.
Der Mann der ihn zu nahe kam, guckte ihn nur verwundert an und ging irritiert weiter. Dann drehte sich der Obdachlose zu mir um und sagte": Es ist Corona. Er versteht nicht. Nur Maske und Abstand müssen sein."
"Aber...das ist doch verrückt. Corona ist vorbei", antwortete ich.
"Nur Maske und Abstand. Wir werden sonst alle umkommen. Nur Maske und Abstand", sagte er. Dann ging er davon.
Nanu. Der ist ja total "plemplem', dachte ich. Die Coronazeit ist vorbei und er trägt immer noch eine Maske. Wie in der Coronazeit 2020, 2021 und 2022. Hat wohl die Coronazeit nicht so ganz verkraftet? Ich ging dann nach Hause und schrieb diese Ereignisse in mein Tagebuch nieder. Dann widmete ich mich als freier Journalist meiner Arbeit. Denn ich schrieb gerade an mehreren Artikeln für mehrere Zeitungen in Salzburg. Nachmittags kam meine Frau Gaby nach Hause. Sie brüllte mich an": Du kannst auch Mal die Wohnung aufräumen. Nie hast Du Zeit für mich...", schrie sie. Wie so oft in der letzten Zeit. Denn um unsere Beziehung stand es nicht zum Besten.
Dann ging ich drei Tage später wieder zum Einkaufen und traf dann wieder den Obdachlosen. Er stand dieses Mal rechts mit einer Bierflasche in der Hand am Eingang des Supermarktes in der Raupengasse in der Nähe, wo die Einkaufswagen standen. Vor ihm auf dem Boden stand eine Spendenbüchse. Und wieder trug er eine Maske. Als ich ihn sah, bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn letztes Mal nicht gut behandelt hatte. Ich ging auf ihn zu und sprach": Es tut mir leid, dass ich letztes Mal so unfreundlich war. Ich bitte um Entschuldigung."
"Okay. Ist schon gut. Ich weiss, dass viele Leute mich für einen Spinner halten. Aber ich trage eine Maske. Das ist sicher. Wegen Corona. Ich weiss, dass es einen neuen Impfstoff gibt. Es können aber immer wieder neue Coronavarianten auftreten. Gefährliche Coronavarianten. Es ist gefährlich. Es ist sehr gefährlich", stammelte er.
"Ja. Ja. Lassen wir das Thema Corona. Es ist gut. Ich wollte mich nur Entschuldigen. Mehr nicht. Ich bin momentan sehr im Stress. Beruflich und privat", erzählte ich.
"Aha? Und was machen Sie beruflich?", fragte er.
"Du kannst 'Du' zu mir sagen. Ich bin Journalist. Bin viel am Arbeiten", antwortete ich.
"Ach ja. Ich kann das verstehen. Ich war früher auch nur im Stress", erzählte er.
Dann zog er den Ärmel seiner Jacke am rechten Arm hoch und zeigte er mir ein Tattoo auf seinem Arm. Es zeigt das Gesicht einer jungen, hübschen Frau.
"Das ist ein Portrait von meiner Frau. Das Tattoo hatte ich mir damals nach einem Foto von ihr, das ich damals von ihr gemacht hatte, machen lassen", erzählte er mir.
"Ja. Tolles Motiv", antwortete ich.
"Ja. Das ist ein gutes Portrait von meiner Frau. Das hatte ich damals von ihr gemacht. Ich bin nämlich Fotograf", erzählte er.
"Das ist interessant....aber. Tut mir leid. Ich muss leider einkaufen. Ich habe keine Zeit mehr", sagte ich.
"Ich verstehe das. Dann bis später."
Dann griff holte ich mein Portemonnaie aus der Hosentasche. Ich holte gerade ein Euro - Stück aus der Tasche, als plötzlich von der Seite ein Mann auftauchte und mich massiv anrempelte. Ich schrie und fiel zu Boden. Dabei liess ich das Eurostück fallen.
Ich lag kurz darauf auf dem Boden. Mit fiel auf, dass mein Portemonnaie fehlte. Ich erschrak: Ich hatte das Portemonnaie verloren! Dann hörte ich den Obdachlosen schreien": Hau ab. Verschwinde! Sonst hau ich Dir eine rein!"
Ich ahnte Unglück und richtete mich schnell auf. Dann stand der Obdachlose vor mir: Er hatte mein Portemonnaie in der linken Hand. Sofort gab er mir das Portemonnaie.
"Danke", sagte ich.
"Du hast Glück gehabt", antwortet er.
"Was ist denn passiert?", fragte ich.
Dann zeigte er in die Richtung der Fuchsgasse. Ich drehte mich um. Und dann sah ich einen Mann weglaufen. Er war schlank, hatte dunkle Haare. Dann sagte der Obdachlose": Du hast Glück gehabt. Denn er wollte Dir das Portemonnaie stehlen. Er hatte Dir das Portemonnaie schon aus der Hand gerissen, da hatte ich ihm wiederum das Portemonnaie plötzlich aus der Hand gerissen und Dir jetzt gegeben. Hätte ich ihm das Portemonnaie NICHT mit solch einem Ruck weggerissen und ihn NICHT gedroht ihn zu verprügeln, hätte er das Portemonnaie sicher klauen können", erklärte er mir.
"Ich werde ihn kriegen", sagte ich. Dann rannte ich den Mann hinterher. Aber der Mann war schneller gewesen. Er war in die Fuchsgasse gelaufen und dort irgendwo bei den Häusern verschwunden. Ich lief rechts in die Fuchgasse rein und suchte alles ab. Auch die Häuser. Aber er war nicht zu finden. Er war entkommen! Wütend und frustriert ging ich wieder zu dem Obdachlosen am Supermarkt.
"Er ist weg", sagte ich zu ihm.
"Ja. So ein Mist", sagte der Obdachlose.
Ich bedankte mich bei ihm.
"Ich bin so froh, dass ich mein Portemonnaie wieder bekommen habe. Danke, dass Du verhindert hast, das er das geklaut hat", sagte ich.
"Bitte. Ich helfe gerne", antwortete er.
"Dafür lade ich Dich zum Essen ein. Ganz bestimmt", versicherte ich.
"Wirklich? Gerne", entgegnete er.
"Aber...es tut mir leid. Ich muss jetzt einkaufen und zu meiner Frau. Und dann werde ich zu Hause arbeiten. Wir werden in den nächsten Tagen zusammen essen gehen", sagte ich.
"Ja. Gerne", antwortete er.
Dann steckte ich ein Euro-Stück in den Einkaufswagen und ging damit in den Supermarkt. Ich kaufte dort ein, was nötig war: Brot, Wurst, Schinken, Käse, Eier, Orangensaft und ein paar Flaschen Wasser (ich trinke kein Alkohol). Dann ging ich mit dem Einkaufswagen wieder zur Kasse, bezahlte und nahm noch einige Tüten mit. Dann packte ich die Lebensmittel in die Tüten und ging mit diesen und dem leeren Einkaufswagen nach draussen. Dann stellte ich den Einkaufswagen vor dem Supermarkt (dort wo die anderen Einkaufswagen waren) ab und blickte mich nach dem Obdachlosen um. Doch er war nicht mehr da. Spurlos verschwunden! Dann ging ich nach Hause und schrieb an meinem Schreibtisch nieder, was ich erlebt habe. Dann machte ich meinen Job und schrieb an meinen Artikeln für einige Zeitungen weiter... Das machte mir in diesen Moment nicht sehr viel Spaß, aber das war eben mein Job. Ein Job mit Höhen und Tiefen aus meiner Sicht.
In den nächsten Wochen sah ich den Obdachlosen gar nicht mehr. Erst am 28.10.2041, als ich mit dem Bus vom Salzburg Bahnhof (Südtiroler Platz) zur Station Rudolfskai fuhr, sah ich ihn zufällig als Nervenbündel im Bus sitzen. Er sass mit Maske zusammengekauert auf seinem Sitz. Und schien ziemlich betrunken zu sein. Da nach all den Coronajahren dazu (freiwillig!) geraten wurde in Bussen, Zügen und Bahnen eine Maske zu tragen (als Hygienemassnahme), holte ich meine Maske aus der Tasche und setzte sie auf. Dann ging zu ihm und sprach ihn an.
"Hallo. Geht es Dir gut?", fragte ich.
"Ja. Bitte geh auf Abstand. Nur auf Abstand", lallte er.
"Schon gut. Schon gut. Ich trag eine Maske", beruhigte ich ihn.
"Ja. Aber da können seitlich an der Maske Corona-Viren entweichen. Ich bin mir nicht sicher ... Man darf ja auch hier nichts anfassen. Am besten soll man nur zu Hause bleiben. Ja. Maske und Abstand ist sehr wichtig", stammelte er.
"Ja. Ich verstehe ja, dass Du noch in der Zeit von damals lebst und noch kein Abstand von Corona hast. Und enorme Angst vor Corona hast. Ich sag Dir nochmal: Es ist nicht mehr so schlimm mit Corona! Sie haben immer noch zwar noch kein Heilmittel. Aber ein Mittel, das die Symptome zumindest abmildert. Und die Impfungen bringen auch was. Ich habe schon mittlerweile die 11. Corona-Impfung. Aber das bringt was", erklärte ich ihm.
"Ich habe schon für 16. Corona-Impfung. Und ich hatte früher zweimal schwer Corona gehabt. Mit Post-Covid-Folgen. Das ging bei mir auch aufs Gehirn, sagte mein Arzt. Da ging vieles durch die Nase ins Gehirn. Ich habe Gedächtnislücken, kognitive Störungen. Auch vom übermäßigen Alkoholgenuss - besonders in der Coronakrise und auch in der Zeit danach, sagt der Arzt. Er sagt, ich hätte mein halbes Hirn weggesoffen", sagte er. "Ich hatte früher zuviel Schnaps, hochprozentigen Wodka, Whisky -Bourbon - oft mit Cola, Gin, Ouzo (oft auf Ex) und jede Menge Bier getrunken. Oft auch Salzburger Bier."
Als er das sagte, wusste ich Bescheid. Corona hatte sein Gehirn (vermutlich auch sein Frontalhirn, das für das Verhalten verantwortlich ist) zerstört. Und zum Teil hatte auch der Alkohol Schuld. Vielleicht lag das auch etwas am übermäßigen Impfen (wer weiss das?). Irgendwie tat er mir leid. Und irgendwie auch nicht. Denn dass er früher so schwer (wie er angab) Corona hatte, war schlimm. Das war nicht seine Schuld, sondern Pech. Vermutlich hatte seine schlimme Erfahrungen bewirkt, dass er solch eine Paranoia wegen Corona entwickelt hatte. Dass er sein Gehirn weggesoffen hatte, war aber seine Schuld. Er hätte meiner Ansicht nach nicht trinken müssen. Aber ich konnte erahnen, warum er trank. Was nach diesen Begegnungen für mich klar war: Die Coronazeit hatte ihn ruiniert! Und mental war er immer noch in der Coronakrise 2020. Die Zeit war für ihn irgendwie stehen geblieben. Er hatte einfach kein Abstand zu der Coronakrise damals gehabt und auch in diesem Zeitpunkt einundzwanzig Jahre später im Jahre 2041 immer noch nicht. Er dachte in seinem Alkoholrausch, in seinem Wahn oder in der Psychose, dass das Coronavirus auch noch im Jahr 2041 überall umherlief oder umherschwirrte, glaubte, dass er sich überall anstecken könnte.... Und er trug aus übertriebener Angst vor Corona immer immer noch eine Maske und ging auf Abstand. Besonders schlimm schien es zu sein, wenn er stark betrunken war. Irgendwie war bei ihm damals im Kopf auf irreparabele Art eine Sicherung durchgebrannt. Zum Teil auch als Folge von Alkoholdemenz. Als Folge von jahrelangem Alkoholkonsum. Er hatte nicht nur in den letzten Jahren viel gesoffen. Sondern auch (wie er sagte) damals schon in der Coronakrise 2020. Und er hatte damals wie er selbst sagte in dieser Zeit alles weggesoffen, was er in die Finger gekriegt hatte: Schnaps , hochprozentigen Wodka, Whisky -Bourbon - oft mit Cola, Gin, Ouzo (oft auf Ex) und jede Menge Bier...Er war eigentlich ein feiner Kerl. Das Besondere bei ihm war eben die besondere Angst vor Corona und das er immer noch eine enorme Angst vor Corona hatte, noch mental in der Coronazeit 2020 lebte und er deshalb überall wohin er ging eine Maske trug. Ich beschloss ihn zum Essen einzuladen. Eben weil er mir geholfen hatte, als man mich bestehlen wollte! Ohne ihn hätte der unbekannte Mann mir mein Portemonnaie gestohlen! Und: Zwar hatte er einen coronabedingten Schaden, aber eigentlich ist er ganz nett und hilfsbereit, dachte ich.
"Ich bedanke mich, dass Du mir geholfen hattest. Das würde nicht jeder für mich tun. Ohne Dich hätte der Mann mir mein Portemonnaie gestohlen. Ich lade Dich daher zum Essen ein. Das sagte ich Dir zum Wiederholten Mal", sagte ich.
"Ja. Gerne. Wann?", fragte er mich.
"Da ich arbeiten muss...Passt es morgen um 14 Uhr im Restaurant Mister Rinaldo? In der Limonengasse 14 am Mozartplatz?"
"Ja. Gerne."
"Gut. Morgen treffen wir uns 13:30 Uhr vor dem Supermarkt. Dort hole ich Dich ab und dann gehen wir in die Limonengasse 14 zum Restaurant Rhinaldo", teilte ich ihm mit.
"Ja. Danke. Ich werde da sein."
"Wie heißt Du eigentlich?", fragte ich.
"Ich heiße Jürgen Poppe", antwortete er.
Dann stellte ich mich vor.
"Ich bin Egon Richter."
"Sehr erfreut", sagte er. "Und wie alt bist Du?", fragte er mich.
"Ich bin 41 Jahre alt", antwortete ich. "Und Du?"
"55 Jahre alt", antwortete er.
"Gut. Ich wollte Dich schon letztes Mal einladen. Du solltest vor dem Supermarkt warten. Aber Du warst dann nicht da", sagte ich.
Dann sagte er etwas, was mich verblüffte.
"Ja. Ich hatte in dieser Zeit als Du im Supermarkt gewesen warst draussen wieder den Mann gesehen, der Dir Dein Portemonnaie stehlen wollte. Ich hatte ihn auf der anderen Straßenseite gesehen. Da war ich hinterhergerannt. Da war er weggelaufen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er das war", erzählte er.
"Ja. Mist. Besser wäre es, wenn Du ihn gekriegt hättest", entgegnete ich.
"Er war zu schnell."
"Wir reden morgen in Ruhe darüber", schlug ich vor. "Bis morgen 13:30 Uhr vor dem Supermarkt", sagte ich. Dann hielt der Bus. Ich stieg Salzburg Rathaus, eine Bushaltestelle früher als er aus. Und er fuhr eine Bushaltestelle weiter zu Salzburg Mozartsteg (Rudolfskai.) Nachdem ich durch einige Gassen marschiert war, kam ich wenig später in meiner Wohnung in der Storchgasse an. Dort zu Hause hielt ich alle Erlebnisse an diesem Tag in meinem Tagebuch fest.
Am nächsten Tag am 29.10.2041 arbeitete ich zu Hause schon früh an meinen Artikeln für die Zeitungen. Etwa um 10 Uhr machte ich eine kleine Pause, verließ meine Wohnung und ging zu einem Bäcker in der Strasse Rudolfskai. Nicht weit weg von der Karoliner Brücke entfernt. Dort sass ich an einem Tisch, trank ich einen Kaffee und blickte aus den Fenster. Und beobachtete die Leute. (Denn dieses Beobachten von Leute war eine Angewohnheit von mir, die ich bei meiner Tätigkeit als Journalist entwickelt hatte.) Dann machte ich zufällig eine Entdeckung. Ich sah den Obdachlosen Jürgen Poppe am Gehweg an der Bäckerei an der Strasse Rudolphskai entlanglaufen. Er trug wie immer eine Maske. Und er hatte seinen kleinen Rucksack bei sich. Er ging eine Weile den Gehweg runter und blickte sich um. Einige Fußgänger gingen an ihm links vorbei. Ängstlich wich er nach rechts aus. Die Coronaangst war bei ihm immer noch tief verwurzelt. Dann ging er weiter. Nach einigen Metern stoppte er an einer grossen, runden Mülltonne, die am Strassenrand stand. Ich sah, wie er in die Mülltonne reinblickte, um was Essbares zu finden. Als er gerade dabei war die Mülltonne am Wegesrand zu durchwühlen, zuckte er zurück. Dann sah ich an der Mülltonne eine Ratte weglaufen. Die überleben eher im Dreck als so manch ein Obdachloser, dachte ich.
Dann sah ich in der Ferne Kinder in Halloween Kostüm über die Strasse laufen. Ist doch viel zu früh für Halloween, wir haben erst den 29.10.2041. Aber die können das gar nicht abwarten, dass Halloween ist, dachte ich. Dann sah ich einen Mann mit Sonnenbrille und schwarzer Lederjacke auf der anderen Strasseseite am Rudolfskai entlang gehen, der meine Aufmerksamkeit erregte. Er war dünn und hatte schwarze, kurze, nach hinten gekämmte und gegelte Haare. Er war mir auf den ersten Blick nicht geheuer! Zuerst wusste ich nicht, warum ich so empfand.
Dann bemerkte ich, dass er sehr dem Mann ähnelte, der mir vor einigen Wochen das Portemonnaie stehlen wollte. Was für ein Zufall, dachte ich. Ich sah, dass der Mann am Rudolfskai an der Salzach stehen blieb und telefonierte. Als er mit dem Rücken zu mir stand und scheinbar auf die Salzach blickte, ließ ich den Kaffe stehen, stand auf und sagte der Verkäuferin am Tresen": Entschuldigung. Ich muß kurz nach draussen. Ich habe da ein Problem. Ich muss kurz raus. Ich komme gleich wieder."
"Aber bezahlen Sie bitte gleich", sagte sie.
"Ja. Ich komme gleich wieder", antwortete ich.
Dann lief ich schnell zu der Eingangstür der Bäckerei, öffnete sie und winkte dem Obdachlosen zu. Als er mich nicht sah, ging ich aus der Bäckerei raus, ging einige Schritte auf dem Fussweg vor der Bäckerei auf ihn zu und zischte": Hallo. Komm schnell rein in die Bäckerei. Und sei leise."
Jürgen drehte sich zu mir um und sagte": Hallo. Freut mich Dich zu sehen."
"Sei leise. Da steht der Mann, der mir mein Portemonnaie stehlen wollte. Vermutlich ist er das. Komm schnell rein in die Bäckerei. Und sei leise", sagte ich.
"Gut", sagte er leise.
Ich dachte schon, dass der Mann mit der Sonnenbrille uns bemerken würde. Aber das schien nicht so zu sein. Denn als ich ihn anblickte, stand er immer noch mit dem Rücken zu uns, telefonierte und schien uns wirklich nicht zu bemerken. Ich packte Jürgen am Arm und dann gingen wir leise wieder in die Bäckerei rein.
"Da draussen steht wirklich der Mann, der mir das Portemonnaie klauen wollte", sagte ich ihm wiederholt.
"Was? Bist Du sicher?", fragte er.
"Ja. Ziemlich. Er trägt jetzt eine Sonnenbrille."
"Ja. Ich wollte Dir sowieso was sagen. Ich hatte zufällig diesen Mann schon gestern gesehen mit zwei anderen Männern. Das war am Mozartplatz. Ich hatte gerade in einem Mülleimer Essen gesucht, als ich sie sah, hatte ich mich sofort geduckt und mich hinter einem Mülleimer versteckt. Und da hatte ich versucht ihr Gespräch zu belauschen. Ich hörte nur einige Wortfetzen. Der eine Mann sagte etwas von einem Überfall", sagte Jürgen leise.
"Wirklich? Überfall? Hast Du Dich nicht verhört?", fragte ich.
"Nein. Der eine Mann sagte 'Überfall'. Ich hatte das genau gehört", berichtete Jürgen.
"Weisst Du denn wie sie aussahen? Haftest Du auch dem Typen gesehen, der mich überfallen hat?"
"Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher", antwortete er.
"Setzen wir uns seitlich an den Tisch, wo man uns von der Straße aus nicht sehen kann. Wir beobachten den Mann. Und dann reden wir über alles", flüsterte ich.
"Genau."
"Was möchtest Du essen und trinken?", fragte ich Jürgen.
"Ich hätte gerne ein Kaffee und ein Franzbrötchen. Aber sage der Verkäuferin unbedingt, dass sie Abstand nimmt. Ich muss mich vor Corona schützen. Und ich werde die Maske nur kurz abnehmen, wenn ich esse oder trinke. Ansonsten werde ich die ganze Zeit Maske tragen", sagte er.
"Ja. Das wird so gemacht", sagte ich.
Dann ging ich zur Verkäuferin am Verkaufstresen und bestellte schnell ein Kaffee und ein Franzbrötchen. Und drückte der Verkäuferin schnell 20 Euro in die Hand.
"Hier. Den Rest des Geldes bringen Sie mir, wenn sie mir die Bestellung bringen. Und es wäre nett, wenn sie eine Maske tragen, da mein Freund etwas Angst vor Corona hat", sagte ich.
"Kein Problem. Ich setz eine Maske auf", sagte sie. "Ich hätte aber kurz eine Frage. Sie erwähnten eben etwas von einem Problem. Kurz bevor Sie raus gerannt sind. Was meinten Sie damit?", ergänzte sie.
"Da draussen habe ich einen Mann erkannt. Er sieht dem Mann ähnlich, der mir vor ungefähr zwei Monaten mein Portemonnaie klauen wollte", erzählte ich.
"Ach wirklich? Dann sollten Sie besser die Polizei rufen", riet mir die Verkäuferin.
"Ja. Das ist der, glaube ich."
"Sie sagen 'glaube ich'. Sie vermuten, dass er es ist, aber können es nicht zu hundert Prozent sagen. Sind sie sich wirklich sicher? Das ist ja schon - wie Sie selbst sagten - zwei Monate her, dass jemand Ihr Portemonnaie stehlen wollte", sagte die Verkäuferin.
"Wir werden das noch einmal am Tisch beim Kaffee besprechen. Und die ganze Situation beobachten. Dann werden wir dann sehen", entgegnete ich. "Ich bin Journalist. Ich weiss selbst, dass man hundertprozentige Beweise braucht", sagte ich.
"Gut. Dann wissen Sie, dass man Beweise braucht."
"Ja."
Dann nahm ich mein Kaffee von dem Tisch, an dem ich vorher gesessen hatte, in die Hand und ging zu einem anderen Tisch ganz links, an dem sich die zusammen gezogenen Vorhänge befanden. Jürgen folgte mir. Und dann setzen wir uns an den Tisch. Links am zusammen gezogenen Vorhang sass ich und Jürgen sass mir am Tisch gegenüber. Man konnte uns dort, wo wir sassen, nicht von der Straße aus sofort sehen. Aber von unseren Plätzen aus konnten wir die Straße und die Personen gut beobachten! Wir blickten auf die Straße und dann sahen wir, dass der Mann mit der Sonnenbrille immer noch telefonierte.
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass es der Mann ist, der mir das Portemonnaie klauen wollte. Findest Du nicht?", fragte ich.
Jürgen blickte auf den Mann und runzelte die Stirn.
"Also...ich finde nicht, dass der Mann mit der Sonnenbrille grosse Ähnlichkeit mit dem Mann hat, der Dir das Portemonnaie rauben wollte. Dieser Mann hier trägt Sonnenbrille und eine schwarze Lederjacke. Und der Mann, der Dir das Portemonnaie rauben wollte, damals nicht. Das ist der Unterschied. Daher ist das schwer das zu beurteilen....das ist ja auch ungefähr zwei Monate her, als das am Supermarkt passierte", meinte er.
"Aber denk Dir die Sonnenbrille und die Lederjacke bei dem Mann mit dem Handy weg. Dann könnte er der Räuber sein!", sagte ich beharrlich.
"Du...wenn wir jemanden bei der Polizei beschuldigen und der ist am Ende doch unschuldig, können wir grosse Probleme kriegen!", wies Jürgen darauf hin.
"Da hat Du auch Recht", antwortete ich.
Doch ich war von meiner Überzeugung nicht abzubringen. Ich holte mein Handy aus der Tasche und machte blitzschnell einige Fotos von dem Mann.
"Du weisst, dass es aus datenrechtlichen Gründen problematisch ist, jemanden einfach zu fotografieren? Ich glaube das hat die Frau am Tresen nicht so gerne, wenn jemand hier so einfach Fotos macht", sagte Jürgen.
Da hatte er nicht unrecht. Er schien nicht so dumm zu sein, sinnierte ich. Etwas verwirrt durch die Coronakrise damals. Besonders wenn er betrunken war! Wenn er nicht betrunken war, wirkte er schon normaler - abgesehen bis auf seine etwas ungepflegtere äußerliche Erscheinung. Aber dumm ist er nicht! Schliesslich hatte er studiert, ist ein professioneller Fotograf und kennt sich sicher auch beim Thema Datenschutz aus. Ist nur leider in der Coronakrise unter die Räder gekommen, dachte ich.
"Ach, das geht in Ordnung. Dann muss ich schnell ein paar Fotos machen, so dass das keiner sieht", sagte ich.
"Wie Du willst. Aber lass mich da raus. Ich will keinen Ärger. Denn da draussen hier irgendwo zu leben ist für mich, der die Freiheit liebt, besser als im Gefängnis zu hocken", antwortet Jürgen.
Dann fuhr ein dunkler Ford Escort die Straße entlang und hielt direkt auf der zur Zeit wenig befahrenen Strasse neben dem Mann mit Sonnenbrille und schwarzer Lederjacke, der immer noch telefonierte. Drei Männer stiegen aus. Sie gingen auf ihn zu und redeten kurz mit ihm. Jürgen versuchte sie genau zu beobachten, konnte aber aus der Entfernung nicht genau ihre Gesichter erkennen. Der eine Mann von den drei Männern, die aus dem Wagen ausgestiegen waren, hatte eine schwarze Tasche in der Hand. Er sah fast aus wie ein Businessman. Hatte einen langen Mantel an und trug Stoppelhaarschnitt. Der andere Mann war ein stämmiger, muskulöser und blonder Typ. Und trug auch eine Lederjacke. Nur keine schwarze, sondern braune Lederjacke. Sah fast aus wie ein Zuhälter. Der dritte Mann war ein kleiner Mann mit der Schieber-Mütze. Sie schienen etwas Wichtiges zu besprechen. Der eine Mann guckte kurz nach rechts über die Strasse. Auch der andere Mann von den Dreien blickte auch kurz nach rechts. Was bedeutet das?, fragte ich mich. Wieder nahm ich mein Handy in die Hand und machte blitzschnell einige Fotos. Dann kam die Verkäuferin zu uns mit einem Tablett, auf dem die Tasse Kaffee und der Teller mit dem Franzbrötchen war. Sie stellte den Kaffee und das Franzbrötchen vor Jürgen auf den Tisch. Und legte das Wechselgeld und den Bon von mir auf den Tisch.
"Sie wissen, dass Filmen hier nicht gestattet ist. Erst Recht keine anderen Personen. Wenn Sie hier die Blumen am Tisch filmen, drücke ich ein ausnahmsweise Auge zu, aber andere Personen ohne Einwilligung filmen oder fotografieren bitte nicht ", sagte sie.
"Oh. Entschuldigung", entgegnete ich.
Ich war in diesem Moment abgelenkt und blickte nicht mehr zu den vier Männern.
"Ich hab Ihnen hier das Franzbrötchen und den Kaffee serviert. Das Wechselgeld liegt auf den Tisch. Wenn Sie noch was bestellen wollen, sagen Sie Bescheid", sagte die Verkäuferin.
"Okay. Danke", sagte ich leicht verärgert. "Jetzt haben Sie mich etwas abgelenkt", sagte ich.
"Das tut mir leid. Ich wollte Ihnen nur das Wechselgeld und die Bestellung bringen. Und hatte nur darauf hingewiesen, dass Filmen und Fotografieren hier nicht erlaubt ist", erklärte sie.
Dann blickte ich wieder zu den vier Männern. Ich sah noch gerade, wie die vier Männer in den Wagen einstiegen. Dann fuhren sie blitzschnell weg.
"Das Kennzeichen müssen wir aufschreiben!", schrie ich. Ich versuchte noch schnell meinen Stift zu greifen, den ich in der Tasche hatte. Aber dann waren sie blitzschnell weggefahren und daher war das Erkennen und Aufschreiben des Fahrzeugkennzeichens nicht mehr möglich.
"Mist. Wir haben das Kennzeichen nicht", sagte ich laut.
"Schade", antwortete Jürgen.
"Für mich sind sie verdächtig."
"Ich glaube das mittlerweile auch. Ich bin mir nicht zu hundert Prozent sicher. Aber drei von ihnen könnten die Männer gewesen sein, die ich am Mozartplatz gesehen hatte", sagte Jürgen.
Ich dachte nach.
"Du sagtest, dass der eine Mann am Mozartplatz das Wort 'Überfall' gesagt hatte", erwähnte ich.
"Ja. Das stimmt", sagte er. "Obwohl....Ganz sicher bin ich mir nicht mehr....er könnte auch 'überfahren' gesagt haben. Ich bin mir im Nachhinein nicht so sicher", korrigierte er sich.
"Das ist aber nicht sehr hilfreich", sagte ich.
"Aber der eine Mann könnte das Wort 'Überfall' tatsächlich gesagt haben", meinte Jürgen.
"Und das könnten auch die Männer sein, die aus dem Auto ausgestiegen waren!", meinte ich.
"Ich ähm...ich bin mir nicht sicher", sagte er.
"Das bringt uns nicht viel weiter."
"Ne."
"Worüber könnten Sie gesprochen haben?", fragte ich.
"Ich weiss nicht."
"Denk nach. Über was haben sie geredet?", fragte ich.
"Naja ...der eine sah aus wie ein Geschäftsmann. Der andere wie ein....Zuhälter. Der andere sah aus wie ein Totengräber. Wie der in dem Film "lebendig begraben" von Roger Corman. Ein ganz alter Film aus dem 60ern", erzählte Jürgen.
Ich überlegte.
"Das ist interessant. Und wenn das ein Geschäftsmann ist, dann haben Sie vielleicht über irgendwelche Geschäfte gesprochen. Fragt sich nur welche Geschäfte", sagte ich.
"Ja. Illegale Geschäfte", antwortete Jürgen.
"Ja. Das kann möglich sein. Drogen, Prostitution...", ergänzte ich.
"Hier? Ich glaube nicht, dass sie was mit Drogen zu tun hatten."
Ich dachte nach. Und mich quälten einige Fragen. Warum trägt der Mann am Rudolkskai im kalten Spätherbst eine Sonnenbrille? Ist das für neueste Mode? Warum hat er diesen Koffer in der Hand? Wieso guckt der blonde Mann sich so nervös nach hinten links um? Fragen über Fragen kamen mir in den Sinn.
Ich dachte weiterhin nach und dann erinnerte ich mich, dass zwei der Personen nach links blickten. Das fiel mir sehr auf. Ich erzählte ihm von meinen Beobachtungen.
"Zwei der Männer blickten nach links. Was gibt es da so Besonderes? Was meinst Du", fragte ich.
"Ich weiß nicht. Ich glaube, ich brauche bald ein Bier", entgegnete er ungeduldig.
Ich ging nicht darauf ein, was er sagte. Ich ging schnurstracks zur Eingangstür der Bäckerei.
"Ich werde rausgehen und nachsehen", sagte ich.
Und die Verkäuferin blickte mich etwas wütend an. Du nervst allmählich, dachte sie bestimmt.
Ich ging dann raus aus der Bäckerei. Und stand wenig später mit gewissen Abstand auf den Gehweg und blickte dorthin, wo die beiden Männer hingeguckt haben. Dort waren nur Häuser: Ein Schuhgeschäft gab es dort, ein Modegeschäft, ein Zeitschriftenladen, ein Souvenirgeschäft, wo es es allerlei gab zum Beispiel auch Süßigkeiten. Dann gab es eine Bank, dann einige andere Mietshäuser ohne Geschäfte. Mehr war nicht zu sehen. Nicht das, was meiner Meinung in diesem Moment interessant wäre.
Dann nahm ich mein Handy und machte einige Fotos von den Geschäften und Häusern. Ich ging einige Schritte zurück auf die Strasse, in der in diesem Moment kein Auto fuhr. Und machte dann einige Fotos aus einer anderen Perspektive. Danach ging ich weiter zurück und stellte mich dorthin, wo der Wagen und die Männer gestanden hatten und machte von dort noch einige Fotos. Dann sah ich mir die Fotos genauer an, die ich von dem Mann mit der Sonnenbrille und dem Wagen und den anderen drei Männer gemacht hatte. Ich stellte mit Enttäuschung fest, dass sie völlig verwackelt und daher unbrauchbar waren. Die Fotos waren einige einzige Katastrophe! Ich konnte auf einem ganz verwackelten Foto nur ganz undeutlich den Mann mit der Sonnenbrille erkennen. Von seinem Gesicht sah man nichts. Das könnte theoretisch jeder sein. Auf den anderen Fotos sah ich ganz schwach und verwackelt nur den Wagen und die drei Männer. Kein Foto war als Beweis brauchbar! Absolut nichts! Enttäuscht ging ich zur Bäckerei zurück. Als ich wieder in die Bäckerei reinging, ging ich an den Tisch, an dem Jürgen immer noch saß und immer noch seinen Kaffee trank, und zeigte ihm die verwackelten Fotos von den Männern.
Nachdem er die Fotos betrachtet hatte, sagte er": Also die Fotos kannst Du nur löschen. Da sieht man nichts." Vermutlich war ich, als ich die Männer mit dem Handy fotografiert hatte, zu abgelenkt und hektisch und konnte deshalb keine guten und brauchbaren Fotos machen, dachte ich. Dann zeigte ich Jürgen die Fotos, die ich von den Häusern gemacht hatte.
"Fällt Dir hier was auf?", fragte ich ihn.
"Gar nichts. Nur daß da Geschäfte sind. Und eine Bank. Vielleicht wollen sie ja eine Bank ausrauben", sagte er scherzhaft. Er fing etwas an zu lachen unter seiner Maske, die er in diesem Moment aufhatte (da er in diesem Moment nicht ass oder trank). Das, was er als Scherz gemeint hat, stimmte mich nachdenklich.
"Meinst Du wirklich, sie planen etwas? Weil Du vorhin sagtest, dass ein Mann von den Männern, die Du am Mozartplatz gesehen hattest, etwas von einem 'Überfall' gesagt hat", hakte ich nach.
"Ich kann mich auch verhört haben. Und außerdem weiß ich nicht, ob die Männer, die aus dem Auto ausgestiegen sind, dieselben Leute sind, die ich am Mozartplatz gesehen habe. Daher glaube ich nicht an einen geplanten Raubüberfall oder Banküberfall," sagte er.
"Gut. Dann wird wohl nichts sein....übrigens erinnere ich mich, dass vor drei Jahren eine Bank und einmal vor vier Jahren ein Krämerladen in Salzburg und noch ein Laden in Innsbruck ausgeraubt worden waren. Ich erinnere mich, weil ich Journalist bin und über einiges informiert bin", erzählte ich.
"Ja. Da war mal was in der Zeitung. Ich fische immer die Zeitungen aus den Mülleimer und dann lese ich sie", erzählte er.
Dann mischte sich die Verkäuferin ein, die das Gespräch mitgehört hatte.
"Hier in Salzburg ist es eigentlich ruhig. Aber es gab hier vor einigen Jahren einige Einbrüche. Und einige Überfälle, die Sie erwähnt haben", sagte die Verkäuferin.
Ich wurde neugierig. Mich interessierten diese Fälle brennend, weil ich eben Journalist bin und über Sensationen berichte. Und sowas könnte vielleicht etwas sein, worüber ich in Zukunft schreiben könnte. Zum Beispiel für die Zeitungen... Vielleicht wollte ich in Zukunft mal ein Buch schreiben... Vielleicht ein Kriminalroman. Aber ich brauchte dafür eine gute Story! Also musste ich die Augen für alles offen halten! Denn als freier Journalist musste ich mein Geld verdienen! Vielleicht könnte ich sogar als Autor mein Geld verdienen!
Dann sagte die Verkäuferin etwas, was ernüchternd klang": Dass der Mann mit der Sonnenbrille ein Krimineller ist, halte für ausgeschlossen. Er arbeitet im Brillengeschäft in der Wolkengasse nicht weit vom Mozartplatz gesehen."
"Wirklich?", fragte ich.
"Dann gehen wir hin", sagte ich sofort zu Jürgen.
Doch dann sagte Jürgen": Tut mir leid. Ich muss was alkoholisches Trinken. Ich kriege sonst Entzugserscheinungen. Ein Bier brauche ich jetzt und ein Bier später", sagte er.
"Trinken ist aber nicht gut", entgegnete ich.
"Ich brauche es....ich komme sonst nicht durch den Tag. Ich war schon mal früher an Alkoholentzugsdelir gestorben. An einem zu schnellen und radikalen Alkoholentzug. Das ist nicht so eine einfache Sache mit dem Alkoholentzug. Das muss man, wenn ihn macht, richtig durchziehen. Aber das hatte ich nicht richtig hingekriegt damals", sagte er.
Ich blickte auf die Kühltruhe mit den Getränken, die rechts an der Verkaufs-Theke an der Wand stand und sagte zu der Verkäuferin": Ich möchte zwei Bier. Eins trinken wir hier. Und das andere draussen."
Dann sagte die Verkäuferin": Gut. Zwei Bier. Das macht sechs Euro vierzig."
Ich bezahlte und gab Jürgen die zwei Flaschen Bier. Dann schob er kurz die Maske unterhalb seinen Mundes in den Kinnbereich, machte er ein Bier auf und trank aus der Flasche.
"Ich denke wir gehen jetzt", sagte ich. "Denn ich muss arbeiten. Habe nicht so viel Zeit."
Dann blickte er mich traurig an.
"Dann hast Du keine Zeit mehr? Wir wollten um 14 Uhr doch in der Limonengasse in einem Restaurant essen. Im Restaurant Mister Rhinaldo in der Nähe vom Mozartplatz", entgegnete er und setzte die Coronaschutz-Maske wieder richtig auf, so dass sein Mund und seine Nase bedeckt war.
Ich überlegte. Zwar hatte ich ihn nun schon beim Bäcker eingeladen. Aber da ich versprochen hatte, ihn auch zum Mittagsessen einzuladen, musste ich mich an mein Versprechen halten. Daher sagte ich": Okay. Wir gehen zusammen essen."
"Danke", antwortete er.
"Ich werde jetzt zuerst nach Hause gehen und arbeiten", sagte ich.
"Lohnt sich das denn mit der Arbeit, wenn wir uns wieder heute um 14 Uhr treffen?", fragte er.
Ich blickte auf die Uhr an der Wand. Es war mittlerweile kurz vor 11 Uhr. Er hatte Recht. Eigentlich müsste ich nach Hause fahren und an meinen Artikeln für die Zeitung arbeiten. Da es aber schon fast 11 Uhr ist und ich mich um 14 Uhr mit Jürgen zum Essen treffen werde, würde ich nicht viel Zeit für meine Arbeit haben, dachte ich. Aber so ganz freinehmen konnte und wollte ich nicht zunächst. Ich musste ein Kompromiss finden.
"Wir machen es so. Wir gehen schnell noch noch zum Brillengeschäft und gucken nach, ob dort der Typ, der dort arbeitet, derselbe Typ mit der Sonnenbrille war, den wir am Rudolkskai stehen gesehen haben. Danach gehe ich kurz nach Hause und werde einige Sachen erledigen. Und dann treffen wir uns um 13:30 Uhr vor dem Supermarkt", schlug ich vor.
"Einverstanden", antwortete er. Zuerst trank er das eine Bier zuende aus und steckte das andere Bier in seinen Rucksack, den er auf den Rücken trug. Dann verabschiedeten wir uns von der Verkäuferin. Dann gingen wir nach draussen. Wir hörten plötzlich das Salzburger Glockspiel. Das immer dreimal täglich um 8 Uhr, 11 Uhr und 18 Uhr kam. Wir gingen durch einige Strassen. Dann erreichten wir die Wolkengasse und fanden das Brillengeschäft.
"Wir werden dort reingehen und werden so tun, als ob wir uns Brillen angucken wollen", sagte ich.
"Aber ich sehe so ungepflegt aus. Soll ich besser draussen warten?", fragte er.
"Du kommst nur kurz rein. Das ist besser, wenn Du Dir den Mann, der dort arbeitet, auch mal genau ansiehst", meinte ich.
"Okay."
Dann gingen wir in das Brillengeschäft rein. Wir sahen uns um. Und dann sahen wir einen Mann mit Brille stehen. Aber wir wussten gleich, dass das nicht der Mann mit der Sonnenbrille war, den wir am Rudolfskai gesehen hatten! Dieser Verkäufer und Optiker, der eine Brille trug, wirkte dicker, hatte braune, kurze Haare und hatte ein kantigeres Gesicht, während der Mann am Kai dünner war und schwarze, kurze Haare und ein (so konnte man aus der Entfernung ungefähr sehen) ein dünneres Gesicht hatte. Der Verkäufer und Optiker mit der Brille auf der Nase kam auf uns zu.
"Servus. Was kann ich für Sie tun? Kann ich helfen?", fragte er uns.
"Ich suche eine Brille für mich. Aber vorher sollte ich besser einen Augentest machen, so fällt mit jetzt gerade ein", heuchelte ich.
Und ich tat so , als wäre ich an Brillen interessiert.
"Ja. Wir müssten einen Termin machen. Jetzt können wir ihn nicht machen. Heute sind keine Termine mehr frei", erklärte der Optiker.
"Ich muss...erst einmal zu Hause in mein Terminkalender gucken. Ich werde dann später anrufen", sagte ich.
Dann holte er eine Karte aus seiner Jackentasche und gab sie mir. Ich steckte die Visitenkarte ein.
"Hier. Franz Sengemann. Ich bin staatlich geprüfter Optiker. Sie können anrufen", sagte er.
"Danke. Wir müssen jetzt weiter. Auf Wiedersehen", sagte ich abwimmelnd. Dann verliessen wir das Brillengeschäft.
"Wieder nichts", sagte ich draußen frustriert. "Ich fürchte langsam, dass wir das Ganze vergessen sollten. Der Mann im Brillengeschäft ist nicht der Mann, den wir am Rudolfskai gesehen haben", sagte ich.
"Nein. Das ist er nicht."
"Die Verkäuferin in der Bäckerei hat sich geirrt, als sie meinte dass dieser Optiker derselbe Mann mit der Sonnenbrille ist, den wir am Rudolfskai gesehen haben."
"Ja."
Jürgen holte aus seinem Rucksack das zweite Bier heraus, das er vorhin dort eingesteckt hatte. Und trank es aus.
Wir unterhielten uns über unsere Erlebnisse an der Bäckerei und gingen zum Mozartplatz. Als wir den Mozartplatz erreicht hatten, wollte ich mich von ihm verabschieden und fragte": Was machst Du gleich bis 13:30 Uhr?"
"Ich muss zum Friedhof Waldkreuz", antwortete er.
"Wo ist das?", fragte er.
"In der Nähe von der Gersberg Alm. Richtung Aussichtspunkt Gaisbergspitze", sagte er
"Und wer liegt da?", fragte ich.
Dann schob er den Ärmel seiner Jacke am rechten Arm hoch und zeigte mir an seinem Arm wieder sein Tattoo von seiner Frau.
"Dort liegt ist meine Frau. Sie ist gestorben."
Er bekam Tränen in den Augen.
"Sie ist gestorben?", fragte ich überrascht nach. "Das wusste ich nicht."
"Sie ist gestorben. Und ich hab Schuld", sagte er. Dann fing er an zu weinen. Und dann spitzte ich meine Ohren. Ich musste nachhaken. Ich wollte unbedingt seine Geschichte dazu hören. Neugierig wie ich war! Und auch nähere Erklärungen zu seiner Coronaangst finden. Und so beschloss ich mir an diesem Tag bis zum Spätnachmittag frei zu nehmen (um dafür abends länger zu arbeiten.) Und hörte ihm zu, was er zu erzählen hatte.
"Ich war damals ganz anders. Hatte keine vergammelten Zähne. Ich kann sagen, dass mein Leben früher intakt war. Ich würde an 14.7.1984 in Berlin geboren. Meine Kindheit war auch so einigermassen in Ordnung. Ich hatte einen größeren Bruder gehabt, der schon früh von zu Hause auszog und zu dem ich später keinen Kontakt mehr hatte. Meine Mutter war Schneiderin, mein Vater arbeitete bei der Bahn", erzählte er und nahm die Maske nur kurz ab, weil er ab und zu ein Schluck Bier trinken wollte. Dann erzählte er mir, während wir auf dem Mozartplatz standen, fast seine gesamte Lebensgeschichte. Das was er da so erzählte, war so interessant für mich, dass ich später anfing seine Geschichte aufzuschreiben....
Er erzählte, dass er 2006 bis 2010 in Berlin Fotografie studiert hatte. Dann hatte er 2010 bis 2012 zuerst im Studio Sina in Charlottenburg gearbeitet. Ab 2012 hatte er sich als Fotograf selbstständig gemacht. Hauptsächlich war er als Hochzeitsfotograf tätig. Dann - nachdem er damals von seinen (inzwischen verstorbenen) Eltern Geld bekommen hatte - hatte er sich im Jahre 2013 in Berlin Charlottenburg ein Fotostudio einrichten können. Und das Fotostudio lief gut. Er hatte zuerst Familien vor der Fotokamera gehabt. Auftragsarbeiten. Dann hatte er professionelle Passfotos gemacht. Bewerbungsfotos gemacht. Auch mit Bild-Nachbearbeitungen. Später hätte er Modells vor der Kamera gehabt. Dann hatte er Fotos für diverse Zeitschriften gemacht. Auch hatte er künstlerisch hochwertigere Foto gemacht. Darauf wurde dann ein Galerist aufmerksam und er hatte dann diverse Ausstellungen. Er war zwar kein Star in der Fotografenszene - aber er verdiente sehr gut. Der Erfolg stieg ihm ein bisschen zu Kopf. Er wurde etwas hochmütig, gab etwas zu viel Geld aus und er trank manchmal zu viel. Besonders auf diesen Sektpartys und Ausstellungs-Eröffnungen, zu denen er eingeladen wurde. Aber irgendwie siegte damals noch die Vernunft und er reduzierte dann den Alkoholkonsum. Dann irgendwann - das war 2014 - machte erl einige Reisen. Eine 20- tägige Reise führte ihn damals nach Wien und Salzburg. Und in Salzburg ging er im Sommer 2014 in die Disco Miranda Night Club, in der er die Verkäuferin Miriam kennenlernte. Sie verliebten sich sofort ineinander. Und dann nahm sie ihn mit nach Hause zu ihrer Wohnung. Und dann landeten sie im Bett... Dann hatten sie eine zweiwöchige leidenschaftliche Beziehung. In dieser Zeit wurde ihm klar: Er hatte sich in diese Frau verliebt! Da er sein Foto-Studio in Berlin hatte, musste er nach über zwei Wochen Urlaub in Österreich wieder nach Berlin reisen! Was ihm sehr schwerfiel! Auch ihr fiel die Trennung schwer! Und dann führten sie eine Zeitlang eine Fernbeziehung. Er arbeitete als Fotograf in Berlin und sie arbeitete in Salzburg als Verkäuferin und sie telefonierten täglich miteinander. Schließlich wurde Jürgen mit der Situation unzufrieden, dass er Miriam nicht regelmäßig sehen konnte. Und er musste sie sehen! So oft wie möglich! Und auch Miriam wollte ihn sehen! Schließlich hielt er es nicht mehr aus. Er verkaufte sein Foto-Studio in Berlin und zog nach Salzburg - gegen den Rat von seinen Eltern. Schließlich zogen er und Miriam in Salzburg zusammen in eine Wohnung und er besorgte sich neue Foto-Aufträge. Und dann lebten sie als Paar zusammen und waren glücklich. Auch beruflich ging es bei Jürgen immer mehr aufwärts. Er bekam in Salzburg immer mehr Foto-Aufträge und machte wenig später dort auch ein eigenes Fotosstudio auf. Und spezialisierte auch hauptsächlich auf Portraitfotos, auf Hochzeitsfotos und auf Personalausweisfotos. Schon bald merkte er, dass sie auch dem Alkohol zugeneigt war. So wie er früher zeitweise auch. Und dann tranken sie - zumindest ab und zu - gemeinsam zusammen. Oft Abends nach der Arbeit, bei Freunden, wenn sie mal eingeladen waren, oder wenn sie unterwegs sind oder abends im Bett. Zwar konnte man sie in dieser Zeit (noch) nicht als Alkoholiker bezeichnen, aber es war deutlich zuviel. Im Jahre 2015 heirateten sie - obwohl Jürgens Eltern (nachdem sie von Miriams Alkoholkonsum erfahren hatten) gegen diese Hochzeit waren. Sie verbrachten schöne Flitterwochen. In dieser Zeit fuhren sie in die Schweiz nach Bern, in der Miriams Eltern wohnten. Und dann nach Zermatt. Zuerst lernte Jürgen dann in Bern Miriams Eltern kennen. Und sie wohnten da zwei Wochen in ihrer Wohnung im Gästezimmer. Besonders mit Miriams Mutter sprach er viel - auch über Miriam in ihrer Abwesenheit. "Miriam ist eine nette Frau. Aber Du wirst es nicht einfach mit ihr haben. Sie ist manchmal wirklich kompliziert", sagte die Schwiegermutter ihm eines Abends in der Küche. Dann sagte sie plötzlich nichts mehr. Jürgen war natürlich damals etwas irritiert. Was meinte sie nur?, fragte er sich. Vielleicht kenne ich sie nicht gut genug, dachte er und er beschloss ihre Mutter später einmal zu fragen, was sie mit der Aussage "sie ist manchmal wirklich kompliziert" genau meinte. Aber er sagte sich damals, dass sie vielleicht früher kompliziert war, aber sich inzwischen geändert hatte. Erst Recht nach der Hochzeit. Deshalb nahm er die Aussage ihrer alten Mutter nicht allzu ernst. Aber etwas wurmte ihn das schon. Sie verbrachten ansonsten eine schöne Zeit in Bern bei ihren Eltern. Sie besuchten den Uhrenturm (Zytglogge), das Parlament-Gebäude, den Tierpark Bern - Dählhölzli und den Bärenpark, das Bundeshaus und den Bundesplatz, das Einsteinhaus, den Käfigturm, das Rathaus, die Aare, den Botanischen Garten der Universität ...Besonders die idyllische Berner Altstadt hatte es Jürgen sehr angetan. Abends guckten sie meistens mit Mutter und Vater in ihrer Wohnung fern. Übernachten taten sie ungestört im Gästezimmer ihrer Eltern. Dort war in dieser Zeit ihr "Ehebett". Als Jürgen eines Morgens mit Miriams Mutter mal alleine war, fragte er sie, was sie mit dem Satz "sie ist manchmal wirklich kompliziert" genau meinte. Da war sie schon gesprächiger. Sie sagte, dass Miriam schon als Teenagerin auffällig war. Sie litt schon früh an Depressionen. Sie erzählte auch, dass sie sich mit einem Messer an der Hand und mehrfach am Arm "geritzt" hatte, dass sie fast einmal einen Selbstmordversuch unternommen hatte. Sie erzählte, dass sie manchmal aufsaessig war und schon damals manchmal zu viel Alkohol getrunken hatte. Das überraschte Jürgen schon sehr und er fragte sich, wen er (wenn das wirklich alles stimmte, was ihre Mutter erzählt hatte) überhaupt geheiratet hatte. Schließlich war Jürgen dann so beunruhigt, dass er Miriam selbst nach ihrer Kindheit befragte. Sie gab dann schließlich zu, sich früher mal "geritzt" zu haben. Sie hatte ihm zwar früher schon davon erzählen wollen, hatte sich aber auch nicht getraut so etwas "Persönliches" ihm zu erzählen. Sie zeigte ihm ihren Arm, auf der feine rosa- und beige-farbenen Linien zu erkennen waren, die ihm aber vorher nicht aufgefallen waren. Auch erzählte sie von ihrem missglückten Selbstmordversuch und von ihrem Alkoholkonsum in der Vergangenheit. Sie erklärte aber auch, dass sie sich nun inzwischen geändert hätte und ein anderer, besser, ruhigerer Mensch geworden war. Besonders nach ihrer Hochzeit! Jürgen glaubte ihr das damals. Sie verabschiedeten sich von Miriams Eltern und fuhren mit dem Zug nach Zermatt. Für eine weitere Woche. Dort wohnten sie zeitweise in einer Jugendherberge. Sie fuhren dort mit der Bahn zum Gornergradgletscher, mit der Seilbahn zum Rothorn und zum Klein Matterhorn. Auch fuhren sie mit der Seilbahn zum Schwarzsee. Dort assen sie zusammen Kuchen in einem Restaurant und tranken ein Bier. Dort legte Jürgen plötzlich seine Hand auf Miriams Hand und sagte": Wir lieben uns. Das für immer! Egal was auch passiert. Wir trinken zusammen, wir leben zusammen und sterben zusammen." "Ja. Du hast Recht. Zwischen uns ist was Besonderes. Das ist ganz selten was da zwischen uns läuft", antwortete sie. "Gehen wir zur Hörnlihütte?", fragte Jürgen. "Aber ist das nicht zu gefährlich? Immerhin sind 600 Leute abgestürzt", antwortete sie. "Wir gehen zur Hörnlihütte. Wir haben uns ja nicht umsonst im Sportgeschäft die Bergwanderschuhe und die Teleskopstöcke ausgeliehen", meinte Jürgen damals. Dann bezahlten sie beim Kellner die Rechnung und dann gingen sie zuerst zum Schwarzsee und blickten auf die Berge. Und dann gingen sie den beschwerlichen Weg zur Hörnlihütte. Obwohl die Landschaften traumhaft und idyllisch waren und aus einem fantastischen Märchenbuch stammen könnten, war der Weg zur Hörnlihütte beschwerlicher als sie dachten. Es war dort steil, steinig, die Wege unübersichtlich und zum Teil schlecht ausgeschildert. Ein paar Mal waren sie fast vom Weg abgekommen, weil sie den in blauer Farbe aufgemalten Pfeil auf einem Stein nicht gesehen hatten! Ein anderes Mal mussten sie über einen wackeligen Steg gehen, der an einem Felsen verankert war. Und als die Hörnlihütte erreicht hatten, blickten sie ins tiefe Tal, das zum Teil schneebedeckt war. Und guckten nach oben zu dem Matterhornberg, der bedrohlich und aggressiv in die Höhe ragte. "Hier hatten Edward Whymper und sechs andere Personen 1865 die Erstbesteigung gemacht. Und Bergsteiger Michel Croz, Charles Hudson, D. Robert Hadow, Lord Francis Douglas stürzten damals hier ab. Nur Edward Whymper und Vater Taugwalder und Sohn überlebten", erklärte Jürgen. "Eine ganz schlimme Situation", sagte Miriam. "Und trotzdem zieht auch heute immer noch genug Leute auf diesen Berg", entgegnete Jürgen. "Lass uns wieder in den Ort Zermatt gehen", sagte Miriam. Dann verließen sie die Hörnlihütte und dann machten sie sich wieder auf den schwierigen Weg nach unten zum Schwarzsee und zur der Seilbahnstation. Und von dort fuhren sie später mit der Gondel wieder in den Ort Zermatt. Sie verbrachten noch einige schöne Tage in Zermatt. Dann fuhren sie wieder nach Salzburg zurück. Dort verbrachten sie bis 2017 eine schöne Zeit. Jürgen war in dieser Zeit ganz stolz darauf, sein Leben im Griff zu haben. Er hatte eine glückliche Beziehung und er hatte beruflichen Erfolg als Fotograf in Salzburg. Er hatte das "richtige Rezept" für die Partnerschaft und beruflichen Erfolg gefunden, dachte er damals hochmütig und konnte in dieser Zeit kaum verstehen, dass einige Partnerschaften kurz vor dem Aus waren und dass einige Personen unverschuldet beruflich zum Beispiel in Berlin gescheitert waren (zum Beispiel in der Coronakrise) und von Hartz 4 leben mussten. Doch die Zeiten änderten sich auch für das Ehepaar Poppe. Denn allmählich machte sich Miriam Wunsch nach einem Kind bemerkbar. Als sie nach einiger Zeit nicht schwanger wurde, wurde sie zunehmend unruhiger und unzufriedener. Und es gab zum ersten Mal zwischen Jürgen und Miriam Konflikte! Und sie gab Jürgen die Schuld, dass sie nicht schwanger wurde! Sie gingen dann erst einmal zu einem Arzt
Als dieser ihnen nicht helfen konnte, gingen sie zu einem anderen Arzt. Als dieser ihnen auch nicht helfen konnte, gingen sie nun von Arzt zu Arzt. Als nichts anderes half, unterzog sie sich eine Gebärmutteroperation. Dann wurde sie endlich schwanger. Und als sie endlich dachten, dass sie endlich das Kind kriegen würden, erlitt sie in einem Wiener Krankenhaus eine Fehlgeburt. Das alles führte bei Miriam zu psychischen Problemen und auch teilweise zur sexueller Unlust. Und wieder gab sie Jürgen die Schuld! Es kam zwischen Jürgen und Miriam zu immer größeren Spannungen und auch im Ehebett gab es größere Probleme. Jürgen war dann zunehmend unzufrieden und verschanzte sich dann in seinem Fotostudio in Salzburg und konzentrierte sich auf seine Arbeit. Dann passierte ihm ein folgenschwerer Fehler. Als er einiges Tages einen Auftrag von dem Schwarzen Fotomodell Amari bekam, erotische Fotos von ihr zu machen, lud er sie in sein Salzburger Fotostudio ein. Als er dann die Fotos von ihr machte, spürte er seine Erregung. Und als sie dann wenig später nebeneinander sassen und plauderten, legte sie plötzlich ihre Hand auf sein Knie. Und wenig später lagen sie auch in den Armen. Und sie verpasste ihm einen Blowjob. Daraufhin trafen sie sich öfters heimlich. Die Affäre mit Amari war für ihn prickelnd. Doch irgendwann schöpfte seine Frau Miriam Verdacht und er bekam ein schlechtes Gewissen. Dann erzählte er es ihr, um sich sein Gewissen zu erleichtern. Dann kam es zu einer riesigen Streiterei. Und er bereute sein Verhalten! Fast wäre es zu einer Trennung zwischen ihnen gekommen. Da er aber den Kontakt zu Amari abbrach, vergab sie ihm später. Und obwohl ihre Beziehung danach noch von gelegentlichen Spannungen geprägt waren, lebten sie die nächsten Jahre zusammen.
Im Jahre 2020 kam dann Corona. Alle Geschäfte, Restaurants, Bars, Clubs, Fitnesscenter, Schwimmbäder, Freizeiteinrichtungen, Kinos,... mussten schliessen. Es galt Kontaktbeschränkungen. Und allen Menschen wurden geraten zu Hause bleiben ("Stay At Home"). Jürgen verlor in dieser Zeit alle Foto-Aufträge. Abends sassen Jürgen und Miriam zusammen und redeten darüber. Schon da war er sehr hysterisch. "Wir müssen uns schützen. Nur mit Maske und Abstand", sagte er. "Es werden immer mehr Fälle. Wir werden alle sterben. Es nützt nichts mehr. Wir werden jämmerlich krepieren. Verrecken. Abkratzen! Bald begraben sein. Elendig verrecken!", schrie er oft. Da dachte sie schon damals, dass sein Verhalten etwas komisch war. Dann ging es zeitweise wieder mit seinen überängstlichen Reaktionen. War wohl nur eine Phase, dachte sie. Sie spielten im Lockdown Spiele wie Schach, Mühle, Mensch- Ärgere - Dich - Nicht. Verbrachten auch manchmal eine schöne Zeit im Bett. Dann fing er an immer mehr zu trinken, immer mehr Zeit im Internet zu verbringen und immer mehr Coronanachrichten im Fernseher zu schauen. Auch bemerkte sie bei ihm eine Stimmungsveränderung. Er wurde zunehmend depressiver, manchmal aggressiv und regierte immer mehr furchtsamer auf Coronanachrichten. "Du solltest nicht zu viele Coronanachrichten gucken. Und Dir nicht zu viele Gedanken machen. Es wird alles gut", sagte sie ihm.
"Du darfst da nicht lange draußen rumlaufen! Nein! Ich werde nicht nach draußen gehen! Das ist nur noch mit Maske und Abstand!", schrie er oft. Erst nach einem Monat ging er mal raus. Nur mit Maske und Abstand. Doch dann als er draußen oder in der U-Bahn war, hatte er Angst Gegenstände anzufassen. Auch als er Bus fuhr, hatte er Angst die Sitzbank zu berühren. Zu viele Coronaviren waren seiner Meinung nach dort. "Da kannst Du Dich hinsetzen", sagte noch Miriam, die ihn begleitete hatte. "Nein, ich werde mich da nicht hinsetzen", sagte er. Dann blieb er später wieder drin in der Wohnung. Schließlich überredete sie ihn wieder nach draussen zu gehen. Er ging aber nur mit Maske oder Abstand nach draussen. Und hatte ein Desinfektionsmittel dabei, Handschuhe, fünf Arten von Masken... Und wenn er draußen war, ging er nur zum Einkaufen. Zu Hause trennte er das Ehebett mit einem Absperrband von Kopfende bis zum Fussende, so dass beide Ehepartner getrennt schlafen konnten und sich nicht anstecken konnten... Er hörte mindestens 4 Stunden täglich Coronanachrichten. Dann hatte er eines Tages auf einmal Schnupfen und geriet unter Coronaverdacht. Eine Frau von der Gesundheitsbehörde kam ihn dann in seiner Wohnung besuchen. Und dann musste er in seiner Wohnung in Salzburg in Quarantäne bleiben. Er machte dann aber nach Aufforderung des Gesundheitsamtes einen Corona-Test und der war aber zum Glück negativ. Aber er war in seinem Wahn und in den Phasen, in denen er stark alkoholisiert war, immer noch überzeugt, dass er Corona hatte! Und bald sterben würde. Auch tranken beide in dieser Lockdown-Zeit sehr viel Alkohol. Was zur Verschlechterung ihrer Verfassung beitrug! Auch gab es zwischen ihnen immer mehr Streit. Jürgens Eltern versuchten auf sie einzureden. Es brachte nichts. Auch im Jahr 2021 hatte Jürgen immer noch extreme Angst vor Corona. Miriam schickte ihn daraufhin zum Psychologen. Dort diagnostizierte ihn der Psychologe eine Depression, Psychose, Verlust der Realität und Paranoia. Zum Teil auch als Folge der Coronasituation (die er nicht verkraftet hatte) und des übermäßigen Alkoholkonsums. Als Jürgen aber eine Psychotherapie abbrach, immer noch zu viel trank und teilweise aggressiv war, beschloss sie auszuziehen. Sie bekam aber aufgrund der Coronakrise nicht so schnell eine andere Wohnung in Salzburg. Auch änderten sich die Corona-Regeln damals ständig. Dann war 2 G ("Zutritt oder Teilnahme nur für Geimpfte oder Genesene"), dann 3 G ("geimpft, genesen oder getestet"), dann 2 G plus ("Zutritt oder Teilnahme nur für Geimpfte oder Genesene, die zusätzlich getestet sein müssen. Oder für Geboosterte d.h. dreifach Geimpfte.") Dann erfuhren sie, dass Miriams Mutter krank war und deshalb besuchte Miriam sie daraufhin in Bern. Miriam erzählte ihrer Mutter von ihren Eheproblemen und ihrem unerwünschten Kinderwunsch. Miriams Eltern rieten ihr, dass sie es mit Jürgen noch einmal versuchen sollte. Vielleicht würde er sich auch im Laufe der Zeit ändern, wenn Corona vorbei ist, meinten sie damals. Denn die Coronazeit war für viele eine schwierige Zeit und wenn sie ausziehen würde, würde es auch für sie nicht einfach werden. Denn es war in Salzburg in dieser Zeit schwer eine passende Wohnung zu finden! Nach dem Gespräch kam sie wieder zurück und sie versuchten es wieder miteinander. Redeten viel miteinander. Und versuchten auch mehr Verständnis füreinander zu zeigen. Sie gingen sogar auch in eine kleine Salzburger Kirche. Sie erzählten dem Pastor von ihren Eheprobleme und fragten ihn um Rat. Er riet ihnen zusammenzubleiben und ihre Probleme zu lösen. Dann lebten sie wieder zusammen und zeitweise klappte das auch wieder ganz gut. Dann kam die Nachricht, dass Miriams Mutter inzwischen schwer krank war. Miriam wollte am 1.4.2021 sofort mit dem Wagen hinfahren, während Jürgen (eben weil er in dieser Zeit alkoholisiert war) mit dem Zug fahren wollte. "Ich werde mit dem Wagen hinfahren", sagte Miriam. Jürgen war zunächst nicht damit einverstanden, da er selbst den Wagen fahren wollte. Da er jedoch ziemlich betrunken war, wollte sie den Wagen fahren. Sie sagte noch zu ihm": Ich fahre, Du bist zu stark besoffen." Obwohl sie in dieser Zeit auch betrunken war! Dann setzte sich Miriam ans Steuer und Jürgen auf den Beifahrersitz. Obwohl Jürgen wusste, dass sie viel zuviel getrunken hatte! Er dachte noch, dass sie ziemlich erschöpft aussah, als sie am Steuer sass und losfahren wollte. Doch er dachte in besoffenen Zustand": Irgendwie wird sie es wohl doch schaffen." Ein Teil von seinem Inneren wollte sie noch warnen und wollte verhindern, dass sie losfuhr. Doch es war zu spät. Sie drückte aufs Gaspedal und dann fuhren sie los. Nach einer Stunde stritten sie sich unterwegs im Wagen. Es ging wie immer um den unerfüllten Kinderwunsch. Und Miriam machte Jürgen während der Fahrt schwere Vorwürfe. "Wir haben immer noch kein Kind, weil Du das im Bett nicht hinkriegst!", schrie sie. "Du bist unfruchtbar. Versteh es doch!", antwortete er. "Du hast ja zu selten Zeit für mich. Immer bist Du nur am Arbeiten und hast diese Angst vor Corona, ich vermute Du bist unfruchtbar!", schrie sie.
Dann verlor sie (seltsamerweise) die Kontrolle über den Wagen. Keiner wusste später warum. Sie kam vom Weg ab und raste gegen den Baum.
Sie war sofort tot und er war verletzt. Jürgen musste dann ins Krankenhaus, wurde aber schnell entlassen.
Dann fand Miriams Beerdigung statt. Miriams Eltern, die auch auf der Beerdigung waren, machten Jürgen schwere Vorwürfe. "Du hast unsere Tochter auf dem Gewissen", schrie Miriams Mutter Jürgen an. Daraufhin verließ er die Beerdigung. Und danach brach er den Kontakt zu Miriams Eltern ab. In dieser Zeit verfiel er in Depressionen. Dann hatte er nach wie vor Angst an Corona zu erkranken. Er blieb daher die meisste Zeit in seiner Wohnung. Er verließ seine Wohnung nur zum Einkaufen. Dann ging er zum Psychologen. Sie diagnostizierten ihm dieses Mal eine stärkere Psychose. Sie verordneten ihm eine Therapie, die er zeitweise auch machte. Und die auch ein bisschen was bewirkte. Doch dann steckte er sich im Krankenhaus auch mit Corona an. Und musste wieder in Quarantäne. Und dann verschlechterte auch sein mentaler Zustand wieder. Erst Recht als seine Eltern überraschend starben. Er verfiel wieder stärker dem Alkohol, den Depressionen und verlor dann alle seine Aufträge. Dann seine Wohnung. Und dann war er ein Obdachloser in Salzburg. Er wohnte dann in den Bergen Salzburgs.
Als Jürgen mir seine Geschichte erzählte, war ich zu Tränen gerührt. Und ich verstand, dass er zum Grab seiner Frau wollte.
"Ich werde mir heute länger freinehmen und Dich zum Grab begleiten nach den Essen", teilte ich ihm meinen Entschluss mit.
"Willst Du das wirklich tun? Das wäre sehr nett", sagte er.
"Ja. Ich will", sagte ich.
Dann sagte er, was mich neugierig machte.
"Ich war neulich auf den Friedhof. Da waren so komische Gestalten. Die hatten was am Grab versteckt. Ich hatte einmal geguckt, was sie da versteckt hatten", erzählte er.
Sensationsgierig wie ich war, fragte ich": Was war es denn?"
"Das waren Drogenpäckchen. Die hatten sie an den Grabsteinen versteckt. Ich sah das zufällig, als ich mal neugierig war und nachsah, was da so einige Typen versteckten. Ich war da schnell weggerannt. Wollte damit nichts zu tun haben. Irgendwann war da mal sogar ein Mord passiert. Ich wollte mit der Geschichte mit den Drogen und mit dem Mord auf dem Friedhof nichts zu tun haben", berichtete er weiter.
"Das klingt interessant. Auch ein Grund mitzukommen und sich den Friedhof genauer anzugucken. Ich muss ja Storys finden in meinen Beruf. Vielleicht schreibe ich Mal ein Buch. Vielleicht einen Kriminalroman", sagte ich.
"Auf dem Friedhof findest Du bestimmt eine Story", meinte Jürgen.
"Gehen wir erst essen und dann zum Friedhof?", fragte ich.
"Erst essen. Denn ich habe Hunger", sagte Jürgen.
Dann gingen wir über den Mozartplatz zum Restaurant Mister Rhinaldo in der Limonengasse - ganz in der Nähe des Mozartplatzes. Da Jürgen recht ungewaschen und seine Kleidung etwas verdreckt war, suchten wir uns (um bei den anderen Gästen keinen Anstoß zu erregen) draussen einen Tisch. An diesen setzten wir uns einen Augenblick später.
"Was möchtest Du essen?", fragte ich.
Er nahm sich die Karte vom Tisch und blickte dort rein.
"Ich hatte hier schon letztes Mal gegessen. Ich hatte Zanderfilet gegessen. Das kann ich empfehlen", sagte ich.
"Ne. Ich hätte gerne Hähnchenbrustfilet. Das ist mehr so mein Ding", antwortete er. "Und ich mag gerne Weisswein."
Dann kam der Kellner zu uns an den Tisch.
"Grüß Gott. Was darf es sein?", fragte er.
"Ich hätte gerne Zanderfilet mit Gemüse. Und ein mal Hähnchenragout mit Gemüse für meinen Freund. Dazu noch zwei Gläser Weisswein", teilte ich ihm mit.
"Sehr wohl", sagte er.
Nachdem er sich auf einen kleinen Notiz-Block die Bestellung aufgeschrieben hatte, ging er weg. Wir unterhielten uns eine ganze Weile. Während wir uns unterhielten, fiel mein Blick auf die Festung Hohensalzburg in einiger Ferne, auf die Mozartstatue im Zentrum des Mozartplatzes, die von dem Restaurant an der "Limonenstraße" zu sehen war und auf das Salzburg Museum ganz in unserer Nähe. Dann kam der Kellner mit dem Essen auf dem Tablett wieder und stellte das vor uns auf unseren Tisch.
"Hier ist Zanderfilet und Hähnchenragout. Und zwei Mal Weisswein", sagte der Kellner.
Ich bedankte mich. Und dann assen wir.
"Das Essen ist gut", sagte Jürgen.
"Ja. Sehr", antwortete ich.
"Danke auch für die Einladung. Es ist lange her, das ich in einem Restaurant essen war. Bestimmt fünf Jahre her", erzählte er.
"Fünf Jahre her? So lange?", fragte ich erstaunt.
"Ja. Ungefähr fünf Jahre", wiederholte er.
Dann wechselte er das Thema. "Es war ein toller Tag. Sehen wir uns wieder?", fragte er.
"Wir werden uns sicher mal sehen. Ich kann Dir auch helfen, eine Wohnung zu finden", schlug ich vor. "Mehr kann ich nicht tun."
"Willst Du das wirklich tun?", fragte Jürgen.
"Sicher. Ich werde mein Bestes versuchen", antwortete ich.
"Danke. Vielen Dank", sagte er glücklich.
"Eines wollte ich mich nochmal wissen...Du hast Deine Frau sehr geliebt?", fragte ich.
"Ja. Sicher. Wir hatten eine glückliche Beziehung. Wir hatten zwar ab und zu auch mal Streit gehabt. Aber wir hatten uns geliebt. Waren auch zusammengeblieben. Und ich liebe sie immer noch, obwohl sie gestorben ist", erzählte Jürgen.
"Das ist interessant. Ich verstehe das", sagte ich.
"Und wie läuft Deine Beziehung?", wollte Jürgen wissen.
"Naja. Ich habe eine Beziehung mit Gaby. Aber...momentan läuft es nicht so gut. Ich habe einige Probleme mit ihr. Sie wirft mir vor, dass ich so viel arbeite", antwortete ich.
"Oh ja. Verstehe."
"Weisst Du einen Rat? Ich habe eine aktuelle Beziehung mit Gaby, die nicht läuft. Ich überlege sie zu verlassen. Glücklicherweise habe ich mit ihr keine Kinder. Ich treffe mich aber ab und zu mit meiner Exfreundin. Sie hat zwar einen anderen Mann inzwischen seit fünf Jahren, mit dem sie inzwischen auch Probleme hat. Sie stehen kurz vor einer Trennung. Sie sagte, sie hätte keine Lust auf ihren Mann. Aber sie hätte Lust mit mir wieder zusammen zu sein... Aber ich kann ja nur erst eine Beziehung mit ihr eingehen, wenn sie von ihrem Mann getrennt ist. Deshalb hatte ich eher von ihr ein bisschen Abstand genommen und unser Kontakt ist mehr platonisch. Dann hatte ich vor kurzen eine junge Frau kennengelernt. Sie ist ganz nett. Mehr war da aber nicht. Aber mal sehen, wie sich das alles so entwickelt... Ich muss mich entscheiden. Und das fällt mir schwer", erzählte ich.
"Das klingt problematisch. Aber ich hätte es mit der Gaby probiert. Vielleicht läuft es ja besser. Denn mit einer Exfreundin hätte ich nichts mehr angefangen", riet er mir. "Und ob Du das Glück mit der junge Frau findest, die Du erwähnt hast, weiss man auch nicht."
"Ja. Eben", sagte ich.
"Wie alt ist sie?"
"23 Jahre alt."
"Ein bisschen jung. Mal sehen. Vielleicht ist es echte Liebe. Oder vielleicht will sie nur Geld von Dir. Weiss ich nicht. Das muss man abwarten", sagte er.
"Ja. Danke für Deine Meinung.
Ich werde alles noch einmal überdenken", antwortete ich.
"Ich bedanke nochmal für das Essen", sagte Jürgen.
"Bitte. Bezahlen wir und gehen wir", antwortete ich.
"Hast Du wirklich frei? Ich will Dich nicht von Deiner Arbeit abhalten", sagte er.
"Nein. Es ist gut. Ich habe es mir überlegt. Ich mache heute bis heute Nachmittag frei und arbeite dafür heute Abend und morgen mehr", erklärte ich ihm.
"Das ist gut", sagte er und trank sein Glas Wein aus. "Ich muss sagen, dass der Wein köstlich ist. Ich hab heute noch schon zwei Flaschen Bier getrunken. Und nun trinke ich den Weisswein. Aber ich bin das gewöhnt."
Mir fiel auf, dass er schon ziemlich viel getrunken hatte: Zwei Flaschen Bier und jetzt ein Weisswein! Aber zum Friedhof wird er das wohl schaffen, dachte ich.
Dann kam der Kellner wieder zu uns an den Tisch.
"Darf es noch was sein?", fragte er.
"Nein. Schon gut. Ich will zahlen", sagte ich.
Dann gab er mir die Rechnung von 41,60 Euro, die ich dann bezahlte.
Dann standen wir auf und verließen das Restaurant. Kurz darauf gingen wir durch einige Straßen bis wir dann die Strasse "Rudolkskai" erreichten. Dann gingen wir über die Karoliner Brücke über den Fluss Salzach. Dann waren wir auf der Straße Doktor-Franz-Rehrl-Platz. Dann auf dem Imbergplatz in der Nähe des Verkehrskreisels. Und dann kamen wir auf die Bürglsteinstrasse. Dort fand Jürgen plötzlich neben einem Mülleimer an der Strasse eine halbvolle, offene Sektflasche mit langem Flaschenhals. Er griff sich die Sektflasche und trank eine gewaltigen Schluck daraus.
"Magst Du wirklich daraus trinken? Da hat ein anderer Mensch schon daraus getrunken. Da könnte..." Ich sprach den Satz nicht zuende aus.
Da er besonders grosse Angst vor Corona hatte, wollte ich das Thema Corona nicht mehr erwähnen.
"Das ist nicht so schlimm. Ich bin daran gewöhnt. Ich trinke öfters mal Flaschen, die ich so finde. Oder Brot, das ich zum Beispiel in Mülleimern finde. Ich nehme die Sektflasche mit. Den Rest in der Flasche trinke später", erzählte Jürgen.
"Du trinkst zu viel Alkohol", bemerkte ich.
,"Ach , das ist nicht so schlimm. Ich halt das aus", meinte er.
Dann wechselte ich das Thema.
"Ich weiss ehrlich nicht gesagt, was ich machen soll. Soll ich meine Freundin verlassen und mich auf meine Ex einlassen oder auf die junge Frau?", fragte ich.
"Wenn Du mich fragst, ist Deine Exfreundin verheiratet. Sie soll erst einmal die Probleme mit ihrem Mann lösen. Und Du mit Deiner Frau Gaby. Da gibt es ja auch Partnerschaftberatungen", antwortet Jürgen.
"Stimmt", antwortete ich.
"Ich hab diese Probleme nicht. Ich hab keine Familie, keine Frau. Bei mir ist alles weg. Ich habe nichts und da habe ich nichts zu verlieren. Ich bin bei Null. Und noch weiter runter geht es nicht", sagte er.
"Wie hälst Du die Einsamkeit aus?", fragte ich.
"Ich wohne in den Bergen. Da kenne ich auch einen anderen Obdachlosen, der da lebt. Wir reden mal zusammen und trinken Bier zusammen. Bier hilft mir das alles zu ertragen. Mehr Kontakte habe ich nicht nachdem ich obdachlos geworden bin. Du weiss wie das ist...Hat man Geld, sind viele Leute da. Ist man arm und obdachlos wie ich, sind sie alle weg. Aber ich habe mich damit abgefunden. Ich muss nicht zur Gesellschaft dazugehören", erzählt er.
"Das ist ja sicher schlimm", meinte ich.
Obwohl ich wusste, dass dieser Ausspruch es auch nicht besser machte.
"Nein. Ich bin sowieso bald weg. Da werde ich als steifen, festgefrorenen Frostklumpen irgendwo an der Hausecke enden. Lange werde ich da draussen nicht überleben", sagte er.
Ich war gerührt. Er tat mir leid. Ich wollte ihm nur helfen, dass er wenigstens eine Wohnung findet und dann vom Sozialamt Geld kriegt und nicht mehr hier als Obdachloser durch die Straßen läuft.
Wir gingen dann gerade die
Bürglsteinstrasse runter, als ich ungeduldig wurde.
"Ist es noch weit? Wollen wir uns nicht ein Taxi nehmen?", fragte ich.
"Brauchen wir nicht. Den Friedhof erreichen wir zu Fuss. Du schaffst es nicht zu laufen?", meinte er.
"Es ist sehr weit", antwortete ich.
"Es dauert nicht so lange. Nur ein paar Straßen. Etwas spazieren gehen schadet nicht", sagte Jürgen.
Ich wollte schon fast vorschlagen, nach Hause zu gehen. Da sah ich am Ende der Strasse einen Wagen. Er war dunkelblau. Zuerst fuhr er ruhig. Dann fuhr er mit einer großen Geschwindigkeit auf uns zu.
"Schnell", schrie ich. "Zur Seite." Dann liefen wir schnell in ein Hauseinfahrt rein. Dann fuhr der Wagen weiter. Dann liefen wir aus dem Hauseingang wieder auf den Weg und sahen, wie der Wagen weiter fuhr, bis er in einer Kurve verschwunden war.
"Wer war das?", fragte ich.
"Weiss ich nicht. Kann auch ein Betrunkener sein", entgegnete er.
"Einige Jugendliche oder Kriminelle oder ein Verrückter?"
"War ein besoffener Jugendlicher. Vermutlich", antwortete Jürgen.
"Wollen wir nicht besser verschwinden?", fragte ich.
"Wir gehen weiter. Ich habe keine Angst. Ich habe es mir angewöhnt, keine Angst zu haben. Wir sind ja Männer und keine Weicheier", sagte er.
"Ich bin auch nicht ängstlich. Gehen wir weiter", entgegnete ich.
Dann hielt er die Sektflasche mit dem Flaschenhals in Richtung der Strasse, wo dort der Wagen verschwunden war. Und er tat so, als hätte er statt dieser Sektflasche einen Revolver in der Hand.
"Bumm! Bumm! Bumm! Abschießen müsste man den! Bumm! Bumm! Bumm! Hihihi", schrie er.
Er sah mit seiner Coronaschutzmaske, die er immer noch auf dem Gesicht trug wie ein Ganove aus, der schoss, dachte ich. Man würde ihn auch mit der Maske auf dem Gesicht für einen Verrückten oder für einen Ganoven halten, denn Corona war ja in dieser Zeit schon ziemlich vorbei. Denn wir waren nicht mehr im Jahre 2020 und 2021, sondern im Jahr 2041.
Ich wollte schon gerade etwas sagen, dass er diese Dummheiten lassen sollte. Doch dann beruhigte er sich wieder.
Dann gingen wir weiter die Straße runter in Richtung Friedhof. Ich wollte ihm helfen. Aber auch Ideen sammeln für mein künftiges Buch, dass ich vielleicht mal schreiben wollte. Nachdem wir eine Weile die Bürglsteinstrasse runtergegangen waren, zeigte er plötzlich mit seiner dreiviertel leeren Sektflasche auf ein kleines Lebensmittelgeschäft am Straßenrand.
"Da ist ein Geschäft. Da gibt es auch Alkohol. Ich werde mir was kaufen. Ich hab noch einige Euros in der Tasche", sagte er.
"Aber Du hast doch genug Alkohol getrunken", wies ich darauf hin.
"Ich kaufe mir was für morgen", sagte er. Willst Du auch was?" "Nein", antwortete ich.
"Dann warte hier", sagte er und stellte seine dreiviertel leere Sektflasche auf den Boden. Dann ging er über die Strasse und verschwand ein Augenblick später mit seinem Rucksack auf dem Rücken in dem Lebensmittelgeschäft. Ich wartete dann einige Minuten auf ihn. Dann kam er mit zwei kleinen Chantreflaschen wieder. Er ging auf mich zu und reichte mir eine davon.
"Ich hab zwei Flaschen Chantre gekauft. Eine ist für Dich", sagte er.
Doch ich lehnte sie ab.
"Danke. Ich trinke nicht viel Alkohol. Ich muss zu Hause noch schreiben....an meinen Artikeln für die Zeitungen. Ich will nicht angetrunken sein. Denn ich muss mich sehr konzentrieren", sagte ich.
"Dann trinke ich was", antwortete er.
Er steckte die eine Chantreflasche, die er mir geben wollte, in seine Jackentasche. Die andere öffnete er und trank daraus einige Schlucke. Es schien, als ob er fast die ganze Flasche austrank. Dann schloss er die Flasche und steckte sie ebenfalls in seine Jackentasche. Dann holte er sein Handy, dessen Display ziemlich beschädigt war und zahlreiche Risse hatte, aus der Hosentasche heraus, machte es an und klickte auf "Maps." Ich blickte auf sein Handy, das nicht gerade das billigste war.
"Du besitzt ein Handy?", fragte ich.
"Ja. Damit mache ich Fotos. Das hatte mir eine Tante in Berlin geschenkt vor vier Jahren. Die ist aber verstorben vor drei Jahren und die Erben hatten ihr Vermögen untereinander aufgeteilt. Für mich war nichts mehr übrig. Ich hab aber zum Glück das Handy. Das verstecke ich gut, so dass mir das keiner klauen kann", sagte er.
Er suchte in Google Maps herum. Dann zeigte er mir, wo überall er sein Lager aufgeschlagen hatte. "Ich hatte eine Unterkunft in der Schwarzenbergalm im Wald gehabt. Hatte da mir aus Ästen mir einen kleinen Schlafplatz gebaut. Dann am Oberwischl. Heute habe ich in der Nähe des Aussichtsturm Gaisberg mir eine kleine Übernachtungsunterkunft aus Zweigen und Brettern gebaut. Dort traf ich mal einen anderen Obdachlosen. Der war mal Klempner. Hatte Corona gehabt, danach hatte er Post-Covid und weil er nicht mehr arbeiten könnte, war er dann irgendwann obdachlos gewesen. Der sagte zu mir: Es kann jeder verrückt werden oder obdachlos werden. Jeder Mensch hat das Zeug dazu. Das weiss jeder, der was von Psychologie versteht", erzählte Jürgen mir.
"Ja. Das ist interessant."
Dann griff er die Sektflasche und trank daraus einen kräftigen Schluck. Ich merkte, dass er angetrunken war. Laufen oder gehen konnte er aber.
Irgendwann erreichten wir die Straße Gersberg. Dann Gaisberg. Dann gingen wir noch andere Wege entlang.
Etwa gegen 15:45 h erreichten wir den Friedhof "Am Waldkreuz". Wir gingen an dem mit vielen Ornamenten versehenen Friedhofs-Zaun entlang zu einem Tor. Dort war ein kleines Häuschen, was geschlossen war. Wir gingen dann eine kleine Straße entlang. Dann gingen wir einen schmalen Weg entlang, der nach links führte. Links und rechts am Weg waren überall Gräber. Insgesamt machte der Friedhof einen traurigen Eindruck. Die Bäume hatten im Novembermonat gelbe Blätter oder hatten ihre Blätter inzwischen fast vollständig verloren. Fast alle Gräber, die am Weg rechts und links waren mit gelben Laub bedeckt. Es gab mur wenige Gräber, bei denen das Laub (vermutlich von einigen Besuchern) beseitigt worden war. Viele Gräber waren auch ziemlich verwildert. Die Bestecke auf den Gräbern (wenn es welche gab) waren teilweise vergammelt. Das Unkraut ragte zwischen dem Laub hervor, bei einigen Gräbern ragten Stein - oder Tonengel aus dem Laub, Kerzen lagen teilweise umgekippt auf den Gräbern. Einige Kreuze waren auch auf einigen Gräbern umgekippt. Das ging wohl auf das Konto von Randalierern, die hier auf dem Friedhof ihr Unwesen trieben. Der Friedhof sieht ja gruselig aus, dachte ich. Wir gingen dann den Weg weiter runter, dann bogen wir einen Weg nach rechts ab. Wir marschierten eine ganze Weile über den trostlosen Friedhof. Dann erreichten wir das Grab seiner Frau. Jürgen blieb plötzlich stehen. Auch ich blieb stehen.
"Das ist das Grab meiner Frau", sagte er.
Ich betrachtete das Grab. Da war ein kleiner Stein mit dem Namen Miriam Poppe. Davor lagen einige vertrocknete Blumen. Einige Kerzen. Ein kleiner Plastikengel. Das meiste war von Laub bedeckt, der von einem Eichenbaum kam, der hinter dem Grab stand. Jürgen stellte die Sektflasche, die er in der rechten Hand hatte, auf den Boden. Dann stellte er sich einen Augenblick später vor das Grab seiner Frau, faltete die Hände und sprach leise ein kurzes Gebet. Dann sagte er zu mir": Sie ist nur 32 Jahre alt geworden. Vorher dachte ich, dass alles gut wird. Dann bumm. Da war 's aus."
Ich erinnerte mich, dass er mir erzählte, dass sie die Kontrolle über den Wagen verloren hatte. Seltsamer Weise. Und ich fragte mich: War es wirklich so? Vielleicht wollte sie Selbstmord machen oder es kam zum Streit und sie verlor die Kontrolle über den Wagen oder vielleicht hat Jürgen einen größeren Anteil der Schuld als man denkt...? Was wirklich geschah wusste nur Jürgen selber. Und ich wollte ihn auch danach nicht fragen. Erst Recht, weil er so traurig war.
"Ja. Das ist schlimm, dass einige Leute so früh aus dem Leben gerissen werden. Aber...irgendwann landen wir alle in der Grube", sagte Jürgen.
Dann holte er aus seinem Rucksack einen Kastanienmann raus, den er mit gesammelten Kastanien und Streichhölzern selbst für seine Frau gebaut hatte und legte ihn aufs Grab. Er wischte sich eine Träne von seinem rechten Auge ab. Ich stand nur neben dem Grab und beobachtete alles. Ich holte auch mein Handy und der Tasche und machte einige Fotos von der Umgebung und schnell einige Selfievideos.
"Ich hoffe, es ist okay, wenn ich ein paar Fotos mache. Zu meiner Erinnerung", sagte ich.
"Mach Fotos wie Du willst. Ist okay", antwortete er.
Dann holte Jürgen seinen Chantre aus der Tasche und nahm einige Schlucke aus der Flasche.
"Ja. Ja. So ist es mit den Träumen. Sie verkleinern sich oft auf Mausgröße. Weisst Du was? Meine beste Freunde sind die Ratten. Die Mäuse. Die Spinnen, Käfer. Die Eichhörnchen. Die Vögel. Die Grillen im Sommer. Mit denen unterhalte ich mich manchmal. Diese sind wenigstens nicht so grausam wie Menschen. Man muss ja nur betrachten, was alles im zweiten Weltkrieg geschah. Und was im Ukraine-Krieg alles zerstört wurde! Dann weiss man Bescheid, wozu der Mensch fähig ist!", erzählte er etwas zornig.
Ich sagte aber nur": Du trinkst zu viel."
"Ich werde meinen Alkoholkonsum reduzieren. Später. Aber Du weisst, dass ich nie so richtig über den Tod meiner Frau hinweggekommen bin", sagte er.
Dann trank er wieder einen Schluck aus seiner Chantre-Flasche. Und noch einen. Dann steckte er diese wieder in seine Jackentasche und griff sich die Sektflasche, der er am Grab seiner Frau auf den Boden gestellt hatte. Diese wollte er unbedingt noch später austrinken!
Dann hörten wir plötzlich ein Geräusch. Es war ein Rascheln. Es kam aus den Büschen, die hinter den Gräbern standen. Wir erschraken. Was war das?
"Was ist das?", flüsterte ich.
Jürgen hielt kurz inne. Wir lauschten. Dann blickten wir nach rechts und sahen einen Mann den Weg entlang gehen. Er blickte sich mehrmals nach rechts und links um. Er wirkte so, als ob er etwas suchen würde. Ich guckte genauer hin und erschrak, als ich auf dem ersten Blick eine Ähnlichkeit mit dem Mann mit der Sonnenbrille feststellte. Was sucht er hier?, fragte ich. Auf dem zweiten Blick war ich mir nicht so sicher. Vermutlich weil der Mann zu weit entfernt war.
"Wer ist das? Könnte das der Mann mit der Sonnenbrille sein, den wir vor Bäckerei gesehen haben?", fragte ich.
Jürgen verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf.
"Ich weiss nicht. Er trägt keine Sonnenbrille jetzt. Schwierig zu sagen. Ich glaube nicht, dass er es ist", lallte er und trank einen Schluck aus seiner Sektflasche.
Ich lief zu einem Grab mit einem größeren Grabstein, auf dem sich ein Steinkreuz befand.
"Hier verstecken wir uns", flüsterte ich. Dann liefen wir schnell hinter den Grabstein und versteckten uns dort. Hinter dem Grabstein versteckt, verhielten wir uns still und beobachteten den Mann. Er schien uns aus der Ferne nicht gesehen zu haben. Er ging weiterhin den Weg runter bis in unserer Nähe. Dann blieb er stehen und lief plötzlich (von uns aus gesehen) auf die rechte Seite des Weges. Und dann blieb er stehen. Eine ganze Weile stand er dort. Und guckte in Richtung der Büsche hinter den Gräbern. "Wohin schaut er?", fragte Jürgen.
"Hat er uns gesehen?", fragte ich.
"W...Weiss nicht", lallte er.
Mist. Er ist ziemlich betrunken. Jürgen wird uns wohl in Schwierigkeiten bringen, dachte ich.
"Sei leise", flüsterte ich.
Dann blickte der Mann auf dem Weg plötzlich zu uns hinter dem Grabstein rüber. Und dann lief er in unsere Richtung.
"Er hat uns gesehen! Wir müssen weg", schrie ich.
Wir liefen dann vom Grab weg zu den gelben Büschen und Bäumen. Dort kämpften wir durch die Büsche, Äste und Zweige, die viele ihrer braunen oder gelben Blätter verloren hatten. Ich bemerkte, dass es Jürgen schwer fiel schnell zu laufen, da er ziemlich alkoholisiert war. Und hinter uns verfolgte uns dieser Mann! Dann sah ich vor uns weitere Gräber mit Steinkreuzen oder rechteckigen oder runden Grabsteinen. Und in weiter Ferne einen Weg.
"Laufen wir weiter. Da vorne ist der Weg", schrie ich. Da ich nicht an den Gräbern vorbeikam, musste ich seitlich (dort wo es schmal war) über ein Grab springen. Und dann noch über ein Grab. Plötzlich hörte ich hinter mir einen Schrei. Ich drehte mich um und sah, dass Jürgen mit seinem Fuss im Grab eingesackt war. Er wollte wohl rüberspringen, hatte es aber nicht geschafft und da war er mit dem Fuss auf das Grab getreten. Und nun war das Grab eingefallen. Vielleicht weil auch der Boden morastig zu sein schien.
"Ich bin eingesackt! Hilf mir!", schrie er.
Ich lief zu ihm, nahm seinen Arm und zog ihn aus dem Schlamm. Dann kam kam der Mann aus den Gebüsch hervor. Er ging auf uns zu, wollte gerade Jürgen packen, als er mit seinem Fuss auch auf das Grab trat und dort einsackte. Er schrie, verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden, mit dem Kopf auf den unteren Teil des Grabsteins. Stöhnend vor Schmerz blieb er liegen. Dann richtete er sich langsam auf und wollte gerade auf uns zulaufen, als ich auf dem Boden ein Stück vom Ast fand, es aufhob und es ihm auf den Kopf schlug. Er fiel zu Boden.
"Weg hier", schrie ich zu Jürgen. Doch Jürgen war ziemlich besoffen.
"Hoffentlich hat er kein Corona! Hoffentlich hatte er mich nicht angefasst! Ich werde jeden, der mich anfasst, abknallen! ES IST CORONA und da muss jeder Rücksicht nehmen!", lallte er laut und hielt die Sektflasche, die er immer noch in der Hand hielt, zuerst hoch. Dann zielte er mit dem Flaschenhals auf den Mann, der am Grabstein auf dem Boden lag. Dieser bewegte sich auf dem Boden nur langsam. Fast schien es so, als wollte er aufstehen.
"Du willst mir ans Leder? Ha! Hihihi! Coronakrise! Ich hab kein Geld! Nur Maske und Abstand! Abballern! Bamm! Bamm! Bamm! Bamm! Peng! Peng! Peng!", schrie Jürgen ziemlich betrunken.
"Los. Machen wir, dass wir hier wegkommen", schrie ich.
Dann rannten wir so schnell wie wir konnten von den Gräbern und von dem Mann am Grabstein weg auf den Weg, der über den Friedhof führte. Als wir auf den Weg waren, sahen wir rechts hinter uns in der Ferne andere Männer. Als sie uns sahen, rannten sie uns sofort hinterher.
"Hey! Stehenbleiben!", rief noch einer von den Männern.
Wir rannten so schnell wie möglich den Weg runter, der irgendwo nach rechts an den Bäumen vorbei irgendwohin führte....Wir rannten und rannten. Jürgen drohte mehrfach zu stolpern, weil er sehr angetrunken war. Dann sah ich, dass es an dem Weg an der Stelle, an der er nach rechts abbog, wieder einen anderen Weg gab, der nach links führte. Ich sah das Kleine Schild mit der Aufschrift "zum Ausgang" an diesem Weg. Wir hatten das gleich geschafft! Gerade als wir auf den Weg, der nach links führte, liefen, hörten wir einen Mann hinter uns brüllen.
"Hey. Stehenbleiben! Wir kriegen Euch!", schrie einer der Männer, die uns verfolgten. Wir rannten weiter. Dann sahen wir in der Ferne ein Ehepaar in Richtung Ausgang marschieren. Jürgen blieb kurz stehen.
"Ich kann nicht mehr! Ich schaff 's nicht!", jammerte er.
Ich schrie": Du musst! Du musst! Schnell", schrie ich.
Doch er konnte nicht mehr. Dann hörte ich die Verfolger näher kommen. Sofort schrie ich um Hilfe. Einmal. Zweimal.
Ich sah wie das Ehepaar sich zu uns umdrehte. Ich griff Jürgens Hand.
"Los weiter. Wir haben das gleich geschafft", schrie ich.
Dann nahm Jürgen seine letzte Kräfte beisammen und wir liefen weiter. Dann erschienen die Verfolger etwa 20 Meter hinter uns auf dem Weg. Sie blieben kurz stehen ohne etwas zu sagen. Jürgen richtete den Flaschenhals auf die Leute und sagte": Coronakrise! Peng! Peng! Peng! Bumm! Bumm!"
Als die Verfolger das Ehepaar in der Ferne sahen und Jürgen mit seiner Flasche, liefen sie in entgegengesetzter Richtung plötzlich davon. Ich verstand nicht so ganz warum.
"Das gibt es nicht. Die sind weg", sagte ich.
Ich dachte nach. Vermutlich hielten sie Jürgens Flaschenhals für eine Waffe oder sie befürchteten, dass das Ehepaar die Polizei rufen würde ...Warum auch immer. Was war schon klar?, dachte ich.
Und dann liefen wir so schnell wie es uns möglich war (weil Jürgen angetrunken war) zum Ausgang. Als wir den Ausgang erreichten, war das Ehepaar inzwischen weg.
"Das Ehepaar ist weg", sagte ich. Wir waren aber erleichtert die mysteriösen Verfolger abgeschüttelt zu haben. Wir standen gerade vor dem Friedhofseingang, als wir von der Strasse einen jungen Mann auf uns zukommen sahen.
"W-w-w-wer ist das?", fragte Jürgen erschrocken.
"Vermutlich gehört er zur 'Friedhofs-Bande', die uns auf dem Friedhof verfolgt hatte. Halt die Sektflasche bereit. Wir müssen uns verteidigen", zischte ich ihm zu.
Jürgen hielt die Sektflasche hoch und ich griff mir mein Schlüsselbund, den ich in der Tasche hatte. Ich war entschlossen mich zu wehren! Dann schrie ich drohend zu dem Mann": KOMM RUHIG NÄHER! WENN DU STRESS WILLST, HAUEN WIR DICH UM! WIR HABEN WAFFEN! WIR KICKEN DICH WEG!" Und ich setzte ein drohendes Psychopathen-Gesicht auf, um ihn abzuschrecken.
Das zeigte offensichtlich Wirkung. Der Mann, der auf und zu ging, bekam Angst, drehte sich um und rannte links am Zaun vor dem Friedhof davon. Als er weggerannt war, sagte ich": Dem haben wir es gezeigt! Ich hätte ihm den Schlüsselbund und mein Handy ins Gesicht geworfen!"
"U-u-und ich hätte ihm die Sektflasche a-a-auf den Kopf gehauen! Dann wäre er erledigt gewesen!", lallte er betrunken.
"Endlich dem Alptraum entronnen", bemerkte ich.
"Ja. W-w-wir haben das g-g-g geschafft", stammelte Jürgen.
"Waren die Verfolger auf dem Friedhof die Leute, die wir heute morgen von dem Bäckereifenster beobachtet hatten? Und könnte der eine schlanke Mann, der uns auf den Weg verfolgt hatte und mit dem Fuss am Grab eingesunken war derjenige Mann sein, der mir das Portemonnaie klauen wollte?", fragte ich Jürgen.
Denn ich glaubte zu 90 prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht, dass es die Männer waren, die wir heute morgen von dem Fenster der Bäckerei aus beobachtet hatten. Aber man wusste ja nie.
"N-n-nein", sagte Jürgen.
Das war das letzte vernünftige Wort, was er sagen konnte.
Denn Jürgen war inzwischen ziemlich heftig betrunken. Und wieder nahm er einen kräftigen Schluck aus der Sektflasche. Es hatte schon (ob von ihm gewollt oder nicht) selbstzerstörerischen Charakter. Doch damit war es nicht genug. Er nahm noch seinen Chantre aus der Tasche und nahm wieder einige gewaltige Schlucke ...Als ich ihm sagte, dass er mit dem Trinken aufhören sollte, reagierte er nicht. Er trank weiter. Und dann humpelte oder wankte er mehr, als dass er gehen konnte weiter die Straße runter. Ich schlug vor ein Taxi für uns zu rufen. Doch er wollte nicht.
"Wer könnten die Männer gewesen sein. Glaubst Du wirklich nicht, das es die Männer waren, die wir heute Vormittag aus dem Fenster der Bäckerei gesehen hatten?", fragte ich noch einmal.
Er antwortete nicht mehr darauf. Ich vermutete, dass uns einige randalierende, junge Leute verfolgt hatten. Oder es waren solche Drogendealer, die auf dem Friedhof irgendwelche Drogen an irgendwelche Leute verkauften. Aber das waren nur Vermutungen. Wer diese Leute waren, werden wir nie erfahren. Es war ja auch nicht auszuschließen, dass es doch Freunde von den Leuten waren, die wir aus dem Bäckereifenster gesehen hatten. Wer wusste das von uns schon?
Wir gingen schleppend weiter bis zum Doktor-Franz-Rehrl-Platz. Dort war Jürgen so betrunken, dass er kaum noch laufen konnte. Und er redete noch eine Menge Unsinn. Wir gingen wenig später gerade über die Karoliner Brücke, als er seine Sektflasche nahm, seine Maske herunterzog und den Rest daraus austrank. Fast wollte ich ihm die Flasche wegnehmen, als ein Ehepaar uns entgegenkam. Sowohl die Ehefrau als auch der Ehemann trugen keine Maske. Und Gerade sie auf uns zukamen, torkelte und trank Jürgen aus seiner Flasche und rempelte sie versehentlich an.
"Hey, Du Spinner", schrie der Mann ärgerlich zu Jürgen.
Dann gingen sie weiter. Dann drehte Jürgen völlig durch. Er war geistig plötzlich wieder im Coronajahr 2020. Er setzte seine Maske auf, richtete den Flaschenhals auf das Ehepaar und sagte": H-h-hey! Hey! Hey! E-e-es ist Coronakrise! Wir m-müssen Maske und Abstand halten! Und ihr? Ihr tragt keine Maske!"
Dann rief der Mann ihm zu": Corona war 2020 und 2021 heftig. Jetzt ist das mit Corona ein bisschen vorbei. Bist Du verrückt?"
Doch Jürgen wollte wohl nicht hören, was er sagte. Er richtete weiterhin den Sekt-Flaschenhals auf das Ehepaar. Und wurde aggressiv.
"Hey! Es ist Corona! I-i-ihr müsst Maske tragen! A-a-ab sofort! Oder ich baller Euch ab!", schrie Jürgen.
Dann schrie der Ehemann": Willst Du mich bedrohen? Ich ruf die Polizei!", schrie er. Dann holte er sein Handy aus der Tasche und tippte die Rufnummer der Polizei.
"S-s-sie sollen selber wissen, wie es ist Corona zu haben!", schrie Jürgen.
Wieder zielte er mit dem Flaschenhals der Sektflasche auf das Ehepaar und tat so, als ob er schießen würden.
"Keine Maske a-a-auf! Peng! Peng! Peng! Peng! Bumm! Bumm!", schrie Jürgen.
Da der Mann, den er angerempelt hat, die Polizei rief, wurde ich panisch. Und sauer.
"Komm jetzt! Wir hauen ab! Los!", schrie ich.
Dann nahm ich seinen Arm und dann gingen wir langsam in Richtung Rudolkskai. Als wir die Strasse Rudolfskai erreicht hatten, riss sich Jürgen von mir los. Wieder hielt er seine leere Sektflasche hoch. Und dann zielte er mit dem Sekt-Flaschenhals wie mit einer Pistole auf vorbeigehende Passanten in der Ferne. Oder hielt sie wie eine Pistole in die Luft. Seine Coronaschutz-Maske hat er aufgesetzt, die ein Grossteil seines Gesichts wie Mund und Nase verdeckte. Fast sah er aus wie ein Gangster, dachte ich. Und wieder schrie er": Es ist Corona! Nur Maske und Abstand! Peng! Peng! Peng! Peng! Bumm! B-b-b-bumm!", schrie er.
Jetzt reicht es nochmal. Ich werde von ihm Abstand nehmen, er ist ja völlig durchgeknallt, dachte ich. Dann sah ich plötzlich den grauen Wagen, den ich an diesem Morgen aus dem Fenster der Bäckerei gesehen hatte. Er stand auf der anderen Strassenseite der Straße Rudolfskai. Direkt vor der Bank. Und in dem grauen Wagen waren vier Männer. Es war genau dieser Wagen und es waren genau die vier Männer, die Jürgen und ich morgens an diesem Tag aus dem Bäckereifenster gesehen hatten! Und da sie direkt vor der Bank auf der anderen Strassenseite geparkt hatten, konnte ich erahnen, was sie vorhatten! Sie planten einen Banküberfall! Ich handelte sofort und zischte leise zu Jürgen": Los. Weg hier. Sie machen einen Banküberfall. Wir müssen uns verstecken. Schnell!" Doch er reagierte nicht und lallte vor sich hin und hielt immer noch die Sektflasche wie eine Pistole in der Hand. Dann sah ich einen Stromkasten auf dem Gehweg. Ich wusste: Dahinter konnten wir uns verstecken! Ich packte ihn am Arm und zog ihn schnell bis zu den Stromkasten. Dann bückten wir uns und versteckten uns hinter dem Stromkasten. Jürgen bekam nicht viel mit, da er zu betrunken war. Aber ich beobachtete die Szenerie, die sich vor unseren Augen abspielte ganz genau. Ich wartete einige Minuten. Dann ging alles ganz schnell. Bei dem geparkten Wagen gingen plötzlich die Wagentüren auf. Blitzschnell stürmten vier Männer mit Maske und geladenen Pistolen aus dem Wagen und liefen schnell über die Straße in die Bank. Einige Fußgänger, die vorbeigingen, erschraken. Eine Frau schrie.
Günther Habicht sass in der Bank hinter dem Banktresen und zählte das Geld. Er hatte gerade an diesem Schalter einen Kunden vor sich, dem er das Geld auszahlen wollte. Hinter dem Kunden warteten noch drei andere Kunden in der Warteschlange.
Dann stürmten blitzschnell vier bewaffnete Männer mit schwarzer Maske durch den Eingang in die Bank. Günther Habicht war starr vor Entsetzen. Er riss den Mund auf und liess das Geld für den Kunden, dass er in der Hand hatte und gerade auszahlen wollte, fallen. Auch die Kunden waren starr vor Entsetzen. Eine Frau schrie. Dann stürmten der erste, hochgewachsene Bankräuber zu Günther Habicht und richtete seine Pistole auf seinen Kopf.
"SOFORT GELD HER! ES IST EIN ÜBERFALL! ALLES IN DIE TASCHE ODER IN DIE TÜTEN! ABER DALLI!", schrie er.
"Ja! Ich tu 's", sagte er ängstlich und blickte in ein völlig maskiertes Gesicht.
Der andere, kleinere Bankräuber mit der schwarzen Maske im Gesicht stürmte mit gezogener Pistole zu seinem Kollegen Jochen Heiner, der am anderen Schalter arbeitete. Er hielt ihm auch die Pistole an den Kopf.
"Auch Sie. Alles Geld bitte in Tüten. Aber dalli", schrie er. Der Bankmitarbeiter Heiner gehorchte.
Ein Kunde an der Schlange konnte es nicht fassen. Er Begriff nicht was passierte.
"Was ist los?", fragte er.
Sofort ging einer der maskieren Bankräuber zu ihn und schlug ihn mit der Pistole nieder. Dann trat er ihm mehrmals in den Magen. Er sackte zusammen, blieb am Boden liegen und stöhnte vor Schmerzen. Dann hielt er ihm eine Pistole an den Kopf.
"Eine falsche Bewegung und Du bist tot", schrie der andere, cholerische Bankräuber zu ihm.
Eine anderer Bankangestellter, der Hilfe holen wollte, griff zu seinem Handy, und wollte gerade nach hinten in einen Raum laufen. Als der cholerische Bankräuber das sah, richtete er sofort die Pistole auf ihn und schoss ihm ins Bein.
Der verletzte Bankangestellte sackte an der Wand zusammen. Er blutete aus der Wunde am Bein.
"ES IST EIN ÜBERFALL! ALLE RUNTER! SOFORT!", schrie der der hochgewachsene Mann.
"HILFE. ICH WILL NICHT STERBEN!", schrie eine Frau, die sich ängstlich auf den Boden gelegt hat.
"LOS RUNTER! AUF DEN BODEN! ALLE! ICH HOFFE RS SIND ALLE UNTEN!", wiederholte er.
Dann gingen alle auf dem Boden. Und zitterten. Der Bankangestellte Günther Habicht packte das Geld - insgesamt fast 100.000 Euro - in Säcke. Auch der andere Bankangestellte Jochen Heiner packte viel Geld in einen Sack.
"SO IST DAS GUT! WENN IHR AUF DEM BODEN LIEGT UND TUT WAS ICH SAGE, WIRD EUCH NICHTS PASSIEREN!", schrie der hochgewachsene Mann. "WIR NEHMEN NUR DAS GELD UND VERSCHWINDEN! Hahahaha!"
Die beiden Bankangestellten am Schalter packten noch immer das Geld in die Tüten, die sie für das Geld aus dem Schrank geholt hatten, ein.
Dann plötzlich hörten sie alle Polizeisirenen. Die Bankräuber gerieten in Panik.
"MIST! SCHNELLER! DIE POLIZEI KOMMT! PACKT SCHNELLER EIN!", schrie der hochgewachsene Bankräuber zu den Bankangestellten.
"WIR SCHAFFEN ES NICHT! WIR MÜSSEN DAS GELD HIERLASSEN UND ABHAUEN!", schrie der kleinere Bankräuber.
"DAS SCHAFFEN WIR! PACK EIN", der cholerische Bankräuber.
"Wir sollten verschwinden", sprach der vierte, eher zurückhaltende Bankräuber. "Wir schaffen es nicht."
"ER HAT RECHT. LASST UNS VERSCHWINDEN", sagte der kleinere Bankräuber.
Ich hockte immer noch mit Jürgen hinter dem Stromkasten und hörte die Polizeisirenen.
Dann kamen ein, zwei, drei Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirene an und hielten im gewissen Abstand zur Bank auf der Strasse. Auch drei Wagen des Einsatzkommandos waren da. (Vermutlich wurden sie von irgendjemanden, der etwas Verdächtiges gesehen oder gehört hatte, über den Banküberfall informiert - anders liess sich das nicht erklären, dass sie so schnell vor Ort waren.) Dann stiegen die Polizisten mit gehobener Pistole auf den drei Wagen. Auch Personen der Sondereinheit stiegen aus ihre Wagen. Sie gingen hinter den Polizeiwagen und Wagen der Sondereinheit in Deckung. Ein Polizist rief durch einen Lautsprecher": HIER IST DIE POLIZEI! KOMMEN SIE MIT GEHOBENEN HÄNDEN RAUS! ODER WIR SCHIESSEN!"
Zunächst reagierten sie nicht.
Dann ertönte eine neue Lautsprecher-Ansage.
"KOMMEN SIE RAUS AUS DER BANK! DAS HAUS IST UMSTELLT! SIE KÖNNEN NICHT ENTKOMMEN! WENN SIE NICHT MITGEHOBENEN HÄNDEN RAUSKOMNEN WERDEN WIR DIE BANK STÜRMEN!", schrie der Polizist mit dem Lautsprecher.
Dann ließen wenig später drei der Bankräuber ihre Pistolen fallen und kamen mit erhobenen Händen raus. Sofort liefen bewaffnete Beamte des Sondereinheit zu den Bankräubern, überwältigen sie und legten sie auf den Boden.
Dann schrie ein Polizist": Es fehlt noch einer. Einer ist noch drin."
Dann stürmten mehrere Personen der Sondereinheit die Bank. Und nach kurzer Zeit wurde der letzte Bankräuber - derjenige Bankräuber, der hochgewachsen war - überwältigt und nach draussen gebracht. Und er wurde später wie auch alle anderen Bankräuber zu den Polizeiwagen gebracht, nachdem man ihnen Handschellen angelegt hatte. Inzwischen hatten sich immer mehr Schaulustige versammelt. Auch einige Reporter, die Fotos machten.
Dann geschah etwas Unfassbares. Jürgen stand auf mit seiner Sektflasche in der Hand plötzlich auf. Er kam aus seinem Versteck mit Maske, lief auf die Strasse und dann auf die Polizisten zu, richtete den Flaschenhals auf die Polizisten und tat so, als würde er auf die Polizisten schiessen wollen.
"CORONAKRISE! KEIN GELD! NUR MASKE UND ABSTAND! HIHIHI H-H-HIER BIN ICH!!", schrie Jürgen betrunken. Offenbar wusste er nicht so ganz, was er tat.
"CORONAKRISE. NUR MASKE UND ABSTAND! ICH BALLER EUCH AB!", schrie Jürgen besoffen.
Die Polizeibeamten reagierten sofort und zielten mit ihren Pistolen auf Jürgen. Da sie ihn für einen bewaffneten Bankräuber hielten, waren sie sofort bereit zu schießen.
"WAFFE SOFORT FALLENLASSEN. HÄNDE HINTER DEN KOPF!", schrie ein Polizist per Lautsprecher.
Ich schrie noch": BITTE NICHT SCHIESSEN!"
Ich wollte gerade noch was sagen. War aber zu geschockt.
Doch dann schrie Jürgen": Hier bin i-i-ich. Coronakrise. Mich w-w-will sowieso keiner mehr in der Welt. Hihihi. Ihr tragt keine Maske und Abstand. HIER! ICH BALLER EUCH AB! KNALL EUCH AB! BUMM. BUMM. BUMM. Ich baller Euch ab. Knall Euch ab. BUMM! BUMM, BUMM! bumm."
Dann zielte er mit dem Flaschenhals direkter auf die Polizisten und tat so, als ob er schießen wollte. Die Polizisten sahen vor sich nur einen Mann mit Maske da stehen. Sie hielten ihn für einen bewaffneten Bankräuber, der bereit war auf sie zu schießen und schossen sofort. Mehrmals. Jürgen wurde mehrmals an der Brust getroffen. Eine Kugel traf in in den Kopf. Er liess die Sektflasche fallen (die zu Boden fiel und zerschellte), sackte mit seinem Rucksack auf dem Rücken sofort auf der Straße zusammen und blieb auf dem Rücken regungslos liegen. Er war sofort tot.
"Wir haben ihn erwischt!", schrie ein Polizist.
Ich schrie sofort": IHR HABT DEN FALSCHEN GETROFFEN! IHR HABT EINEN UNSCHULDIGEN GETROFFEN! IHR HÄTTET DOCH SEHEN MÜSSEN, DASS DIESER MANN EINFACH BETRUNKEN UND DURCH CORONA VERWIRRT IST!"
Dann ertönte unterschiedliche Stimmen. Ich stand geschockt am Strassenrand und blickte auf die Leiche von Jürgen. Eine grosse Blutlache hatte sich unter seinen Hinterkopf gebildet. An der Brust blutete er aus dem Einschusslöchern.
"Was?", fragte eine Passant.
"DAS KANN NICHT WAHR SEIN! DAS PASSIERT NICHT WIRKLICH!", schrie ein anderer Passant.
"WIR HABEN DEN FALSCHEN GETROFFEN", rief ein Polizist.
"WAS? WIE KANN DAS PASSIEREN!?", schrie ein anderer Polizist.
"MEINE GÜTE! HOLT EINEN KRANKENWAGEN!", schrie ein Passant.
"WIR HABEN DEN FALSCHEN GETROFFEN! ER IST GAR KEIN GAENGSTER! NUR WEIL ER EINE CORONAMASKE AUFHAT UND EINE SEKTFLASCHE IN DER HAND HATTE, IST ER KEIN GAENGSTER!", schrie ein Polizist. "WAS HABEN WIR GETAN?"
"WIR HÄTTEN NICHT SCHIESSEN SOLLEN!"
"IHR SEID DOCH VERRÜCKT!"
"HOLT ENDLICH DEN KRANKENWAGEN! HOLT ENDLICH DEN KRANKENWAGEN!"
"ER IST TOT! ER IST TOT!"
"Ich rufe den Krankenwagen!"
"ABER ES IST ZU SPÄT!"
"TUT DOCH WAS! ER VERBLUTET!"
Dann sah ich, wie mehrere Polizisten und Männer der Sondereinheit zu ihm liefen. Ein Mann bückte sich und leistete erste Hilfe indem er Mund-zu-Mund-Beatmung machte. Andere versuchten es Herz- Lungen-Wiederbelebungsmassnahmen wie zum Beispiel Herzdruckmassage... Wenig später kam ein Krankenwagen. Er hielt in der Nähe der Polizeiwagen. Die Rettungskräfte, die sofort ausstiegen und losrannten, taten wenig später ihr Bestes Jürgen wieder zu beleben. Doch vergeblich. Er war tot. Ich brach kurz darauf zusammen. Nachdem ich später psychologisch und ärztlich versorgt worden war, wurde ich von der Polizei zu den Geschehnissen und zu Jürgen befragt. Ich sagte der Polizei, dass ich Jürgen nur flüchtig kannte.
Als ich nach Hause kam, hatte Gaby Verständnis für meine Erlebnisse. Wir kamen uns wieder näher. Ich beschloss meine Erlebnisse aufzuschreiben.
Und nun sitze ich hier am 3. Dezember 2041 hier an meinem Schreibtisch meiner Wohnung und schreibe die Geschichte mit Jürgen nieder. Es ist zwar eine traurige Geschichte. Auf der anderen Seite hatte ich in Jürgen für kurze Zeit einen Freund gefunden. Auch wenn diese Freundschaft (die aus meiner Sicht ab dem Zeitpunkt bestand, als er mir geholfen hatte, indem er verhindert hatte, dass mein Portemonnaie geklaut wurde) nur drei Tage gedauert hatte. Ich denke, dass ich ihn mit meiner Einladung im Restaurant Mister Rhinaldo eine Freude gemacht hatte. Ich tat es gerne. Ich habe durch ihn gelernt die Zeit, die ich im Leben habe, zu schätzen. Denn es kann jede Zeit schnell vorbei sein. Abschließend will ich noch sagen, dass ich überrascht bin, dass ich mit meinen Beobachtungen Recht hatte, dass der Mann mit der Sonnenbrille und die drei Männer mit dem Wagen Täter waren! Nur die Erlebnisse am Friedhof kann ich nicht mit dem Banküberfall in Verbindung bringen. Das waren wohl frustrierte, randalierende Jugendliche....Dass Jürgen beim Banküberfall überraschend durch eine Verwechslung oder Irrtum unschuldig starb (was für ein schrecklicher Unfall!), war für mich eine Überraschung und ein Schock! Von dem ich mich so leicht nicht erholen werde.
Zusammengefasst: Ich habe mich nach all den ganzen Erlebnissen verändert. Ich gehe zum Gottesdienst, lese christliche, biblische Artikel im Internet, mache eine Psychotherapie, um diese Erlebnisse aufzuarbeiten....Und nun sitze ich hier und schreibe diese Geschichte auf. Denn Stoff für ein Buch habe ich genug....
(Die Idee der Geschichte "In der Coronazeit stehengeblieben" entstand 2021, 2022 wurde die Geschichte überarbeitet)
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Anmerkung: Die Geschichte/ Idee entstand 2021, wurde später bearbeitet)
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Auf einem Supermarktparkplatz steht dieser Kleinwagen mit Aufkleber einer Impfgegner-Kampagne.
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In einem Parkhaus in der Düsseldorfer Innenstadt klebt dieser Sticker, auf dem eine Twitter-Nachricht über einen Corona-Intensivpatienten zu lesen ist. Gesehen am Donnerstag, 10. November 2022.
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Als Künstlerin interessieren mich alle Vorgänge, die mich zu einem Bild führen, sie entzünden sich im & am Menschen, zwischen Alltag - Erinnerungen - Vergänglichem - Unbewusstem, eingebettet in deren Verflechtungen, Beziehungen, Daseinserfahrungen.
COVID-19 gehörte & gehört immer noch selbstverständlich dazu.
Mein Corona-Pandemie-Beitrag heißt »Maskenball«, ein Kurz-Video, entstanden aus Tagesskizzen während der ersten Zeit der Pandemie.
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YEAR 2050: CORONA-WAYS OF THE LIVING DEAD
von Berthold von Kamptz
Kapitel 1: Harte Zeiten
Berlin im Jahre 2050. An einem sonnigen Tag des 14. Juni. Ein Mann wartet. Er wartet am Tiergarten an einer Sitzbank ziemlich dicht an einem Fussweg in der Nähe der Bundesstraße 2, die in die Straße des 17. Juni übergeht. Es ist Erik (Spitzname "Eric"), ein fünfundvierzigjähriger Grafiker. Er guckt auf seine Armbanduhr. Er will sich heute Mittag um 15 Uhr hier mit Mike und Steffi an diesem vereinbarten Treffpunkt, an dem er sich befindet, treffen. Auch will er heute Fotos und einige Handyvideos machen und alles was in seiner Umgebung passiert dokumentieren. Mit ihnen zusammen. Und danach wollen sie irgendwo ihre "Privat-Party" zu dritt feiern. Doch sie kommen nicht. Und das obwohl es fünf Minuten nach 15 Uhr ist. Läuft nicht wie geplant, denkt Eric. Irgendwas scheint passiert zu sein. Kann vorkommen heutzutage in Zeiten des Coronavirus Omega XX 3 - einer besonders aggressiven Coronavirusvariante und des mysteriösen Untoten-Virus Alpha Gamma PR3X (von dem in den Medien immer wieder - allerdings ungenau - berichten), die auf der Wert wütet und grosse Teile der Bevölkerung auf der ganzen dahingerafft hat. Seitdem hat sich alles drastisch verändert! Eric geht weg von der Sitzbank und geht in der Nähe der Bundesstraße 2 unruhig umher - in der Nähe des Weges, an dem sich viele Büsche befinden und wo das Waldstück des Tiergartens beginnt. Dann bleibt er stehen. Beobachtet die Umgebung. Mike und Steffi sind immer noch nicht zu sehen. Nach einigen Minuten Wartezeit wird er allmählich ungeduldig, holt sein Handy aus der Tasche und guckt sich dort die Nachrichten an. Und wie düster sie wieder sind. Wie jeden Tag seit einem Jahr. Und wieder schreiben die Medien unermüdlich über Corona 7 - das war schon bei Corona 1, Corona 2 so....bis hin zu Corona 6 der Fall. Nur ist die Berichterstattung in den Medien über Corona 7 heftiger als bei den Pandemien davor. Und besonders heftig ist das bei dem neuen, noch unbekannteren Untoten-Virus der Fall, der nun zusammen mit Corona 7 auftritt. Zwei Pandemien auf einmal! Und kaum etwas ist heimtückischer als diese Doppelpandemie, dessen Ursachen, Wirkungen noch nicht erforscht sind und für viele den Tod bedeutet. Auch seine Mutter ist daran gestorben! Wie so viele in seiner Umgebung. Wie soll es weitergehen, denkt er. Eric versucht auf seinem Handy Steffi und Mike anzurufen. Doch da ist keine Verbindung. Aus irgendeinem Grund! Hoffentlich ist da nichts passiert, denkt Eric. Das liegt wohl an der Leitung und nicht am Handy, das er vor einem Jahr gekauft hat und noch gut funktioniert. Kommt oft vor, dass die Leitung streikt. Wie so vieles in dieser schwierigen Ausnahmezeit. Die ganze Infrastruktur ist kurz vor dem Zusammenbrechen oder ist schon größtenteils zusammengebrochen. Und es funktioniert fast nichts mehr! Politiker sind ratlos. Geschäfte werden geplündert. Die Kriminalität und die Anarchie nehmen immer mehr zu! Und auch diejenigen Menschen (meistens die ernsteren, kranken, labileren Menschen), die durchdrehen oder sich gleich an den nächsten Baum aufhängen oder die Kugel geben... werden immer mehr. Oder diejenigen, die an Corona und am Untotenvirus sterben.... Jeder kämpft ums Überleben. Und die meisten denken dabei nur an sich. Das ist das traurige dabei. Das in schlimmen Zeiten wie bei Corona 7 oder des Untoten-Virus die Moral der meisten Menschen auf der Strecke bleibt! Und vielen auch den Verstand und vielen die Fähigkeit raubt weise, sozial und gerecht zu handeln. Und weil die Medien vieles verschweigen, herrscht auch gewisse (politisch gesteuerte) Unkenntnis über Corona 7 und über das neue Zombievirus. Und auch Eric ist sich das Ausmaß der Katastrophe nicht genau bewusst. Denn er hatte Untote oder Zombies bisher nur in den Nachrichten deutlich gesehen. Nur einmal hatte er aus der Ferne - allerdings undeutlich - aus einem Taxi einen Untoten gesehen, als er zu seiner Tante gefahren war vor zwei Monaten. Und am Anfang dachte er zuerst, dass es nur ein Betrunkener war! Eric versucht wieder erneut auf seinem Handy Mike und Steffi anzurufen. Als sie sich nicht melden, gibt es vorerst auf und beschliesst weiterhin zu warten. Er schrieb mir seinem Handy einen Freund namens Jan eine WhatsApp-Nachricht, der in Berlin Spandau wohnt. "Ich warte auf Steffi und Mike. Mehr ist nicht los. Soll hier einiges los sein. Du weisst. Die Untoten...will gucken was da genau dahinter ist und vieles dokumentieren. Melde mich später", schreibt Eric und sendet ihm diese Nachricht. Dann guckt er sich selbstgedrehte Handy-Videos an. Er hat seine Familie gefilmt. Und das bevor das Zombievirus ausgebrochen war. Als die Zeiten noch besser waren. Er hat seine Frau Daniela gefilmt. Seinen Sohn Wolfgang. Seinen Vater. Seine Tante. Dann hat er Leute in der Coronakrise gefilmt zum Beispiel seine Nachbarin. Freunde. Das erweckt bei ihm Erinnerungen an vergangene, bessere Zeiten. Er hat Demonstrationen gefilmt in Hamburg und Berlin. Und er hat ein verlassenes, fast verwittertes Haus gefilmt, das er in Grunewald zufällig beim Spaziergang am Waldrand entdeckt hatte. Dort hatte er interessante Fotos sowohl vom verlassenen Haus außen als auch im Haus innen gemacht... Experimentelle Fotos - so wie er sie nannte...Als er neulich seine Familie im Wohnzimmer seines Reihenhauses gefilmt hatte, hatte er auch die neuesten Pandemie-Nachrichten gefilmt, die im Hintergrund liefen. Er will alles Filmen und somit die verrückte Zeit festhalten, die besonders schlimm geworden ist seit Corona 7 und dem mysteriösen Untotenvirus, die (seltsamerweise) zusammen aufgetreten sind. Eric hat in letzter Zeit einige künstlerische Fotos und Videos produziert, die zeitdokumentarischen Wert haben. Einige Galerien haben seine Fotos, die er dort eingeschickt hatte, inzwischen ausgestellt und einige Fotos wurden mittlerweile auch in Zeitungen veröffentlicht. Trotzdem hat er nicht viel daran verdient und er hat nach wie vor Geldprobleme und kann als Grafiker seine Familie kaum ernähren. Er hatte als Grafiker vor der Corona 7-Pandemie schon nicht besonders gut verdient und war oft auf die Unterstützung seiner Eltern angewiesen. Als vor ungefähr einem Jahr die Coronapandemie Nummer 7 ausbrach und als seine Mutter an Corona 7 starb und der 8. Lockdown begann, hatte er die wenigen Aufträge, die er noch hatte verloren. Und jetzt wird es mit dem unbekannten Untoten-Virus noch viel schlimmer! Schuld daran hat zum Teil Corona 7, die grösste Schuld hat aber der Untoten-Virus, der noch unbekannt und noch nicht genau erforscht ist und wo die meisten Menschen darüber nicht genau informiert sind und man auch nicht genau sagen kann somit man es eigentlich zu tun hat! Und auch nicht Eric. Und dann kommt hinzu noch der 8. Lockdown (jetzt läuft zur Zeit der mittlere Lockdown, bei dem sich 4 Personen aus vier Haushalten treffen können, in zwei Tagen soll aber der harte Lockdown laufen, bei dem sich nur 2 Personen aus verschiedenen Haushalten treffen können). In dieser Zeit wird er voraussichtlich absolut kein Geld verdienen und das wird zu schlimmeres Problemen in seiner Familie führen! Und das ist auch ein weiterer Grund, warum er jetzt zur Bundesstraße 2 und zur Straße des 17. Juni gefahren ist: Er will sich nicht nur mit Mike und Steffi treffen, sondern er will auch Sensationelles filmen oder fotografieren zum Beispiel die Untoten, die laut einiger Informationen in den Nachrichten hier gesichtet worden sind oder die vielfach medial angekündigte Demonstration gegen die Hygieneregeln und gegen die Politik, die heute irgendwo am Brandenburger Tor laufen sollte (wie diese immer stattfinden oder schon früher stattgefunden haben, wenn neue Coronaregeln beschlossen werden oder worden sind).Genau das ist etwas was ihm eventuell Geld bringen könnte: Eben tolle Fotos zu machen mit zeitdokumentarischen Wert. Zum Glück kennt er einige Zeitungen und Journalisten in Berlin, die vielleicht solche Fotos von ihm veröffentlichen würden! Das würde soviel Geld bringen, dass er und seine Familie im kommenden Lockdown mehrere Monate über die Runden kommen würden und nicht seinen kranken Vater um Hilfe bitten muss. Und die ständigen Streitigkeiten mit seiner Freundin Daniela, die durch ständige Geldprobleme verursacht worden sind, hätten dann endlich ein Ende! Eric denkt so einiges als er auf Mike und Steffi wartet. Es ist froh solche Freunde zu haben. Und da ist mehr als nur Freundschaft! Denn Mike ist locker drauf, führt mit Steffi eine offene Beziehung und Steffi würde sich auch heute wieder etwas um ihn "kümmern" (was ein Blowjob einschließen könnte.) Und zusammen wollen sie heute einiges machen! Mike und Steffi halten so wie er selbst auch zum Teil die Medien-Berichterstattung über Corona 7 und dem Untoten-Virus sowieso für übertrieben oder für einfach falsch und so ignorieren sie die übertriebenen Abstandsregelungen wie Maske und Abstand - was in ihren Augen nicht viel bringt. Sie fürchten sich mehr vor dem Untoten-Virus, den wir nach Aussagen führender Wissenschaftler und Ärzte alle in uns tragen und uns nach dem Tod zu Untoten macht. Oder durch einen Biss eines Untoten! Und so muss man die stinkenden Untoten meiden wie die Pest, die als wandelnde Toten entweder noch einigermassen gut erhalten sind und als blasse, lebende, menschenfressende Leichen mit blassen Gesicht und leeren Augen wie aus dem Leichenhaus durch die Gegend laufen oder als von anderen Untoten zugerichtete oder angefressene, teil grässlich entstellte oder halbverweste Ungeheuer auf zwei Beinen umherwandeln! Da das Leben in dieser Ausnahmesituation und Zeit für die meisten Menschen sehr bedrückend, unsicher und ein einziger Überlebenskampf ist, hat für viele in dieser Zeit Besäufnisse, Drogen und Vergnügungen in der eigenen Wohnung eine immer größere Bedeutung gewonnen! Denn das Leben ist zu kurz, um Trübsal zu blasen und sich Hygieneregeln zu unterwerfen, so denken viele angesichts der düsteren Lage. Besonders die Reichen leben abgeschottet und zurückgezogen mit genügend Lebensmittelvorräten eingedeckt in ihrem Villen, um die sie hohe Zäune errichtet hatten und die sie mit Überwachungskameras versehen hatten und lassen es sich gutgehen, während es den meisten Menschen, die nicht zur Oberschicht gehören und weniger Geld haben deutlich schlechter geht. Besonders die ärmeren Menschen müssen in dieser Zeit um ihr nacktes Überlebenden kämpfen! Eric denkt an so einiges Deprimierendes. Und guckt sich gedankenversunken seine Videos in seinem Handy an, als er ein Geräusch hört, das vor ihm aus dem Gebüsch kommt.
"Hallo. Ist da jemand?", fragt Eric erschrocken.
Dann sieht er einen Mann den Weg entlangrennen. Er läuft auf ihn zu und dann bleibt er etwa drei Meter vor ihm stehen. Eric sieht sich den Mann genau an. Sein Hemd ist dreckig, seine Haare zerzaust. Er wirkt nervös und verängstigt.
"Hallo? Was ist los?", fragt Eric.
"Sie sind hier. Sie sind hier!", schreit der Mann.
"Was?", fragt Eric erstaunt.
"Sie sind hier. Sie haben meine Freundin. Und ich werde verfolgt", stammelt er laut.
"Halt. Wo wollen Sie hin", rief Eric.
"Ich muss weg", brüllt er.
Dann läuft er weg vor ihm ins Gebüsch. Und dann ist er aus seinen Augen verschwunden. Eric versteht erst nicht, wovon er gerade geredet hat. Dann hört er ein Grunzen hinter ihm. Und nimmt einen ekelerregenden Gestank wahr. Wie der von verfaulten Leichen oder Kadavern. Er dreht sich um. Und dann sieht er aus einiger Entfernung drei Gestalten, die auf dem Weg hinter ihm sind, auf ihn zuwanken. Sie haben blasse Gesichter. Totengesichter. Zwei der Gestalten tragen ein teilweise zerrissenes Hemd. Bei der linken Gestalt fehlt der Arm. Da war nur ein blutender Stumpf. Der andere hatte einen blutigen Fleck in Brusthöhe auf dem Hemd. Und in dieser Wunde steckt ein Messer. Und trotzdem wankte er auf ihm zu. Für Eric war es Unmöglich, dass ein Mann ein Messer in der Brust hat und damit noch gehen kann. Eine unwirkliche Szenerie! Und die dritte Gestalt hatte ein dreckiges T-Shirt an, aber sein Kopf wackelte bei jedem Schritt, den er geht. Es sieht so aus, als würde sein Kopf nach jedem Schritt nach rechts runterfallen. Eric blickt auf seinen Hals. Und sieht plötzlich, dass sein Hals fast abgetrennt oder abgebissen war und das inzwischen fast schwarzgefärbte Blut an der Seite des T-Shirts runtergelaufen ist. Was auf den ersten Blick aus der Entfernung nicht sofort erkennbar gewesen ist. Eric kann nicht begreifen, was er sieht. Er ist fast starr vor Angst.
"Soll ich ihnen helfen? Sie haben ein Messer in der Brust!", schreit Eric zu der Gestalt, die ein Messer in der Brust hat. Er will immer noch nicht begreifen, dass er hier gerade mit einem Toten redet. Doch der Tote schien seine Worte nicht gehört zu haben und wankt mit den zwei anderen Gestalten weiter auf ihn zu. Ganz mechanisch und instinktiv. Sie sind geistig ganz weit, weit weg und scheinen nur von primitiven Instinkten beherrscht zu sein, denkt Eric in diesem Augenblick.
"Es ist unmöglich. Ich muss betrunken sein. Ihr seid tot. Es ist unmöglich", schreit Eric in Panik. Er kann es immer noch nicht fassen, was er sieht. Dann dreht er sich um und rennt dem Mann nach ins Gebüsch, der vor ihm vor ungefähr einer Minute dort rein gelaufen ist. Eric kämpfte sich durch die grünen Äste und Zweige als er durch die bewaldete Stelle des Tiergartens ganz in der Nähe der Bundesstraße 2 und an der Straße des 17. Juni lief. Dann hört Eric plötzlich einen markerschütternden Schrei, der irgendwo aus dem Tiergarten in seiner Nähe kommt.
"Hallo? Ich komme gleich. Warten Sie", schreit Eric.
Er läuft weiterhin durch den dicht bewachsenen Wald, als er plötzlich etwas vor ihm auf dem Waldboden liegen sieht.
"Hallo? Ist das jemand?", fragte er. Dann sieht er vor sich zwei Körper liegen. Zwei Tote! Es war ein toter Mann und eine Frau. Sie lagen nebeneinander auf dem Rücken auf dem gras- und unkrautbewachsenen Boden. Das Gesicht der Frau war entsetzlich entstellt, ja verstümmelt. Dort wo sie Augen waren, waren nur noch blutige Augenhöhlen und ein Teil des Mundes war abgebissen worden und da wo das Fleisch fehlte, schimmerten die blanken Knochen - ein ganzer Teil des Skeletts hindurch. Es sah fast so aus, als ob die Frau grinsen würde. Ein Totengrinsen. Auch fehlten die Arme der Frau. Diese hatten diese verdammten Dinger, Untoten genannt abgebissen und das dachte er obwohl ein großer Teil in seinem Inneren hoch hofft, dass es die Untoten gar nicht gibt, sondern das das alles nur eine Einbildung ist und dass die Untoten nur Betrunkene oder Verrückte sind. Eric sieht sich auch den Mann genauer an, der neben der Frau liegt. Er sieht, dass bei dem Mann war der Hals durchgebissen und verdreht ist. Und sein Gesicht war blass wie die eines Toten. Fliegen waren auf den beiden Körpern zu sehen und der Leichengeruch, der sie umgibt ist schrecklich. Nie werde ich den Gestank vergessen, denkt Eric. Was Eric erkennen kann, ist, dass es nicht der Mann war, dem er eben begegnet ist und der ins Gebüsch gelaufen ist. Plötzlich hörte er wieder ein Gegrunze und Rascheln. Er blickt sich um und erschreckt sich: Da ist eine ganze Armee von diesen Untoten. Sie kämpfen sich von allen Seiten hinter ihm durch die Zweige, oft ziemlich dicht auseinander stehenden Bäume und Büsche. Hätten sie nicht durch ihr Grunzen und Rascheln hinter ihm verraten, hätten sie ihn erwischt! Eric fängt an zu schreien, als er das sieht. Dann fängt er an so schnell wie möglich zu rennen. Und die Untoten torkeln langsam auf ihn zu. Als er durch den zugewucherten Wald rennt, schlagen ihm Äste und Gesicht. Fast wäre er über einen Ast gestolpert und hingefallen. Dann hätten sie ihn erwischt. Und gefressen! Und das obwohl sie nicht schnell rennen können. Aber das Gefährliche ist, dass es so viele Untote sind und wenn erst einmal so viele von ihnen von allen Seiten kommen und einen Menschen umzingelt haben, dann ist es meistens zu spät. Eric rennt und rennt, hat vor Verzweiflung sogar Tränen in den Augen. Ich muss auf die Strasse des 17. Juni kommen, nur so habe ich eine Überlebenschane, denkt Eric und läuft nach rechts, wo er die Strasse des 17. Juni vermutete. Er rennt noch eine kurze Weile. Dann bleibt er kurz stehen und sieht die Strasse des 17. Juni versteckt zwischen den Bäumen, während die Zombies ihn hinter ihm immer mehr verfolgten. Immer unbarmherziger näher kommen! Ich will nicht sterben, ich muss es schaffen, ich muss es schaffen, fleht Eric innerlich. Dann rennt er schnell weiter und springt über einen Busch vor ihm. Und dann steht er plötzlich nach einem geistigen kurzen durch Panik ausgelösten Blackout auf den linken Fußweg an der Strasse des 17. Juni. Vor ihm bietet sich ein Anblick des Grauens. Und Eric bleibt eine kurze Zeit gebannt stehen. Auf dem Fussweg liegt ein toter Mann der sich mit der Schrotflinte, die er in der Leichenstarre in den Händen hält, den Kopf weggeschossen hat. Überall liegt das Blut auf dem Weg (es ist unmöglich das in Worten wiederzugeben). Um den Hals hat er ein Schild gehängt mit der Aufschrift": Corona jetzt zum 7. Mal. Und das Untoten-Virus. Ich gab es leider nervlich nicht geschafft. Sorry." Eric muss fast kotzen, als er das sieht. Und gleichzeitg ist es auch so ein trauriger Anblick. Es ist eben so, man rennt im Leben weiter und kämpft ums Überleben oder man bleibt liegen und stirbt, denkt Eric sich. Weiter weg auf dem Weg liegen in weiterer Entfernung zwei weitere Leichen. Diese wurden wohl vermutlich von Zombies überfallen. Sie haben es auch nicht geschafft, denkt Eric. Eric hört es hinter sich im Gebüsch Rascheln. Sie sind gleich da. Sein Zögern eben gerade kommt ihm teuer zu stehen! Er dreht sich um und sieht, dass einige Zombies bereits zwischen den Bäumen des Waldstücks ungefähr fünf Meter rechts in Richtung des Gaslaternen Museums aus dem Gebüsch torkelten. Eine Gestalt taucht plötzlich neben ihm auf. Ein völlig halbverwester Untoter mit einer grinsenden fast skelettartigen Totenfresse und einem aufgeklappten Mund mit den halbverwitterten, bissbereiten, messerscharfen Zähnen - für Eric die Schlimmste Art alles Zombies. Das war nun jetzt die Folge seiner Unaufmerksamkeit vor ungefähr zwei Minuten. Geschickt, doch genug geistesgegenwärtig genug und in einer Mischung aus Angst, Verzweiflung und Zorn wehrt er sich und schlägt der halbverwesten Gestalt mit voller Kraft mit der Faust ins Gesicht. Der Untote fällt nach hinten auf den Gehweg. Als er am Boden liegt, springt Eric blitzschnell auf das Gesicht des Untoten. Einmal, zweimal. Dann war sein Kopf und Gesicht nur ein Matschhaufen. Dann sieht er weitere Untote aus dem Gebüsch kommen und auf dem Gehweg torkeln. Eric rennt blitzschnell auf die Straße des 17. Juni. Er blickt in Richtung der Siegessäule. Dann sieht er in der Ferne einen grauen Wagen auf ihn zukommen. Das ist die Rettung, denkt Eric in diesem Augenblick. Der Ford kommt immer näher. Er sieht sich den Wagen an und weiss: Das sind Mike und Steffi. Sie wollen ihn retten. Dann hört Eric plötzlich ein Hilferuf. Das kam aus dem Tiergarten. Wer ist das?, fragt sich Eric. Er will gerade in Richtung der Büsche und des Waldstücks laufen, von der er gekommen ist, um zu helfen. Dann kommt der Ford plötzlich vor ihm auf der Strasse zum stehen. Der Wagen hupt, doch Eric zögert auf den Wagen zuzugehen und dort hinten einzusteigen. Als Eric immer noch zögerte, geht die Fahrertür auf und ein Glatzköpfiger Mann steigt an der Fahrerseite aus. Es ist Mike.
"Bist Du verrückt? STEIG EIN VERDAMMT NOCH MAL! Hier sind überall Zombies. Die sind gleich überall!", schreit Mike.
"Ich hab einen Hilfeschrei gehört. Da braucht jemand Hilfe", sagt Eric.
"STEIG ENDLICH EIN! VERDAMMT! STEIG EIN!"
"Da braucht jemand Hilfe!", schreit Jan.
"EGAL! WIR KÖNNEN IHN NICHT MEHR RETTEN. HIER SIND ÜBERALL ZOMBIES. DU STEIGST SOFORT EIN", schreit Mike.
Dann gibt Eric nach, geht zum Wagen, öffnete die hinter Wagentür und steigt ein. Auch Mike steigt ein und kurz nachdem er eingestiegen ist, tritt er mit dem Fuss auf das Gaspedal und fährt los. Eric guckt benommen aus den Fenster und sah, dass inzwischen ziemlich viele Zombies auf der Strasse des 17. Juni befinden. Als einige Zombies auf den Wagen zuwanken, wendet Mike blitzschnell den Wagen, dreht um und dann fährt er in Tempo in Richtung Siegessäule und Brandenburger Tor. Ein Zombie lief direkt vor das Auto. Mike sah ihn, Fab Fas und fuhr ihn um. Er wurde seitlich eggeschleudert und blieb auf der Strasse liegen. Dann gab er weiterhin Gas und fuhr an den Zombies, sie sich dem Wagen nähern vorbei. Als sie an der Siegessäule zufuhren, sahen sie nur wenige Zombies. Und an der Siegessäule gar keine mehr. Sie hatten es geschafft! Sie sind den Zombies entkommen! Dann hörten sie Polizeisirenen aus der Ferne.
"Es wird wohl das Polizei und Militär sein", sagt Mike. "Die schiessen die Zombies über den Haufen."
Eric fühlt sich erleichtert, als er das sagt.
"Das wird wohl so sein", entgegnete Eric.
"Das war ja schon mal passiert. Da hatte das Militär und die Polizei Ale Zombies auf der Straße des 17. Juni über den Haufen geschossen. Das war in der Presse."
"Ich gab davon Mal gehört. Auf der Strasse des 17. Juni ist ja oft was los."
Als sie an der Siegessäule vorbeifahren, sagt Mike": Du hast Glück gehabt. Um ein Haar hätten sie uns erwischt. Du hättest schneller einsteigen sollen."
"Da hat Jemand um Hilfe geschrien. Ich wollte helfen", erzählt Eric.
Mike schüttelt den Kopf.
"Wir konnten nichts mehr machen. Da sind überall Zombies. Er hat tot!", schreit Mike.
"Aber wir hätten es versuchen sollen."
"Nein. Keine Chance", sagte Mike.
So ist das heutzutage, jeder denkt an sich, es geht moralisch immer weiter runter - auch bei mir, denkt Eric. Sie fahren auf das Brandenburger Tor zu. Steffi, die auf dem Beifahrer sitzt, dreht sich zu ihm um und gibt ihm die Hand.
"Es tut mir leid, was Du durchgemacht hast. Ich geb Dir später was zu trinken. Und dann machen wir es uns gemütlich", sagt Steffi.
"Danke", sagt Eric und blickt in Richtung des Brandenburger Tors. Auf der Straße sind hier nun keine Zombies zu sehen.
"Wir müssen zur nächsten Polizeiwache fahren, schlage ich vor", sagte Eric.
"Die Polizei ist überfordert. Die meisten sind um Einsatz oder tot. Heute sind es immer mehr die übrig gebliebenen Brüder selbst, die für Recht und Ordnung sorgen. Denn von unserem Bürgermeister ist momentan nicht so viel zu erwarten."
"Was? Und die Wächter am Brandenburger Tor?", fragte Eric.
"Alles tot. Wurde durch das Radio durchgegeben. Da war ein heftiger Zombieangriff."
"Das kann nicht sein. Was wird hier gespielt? Das Tote gehen können, ist nicht möglich!", schreit Eric.
"Doch. Das ist ein Zusammenbruch der Gesellschaft, was wir hier erleben. Corona 7 in der schlimmsten Variante. Und überall Zombies. Ein neues Zeitalter bricht heran. Es ist nichts mehr so wie es ist", sagt Mike.
"Es ist Endzeit", ergänzt Steffi.
Dann erreichten sie die Ebertstraße und das Brandenburger Tor. Dort war niemand zu sehen. Alles leer. Wegen Corona und dem Zombievirus.
"Es ist alles leer", sagt Eric. "Auch Demo fällt hier heute scheinbar aus."
"Ja. So ist es. Die findet irgendwoanders statt. Aber hier nicht. In den meisten Gebieten geht fast keiner mehr nach draussen. Und wenn ja nur um irgendwas essbares zu finden, zu kaufen - falls es noch funktionierende Geschäfte gibt oder etwas zu plündern - und dass auch mit grossen Abstand und nur mit Maske und um sicher zu gehen mit irgendeiner Waffe in der Tasche", erklärt Mike. "Und wenn in zwei Tagen der extrem harte Lockdown kommt, wird das noch schlimmer werden."
Sie fahren links die Ebertsstraße runter, dann biegen sie rechts in die Dorotheenstraße ab, auf der keine Menschenseele zu sehen ist. Und dann biegen sie rechts ab und fahren die Schadowstraße runter bis sie auf die Straße Unter den Linden kommen. Auch dort war niemand zu sehen.
"Weit und breit niemand zu sehen", sagt Eric.
"So ist das heutzutage. Hauptsache ist, dass keine Zombies kommen", meint Mike.
"Das stimmt."
Dann fahren sie die Strasse Unter den Linden runter.
"Wo fahren wir eigentlich hin?", fragt Eric.
"Wir fahren nach Neukölln. Zu Frank und seine Kumpels. Da werden wir reden und überlegen, was wir machen", antwortet Mike. Sie fahren dann später über Grunerstraße zum Alexanderplatz und dann durch andere Straßen. Dann ist vor ihnen plötzlich eine Strassensperre aus mehreren Kisten und Einkaufswagen. Einige Männer stehen dort. Etwa zwanzig Meter vor der Strassensperre hält Mike den Wagen an.
"Wer ist das denn?", fragt Mike.
Eric ahnt, was das bedeutet.
"Da stimmt was nicht. Das sind Banditen. Wir müssen umdrehen", meint Eric.
Ein maskierter Mann kommt auf den Wagen zu.
Mike will gerade den Wagen wenden, als der maskierte Mann plötzlich dicht vor dem Wagen an der Windschutzscheibe auftaucht. Er zieht sofort eine Waffe und richtet sie auf Mike.
"Scheisse", schreit Mike.
"Mist. Zu spät", schreit Eric.
"Sofort aussteigen! Hände hoch und aussteigen", sagte der Mann mit der schwarzen Maske.
Mike wollte gerade wegfahren, als plötzlich fünf andere maskierte mit Holzknüppeln bewaffnete Männer zum Wagen laufen, die Türen aufmachen, sie aus dem Wagen zerren und sie auf der Strasse brutal zusammenschlagen....
Das mysteriöse Bauernhaus in den Feldern
In Staaken in der Nähe der Felder, nicht weit entfernt vom Bahnhofs Staaken (im Ortsteil Berlin-Spandau), nähern sich alte Frau und ein junges, neunjähriges Mädchen einem Spielplatz. Dieser ist mit einem rot-weissen Absperrbank abgesperrt.
"Tut mir leid, mein Kind. Der Spielplatz ist gesperrt," sagte die alte Frau zu dem Kind. "Wir haben wieder neue Fälle von Corona 7. Zuerst war Corona 1, Corona 2, Corona 3 bis Corona 6 und nun haben wir das aggressive Corona 7 Omega XX3 und einen neuen Untoten-Virus mit Namen Alpha Gamma PR3X - er macht angeblich Tote wieder lebendig. Ein Zombievirus", sagte sie.
"Oma - ich habe Angst. Stimmt das, dass Tote aus dem Grab wiederkommen? Ich las in der Zeitung, dass ein Nachbar von uns gestorben war. Und er kam wieder. Er stand aus dem Grab wieder auf und wollte die Menschen auf der Trauerfeier angreifen. Dass war in den Nachrichten! Sie beissen. Dann kamen Polizisten und hatten ihn in den Bauch geschossen. Aber er lebte trotzdem! Er war nicht tot! Er hätte tot sein müssen. Aber er war nicht tot! Erst als sie ihn in den Kopf schossen, war er tot," schreit sie.
Sie weint. Eine Nachbarin der alten Frau kommt vorbei. Sie hat das Gespräch mitgehört.
"Guten Tag Frau Lindner. Meinen Sie nicht, dass Sie dieses Thema besser mit einem Erwachsenen und nicht mit einem siebenjährigen Kind besprechen sollten? Das sollten Sie doch wissen, Frau Lindner", sagt die Nachbarin etwas verärgert und schiebt sich ihre Maske vor das Gesicht.
"Was mischen Sie sich in meine Erziehung ein? Ich sollte doch meiner Lucia doch die Wahrheit sagen, was auf der Welt los ist. Das war schliesslich auch in den Nachrichten," antwortet Frau Martha Lindner verärgert.
"Dann sollten sie andere Worte nehmen. Das was sie sagen, kann so ein kleines Mädchen nicht verarbeiten. Ich bin Lehrerin - ich weiss das," sagt die Nachbarin Jutta Bergmann. "Lehrerinnen wissen immer alles besser. Das ist der Grund, warum ich mit vielen Lehrern nicht zu tun haben will," schreit Martha. "Ich mochte sie noch nie."
"Ich weiss alles besser? Das ist eine bodenlose Frechheit," antwortet sie.
Lucia weint immer noch.
"Hört auf," schreit Lucia. "Hört auf."
Und dann läuft Lucia weinend davon und niemand bemerkt das.
"Sie werden mir nicht sagen, wie ich meine Tochter erziehen soll! Damit das für alle Zeit klar ist! Nie mehr!", schreit Martha.
"Man sollte Ihnen Ihre Tochter wegnehmen! Sie sind für die Erziehung ungeeignet!", schreit Jutta Bergmann zurück.
"Wenn sie das machen, sind sie dran," droht Martha.
"Sie wollen mir drohen?", schreit Jutta.
"Ja. Sie werden sehen. Man müsste sich bei der Schulbehörde beschweren."
"Dann machen Sie das. Sie werden sehen. Ich werden ihnen das Jugendamt auf den Hals hetzen. Oder die Polizei," schreit Jutta.
"Mein Mann wird ihnen einen Besuch abstatten," schreit Martha.
"Ich gehe besser. Es hat keinen Zweck. Sie werden noch von mir hören," sagt Jutta wütend und verschwindet kurz darauf.
Martha steht mit gerötetem Gesicht an dem Absperrband des Spielplatzes. Ein Mann erscheint. Es ist ein Mann namens Jan Wagner, der am Weg vorbeikommt und auf dem Rücken einen Rucksack trägt. Er wandert und joggt gerne hier. Wie so oft, wenn er mal Ruhe haben will. Erst jetzt in dieser Zeit wo fast in der gesamten Stadt Berlin wegen Corona 7 Omega XX3 und dem Untoten-Virus Alpha Gamma PR3X das absolute Chaos herrscht und mit seiner Frau Linda aufgrund von finanziellen Problemen Streit hat, ist er froh, hier in dieser Gegend in den Feldern ungestört wandern und joggen zu können. Denn im mittleren Lockdown, der immer noch läuft, kann er nicht immer drin in der Wohnung sitzen. Außerdem wohnt etwa fast zwei Kilometer von hier entfernt in einer Häusersiedlung weit hinter den Feldern noch ein Freund namens Sebastian aus seiner Schulzeit, den er vielleicht (weil sie sich nicht oft sehen) besuchen möchte. Je nachdem was sich an diesem Nachmittag noch ergeben würde.
"Guten Tag, Frau Lindner," begrüsst Jan sie.
"Guten Tag. Haben Sie sowas schon gehört? Was diese Frau mir gesagt hat? Eine typische Lehrerin von der Art Besserwisserin," schimpft Martha ärgerlich.
"Ich habe nicht alles mitbekommen. Regen Sie sich nicht auf. Sie ist Lehrerin. Manche Lehrer oder Lehrerinnen sind so, dass sie andere belehren wollen und damit andere nerven. Aber zum Glück sind nicht alle so", meint Jan.
"Richtig", entgegnete Martha.
"Viele sind durch die Krise aggressiv, beunruhigt. Das ist die siebte Corona-Pandemie. Und zu diesem Corona 7 kommt jetzt auch noch das Untoten-Virus."
"Ja. Schrecklich," sagt Martha.
"Wir haben es nicht nur mit Corona 7 zu tun - dieses Mal auch mit einem Zombievirus. Eine Doppelpandemie. Die Geschäfte, Spielplätze, Sportplätze, Restaurants, Bars, werden wieder schliessen. Und wir bekommen übermorgen den harten Lockdown und Ausgangssperre", sagt Jan.
"Schlimm. Aber das ist notwendig. Damit die Pandemie sich nicht weiter ausbreitet. Wir müssen erst mal wissen, womit wir es zu tun haben. Tote kommen wieder. Stell Dir das vor. Sie sind tot und kommen wieder," sagte Martha.
"Das kann eigentlich nicht sein. Tote Leute können eigentlich nicht mehr leben. Aber sie waren gar nicht tot - ich vermute, dass das Kranke, Psychopathen sind. Aber das Militär, die Polizei kümmern sich darum, werden das Problem in den Griff bekommen. Die werden sie über den Haufen schiessen," sagt Jan.
"Es sind tote. Lebende Tote. Und es werden immer mehr!," sagt Martha. "Die Leute drehen durch. Spielen nicht mehr mit. Man hätte schon gleich am Anfang versuchen sollen diese Probleme in den Griff zu bekommen. Wir haben bald eine Revolution. Der Günther Biesenthal schafft das nicht als Präsident. Eine unfähige, schwache Regierung haben wir," sagt Jan.
"Die werden ihn stürzen. Früher hatten wir noch gute Leute in der Regierung. Aber in den letzten 10 Jahren...Seit Corona 3 wurde es schlechter. Wohin soll das alles führen?," antwortet Martha.
"Die Welt hat sich verändert. Viele Leute verschwinden aus diesem Land. Aber wo sollen sie noch hin? Diese Probleme sind auf der ganzen Welt," sagt Jan.
"Wir werden alle sterben - wenn das so weiter geht. Ich hoffe, dass unser Bürgermeister Hagen Klingbein in Berlin wenigstens was tut - der ist besser als alle anderen," meint Martha.
Sie rümpft sich die Nase.
"Woher kommt eigentlich dieser Geruch? Es riecht hier ...ich kann es nicht beschreiben. Nach verfaulten Eiern oder Fleisch?"
"Wo ist eigentlich Ihre Tochter?", fragt Jan.
"Meine Tochter? Lucia! Lucia! Wo Bist Du?", schreit Martha.
Entsetzen macht sich auf ihrem Gesicht breit. "Wo ist Lucia?" Ihr schreien erstickt.
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Lucia ist zu einem Fluss gelaufen. Sie will nicht hören, wie Oma sich streitet. Denn in letzter Zeit ist Oma ab und zu unruhig, leicht reizbar und nervös geworden. So war sie früher normalerweise nie! Zuerst beobachtet sie den Fluss. Wie er gleichmässig und ruhig fliesst. Nicht zu nahe kommen. Sonst falle ich rein und ich ertrinke, denkt sie. Denn der Fluss ist so tief, dass eine Person dort ertrinken kann. Dann entdeckt sie am Ufer - dort wo es nicht morastig ist - ein paar gelbe Blumen. Butterblumen. Und wilde Schwertlilien, die einen Kontrast zu der von der grellen Sonne hellerleuchtetem Grün um sie herum bilden. Diese will sie für Oma Martha pflücken.
"Sie wird dann bessere Laune haben," denkt Lucia.
Sie pflückt zuerst ein paar Butterblumen. Dann die wilden, gelben Schwertlilien. Sie hat gerade einen ganzen Strauss gepflückt, als sie Oma rufen hört. Sie will gerade gehen.
"Was will sie denn? Das soll eine Überraschung werden...", murmelt sie vor sich hin.
Dann hält sie inne. Sie sieht am Flussrand etwas Dunkles aus dem morastigen Flussufer ragen. Zuerst denkt sie, dass das eine verfaulte Baumwurzel ist. Das kann nicht sein. Es sieht aus wie eine vermoderte schwarze, glitschige gekrümmte Hand. Sie kommt näher und erschrickt. Dann sieht sie, wie sich diese Hand bewegt. Sie will gerade weglaufen, doch es ist zu spät. Zu spät bemerkt sie den vermoderten Kopf einer stinkenden Gestalt, die aus dem Morast am Flussufer rausragt. Blitzschnell greift die Hand kraftvoll nach ihr. Und blitzschnell befreit sich die Gestalt aus dem Morast. Eine grässliche, mit Morastschlamm bedeckte, stinkende, modrige Gestalt, mit einem halbverwesten, fast skelettartigen Kopf. Sofort graben sich die Zähne dieser Gestalt in den weichen Hals von Lucia. Zähne wie Messer, die gnadenlos alles zerkauen. Adern, Sehnen, Fleisch. Lucias Schrei erstickt. Dann zieht die Kreatur die blutende Lucia ins Wasser.
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Martha bekommt davon nichts mit. Sie steht mit Jan immer noch am Wegrand und blickt nervös und panisch um sich.
"Lucia", schreit Martha.
Jan beruhigt sie.
"Sie spielt mit Dir nur Verstecken. Ein Kinderstreich," beruhigt sie Jan.
"Nein. So ist sie nicht." Martha blickte nervös auf den wegen Corona 7 und dem Untoten-Virus gesperrten Spielplatz, vor dem sich ein Absperrband befindet. "Lucia. Lucia. Wo bist Du?" schreit sie.
Dann ging sie schnell auf den Weg. Dann zu den Büschen am Spielplatz. Und blickte über die grosse Wiese. Mit ihren 73 Jahren wirkt sie noch ziemich kraftvoll, denkt Jan.
"Warte erst einmal ab. Sie kommt schon gleich wieder. Hier sind hauptsächlich nur Wiesen. Und da ist nur der kleine Spielplatz - der sogar abgesperrt ist. Sie kommt schon gleich angelaufen. Hier ist niemand. Sie spielt irgendwo auf der Wiese," sagt Jan.
"Meinst Du wirklich?," entgegnet Martha.
Martha scheint etwas beruhigt zu sein. Doch als Lucia nach zehn Minuten immer noch nicht da ist, wird nicht nur Martha, sondern auch Jan unruhiger.
"Wir müssen sie suchen. Jetzt. Lucia!", ruft auch Jan.
"Aber wo kann sie sein?," fragt Martha.
Jan zeigt in Richtung Fluss.
"Sie ist vielleicht in Richtung Fluss gelaufen. Dort drüben. Hinter den Büschen," sagt Jan.
"Nein. Oh nein. Sie kann nicht schwimmen," ruft Martha verzweifelt.
"Warte...ich such sie!", sagte Jan und rannte so schnell er konnte zum Fluss.
"Warte. Nimm mich mit," ruft Martha und humpelt mit dem Stock hinterher.
Doch Jan will nicht warten. Er sucht und sucht. Doch finden kann er sie nicht. Nach einiger Zeit steht auch Martha am Fluss und beteiligt sich sehr aktiv an der Suchaktion.
"Lucia. Lucia. Wo bist Du," ruft sie immer wieder.
Doch nach fast einer Stunde intensiven Suchens, beschliessen sie die Polizei zu rufen. Vermutlich ist ihr etwas zugestossen. "Vielleicht ist sie ertrunken," schrie Martha.
Jan wollte sich mit der Erklärung nicht zufrieden geben.
"Es sind härtere Zeiten. Es passiert so viel heutzutage. Wir haben nicht nur Corona 7 und den Untotenvirus. Das Problem ist auch die zunehmende Kriminalität. Wir hätten dann nicht warten sollen. Sondern sie früher suchen sollen", meint Jan. Und dann schrie er Martha an": Und Du hättest besser aufpassen sollen."
Martha fängt an zu weinen.
"Dann tu' doch was. Ruf die Polizei", schrie Martha.
Jan holt sein Handy aus der Tasche und wählt die Nummer der Polizei. Doch es ist keine Verbindung. "Probleme mit Verbindung. Kein Handynetz," sagt Jan.
"Oh. Nein. Tu' doch was", bettelt Martha.
"Ich werde Hilfe rufen. Da drüben am Spielplatz ist eine Telefonzelle", sagt Jan.
"Ich werde hier warten. Ich werde auf sie warten und sie suchen. Beeile dich," sagt Martha.
Und Jan läuft wie vom Löwen gehetzt zum Spielplatz und von dort zur Telefonzelle. Er geht in die Telefonzelle, nimmt den Hörer ab und wählt die Telefonnummer der Polizei. Doch auch hier: Keine Verbindung. Dann rennt er eilig zu Martha zurück.
"Die Verbindung ist tot," sagt Jan.
"Oh Nein. Was sollen wir tun?" fragt Martha.
"Wir müssen zum Rathaus Spandau und Hilfe holen. Dort ist eine Polizeiwache. Oder zu Libitz-Spandau gehen. Dort ist eine grosse Polizeiwache", schlägt Jan vor.
"Auf keinen Fall. Ich werde bei Lucia bleiben. Auf sie warten. Versuch sie doch über das Handy zu erreichen," sagt Martha.
"Ich werde das versuchen," entgegnet Jan leise. Jan wählte auf dem Handy die Nummer der Polizei. Doch immer noch keine Verbindung.
"Es ist niemand da. Ich hab alles versucht. Ich werde noch einmal flussabwärts laufen. Wenn sie nicht da ist, muss ich in die Stadt. Und Du musst hierbleiben," sagt Jan.
"Ja. Dann lasst uns beten. Dass sie gesund ist, dass sie wiederkommt," schlägt Martha vor. Und so beten beide.
Dann sagt Jan": Ich komme gleich wieder." Und Jan läuft den Fluss abwärts. Er sucht und sucht. Dann hält er inne. Er sieht einige Spuren. Es sind Abdrücke von Kinderschuhen. Er ruft Martha. Sie kommt mit ihrem Gehstock angelaufen.
"Sie war hier," sagte Jan.
"Hier ist sie verschwunden. Am Wasser enden die Spuren. Sieht etwas aus, als hätte dort ein Kampf stattgefunden", meint Martha.
"Vielleicht ist sie ins Wasser gefallen. Es muss irgendwas passiert sein."
"Du musst was unternehmen. Ruf die Polizei mit Deinem Handy."
"Mein Handy funktioniert nicht. Erinnerst Du Dich nicht?"
Und Jan denkt: Hat sie Demenz oder ist sie so gestresst, dass sie vergessen hat, dass mein Handy kaputt ist? Was aber angesichts der Situation verständlich ist.
"Aber Du musst was unternehmen. Dann geh zur nächsten Polizeiwache", schrie Martha.
"Die sind überfordert mit der Untotenpandemie. Was meist Du wieviele Einsätze sie haben und wie viele von ihnen gestorben sind und dann sollen die wenigen, überforderten Polizisten kommen, um ein kleines Mädchen zu suchen?", meint Jan.
"ABER WIR MÜSSEN WAS TUN!", schrie Martha.
"Beruhig Dich. Ich werde den ganzen Weg zum Ort Libitz-Spandau laufen. Dort wo in den letzten zehn Jahren die hohen Häuser gebaut worden sind."
"Du meinst den Ort, der vor 20 Jahren entstand?", fragte Martha.
"Ja. Libitz-Spandau. Da gibt es eine grosse Polizeiwache. Und dort werde ich hingehen. Und die werden sich eher darum kümmern, als die kleinen Polizeiwachen in der Nähe", meint Jan.
"Das ist zwar gut. Aber das ist zu weit", weißt Martha darauf hin.
"Das lässt sich nicht ändern. Wir haben keine Möglichkeit die Polizei telefonisch zu erreichen. Ich muss dann eben den Weg zu Fuss durch die Felder laufen. Das ist bestimmt zwei Kilometer weit. Aber was bleibt mir anderers übrig?"
"Gut. Dann läufst Du los. Ich werde hier warten. Und weiter nach Lucia suchen."
"Und Willst du wirklich alleine hierbleiben? Das ist möglicherweise nicht ganz ungefährlich", sagte Jan.
"Hier sind vermutlich keine Zombies. Die sind mehr in der Stadt. Aber hier kommen sie nicht hierher."
"Bist Du sicher? Ich vermute, dass die Zombies von der Stadt irgendwann auch hierherkommen werden. Die werden bald vermutlich überall sein. Aber ich bin mir nicht sicher. So richtig...kann ich es nicht glauben, dass es Zombies gibt. Ich hab noch nie welche gesehen. Ich höre es nur in den Nachrichten. Die Untotenpandemie ist ja neu und keiner weiß so richtig darüber Bescheid. Das können ja auch nur Betrunkene sein. Verrückte. Aber keine lebenden Tote", sagt Jan.
"Es ist so. Es sind lebende Tote", korrigiert Martha.
"Und dann willst Du hier alleine bleiben? Wenn das wirklich Tote sind, werden sie bald auch hierher kommen."
"Die sind in der Stadt."
"Die kommen aber irgendwann hierher. Und ich werde in Zukunft auch hier nicht mehr herkommen. Auch wenn das meine Lieblingsgegend ist", sagt Jan.
"Ich kenne diese Gegend nicht gut. Aber ich bleibe hier. Egal was kommt. Ich suche meine Tochter", sagt Martha. Sie ist nicht von ihrem Entschluss abzubringen.
Dann sieht sie in der Ferne ein Bauernhaus. Sie zeigt darauf.
"Da drüben ist ein Bauernhaus. Ja...ich erinnere mich, dass da ein Bauernhaus hier ist. Die haben bestimmt ein Telefon! Das ist näher als den langen Weg in den Ort zu laufen. Ich kann nicht so schnell laufen - ich habe etwas Schmerzen in der Hüfte und bin nicht so schnell," keucht sie.
Jan findet das komisch. Martha geht sicherlich nicht zum ersten Mal mit ihrer Tochter hier spazieren und dann fällt ihr nicht ein, dass hier in der Nähe ein Bauernhaus ist? Hat sie Demenz?, fragt er sich. Dann kam er zu dem Ergebnis, dass sie wahrscheinlich einfach unter Schock steht. Sie scheint körperlich und psychisch ihre Kraft langsam zu verlieren.
"Gut. Ich werde alleine dorthin laufen. Das kann etwas länger dauert. Warte hier. Ich werde so schnell wie möglich wieder zurück sein. Vielleicht finden wir sie noch," sagt Jan.
"Bitte. Bitte," fleht Martha. Sie fängt wieder an zu weinen.
"Ich muss los," sagte Jan und läuft los. Er geht kurze Zeit später nach rechts zu einem Weg, der sowohl für Autos als auch für Fusgänger benutzt wird und über die Wiese und dann durch die Felder führt. Dieser Weg führt zu dem Bauernhaus. Jan läuft eine Weile die Felder entlang. Die Sonne brennt. Und Jan schwitzt. Weit und breit ist niemand zu sehen. Und dann tauchen die Kornfelder auf. Und dann wieder grüne Kornfelder.
Werden wir Lucia noch finden?, fragt er sich ständig. Eigentlich wollte er etwas hier auf den Wegen in den Feldern joggen und bevor übermorgen der richtig harte Lockdown kommt in allen Bundesländern in Deutschland (bisher war es nur ein mittlerer Lockdown) später entweder hier in dieser Gegend oder später in Berlin-Spandau, wo er wohnt, etwas einkaufen - auch für seine Freundin Linda und seinen Sohn Tom. Und für seinen kranken Vater wollte er Medikamente z.B. Aspirin besorgen. Ob da daraus noch etwas wird? Auch wollte er sich etwas mit Joggen und einem Spaziergang ablenken, denn er hatte mit Linda einen Streit über das knappe Geld gehabt. Streitthema Nummer eins ist wie immer - gerade in der Corona 7-Krise und in Zeiten des Untotenvirus in vielen Ehen das Geld. Oder - besser formuliert - das fehlende Geld. Und weil es vieles (besonders in seiner Umgebung) nicht mehr gibt. Ich will alles mit Ruhe erledigen - daraus wird vermutlich nichts, denkt Jan. Dann sieht er sich das Bauernhaus aus der Nähe an. Es wirkt jetzt viel größer als aus der Ferne gesehen. Dort werde ich Hilfe holen, denkt Jan. Dann fällt ihm ein modriger Geruch auf. Er überlegt, woher der Geruch kommt. Dann sieht er Blut auf dem Weg. Mehrere Blutstropfen, die eine Spur bilden und rechts in das Kornfeld führen, das im Junimonat noch grün ist. Er geht die Spur entlang und sieht am Rande des Kornfeldes eine schaurige Szene. Er sieht eine tote blutüberströmte, halb zerfressene Frau liegen. Es ist die Lehrerin Jutta Bergmann. Über ihr gebückt ist eine fressende, grauenhafte, halbverweste Gestalt. Das Gesicht eine Totenmaske, Fleischfetzen hängen vom Gesicht, rechts hat er ein Loch in der Backe und man sieht seine Kieferknochen. Und diese Gestalt frisst blutiges Fleisch. Das Fleisch von Jutta Bergmann! Als diese Gestalt Jan sieht, erhebt sie sich langsam und geht torkelnd in Jans Richtung. Jan ist starr vor Angst und stösst einen leichten Schrei aus. Er ist so entsetzt, dass er zunächst nicht davonrennen kann. Dann dreht er sich um, will weglaufen, aber er stolpert über einen Stein am Wegrand und fällt zu Boden. Die Gestalt kommt immer näher. Jan nimmt seine letzten Kräfte zusammen und steht auf. "Es gelten Abstandsregeln," ruft Jan. "Ich gebe ihnen alles Geld, was ich habe. Alles." Doch die Gestalt hört ihn nicht, bewegt sich mit stumpfen Bewegungen auf ihn zu. Und er begreift, dass es völlig sinnlos ist, mit der Gestalt zu reden. Jan rennt und rennt. Und die Gestalt torkelt Jan auf dem Weg hinterher. Jan will am liebsten links oder rechts in die Felder einbiegen. Aber die Felder sind gross. Was ist, wenn die Gestalt mich einholt und mich angreift, denkt Jan im Augenblick. Niemand wird ihn hören. Und niemand wird helfen können. Und so verwirft er den Gedanken und rennt geradeaus auf das Bauerhaus zu. Die Zeit kommt ihm wie eine Ewigkeit vor. Dann nähert sich Jan dem Bauernhaus. Hinter ihm folgt ihm immer noch keuchend und grunzend die unheimliche Gestalt. Und der Kopf der Gestalt schien zu wackeln. Nur noch 100 Meter. Nur noch 50 Meter. "Bald habe ich es geschafft. Dann wird mir eine nette Familie helfen", denkt Jan. Vor dem Bauernhaus sieht er zwei Menschen, die Arme und Beine ausgebreitet haben und zu winken scheinen. "Hallo. Hier bin ich. Ich brauche Hilfe. Wartet. Ich bin gleich da." schreit Jan. Er läuft auf das Grundstück und läuft auf die zwei Menschen zu, die die Arme ausgebreitet haben. Er will die Menschen gerade berühren, als er entsetzt innehält. Dann erkennt er": Es sind tote, halbverweste Untote, die aufgespiesst und auf makabre Art und Weise als Vogelscheuchen aufgestellt worden sind! Ein Anblick des Schreckens! Jan wollte gerade einen Schrei ausstossen, als er bemerkt, dass die Gestalt ihn noch immer noch verfolgt und inzwischen das Grundstück erreicht hat. "Oh Nein," schreit Jan und rennt davon. Er läuft schnell über die kleine Treppe, die zur Tür des Bauernhauses führt. Jan klopft und klopft gegen die Tür. Doch niemand macht auf. "Bitte. Bitte. Machen sie auf. Bitte", schreit Jan. Die Gestalt reisst den fauligen Mund auf, der einem Maul gleicht, auf und kommt unbarmherzig näher. Jan tritt gegen die Tür. Einmal. Zweimal. Dann springt plötzlich die Tür auf. Noch bevor die Gestalt die Tür erreicht, läuft Jan in das Haus und schliesst in letzter Sekunde die Tür. Er stemmt sich gegen die Tür, während die Gestalt gegen die Tür hämmert. Er sieht einen Schlüssel im Schloss stecken und schliesst blitzschnell die Tür ab. Im Bauernhaus war es dunkel und es riecht nach Stallmist und Verwesung. Nur etwas Sonnenlicht dringt durch die Fenster ein. Auch scheint im Bauernhaus jemand gewütet zu haben. Einige Stühle sind umgekippt und einige kaputte Flaschen liegen auf dem Boden. Es sieht aus, als hätte hier ein Kampf stattgefunden. Doch Jan fühlt sich einen Moment sicher. Die Kreatur ist wütet draussen und solange ich hier im Haus bin, bin ich sicher, denkt er. Aber wie lange? Was wird noch passieren? Wo sind die Bewohner des Bauernhauses?
"Hallo? Ist jemand hier?", ruft Jan. Niemand antwortet. Dann beschliesst er das Haus zu durchsuchen. Zuerst sucht Jan das Telefon. Kurze Zeit später findet er schliesslich ein Telefon auf dem Wohnzimmertisch. Jan wählt die Telefonnummer der Polizei. Doch auch hier ist keine Verbindung. Das Telefon ist tot!
"Mist. Mist. Mist. Funktioniert denn hier nichts?", sagt Jan.
Tränen schiessen ihm in die Augen. Dann geht er zum Fenster und guckt nach draussen. Draussen ist immer noch diese finstere Friedhofgestalt, die auf ihn lauert, fressen, in Stücke reissen will. Jan beschliesst, sich das Haus genau anzugucken. Zuerst durchsucht er das Wohnzimmer. An der Wand hängen allerlei Tierköpfe - zum Beispiel Hirsch- und Fuchsköpfe. Die Fuchsköpfe mit den gefletschte Zähnen sehen besonders bedrohlich aus. Auf dem Tisch in der Nähe der Couch und dem Sofas steht eine Flasche Bourbon. Dann entdeckt Jan eine Tür. Sie führt zu einer Küche. Auf der Fensterbank sieht er einen Blumenstrauss. Doch eine Menge Fliegen und Fruchtfliegen fliegen in der Küche umher. Und es stinkt. Dieser modrige Geruch ist im ganzen Haus! Er sieht den Kühlschrank und öffnet ihn. Im Kühlschrank befinden sich einige Bierflaschen, einige Joghurts, Brot, Käse, Wurst. Hier muss jemand wohnen! Jan geht aus der Küche und blickt sich weiterhin um. Dann entdeckt er eine Gartentür, die zum Glück verschlossen zu sein scheint. Dann entdeckt er links eine weitere Tür, die in ein Gästezimmer führt. In der Tür ist ein völlig verdrecktes Fenster, in dem sich Fliegen sammeln. Als Jan durch dass Fenster blickt, bietet sich ihm ein Bild des Grauens: Am Tisch sitzen Im Gästezimmer- inzwischen völlig verwest - mehrere Familienmitglieder, die ihre Pistolen auf ihren Kopf gerichtet haben. Sie haben sich aus Verzweiflung ihre Köpfe weggeschossen!
Jan öffnet die Gästezimmer-Tür. Als er ins Gästezimmer geht, sieht er überall Spinnweben. Und dann diese durch die Verwesung grässlich entstellten Leichen! Und der Bereich der Wand hinter den Köpfen der Toten ist voll von vergammelten Gehirnresten. Jan kann nicht mehr. Er muss sich übergeben - direkt an der Gästezimmertür.
"Nein", stammelt Jan. "So sollte es nie sein. Man sollte es nie tun. Es gibt immer eine Lösung. Auch in der Krise."
Jan schliesst die Tür. Er kann nichts mehr für sie tun. Dann geht er ins Wohnzimmer und setzt sich auf die Couch. Vermutlich wurden sie mir der Corona 7-Krise und dem anderen Mist, der hier auf der Welt passiert, nicht fertig und beschlossen sich dann gemeinsam umzubringen," denkt Jan. Er nimmt die Flasche Bourbon und trinkt daraus. Erst ein Schluck, dann noch einen Schluck.... Sie gehört jetzt niemanden mehr. Und niemand kann ihn daran hindern daraus etwas zu trinken - noch nicht einmal die Friedhofsgestalt draussen! Und nach einiger Zeit des Trinkens merkt er, dass er inzwischen ziemlich angetrunken ist. Jan schläft kurz darauf fast ein, als er durch ein Klopfen geweckt wird. Es ist die Kreatur, die in gegen die hintere Tür klopft, die zum hinteren Garten führt. Dann sieht er wie der Türgriff - vermutlich von aussen - nach unten gedrückt wird. Kommt die Kreatur etwas rein? Jan sitzt starr vor Angst im Wohnzimmersessel. Der Alkohol hatte einen grossen Einfluss auf seine Verfassung. Bevor er aufstehen kann, hat die Gestalt tatsächlich die Gartentür aufgemacht.
Wie kann das passieren, dass ich vergessen habe die Gartentür zu kontrollieren ob sie wirklich abgeschlossen war. Wie kann mir solche Dummheit passieren?, denkt er noch. Und bevor er begreift, was passiert, wankt der Zombie auf ihn zu. Und stürzt sich auf ihn. Jan schreit als er die verfaulte, grauenhaft riechende Gestalt über ihm sieht. Die Gestalt reisst das Maul auf und ist gerade an seinem Hals, als Schüsse fallen. Die Gestalt sackte zusammen. Und bleibt regungslos auf Jan liegen. Dann verliert er das Bewusstsein.
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Martha hat die ganze Zeit am Fluss nach Lucia gesucht. Und die ganze Zeit auf Jan gewartet. Er hätte schon längst zurück sein sollen! Aber er kommt nicht. Ist da etwas passiert? Martha blickt immer wieder nervös auf die Uhr. "Lucia? Lucia", ruft sie. Immer wieder. Aber sie kommt nicht. Auch Jan kommt nicht. Allmählich verliert Martha ihre Kraft. Sie blickt in den Fluss. Wenn sie wirklich in den Fluss reingefallen ist und ertrunken ist, will sie mit ihr vereint sein. Dann siegt wieder die Vernunft. Sie wird kommen. Man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Doch bei nüchterner Betrachtung weiss sie, dass - je länger jemand vermisst ist - es unwahrscheinlich wird sie jemals zu finden. Zumindest nicht lebend. Sie hat auch mit dem Gedanken gespielt, dass sie einfach eben deshalb weggelaufen ist, weil sie in letzter Zeit durch die Pandemie-Krisen gereizter war! Aber warum sollte sie gerade hier in dieser Gegend weglaufen, wo fast nichts ist - ausser Wiesen und Felder und in ganz weiter Ferne erst ein paar Häuser...? Sie hatte es immer gut bei mir - bis auf die Zeit wo ich ein bisschen wegen der Pandemie geritzt und in Panik war - aber jede macht Fehler, ich bin eine gute Oma und die andere, restliche Zeit war sie die ganze Zeit bei ihrer Mutter gewesen und dort hatte sie es auch -zumindest die meiste Zeit - gut gehabt. Sie würde niemals weglaufen. Da muss was passiert sein, denkt Martha. Sie bereut, dass sie heute hierher gekommen ist. Sie dachte und das war bevor sie heute hierherkamen, dass die Natur ihrem Enkelkind guttun würde und sie würden frei sein von schlechten Krisennachrichten! Doch das war ein Irrtum! Ein folgenschwerer Irrtum! Tränen schiessen ihr in die Augen. Wieder blickt sie auf die Uhr. Es ist schon abends. Und bald wird es dunkel werden. Und dann erinnert sie sich, dass Lucia vor der Dunkelheit immer Angst hat - genau wie sie. Lucia würde niemals hier alleine bleiben! Also musste etwas passiert sein und wenn Jan nicht kommt, müsste sie in die Stadt marschieren und Hilfe holen. Sie wartete mich eine Weile. Doch noch immer ist da keine Spur von Lucia. Und so marschiert Martha los in Richtung Spielplatz. Düstere Gedanken schiessen in ihr Kopf. Hätte sie sich mehr um Lucia gekümmert! Und auch Lucias Beziehung zu ihrer Mutter war in letzter Zeit - wenn sie ehrlich ist - immer konfliktreicher gewesen - erst Recht seit Ausbruch der letzten Pandemien. Das muss sie sich ehrlich eingestehen! Sie hat ihrer Tochter Anna immer wieder geraten, sich MEHR um Lucia zu kümmern, geduldiger zu sein und ihre zerrüttete Ehe zu stabilisieren. Doch nichts passierte. Vielleicht ist Lucia weggelaufen, weil sie das alles nicht mehr aushielt. Und vielleicht ist sie keine gute Oma - obwohl sie immer eine guter Oma sein wollte und hat nicht genügend getan! Vielleicht hat die Lehrerin Frau Bergmann recht. Wieder schossen ihr Tränen in die Augen. Sie fühlt sich so schuldig! Dann - nach einiger Zeit des Marschierens sieht sie etwas Weisses am Ufer liegen. Sie ging schnell mit dem Gehstock zu der Gestalt. Sie kann es kaum Glauben: Es ist tatsächlich Lucia! Sie bückt sich, berührte den Stoff von ihrem Kleid. Sie liegt auf dem Bauch, mit dem Gesicht nach unten und scheint tot zu sein.
"Lucia. Lucia," schreit sie. Doch sie rührt sich nicht. Martha fühlt an der kleinen Hand ihren Puls. Da ist kein Puls und die Hand ist kalt. "Oh nein", schreit sie. Doch plötzlich bewegt sich ihre Hand. Und plötzlich dreht sie sich um. "Lucia," schreit sie. Doch sie sieht die tiefe Wunde am Hals. Sie sieht, dass dort ein grosses Stück Fleisch fehlt und dass sie eigentlich nicht mehr leben kann. Sie blickt in eine grässliche Totenfratze. Sie hat ein fremdes Wesen vor sich, dass zwar ihre Tochter war, aber jetzt nicht mehr ist. Dass sie in eine Totenfratze blickt. Dass sie ein fremdes Wesen vor sich hat, dass nicht ihr Tochter ist. Sie begreift, dass sie sie niemals suchen würde, sie nicht mehr fähig ist jemals zu lieben und zu fühlen - eben weil sie ein totes Wesen vor sich hat. Einen Zombie! Doch bevor sie weiterdenken kann, beisst ihr das Wesen blitzschnell ins Gesicht. Martha kann das Wesen, das ihr Enkelkind mal war noch vom Gesicht wegstossen. Doch dann beisst das Wesen Martha in den Hals. Martha kämpft, wehrt sich und sackt zu Boden, während das Wesen grosse Teile Fleisch aus ihrem Hals beisst.
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Als Jan aufwacht, sieht er einen etwas hageren Mann mittleren Alters vor sich. Er weiss längere Zeit nicht was los ist und sieht vieles wie durch den Nebel. Er denkt, dass vieles nicht real ist.
"Wollen Sie mich umbringen?", sagt Jan.
"Nein. Ich bin Walter Wolters, kurz W.W.", sagt er. "Und das ist mein Gärtner Bob."
Bob tritt hinzu. Er ist ein schwarzer Mann um die 50. Er begrüsst Jan kurz mit "hallo." Als Jan nüchterner wird, blickt er auf das Feuer in dem Kamin, das auch in seiner Nähe an der Wand befindet.
"Wir haben das Feuer angemacht, weil es abends auch Anfang Juni manchmal etwas kühl ist hier im Haus. Sicherlich Folge der Klimaverschiebung. Ich bin etwas erkältet und empfindlich. Und trinke meinen Holundersaft", erklärt Walter.
"Im Juni? Da ist es doch meistens warm - finde ich. Einen Kamin mache im Winter an - wenn ich einen hätte", sagt Jan.
"Meine Heizung ist ausgefallen und ich bekommen keinen Handwerker in dieser Pandemiezeit, der das repariert. Das geht eben alles nicht so schnell. Und ich traue niemanden so schnell. Ausserdem liebe ich den Anblick von Feuer. Feuer hat so etwas Wildes und zugleich Reinigendes, Beruhigendes. Und lässt meine Probleme vergessen," sagt Walter. Jan blickt Walter verwundert an. "Wie haben Sie mich gefunden?," fragt Jan erschöpft.
"Wir waren in der oberen Etage. Dann merkten wir, dass Sie Hilfe brauchten. Um ehrlich zu sagen, hörten wir Sie in weiter Entfernung schreien. Da hat mein Diener und meine Haushaltshilfe Bob die Tür offen gelassen. Damit Sie gerettet werden," erzählt Walter.
"Dann waren Sie die ganze Zeit oben und haben alle beobachtet, während ich um mein Leben kämpfte?", fragt Jan.
"Wir hatten Angst. Und wir wussten nicht, wer Sie sind. Wissen wir immer noch nicht. Wir hatten die Tür offen gelassen. Wenn die Kreatur Sie angegriffen hätte, hätten wir sofort geschossen. Vom Fenster aus", erklärt Walter.
"Die Kreatur hätte mich beinahe getötet. Warum haben Sie die Kreatur nicht früher erschossen? Und sich oben zu verstecken und sich mir nicht zu zeigen, ist ziemlich feige", meint Jan.
"Wir wollten auf eine Nummer Sicher gehen. Wollten kein Risiko eingehen. Dummerweise hat Bob die hintere Tür aus Versehen auch offen gelassen, als Sie schon im Haus waren, da war der Zombie dann schon plötzlich eingedrungen. Glücklicherweise haben wir dann rechtzeitig geschossen und das Schlimmste verhindert", erklärt Walter. "Das war in letzter Sekunde."
"Und da sind diese Toten im Gästezimmer? Wer sind sie?", fragt Jan.
"Das ist meine Familie. Sie wollten nicht mehr in dieser Welt leben und haben sich umgebracht. Sich selbst erschossen", sagt Walter. "Das tut mir leid. Man sollte sich nicht umbringen. Das ist nicht die Lösung", sagt Jan bestürzt. "Möchten Sie etwas trinken? Ein Wasser?", fragt Walter.
"Ja, gerne", antwortet Jan.
Dann winkt Walter den Schwarzen Bob herbei. Bob nimmt eine Wasserflasche und ein Glas aus einem Wohnzimmerschrank und füllt das Glas mit Wasser. Dann hält er das Glas an Jans Mund und Jan fängt hastig an zu trinken an. Dann ist er fertig mit dem Trinken und redet weiter.
"Und Sie sind sicher. Dass nicht jemand anders sie umgebracht hat. Ein Verbrecher?", fragt Jan. "Nein - niemals. Ich und Bob waren dabei, als sie sich ihre Köpfe wegschossen", erzählt Walter. "Schrecklich. Schrecklich", sagt Jan.
"Ich konnte sie nicht mehr retten, " sagt Walter. "Wer sind Sie überhaupt?", fragt er.
"Ich bin Jan. Ich bin Fotograf. Ich wollte in den Feldern Spazierengehen und joggen. Ich dachte dass diese Gegend frei ist von den Untoten und dass es hier kein Stress gibt. Ich liebe die Ruhe", antwortet Jan.
Walter unterbricht ihn.
"Das ist ein Irrtum. Hier gibt es die ersten Untoten. Und es werden immer mehr. Und bald werden sie überall sein...Aber sprich weiter. Warum bist du hierher gekommen?"
"Ich wollte meine Ruhe haben. Ich bin extra mit dem Zug zum Bahnhof Staaken gefahren. Dann bin ich bis hierher zu Fuss gelaufen. Außerdem wohnt hier etwa 1 bis 2 Kilometer entfernt ein Freund von mir hier. Er muss zwar viel arbeiten und hat wenig Zeit ....aber ich wollte es mir überlegen ihn zu besuchen....Später wollte ich - sollte ich hier einige Geschäfte finden sollte in dieser Gegend einkaufen für meine Freundin und Tochter und für meinen Vater. Wie Du weisst schließen viele Geschäfte und viele Geschäfte werden geplündert heutzutage", erzählt Jan.
"Ja, das stimmt."
"Übermorgen ist schon der harte Lockdown. Da wollte ich gerne noch einmal hier Spazierengehen, bevor wir alle wieder eingesperrt werden. Mehr nicht. Dann traf ich eine alte Oma, die ihrer Tochter verloren hatte. Und die vorher Streit mit einer Lehrerin hatte."
Jan erzählt Walter die ganze Geschichte.
"Und als Marthas Tochter verschwand, wollte ich Hilfe holen. Und die Oma wollte warten," erzählt Jan. "Und dann lief ich davon. Später sah ich die Lehrerin im Feld liegen. Sie war tot. Und dann sah ich die grässliche Gestalt, die immer näher kam und näher kam. Mich verfolgte." Jan fängt an zu weinen.
"Wo ist die alte Frau? Meinst du, dass sie noch lebt?", fragt Walter. "Sie lebt. Und ist am Fluss und wartet auf mich. Sie braucht Hilfe! Wir müssen sie suchen!," fleht Jan. "Ich weiss welchen Fluss du meinst. Du meinst den Fluss am Spielplatz?", fragt Walter.
"Ja. Ich will sie dort suchen gehen." "Alleine?," fragt Walter.
"Notfalls alleine."
"Ruhen Sie sich aus. Ich und Bob werden uns darum kümmern. Mit dem Wagen hinfahren," sagt Walter. "Ich möchte mitkommen. Ich weiss die Stelle, wo sie auf mich wartet," sagt Jan.
"Sie bleiben besser hier. Sie müssen sich ausruhen. Sie haben ein Schock und sind geschwächt. Ich habe es mir überlegt. Bob bleibt bei Ihnen und ich fahre alleine mit dem Wagen dorthin," sagt Walter. Er geht zur Haustür, als Jan aufsteht, sich seinen Rucksack greift, in dem sich ein Schlagstock befindet,(den er zur Sicherheit - wegen der weitverbreiteten Kriminalität mitgenommen hat) und rennt ebenfalls zur Haustür. "Ich komme mit. Es ist alleine zu gefährlich. Und ich weiss genau den Weg und wo die alte Dame ist", sagt Jan beharrlich.
"Es ist schon spät, es wird dunkel und möglicherweise ist sie in Gefahr."
Walter überlegt. Dann meldet sich Bob zu Wort.
"Er hat Recht. Alleine ist es zu gefährlich. Wir sollten alle fahren," sagt Bob.
"Gut - dann fahren wir alle dorthin," sagt Walter. Er holt eine Pistole aus der Hosentasche, die Jan nicht bemerkt hat und greift sich seine Jacke, die über einem Stuhl hängt. Dann gehen alle aus dem Haus nicht ohne die Haustür gut zu verschliessen und alle rennen zu dem Wagen. Dann steigen alle in den Wagen und fahren los in Richtung Fluss. Es ist inzwischen fast dunkel und die Scheinwerferlichter wirken wie zwei grelle Monsteraugen in den Feldern. Walter sitzt am Steuer und rast durch die Felder. Jan merkt, dass er Angst hat.
"Wir hätten rüberfahren sollen, als es noch hell war. Wenn jemand die Scheinwerferlichter sieht," sagt Jan.
"Wie können sie nicht ausmachen. Es ist zu dunkel," sagt Walter. "Hier kommt selten einer her. Aber man weiss ja heutzutage nie. Gefahren können überall lauern."
"Hier alleine in den Feldern zu wohnen ist ein Risiko. Ich kann mir jetzt vorstellen, dass einige Untoten aus der Stadt in die Felder laufen werden. Hast Du keine Angst?", fragte Jan.
"Heute ist nichts mehr sicher. Ich hab meine Familie verloren. Was hab ich noch zu verlieren?", sagt Walter.
Dann biegen sie links ab und erreichen den Spielplatz. Und dann den Fluss.
"Wo ist das," fragt Walter.
"Hier. Hier hatte ich sie zurückgelassen", sagt Jan und zeigt auf die Stelle, an der er Martha zurückgelassen hatte.
"Steigen wir aus," sagt Walter ernst. Dann steigen sie aus.
"Hier muss sie sein", sagt Jan. Doch dann sehen sie, dass sie nicht mehr da ist.
"Das kann nicht wahr sein. Wir kommen zu spät", sagt Jan. "Suchen wir alles ab", rät Walter. Sie holen ihre Taschenlampen aus dem Wagen. Walter nimmt seine Pistole. Bob holt zwei Messer aus dem Wagen und übergibt Jan ein Messer. Das andere behält er selbst. Sie suchen und suchen und finden nichts.
"Hallo. Martha! Wo bist Du?," schreit Jan.
Aber es kommt keine Antwort.
"Wir sollten die Suche abbrechen und zurückfahren", sagt Walter. "Dann fährt ihr alleine. Ich bleibe hier," sagt Jan.
"Das ist Wahnsinn- viel zu gefährlich," sagt Walter.
"Da," schreit plötzlich Bob und zeigt auf einen hellen Fleck im Dunkeln am Flussufer. Sofort laufen sie hin. Sie sehen eine kleine weisse Gestalt, die vor einer liegenden Frau kauert. Jan bekommt einen Schock, als er genauer hinsah. Es ist Lucia, die über ihre Oma Martha kauert und ihre Zähne in ihren Arm bohrt. Als sie näher kommen, lässt sie von ihrer Oma ab, dreht sich um und sie blickten in eine hässliche, blutdurchtränkte, verzerrte Zombiefratze. Sie ist eine Untote geworden! Dann geht alles ganz schnell. Schüsse fallen. Lucia wird getroffen und fällt neben der alten Frau zu Boden. Als Jan, Bob und Walter sich ihr nähern, merken sie, dass Martha noch lebt.
"Bitte. Bitte. Wir werde alle sterben. Ich wollte, dass sie zurückkommt. Aber sie ist nicht mehr meine Tochter", sagt Martha. Dann stirbt sie. Um zu verhindern, dass sie ein Zombie wird, schiesst Walter ihr entschlossen in den Kopf. Denn nur durch Kopfschuss kann man einen Zombie erledigen oder verhindern, dass ein frischverstorbener (der das Zombievirus in sich trägt) ein Zombie wird. Es ist vorbei, endlich vorbei, denkt Jan. Er wischt sich die Augen, durchsucht die Tasche der alten Frau und findet ein Portemonnaie. Dann holte er ihren Personalausweis aus dem Portemonnaie und sieht ihn sich genau an. Martha Lindner steht auf dem Personalausweis.
"Wir können nichts mehr tun," sagt Walter.
"Was machen wir mit den Töten?", fragt Jan.
"Entsorgen", meint Bob.
Dann heben Jan und Walter (jeder eine) die Leichen hoch und schmeissen sie in den Fluss. Jan wischt sich eine Träne aus dem Gesicht.
"Wären wir früher gekommen," sagt Jan.
"Das hat keiner kommen sehen. Manchmal läuft es einfach nur dumm im Leben," sagt Bob.
"Aber das hätte nicht passieren sollen," sagt Jan und macht Walter innerlich Vorwürfe. Aber auf der anderen Seite: Was hatte Walter tun können? Er musste Oma in den Kopf schießen, damit sie erlöst wird und nicht als Untote wiederkommt! Und war Walter es nicht, der ihn gerettet hat? Also ist er ihm eigentlich zum Dank verpflichtet. Dann hören sie ein Geräusch.
"Wer ist das? Hallo?," ruft Jan.
"Sei ruhig," sagt Walter.
Sie sehen ein Licht weit weg am Flussufer in den Büschen aufleuchten.
"Das ist ein Licht", sagt Bob.
"Wer ist das?", fragt Jan.
"Egal. Lasst uns einfach verschwinden. Schnell ," sagt Walter. Und so laufen sie panisch zum Wagen, steigen ein und fahren los. Es ist inzwischen stockdunkel geworden.
Wäre ich früher gekommen. Wäre ich früher gekommen, schiesst es Jan in den Kopf. Doch er weiss: Es ist zu spät. Während der Fahrt schweigen sie. Dann kamen sie am Bauernhaus an. Walter parkt den Wagen auf dem Grundstück und alle steigen aus. Dann gehen sie alle in das Haus und verschließen die Haustür. Alle setzen sich kurz darauf an den Wohnzimmertisch. Jan ist erschöpft und legt sich auf die Couch.
"Darf ich Euch ein Glas Wasser bringen?", fragt Walter.
"Gerne", sagt Bob.
"Ja, bitte", antwortet auch Jan. "Ist hier eine Toilette? Ich glaube, ich muss mich übergeben."
"Dort drüben", sagt Walter und zeigt auf eine Tür in der Nähe der Küche. Jan steht auf und geht zur Toilette. Dort übergibt er sich. Dann kommt er ins Wohnzimmer zurück und legt sich auf die Couch. Walter macht wieder den Kamin an. Das Feuer wärmt alle. Wenig später bringt Walter Bob und Jan ein Glas Wasser. Dann trinken sie das Glas Wasser aus.
"Sie haben einen Schock. Sie sollten auf der Wohnzimmercouch liegenbleiben und hier übernachten. Bob wird Ihnen etwas zu Essen machen, damit Sie sich stärken können," sagt Walter.
Bob geht nachdem er das Glas Wasser ausgetrunken hat in die Küche und bereitet die Suppe zu, während Walter und Jan miteinander reden. Zwanzig Minuten später bringt Bob Jan eine Suppe. Es ist eine Kartoffelsuppe. Jan ekelt sich vor dem Geruch im Bauernhaus. Doch er ist so hungrig, dass er doch von der Kartoffelsuppe isst. Sie ist gut zubereitet und schmeckt frisch. "Ich baue das meiste selbst an draussen. Kartoffeln zum Beispiel. Sie können sie vom Fenster aus sehen im Tageslicht," sagt Walter. Dann schweigt er eine Weile. "Warum hat sich Ihre Familie erschossen. Was war genau passiert?", fragt Jan noch einmal nach.
"Ich, meine Frau, meine zwei Söhne. Wir wollten gehen - alle zusammen. Wir konnten es nicht ertragen in solch einer Welt zu leben mit all den Problemen. Wir hatten unsere Pistolen geladen, setzten uns gemeinsam im Gästezimmer an den Tisch, tranken zuletzt noch ein Glas Wein, dann richtete jeder seine Pistole auf den eigenen Kopf oder besser gesagt in den Mund und dann - Bumm. Meine Frau, meine Söhne waren sofort tot. Doch meine war nicht geladen. Ein Versehen. Ich wollte noch nachladen und abdrücken. Doch Bob hörte die Schüsse, kam sofort herbei und hinderte mich daran, mich selbst zu erschiessen," sagt Walter. Er fängt an zu weinen. "Hinterher konnte ich es nicht mehr. Es war feige," sagt Walter. "Du hast das Richtige getan. Ein Freitod ist nie die Lösung. Man kann alles überstehen," sagt Jan. "Glaubst du wirklich? Ich konnte sie nicht beerdigen. Es sind so viel Tote, es gibt noch nicht mal eine vernünftige Beerdigung in Zeiten der Pandemie. Viele Tote werden einfach nur eingegraben," erzählt Walter. Jan lässt ihn erzählen. "Die Sargbauer haben viel zu tun," sagt Jan. "Es gibt einfach zu viele Tote. Es sind in letzter Zeit zu viele Menschen gestorben. Mehr als in den Medien angegeben wird. Wir haben Ausnahmezustand. Hast Du die Nachrichten gesehen? Nicht nur Corona 7 - immer mehr Untote. Zombies. Dieses verflixte Zombievirus. Ich weiss nicht, wie lange ich sicher sein werde. Ich habe sicherheitshalber diese Vogelscheuchen aufgestellt - um die Zombies abzuschrecken. Zwei Zombies, die hier auftauchten und ich erledigt hatte, haben wir für die Vogelscheuchen genommen. Doch das mit den Vogelscheuchen scheint doch nicht so zu funktionieren. Ich muss mir etwas anderes ausdenken. Einen Zaun aufrichten zum Beispiel," sagt er. Sein Gesicht wirkt durch die Lichtspiegelung im Kaminfeuer unheimlich. Dann machte er den Fernseher an. Ein Nachrichtensprecher erscheint auf dem Bildschirm. "...In sämtliche Städten in Deutschland wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. In Einkaufszentren, auf den Strassen...überall sind die Untoten. Das Militär will die Kontrolle über diese Situation erlangen," sagt der Nachrichtensprecher. Ab und zu gibt es Bildstörung.
"Es ist schlimm. Gibt es überhaupt eine Chance für uns?", fragt Jan. "Ich könnte es nicht den Untoten zuerst nicht glauben. Jetzt nachdem was ich heute erlebt habe, weiss ich, dass es die Wahrheit ist und wir tief in der Patsche stecken", sagt Jan.
"Und es wird immer schlimmer", ergänzt Bob.
"Es gibt viele theoretische Szenarien des Pandemie-Verlaufs von Corona 7 und dem Zombievirus. Möglicherweise besteht eine Verbindung zwischen den beiden Pandemien. Szenario 1 bedeutet, dass es kleinere Wellen über einen längeren Zeitraum gibt. Szenario 2 bedeutet, dass es im Herbst einen Höhepunkt gibt mit weiteren Folgewellen und weiteres Zusammenbrechen der Wirtschaft, der Zivilisation. Szenario 3 bedeutet langsames Abklingen des Virus ohne erneuten Höhepunkt. Szenario 4 bedeutet, dass die Corona-Pandemie und die Untoten-Pandemie so heftig werden, dass alles zusammenbricht. Es gibt dann auch Revolutionen. Das vierte Szenario wird sehr wahrscheinlich eintreffen. Ich spreche hauptsächlich vom Untotenvirus," sagt Walter ernst.
"Aber was sollen wir tun. Sich oben einzusperren ist keine Lösung. Und auch nicht die Untoten-Vogelscheuchen - die bringen glaube ich nichts. Nur dass die Polizei irgendwann kommt..." sagt Jan.
"Die Polizei? Die ist überlastet. Hier kommt fast niemand mehr vorbei. Nur wenn etwas ganz Schlimmes passiert. Die meisten Leute bleiben zu Hause, haben Angst. Es geht fast niemand mehr raus - ausser zum Einkaufen, ab und zu alleine spazierengehen auf eigenes Risiko - weil man sonst ein Lagerkoller kriegt oder man geht raus wegen dem Besuch eines Arztes oder einer Apotheke. Und viele Geschäfte gibt es nicht mehr, viele sind arbeitslos - über 60 %. Und übermorgen - so wurde bekanntgegeben ist offiziell harter Lockdown. Da müssen alle zu Hause bleiben. Aber viele Leute halten nicht mehr durch, sie halten sich nicht mehr an Abstandsregelungen, nicht an Maskenpflicht, es gibt Unruhen, Kriminaltät, Plünderungen....Wie soll es denn weitergehen? Ich war die ganzen letzten Monate fast nur oben. Auch meine Familie. Aber sie hielten nicht durch. Sie sahen die Nachrichten, wurden depressiv und brachten sich um. Ich hab dann den Fernseher nach unten getragen", sagt Walter.
"Und wie haben Sie das geschafft, so lange oben durchzuhalten? Woher haben Sie die Nahrungsmittel genommen?," fragt Jan.
"Wir hatten einfach genug Vorräte gehabt. Im Keller. In der Küche", antwortet Walter.
"Das ist ja gut. Dann haben Sie das Richtige gemacht und Nahrungsvorräte gehortet", meint Jan. "Aber die Nahrungsmittelvorraete haben sich auch inzwischen reduziert", sagt Walter. Dann schweigt er.
"Was ist mit den Vogelscheuchen draussen? Sollte man sie nicht endlich beseitigen?", fragt Jan.
"Später", antwortet Walter.
"Und so traurig das ist mit Deiner Familie - wie wäre es wenn man sie ordentlich bestattet?", hakt Jan nach. "Es stinkt ja grauenhaft. Es ist nicht meine Angelegeneit - aber nur so eine Idee."
"Ich wollte sie bestatten. Ich konnte es nicht. Ich konnte fast nur oben sein - mit Bob und abwarten. Nur wegen Essen war ich ab und zu unten. Und zuletzt um fernzusehen- die Nachrichten, " sagt Walter.
"Du holst dir Krankheiten her. Sei vernünftig. Irgendwann kommt Polizei. Gesundheitsamt. Damit ist nicht zu spassen. Tu was. Sorg dafür, dass sie vernünftig bestattet werden", sagt Jan.
"Wir werden unser Bestes tun," sagt Walter. "Walter zeigt auf die Suppe. "Isst du deine Suppe nicht?," fragt er.
"Doch. Aber ich muss los."
Jan greift sich seinen Rucksack mit dem Schlagstock und geht zügig zur Tür.
"Natürlich werde ich sie bestatten. Draußen Gräber ausheben und eingraben. Ober abholen lassen. He....", sagt Walter noch. Doch Jan war auf einmal weg.
"Er ist weg", sagte Bob.
"Such ihn", sagt Alter.
Bob sucht ihn im Haus. Doch kann er ihn nicht finden. Dann läuft er schnell aus dem Haus, ruft nach Jan und blickt sich draussen um. Doch auch dort kann er ihn nicht finden. Er ist weg.
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Jan geht blitzschnell weg von Walters Grundstück.
Er dreht sich noch um und sieht, daß Bob an der Haustür steht und ihn ruft. Doch er hat keine Lust umzukehren. Solange in dem Haus diese widerlichen Toten sind, will er nicht bleiben. Und als er den Weg erreicht, der in ein unendliches Dunkel führt, rennt er los. Den Weg entlang der Felder, die im Dunkeln kaum sichtbar sind und unendlich lang wirken. Schneller und schneller. Als er so ungefähr einen halben Kilometer gegangen oder gelaufen ist, hört er ein Geräusch. Dann macht er auf dem Weg Halt. Verfolgt ihn jemand? Sind das etwa diese Zombies? Das Herz rutscht ihm in die Hose. Wenn sie von allen Seiten kommen, ist er geliefert, sie werden ihn mit ihren messerscharfen Zähnen in Stücke reissen, ihn halb oder ganz auffressen und irgendwann wird er auch so ein umherlaufendes Monster werden. Er denkt nach und kommt zum einem Ergebnis : Er kann nur weglaufen - bevor es zu spät ist. Und so rennt er und rennt er. Doch dann sieht er mehrere Gestalten von rechts aus dem Feld kommen, von links aus dem Feld kommen. Zwei Zombies kommen näher. Er holt schnell aus dem Rucksack den Schlagstock hervor,den er immer bei sich trägt. Er schafft es noch sie mit einem Schlagstock niederzuknüppeln. Er schlägt so lange auf ihre Köpfe ein, bis sie fast zu Brei geworden sind. Doch dann kommen immer mehr Zombies. Jan will zurücklaufen, doch hinter ihm tauchen auch plötzlich wankende, stinkende, grunzende Zombies mit grässlichen Mäulern auf. Jan nimmt seinen Schlagstock und schlägt schon wieder mit voller Wucht auf einige der Zombies ein und zertrümmert ihre Köpfe. Dann flüchtet er schnell es geht, bevor die Zombies näher kommen und ihn erreichen. Er will in die Felder rechts rennen, doch auch dort sieht er diese schrecklichen Gestalten auf ihn zuwanken...So bleibt er auf dem Weg, der etwas in eine tiefere Ebene zu führen scheint. Dann sieht er in der Ferne Licht. Es sind Lichter einer Tankstelle und er weiss jetzt, dass der nächste kleine Ort mit den wenigen neu gebauten Hochhäusern nicht weit entfernt ist. Dort wo auch sein Freund Sebastian wohnt. Er muss durchhalten. Gleich hat er es geschafft! Die Leute in der Tankstelle werden ihm helfen! Dann erreicht er die Tankstelle. Doch die ist leer. Der Zapfhahn liegt auf dem Boden. Nur ein Wagen ist zu sehen. Ansonsten ist nienand.
"Kann mir jemand helfen, " ruft Jan. Niemand antwortet. Dann geht er in den Verkaufsraum der Tankstelle. "Ist jemand hier?, " schreit er. Dann sieht er jemand an der Kasse zusammengekrümmt und blutend liegen. Er ist tot. Einige Meter entfernt liegt auch ein Mann auf dem Boden. Auch er ist tot. Dann hört er Schritte und Gegrunze. Die Zombies kommen näher und er kann nicht weglaufen. Und sie laufen auf die Tankstelle. Ich muss zu Tür laufen", denkt Jan." Nur eine Tür verteidigen ist die letzte Chance. Noch sind es 10 Zombies. Doch bald sind es 20, 30, denkt er. Als die ersten Zombies auf den Bereich der Tankstelle laufen und sich nun auf den Verkaufsraum und auf Jan zubewegen, bekommt er Angst. Fast hält er seinen Schlagstock in der Hand. Bereit sofort zuzuschlagen, falls ein Zombie ihn angereifen würde. Als die ersten Zombies an den zum Spalt geöffneten Tür laufen, schlägt er mit dem Schlagstock direkt auf den Köpfe der Zombies ein. Und das funktioniert! Sofort fallen mehrer Zombies mit zerschmettertem Kopf regungslos um. Als neue Zombies an der Tür auftauchen, schlägt Jan wieder zu. Immer wieder. Doch dann drängten auch immer mehr Zombies an die Tür. Er werden einfach immer mehr. Und bald werden es zu viele sein, er würde nicht mehr dagegen ankommen und sie würden - selbst wenn Jan die Tür schliessen würde - mit den Händen die Scheibentür einschlagen und dann wäre sie ihm Verkaufsraum drin und würden ihn beißen, in Stücke reißen und fressen. Während Jan mit den Zombies kämpft und schon fast innerlich mit seinem Leben abgeschlossen hat, hört er ein Motorgeräusch. Dann blickt er aus dem Fenster neben der Tür und sieht ein Auto auf die Tankstelle zurasen. Und das Auto hält direkt in der Nähe des Verkaufsraumes. Jemand steigt aus. Schüsse krachen. Und plötzlich fallen mehrere Zombies zu Boden. Der Fremde schiesst und schiesst weiterhin. Jan guckt genauer hin, wer da schiesst. Dann sieht er , dass es Bob ist, der da schiesst. Das ist Rettung in letzter Sekunde!
Bob kommt näher, während Jan geschockt im Verkaufsraum steht. Erst hier wird ihm das Ausnmaß der ganzen Untotenkatastrophe bewusst - bisher war er noch nie so vielen Zombies begegnet - nur in den Nachrichten und von Erzählungen hatte er davon gehört. Als Bob alle Zombies erschossen hat, läuft er zur Tür, steigt über die vielen Zombies, die regungslos am Eingang auf dem Boden liegen. Als er die Eingangstür öffnet, steht ein blasser, geschockter Jan vor ihm.
"Sind sie alle tot", fragt Ja .
"Es sind alle tot," sagt Jan erschrocken.
"Und es war knapp", sagt Bob. "Nächstes Mal bist du vorsichtiger." Bob geht in den Verkaufsraum und sieht sich um. "Hier sind eine Menge Vorräte", sagt Bob.
"Wir werden etwas mitnehmen", sagt Jan.
"Wir müssen hier weg. Bevor noch mehrere Zombies auftauchen", sagt Bob.
"Ich habe in Berlin-Spandau einen kranken Vater. Viele Geschäfte haben zu, nur einige Supermärkte, Arztpraxen und Apotheken haben auf. Übermorgen ist total Lockdown - da müssen wir zu Hause bleiben - ich bekomme wahrscheinlich in der Stadt nichts mehr," sagt Jan.
"Wir müssen aber los", drängt Bob. Doch Jan weigert sich.
"Nein. Ich plündere hier weiter und muss dann zu meinem Vater. Wenn Du zu Walter willst, musst du mich hier lassen. Ich bleibe dann hier und gehe dann alleine nach Berlin-Spandau. Auch wenn es gefährlich ist. Und egal wie ich da hinkomme - notfalls per Anhalter falls ein Auto vorbeikommt und mich mitnimmt. Denn mein Vater wartet," sagt Jan entschlossen.
"Gut. Einverstanden. Ich werde Dir helfen. Plündern Wir. Und dann fahre ich dich in die Stadt", sagt Bob.
Dann geht Bin zum Regal und greift sich ein paar Dosen.
"Ich finde jetzt auch, dass das eine gute Idee ist", sagt Bob. Jan findet noch einige Tüten. Er gibt Bob drei Tüten, während er die anderen erst einmal für sich behält.
"Hier packen wir alles rein", sagte Jan. Dann gehen sie zu den Regalen und plündern alles, was sie kriegen können. Sie packen Dosen, Spaghetti, Reisspackungen, Brotpackungen, Marmelade, Wurst, Cola, diverse Getränke, Bierdosen,... in die Tüten. Alles was sie kriegen können, was in die Tüten reinpasst und was sie schleppen können. Als sie die vielen Tüten vollgepackt hatten, geht plötzlich die Vernebelungsanlage los. Innerhalb kurzer Zeit ist alles voller Nebel. Sie können nichts mehr sehen. Sie greifen sich schnell noch die Tüten, die sie Tagen können, laufen mit den Tüten aus dem Verkaufsraum nach draussen, dann an den Zombie-Leichen (da Zombies Leichen sind, können sie eigentlich nicht mehr sterben und zu Leichen werden, aber Jan nennt sie so) vorbei, die überall verteilt sind und dann zu Bobs Wagen. Schnell laden sie die Tüten in den Kofferraum. Dann steigen sie schnell ein und fahren los.
"Willst Du wirklich zu Walter zurück? Ich fahre nicht zu Walter bevor er die Leichen beerdigt hat", sagt Jan.
"Das wird er. Er hat durch die Coronakrise und durch die Untotenplage einen psychischen Tiefpunkt. Er muss sie beerdigen - denn wenn er das nicht tut, bin ich auch weg. Er ist in letzter Zeit sehr launisch und wir haben viel Streit" , sagt Bob.
"Ich würde an deiner Stelle abhauen. Früher oder später wird der Bauernhof von Zombies - die von der Stadt kommen - überrannt werden," sagt Jan.
"Das wird passieren", meint auch Bob.
"Wohin fährst du mich genau? Fährst Du mich nach Spandau und setzt mich für irgendwo ab oder fährst Du mich nach Hause?", fragte Jan.
"Ich kann Dich nicht einfach in der Berlin-Spandau absetzen. Es ist zu gefährlich. Ich fahre Dich in Berlin-Spandau direkt nach Hause. Wo wohnst Du? ", fragt Bob.
"Blaue Lilienstrasse 3. Das ist ein kleines Reihenhaus - zwei Etagen. Da wohne ich mit meiner Freundin Linda und meinem achtjährigen Sohn", sagt Jan.
"Gut. Ich fahre Dich dort hin", sagt Bob.
"Ich will mur meine Tüten Lebensmittel zu Hause abliefern. Dann will ich nur zu meinem Vater. Da kannst Du mich absetzen. Es dauert bestimmt nicht lange. Denn mein Vater wohnt auch in Spandau", sagt Jan. Bob ist einverstanden.
"Gut", sagte er.
Dann fahren sie durch die Felder. Dann tauchen die ersten Häuser am Strassenrand auf und die Silhouetten der Hochhäuser werden größer. Dann fuhren sie durch den Ort Libitz-Spandau. Und dann fuhren sie eine große Hauptstraße entlang bis sie Berlin-Spandau erreichen. Sie fahren noch eine Weile in der Dunkelheit durch die Straßen. Dann erreichen sie Jan Reihenhaus in der Lilienstraße 3 in Spandau. Es ist schon 0:10 Uhr. Auf der Strasse ist niemand zu sehen. Keine Menschenseele. Und zum Glück auch keine Untoten.
"Zum Glück sind hier keine Untoten."
"Kommst Du auch kurz rein ins Haus und trinkst was mit mir?", fragt Jan.
"Ja. Gerne."
Jan lässt seinen Rucksack auf Bobs Beifahrersitz liegen. Dann steigen sie aus und gehen zum Kofferraum.
"Ich finde, wir teilen uns die Lebensmittel. Halbe, halbe", sagte Jan.
"Einverstanden. Du nimmst Deine Tüten heraus und meine Tüten bleiben im Kofferraum", entgegnet Bob.
Dann öffnete Bob den Kofferraum und dann holen sie mehrere Tüten Lebensmittel, die Jan gehören, dort raus und stellen sie vorerst auf den Boden. Die anderen Tüten, die Bob gehören, lassen sie im Kofferraum. Dann schließt Bob den Kofferraum. Einen Augenblick später greifen sie sich Jans Tüten und schleppen sie zu Jans Reihenhaus zu und stellen sie vor Jans Haustür. Jan schliesst die Tür auf und als sie eintreten, ist alles dunkel und ruhig. Schnell schleppen sie gemeinsam die Tüten in Jans Reihenhaus. Dann ruft Jan durchs Reihenhaus": Hallo Linda. Schatz, ich bin da. Tut mir leid, dass ich so spät komme, aber,..."
Es kommt keine Antwort. Zumächst fällt ihm nichts Ungewöhnliches auf.
"Linda? Tom?", ruft Jan.
Doch wieder kommt keine Antwort.
"Sie schlafen sicher schon", sagt Bob.
"Nein -das glaube ich nicht. Sie gucken immer in diese Uhrzeit fern. Corona-Nachrichten. Zumindest Linda", sagt Jan.
Jan und Bob gehen ins Esszimmer. Doch sie sind nicht da. Jan spürt: Etwas stimmt nicht.
"Sie sind vielleicht oben", meint Bob.
"Da bin ich mir nicht so sicher", antwortet Jan.
"Meinst Du?"
Dann ruft Jan erneut": Linda? Linda?"
Als immer noch keine Antwort kommt, gehen sie nach oben. Jan guckt in das Kinderzimmer. Da ist keiner. Dann gehen sie ins Schlafzimmer. Auch da ist niemand. Jan ist traurig.
"Du musst das anders sehen. Vielleicht sind sie spazieren gegangen. Oder wollten einfach raus - denn das ist (da es schon 0 Uhr 15 ist) der letzte Tag vor dem harten Lockdown und wir wissen nicht wie lange dieser Lockdown dauern wird", sagt Bob.
"Kann sein", entgegnet Jan.
Dann gehen sie nach unten ins Wohnzimmer. Doch auch unten sind sie nirgendwo zu finden. Jan wird langsam unruhig.
"Wir können was zusammen trinken und auf sie warten", schlägt Bob vor. "Ich hole eine Flasche Whisky mit Cola aus dem Wagen...Ich kann ja nicht viel trinken, weil ich mit dem Wagen fahren muss. Aber Du kannst was trinken."
Jan unterbricht ihn.
"Ich habe auch etwas", sagt Jan, geht zum Wohnzimmerschrank und holt eine Flasche Bourbon und eine Flasche Cola hervor. Er nimmt auch zwei Gläser aus dem Wohnzimmerschrank und stellt sie auf den kleinen Wohnzimmertisch. Dann schenkt Jan etwas Cola in das eine Glas und gibt es Bob. Und ein bisschen Bourbon dazu. Dann greift er sich das andere Glas und schenkt sich auch Bourbon und Cola ein. Aber viel mehr Bourbon als bei Bob. Dann nehmen sie die Gläser in die Hand und stoßen an.
"Auf Dein Wohl", sagt Bob.
"Auch auf dein Wohl", antwortet Jan. Dann trinken sie. Einen Augenblick später fällt Jans Blick auf die Wand, an der normaler Weise eine Uhr hängt. Sie fehlt. Ein seltsames Gefühl des Unbehagens überkommt Jan.
"Die Uhr fehlt. Das stimmt was nicht", sagt Jan.
"Die Uhr?"
"Die Uhr an der Wand. Ich werde das herausfinden...", sagt Jan.
Dann sieht sich Jan genauer im Reihenhaus um. Dann sieht er, dass sämtliche Gegenstände in dem Reihenhaus fehlen. Nicht nur die Uhr fehlt im Wohnzimmer. Auch sämtliche Fotos, einige Bilder an den Wänden, einige Vasen,...im Wohnzimmer fehlen. Dann geht Jan nach oben. Bob folgt ihm. Jan öffnet im Schlafzimmer sämtliche Schränke. Auch dort fehlen sämtliche persönliche Sachen von Linda und Tom.
"Linda hat sämtliche Sachen mitgenommen, sie sind weg", schreit Jan.
Dann sieht er in einer Schublade einen Abschiedsbrief von Linda." Hallo Jan. Es tut mir leid, Dir diese Zeilen schreiben zu müssen. Aber wie Du weisst, passen wir nicht zusammen. Wir haben es versucht, es aber doch nicht geschafft. Auch ist es hier nicht mehr sicher. Wir haben auf Dich gewartet - Du warst nicht gekommen. Wir sind jetzt an einen sicheren Ort. Ich hoffe, Du verstehst das, Linda."
Jan ist entsetzt. Und traurig. Sie gehen von der oberen Etage ins Wohnzimmer zurück und setzen sich auf die Couch.
"Ich hab doch alles getan für die Familie", jammert Jan...
Jan fängt an zu weinen.
"Beruhig dich.Trink ein Gas Wasser", sagt Bob. Er steht auf, geht aus dem Wohnzimmer in die Küche, greift sich eine Wasserfasche und ein Glas, füllt das Glas mit Wasser und kommt damit ins Wohnzimmer zurück. Dann reicht er Jan das Glas. Nach einigen Zögern greift Jan das Glas und trinkt es aus.
"Warum ist sie abgehauen? Gab es Streit? Das muss doch einen Grund haben. Es gab Streit. Ab und zu. Wir hatten uns aber immer wieder vertragen. Aber das jetzt. Damit habe ich mit gerechnet!", schreit Jan erschüttert.
"Es tut mir leid. Sehr leid. Ich kann Deinen Schmerz nachvollziehen", sagt Bob.
Jan holt sein Handy aus der Tasche, dass deshalb nicht funktioniert, weil es nicht aufgeladen ist. Dann geht er zum Wohnzimmerschrank, öffnet eine Schublade und holt ein Ladekabel hervor. Kurz darauf verbindet er das Ladekabel mit dem Handy. Und kurze Zeit später lädt er das Handy mit Hilfe des Ladekabels an einer Steckdose auf. Er wartet so etwa einige Minuten, bis das Handy etwas aufgeladen ist. Dann schaltet er es und macht zur Kontrolle einige Fotos vom Wohnzimmer. Und dann ist für Jan klar: Das Handy funktioniert. Er will Linda gerade eine WhatsApp-Nachrucht auf seinem Handy schreiben. Doch er stellt fest, dass sie ihn blockiert hat. Und auch Tom ist nicht erreichbar! Jan ist entsetzt. Er lädt sein Handy noch eine Weile auf. Dann steckt er sein Handy samt Ladekabel in seine Jackentasche und greift sich die Flasche Bourbon.
"Womit hab ich das verdient", sagt Jan.
Er hat Tränen in den Augen.
"Du hast Pech gehabt. Du hast Pech gehabt. Das ergeht vielen Leuten in Zeiten der Pandemie so", sagt Bob.
"Es ist einfach grausam, was Linda mit mir macht", schreit Jan.
Jan schenkt sich ein Glas Bourbon ein. Er nimmt einen kräftigen Schluck. Dann noch einen Schluck. Dann steht er mit dem Glas in der Hand auf und geht zur Gartentür. Bob folgt ihm. Dann gehen sie in den dunklen Garten. Bob folgt ihm mit besorgtem Gesicht. Jan geht mit dem halbvollen Glas Bourbon, den er immer noch in der Hand hält, auf die blaue Lilienstrasse.
"Jan - mach keine Dummheiten", sagt Bob ernst.
Jan geht schweigend mit dem Bourbon in der Hand die Straße runter. Bob folgt ihm und redet auf ihn ein.
"Beruhig Dich. Es wird alles wieder gut", sagte Bob.
"Ich werde sie suchen", sagt Jan entschlossen.
"Beruhig Dich. Vielleicht kommen sie bald wieder und alles ist wieder gut", sagt Bob.
"Ich werde nicht warten. Ich werde sie suchen. Ich hätte nicht bei Walter bleiben sollen. Das war ein Fehler. Die eigene Familie hat immer Vorrang", sagt Jan und trinkt einen Schluck aus seinem Glas Bourbon.
"Aber Du hast nicht gewusst, dass so etwas passiert. Das kann jedem passieren", sagt Bob.
Er hofft Jan beruhigen zu können. "Vielleicht kommt sie später ja wieder. Manche Frauen machen Ärger, hauen ab, dann aber besinnen sie sich und kommen wieder", sagt Bob.
Aber innerlich weiss er, dass das unwahrscheinlich ist. Trotzdem versucht er Jan zu beruhigen - so wie es eben nur geht in dieser Situation. Und er sucht mit ihm draussen seine Familie, obwohl er weiss, dass sie seine Familie nicht draussen finden werden. Und er weiss auch, dass das eine lange Nacht des höchstwahrscheinlich vergeblichen Suchens werden würde.
"Willst du die ganzen Strassen absuchen?", fragt Bob kritisch. "Vielleicht sind sie hier! Bei den Nachbarn!", sagt Jan.
Sie gehen die Blaue Lilien- Strasse weiter runter. Plötzlich zeigt Jan auf ein Weiss-graues Haus. Jan bleibt stehen. Auch Bob bleibt stehen.
"Dort wohnen meine Nachbarn", sagt Jan.
"Willst du mir erzählen, was du jetzt erreichen willst?", fragt Bob ungeduldig. "Glaubst du, dass Linda und dein Sohn hier sind?"
"Pssst...Ich hab was gehört", sagt Jan.
Dann ertönt Geschrei. Von den Nachbarn.
"Was willst du? Ich hab kein Geld. Ich kann es nicht kaufen", ertönt eine männliche Stimme aus dem weiss-grauen Haus.
"Du hast wieder gesoffen. Und rumgehurt! Das ganze Geld versoffen!", schreit eine schreiende, weibliche Stimme.
"Das stimmt nicht! Du bist diejenige, die das Geld verbraten hat. Weil Du ständig einkaufst. Und Du gehst fremd!", schreit der Mann. "Nein - Du gehst fremd! Und du säufst! Ich hab die Bierflaschen unter dem Bett gesehen. Du hast keine Arbeit, Du stinkst, Du bist hässlich - hätte ich Dich nie geheiratet. Und ich war so dumm mit Dir noch ein Kind zu haben. Ich wünsche, dass Du weg bist. Für immer aus meinem Leben. Ich verlasse Dich", schreit die Frau.
"Du bist eine Hure. Du bläst den Nachbarn!", schreit der Mann. "Ich...ich schick Dir einen Anwalt auf den Hals oder die Polizei, wenn ich ausziehe, das Kind mitnehme und Du nicht zahlst", schreit die Frau.
Dann ertönt ein Laut, das sich wie einen Schlag anhört.
"Du wirst mit mir nie mehr so reden. Nie mehr. Oder ich schmeiss Dich den Zombies zum Frass vor", schreit der Mann.
"Und ich lasse Dich umbringen. Ich bestell einen Auftragskiller", schreit die Frau.
"Und ich bringe vorher alle rum. Du hälst den Mund. Halt den Mund", schreit der Mann.
"Schlimme Welt heutzutage", sagt Bob.
"Wie vor der Sinntflut in den Tagen Noas. Da gab es auch nur Streit, Gewalt, Kriminalität, jeder treibt es mit jedem oder jede. In der Bibel steht: Wenn die Bösen sprossen wie Unkraut, ist das Ende nah - so sagt mein gläubiger Vater", sagt Jan.
"Wollen wir helfen?", sagt Bob besorgt. "Da kann was passieren", flüstert Bob.
"Nein. Wir helfen nicht. Ich habe meine eigenen Probleme und muss Linda und Tom suchen. Die haben jeden Tag Streit - das ist seit den Coronakrisen normal bei Ihnen. Das ist so seitdem das Geld immer knapper wurde. Das ist jetzt immer so - fehlt der Fun-Faktor in der Beziehung und es kommt zu Problemen, dann bricht das Chaos los und viele Beziehungen gehen kaputt - besonders in Zeiten der Pandemie", erklärt Jan.
Bob ist sprachlos. "Ich glaube ehrlich nicht, dass Deine Familie hier ist", sagt Bob.
"Meinst Du?", fragt Jan.
"Wir sollten vielleicht besser in Deinem Reihenhaus auf sie warten", sagt Bob.
"Ich werde sie draussen suchen. Vielleicht sind sie spazieren gegangen", sagt Jan.
Er kann es immer noch nicht begreifen, dass seine Familie fort ist.
"Ich werde sie suchen! Heute Nacht! Und zwar hier!", schreit Jan und nimmt einen kräftigen Schluck aus seinem Glas Bourbon, das er immer noch in der Hand hält. Vielleicht wollen sie vor dem Lockdown noch ein letztes Mal rausgehen, wenn alles übermorgen schliesst", sagt Jan.
"Aber ist das nicht gefährlich hier draussen? Ist das wirklich wahrscheinlich, dass sie nachts noch hier draussen sind? Keine normale Mutter geht um diese Uhrzeit nachts mit einem Kind nach draussen - auch nicht vor dem Lockdown", sagt Bob.
"Kann sein", sagt Jan.
"Ich werde noch 20 Minuten hier draussen sein. Dann werde ich in den Wagen steigen und losfahren. Denn mir ist das zu gefährlich hier draussen", sagt Bob.
"Ich werde nicht lange draussen sein", entgegnet Jan.
"Das ist gut. Kann ja alles sein in diesen verrückten Zeiten. Es gibt viele Leute, die zu viel drin sind - sie lesen von Corona 7, von den Untoten. Sie haben ein Lagerkoller. Viele drehen durch", ergänzt Bob.
Jan schweigt zuerst und trinkt aus seinem Glas. Dann spricht er": Ich und meine Familie - wir waren in letzter Zeit zu oft drin. Kann möglich sein", sagt Jan.
"Meinst Du wirklich, dass wir sie hier finden? Das glaubst Du doch nicht wirklich", sagt Bob.
"Wir werden das sehen. Wir versuchen unser Bestes", antwortet Jan.
Bob will noch etwas sagen. Dann merkt er, dass es zwecklos ist. Jan ist aus dem Gleichgewicht geraten, betrunken und es hat keinen Zweck ihn von etwas anderen zu überzeugen. Also lässt er ihn in seinen Irrglauben und suffbedingten Wahn, Linda und Tom doch noch hier draussen zu finden. Dann gehen sie einige Strassen weiter in der Dunkelheit umher, als sie in der Ferne eine wankende Gestalt auf der Straße sehen. Zuerst dachten sie, dass ein Betrunkener ist. Doch dann sehen sie beim genaueren Hingucken, dass es sich auch um einen Untoten handelt. Dann sehen sie in der Ferne Scheinwerferlichter. Ein Auto kommt. Und kommt immer näher. Das Auto rast unbarmherzig auf die Gestalt zu und rammt sie. Der Motor heult kurz auf, die Reifen quietschen, es folgt ein kurzes Aufprallgeräusch. Die Gestalt wird wie eine Puppe durch die Luft geschleudert und bleibt regungslos auf der Straße liegen. Der Wagen bleibt dann einige Meter weiter stehen. Im Auto sitzen 4 Jugendliche.
"Fahr weiter, Sid, da ist nichts. Ich sag doch immer : Du fährst zu schnell. Irgendwann haben wir Ärger mit den Bullen", sagt der eine.
"Ach, halt s Maul. Merkt doch sowieso keiner. Hauen wir ab", sagt Sid.
Dann fahren die davon.
"Lass uns von hier verschwinden", sagt Bob.
"Du hast Recht. Hier sind sie nicht. Warten wir zu Hause auf sie," sagt Jan.
Dann hören sie ein Geräusch. Es kommt von einem Haus an der Strasse links. Dort wo sich mehrere Mülltonnen befinden. Nach einiger Zeit sahen sie eine andere dunkle Gestalt auf sie zuwanken.
"Los, renn!," schreit Bob. Und beide rennen und rennen bis sie die Linkenstrasse erreichen. Dort gehen sie einen Weg entlang, der zuerst zu einem kleinen Minipark führt und der dann zu Jans Grundstück hinten führt. Als sie Jans Grundstück erreichen, rennen sie blitzschnell durch das kleine Gartentor, dann durch den Garten und dann erreichen sie einen Augenblick später Jans Haus. Als sie in das Wohnzimmer eintreten, schliesst Jan, der immer noch sein Glas in der Hand hält, die Tür.
"Ich werde die Tür gut verrammeln müssen", sagt Jan. "Ich werde auf sie warten. Bleibst Du noch hier? Wir können ein wenig Bourbon zusammen trinken."
"OK. Ich bleibe noch etwas hier. Aber trinken werde ich ganz wenig - ich muss noch Auto fahren", sagt Bob.
Jan erhebt sich vom Sessel und giesst etwas Bourbon in Bobs Glas.
"Ich fürchte, ich kann nicht mehr Auto fahren, wenn ich so viel trinke", sagt Bob.
"Dann trinkst du nur ein ganz kleines bißchen", sagt Jan und schaltet die Nachrichten ein.
"Schon wieder zahlreiche Neuinfizierte. Die Zahl hat sich wieder auf auf 3.000 erhöht. Es gibt mehrere Überfälle von Untoten, die ganze Städte in Angst und Schrecken versetzen. Es wird geraten zu Hause zu bleiben. Morgen ist Lockdown. Da werden die Geschäften schliessen müssen... ", sagt der Nachrichtensprecher um fast 1 Uhr.
"Und da werde ich die ganze Zeit bei Walter sein müssen", sagt Bob. "Du kannst hier bleiben. Ich hab Dich kennengelernt, Du hast mich hierhergefahren. Das ist für mich ein Signal. Trinken wir hier. Und Du schläfst bei mir, es ist unser vorletzte Nacht. Denn morgen ist harter Lockdown. Ich weiss, dass ich mich nicht daran halten werde und ab und zu auch heimlich weggehen werde. Es wird eine harte Zeit sein. Die Welt steht still, die Geschäfte haben zu und da sind diese Untoten ....Wir können nur auf die Politiker warten und auf das Militär," erzählt Jan.
Die Zeit verstreicht. Dann geht Jan in den Keller und holt einen Karton aus der Schublade. Dann geht er damit nach oben und zeigt Bob die DVDs, Fotos, einige Filme, die sich im Karton befinden. Er greift auch eine DVD, geht damit zum Videorekorder, legt eine DVD ein und zeigt Bob einige Aufnahmen von seiner Frau und von ihm beim Grillen im Garten.
"Das ist Linda. Das war vor dem letzten harten Lockdown in der Corona 6 -Phase. Das war ein bisschen länger her. Einige Jahre. Mein Sohn war da noch nicht geboren. Damals gab es noch nicht nicht Corona 6 oder Corona 7 und keinen Untotenvirus. Dann zeigt Jan, wie er mit seinem Sohn Tom und Linda auf einer Wiese einen Drachen steigt. Danach zeigt er ein Video das ihn alleine im Wohnzimmer sitzend zeigt. Und wie er seinen Whisky trinkt.
"Das bin ich im letzten harten Lockdown vor drei Jahren. Ich bin da ziemlich depressiv. Meine Sohn und meine Frau sind oben in den zwei Zimmern - sie hatten Angst vor Ansteckung", erzählt Jan.
Dann zeigt er ein andere Videoaufnahmen. Auf denen sitzen sitzen Jan, Linda und Tom im Wohnzimmer. "Tom - machst du bitte Deine Hausaufgaben", sagt Jan ruhig in dem Video. "Nein. Warum? Es ist keine Schule, ich bin zu Hause und morgen geht die Welt sowieso unter. Da sind überall Zombies und wir werden sowieso alle sterben. Warum soll ich mich was machen. Oder wir sterben an Corona 7", sagt eine Kinderstimme auf dem Video. Es ist die Stimme von Tom. "Morgen geht die Welt nicht unter. Mach Deine Aufgaben oder es gibt Fernsehverbot und ich nehme dein Handy weg," schreit Linda. "Ich möchte spielen", sagt Tom. "Du spielst nicht. Du machst Deine Hausaufgaben" , schreit Linda. "Nein, Mami." "Erst Schulaufgaben." Dann steht Linda auf. Tom schreit. Dann greift sich Tom eine Tasche und schmeißt sie nach der Mutter. Andere Schulhefte schmeißt er auf den Boden. "Ich werde nichts mehr machen. Alles ist mir jetzt scheißegal!", schreit Tom. Dann Geschrei, Türknallen. "Ihr seid Scheisseltern. Immer nur streitet ihr, ein Vater der nur besoffen ist, arbeitslos rumsitzt und eine Mutter, die nur rumnörgeln und mit anderen Männern rummacht", schreit er. "Und du bist ein fauler Sohn, der ein Dachschaden hat, Lügen verbreitet, nie Schulaufgaben macht und später sowieso Krimineller wird, Verrückter wird oder auf der Straße landet, schreit die Mutter. Dann Geschrei. Türknallen. Und dann ist das Bild weg.
"Seit wann geriet das ausser Kontrolle?", fragt Bob bestürzt.
"Vor der sechsten Corona-Krise war alles noch gut oder relativ normal. Dann kam die sechsten und dann die siebte Corona-Krise und dann war alles irgendwann kaputt. Alles ging den Bach runter", erzählt Jan. Dann läuft eine andere Aufnahme. "Du kaufst jetzt mehr Bohnen, Gemüse, Dosen, Kaffee, Klopapier ein", schreit Linda im Video. "Kapierst Du es nicht? Ich hab kein Geld", antwortet Jan im Video. "Kein Geld? Hast Du wieder es versoffen?" "Ich saufe schon seit zwei Jahren nicht mehr. Hast Du kapiert? Es ist Corona-Krise. Wir gehen alle pleite. Soll ich Haus und alles verkaufen, nur weil Du zuviel ausgibt?", schreit Jan. "Es mir egal. Ich bin sowieso weg aus Deinem Haus." "Wo willst Du hin ohne Arbeit? Willst du bei deiner Schwester wohnen und ihr auf der Tasche liegen? Du hast doch auch keinen Job." "Ich werde schon klarkommen". "Und ich kann hier alleine rumsitzen. Ich werde dicker, bekomme Haltungsschaden vom Sitzen. Dir ist ja alles egal. Du kriegst auch keine Wohnung, Krankenkasse. Wir haben Corona 7-Krise. Und den Untoten-Virus. Und nichts. Du landest auf der Strasse", schreit Jan in dem Video. "Und Du? Du hast doch keine Aufträge und nichts. Du hast doch wieder gesoffen. Du hast dich mit deinen Saufkumpanen getroffen und wieder vollaufen lassen", schreit Linda." "Alles Lüge. Du bist diejenige, die immer andere Männer hat", schreit Linda im Video zurück. Jan blickt Bob deprimiert an.
"Da gab es wieder Streit. Und auch bei meinen Nachbarn gibt es Streit. Und meistens dreht es sich nur um Geldprobleme", sagt Jan.
"Immer dasselbe", sagt Bob.
"Ich kann das nicht mehr hören. Ich wurde damals von der Coronakrise überrascht, ich drehte gerade für eine Band einen Dokumentarfilm und machte viele Fotos, ich hatte mehrere Aufträge. Dann kam die Corona 7-Krise und die Katastrophe begann. Dann verlor ich meine Aufträge. Ich wurde dicker und bekam das erst durch meine strengere Diät und durch mein Sportprogramm wieder einigermaßen hin, ich bekam einen Haltungsschaden vom Sitzen, Schlafstörungen, Ängste, Depressionen, ich trank mehr, Geld war weg, ich war total isoliert mit meiner Familie. Von meinem Sohn Tom wurde ich grundlos beleidigt, der schlimme Lügen erzählt hat, obwohl er der faule Typ ist, der nichts im Haus macht, kriminell ist und Nachbarskinder beklaut, lügt, nicht für die Schule lernt....Am Schlimmsten war, dass meine Aufträge weg waren und wir kaum Geld hatten - was übrigens auch heute noch so ist. Ich hatte damals einen Wasserschaden, Reparaturen mussten gemacht werden im Haus, aber kein Handwerker kam in der 7. Coronakrise, der irgendetwas im Haus repariert hat", erzählt Jan.
"Was machst Du genau beruflich? Erzähl mir ausführlicher davon", sagt Bob."
"Ich bin Fotograf. Ich fotografiere Leute, mache auch kunstvolle Fotos, hatte eine Ausstellung in einer Galerie, ich arbeitete mit Journalisten zusammen, mit Zeitungen. Ich dokumentierte die Coronakrise vier, fünf und sechs und jetzt dokumentiere ich die Coronakrise 7 und die Untotenkrise. Ich hatte da viel erlebt. Musste viel kämpfen, arbeiten für vier Personen. Dann starben mehrere Freunde an Corona 5 und 6, meine Mutter, meine Tante sarben an Corona 6, ich kam damals unter Corona- Verdacht und müsste in Quarantäne. Ich hatte mehrere Einbrüche erlebt. Ich schlug auch einen Räuber krankenhausreif, der wollte mich töten, war böse, aber ich war auch böse. Weißt Du was? Böse gegen Böse geht nicht. Es gibt eine Theorie eines bekannten Philosophen: Böse gegen Böse geht nicht. Solange die Bösen auf Kosten der Guten leben, ist alles in Ordnung und die Bösen fühlen sich wohl. Sie können die Guten ausplündern, ausnutzen, unterdrücken. Doch wenn dann die Guten aussterben, bleiben nur Böse übrig. Und dann wird das auch für die Bösen stressig, nichts funktioniert mehr. Dann geht es nur noch Böse gegen Böse und dann bekommen auch die Bösen richtig Stress. Das behauptete mal irgendso ein Philosoph. Ich kann Dir eine Geschichte erzählen. Da war mal ein normales Ehepaar, dass Knut und Anna Schmidt hieß und in Berlin lebte. Und der Mann hatte einen Bruder namens Horst. Dann kam die Corona-Krise "Corona 5." Und dann wurden sie arbeitslos und hatten auch kein Geld mehr. Sie begannen Alkohol zu trinken, zu stehlen, Drogen zu nehmen. Es ging immer mehr ein Stückchen weiter runter. Und dann gründeten sie eine Bande. Sie begannen Leute zu erpressen. Leute, die kleine Läden hatten. Ich kenne einen Jugendlichen, den sie erpresst haben und der musste Geld an sie zahlen. Doch irgendwann waren diese Leute tot krank oder starben oder nahmen sich das Leben, wurden umgebracht. Und dann war es für Knut und Anna und die Bande eng. Es gab nichts mehr. Als die eines Tages einen Restaurantbesitzer namens John B. ausrauben wollten, stellten sie fest, dass er einer größeren Bande angehörte und noch viel schlimmer und grausamer war und er tötet die Häfte der Bande, nur Knut, Anna, der Bruder Host überlebten und einige wenige andere von der Bande. Und John B. und seine Bande wurden von einer anderen Bande ausgeraubt. Und dann wimmelte es nur von Bösen. Und auch das Ehepaar Knut und Anna gerieten immer mehr in Streit und sie hatten keine Nahrungsmittel mehr, die sie stehlen konnten. Knut bekam mit, dass seine Frau Anna ihn betrog - mit einem Räuber namens Clemens. Clemens betrog aber auch wiederum seine Frau Anna mit einer Frau namens Nicole, die ihn oft abblies. Nicole war aber verheiratet mit Wilhelm. Und sie betrog sowohl Clemens und auch ihren Ehemann Wilhelm mit einem Mann namens Werner. Und Werner betrog wiederum Nicole und liesss sich von Erika einen blasen. Und so ging die Kette immer weiter bis es nur so wimmelte von Streit, zerrütteten Beziehungen, Ehen, unehelichen Kindern, Selbstmörder, Morden aus Eifersucht z.B.,... Dann erfuhr Knut, dass seine Anna ihn betrog und brachte Clemens um. Und dann Anna, da sie heimlich mit seinem Bruder Horst eine Affäre hatte. Dann gab es in der Familie einen Streit und fast alle brachten sich um. Nur Knut und sein Bruder Horst blieben übrig. Doch Horst war sauer, dass Knut Anna umgebracht hat und er tötete ihn. Am Schluss blieb nur Horst übrig - doch er war nur von bösen Räubern umgeben und wollte nicht mehr in solch einer bösen, kranken Welt leben und brachte sich um. Am Ende waren alle tot. Die Räuber anderer Banden wurden von den Pandemien hingerafft. Das Beispiel zeigt, dass: Böse gegen Böse nicht geht", erzählt Jan.
"Das ist ja eine kranke Geschichte", sagt Bob.
"Aber wahr. Wir leben in einer kranken Welt. Fast jeder ist verrrückt oder böse heutzutage. Viele Menschen werden zu Tieren. Gute Menschen gibt es nur wenige. Eher schlechte", sagt Jan.
"Ich kenne aber einen Millionär, der 3000 Euro an Arme verschenkt hat", sagt Bob.
"Das sind Ausnahmen. Moralisch runter geht es meist schneller- rauf weniger", sagt Jan und schenkt sich etwas Bourbon ein und nimmt einen kräftigen Schluck. "Die meisten sind böse und Gott wird sie irgendwann bestrafen, wenn sie sich nicht ändern. Von wegen Solidarität. Da muss eine übernatürliche Lösung her. Nur Gott kann eine Lösung herbeiführen".
"Das sehe ich auch so", sagt Bob. Dann erzählt Jan weiter und Bin hörte zu. Dann fragte Jan": Was machst Du eigentlich beruflich?"
"Ich wollte Medizin studieren, doch meine Eltern hatten kein Geld. Und so arbeitete ich in einer Reinigungsfirma. Ich heiratete - mein Frau starb an Krebs. Viele aus meiner Familie starben am Coronavirus - ich wollte keine Kinder in diese Welt setzen. Und später arbeitete ich bei Walter", erzählt Bob.
Dann schweigen sie.
Dann ergreift Jan wieder das Wort. "Ich hätte Lust heute Nacht noch Freunde von mir zu besuchen. Ich muss mich ablenken. Ich muss das alles verdauen. Das ist besser", sagt Jan.
"Du solltest Linda vergessen. Sie ist falsch. Aber du solltest wissen, wo sich Tom aufhält", sagt Bob. "Ich muss wissen, wo er ist. Das Problem werden wir nicht heute Nacht lösen. Lass uns zu Dr. Bachmann fahren. Das ist ein Freund von mir. Der wohnt Grunewald. Der kann mir sicher einen Rat geben. Oder wir fahren kurz zu meinem Vater, der auch in Spandau wohnt und ich bringe ihm die Tüte Lebensmittel", schlägt Jan vor.
"Dann machen wir das. Ich fahre Dich da hin", sagte Bob und trinkt das Glas Bourbon aus.
"Und ich nehme eine Tüte für meinen Vater mit. Und meinen Rucksack, der noch im Wagen auf dem Beifahrersitz liegt, nehme ich auch mit", sagt Jan.
Dann greift sich Jan für seinen Vater eine Tüte Lebensmittel, die er auf den Flur abgestellt hatte. Dann verlassen Jan (mit seiner Tüte in der Hand) und Bob das Reihenhaus. Nachdem Jan gut die Haustür abgeschlossen hatte, gehen sie zu Bobs Wagen. Dort packen sie die Tüte Lebensmittel für Jans Vater in den Kofferraum. Dann steigen sie ein. Nachdem Jan seinen Rucksack auf seinen Schoss gelegt hatte, fahren sie los. Nachdem sie etwa zehn Minuten gefahren sind, kommen sie an einer kleinen Strasse vorbei.
"Halt mal an", sagt Jan.
Bob hält den Wagen an.
"Hier wohnt Marc - ein Freund von mir. Hup mal", sagte Jan.
Und Bob hupte. Dann warteten sie. Dann sehen sie am Fenster kurz eine dunkle Gestalt. Dann verschwindet sie. Aber es kommt keiner runter.
"Er ist ins Bett gegangen, will keinen Besuch. Ich bin mir sicher, dass es Marc war. Vermutlich ist er wieder depressiv. Fahren wir weiter", sagte Jan. "Ich habe mir in den Krisen einige Freunde erhalten. Marc, Albrecht, Oliver, Steve, Fred, Erik, Dr. Bachmann, Mike und seine Frau Steffi. Einige Wohnen in Hamburg, andere in Berlin. Steve wohnt zum Beispiel an der Ostsee Timmendorfer Strand. Vielleicht lernst du sie mal kennen", sagt Jan. Dann steigen sie in den Wagen: Bob setzt sich wie immer bis jetzt ans Steuer und Jan - mit den Rucksack auf dem Schoss - auf dem Beifahrersitz. Dann fahren sie los in Richtung Grunewald.
Nach einiger Zeit erreichen sie die Villa von Dr. Josef Bachmann in der Zedernstraße in Grunewald. Diese ist von einer hohen Mauer umgeben und von der Villa sieht man nur das Dach. Sie steigen aus, nehmen aus dem Kofferaum eine Lebensmitteltüte mit Dosen, Keksen und Bier mit. Dann gehen sie zur Einganstor mit einer grossen Tür und klingeln dort. Eine Stimme ertönt an der Gegensprechanlage.
"Hallo? Wer ist da", fragt eine tiefe Stimme.
"Ich bin hier mit Bob - einem Freund", antwortet Jan.
"Was macht Du hier auf den Strassen so spät?", fragte die Stimme.
"Meine Freundin Linda hat mich verlassen und meinen Sohn mitgenommen", sagt Jan.
"Oh - das tut mir leid. Kommt rein", sagt die Stimme. Es folgt ein Summen und das Tor geht auf. Wenig später erscheint ein ganz in weiss gekleideter, grossgewachsener, schlanker Mann, sonnengbräunt mit weiss-glänzenden Zähnen und einem breiten Grinsen und mittellangen Haaren. Im Kinn hat er eine Maske. Es ist Dr. Josef Bachmann. Er gibt ihnen nicht die Hand.
"Hallo. Ich bin Dr. Bachmann. Ich geb Euch wegen der Infektionsgefahr nicht die Hand. Alles mit Maske und Abstand. Kommt rein", sagte er.
Er winkt ihnen zu und führt sie in seine elegante Villa. Nachdem Jan und Bob in die Villa eingetreten sind, schließt Dr. Bachmann die Haustür. Jan und Bob sehen sich in der Villa um. Der Eingangsbereich macht einen düsteren Eindruck. Am Eingang sind einige mittelalterliche Ölgemälde. Dann erschreckt sich Bob. An der Wand entdeckt er einige Skelettköpfe. Und einige Köpfe von den Untoten. Auch im Aquarium schwimmen Hände.
"Ich bin Bob", stellt sich Bob verlegen vor.
"Den Jan kenne ich schon lange. Aber wer bist Du? Wo habt ihr Euch kennengelernt?", fragt Dr. Bachmann den Bob.
"Ich arbeite bei Walter auf dem Bauernhof. Feldweg 15. Nicht weit weg vom Bahnhof Staaken. Wir haben uns dort kennengelernt. Wir wurden von Untoten verfolgt und angegriffen...Eine alte Frau und ihr Kind starben. Jan wurde von seiner Freundin veriassen", erzählt Bob die Ereignisse. Dann schildert Jan Dr. Bachmann ausführlicher seine Erlebnisse. Dr. Bachmann runzelte die Stirn.
"Das ist Mist. Schade. Schade. Schlimm", sagt Dr. Bachmann nur und schüttelt den Kopf.
"Stell Dir vor. Ich wurde von Linda verlassen. Und sie hat meinen Sohn mitgenommen. Und wo kann sie sein?", fragt Dr. Bachmann.
"Ich vermute bei ihrer Schwester oder Mutter in Berlin", sagt Jan. "Das ist Mist. Und du willst jetzt hinfahren und sie dort suchen", fragt Dr. Bachmann.
"Ja. Ich weiss, wo ihre Mutter wohnt. Aber wo, weiss ich mich genau. In Berlin-Wedding", sagt Jan.
"Ja, das kenne ich. Da hatte ich mal eine Freundin früher", sagt Dr. Bachmann.
"Viele Frauen betrügen ihre Männer und viele Männer betrügen ihre Frauen. Das ist in allen Ländern der Welt so. Schlimm heutzutage. Das heisst ja heutzutage nicht mehr fremdgehen, sondern fremdblasen. Und das ist für viele normal und ein normaler Trend," erklärt Dr. Bachmann.
Dann blickt er Bob an.
"Ich kenne das Bauernhaus auf dem Feldweg. Und ich kenne auch Walters Sohn. Er war zwei mal ganz früher in meiner Praxis. Er machte damals schon einen depressiven Eindruck und ich riet ihm damals zum Psychologen zu gehen. Das wollte er vermutlich nicht hören und er kam nie wieder. Jetzt ist er tot. Hat selbst Schuld. Er hätte auf mich hören sollen", sagt Dr. Bachmann. "Es ist schade, dass Walters Söhne und Frau tot sind. Ich kannte nur einen Sohn von Walter - den Rest der Familie nicht. Ich hatte nur gehört, dass Walter so ein seltsamer, zurückgezogener Mensch ist", sagt Dr. Bachmann.
"Er lebt sehr zurückgezogen", bestätigt Bob.
"Wirklich?", fragte Dr. Bachmann.
"Aber er ist korrekt. Er hat seine Familie verloren und kommt darüber noch nicht so hinweg", erzählt Bob.
"Er hat sie noch nicht beerdigt und die Toten befinden sich noch auf Stühlen im Gästezimmer. Ich musste mich auch sehr daran gewöhnen", unterbricht ihn Jan. "Und er hat einen psychischen Tiefpunkt".
Und Jan erzählt Dr. Bachmann seine Eindrücke von Walter. Dr. Bachmann blickt ernst.
"Und Du willst wirklich da bei Walter wohnen bleiben?", fragt Dr. Bachmann zu Bob. Die Art wie er das fragt, gefällt Jan nicht. Er muss vermutlich mehr über Walter wissen. Oder er interpretiert zu viel in Walters Verhalten aus seinen Erzählungen hinein - ohne ihn wirklich zu kennen. Jan weiss es nicht.
"Ich will da auch weg. Aber ich brauche das Geld. Er ist mein Arbeitgeber und ich verdiene dort als Gärtner und Haushaltshilfe mein Geld", sagt Bob.
"Er ist krank. Die Einsamkeit hat ihn krank gemacht. Ich kann nur empfehlen da wegzugehen", rät Dr. Bachmann. Er dreht sich zu Bob um. "Die Krankenpflegestation sucht Leute - Du könntest eine kurze, schnelle Ausbildung machen und in der Krankenstation arbeiten als systemrelevanter Krankenpfleger. Und Du bist dann weg von Walter. Ich kenne zum Glück einen Freund, dem ein altes Fabrikgebäude gehört. Der hat noch einige Wohnungen frei - nicht im besten Zustand, aber besser als etwas. Ich habe zum Glück gute Freunde. Oder Du arbeitest für mich", bietet ihm Dr. Bachmann an. Bob zögert. Und es scheint als ob er in diesem Moment nichts weiter sagen will. Doch schliesslich kann er sich scheinbar überwinden und äußert sich dann doch.
"Das ist eine Überlegung wert. Ich gab mir schon oft in letzter Zeit überlegt, mir was anderes zu suchen", sagte Bob.
"Ich habe mich einen anderen Job. Ich suche übrigens einen Privatdetektiv", sagt Dr. Bachmann. Bob wird stutzig.
"Einen Privatdetektiv?", fragt Bob irritiert.
"Es geht um...meine Freundin Lisa aus Kuba, die oben in meiner Villa wohnt", erklärt Dr. Bachmann. "Ich mache es kurz: Ich will wissen, ob sie einen anderen Mann hat oder nicht. Nur das will ich herausfinden."
"Gibt es denn einen begründeten Verdacht, dass sie einen anderen Mann hat?", fragt Bob.
"Sie ist in letzter Zeit verändert. Sie verhält sich anders, sie kleidet sich anders. Sie ist oft anderer Meinung als ich. Im Bett haut das nicht mehr hin so richtig - sie scheint oft in Gedanken abwesend zu sein. Und nun möchte ich wissen, wo sie alleine hingeht, mit wem sie telefoniert", erklärt Dr. Bachmann die Situation. Er blickt Bob an. "Vielleicht wäre das eine Arbeit für Dich. Und ich zahle gut", sagt Dr. Bachmann.
Bob zögert noch.
"Ich werde mir das überlegen. Vielleicht sollte da ein Profi ran", sagt Bob.
Jan blickt Bob an und sagt zu Bob": Das hat Josef mir auch schon angeboten - aber bei den heutigen Krisen ist mir das zu unsicher das alleine durchzuziehen. Ich wollte mir das aber überlegen, da ich durch die Pandiemiekrise viele Aufträge als Fotograf verloren habe", sagt Jan.
"Ihr könnt das ja zusammen machen und Euch das Geld teilen. Ich will nur wissen, wohin meine Freundin geht. Wenn sie mir sagt, dass sie einkaufen geht und weggeht, will ich wissen ob sie wirklich einkaufen geht oder ob sie sich da mit einem Typen trifft...", sagt Dr. Bachmann. Er ist da sehr wild darauf die Wahrheit zu wissen und man merkt ihm für Unruhe an, wenn es um seine Freundin geht, denkt Jan.
"Das würden wir gerne machen. Aber wir wollen nur noch einmal darüber nachdenken. Eine Nacht darüber schlafen", sagt Jan.
"Das ist doch ein Deal. Man muss sich in Zeiten der Corona 7-Ktise und der Untotenkrise sich gegenseitig helfen. Bei vielen Leuten fehlt leider die Solidarität. Viele denken da nur noch an sich. Aber du, Jan. Du würdest einem Freund doch helfen", sagt Dr. Bachmann.
"Ja. Aber...ich habe genug eigene Probleme. Meine Familie ist weg
...", erklärt Jan.
"Ich weiss. Du hast mit Deiner Familie Deine eigenen Sorgen. Du musst Deine Familie finden....Das verstehe ich." Dann redet Dr. Bachmann zu Bob": Meine Freundin zu beschatten würde dann wahrscheinlich ein Job für Bob alleine sein."
"Ja. Vielleicht", entgegnet Bob.
"Ich will Dich, Bob, aber vorher noch ein bisschen näher kennlernen. Dann kann es vielleicht losgehen", sagt Dr. Bachmann.
Bob zögert noch.
"Ich muss mir das überlegen", sagt Bob.
Dr. Bachmann wirkt etwas enttäuscht.
"Ich würde das auch gerne machen. Aber ich habe Moment wirklich meine eigenen Probleme und keine Zeit", sagt Jan.
"Ich kenne eine Frau namens Wendy in der Loreleystrasse 7 - nicht weit weg von hier. Sie hat keinen Mann. Du kannst hinfahren. Die gibt dir sicherlich einen Blowjob" sagt Dr. Bachmann. Und deine Sorgen sind wie weggeblasen. Wie in Luft aufgelöst", sagt Dr. Bachmann. "Nein, Danke, Josef", sagt Jan.
"Viele blasen gerne die Trompete", meint Dr. Bachmann.
"Ja. Aber jetzt nicht."
"Du bist sehr belastet. Wir gehen mal nach draussen. Du musst lockerer werden. Keep Cool. Wendy kann dir eine Wellnessmassage geben und du bist garantiert locker und bist cool. Und auch die Zombies und auch Corona 7 erschrecken Dich nicht mehr so - Du siehst die Welt dann schöner - Du siehst trotz Corona und trotz der Zombies das Schöne in der Welt. Sogar das Schöne im Hässlichen. Und die Welt ist heutzutage auf abgefahrene Art manchmal schön - wenn man Schönheit - so wie ich - erkennen kann", sagt Dr. Bachmann.
Er geht zu einem Schrank und holt einen Revolver hervor und steckt ihn in die Hosentasche.
"Ich brauche ihn zur Sicherheit", sagt Dr. Bachmann.
Bob hat etwas Angst. Er weiss nicht so Recht, was er von Dr. Bachmann halten soll. Dann geht Dr. Bachmann zur Terrassentür und öffnet sie. Es ist eine Schiebetür aus Glas, die in den dunklen, von einer hohen Mauer umzäunten Garten führt. Als die Terrassentür offen ist, drückt Dr. Bachmann an der Wand einen Knopf und mehrere Gartenlampen gehen an. Dr. Bachmann winkt Bob und Jan herbei.
"Gehen wir in den Garten", sagt Dr. Bachmann und geht mit erhobenen, stolzen Gang durch die Glastür in den Garten. Und Jan und Bob folgen ihm. Bob ist etwas verunsichert und weiss nicht, was er von Dr. Bachmann halten soll - obwohl er ihn auch auf seine Art sympathisch findet. Dann steht Dr. Bachmann auf der Terrasse und blickt in den Sternenhimmel. Dann zeigt er in den Garten zuerst auf einen Swimmingpool.
"Seht ihr meinen Swimmingpool? Der ist neu. Ich bade da oft. Und beobachte Lisa, wie sie vor mir tanzt", erzählt Dr. Bachmann. Dann zeigt er auf seine Apfelbäume im Garten. "Das sind Naturapfelbäume extra vom Land und von einer Bäuerin gekauft. Nicht verzüchtet wie so viele Zwergapfelbäume- sondern ganz Natur", erklärt Dr. Bachmann. "Ich muss sagen, dass ich mich hier wohlfühle. Aber noch wohler fühlen tue ich mich, wenn ich weiss, was meine Freundin so macht, ob sie einen anderen hat oder nicht", erzählt Dr. Bachmann. Dann hören sie ein Geräusch, das vom Ende des Grundstücks und der Mauer kommt.
"Was war das?", fragt Bob.
Auch Jan bekommt Angst.
"Sag ich doch, sagt Dr. Bachmann. "Ich werde beobachtet."
Sofort läuft er an den Rand des Swimmingpools. Dort befindet sich eine Leiter. Er greift sich die Leiter und schleppt sie nach hinten in den Garten zur rechten Mauerseite. Dann stellt Dr. Bachmann die Leiter an der Mauer auf und steigt die Leiter hoch. Er blickt über die Mauer, holt seine Pistole aus der Tasche und wartet. Schon wieder hören sie alle ein Geräusch. Dieses Mal jedoch ein Grunzen. Sofort schiesst Dr. Bachmann. Dann ist es still.
"Was ist passiert?", fragt Bob. "Nichts. Nur ein Untoter", sagt Dr. Bachmann. "Ich dachte, das wäre ein Räuber - dann wäre er dran gewesen."
Dann steigt Dr. Bachmann die Leiter runter und geht in Richtung Terrasse. Dann hören sie Schritte aus dem Haus. Eine dunkler Schatten nähert sich. Es ist Lisa. Sie kommt zur Terrassentür und geht nach draussen.
"Was ist los?", fragt sie.
"Nichts. Alles in Ordnung. Nur ein Untoter auf der Strasse", erklärt Dr. Bachmann. Dann läuft Jan zur Leiter, klettert die Leiter hoch, nimmt ein Handy aus der Tasche und macht ein Foto. Um das was passiert ist zu dokumentieren.
"Er dokumentiert wieder alles. Für sein fotografische Kunstwerk. Er filmt oder fotografiert auch tote Zombies. Du kennst ihn da nicht richtig, aber ich", sagt Dr. Bachmann zu Bob.
"Ist er immer so? ", fragt Bob.
"Er ist so. Aber er macht seine Arbeit als Fotograf gut. Er filmt auch meine Experimente. Nur harmlose Experimente mit Pflanzen und einigen Sulfaten und Tierkadavern", sagt Dr. Bachmann.
Dann klettert Jan die Leiter runter und geht durch den Garten zur Terrasse. Und dann zu Bob, Lisa und Dr. Bachmann.
"Was sind das für Experimente, die Jan filmt?", will Bob wissen.
Jan kommt auf sie zu. Er hat einige Gesprächsfetzen gehört und weiß zumindest worüber sie gerdet haben. Er unterbricht Bob.
"Worüber redet ihr?", fragt Jan.
"Wir reden über meine Experimente. Die Du filmst, Jan. Meine Experimente mit Pflanzen, Sulfaten und einigen chemischen Stoffen und mit einigen Tierkadavern wie Vögel, um ein Gegenmittel für den Untoten-Virus zu finden. Es zumindest zu versuchen", sagt Dr. Bachmann.
Dann geht Dr. Bachmann in die Villa. Folgt mir nach", sagt Dr. Bachmann. Jan und Bob folgen Dr. Bachmann in die Villa. Dann winkt Dr. Bachmann Lisa zu, die gerade in der Küche an der Bar steht.
"Mach uns bitte etwas zu Essen bitte, Lisa. Im Kühlschrank ist noch Chili con Carne, Salat. Und dazu Whisky Cola mit Eis, bitte. Ich will diesen Herren noch etwas zeigen und dann wollen wir zusammen im Wohnzimmer essen", sagt Dr. Bachmann.
"Ja, Josef", sagt sie.
Dann dreht sich Dr. Bachmann um und geht zur Kellertür.
"Kommt bitte. Ich will euch etwas zeigen", sagt Dr. Bachmann.
"Was willst Du uns genau zeigen?", fragt Bob etwas verunsichert. Auch Jan ist ein bisschen nervös. Denn bisher hatte Dr. Bachmann ihm nur die Experimente mit Sulfaten, einige Pflanzen und einigen draussen gefundenen Tierkadavern gezeigt. Aber nur was anderes. Das wollte er bisher nie. Doch nun sollte sie Stunde der Wahrheit über seine Experimente kommen.
"Das ist etwas , was ihr noch nie gesehen habt. Was die Wissenschaft revolutionieren wird. Etwas ganz Besonderes", sagt Dr. Bachmann.
"Was ist das?", fragte Jan.
"Das sind Experimente an Zombies."
"Was? Das ist doch Wahnsinn!", wirft Jan ein.
"Ihr werdet sehen, was das für fantastische Experimente sind.
Bald wird es ein Mittel gegen Corona 7 und dem Zombievirus geben. Deshalb kann ich nur die Notwendigkeit der Experimente betonen!", sagte Dr. Bachmann. "Ihr müsst in den Keller gehen. Und dann werdet ihr es sehen!"
"Das ist hoffentlich nichts Gefährliches", entgegnete Bob etwas skeptisch.
"Nein. Absolut nicht."
"Dann gehen wir", sagt Jan.
Dem Bach Mann öffnet die Kellertür und geht in den Keller die Kellertreppe nach unten. Jan und Bob folgen ihm. Dann führt Dr. Bachmann sie im Keller durch düstere, dunkle Gänge mit mehreren verschlossenen Eisentüren. Wenig später erreichen sie eine Eisentür am Ende des Ganges. Dr. Bachmann macht die Tür auf. Dann gehen sie in einen grell erleuchteten Raum rein. Im Raum stehen auf einigen Tischen und Regalen Skekettköpfe. Auf einer Liege liegt ein vom Skalpell grausam verstümmelter Zombiekörper. Jan und Bob erschrecken sich und sind plötzlich starr vor Angst und Ekel.
"Ich muss Experimente machen. Nur dann lebe ich", sagt Dr. Bachmann. "Und selbst im Schrecklichen kann ich noch Schönheit finden. Manche Zombie Köpfe sind wahre Kunstwerke." Sein Gesicht wirkt im Licht finster.
"Das...das ist Wahnsinn..
Ich wusste nicht. Du hast immer von Experimenten erzählt...doch ich wollte es nicht glauben. Ich dachte nicht, dass Du sowas machen würdest", stammelt Jan.
"Jetzt siehst Du das."
"Was hast Du vor? Was willst Du mit den Experimenten erreichen?", fragt Jan.
"Ich verstehe das auch nicht", ergänzt Bob.
"Ich versuche gerade ein Heilmittel zu erfinden. Gegen Corona 7 und gegen den Untotenvirus", sagt Dr. Bachmann. "Unbedingt. Es ist meine Aufgabe. Denn es gibt immer mehr lebende Tote."
"Und Du meinst, Du wirst es schaffen ein Gegenmittel zu erfinden? Ich halte das für unmöglich."
"Warte ab. Warte ab. Ich bin nah dran. Da bin ich mir sicher. Ihr werdet es bald sehen."
Ist er wirklich nahe dran ein Heilmittel zu finden oder ist das Größenwahn oder Bluff oder Gefasel, fragt sich Jan. Bisher hat er geglaubt Dr. Bachmann gut zu kennen. Doch an diesem Abend hat er neue Facetten von Dr. Bachmann kennengekernt, die ihm fremd und bisher unbekannt gewesen sind.
"Hoffentlich fast Du Erfolg damit.", meint Bob.
"Ihr werdet das sehen!", sagt Dr. Bachmann. Er spricht in Rätseln.
"Und morgen ist Lockdown. Da wird sich vieles ändern", sagt Jan.
"Ich bin ja mal gespannt wieviel Leute sich noch an die Coronaregeln wie Ausgangssperre halten. Sie demonstrieren ja jetzt schon wieder dagegen", sagt Dr. Bachmann.
"Wir leben in schwierigen, historischen Zeiten", sagt Jan nachdenklich.
"Gibt es denn gegen Corona 7 oder gegen das Zombievirus wirklich in jetzt bald kein Heilmittel? Und ein Impfstoff?", fragt Bob.
"Gegen Corona 7 bisher noch nicht. Der Virus ist nicht mit vergangenen Coronaviren zu vergleichen. Der Virus ist aggressiver. Und mutiert immer mehr. Und wenn ein neuer Impfstoff da ist, mutiert es trotzdem immer wieder. Der Impfstoff wirkt dann nicht in diesem Augenblick, wo es erfunden wird. Wir werden sehen", erklärt Dr. Bachmann.
"Gibt es ein bald Mittel gegen das Zombievirus?", will Jan wissen. "Bis jetzt jedoch nicht. Ich forsche wie auch andere Ärzte daran. Ich bin nah dran. Mehr kann ich Euch in diesem Moment nicht sagen", sagt Dr. Bachmann. Jan und Bob blicken Dr. Bachmann kritisch an. Die Welt der Medizin ist für sie zu hoch.
"Aber der alte Dr. Rolf Siebert hat ein Medikament, das Symptome bekämpft. Den Krankheitsverlauf abmildert", erzählt Dr. Bachmann.
Jan wird hellhörig.
"Das ist ja interessant. Wo wohnt denn der Dr. Siebert? Hast Du eine Adresse? Man weiss ja nie... Ich kann auch Corona oder von einem Zombie gebissen werden. Da muss es doch ein Heilmittel geben. Für den Notfall", sagt Jan.
Dr. Bachmann holt eine Visitenkarte aus der Hosentasche und gibt sie Jan.
"Hier. Das ist die Adresse. Die ist nur für Dich und für den Notfall. Weil wir Freunde sind. Erzähl niemanden davon", bittet Dr. Bachmann Jan.
"Ja. Vielen Dank."
Jan denkt nach. Innerlich ist er froh und erleichtert diese Adresse zu haben und das gibt ihm auch das Gefühl der Macht mehr als die meisten Menschen zu wissen. Bob hört nur zu und schweigt. Dr. Bachmann blickt Bob argwöhnisch an.
"Und Du stehst nur da und schweigst. Findest Du die Experimente wichtig oder nicht? Du verstehst doch, dass die Experimente wichtig sind", sagt Dr. Bachmann.
Jan denkt einen Augenblick nach. Dann sagt er": Du hast Recht. Ich verstehe, dass die Experimente wichtig sind. Wie brauchen ein Heilmittel gegen Corona 7 und dem Untoten-Virus. Denn bisher gibt es kein Heilmittel und die Menschen sterben wie die Fliegen", entgegnet Bob.
"Gut. Dann verstehst Du das. Kommt mit mir mit. Ich zeige Euch mehr", sagt Dr. Bachmann geheimnisvoll.
Dann führt Dr. Bachmann sie aus dem Raum in den Gang. Von dort führt er sie zu einer dunklen, grauen Eisentür mit einem dicken Schloss. Dann holt er einen Schlüssel aus der Tasche und öffnet die Tür. Als sie eintreten, ist der Raum dunkel. Dann sehen sie drei an der Wand angekettete Zombies, die eine Rüstung anhaben. Wie eine Ritterrüstung. In ihren Körpern stecken mehrere Waffen: Diverse Messer, deren Spitzen nach aussen ragen, nach aussen ragende Dolche und kleine Speere mit scharfen Spitzen, die geeignet sind einen Menschen aufzuspiessen, wenn jemand auf sie zuläuft.
"Das sind Gladiatoren-Zombies. Die werden von dem "Prinzen" gekauft", erklärt Dr. Bachmann.
"Ein Prinz?", fragt Jan.
"Prinz Hagen Klingbein, der komische Bürgermeister von Berlin, der kürzlich bin Medien der "Prinz" genannt wird und außerhalb Berlin irgendwo auf einer düsteren Burg wohnt. Der Gladiatorenzombies für seine Festspiele und Gladiatorenkämpfe in seiner Burgarena kauft", erzählt Dr. Bachmann. Jan denkt nach. Und erinnert sich an ein früheres Gespräch mit Dr. Bachmann. "Stimmt. Hattest Du erzählt. Und ich hatte etwas darüber in der Zeitung gelesen. Das ist aber mehr geheim", sagt Jan.
"Stimmt", antwortet Dr. Bachmann.
"Und Du verkaufst diese Gladiatoren-Zombies an diesem Typen. Für Gladiatoren-Spiele. Ich finde das krank", sagt Jan.
"Ich verkaufe Zombies sobald eine Art Wachhund-Ersatz für reiche Leute. Das schreckt Kriminelle ab. Wir haben zu viele Kriminelle. Das ist meiner Meinung nach notwendig", sagt Dr. Bachmann.
"Das kann man unterschiedlich sehen. Es kommt auch darauf an was man mit diesen angeketteten Zombies macht und an wen man sie gekauft. In meine Wohnung würde kein so ein Ding."
"Auf der anderen Seite....Es laufen zu viele problematische Gestalten Rum heutzutage", meint Bob.
"Ich muss auch sagen... Der "Prinz" ist mir nicht geheuer. Bisher zahlt er gut. Aber wir wissen nicht wirklich, was da läuft. Ich bin da skeptisch", sagt Dr. Bachmann.
"Ich auch", sagt Bob.
"Dann zeige ich Euch was anderes", sagt Dr. Bachmann.
Dann verlassen sie den Raum und Dr. Bachmann verschließt das schwere Schloss vor der Eisentür. Dann gingen sie durch einen Gang.
.. Sie verlassen den Raum und Dr. Bachman verschließt mit dem schweren Schloss die Tür. Dann führt er sie durch einen Gang. Wenig später macht er an einer anderen Tür halt, das ein Fenster aus Panzerglas hat. Jan und Bob gucken durch das Fenster und sehen einige an der Wand angeketteten Zombies mit etwas auf dem Kopf, das aussieht wie riesige Tentakel. Sie sehen selbst fast aus wie übergroße Coronaviren, die an Kabel und Elektronen angeschlossen sind. Wofür die eingesetzt werden oder was mit ihnen genau gemacht wird, wissen Jan und Bob im Augenblick nicht.
"Die sind mit Corona infiziert und sind wie eine grosse Waffe. Die können ganze Stadt mal eben ausrotten. Vielleicht auch ein ganzes Land", sagt Dr. Bachmann.
"Ist das nicht zu gefährlich?", fragt Jan skeptisch.
"Ich habe nicht vor diese zu verkaufen. Diese bleiben hier im Raum in Quarantäne. Diese werde ich bald im Garten vernichten. Manche Erfindungen sollten nie publik werden. Das sie eine Gefahr für die Allgemeinheit sind. Oder sie sollten besser nie das Licht der Welt erblicken. Ich werde viele Erfindungen für mich behalten", sagt Dr. Bachmann.
"Dann bist Du ein verantwortungsvoller Wissenschaftler", bemerkt Bob. "Ja. Ich bemühe mich. Man sollte immer als Wissenschaftler Verantwortung haben. Zum Wohle der Menschheit", erklärt Dr. Bachmann.
Dann führt Dr. Bachmann sie zu einem anderen Tür. Diese Tür ist mit einer Panzer-Glasscheibe versehen. Durch das Glasfenster können sie angekettete Zombies sehen.
"Sie werden für Experimemte benutzt. Und sie ersetzen in meinen Augen Wachhunde. Statt ein Wachhund werde ich Zombies hier gehalten. Das ist eine gute Idee. Als Abschreckung für Kriminelle, die hier einbrechen könnten. Ich hab die Leichen von einem Bestatter bekommen. Die Personen hatten vor ihrem Ableben alle einwilligt sich - falls sie sterben und zu Zombies werden - in der Hoffnung auf Wiederbelebung mir für Experimente zur Verfügung zu stellen. Oder für Anderes...Vielleicht hatten sie die Hoffnung, das sie eines Tages zurückkommen. Aber diese Menschen bleiben tot. Kein Mensch kann Leben zurückbringen. Das ist sehr faszinierend. So und jetzt gehen wir nach oben und gucken fern. Auch plaudern wir etwas und trinken was. Lisa wird schon den Tisch gedeckt haben und das Essen vorbereitet haben", sagt Dr. Bachmann.
"Das ist gut. Das war sehr interessant. Aber jetzt haben wir Hunger", sagt Jan.
"Ich auch", ergänzt Bob.
"Ich habe wirklich leckeres Essen für Euch. Ich habe leckere Salate vom Feinsten. Ich konnte vieles von der Krankenstation mitnehmen, denn sie lassen viel übrig. Ärzte sind Systemrelevant. Die haben in solcher Art Krisen immer einen Job. Ärzte, Krankenpfleger, Kassierer im Supermarkt, Psychologen auch zum Teil - und vor allem die Sargbauer. Die haben viel zu tun. Das ist eine Riesenverantwortung. Denn es sterben heute viele Leute - auch prominenter Leute."
"Das ist bekannt."
"Sargbauer. Ein Traumjob. Die verdienen gut. Werden fett."
Dann führt Dr. Bachmann sie ins Wohnzimmer zu einem Tisch, den Lisa inzwischen gedeckt hat. Auf dem Tisch steht eine Schüssel mit warmen Chili con Carne, in einer andern Schüssel gibt es dazu Reis und im einer anderen Schüssel Salat. Und dazu gibt es allerlei Getränke: Softgetränke wie Cola, Fanta und Sprite und alkoholische Getränke wie Gin Tonic, Wodka, Whisky Cola mit Eis.
"Setzt Euch und esst. Seid fröhlich. Vergesst all den Mist in der Welt. Denn wie wissen nicht wie lange wir hier noch überleben", sagt Dr. Bachmann. Jan und Bob ziehen sich ihre Jacken aus und legen sie über den Stuhl. Dann setzen sie sich alle an den Tisch. Auch Lisa setzt sich an den Tisch. Dass fanden alle an zu Essen. Als alle aufgegessen haben, fragt Jan Lisa": Ich muss sagen, dass du den Tisch schön gedeckt hast. Und das Essen schmeckt gut", sagt Jan.
"Ja, ich hoffe", sagt Lisa. Dann steht sie auf. "Ich muss gleich nach oben gehen und mit meiner Mutter telefonieren."
Dem Bachmann blickt sie misstrauisch an.
"Musst Du das jetzt machen? Wir sitzen am Tisch beim Essen Euch einen schönen Abend. Und du willst telefonieren?"
"Aber...meine Mutter ist krank."
"Ja. Aber trotzdem. Wir haben Gäste! Wir wollen einen schönen Abend verbringen. Und willst jetzt telefonieren!? Warum hast Du Deine Mutter nicht früher angerufen!"
"Ich...war unten....und hab den Tisch gedeckt."
Dr. Bachmann wird laut.
"Du kannst später hochgehen. Jetzt essen wir! Wir haben Gäste!", schrie Dr. Bachmann einschüchternd.
"Ja. Ich werde mich am Tisch setzen und warten, bis alle aufgegessen haben. Und dann werde ich hochgehen", entgegnete Lisa leise.
"Fabelhaft. Fabelhaft. Du hast das begriffen. Und jetzt trinke ich was. Ein Gin Tonic", sagt Dr. Bachmann und greift sich die Flasche Gin Tonic und schenkt sich davon etwas ins Glas ein.
"Ich möchte auch was trinken. Lasst uns anstoßen. Dass meine Linda mich verlassen hat, macht mich fertig", meint Jan.
"Trink erst Mal was. Dann wird es besser. Meine Erfahrung....Wir trinken was und vergessen all das Negative", antwortet Dr. Bachmann.
"Ich will auch was trinken", meint Bob.
Dann blickt Dr. Bachmann zu Lisa": Und Du trinkst auch was gefälligst. Ich schenk Dir was ins Glas ein. Wir trinken alles was. Und Du bitte auch", sagt er.
"Ja, Josef", sagt sie schüchtern.
Dann schenkt er Lisa auch Gin Tonic ein. Jan und Bob schenken auch etwas Whisky Cola ein. Bob allerdings nur ein bisschen. Wenig später heben alle ihre Gläser.
"Stossen wir alle an. Auf unser wohl. Mögen wir diese schwierige Zeit überstehen", sagt dem Bachmann. Dann stoßen alle an und sagen "Prost." Auch Lisa, die zuerst zögerte.
Danach unterhalten sie sich noch eine Weile über verschiedene Themen. Jan wirkt deprimiert. Denn er muss an Linda denken, die ihn verlassen hat und seinen Sohn mitgenommen hat.
"Das belastet Dich wirklich sehr. Ich überlege wie ich Dir am besten helfen kann", sagt Dr. Bachmann. "Ich kann Dir helfen die beiden zu suchen. Ich kann anbieten mit ihnen zu reden."
"Ja. Danke. Das ist nett", entgegnet Jan.
"Wir haben alle unsere Probleme. Ich hab meine Probleme. Du hast Deine Probleme. Du kannst mir helfen und ich kann Dir helfen", sagt Dr. Bachmann.
"Das ist eine gute Idee."
Dann fragt Lisa Dr. Bachmann": Wobei soll Jan Dir helfen?"
Dr. Bachmann will nicht erzählen, dass er Jan beauftragen will, um sie zu beschatten. Deshalb sagt er schnell": Er kann mir bei den Experimenten helfen."
"Auch so."
Dann wechselt Dr. Bachmann das Thema.
"Es ist gut, dass wir uns heute Abend freuen und einen schönen Abend erheben. Wie wissen nicht, wie lange wir einen schönen Abend haben werden. Bei dem ganzen Mist, der in der Welt passiert."
"Das stimmt", sagt Bob. "Ich hoffe, dass die Polizei und das Militär mit den Zombies fertig wird."
"Genau", antwortet Dr. Bachmann
Sie reden eine Weile über die Doppenpandemie und den Untoten.
Dann sagt Jan": Es tut mir leid. Aber ich muss gleich gehen. Denn mein Vater ist krank und ich will ihn besuchen", erklärte Jan.
"Und ich muss zu Walter. Ich habe auch nicht so viel Zeit", sagt Bob.
"Ja. Das verstehe ich", antwortete Dr. Bachmann.
"Mein Vater hat keine Aspirin mehr. Hast Du Aspirin? Ich bekomme hier nirgendwo Aspirin. Du weisst dass viele Geschäfte geschlossen haben", äußert sich Jan.
"Ja. Habe ich. Im Wohnzimmerschrank", sagt Dr. Bachmann. Er steht auf und geht zum Wohnzimmerschrank, öffnet eine Schublade und holt eine Packung Aspirin 100 mg hervor. Dann geht er zum Ausgang.
Dann stehen auch Jan und Bob auf. Sie verabschieden sich von Lisa und bedanken sich bei ihr für das Essen. Dann ziehen sie sich ihre Jacken an und gehen auch zum Ausgang. Am Ausgang treffen sie Dr. Bachmann, der Jan die Apirin in die Hand drückt.
"Vielen Dank", sagt Jan.
"Sei vorsichtig mit den Aspirin. Nicht zu viele."
"Überlegt es Euch. Wenn ihr meine Freundin beschattet, kriegt ihr Geld von mir."
"Wir überlegen es uns", antwortet Jan.
Zum Schluss wünscht Dr. Bachmann Jan alles Gute.
"Auf Wiedersehen. Ich hoffe, Du findest Seine Familie wieder. Und auch Dir alles Gute, Bob", sagt Dr. Bachmann zum Schluss.
Dann verabschieden sich Jan und Bob von Dr. Bachmann, verlassen die Villa und dann das Grundstück.
"So. Und jetzt muss ich zu meinen Vater," sagt Jan.
"Wo wohnt er?", fragt Bob.
"Er wohnt in der Richards-Straße 15 in Berlin Spandau", antwortet Jan.
"Okay. Dann fahr ich da hin. Aber wir bleiben da nicht so lange. Ich muss zu Walter", sagt Bob.
"Machen wir so."
Dann gehen sie zu Bobs Wagen, steigen ein und fahren los.
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Nach einer halben Stunde Fahrtzeit erreichen sie die Richards-Strasse 15. Inzwischen ist es mitten in der Nacht. Bob parkt den Wagen am Strassenrand. Dann gehen sie zum Kofferraum und Jan holt eine Tüte für Vater hervor und nimmt auch seinen Rucksack mit. Dann gehen sie zur Eingangstür des Rotklinker-Mietshauses und Jan klingelt an Vaters Wohnung. Als niemand öffnet, holt Jan die Schlüssel von der Eingangstür und den Zweitschlüssel von Vaters Wohnung aus seiner Tasche, die er von Vater bekommen hat. Mit dem Eingangstürschlüssel schliesst er dir Eingangstür auf und dann gehen sie durch das dunkle Treppenhaus nach oben - bis zur Wohnung von Jans Vaters. Jan schliesst dem Zweitschlüssel die Wohnungstür auf und sie betreten die nach Schweiss riechende Wohnung des Vaters. Überall fliegen Fruchtfliegen umher. Im Wohnzimmer auf der Couch liegt Jans Vater Jürgen - bedeckt mit einer Wolldecke. Der Fernseher läuft.
"Schläft er?", flüsterte Bob.
"Psst, er schläft", sagt Jan und stellt die Tüte mit den Lebensmittel und seinen Rucksack neben Vaters Couch im Wohnzimmer ab. Dann wird der Vater wach.
"Hallo. Wer ist da? Bist Du das, Jan?, fragt Jan.
"Ja - ich bin es. Und das ist Bob. Wir haben uns gestern kennengelernt", sagt Jan. Er stellt seinen Vater kurz Bob vor und sie begrüßen sich.
"Es ist etwas passiert. Darum komme ich so spät mitten in der Nacht. Ich konnte nicht warten. Der Schmerz sitzt zu tief. Ich wurde gestern von Zombies überfallen. Eine alte Frau und ihr Kind starb. Auch eine Lehrerin. Dann floh ich zu einem Bauernhof. Dort traf ich Bob und Walter. Walters Familie hatte sich auf ihren Stühlen erschossen im Gästezimmer - er weigert sich sie zu bestatten. Da bin ich abgehauen. Und zu Hause angekommen war Linda weg. Verstehst Du? Linda hat mich verlassen und Tom mitgenommen", erzählt Jan.
"Was? Das erzähl mir mal ausführlicher", sagt der Vater.
Er kann das kaum glauben.
Jan erzählt ihm die ganze Geschichte ausführlicher. Dann beraten sie miteinander.
"Wir müssen eine Lösung finden", sagt der Vater. "Du musst sie dringend suchen. Vermutlich sind sie irgendwo in Berlin mitten in der Stadt. Aber Du musst mir für mehrere Wochen Essen dalassen. Meine Pfleger haben sich aus dem Staub gemacht. Ich bin hier ganz alleine. Aber das Problem haben viele Alte. Viele Alte werden einfach in den heutigen Untoten- und Corona 7 - Krise einfach nur zurückgelassen", sagt der Vater. "Das ist schlimm", sagt Bob.
"Eben. Nur eine Pflegerin mit Maske stellt mir Essen vor die Tür und ist schnell wieder weg. Mir fehlen Aspirin Protect 100 mg", sagt der Vater.
Jan holt die Packung Aspirin aus der Jackentasche, die Dr. Bachmann ihm gegeben hatte und gibt sie seinem Vater.
"Hier ist Asprin. Von Dr. Bachmann habe die geschenkt bekommen. Ich habe Glück, dass er nur Aspirin gegeben hat. Denn viele Apotheken haben dicht."
"Da hinten ist noch eine Apotheke in der Schlüterstrasse, die geöffnet ist. Aber viele Menschen stehen dort Schlange. Oft kriegt man - wenn man endlich drankommt - nur wenig oder nichts. Drei Stunden anstellen für eine Packung Aspirin! Wenn überhaupt. Du hast Glück, dass Du Dr. Bachmann kennst", sagt Vater Jürgen.
"Ja. Kontakte sind wichtig. Ohne die, überlebt man nicht", sagt Jan. Dann kommt Vater wieder auf das Thema Trennung.
"Du solltest Linda suchen. Und wenn Du sie findest, sollst Du mit ihr reden. Sie soll dafür sorgen, dass Du Tom ab und zu siehst. Da muss eine Vereinbarung getroffen werden", sagt Vater.
"Ja", antwortet Jan.
"Aber ich glaube, dass sie nicht reden will. Aber man muss alles versuchen", ergänzt er.
"Ich werde mein Bestes versuchen. Mehr kann man nicht", meint Jan.
Vater wechselt das Thema.
"Auch gehen uns bald die Nahrungsmittel aus. Einige Supermärkte gibt es noch und die Menschenschlangen davor sind gross. Man kriegt bald vieles nicht mehr. Und es werden täglich mehr Zombies und Coronaopfer", sagt Vater. Dann holt Vater seine Maske aus seiner Hosentasche und setzt sie auf.
"Ich kenne eine Tankstelle. Dort sind alle tot und es gab viele Zombies...Bob hat mich gerettet", sagt Jan. Er erzählt was genau passiert war. Der Vater überlegt.
"Sind da noch Nahrungsmittel?"
"Ja."
"Dann müsst ihr sie plündern. So viel wie möglich mitnehmen. Bevor andere alles plündern!", sagt Vater.
"Dein Vater hat recht. Die Tankstelle müssen wir plündern. Heute Nacht. Denn morgen ist alles weg," sagt Bob zu Jan.
"Aber ist das nicht gefährlich?," fragt Vater."
"Es ist gefährlich. Aber wir haben keine andere Wahl", sagt Jan.
Sie reden noch eine Weile. Dann wechselt er das Thema.
"Mich haben Christen besucht. Die haben mich besucht und sie hatten Essen mitgebracht. Die haben mir die Bibel dagelassen und dann waren sie wieder weggegangen. Das sind echte Christen", sagt der Vater.
Dann verabschieden sie sich von ihrem Vater.
"Ich wünsche dir alles Gute. Und Gottes Segen", sagte Vater. Dann holte der Vater eine Karte aus der Tasche und gibt sie Jan.
"Dort kannst Du hingehen. Das ist eine Christen -Gemeinschaft." "Danke. Alles Gute", sagt Jan. Dann verabschieden sie sich von Jans Vater und verlassen die Wohnung und das Mietshaus. Dann steigen sie in den Wagen und fahren durch die Nacht.
Als sie nach einer Weile durch die Felder gefahren waren, erreichen sie die Tankstelle. Bob fährt langsamer. Dann hält er Bob an und sie steigen aus. Dann werfen sie einen genaueren Blick auf die Tankstelle. Sie sehen, dass die Toten immer noch überall rumliegen. Doch nirgendwo sehen sie Zombies rumlaufen.
"Da laufen keine Zombies rum. Da liegen nur die kaputten Zombies rum. Die Luft ist rein. Wir plündern so viel wie können und dann verschwunden wir", meint Jan.
"Genau. So machen wir das", antwortet Bob. "Wir beeilen uns, falls da eine neue Zombieherde auftaucht. Und wir nehmen einen Schlagstock und Messer aus dem Wagen mit."
Kurz darauf laufen sie mit einem Messer und Schlagstock, die sie aus dem Wagen geholt haben, auf die Tankstelle zum Verkaufsraum. Dort tragen sie beide einige regungslose, kaputte Zombies vom Eingang des Verkaufsraumes weg, die den Weg dort versperrren. Dann gehen sie in den Verkaufsraum rein. Dort stellen sie fest, dass der Nebel der Vernebelungsanlage fast vollständig verschwunden ist. Schnell greifen sie sich einige Tüten, die sie dort hinter der Verkaufstheke finden, greifen und plündern kurz darauf vieles, was sie so in den Regalen finden können wie Dosen, Packungen mit Spaghetti, Fisch in Dosen, Kneckebrot, einige Packungen Reis und Mehl, Colaflaschen, Wasserflaschen, Orangensaft Flaschen ...und was sonst noch länger haltbar ist und packen dies in mehrere Tüten. Als Jan noch weitere Kebebsmittel in Tüten packen will, gerät Bob wegen der drohenden Gefahr plötzlich Auftauchen der Zombies in Panik und stoppt ihn.
"Lass uns die Tüten nehmen und schnell von hier verschwinden. Wenn jetzt eine Zombieherde auftaucht, dann werden sie uns hier umzingeln und dann sind wir erledigt!", zischte Bob leise.
"Bob. Es ist hier alles ruhig. Wir können ruhig mehr plündern", entgegnet Jan. Doch Bob kann nicht mehr. Schweiß sammelt sich auf der Stirn und er blickt ängstlich umher. Seine Nerven liegen blank.
"Ich will nur nur noch hier verschwinden! Wir gehen jetzt sofort zum Wagen und fahren los", stammelt Bob.
"Okay. Ich versteh das. Nehmen wie die Tüten und verschwinden wir. Du hast Recht. Es ist ein zu großes Risiko. Aber ich weiß nicht was kommt - ich habe lieber ein paar Tüten Lebensmittel mehr", antwortet Jan.
"Egal. Wie können später hierher kommen. Jetzt verschwinden wir."
Jan packte seinen Schlagstock in seine Jackentasche und Bob sein Messer in die Hosentasche. Dann greift sich jeder drei Tüten Lebensmittel und dann rennen Sue aus den Verkaufsraum über die Tankstelle zu Bobs Wagen. Dort packen sie alles auf den Rücksitz des Wagens. Dann sehen sie in der Ferne dunkle Gestalten auf die Tankstelle zuwanken: Es sind Zombies. Schrecklich erstellte Zombies und mehrere von ihnen haben eine Totenkopfratte.
"Ich wusste es dich. Hauen wir ab", schreit Bob.
Schnell steigen im den Wagen ein und fahren los.
"Sie kommen. Fahr los", schreit Jan.
Dann fahren in Panik los. Links und rechts in den Feldern sehen sie mehrere Zombies. Sie fahren immer schneller den Weg in Richtung Walters Bauernhof entlang und nach einer Weile sind die Zombies links und rechts verschwunden.
"Sie sind weg", sagte Jan.
"Ja. Zum Glück. Ich hoffe, sie tauchen nicht in Walters Bauernhaus auf", antwortet Bob.
Dann sehen Sie Lichter. Sie sind gleich da. Nur noch Weile! Dann endlich taucht Walters Bauernhaus - nachdem sie eine Weile gefahren sind - plötzlich vor ihnen auf. Und in diesem Augenblick hat Jan irgendwie das Gefühl, dass etwas sehr Dramatisches passiert. Sie parken das Wagen direkt auf dem Grundstück und steigen aus dem Wagen. Dann sehen sie Walter am Eingang stehen. Er trägt etwas, was aussieht wie ein Karton.
"Walter? Ist alles gut", fragt Bob.
Doch Walter antwortet zunächst nicht. Er steht eine Weile nur da mit dem Gegenstand, der aussieht wie ein Karton, und schweigt. Sie gegen auf Walter zu. Und als sie einige Meter vor ihm stehen, sehen sie beim genauerem Hinschauen das das kein Karton ist, den er trägt, sondern ein Benzinkanister, den er gerade die Treppe hochtragen will. Und dann sehen sie viele andere Benzinkanister neben der Treppe, die er nacheinander hochtragen will. Jan behagt das nicht. Auch Bob wirkt irritiert. Doch dann sehen sie kaputtgeschlagene Zombies auf dem Boden des Grundstücks liegen. Auch die Untoten-Vogelscheuchen fehlen.
"Was ist passiert?", fragt Jan.
"Ich wurde in Eurer Abwesenheit von einigen Zombies angegriffen, die aus dem Feld kamen. Ich musste mich verteidigen", sagt Walter.
Beide verstehen jetzt Walter.
"Da hast Du wirklich Glück gehabt", sagt Bob.
"Wir müssen sie verbrennen. Ich musste die Benzinkanister aus dem Keller erst einmal hier hinter der Eingangstür aufstellen", sagt Walter. "Und ich habe die Untoten-Vogelscheuchen am Rande des Feldes begraben - direkt hinter dem Haus. Wir sollten alle kaputten Zombies auf dem Boden jetzt einfach auf den Haufen legen und verbrennen", sagt Walter.
"Das sollten wir", sagt Jan.
Walter blickt Bob an.
"Bob, kannst Du das machen?", fragt Walter.
Bevor Bob etwas entgegnet, meldet sich Jan.
"Ich helfe gerne. Das geht dann schneller. Danach werde ich gehen", sagt Jan.
Walter hat sich gewünscht, dass Jan mit ihm ins Haus geht und mit ihm etwa trinkt. Das merkt Jan an Walters Mimik. Doch nach einiger Zeit akzeptiert er das, dass Jan nur weggehen wird. Als Bob und Walter wenig später die Leichen auf dem Haufen gelegt haben, ist Walter zunächst zufrieden. Dann verschwindet Walter hinter dem Haus.
"Ich hol noch ein Benzinkanister", sagt Walter.
Dann verschwindet Walter hinter dem Haus. Jan weiss nicht, wo sich der Kellereingang hinter dem Haus befindet. Aber er weiss, dass er dort seine Bezinkanister aufbewahrt. Wenig später kommt Walter zurück und stellt Jan den Kanister direkt vor die Füsse.
"Ich habe zum Glück mehrere Banzinkanister", sagt Walter.
"Aber dieser eine Kanister reicht", sagt Jan. "Du kannst die anderen Kanister wieder in den Keller stellen", schlägt Jan vor.
Walter blickt Jan ernst an.
"Das mach ich das morgen. Ich bin heute zu müde. Ich würde von Zombies angegriffen. Was meist du, wie ich mich fühle", sagt Walter. "Gut. Dann können wir die Dinge auch gleich morgen verbrennen", sagt Jan.
"Nein. Besser jetzt bitte. Ich will die Zombies nicht vor meinem Haus liegen haben. Und die Toten da drinnen will ich morgen bestatten", sagt Walter.
"Das ist ein Wort. Und jetzt verbrenne ich diese Toten. Du wirst sehen wie einfach und schnell es geht. Guck zu", sagt Jan und er nimmt den Benzinkanister und schüttelt Benzin auf den Haufen toter Zombies. Dann holt er ein Feuerzeug und ein Stück Taschentuch aus seiner Hosentasche. Dann sammelt er einen Stock vom Boden auf. Einen Augenblick später spiesst er das Taschentuch auf den Stock auf, zündet es mit dem Feuerzeug an und schmeißt das brennende Taschentuch samt Stock auf den Zombiehaufen. Sofort brennt der Haufen in der Dunkelheit lichterloh und lässt das Bauernhaus und die nächtliche Umgebung im geisterhaften Licht erscheinen.
"Ich hatte die ganze Zeit auf Euch gewartet. Dann wurde ich von den Dingern, den Untoten angefriffen. Ich konnte mich aber wehren. Es waren nur einige", erzählt Walter.
Er senkt den Kopf und wirkt depressiv. "Wo seid ihr gewesen?" "Wir mussten etwas erledigen.Jan wurde von seiner Freundin verlassen. Sie hat den geneinsamen Sohn mitgenommen", erzählt Bob.
"Das Tut mir leid," sagt Walter.
Jan runzelt die Stirn.
"Das ist schwer. Sehr schwer. Und mein Vater ist krank. Aber da muss ich durch", sagt Jan.
Sie schweigen und beobachten das Feuer.
"Die Welt nicht mehr so wie früher. Und all das was jetzt passiert....der Untoten-Virus und Corona 7...Es verändert uns," sagt Bob.
"Ja. Es verändert uns," sagt Jan auch.
Sie stehen einige Zeit am Feuer. Dann holt Jan sein Handy hervor und macht einige Fotos von dem brennenden Haufen. Er ist froh, dass das Handy jetzt - nachdem er es in seinem Reihenhaus aufgeladen hat - nun funktioniert.
"Warum fotografierst du das?", fragt Walter.
"Ich dokumentierte das. Für die späteren Generationen! Für die Presse, für Galerien... es gibt einige, die Interesse haben später", sagt Jan. Er macht auch ein Foto von Walter. Doch er hält plötzlich seine Hand vor das Gesicht.
"Ich möchte nicht gerne fotografiert werde," sagt Walter. "Ich kann das verstehen und respektiere das. Ich fotografiere all das, um das für die Nachwelt festzuhalten. Dann wie soll Geschichte existieren, wenn das niemand festhält?", sagt Jan. "Meine Geschichte endet bald hier. Da gibt es nichts aufzuzeichnen", sagt Walter traurig.
Jan ist irritiert.
"Wie meinst du das", fragt Jan.
"Ich meine...macht es noch Sinn? Es kommen immer mehr Zombies. Du meinst es gibt wirklich noch eine Zukunft, eine Hoffnung?", fragt Walter.
Er wirkt depressiv.
"Für positiv denkende Menschen meistens ja. Für negativ denkende Menschen meistens nicht", antwortet Jan.
"Ich kenne genug positiv denkende Menschen und sie sind doch gestorben", Walter.
"Aber ich bin positiv. ich versuche es wenigstens zu sein. Ich baue auf das kleine winzige Bröckchen Hoffnung...Das ist der Unterschied. Ich versuche es wenigstens. Und ich kann in den Spiegel gucken und kann sagen: Ich habe es versucht. Die Corona- oder die Untotenpandemie haben mich nicht kleingekriegt. Auch die Trennung hat mich nicht kleingekriegt. Auch nicht böse Menschen - nichts! Weil ich kämpfe. Weil ich nicht zucke, wenn mir jemand an Schwert an die Brust hält. Weil ich Eier in der Hose habe und kämpfen kann und vor nichts zurückschrecke. Ja. Ich kämpfe!", schreit Jan.
"Aber manchmal enden die Wege plötzlich. Es ist unser Hang zum Bösen, zum Wahnsinn, zur Unvorsichtigkeit oder es ist einfach nur Pech. Zur falschen Zeit am falschen Ort", sagt Walter.
"Ja - manchmal tun sie das. Da enden die Wege plötzlich. Trotzdem würde ich immer kämpfen! Und das nimmt mir zum Teil die Angst. Obwohl die grössten Kämpfer auch etwas Angst haben - aber der Mut muss grösser sein als die Angst!", sagt Jan.
"Und ich hab meine ganze Familie verloren. Und du verstehst, dass der Schmerz in mir noch sehr tief ist! Aber Du hast noch Hoffnung! Du kannst Deine Familie noch wiedersehen irgendwann. Ich nicht", sagt Walter. "Ich aber....habe keine Hoffnung mehr."
Das Licht des Feuers flackert gespenstisch in Walters Gesicht. "Es gibt immer Hoffnung. Man muss daran glauben. Man muss es versuchen", erklärt Jan.
Er weiss nicht, ob seine Erklärungen bei Walter etwas bewirken. Deshalb schweigt er. Es hat für Jan keinen Sinn mehr in diesem Augenblick mit Walter weiterzureden. Walters Stimmung ist so sehr negativ getrübt, das weitere Gespräche sinnlos sind. Und Jan versteht das. Walter hat seine gesamte Familie verloren, der Schmerz sitzt noch zu tief und er kommt deshalb einfach nicht darüber hinweg! Bob bemerkt auch Walters düstere Stimmung. Er wechselt deshalb das Thema.
"Wir sollten einige Lebensmittel, die wir in der Tankstelle geplündert haben, reintragen", sagt Bob. Daraufhin gehen sie zum Wagen, holen zwei Tüten aus dem Kofferraum und tragen sie zur Treppe des Bauernhauses. Walter trägt immer noch einige Benzinkanister in den Eingangsbereich. Was Jan als unnötig empfindet. Dann gehen sie ins Haus. Dann verschließt Walter die Tür. Schon wieder fällt ihm drinnen im Bauernhaus der unangenehme Leichengeruch auf. Als er zur Gästezimmertür geht und durch das Fenster in das Gästezimmer blickt, sieht er, dass der Raum und die Toten mit rot- blauen Licht erleuchtet sind. Die Leichen erzeugen bei Jan eine Gänsehaut und er dreht sich angeekelt weg.
"Hast Du die Leichen immer noch nicht weggebracht?", fragt Jan den Walter. "Was ist das denn für eine Festbeleuchtung da drin?"
"Ich habe es noch nicht ganz geschafft die Toten zu beerdigen. Ich habe aber alte Türen im Keller. Die standen ursprünglich auf dem Dachboden. Die hatte ich früher mit meiner Familie runtergeholt und in den Keller gebracht. Ich will euch mal etwas zeigen", sagt Walter geheimnisvoll und seine Augen blitzen etwas. Er geht zu einem Wohnzimmerschrank, der an der Kellertür steht und holt eine grosse Taschenlampe aus dem Regal. Jan zögert.
"Dann Kommt mit", sagt Walter zu Jan und Bob. Er macht die Taschenlampe an und geht die dunkle Treppe runter in den Keller. Jan und Bob folgen ihm. Da es so dunkel ist, holen sie auch ihre Handys aus der Tasche und machen die Handytaschenlampen an. Der Keller ist gross und dunkel. Die Wände bestehen aus Stein und es riecht dort nach Heu und Pferdemist. Walter zeigt auf zwei Räume.
"Hier in Raum A habe ich die Schweine. Im Raum B sind Hühner. Im Raum C züchte ich Pflanzen", erklärt Walter.
Walter leuchtet mir der Taschenlampe und zeigt auf einen Gang, der nach rechts ins Dunkel führt. "Dieser Gang ist der Gang des Schicksals. Dieser Gang ist für die meisten verboten. Nur mit meiner Erlaubnis darf jemand den Gang betreten. Und er darf niemanden von dem Gang erzählen", erklärt er.
Er zeigt auf ein kleines Schild mit der Aufschrift "betreten verboten", das an der Wand hängt.
"Und niemand, der sich dieser Anordnung widersetzt, bleibt unbestraft", sagt Walter.
Dann gehen sie weiter und stossen sie auf einen Raum mit einer Eisentür auf der linken Seite, die verschlossen ist.
"Bleibt bitte hinter mir", befielt Walter.
Walter leuchtet mir der Taschenlampe auf die Tür, schliesst sie auf und tritt zurück. Sofort fauchen ihn einige hässliche, eklige, halbverfaulte, skelettartige Todesfratzen entgegen. Schreckliche, gruselige Kreaturen, die angeleitet waren (entweder durch niederem Trieb oder durch Walters vermutlicher Schulung) Menschen zu beissen. Und nur darauf warten sich nähernde Menschen in Stücke zu reißen. "Hier war mal ein Einbrecher. Ich sagte ihm, dass er besser nicht runter gehen sollte. Er tat es trotzdem. Er kam nie wieder nach oben. Der Vorteil ist dass die Zombies alles auffressen oder abnagen. Da bleibt fast nichts mehr übrig und das erspart mir das alles wegzuwischen", sagt Walter. "Das ist aber grausam", sagt Jan.
"Dir gefällt das nicht? Was würdest tun, wenn Du alleine hier draußen leben würdest?", sagt Walter.
"Das würde ich nicht so machen. Das übersteigt momentan meine Phantasie. Ich glaube ich würde im Laufe der Zeit durchdrehen", sagt Jan.
"Sie sind besser als Wachhunde - ich hab sie mit der Füttermethode geschult", erklärt Walter.
Jan will umkehren, doch Walter überredet ihn zu bleiben.
"Aber ich zeig Dir noch was anderes", sagt Walter.
Und so kommen sie zu zwei weiteren Eisentüren. Walter öffnet die rechte Eisentür und Jan zuckt zurück, weil er denkt, etwas Grausames zu entdecken. Doch als er die Eisentür öffnet, sieht er ein kastenartiges Gebilde. Als er genauer hinguckt, erkennt er, dass Walter aus vier Türen und einigen Schranktüren einen rechteckigen Sarg gebaut hatte. Auf einen Runden kleinen Tisch stehen einige Kerzen, ein paar Fotos von seiner Familie und eine Whiskyflasche. "Ich habe alles für die Beerdigung vorbereitet. Ich kann aber nicht mehr machen als möglich. Meine Frau hat morgen Geburtstag. Das müssen wir feiern", sagt Walter. "Morgen? Ich wusste das gar nicht. Ich dachte - weil alle tot sind -wolltest Du nur, dass wir eine kleine Zeromonnie machen zum Gedenken an Deine Frau. Mehr nicht", sagt Jan überrascht.
"Aber wir haben einen Gast. Und der bist Du. Und Du bist eingeladen", sagt Walter.
Jan ist verlegen. Es ehrt ihn, dass Walter ihn als Gast eingeladen hat. Aber er hält es für unnötig, weil er sich mit Walter nicht sehr verbunden fühlt.
"Es ist nett, wenn ich eingeladen bin. Aber ich muss gehen. Es ist zuviel passiert. Die alte Frau Martha ist tot, ihr Kind ist tot, auch die Lehrerin ist tot, dann ist meine Familie weg, dann ist mein Vater krank. Ich muss los", sagt Jan.
"Bleib doch bitte hier," bittet Walter höflich und legt seine Stirn in Falten.
Er blickt unschuldig wie ein Dackel. "Ich muss. Ich muss meine Familie suchen. Das klären. Wie es weitergeht. Ich kann unmöglich hierbleiben", erklärt Jan.
"Nur diese Nacht. Ich werde mich auch bei der Suche nach Deiner Familie beteiligen morgen", schlägt Walter vor.
Jan schüttelt den Kopf. Dann verlässt Walter den Raum und geht zur zweiten Eisentür links. Walter öffnet die Eisentür und ale betreten einen leeren Raum. An der Wand hängen einige Corona- Schutz-Masken. Durch die brennende Fackel wirkt der Raum durch die Lichtspiegelungen besonders unheimlich.
"Das ist der Quarantäneraum. Der Raum des Schicksals. Der Raum, der alles für mich entscheidet, wenn ich infiziert bin. Er geht zu einem Schrank an der Wand und öffnet ihn. Unten befinden sich Medikamente. Vitaminpräperate - die zwar nicht gegen Coronavirus 7 oder gegen das Untotenvirus helfen, aber das Leiden lindern, den Krankheitsverlauf positiv beeinträchtigen, das Immunsystem stärken", erklärt Walter.
Dann zeigt er auf ein Weinglas, das auf dem Schrank steht und das aus Silber zu sein scheint.
"Und das ist für das Ende. Wenn gar nichts mehr geht. Für das Ende - falls ich Corona 7 habe oder falls ich gebissen worden bin und nicht geheilt werden kann. Für alle Fälle. Dann finde ich hier endlich hier mein Ende", sagt Walter.
Jan ist geschockt.
"Dann ist alles schon durchgeplant", sagt Jan.
"Ja, was mein Ende betrifft - und das ist abzusehen - ja. Es ist alles durchgeplant", sagt Walter.
Jan schweigt. Er guckt zuerst Bob und dann Walter bestürzt an. Jan begreift, dass es jetzt unmöglich ist, Walter umzustimmen. Er begeift, dass er Walters Bitte - den Geburtstag von Walters Frau mitzufeiern - nicht abschlagen kann. Anderseits muss der seine Familie suchen. Doch da es schon spät ist, würde eine Suche sinnlos sein. Er könnte um dieser Uhrzeit nichts bewirken und wenn er seine Familie finden würde zum Beispiel in einer anderen Wohnung, würde Linda ihm nicht in der Nacht die Tür aufmachen. Also muss er auf den morgigen Tag warten. So schwer es ihm fällt.
"Gut. Dann bleibe ich eine Nacht hier", sagt Jan.
"Gehen wir nach oben", sagt Walter. Walter schliesst die Kellertür, macht an der Treppe die Taschenlampe aus und geht mit Jan und Bob ins Wohnzimmer. Auch Bob und Jan machen ihre Handylampen aus. An dem Wohnhzimmertisch setzen sie sich kurz darauf hin. Walter macht den Fernseher an und bringt ein paar Gläser und stellt Sue auf den Tisch. Später stellt Walter noch eine Flasche Whisky auf den Tisch. "Hier sind wir sicher", sagt Walter zu Jan. "Hier ist alles verschlossen."
"Meinst Du nicht, dass Du hier weggehen solltest? Wir können woanders leben. Wo es sicherer ist. Hier werden die Zombies früher oder später kommen und alles überrennen. Falls wir hierbleiben. Bald wimmelt es nur noch von den Dingern. Oder von Räubern, Plünderern. Ober von beiden", sagt Jan.
Doch Walter scheint das nicht zu bekümmern.
"Ich lebe hier gut. Wer soll was von mir wollen? Ich werde hierbleiben. Ich hab hier meine Vorräte, meine Familie ist hier gestorben und auch ich will bis zum Schluss hierbleiben", sagt Walter. Dann zeigt er auf Bob. "Er ist auf dem Sofa eingeschlafen. Er wird nicht fahren - nicht mit meinem Wagen draussen. Und ich fahre da heute Nacht auch nicht raus wo die Zombies sind", sagt Walter.
"Dann muss ich wohl hierbleiben", sagt Jan.
"Du bist eingeladen, Jan. Du kannst die Einladung annehmen oder nicht. Wenn nicht, musst Du zu Fuss gehen, denn Bob und ich werden doch jetzt heute Nacht nicht in die Stadt fahren. Wenn Du schlau bist, bleibst Du hier und feierst mit uns", sagt Water.
Jan schweigt. Er sieht ein, dass es unhöflich ist, Walters Bitte hierzubleiben anzuschlagen und das es unmöglich ist Walter umzustimmen. Und er merkt, das er müde ist. Zu müde und kraftlos ist, um seine Familie zu suchen. Jan blickt aus dem Fenster. Die Sonne geht langsam auf und es wird hell. Dann schälft er kurze Zeit später auf dem Sofa ein.
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Als er aufwacht, hört er Schritte. Er blickt sich um. Es ist Bob, der in die Tür reinkommt und zum Wohnzimmertisch läuft und sich seinen Whisky greift.
"Was macht du jetzt?", fragt Jan. "Guten morgen, Jan. Ich arbeite. Grabe die Löcher für die Familiemitglieder. Und bereite die Geburtstagsparty vor", sagt Bob. "Ich werde aber wahrschdeinlich nicht bis morgen bleiben", sagt Jan. "Und wenn Du willst, nehme ich Dich mit."
Jan möchte unbedingt gehen. Aber Bob hält es nicht für richtig.
"Ich habe das Gefühl, dass das nicht richtig ist, wenn wir einfach abhauen. Walter ist depressiv. Und ich muss meine Sachen packen. Das dauert ein bis zwei Tage, bis ich soweit bin und alles eingepackt habe. Und ich muss mit Walter reden. Er bringt sich sonst um", sagt Bob.
Jan schweigt und überlegt.
"Das ist Dein Problem. Wir wissen nicht, wie er reagiert. Wo ist er jetzt?"
Bob zeigt auf den Gemeinschafts- oder Gästeraum.
"Er ist da drin bei den Toten. Er trinkt ein Wein. Ein Glas nach dem anderen", sagt Bob.
"Sitzt er mit ihnen am Tisch?", fragt Jan.
"Ja."
Jan kann es kaum glauben. Er steht auf, läuft zur Tür des Gästeraums und blickt durch das Türfenster. Er sieht wie Walter am Tisch neben den Skeletten sitzt und sein Wein trinkt. Auf makabre Art ist er mit seiner Familie vereint und Walter scheint sich besser zu fühlen. Er führt Selbstgespräche oder redet zu seiner Skelett-Familie und wirkt auf irre Art und Weise glücklich. Scheinbar ist er auch ziemlich betrunken. Es ist seine Art mit dem Verlust seiner Familie umzugehen. Rot-blaues Licht erleuchtet den Gästeraum. Und die Sonne scheint durch das Fenster in den Raum. Jan wird nervös.
"Wie lange ist er schon drin?", fragt Jan besorgt.
"Den ganzen morgen. Mehrere Stunden. Er war vielleicht schon drin, bevor ich wach wurde und aufgestanden war", sagt Bob.
"Ich versteh das ein bisschen. Ich wüsste nicht, wie ich reagiert hätte, wenn meine Familie tot wäre", sagt Jan.
"Dann sollten wir bis morgen warten", sagt Bob.
"Ich bin einverstanden. Warten wir bis morgen. Ich helfe mit den Graben der Löcher in der Erde, mit der Party und ich frage ihn, ob er mitkommt. Wenn er nicht will, lassen wir ihn zurück. Und wenn Du auch hierbleiben willst, ist das deine Entscheidung. Ich aber gehe!", schreit Jan.
Jan will am liebsten jetzt weg, aber er findet es auch nicht richtig einen solchen Hypochonder und Depressiven und Selbstmordgefährdeten Walter einfach hierzulassen und einfach zu verschwinden.
"Es hat keinen Sinn. Lass ihn da. Wir gehen nach draussen und graben die Löcher. Und dann fangen wir an, die Party vorzubreiten. Wenn er sieht, was wir hier tun, wird er sich möglicherweise wieder besser fühlen", sagt Bob.
"Dann machen wir das so", entgegnet Jan.
Dann gehen sie beide nach draussen, dann hinter das Haus und fangen an mit zwei Schaufeln, die sie hinter dem Haus finden, die Löcher in der Nähe der Kornfelder zu graben. Die Zeit vergeht. Sie graben eine ganze Weile und die Löcher sind inzwischen so gross, dass ein Mensch dort reinpassen würde. Dann machen sie eine Pause. Dann geht Bob ins Haus. Jan wartete eine Weile. Dann kommt Jan mit einer Flasche Bourbon wieder.
"Er ist immer noch drin in dem Gästeraum", sagt Bob.
"Und was machen wir? Wie lange wird er drin sein?", fragt Jan ungeduldig.
"Vermutlich länger", sagt Bob und nimmt ein Schluck Bourbon aus der Flasche. Dann reicht er Jan die Flasche.
"Wir machen eine Pause. Ist es nicht schön hier?", fragt Bob.
"Ja- sehr. Die Felder. Sehr einsam..aber schön", sagt Jan.
"Ich verstehe allmählich, warum Walter nicht von hier weg will. Nicht nur wegen seiner toten Familie", sagt Jan.
Jan blickt in die Felder. Er sieht nur Felder. Ansonsten nichts. Und diese Ruhe.
"Ich möchte spazieren gehen - entlang den Weg in Richtung Berlin Libitz. Momentan sind keine Zombies. Ich werde aber meinen Schlagstock, den ich inzwischen im Rücksack habe, mitnehmen", sagt Jan.
"Ich komme mit", sagt Bob.
"Gehen wir beide", sagte Jan.
Und dann gehen sie den Weg entlang in Richtung Berlin-Libitz-Sp andau. Unterwegs unterhalten sie sich.
"Jeder wird bald vermuten, das wir Lebenmittel im Wagen im Kofferraum haben. Wir sollten alles ins Haus reinnehmen. Oder wenn Du bei Deinem Haus bist, Du musst alles in Dein Haus reintragen. Nicht im Kofferaum lassen, denn das lockt Diebe an", sagt Bob.
"Du hast Recht. Da muss alles raus. Spätestens morgen", sagt Jan. "Wie willst Du Walter sagen, dass Du ausziehen wirst? Hast Du ihm von deinen Plänen erzählt?", fragt Jan.
"Ich werde ihm das heute sagen. Wenn er sich besser fühlt", sagt Bob.
"Da kannst du vermutlich lange warten. Aber er muss es wissen. Ich will nicht lange warten. Vielleicht fühlt er sich auf der Geburtstagsfeier besser morgen", sagt Jan.
"Vielleicht", sagt Bob. Dann gehen sie den Weg entlamg und merken nicht, dass sie beobachtet werden.
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Mitten im Kornfeld sitzt eine Gruppe von fünf jungen Leuten. Es ist die Backdoormanbande, die aus Daniel, Phil, Jack, Roland, Paul und Hagen besteht. Sie tragen Lederjacken, haben Messer, Pistolen, Dolche bei sich und mehrere Rucksäcke voller Lebensmittel, die sie in der Tankstelle Feldweg geplündert hatten. Und sie sind sehr gefährlich. Phil, der Chef der Bande hält eine Rede.
"Unsere Nahrungsmittel gehen zuende. Und wir müssen handeln. Wir müssen das tun, was wir besprochen haben - denn freiwillig werden sie uns die Nahrungsmittelvorräte nicht geben", sagt Phil.
"Was wollen wir tun?", sagt Daniel, obwohl er die Antwort schon weiss.
"Wir werden das Bauernhaus überfallen. Wir werden alles plündern", sagt Phil.
"Ja, ich bin auch dafür", sagt Daniel.
"Aber das können wir nicht machen", sagt Hagen erschrocken.. "Doch. Wir müssen wissen, wieviel Personen drin sind", sagt Phil.
"Ich weiss, dass er Familie hat", sagt Jack. "Zwei Söhne und eine Frau. Vielleicht noch ein Buttler". "Mehr als fünf sind es nicht. Vielleicht weniger. Wir werden mit ihnen fertig", sagt Phil.
"Ja. Das ist eine saubere Sache. Wir plündern alles", sagt Daniel.
"Und was ist, wenn uns jemand erkennt und abbhaut?", fragt Hagen.
"Wir legen sie alle um. Ihre Leichen können die Zombies in den Feldern fressen und niemand bekommt mit wo sie sind und was passiert ist", sagt Phil.
"Aber das können wir nicht machen. Ich steig da aus. Wir waren Pfadfinder. Dann Plünderer, dann Räuber und nun Mord? Ich mach das nicht mit", sagt Hagen. "Aber Zeiten ändern sich. Und auch die Situationen. Meine Tochter ist krank. Soll sie deinetwegen sterben, nur weil wir kein Essen bekommen? Meinst Du das ernst?", fragt Phil. "Wir töten einige nichtsnutzige Männer. Der Hausherr ist ein unangenehmer, egoistischer Mann. Gab nie anderen Menschen etwas ab. Der würde einem armen Mann kein Glas Wasser geben. Hortet nur Vorräte für seine Familie", wie ich gehört habe. "Wir töten einige - vielleicht vier, die soweiso bald von Zombes überfallen werden, weil sie so egoistisch sind, an ihren Besitz hängen und nicht weggehen. Und dafür retten wir mehrere Leben. Unsere Familien. So ist das richtig für uns", sagt Phil.
"Aber der Zweck heiligt nicht die Mittel. Es geht nicht so einfach einige Leute zu töten, um andere zu retten. Die Reihenfolge stimmt nicht. Töten ist töten. Und was macht das mit uns? Zu welchen Menschen werden wir?", sagt Hagen beharrlich und ist gleichzeitig verängstigt.
Er wirkt nervös und seine Stimme zittert. Schweiss sammelt sich auf seiner Stirn. Die Situation ist für Hagen unerträglich und er will weg. Die Gruppe - früher vor den Krisen eine korrekte Pfadfinder-Gruppe - hat sich in diesen schweren Krisenzeiten nachteilig verändert, die ganze Gruppe - von der er sich ursprünglich Schutz versprach - ist Hagen fremd geworden. Seine Kumpels haben zugelassen, dass sich ihr Charakter immer mehr verfinsterte in diesen schlechten Zeiten. Oder sie waren immer schon so und Sue Kruse hat nur das svhiechtes aus ihrem Inneren hervorgeholt oder verstärkt. Er kannte sie nur noch nie richtig! - so muss er sich eingestehen. Sie versteckten ihre wahren miesen ICHS unter den Gesichtern von Biedermännern und Familienvätern und gesetzestreuen Bürgern. Aber nun sind sie Räuber geworden - das muss er nun akzeptieren - schliesslich hat er sich am Anfang auch von der Gruppendynamik anstecken lassen und mitgemacht und war auch nicht viel besser: Er hatte mitgeplündert, war bei einigen Einbrüchen beteiligt, hatte zeitweise auch andere Leute ausgeraubt - bis er immer mehr ein schlechtes Gewissen bekam. Doch bei Mord hört es jetzt für ihn auf. Auch fürchtet er sich vor Phil und seinen anderen Kumpels.Und es ist ihm nicht möglich sie vom Vorhaben, Morde zu begehen, abzubringen. Er muss deshalb weg. Doch Phil bemerkt Hagens Vorhaben.
"Habe ich richtig gehört? Du steigst jetzt aus? Für all das, was ich für Dich getan habe? Ich hab Dich gut versorgt, Dir Sicherheit gegeben. Und nun dieser Dank?", schreit Phil. "Nein- so ist das nicht", sagt Hagen zitternd. "Ich habe schon verstanden", sagt Phil.
"Dann geh, Du Waschlappen. Feiglinge können wir nicht gebrauchen. Dann lauf los", schreit Phil.
Und Hagen steht auf, verlässt die Gruppe und beginnt durch die Felder zu laufen. Dann holt Phil blitzschnell ein Messer aus seiner Jackentasche hervor und schleudert es mit gezielten Wurf in Richtung Hagen. Er ertönt ein kurzer Aufschrei. Hagen hat Phils Messer im Rücken, schwankt etwas. Dann kippt er im Feld um. Phil läuft ihm hinterher. Nach einiger Zeit kommt er mit blutendem Messer zurück. Er hat Hagen die Kehle durchgeschnitten. "Tut mir leid, Leute. So ergeht es Leuten, die sich von der Truppe entfernen. Er hätte uns verraten. Es blieb mir nichts anderes übrig. Wir überfallen nun den Bauernhof", sagt Phil.
"Ja. Wir töten sie alle und plündern alles", schreit Jack.
"Keiner kommt mit dem Leben davon", sagt Roland.
"Seht nur. Alle sind einverstanden. Dann lasst uns losgehen", sagt Phil triumpfierend.
Phil holt eine Pistole aus der anderen Jackentasche und fuchtelt damit rum.
"Dann gehen wir los! Wir plündern alles. Und töten alle", schreit Phil. Dann laufen alle auf das Bauernhaus zu.
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Jan und Bob kommen von ihrem Spaziergang wieder und gehen ins Walters Haus. Jan blickt in das Gästezimmer. Walter ist nicht mehr da!
"Wo ist er?", fragt Jan besorgt.
Sie sehen sich um. Es ist alles geschmückt. Auf dem Tisch stehen Kekse, Salat, eine grosse Schüssel Hühnersuppe, Reis, Brokkoli mit Käse überbacken. Auf einem kleinen Tisch neben dem grossen Wohnzimmertisch steht eine Schüssel mit Keksen, dann Teller voller Kuchen, Bier, Whisky, Cola, und vieles mehr.... Der Fernseher läuft. Dann kommt Walter aus der Küche.
"Hier bin ich. Ich habe alles schon vorbereitet", sagt Walter.
"Ich bin irritiert. War ich so lange draussen? Ich und Bob hatten vorhin Löcher gegraben und sind dann später spazieren gegangen. Wir haben nicht damit gerechnet, dass Du so schnell alles vorbereitet hast", sagt Jan und überlegt. Vermutlich ist bei ihm das Zeit-Empfinden durcheinandergeraten. Es verging mehr Zeit, als er ursprünglich früher dachte. Wenig später feiern sie feiern sie. Jan, Bob und Walter sitzen am Tisch und essen Suppe und Brokkoli mit Käse.
"Das Essen schmeckt lecker", bemerkt Jan.
"So hat meine Mutter immer gekocht. Oft nach Hausfrauen-Art. Ich finde, man sollte Familientraditionen aufrecht erhalten, wenn sie gut sind", sagt Walter.
"Das denke ich auch", sagt Jan. "Einiges, was gut ist, sollte man beibehalten. Und ich bin froh, dass ich mit Bob die Löcher gegraben habe", sagt Jan.
"Du.... Weisst Du für wen die Gräber sind?", sagt Walter.
Jan ist etwas irritiert.
"Für Deine Familie natürlich", sagt Jan.
"Ja. So ist das", sagt Walter und hüllt sich in Schweigen. Wenig später steht er nach dem Essen auf und setzt sich auf einen Hocker am Klavier und spielt Predlude e-Moll von Chopin. Die Töne schallen bis nach draussen. Bob und Walter lauschen den melancholischen Klängen der Musik. Dann steht Walter vom Klavierhocker auf, geht zum Tisch und hält eine Ansprache.
"Wir wünschen Elisa alles Gute zum Geburtstag. Heute wäre ihr 42. Geburtstag. Wir gedenken an John, Jack und Elisa. Die wie Blumen abgeschnitten wurden", sagt Walter.
Tränen schiessen ihm in die Augen. Dann setzt er sich an denn Tisch. Wenig später trinken und lachen sie.
"Bist du sicher, das es Suizid war", fragt Jan.
Walter wirkt verunsichert.
"Es kann sie jemand auch erschossen haben und es wie ein Selbstmord aussehen lassen haben. Man kann imner einen Toten hinterher die Waffe in die Hand drücken", sagt Jan.
Er ist etwas betrunken und deshalb etwas taktlos.
"Jetzt hör auf", sagt Walter.
"Sie haben sich mit Pistolen umgebracht. Ich war dabei. Ich hab alles gesehen. Es war Selbstmord. Es besteht kein Zweifel. Wechseln wir das Thema", sagt Bob und steht auf.
Er geht zur Musikanlage, die auf dem Boden in der Nähe des Fernsehers steht und dreht Musik auf. Es ist "Blueberry Hill" von Fats Domino.
"Hier. Das ist doch etwas Feines", sagt Bob.
"Ich muss sagen", sagt Jan. "Du hast das gut gemacht. Ich musste mich nur an die Toten im Gästezimmer gewöhnen. Aber ansonsten....Gut genacht", sagt Jan angetrunken. "Ich war zu kritisch. Sah überall Gespenser. Konnte niemandem trauen. Ich musste hart durch. Mein Bruder war Trinker. Und starb in der Corona 5- Zeit. Ich gab davon nie jemanden erzählt. Die ganze Zeit nicht. Ich hatte in den Coronakrisen und der Untotenkrise viel durchgemacht. Wir alle mehr oder weniger. So ist das Leben. Es verändert uns", erzählt Jan.
"Ich, Elisa und meine Söhme waren mehr als glücklich", erzählt Walter. "Bis die Coronakrisen und das Untotenvirus kamen", erzählt Bob. "Ja - es ist schwer für uns alle", sagt Jan.
Dann schweigen sie eine Weile. "Warum stehen eigentlich die Benzinkanister noch vorne an der Tür?", fragt Jan.
"Ich bring die morgen weg. Und morgen werden alle beerdigt", sagt Walter.
"Dass muss sein. Anders geht es nicht", sagt Jan.
"Nur mein Grab ist zu klein. Das Loch muss größer sein", sagt Walter.
"Dein Grab, sagst Du? Willst du sterben? Du lebst und nur das zählt! Ich denke, dass die Gräber für Deine Familienmitglieder sind?", fragt Jan etwas besorgt nach.
"Ja - Entschuldigung. So meine ich das auch. Nur ich bin nicht ganz jung und die Zeiten schwierig. Ich muss mit allem rechnen", sagt Walter.
"Auch so meinst du das. Ich dachte, Du wolltest sterben und Dich da beerdigen lassen", sagt Jan. Er ist sich nicht so sicher, ob Walter das ernst gemeint hat oder nicht. Der Alkohol spielt bei seinen Gedankengängen eine Rolle.
"Nein. Sonst würde ich nicht feiern. Ich halte mich an Familientraditionen. Ich warte und lebe bis meine Zeit gekommen ist", sagt Walter.
"Dann ist ja gut. Das klang etwas merkwürdig und pessimistisch. Ich finde das Leben ist zu schön, um es einfach wegzuschmeissen. Nein. Selbstmörder - die kommen nicht nach dem Tod ins Paradies, sagt immer mein gläubiger Vater. Nein! Nein! Nein! Man sollte das niemals tun! Nein! Es gibt immer eine Lösung. Düstere Stimmungen können verschwinden, schlechte Zeiten ändern sich zum Guten. Man kann alles überstehen. Mit Gottes Hilfe. Man sollte das Leben geniessen solange man kann. Und Trübsal vertreiben", sagte Jan.
Er ist mehr als etwas angetrunken. "Wenn ich es mir genau überlege, ist es nicht verkehrt Vorsorge zu machen. Schliesslich will man nicht irgendwo begraben werden", sagt Walter.
"Wenn du mich fragst, ist mir das egal. Ich lebe mein Leben. Solange es geht. Und wenn Schluss ist, ist Schluss. Über weiteres will ich nicht nachdenken. Ich lebte während den Coronakrisen die ganze Zeit über meine Kräfte, bemühte mich als Fotograf um Aufträge, versuchte für meine Familie Geld zu verdienem, versuchte zu überleben - ich nahm alle mögichen Jobs an. Ich kämpfte immer und immer. Nur um finanziell zu überleben. Kannst Du das verstehen?", fragt Jan.
"Ich kenne das. Ich hatte mit meiner Familie zu kämpfen. Sie überstanden die Coronakrisen und auch die Zeit des Untotenvirus psychisch nicht. Sie wollten immer weg. Sie hatten Angst vor den Pandemien, vor Ansteckung und diese Angst brachte sie um. Sie fanden Erlösung nur durch den Tod von dieser Angst", sagt Walter. "Und das ist verkehrt. Wr negativ ist, hat schon verloren. Man kann was tun. Hilfe holen. Es gibt Psychologen, die helfen. Es geht nicht anders", sagt Jan.
"Für mich ist das JETZT wichtig - morgen kann das Leben schon vorbei sein. Man muss jeden Tag damit rechnen, dass es vorbei ist", sagt Walter.
"Und deshalb sollten wir das Thema wechseln. Wir reden über etwas Positives. Was ist Dein Hobby?", fragt Jan.
"Mein Hobby ist Klavier zu spielen. Eigentlich spielte meine Frau mehr auf dem Klavier", erzählt Walter. "Und was spielst du so", fragt Jan. "Ich spiele gerne Beethoven. Mozart", erzählt Walter.
"Das ist ja ein Zufall, dass Du auch Musik machst, etwas Klavier spielst".
"So?"
"Ich hatte früher in Schülerbands gespielt, hatte in professionellen Bands gespielt. Ich hatte auch Klavierunterricht genommen. Den hatte meine Mutter früher bezahlt. Ich spielte gerne Chopin, Schubert - aber auch viel Rock-Pop. Aber Musik war nur ein Hobby. Ich wurde Fotograf", erzählt Jan.
"Das ist ja interessant", sagt Walter. Sie reden eine Weile und trinken Whiskey. Bob ist betrunken auf dem Sofa eingeschlafen. Walter hat eine gute Stimmung. Jan kann keine Anzeichen von Depressionen feststellen und so ist er unbesorgt. Sein anfängliches Misstrauen gegenüber Walter ist verflogen, er hat ihn inzwischen in sein Herz geschlossen und hat nzwischen Walters Eigenarten akzeptiert. Walter wirkt zum ersten mal zufrieden und locker.
"Das Problem der Depression hat Walter schon überwunden und er wird schon hier alleine klarkommen", denkt Jan.
Er denkt an seine Familie und will gehen. Denn ist ist schon spät am Abend. Dann erzählt Jan Walter von seinem Vorhaben zu gehen. "Ich muss los. Meine Familie suchen. Ich wollte heute Mittag schon gehen - aber es wurde wieder spät. Ich kann nicht schon wieder hier übernachten", sagt Jan. "Willst Du wirklich schon gehen?", fragt Walter bestürzt.
"Ja - ich muss. Meine Familie wartet. Bob kann mich fahren", sagt Jan.
Walter zeigt auf den schlafenden Bob.
"Er ist betrunken und eingeschlafen. Er wird Dich nicht in die Stadt oder nach Spandau fahren", sagt Walter.
"Dann gehe ich zu Fuss", sagt Jan. "Aber es hat keinen Sinn in dieser Zeit nachts alleine zu Fuss in die Stadt zu marschieren. Du wirst bestimmt von Zombies überfallen werden", sagt Walter.
Jan überlegt. Walter hat Recht. Es ist schon spät, bestimmt 22 Uhr. Es ist nachts um diese Uhrzeit draussen zu gefährlich. - besonders in dieser Zeit alleine in den Feldern draussen zu sein. Und Bob ist zu betrunken und eingeschlafen und kann ihn nicht in die Stadt fahren. Und Walter würde ihm nicht den Wagen leihen - das kann er nicht von ihm verlangen. Es gibt keine andere Möglichkeit als in Walters Bauernhaus zu übernachten.Und so folgt er Walters Bitte die Gastfreundschaft anzunnehmen, hierzubleiben und hier bei Walter im Bauernhaus zu überrnachten. Dann will Walter ihm das Schlafzimmer oben zeigen. "Oben kannst du schlafen", sagt Walter.
Dann geht Walter die Treppe hoch, die zu einem oberen Flur führt. Jan folgt ihm. Er merkt, dass er ziemlich betrunken ist. Dort oben ist es ziemlich düster. Ein langer Flur führt zu mehreren Türen links und rechts. Walter geht zu eine Tür auf der linken Seite, öffnet die Tür und führt Jan in einen Zimmer mit Bett und kleinem Schrank und einem kleinen Fenster.
"Hier kannst Du übernachten. Gegenüber ist das Bad. Ich wünsche Dir eine gute Nacht", sagt Walter.
Dann verschwindet Walter. Jan ist alleine und denkt nach. Er denkt an seine Familie und darüber ob das richtig ist hier zu bleiben und zu übernachten. Denn er hat ein komisches Gefühl. Dan schläft er irgendwam im Bett ein.
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In der Nacht wird er durch seltsame Geräusche geweckt. Es sind Schritte. Nervöse Schritte. Dann hört er etwas Plätschern. Jemand reinigt die Teppe nachts" denkt Jan. Er guckt auf die Uhr. Es ist 3 h. Es ist völlig dunkel. Dann erinnert er sich an die Benzinflaschen und ihn überkommt eine schreckliche Vorahnung. Dann läuft er zur Tür, öffnet sie und blickt auf die Treppe. Walter ist wie von Sinnen und griesst Benzin von dem Benzinkanister auf die Treppenstufen. Er hat fast das ganze Haus mit Benzin durchtränkt und es riecht grässlich.
"Bist du verrückt? Was sol das?" , schreit Jan.
Blitzschnell rennt Jan die Treppe runter auf Walter zu und reisst ihm den Benzinkanister weg. Plötzlich spürt er einen Schlag. Jan fällt zu Boden. Er bleibt benonmen liegen. Dann dreht er sich um. Plötzlich sieht Jan wie Bob angelaufen kommt.
"Bist verrückt, Walter?", schreit Bob und versucht Walter den Benzinksanister zu nehmen. Dann steht Jan blitzschnell auf, holt zum kräftigen Schlag aus und schlägt Walter mehrmals nieder. Walter fällt auf den Boden und weint.
"Er will uns alle umbringen", sagt Jan. "Er hat das ganze Haus mit Benzin durchtränkt."
Sofort greift sich Jan Walter, schleift ihn zum Gästeraum, öffnet die Tür und setzt ihn in den Gästeraum neben den Toten auf einen Stuhl.
"Wenn Du Dich rührst oder irgendwelche Dummheiten machst, bring ich Dich sofort um", droht Jan.
Walters Lippen zitterten. Guck doch da draussen. Sieh hin. Sie sind da!", schreit Walter.
Jan erschreckt sich. Die Skelette wirken gruselig in dem rot-blauen Licht. Jan läuft raus aus dem Gästezimmer und geht zur Eingangstür des Bauernhauses. Ohne auf Walter zu achten. Er macht die Haustür auf und bleibt am Eingang stehen. Und dann sieht er auf dem großen Weg vor Walters Grundstück (der auch als Strasse durch die Felder benutzt wird) einen fremden Wagen. Bob läuft nach draussen. "He! Was macht ihr hier", schreit Bob. Kaum war Bob nach draussen gelaufen, als einige Männer herbeigelaufen kommen. Einer von ihnen verpasst Bob einen kräftigen Schlag ins Gesicht. Er fällt sofort zu Boden. Ein Mann richtet sofort eine Pistole auf Bobs Kopf. Er drückt einmal den Pistolenlauf in Bobs Nacken. Über ihn steht Phil mit dreckigem Grinsen.
"Du kannst nicht entkommen. Wir plündern alles", schreit Phil. "Wir legen sie alle um."
Ein andere junger Mann kommt herbeigelaufen und knebelt ihn. Tim, John und Jack gehen zu seinem Wagen und durchsuchen ihn.
"Durchsucht alles", schreit Phil. "Geht ins Haus."
Jan steht zuerst starr am Eingang. Und ist geschockt. Er will weglaufen, doch Paul, ein anderer Räuber kommt herbeigerannt, schägt ihn nieder und hält ihm sofort eine Pistole an den Kopf.
"Wo sind die Vorräte?", fragt Paul. "Im Gästeraum oder im Keller", stammelt Jan.
Jan schliesst mit seinem Leben allmählich ab. Dann hat er plötzlich eine Idee.
"Bist du der Hausherr?", fragt Paul. "Nein. Ein Bekannter", antwortet Jan.
Paul wird ungeduldig.
"Wo ist der Hausherr?", fragt Paul und hält ihm immer noch die Pistole ins Gesicht.
"Du suchst sofort den Hausherrn?", fragt Jan. Jan zeigt auf das Gästezimer. "Er ist dort."
Paul hält Jan die Pistole näher ins Gesicht.
"Du machst sofort auf", sagt er. Jan gehtkt langsamen Schritten zum Gästezimmer und öffnet mit zitternden Händen die Tür. Als die Tür offen ist, blicken Sue in das Gästezimmer. Doch Walter ist weg! Vermutlich ist Walter unbemerkt weggelaufen. Vermutlich nach oben. Jan fühlt sich innerlich etwas erleichtert. Vielleicht ist Walter so klug gewesen und hat sich versteckt. Das würde vielleicht eine Chance bedeuten", denkt Jan. Er kann sich jedoch irren. Denn er weiss nicht wie schlau, bösartig und unberechenbar diese Räuber sind.
"Hier ist niemand. Nur Skelette. Willst Du mich verarschen?", schreit Paul.
"Nein. Nein," schreit Jan.
"Wo sind die Wertsachen?," fragt Paul.
"Im Keller", sagt Jan.
"Dann runter in den Keller", schreit Paul.
Und dann macht Paul seine kleine Taschenlampe an, für er dabei hat und und dann gehen sie die Kellertreppe runter. Als aie unten im Keller ankommen, hält Paul ihm die Pistole an den Kopf.
Jan wirkt ängstlich. Doch innerlich rumort es. Eine Veränderung geht in Jan vor. Dann kommt ihm eine Idee. Eine verrückte Idee, die ihn vielleicht retten könnte.
"Weisst Du was? Ich habe ein Rätsel. Beantworte die Frage. Warum können die Bösen gut leben?", fragt Jan.
"Warum?", fragt Paul verdutzt. "Weil sie auf Kosten der Guten leben", erklärt Jan.
"Ja und?"
"Wann geht de Rechnung nicht mehr auf?", fragt Jan erneut.
Er muss seinen ganzen Mut zusammennehmen.
"Weiss ich doch nicht. Ich knall Dich gleich ab. Zeig mir die Wertsachen und die Nahrungsmittelvorräte. Ganz plötzlich", schreit Paul.
Jan verliert hier die Illusion, dass man mit Paul reden oder verhandeln könnte. Er zeigt nach hinten zu den Türen.
"Dort findest du alles."
Paul leuchtet mit der Taschenlampe ins Dunkel. Er öffnet die erste Eisentür auf der linken Seite. "Da ist nichts", schreit er. Dann öffnet er die andere Eisentür. "Da ist auch nichts. Du willst mich verarschen. Wenn ich wenigen Minuten nichts finde, leg ich Dich sofort um", schreit Paul. Dann öffnet er den Raum mit der Aufschrift "Top Secret" an der Tür. Er öffnet sie. Und schreit. Vor Schreck lässt Paul die Pistole fallen als er die Zombies erblickt. Hässliche Totenfratzen. Sofort schubst Jan ihn in den Raum vor die Zombies und schliesst die Tür. Jan guckt durch ein kleines Glasfenster und beobachtet, was passiert. Er sieht, wie ein Zombie
Paul sofort in den Hals beisst. Und dann in den Arm. Paul schreit. Dann stürzen sich dies Zombies auf Paul.nJan sieht das Blut spritzen als die Zombies mit den Händen den Körper aufreissen, das Eingeweide quillt heraus. Die Zombie grunzen, schmatzen, es riecht fürchrerlich - nach Verwesung und Blut - und dieser Geruch ist noch stärker als der Bezingeruch.
"Du hasst einen Fehler gemacht. Man sollte keinen Fremden vertrauen. Die Theorie bestätigt sich. Böse gegen Böse geht nicht - dann ist irgendwann auch der Böse dran. Und Dich hat es nun erwischt, weil Du böse bist, ich aber jetzt auch böse geworden bin. Jan war froh undgeht dieTreppe hoch. Doch plötzlich steht an der Eingangstür ein anderer von der Räuberbande. Es ist Jack - der noch böser ist als Paul.
"Los. Raus", schreit er Jan an.
Und richtet die Pistole auf ihn. Jan hebt die Hände hoch. Jack packt ihn am Arm. Dann gehen sie in Richtung der Eingangstür. Jack packt ihn dann brutal am Kragen, zerrt ihn mit voller Kraft zur Eingangstür und schmeisst ihn voller Wucht nach draussen. Dann spürt Jan Schläge. Phil ist es, der zuschlägt. Als Jan am Boden liegt, dreht er sich zu Bob um. Und sieht den blutig geschlagenen Bob neben sich, gefesselt und geknebelt. Phil packt ihn am Nacken und zieht ihn zu sich hoch und hält ihm die Pistole ins Gesicht.
"Du wirst keine Dummheiten machen. Sonst baller ich Dir den Schädel weg!", schreit Phil. Dann blickt er zu Roland.
"Roland", schreit Phil. "Du gehst ins Haus. Such nach Paul", befielt Phil.
"Okay. Werde mal nachsehen", sagt Roland.
Roland gehorcht und geht dann ins Haus. Doch er kommt nach einer Weile auch nicht wieder. Dann hören sie ein Schrei aus dem Haus. "Es war Roland. Was ist da los", schreit Phil.
"Ich hörte ihn auch schreien. Irgendetwas ist da passiert", schreit Daniel.
"Er wird hängen dafür. Und den anderen Schwarzen erschiessen wir", schreit Phil.
"Ich hab Dir geagt, das es schiefgeht", schreit Daniel.
"Nicht mehr. Sie werden hängen. Wir werden ein Seil besorgen und sie am Fenster oder am Dach aufhängen. Ein Schwein soll darin hängen. Die beiden werden sterben - der Schwarze und der Weisse. Und wir werden gucken, ob sich noch jemand im Haus befindet", schreit Phil.
"Bitte", fleht Jan. "Es ist ein Unfall," schreit Jan.
"Nein ist zu spät. Ihr werdet sterben. Daniel wird das Haus durchsuchen und nach Roland suchen und gucken, ob er was brauchbares findet. Dann werdet ihr hingerichtet werden und wir hauen ab. So ist das", schreit Phil. "Ihr seid Schweine", schreit Jan. Dann ruft Phil nach Roland. Doch Roland antwortet nicht.
"Daniel. Geh ins Haus und such nach Roland. Sei aber vorsichtig. Es ist bestimmt jemand im Haus. Vielleicht auch Zombies", schreit Phil.
"Roland", schreit Daniel. Doch noch immer kommt von Roland keine Antwort. Phil und Daniel verlieren langsam die Fassung.
"Irgendetwas ist passiert. Das ist was faul", sagt Daniel.
"Dann gehst Du ihn suchen", schreit Phil.
Dann sieht Phil jemand oben am Fenster.
"Da oben ist einer," schreit Phil. "Scheisse. Schnappt ihn Euch. Erschiesst ihn", schreit Phil.
Sofort laufen Jack und Daniel mit Pistolen in das Haus. Als sie ins Haus gehen, packt sie das Grauen. Es riecht bestialisch überall im gesamten Bauernhaus nach Benzin. Oben an der Treppe steht Phil mit einem brennenden Feuerzeug in der Hand. Und Roland liegt mit einem Dolch im Hals oben auf der Treppe. Walter hat das ganze Haus mit Benzin durchtränkt und das ganze Haus ist nichts anders als eine Todefalle eines schwer Depressiven und Wahnsinnigen!
"Waffen fallen lassen", schreit Walter. Oder ich lass das brennende Feuerzeug fallen. Dann explodiert hier alles und ihr alle seid tot. Wir alle", schreit Walter mit irrem, nevösen lächeln.
Sein Gesicht hat er zu einer hässlichen Fratze verzerrt. Er ist vollkommen wahnsinnig geworden. Was Walter hier macht, ist Planung pur. Daniel will gerade auf Walter schhiessen, als Jack ihm die Pistole aus der Hand schlägt. "Runter damit. Wenn er das Feuerzeug fallen lässt , ist es aus!", schreit Jack.
"Er bringt uns alle um", schreit Daniel.
Dann rennt Jack plötztlich in Panik los zur Haustür und schreit. "Das ganze Haus ist voller Benzin" schreit Jack.
"Verschwindet aus dem Haus. Es ist eine Falle", schreit Phil.
Phil ist abgeklenkt. In diesem Moment befreit sich Jan aus seinem starken Griff und schlägt ihn die Pistole aus der Hand. Bevor Phil reagieren kann, schlägt ihn Jan mit einem starken Faustschlsag zu Boden. Jan schlägt ihn mehrfach ins Gesicht. Phil blutet und keucht auf dem Boden.
"Du Schwein", schreit Phil.
Phil greift sich gerade das Messer, als Jan es ihm aus der Hand schlägt. Jan greift sich das Messer. Bevor Phil sich aufrichten und Jan angreifen kann, sticht Jan mit dem Messer in Richtung Phil. Einmal, zweimal, dreimal. Und Phil fällt mit durchschnittener Kehle tot um. Dann greift sich Jan Phils Pistole und rennt zur Eingangstür des Bauernhauses. Er sieht, dass sich Daniel und Jack im Haus befinden. Und er riecht das Benzin und sieht Walter mit dem Feuerzeug oben an der Treppe stehen. Er sieht, dass das ganze Haus mit Benzin durchtränkt ist und was Walter vorhat. Und sein irres Grinsen. Er schreit noch":" Waaalter! Tür das nicht." Doch er reagiert nicht. Da weiss er, dass er damit einem wahnsinnigen zu tun hat und er so schnell wie möglich weg muss. Blitzschnell läuft er von der Eingangstür weg nach draussen. Läuft so schnell wie möglich vom Haus weg. Auch Jack will gerade von der Eingangstür nach draussen laufen, als ein Schuss fällt. Jack fällt tot zu Boden. Daniel will auch weglaufen. Er blickt Walter mit ängstlichen Augen an und sagt": Bitte. Tu' das nicht."
Doch Walter antwortet nur": Du wirst sterben."
Wieder schreit Daniel": Tu das nicht! Biiitteee!"
Doch Walter blickt Daniel mit irren Augen an. Dann lässt er das Streichholz fallen. Binnen Sekunden brennt das Haus lichterloh. Sofort steht alles in Flammen. Die oberen Räume, das Wohnzimmer, die Küche, das Gästezimmer mit den unheimlichen Toten, die durch das alles verzehrende Feuer noch unheimlicher wirken. Und alle Walter und Daniel stehen kurz darauf in Flammen. Und sind kurz darauf tot. Es folgt wenig später eine riesige Explsion. Die Feuersäule reicht in der Dunkelheit bis zu Himmel. Kiliometerweit kann man sie sehen.
"Oh Gott," schreit Jan.
Er geht schnell in Deckung. Die Hitze ist unerträglich, Einen Augenblick denken Jan und Bob, die inzwischen beide auf dem Boden liegen, dass die Welt untergeht und das Feuer nicht aufhört alles zu verschlingen. Jan weiss nicht wieviel Benzin und Sprengstoff Walter im Bauernhaus deponiert hatte. Es muss eine Menge gewesen sein! Und so liegen sie eine ganze Weile auf dem Boden und beobachten, wie das allesverschlingende Feuer das Bauernhaus verzehrt, dass das Haus eines Wahnsinnigen war. Eines Depressiven, der sein Leben nicht in Griff hatte und nun einen erweiterten Suizid begangen hat. Und nun Geschichte ist. Benommen richten sich Jan und Bob auf. Jan befreit Bob von seinen Fesseln. Dann gehen sie zum Wagen. Jans Gesicht ist verdreckt und blutig. Und er weint.
"Es ist vorbei", sagt Bob. "Es ist eine neue Zeit, die anbricht. Nichts ist so wie es war. Verschwinden wir hier."
Dann sehen sie überall unheimliche, düstere, unkoordiniert wankende Gestalten um sich herum, die aus en Feldern kommen. Es sind Hunderte von diesen Gestalten. Zombies! Sie laufen oder wanken in die Richtung des brennenden Hauses und auch in Richtung von Jan und Bob. Binnen kurzer Zeit war der Platz mit Zombies überlaufen. Und im Hintergrund brennt das Haus, das immer weniger als Haus erkennbar ist, sondern als brennder Trümmerhaufen. Jan und Bob flüchten - an den Zombies vorbei - zum Wagen. In letzter Minute steigen ein und fahren blitzschnell mit dem Wagen davon. Unterwegs fahren sie mit quietschenden Reifen ein paar Zombies über den Haufen. Aber es ist ihnen egal. Sie fahren panisch hinaus in die Nacht. Und Stille legt sich später über den Trümmern des Hauses Walter. Nach einer Weile hört man Polizeisirenen.
YEAR 2050: CORONA-WAYS OF THE LIVING DEAD
Kapitel 1: Corona meets the Living Dead
Harte Zeiten
Die Story:
Berlin im Jahre 2050. An einem sonnigen Tag des 14. Juni. Ein Mann wartet. Er wartet am Tiergarten an einer Sitzbank ziemlich dicht an einem Fussweg in der Nähe der Bundesstraße 2, die in die Straße des 17. Juni übergeht. Es ist Erik (Spitzname "Eric"), ein fünfundvierzigjähriger Grafiker. Er guckt auf seine Armbanduhr. Er will sich heute Mittag um 15 Uhr hier mit Mike und Steffi an diesem vereinbarten Treffpunkt, an dem er sich befindet, treffen. Auch will er heute Fotos und einige Handyvideos machen und alles was in seiner Umgebung passiert dokumentieren. Mit ihnen zusammen. Und danach wollen sie irgendwo ihre "Privat-Party" zu dritt feiern. Doch sie kommen nicht. Und das obwohl es fünf Minuten nach 15 Uhr ist. Läuft nicht wie geplant, denkt Eric. Irgendwas scheint passiert zu sein. Kann vorkommen heutzutage in Zeiten des Coronavirus Omega XX 3 - einer besonders aggressiven Coronavirusvariante und des mysteriösen Untoten-Virus Alpha Gamma PR3X (von dem in den Medien immer wieder - allerdings ungenau - berichten), die auf der Wert wütet und grosse Teile der Bevölkerung auf der ganzen dahingerafft hat. Seitdem hat sich alles drastisch verändert! Eric geht weg von der Sitzbank und geht in der Nähe der Bundesstraße 2 unruhig umher - in der Nähe des Weges, an dem sich viele Büsche befinden und wo das Waldstück des Tiergartens beginnt. Dann bleibt er stehen. Beobachtet die Umgebung. Mike und Steffi sind immer noch nicht zu sehen. Nach einigen Minuten Wartezeit wird er allmählich ungeduldig, holt sein Handy aus der Tasche und guckt sich dort die Nachrichten an. Und wie düster sie wieder sind. Wie jeden Tag seit einem Jahr. Und wieder schreiben die Medien unermüdlich über Corona 7 - das war schon bei Corona 1, Corona 2 so....bis hin zu Corona 6 der Fall. Nur ist die Berichterstattung in den Medien über Corona 7 heftiger als bei den Pandiemien davor. Und besonders heftig ist das bei dem neuen, noch unbekannteren Untoten-Virus der Fall, der nun zusammen mit Corona 7 auftritt. Zwei Pandemien auf einmal! Und kaum etwas ist heimtückischer als diese Doppelpandemie, dessen Ursachen, Wirkungen noch nicht erforscht sind und für viele den Tod bedeutet. Auch seine Mutter ist daran gestorben! Wie so viele in seiner Umgebung. Wie soll es weitergehen, denkt er. Eric versucht auf seinem Handy Steffi und Mike anzurufen. Doch da ist keine Verbindung. Aus irgendeinem Grund! Hoffentlich ist da nichts passiert, denkt Eric. Das liegt wohl an der Leitung und nicht am Handy, das er vor einem Jahr gekauft hat und noch gut funktioniert. Kommt oft vor, dass die Leitung steikt. Wie so vieles in dieser schwierigen Ausnahmezeit. Die ganze Infrastruktur ist kurz vor dem Zusammenbrechen oder ist schon größtenteils zusammengebrochen. Und es funktioniert fast nichts mehr! Politiker sind ratlos. Geschäfte werden geplündert. Die Kriminalität und die Anarchie nehmen immer mehr zu! Und auch diejenigen Menschen (meistens die ernsteren, kranken, labileren Menschen), die durchdrehen oder sich gleich an den nächsten Baum aufhängen oder die Kugel geben... werden immer mehr. Oder diejenigen, die an Corona und am Untotenvirus sterben.... Jeder kämpft ums Überleben. Und die meisten denken dabei nur an sich. Das ist das traurige dabei. Das in schlimmen Zeiten wie bei Corona 7 oder des Untoten-Virus die Moral der meisten Menschen auf der Strecke bleibt! Und vielen auch den Verstand und vielen die Fähigkeit raubt weise, sozial und gerecht zu handeln. Und weil die Medien vieles verschweigen, herrscht auch gewisse (politisch gesteuerte) Unkenntnis über Corona 7 und über das neue Zombievirus. Und auch Eric ist sich das Ausmaß der Katastrophe nicht genau bewusst. Denn er hatte Untote oder Zombies bisher nur in den Nachrichten deutlich gesehen. Nur einmal hatte er aus der Ferne - allerdings undeutlich - aus einem Taxi einen Untoten gesehen, als er zu seiner Tante gefahren war vor zwei Monaten. Und am Anfang dachte er zuerst, dass es nur ein Betrunkener war! Eric versucht wieder erneut auf seinem Handy Mike und Steffi anzurufen. Als sie sich nicht melden, gibt es vorerst auf und beschliesst weiterhin zu warten. Er schrieb mir seinem Handy einen Freund namens Jan eine WhatsApp-Nachricht, der in Berlin Spandau wohnt. "Ich warte auf Steffi und Mike. Mehr ist nicht los. Soll hier einiges los sein. Du weisst. Die Untoten...will gucken was da genau dahinter ist und vieles dokumentieren. Melde mich später", schreibt Eric und sendet ihm diese Nachricht. Dann guckt er sich selbstgedrehte Handy-Videos an. Er hat seine Familie gefilmt. Und das bevor das Zombievirus ausgebrochen war. Als die Zeiten noch besser waren. Er hat seine Frau Daniela gefilmt. Seinen Sohn Wolfgang. Seinen Vater. Seine Tante. Dann hat er Leute in der Coronakrise gefilmt zum Beispiel seine Nachbarin. Freunde. Das erweckt bei ihm Erinnerungen an vergangene, bessere Zeiten. Er hat Demonstrationen gefilmt in Hamburg und Berlin. Und er hat ein verlassenes, fast verwittertes Haus gefilmt, das er in Grunewald zufällig beim Spaziergang am Waldrand entdeckt hatte. Dort hatte er interessante Fotos sowohl vom verlassenen Haus außen als auch im Haus innen gemacht... Experimentelle Fotos - so wie er sie nannte...Als er neulich seine Familie im Wohnzimmer seines Reihenhauses gefilmt hatte, hatte er auch die neuesten Pandiemie-Nachrichten gefilmt, die im Hintergrund liefen. Er will alles Filmen und somit die verrückte Zeit festhalten, die besonders schlimm geworden ist seit Corona 7 und dem mysteriösen Untotenvirus, die (seltsamerweise) zusammen aufgetreten sind. Eric hat in letzter Zeit einige künstlerische Fotos und Videos produziert, die zeitdokumentarischen Wert haben. Einige Galerien haben seine Fotos, die er dort eingeschickt hatte, inzwischen ausgestellt und einige Fotos wurden mittlerweile auch in Zeitungen veröffentlicht. Trotzdem hat er nicht viel daran verdient und er hat nach wie vor Geldprobleme und kann als Grafiker seine Familie kaum ernähren. Er hatte als Grafiker vor der Corona 7-Pandemie schon nicht besonders gut verdient und war oft auf die Unterstützung seiner Eltern angewiesen. Als vor ungefähr einem Jahr die Coronapandemie Nummer 7 ausbrach und als seine Mutter an Corona 7 starb und der 8. Lockdown begann, hatte er die wenigen Aufträge, die er noch hatte verloren. Und jetzt wird es mit dem unbekannten Untoten-Virus noch viel schlimmer! Schuld daran hat zum Teil Corona 7, die grösste Schuld hat aber der Untoten-Virus, der noch unbekannt und noch nicht genau erforscht ist und wo die meisten Menschen darüber nicht genau informiert sind und man auch nicht genau sagen kann somit man es eigentlich zu tun hat! Und auch nicht Eric. Und dann kommt hinzu noch der 8. Lockdown (jetzt läuft zur Zeit der mittlere Lockdown, bei dem sich 4 Personen aus vier Haushalten treffen können, in zwei Tagen soll aber der harte Lockdown laufen, bei dem sich nur 2 Personen aus verschiedenen Haushalten treffen können). In dieser Zeit wird er voraussichtlich absolut kein Geld verdienen und das wird zu schlimmeres Problemen in seiner Familie führen! Und das ist auch ein weiterer Grund, warum er jetzt zur Bundesstraße 2 und zur Straße des 17. Juni gefahren ist: Er will nicht nicht nur mit Mike und Steffi treffen, sondern er will auch Sensationelles filmen oder fotografieren zum Beispiel die Untoten, die laut einiger Informationen in den Nachrichten hier gesichtet worden sind oder die vielfach medial angekündigte Demonstration gegen die Hygieneregeln und gegen die Politik, die heute irgendwo am Brandenburger Tor laufen sollte (wie diese immer stattfinden oder schon früher stattgefunden haben, wenn neue Coronaregeln beschlossen werden oder worden sind).Genau das ist etwas was ihm eventuell Geld bringen könnte: Eben tolle Fotos zu machen mit zeitdokumentarischen Wert. Zum Glück kennt er einige Zeitungen und Journalisten in Berlin, die vielleicht solche Fotos von ihm veröffentlichen würden! Das würde soviel Geld bringen, dass er und seine Familie im kommenden Lockdown mehrere Monate über die Runden kommen würden und nicht seinen kranken Vater um Hilfe bitten muss. Und die ständigen Streitigkeiten mit seiner Freundin Daniela, die durch ständige Geldprobleme verursacht worden sind, hätten dann endlich ein Ende! Eric denkt so einiges als er auf Mike und Steffi wartet. Es ist froh solche Freunde zu haben. Und da ist mehr als nur Freundschaft! Denn Mike ist locker drauf, führt mit Steffi eine offene Beziehung und Steffi würde sich auch heute wieder etwas um ihn "kümmern" (was ein Blowjob einschließen könnte.) Und zusammen wollen sie heute einiges machen! Mike und Steffi halten so wie er selbst auch zum Teil die Medien-Berichterstattung über Corona 7 und dem Untoten-Virus sowieso für übertrieben oder für einfach falsch und so ignorieren sie die übertriebenen Abstandsregelungen wie Maske und Abstand - was in ihren Augen nicht viel bringt. Sie fürchten sich mehr vor dem Untoten-Virus, den wir nach Aussagen führender Wissenschaftler und Ärzte alle in uns tragen und uns nach dem Tod zu Untoten macht. Oder durch einen Biss eines Untoten! Und so muss man die stinkenden Untoten meiden wie die Pest, die als wandelnde Toten entweder noch einigermassen gut erhalten sind und als blasse, lebende, menschenfressende Leichen mit blassen Gesicht und leeren Augen wie aus dem Leichenhaus durch die Gegend laufen oder als von anderen Untoten zugerichtete oder angefressene, teil grässlich entstellte oder halbverweste Ungeheuer auf zwei Beinen umherwandeln! Da das Leben in dieser Ausnahmesituation und Zeit für die meisten Menschen sehr bedrückend, unsicher und ein einziger Überlebenskampf ist, hat für viele in dieser Zeit Besäufnisse, Drogen und Vergnügungen in der eigenen Wohnung eine inner größere Bedeutung gewonnen! Denn das Leben ist zu kurz, um Trübsal zu blasen und sich Hygieneregeln zu unterwerfen, so denken viele angesichts der düsteren Lage. Besonders die Reichen leben abgeschottet und zurückgezogen mit genügend Lebensmittelvorräten eingedeckt in ihrem Villen, um die sie hohe Zäune errichtet hatten und die sie mit Überwachungskameras versehen hatten und lassen es sich gutgehen, während es den meisten Menschen, die nicht zur Oberschicht gehören und weniger Geld haben deutlich schlechter geht. Besonders die ärmeren Menschen müssen in dieser Zeit um ihr nacktes Überlebenden kämpfen! Eric denkt an so einiges Deprimierendes. Und guckt sich gedankenversunken seine Videos in seinem Handy an, als er ein Geräusch hört, das vor ihm aus dem Gebüsch kommt.
"Hallo. Ist da jemand?", fragt Eric erschrocken.
Dann sieht er einen Mann den Weg entlangrennen. Er läuft auf ihn zu und dann bleibt er etwa drei Meter vor ihm stehen. Eric sieht sch den Mann genau an. Sein Hemd ist dreckig, seine Haare zerzaust. Er wirkt nervös und verängstigt.
"Hallo? Was ist los?", fragt Eric.
"Sie sind hier. Sie sind hier!", schreit der Mann.
"Was?", fragt Eric erstaunt.
"Sie sind hier. Sie haben meine Freundin. Und ich werde verfolgt", stammelt er laut.
"Halt. Wo wollen Sie hin", rief Eric.
"Ich muss weg", brüllt er.
Dann läuft er weg vor ihm ins Gebüsch. Und dann ist er aus seinen Augen verschwunden. Eric versteht erst nicht, wovon er gerade geredet hat. Dann hört er ein Grunzen hinter ihm. Und nimmt einen ekelerregenden Gestank wahr. Wie der von verfaulten Leichen oder Kadavern. Er dreht sich um. Und dann sieht er aus einiger Entfernung drei Gestalten, die auf dem Weg hinter ihm sind, auf ihn zuwanken. Sie haben blasse Gesichter. Totengesichter. Zwei der Gestalten tragen ein teilweise zerrissenes Hemd. Bei der linken Gestalt fehlt der Arm. Da war nur ein blutender Stumpf. Der andere hatte einen blutigen Fleck in Brusthöhe auf dem Hemd. Und in dieser Wunde steckt ein Messer. Und trotzdem wankte er auf ihm zu. Für Eric war es Unmöglich, dass ein Mann ein Messer in der Brust hat und damit noch gehen kann. Eine unwirkliche Szenerie! Und die dritte Gestalt hatte ein dreckiges T-Shirt an, aber sein Kopf wackelte bei jedem Schritt, den er geht. Es sieht so aus, als würde sein Kopf nach jedem Schritt nach rechts runterfallen. Eric blickt auf seinen Hals. Und sieht plötzlich, dass sein Hals fast abgetrennt oder abgebissen war und das inzwischen fast schwarzgefärbte Blut an der Seite des T-Shirts runtergelaufen ist. Was auf den ersten Blick aus der Entfernung nicht sofort erkennbar gewesen ist. Eric kann nicht begreifen, was er sieht. Er ist fast starr vor Angst.
"Soll ich ihnen helfen? Sie haben ein Messer in der Brust!", schreit Eric zu der Gestalt, die ein Messer in der Brust hat. Er will immer noch nicht begreifen, dass er hier gerade mit einem Toten redet. Doch der Tote schien seine Worte nicht gehört zu haben und wankt mit den zwei anderen Gestalten weiter auf ihn zu. Ganz mechanisch und instinktiv. Sie sind geistig ganz weit, weit weg und scheinen nur von primitiven instinkten beherrscht zu sein, denkt Eric in diesem Augenblick.
"Es ist unmöglich. Ich muss betrunken sein. Ihr seid tot. Es ist unmöglich", schreit Eric in Panik. Er kann es immer noch nicht fassen, was er sieht. Dann dreht er sich um und rennt dem Mann nach ins Gebüsch, der vor ihm vor ungefähr einer Minute dort rein gelaufen ist. Eric kämpfte sich durch die grünen Äste und Zweige als er durch die bewaldete Stelle des Tiergartens ganz in der Nähe der Bundesstraße 2 und an der Straße des 17. Juni lief. Dann hört Eric plötzlich einen markerschüttternden Schrei, der irgendwo aus dem Tiergarten in seiner Nähe kommt.
"Hallo? Ich komme gleich. Warten Sie", schreit Eric.
Er läuft weiterhin durch den dicht bewachsenen Wald, als er plötzlich etwas vor ihm auf dem Waldboden liegen sieht.
"Hallo? Ist das jemand?", fragte er. Dann sieht er vor sich zwei Körper liegen. Zwei Tote! Es war ein toter Mann und eine Frau. Sie lagen nebeneinander auf dem Rücken auf dem gras- und unkrautbewachsenen Boden. Das Gesicht der Frau war entsetzlich entstellt, ja verstümmelt. Dort wo sie Augen waren, waren nur noch blutige Augenhöhlen und ein Teil des Mundes war abgebissen worden und da wo das Fleisch fehlte, schimmerten die blanken Knochen - ein ganzer Teil des Skeletts hindurch. Es sah fast so aus, als ob die Frau grinsen würde. Ein Totengrinsen. Auch fehlten die Arme der Frau. Diese hatten diese verdammten Dinger, Untoten genannt abgebissen und das dachte er obwohl ein großer Teil in seinem Inneren hoch hofft, dass es die Untoten gar nicht gibt, sondern das das alles nur eine Einbildung ist und dass die Untoten nur Betrunkene oder Verrückte sind. Eric sieht sich auch den Mann genauer an, der neben der Frau liegt. Er sieht, dass bei dem Mann war der Hals durchgebissen und verdreht ist. Und sein Gesicht war blass wie die eines Toten. Fliegen waren auf den beiden Körpern zu sehen und der Leichengeruch, der sie umgibt ist schrecklich. Nie werde ich den Gestank vergessen, denkt Eric. Was Eric erkennen kann, ist, dass es nicht der Mann war, dem er eben begegnet ist und der ins Gebüsch gelaufen ist. Plötzlich hörte er wieder ein Gegrunze und Rascheln. Er blickt sich um und erschreckt sich: Da ist eine ganze Armee von diesen Untoten. Sie kämpfen sich von allen Seiten hinter ihm durch die Zweige, oft ziemlich dicht aneinanderstehenden Bäume und Büsche. Hätten sie nicht durch ihr Grunzen und Rascheln hinter ihm verraten, hätten sie ihn erwischt! Eric fängt an zu schreien, als er das sieht. Dann fängt er an so schnell wie möglich zu rennen. Und die Untoten torkeln langsam auf ihn zu. Als er durch den zugewucherten Wald rennt, schlagen ihm Äste und Gesicht. Fast wäre er über einen Ast gestolpert und hingefallen. Dann hätten sie ihn erwischt. Und gefressen! Und das obwohl sie nicht schnell rennen können. Aber das Gefährliche ist, dass es so viele Untote sind und wenn erst einmal so viele von ihnen von allen Seiten kommen und einen Menschen umzingelt haben, dann ist es meistens zu spät. Eric rennt und rennt, hat vor Verzweiflung sogar Tränen in den Augen. Ich muss auf die Strasse des 17. Juni kommen, nur so habe ich eine Überlebenschane, denkt Eric und läuft nach rechts, wo er die Strasse des 17. Juni vermutete. Er rennt noch eine kurze Weile. Dann bleibt er kurz stehen und sieht die Strasse des 17. Juni versteckt zwischen den Bäumen, während die Zombies ihn hinter ihm immer mehr verfolgten. Immer unbarmherziger näher kommen! Ich will nicht sterben, ich muss es schaffen, ich muß es schaffen, fleht Eric innerlich. Dann rennt er schnell weiter und springt über einen Busch vor ihm. Und dann steht er plötzlich nach einem geistigen kurzen durch Panik ausgelösten Blackout auf den linken Fußweg an der Strasse des 17. Juni. Vor ihm bietet sich ein Anblick des Grauens. Und Eric bleibt eine kurze Zeit gebannt stehen. Auf dem Fussweg liegt ein toter Mann der sich mit der Schotflinte, die er in der Leichenstarre in den Händen hält, den Kopf weggeschossen hat. Überall liegt das Blut auf dem Weg (es ist unmöglich das in Worten wiederzugeben). Um den Hals hat er ein Schild gehängt mit der Aufschrift": Corona jetzt zum 7. Mal. Und das Untoten-Virus. Ich gab es leider nervlich nicht geschafft. Sorry." Eric muss fast kotzen, als er das sieht. Und gleichzeitg ist es auch so ein trauriger Anblick. Es ist eben so, man rennt im Leben weiter und kämpft ums Überleben oder man bleibt liegen und stirbt, denkt Eric sich. Weiter weg auf dem Weg liegen in weiterer Entfernung zwei weitere Leichen. Diese wurden wohl vermutlich von Zombies überfallen. Sie haben es auch nicht geschafft, denkt Eric. Eric hört es hinter sich im Gebüsch Rascheln. Sie sind gleich da. Sein Zögern eben gerade kommt ihm teuer zu stehen! Er dreht sich um und sieht, dass einige Zombies bereits zwischen den Bäumen des Waldstücks ungefähr fünf Meter rechts in Richtung des Gaslaternen Museums aus dem Gebüsch torkelten. Eine Gestalt taucht plötzlich neben ihm auf. Ein völlig halbverwester Untoter mit einer grinsenden fast skelettartigen Totenfresse und einem aufgeklappten Mund mit den halbverwittwrten, bissbereiten, messerscharfen Zähnen - für Eric die Schlimmste Art alles Zombies. Das war nun jetzt die Folge seiner Unaufmerksamkeit vor ungefähr zwei Minuten. Geschickt, doch genug geistesgegenwärtig genug und in einer Mischung aus Angst, Verzweiflung und Zorn wehrt er sich und schlägt der halbverwesten Gestalt mit voller Kraft mit der Faust ins Gesicht. Der Untote fällt nach hinten auf den Gehweg. Als er am Boden liegt, springt Eric blitzschnell auf das Gesicht des Untoten. Einmal, zweimal. Dann war sein Kopf und Gesicht nur ein Matschhaufen. Dann sieht er weitere Untote aus dem Gebüsch kommen und auf dem Gehweg torkeln. Eric rennt blitzschnell auf die Straße des 17. Juni. Er blickt in Richtung der Siegessäule. Dann sieht er in der Ferne einen grauen Wagen auf ihn zukommen. Das ist die Rettung, denkt Eric in diesem Augenblick. Der Ford kommt immer näher. Er sieht sich den Wagen an und weiss: Das sind Mike und Steffi. Sie wollen ihn retten. Dann hört Eric plötzlich ein Hilferuf. Das kam aus dem Tiergarten. Wer ist das?, fragt sich Eric. Er will gerade in Richtung der Büsche und des Waldstücks laufen, von der er gekommen ist, um zu helfen. Dann kommt der Ford plötzlich vor ihm auf der Strasse zum stehen. Der Wagen hupt, doch Eric zögert auf den Wagen zuzugehen und dort hinten einzusteigen. Als Eric immer noch zögerte, geht die Fahrertür auf und ein Glatzköpfiger Mann steigt an der Fahrerseite aus. Es ist Mike.
"Bist Du verrückt? STEIG EIN VERDAMMT NOCH MAL! Hier sind überall Zombies. Die sind gleich überall!", schreit Mike.
"Ich hab einen Hilfeschrei gehört. Da braucht jemand Hilfe", sagt Eric.
"STEIG ENDLICH EIN! VERDAMMT! STEIG EIN!"
"Da braucht jemand Hilfe!", schreit Jan.
"EGAL! WIR KÖNNEN IHN NICHT MEHR RETTEN. HIER SIND ÜBERALL ZOMBIES. DU STEIGST SOFORT EIN", schreit Mike.
Dann gibt Eric nach, geht zum Wagen, öffnete die hinter Wagentür und steigt ein. Auch Mike steigt ein und kurz nachdem er eingestiegen ist, tritt er mit dem Fuss auf das Gaspedal und fährt los. Eric guckt benommen aus den Fenster und sah, dass inzwischen ziemlich viele Zombies auf der Strasse des 17. Juni befinden. Als einige Zombies auf den Wagen zuwanken, wendet Mike blitzschnell den Wagen, dreht um und dann fährt er in Tempo in Richtung Siegessäule und Brandenburger Tor. Ein Zombie lief direkt vor das Auto. Mike sah ihn, Fab Fas und fuhr ihn um. Er wurde seitlich eggeschleudert und blieb auf der Strasse liegen. Dann gab er weiterhin Gas und fuhr an den Zombies, sie sich dem Wagen nähern vorbei. Als sie an der Siegessäule zufuhren, sahen sie nur wenige Zombies. Und an der Siegessäule gar keine mehr. Sie hatten es geschafft! Sie sind den Zombies entkommen! Dann hörten sie Polizeisirenen aus der Ferne.
"Es wird wohl das Polizei und Militär sein", sagt Mike. "Die schiessen die Zombies über den Haufen."
Eric fühlt sich erleichtert, als er das sagt.
"Das wird wohl so sein", entgegnete Eric.
"Das war ja schon mal passiert. Da hatte das Militär und die Polizei Ale Zombies auf der Straße des 17. Juni über den Haufen geschossen. Das war in der Presse."
"Ich gab davon Mal gehört. Auf der Strasse des 17. Juni ist ja oft was los."
Als sie an der Siegessäule vorbeifahren, sagt Mike": Du hast Glück gehabt. Um ein Haar hätten sie uns erwischt. Du hättest schneller einsteigen sollen."
"Da hat Jemand um Hilfe geschrien. Ich wollte helfen", erzählt Eric.
Mike schüttelt den Kopf.
"Wir konnten nichts mehr machen. Da sind überall Zombies. Er hat tot!", schreit Mike.
"Aber wir hätten es versuchen sollen."
"Nein. Keine Chance", sagte Mike.
So ist das heutzutage, jeder denkt an sich, es geht moralisch immer weiter runter - auch bei mir, denkt Eric. Sie fahren auf das Brandenburger Tor zu. Steffi, die auf dem Beifahrer sitzt, dreht sich zu ihm um und gibt ihm die Hand.
"Es tut mir leid, was Du durchgemacht hast. Ich geb Dir später was zu trinken. Und dann machen wir es uns gemütlich", sagt Steffi.
"Danke", sagt Eric und blickt in Richtung des Brandenburger Tors. Auf der Straße sind hier nun keine Zombies zu sehen.
"Wir müssen zur nächsten Polizeiwache fahren, schlage ich vor", sagte Eric.
"Die Polizei ist überfordert. Die meisten sind um Einsatz oder tot. Heute sind es immer mehr die übrig gebliebenen Brüder selbst, die für Recht und Ordnung sorgen. Denn von unserem Bürgermeister ist momentan nicht so viel zu erwarten."
"Was? Und die Wächter am Brandenburger Tor?", fragte Eric.
"Alles tot. Wurde durch das Radio durchgegeben. Da war ein heftiger Zombieangriff."
"Das kann nicht sein. Was wird hier gespielt? Das Tote gehen können, ist nicht möglich!", schreit Eric.
"Doch. Das ist ein Zusammenbruch der Gesellschaft, was wir hier erleben. Corona 7 in der schlimmsten Variante. Und überall Zombies. Ein neues Zeitalter bricht heran. Es ist nichts mehr so wie es ist", sagt Mike.
"Es ist Endzeit", ergänzt Steffi.
Dann erreichten sie die Ebertstraße und das Brandenburger Tor. Dort war niemand zu sehen. Alles leer. Wegen Corona und dem Zombievirus.
"Es ist alles leer", sagt Eric. "Auch Demo fällt hier heute scheinbar aus."
"Ja. So ist es. Die findet irgendwoanders statt. Aber hier nicht. In den meisten Gebieten geht fast keiner mehr nach draussen. Und wenn ja nur um irgendwas essbares zu finden, zu kaufen - falls es noch funktionierende Geschäfte gibt oder etwas zu plündern - und dass auch mit grossen Abstand und nur mit Maske und um sicher zu gehen mit irgendeiner Waffe in der Tasche", erklärt Mike. "Und wenn in zwei Tagen der extrem harte Lockdown kommt, wird das noch schlimmer werden."
Sie fahren links die Ebertsstraße runter, dann biegen sie rechts in die Dorotheenstraße ab, auf der keine Menschenseele zu sehen ist. Und dann biegen sie rechts ab und fahren die Schadowstraße runter bis sie auf die Straße Unter den Linden kommen. Auch dort war niemand zu sehen.
"Weit und breit niemand zu sehen", sagt Eric.
"So ist das heutzutage. Hauptsache ist, dass keine Zombies kommen", meint Mike.
"Das stimmt."
Dann fahren sie die Strasse Unter den Linden runter.
"Wo fahren wir eigentlich hin?", fragt Eric.
"Wir fahren nach Neukölln. Zu Frank und seine Kumpels. Da werden wir reden und überlegen, was wir machen", antwortet Mike. Sie fahren dann später über Grunerstraße zum Alexanderplatz und dann durch andere Straßen. Dann ist vor ihnen plötzlich eine Strassensperre aus mehreren Kisten und Einkaufswagen. Einige Männer stehen dort. Etwa zwanzig Meter vor der Strassensperre hält Mike den Wagen an.
"Wer ist das denn?", fragt Mike.
Eric ahnt, was das bedeutet.
"Da stimmt was nicht. Das sind Banditen. Wir müssen umdrehen", meint Eric.
Ein maskierter Mann kommt auf den Wagen zu.
Mike will gerade den Wagen wenden, als der maskierte Mann plötzlich dicht vor dem Wagen an der Windschutzscheibe auftaucht. Er zieht sofort eine Waffe und richtet sie auf Mike.
"Scheisse", schreit Mike.
"Mist. Zu spät", schreit Eric.
"Sofort aussteigen! Hände hoch und aussteigen", sagte der Mann mit der schwarzen Maske.
Mike wollte gerade wegfahren, als plötzlich fünf andere maskierte mit Holzknüppeln bewaffnete Männer zum Wagen laufen, die Türen aufmachen, sie aus dem Wagen zerren und sie auf der Strasse brutal zusammenschlagen....
Das mysteriöse Bauernhaus in den Feldern
Das mysteriöse Bauernhaus in den Feldern
In Staaken in der Nähe der Felder, nicht weit entfernt vom Bahnhofs Staaken (im Ortsteil Berlin-Spandau), nähern sich alte Frau und ein junges, neunjähriges Mädchen einem Spielplatz. Dieser ist mit einem rot-weissen Absperrbank abgesperrt.
"Tut mir leid, mein Kind. Der Spielplatz ist gesperrt," sagte die alte Frau zu dem Kind. "Wir haben wieder neue Fälle von Corona 7. Zuerst war Corona 1, Corona 2, Corona 3 bis Corona 6 und nun haben wir das aggressive Corona 7 Omega XX3 und einen neuen Untoten-Virus mit Namen Alpha Gamma PR3X - er macht angeblich Tote wieder lebendig. Ein Zombievirus", sagte sie.
"Oma - ich habe Angst. Stimmt das, dass Tote aus dem Grab wiederkommen? Ich las in der Zeitung, dass ein Nachbar von uns gestorben war. Und er kam wieder. Er stand aus dem Grab wieder auf und wollte die Menschen auf der Trauerfeier angreifen. Dass war in den Nachrichten! Sie beissen. Dann kamen Polizsten und hatten ihn in den Bauch geschossen. Aber er lebte trotzdem! Er war nicht tot! Er hätte tot sein müssen. Aber er war nicht tot! Erst als sie ihn in den Kopf schosssen, war er tot," schreit sie.
Sie weint. Eine Nachbarin der alten Frau kommt vorbei. Sie hat das Gespäch mitgehört.
"Guten Tag Frau Lindner. Meinen Sie nicht, dass Sie dieses Thema besser mit einem Erwachsenen und nicht mit einem siebenjährigen Kind besprechen sollten? Das sollten Sie doch wissen, Frau Lindner", sagt die Nachbarin etwas verärgert und schiebt sich ihre Maske vor das Gesicht.
"Was mischen Sie sich in meine Erziehung ein? Ich sollte doch meiner Lucia doch die Wahrheit sagen, was auf der Welt los ist. Das war schliesslich auch in den Nachrichten," antwortet Frau Martha Lindner verärgert.
"Dann sollten sie andere Worte nehmen. Das was sie sagen, kann so ein kleines Mädchen nicht verarbeiten. Ich bin Lehrerin - ich weiss das," sagt die Nachbarin Jutta Bergmann. "Lehrerinnen wissen immer alles besser. Das ist der Grund, warum ich mit vielen Lehrern nicht zu tun haben will," schreit Martha. "Ich mochte sie noch nie."
"Ich weiss alles besser? Das ist eine bodenlose Frechheit," antwortet sie.
Lucia weint immer noch.
"Hört auf," schreit Lucia. "Hört auf."
Und dann läuft Lucia weinend davon und niemand bemerkt das.
"Sie werden mir nicht sagen, wie ich meine Tochter erziehen soll! Damit das für alle Zeit klar ist! Nie mehr!", schreit Martha.
"Man sollte Ihnen Ihre Tochter wegnehmen! Sie sind für die Erziehung ungeeignet!", schreit Jutta Bergmann zurück.
"Wenn sie das machen, sind sie dran," droht Martha.
"Sie wollen mir drohen?", schreit Jutta.
"Ja. Sie werden sehen. Man müsste sich bei der Schulbehörde beschweren."
"Dann machen Sie das. Sie werden sehen. Ich werden ihnen das Jugendamt auf den Hals hetzen. Oder die Polizei," schreit Jutta.
"Mein Mann wird ihnen einen Besuch abstatten," schreit Martha.
"Ich gehe besser. Es hat keinen Zweck. Sie werden noch von mir hören," sagt Jutta wütend und verschwindet kurz darauf.
Martha steht mit gerötetem Gesicht an dem Absperrband des Spielplatzes. Ein Mann erscheint. Es ist ein Mann namens Jan Wagner, der am Weg vorbeikommt und auf dem Rücken einen Rucksack trägt. Er wandert und joggt gerne hier. Wie so oft, wenn er mal Ruhe haben will. Erst jetzt in dieser Zeit wo fast in der gesamten Stadt Berlin wegen Corona 7 Omega XX3 und dem Untoten-Virus Alpha Gamma PR3X das absolute Choas herrscht und mit seiner Frau Linda aufgrund von finanziellen Problemen Streit hat, ist er froh, hier in dieser Gegend in den Feldern ungestört wandern und joggen zu können. Denn im mittleren Lockdown, der immer noch läuft, kann er nicht immer drin in der Wohnung sitzen. Außerdem wohnt etwa fast zwei Kilometer von hier entfernt in einer Häusersiedlung weit hinter den Feldern noch ein Freund namens Sebastian aus seiner Schulzeit, den er vielleicht (weil sie sich nicht oft sehen) besuchen möchte. Je nachdem was sich an diesem Nachmittag noch ergeben würde.
"Guten Tag, Frau Lindner," begrüsst Jan sie.
"Guten Tag. Haben Sie sowas schon gehört? Was diese Frau mir gesagt hat? Eine typische Lehrerin von der Art Besserwisserin," schimpft Martha ärgerlich.
"Ich habe nicht alles mitbekommen. Regen Sie sich nicht auf. Sie ist Lehrerin. Manche Lehrer oder Lehrerinnen sind so, dass sie andere belehren wollen und damit andere nerven. Aber zum Glück sind nicht alle so", meint Jan.
"Richtig", entgegnete Martha.
"Viele sind durch die Krise aggressiv, beunruhigt. Das ist die siebte Corona-Pandemie. Und zu diesem Corona 7 kommt jetzt auch noch das Untoten-Virus."
"Ja. Schrecklich," sagt Martha.
"Wir haben es nicht nur mit Corona 7 zu tun - dieses Mal auch mit einem Zombievirus. Eine Doppelpandemie. Die Geschäfte, Spielplätze, Sportplätze, Restaurants, Bars, werden wieder schliessen. Und wir bekommen übermorgen den harten Lockdown und Ausgangssperre", sagt Jan.
"Schlimm. Aber das ist notwendig. Damit die Pandemie sich nicht weiter ausbreitet. Wir müssen erst mal wissen, womit wir es zu tun haben. Tote kommen wieder. Stell Dir das vor. Sie sind tot und kommen wieder," sagte Martha.
"Das kann eigentlich nicht sein. Tote Leute können eigentlich nicht mehr leben. Aber sie waren gar nicht tot - ich vermute, dass das Kranke, Psychopathen sind. Aber das Militär, die Polizei kümmern sich darum, werden das Problem in den Griff bekommen. Die werden sie über den Haufen schiessen," sagt Jan.
"Es sind tote. Lebende Tote. Und es werden immer mehr!," sagt Martha. "Die Leute drehen durch. Spielen nicht mehr mit. Man hätte schon gleich am Anfang versuchen sollen diese Probleme in den Griff zu bekommen. Wir haben bald eine Revolution. Der Günther Biesenthal schafft das nicht als Präsident. Eine unfähige, schwache Regierung haben wir," sagt Jan.
"Die werden ihn stürzen. Früher hatten wir noch gute Leute in der Regierung. Aber in den letzten 10 Jahren...Seit Corona 3 wurde es schlechter. Wohin soll das alles führen?," antwortet Martha.
"Die Welt hat sich verändert. Viele Leute verschwinden aus diesem Land. Aber wo sollen sie noch hin? Diese Probleme sind auf der ganzen Welt," sagt Jan.
"Wir werden alle sterben - wenn das so weiter geht. Ich hoffe, dass unser Bürgermeister Hagen Klingbein in Berlin wenigstens was tut - der ist besser als alle anderen," meint Martha.
Sie rümpft sich die Nase.
"Woher kommt eigentlich dieser Geruch? Es riecht hier ...ich kann es nicht beschreiben. Nach verfaulten Eiern oder Fleisch?"
"Wo ist eigentlich Ihre Tochter?", fragt Jan.
"Meine Tochter? Lucia! Lucia! Wo Bist Du?", schreit Martha.
Entsetzen macht sich auf ihrem Gesicht breit. "Wo ist Lucia?" Ihr schreien erstickt.
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Lucia ist zu einem Fluss gelaufen. Sie will nicht hören, wie Oma sich streitet. Denn in letzter Zeit ist Oma ab und zu unruhig, leicht reizbar und nervös geworden. So war sie früher normalerweise nie! Zuerst beobachtet sie den Fluss. Wie er gleichmässig und ruhig fliesst. Nicht zu nahe kommen. Sonst falle ich rein und ich ertrinke, denkt sie. Denn der Fluss ist so tief, dass eine Person dort ertrinken kann. Dann entdeckt sie am Ufer - dort wo es nicht morastig ist - ein paar gelbe Blumen. Butterblumen. Und wilde Schwertlilien, die einen Kontrast zu der von der grellen Sonne hellerleuchtetem Grün um sie herum bilden. Diese will sie für Oma Martha pflücken.
"Sie wird dann bessere Laune haben," denkt Lucia.
Sie pflückt zuerst ein paar Butterblumen. Dann die wilden, gelben Schwertlilien. Sie hat gerade einen ganzen Strauss gepflückt, als sie Oma rufen hört. Sie will gerade gehen.
"Was will sie denn? Das soll eine Überraschung werden...", murmelt sie vor sich hin.
Dann hält sie inne. Sie sieht am Flussrand etwas Dunkles aus dem morastigen Flussufer ragen. Zuerst denkt sie, dass das eine verfaulte Baumwurzel ist. Das kann nicht sein. Es sieht aus wie eine vermoderte schwarze, glitschige gekrümmte Hand. Sie kommt näher und erschrickt. Dann sieht sie, wie sich diese Hand bewegt. Sie will gerade weglaufen, doch es ist zu spät. Zu spät bemerkt sie den vermoderten Kopf einer stinkenden Gestalt, die aus dem Morast am Flussufer rausragt. Blitzschnell greift die Hand kraftvoll nach ihr. Und blitzschnell befreit sich die Gestalt aus dem Morast. Eine grässliche, mit Morastschlamm bedeckte, stinkende, modrige Gestalt, mit einem halbverwesten, fast skelettartigen Kopf. Sofort graben sich die Zähne dieser Gestalt in den weichen Hals von Lucia. Zähne wie Messer, die gnadenlos alles zerkauen. Adern, Sehnen, Fleisch. Lucias Schrei erstickt. Dann zieht die Kreatur die blutende Lucia ins Wasser.
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Martha bekommt davon nichts mit. Sie steht mit Jan immer noch am Wegrand und blickt nervös und panisch um sich.
"Lucia", schreit Martha.
Jan beruhigt sie.
"Sie spielt mit Dir nur Verstecken. Ein Kinderstreich," beruhigt sie Jan.
"Nein. So ist sie nicht." Martha blickte nervös auf den wegen Corona 7 und dem Untoten-Virus gesperrten Spielplatz, vor dem sich ein Absperrband befindet. "Lucia. Lucia. Wo bist Du?" schreit sie.
Dann ging sie schnell auf den Weg. Dann zu den Büschen am Spielplatz. Und blickte über die grosse Wiese. Mit ihren 73 Jahren wirkt sie noch ziemich kraftvoll, denkt Jan.
"Warte erst einmal ab. Sie kommt schon gleich wieder. Hier sind hauptsächlich nur Wiesen. Und da ist nur der kleine Spielplatz - der sogar abgesperrt ist. Sie kommt schon gleich angelaufen. Hier ist niemand. Sie spielt irgendwo auf der Wiese," sagt Jan.
"Meinst Du wirklich?," entgegnet Martha.
Martha scheint etwas beruhigt zu sein. Doch als Lucia nach zehn Minuten immer noch nicht da ist, wird nicht nur Martha, sondern auch Jan unruhiger.
"Wir müssen sie suchen. Jetzt. Lucia!", ruft auch Jan.
"Aber wo kann sie sein?," fragt Martha.
Jan zeigt in Richtung Fluss.
"Sie ist vielleicht in Richtung Fluss gelaufen. Dort drüben. Hinter den Büschen," sagt Jan.
"Nein. Oh nein. Sie kann nicht schwimmen," ruft Martha verzweifelt.
"Warte...ich such sie!", sagte Jan und rannte so schnell er konnte zum Fluss.
"Warte. Nimm mich mit," ruft Martha und humpelt mit dem Stock hinterher.
Doch Jan will nicht warten. Er sucht und sucht. Doch finden kann er sie nicht. Nach einiger Zeit steht auch Martha am Fluss und beteiligt sich sehr aktiv an der Suchaktion.
"Lucia. Lucia. Wo bist Du," ruft sie immer wieder.
Doch nach fast einer Stunde intensiven Suchens, beschliessen sie die Polizei zu rufen. Vermutlich ist ihr etwas zugestossen. "Vielleicht ist sie ertrunken," schrie Martha.
Jan wollte sich mit der Erklärung nicht zufrieden geben.
"Es sind härtere Zeiten. Es passiert so viel heutzutage. Wir haben nicht nur Corona 7 und den Untotenvirus. Das Problem ist auch die zunehmende Kriminaliät. Wir hätten dann nicht warten sollen. Sondern sie früher suchen sollen", meint Jan. Und dann schrie er Martha an": Und Du hättest besser aufpassen sollen."
Martha fängt an zu weinen.
"Dann tu' doch was. Ruf die Polizei", schrie Martha.
Jan holt sein Handy aus der Tasche und wählt die Nummer der Polizei. Doch es ist keine Verbindung. "Probleme mit Verbindung. Kein Handynetz," sagt Jan.
"Oh. Nein. Tu' doch was", bettelt Martha.
"Ich werde Hilfe rufen. Da drüben am Spielplatz ist eine Telefonzelle", sagt Jan.
"Ich werde hier warten. Ich werde auf sie warten und sie suchen. Beeile dich," sagt Martha.
Und Jan läuft wie vom Löwen gehetzt zum Spielplatz und von dort zur Telefonzelle. Er geht in die Telefonzelle, nimmt den Hörer ab und wählt die Telefonnummer der Polizei. Doch auch hier: Keine Verbindung. Dann rennt er eilig zu Martha zurück.
"Die Verbindung ist tot," sagt Jan.
"Oh Nein. Was sollen wir tun?" fragt Martha.
"Wir müssen zum Rathaus Spandau und Hilfe holen. Dort ist eine Polizeiwache. Oder zu Libitz-Spandau gehen. Dort ist eine grosse Polizeiwache", schlägt Jan vor.
"Auf keinen Fall. Ich werde bei Lucia bleiben. Auf sie warten. Versuch sie doch über das Handy zu erreichen," sagt Martha.
"Ich werde das versuchen," entgegnet Jan leise. Jan wählte auf dem Handy die Nummer der Polizei. Doch immer noch keine Verbindung.
"Es ist niemand da. Ich hab alles versucht. Ich werde noch einmal flussabwärts laufen. Wenn sie nicht da ist, muss ich in die Stadt. Und Du musst hierbleiben," sagt Jan.
"Ja. Dann lasst uns beten. Dass sie gesund ist, dass sie wiederkommt," schlägt Martha vor. Und so beten beide.
Dann sagt Jan": Ich komme gleich wieder." Und Jan läuft den Fluss abwärts. Er sucht und sucht. Dann hält er inne. Er sieht einige Spuren. Es sind Abdrücke von Kinderschuhen. Er ruft Martha. Sie kommt mit ihrem Gehstock angelaufen.
"Sie war hier," sagte Jan.
"Hier ist sie verschwunden. Am Wasser enden die Spuren. Sieht etwas aus, als hätte dort ein Kampf stattgefunden", meint Martha.
"Vielleicht ist sie ins Wasser gefallen. Es muss irgendwas passiert sein."
"Du musst was unternehmen. Ruf die Polizei mit Deinem Handy."
"Mein Handy funktioniert nicht. Erinnerst Du Dich nicht?"
Und Jan denkt: Hat sie Demenz oder ist sie so gestresst, dass sie vergessen hat, dass mein Handy kaputt ist? Was aber angesichts der Situation verständlich ist.
"Aber Du musst was unternehmen. Dann geh zur nächsten Polizeiwache", schrie Martha.
"Die sind überfordert mit der Untotenpandemie. Was meist Du wieviele Einsätze sie haben und wie viele von ihnen gestorben sind und dann sollen die wenigen, überforderten Polizisten kommen, um ein kleines Mädchen zu suchen?", meint Jan.
"ABER WIR MÜSSEN WAS TUN!", schrie Martha.
"Beruhig Dich. Ich werde den ganzen Weg zum Ort Libitz-Spandau laufen. Dort wo in den letzten zehn Jahren die hohen Häuser gebaut worden sind."
"Du meinst den Ort, der vor 20 Jahren entstand?", fragte Martha.
"Ja. Libitz-Spandau. Da gibt es eine grosse Polizeiwache. Und dort werde ich hingehen. Und die werden sich eher darum kümmern, als die kleinen Polizeiwachen in der Nähe", meint Jan.
"Das ist zwar gut. Aber das ist zu weit", weißt Martha darauf hin.
"Das lässt sich nicht ändern. Wir haben keine Möglichkeit die Polizei telefonisch zu erreichen. Ich muss dann eben den Weg zu Fuss durch die Felder laufen. Das ist bestimmt zwei Kilometer weit. Aber was bleibt mir abderers übrig?"
"Gut. Dann läufst Du los. Ich werde hier warten. Und weiter nach Lucia suchen."
"Und Willst du wirklich alleine hierbleiben? Das ist möglicherweise nicht ganz ungefährlich", sagte Jan.
"Hier sind vermutlich keine Zombies. Die sind mehr in der Stadt. Aber hier kommen sie nicht hierher."
"Bist Du sicher? Ich vermute, dass die Zombies von der Stadt irgendwann auch hierherkommen werden. Die werden bald vermutlich überall sein. Aber ich bin mir nicht sicher. So richtig...kann ich es nicht glauben, dass es Zombies gibt. Ich hab noch nie welche gesehen. Ich höre es nur in den Nachrichten. Die Untotenpandemie ist ja neu und keiner weiß so richtig darüber Bescheid. Das können ja auch nur Betrunkene sein. Verrückte. Aber keine lebenden Tote", sagt Jan.
"Es ist so. Es sind lebende Tote", korrigiert Martha.
"Und dann willst Du hier alleine bleiben? Wenn das wirklich Tote sind, werden sie bald auch hierher kommen."
"Die sind in der Stadt."
"Die kommen aber irgendwann hierher. Und ich werde in Zukunft auch hier nicht mehr herkommen. Auch wenn das meine Lieblingsgegend ist", sagt Jan.
"Ich kenne diese Gegend nicht gut. Aber ich bleibe hier. Egal was kommt. Ich suche meine Tochter", sagt Martha. Sie ist nicht von ihrem Entschluss abzubringen.
Dann sieht sie in der Ferne ein Bauernhaus. Sie zeigt darauf.
"Da drüben ist ein Bauernhaus. Ja...ich erinnere mich, dass da ein Bauernhaus hier ist. Die haben bestimmt ein Telefon! Das ist näher als den langen Weg in den Ort zu laufen. Ich kann nicht so schnell laufen - ich habe etwas Schwerzen in der Hüfte und bin nicht so schnell," keucht sie.
Jan findet das komisch. Martha geht sicherlich nicht zum ersten Mal mit ihrer Tochter hier spazieren und dann fällt ihr nicht ein, dass hier in der Nähe ein Bauernhaus ist? Hat sie Demenz, fragte ich mich. Dann kam ich zu dem Ergebnis, dass sie wahrscheinlich einfach unter Schock steht. Sie scheint körperlich und psychisch ihre Kraft langsam zu verlieren.
"Gut. Ich werde alleine dorthin laufen. Das kann etwas länger dauert. Warte hier. Ich werde so schnell wie möglich wieder zurück sein. Vielleicht finden wir sie noch," sagt Jan.
"Bitte. Bitte," fleht Martha. Sie fängt wieder an zu weinen.
"Ich muss los," sagte Jan und läuft los. Er biegt den schmalen Weg ein, der über die Wiese und dann durch die Felder führt. Dieser Weg führt zum Bauernhaus. Jan läuft die Felder entlang. Die Sonne brennt. Und Jan schwitzt. Weit und breit ist niemand zu sehen. Und dann tauchen die Kornfelder auf.
Werden wir Lucia noch finden?, fragt er sich ständig. Eigentlich wollte er etwas hier auf den Wegen in den Feldern joggen und bevor übermorgen der richtig harte Lockdown kommt in allen Bundesländern in Deutschland (bisher war es nur ein mittlerer Lockdown) später entweder hier in dieser Gegend oder später in Berlin-Spandau, wo er wohnt, etwas einkaufen - auch für seine Freundin Linda und seinen Sohn Tom. Und für seinen kranken Vater wollte er Medikamente z.B. Aspirin besorgen. Ob da daraus noch etwas wird? Auch wollte er sich etwas mit Joggen und einem Spaziergang ablenken, denn er hatte mit Linda einen Streit über das knappe Geld gehabt. Streitthema Nummer eins ist wie immer - gerade in der Corona 7-Krise und in Zeiten des Untotenvirus in vielen Ehen das Geld. Oder - besser formuliert - das fehlende Geld. Und weil es vieles (besonders in seiner Umgebung) nicht mehr gibt. Ich will alles mit Ruhe erledigen - daraus wird vermutlich nichts, denkt Jan. Dann sieht er sich das Bauernhaus aus der Nähe an. Es wirkt jetzt viel größer als aus der Ferne gesehen. Dort werde ich Hilfe holen, denkt Jan. Dann fällt ihm ein modriger Geruch auf. Er überlegt, woher der Gerucht kommt. Dann sieht er Blut auf dem Weg. Mehrere Blutstropfen, die eine Spur bilden und rechts in das Kornfeld führen, das im Junimonat noch grün ist. Er geht die Spur entlang und sieht am Rande des Kornfeldes eine schaurige Szene. Er sieht eine tote blutübertrömte, halb zerfressene Frau liegen. Es ist die Lehrerin Jutta Bergmann. Über ihr gebückt ist eine fressende, grauenhafte, halbverweste Gestalt. Das Gesicht eine Totenmaske, Fleischfetzen hängen vom Gesicht, rechts hat er ein Loch in der Backe und man sieht seine Kieferknochen. Und diese Gestalt frisst blutiges Fleisch. Das Fleisch von Jutta Bergmann! Als diese Gestalt Jan sieht, erhebt sie sich langsam und geht torkelnd in Jans Richtung. Jan ist starr vor Angst und stösst einen leichten Schrei aus. Er ist so entsetzt, dass er zunächst nicht davonrennen kann. Dann dreht er sich um, will weglaufen, aber er stolpert über einen Stein am Wegrand und fällt zu Boden. Die Gestalt kommt immer näher. Jan nimmt seine letzten Kräfte zusammen und steht auf. "Es gelten Abstandsregeln," ruft Jan. "Ich gebe ihnen alles Geld, was ich habe. Alles." Doch die Gestalt hört ihn nicht, bewegt sich mit stumpfen Bewegungen auf ihn zu. Und er begreift, dass es völlig sinnlos ist, mit der Gestalt zu reden. Jan rennt und rennt. Und die Gestalt torkelt Jan auf dem Weg hinterher. Jan will am liebsten links oder rechts in die Felder einbiegen. Aber die Felder sind gross. Was ist, wenn die Gestalt mich einholt und mich angreift, denkt Jan im Augenblick. Niemand wird ihn hören. Und niemand wird helfen können. Und so verwirft er den Gedanken und rennt geradeaus auf das Bauerhaus zu. Die Zeit kommt ihm wie eine Ewigkeit vor. Dann nähert sich Jan dem Bauernhaus. Hinter ihm folgt ihm immer noch keuchend und grunzend die unheimliche Gestalt. Und der Kopf der Gestalt schien zu wackeln. Nur noch 100 Meter. Nur noch 50 Meter. "Bald habe ich es geschafft. Dann wird mir eine nette Familie helfen", denkt Jan. Vor dem Bauernhaus sieht er zwei Menschen, die Arme und Beine ausgebreitet haben und zu winken scheinen. "Hallo. Hier bin ich. Ich brauche Hilfe. Wartet. Ich bin gleich da." schreit Jan. Er läuft auf das Grundstück und läuft auf die zwei Menschen zu, die die Arme ausgebreitet haben. Er will die Menschen gerade berühren, als er entsetzt innehält. Dann erkennt er": Es sind tote, halbverweste Untote, die aufgespiesst und auf makabre Art und Weise als Vogelscheuchen aufgestellt worden sind! Ein Anblick des Schreckens! Jan wollte gerade einen Schrei ausstossen, als er bemerkt, dass die Gestalt ihn noch immer noch verfolgt und inzwischen das Grundstück erreicht hat. "Oh Nein," schreit Jan und rennt davon. Er läuft schnell über die kleine Treppe, die zur Tür des Bauernhauses führt. Jan klopft und klopft gegen die Tür. Doch niemand macht auf. "Bitte. Bitte. Machen sie auf. Bitte", schreit Jan. Die Gestalt reisst den fauligen Mund auf, der einem Maul gleicht, auf und kommt unbarmherzig näher. Jan tritt gegen die Tür. Einmal. Zweimal. Dann springt plötzlich die Tür auf. Noch bevor die Gestalt die Tür erreicht, läuft Jan in das Haus und schliesst in letzter Sekunde die Tür. Er stemmt sich gegen die Tür, während die Gestalt gegen die Tür hämmert. Er sieht einen Schlüssel im Schloss stecken und schliesst blitzschnell die Tür ab. Im Bauernhaus war es dunkel und es riecht nach Stallmist und Verwesung. Nur etwas Sonnenlicht dringt durch die Fenster ein. Auch scheint im Bauernhaus jemand gewütet zu haben. Einige Stühle sind umgekippt und einige kaputte Flaschen liegen auf dem Boden. Es sieht aus, als hätte hier ein Kampf stattgefunden. Doch Jan fühlt sich einen Moment sicher. Die Kreatur ist wütet draussen und solange ich hier im Haus bin, bin ich sicher, denkt er. Aber wie lange? Was wird noch passieren? Wo sind die Bewohner des Bauernhauses?
"Hallo? Ist jemand hier?", ruft Jan. Niemand antwortet. Dann beschliesst er das Haus zu durchsuchen. Zuerst sucht Jan das Telefon. Kurze Zeit später findet er schliesslich ein Telefon auf dem Wohnzimmertisch. Jan wählt die Telefonnummer der Polizei. Doch auch hier ist keine Verbindung. Das Telefon ist tot!
"Mist. Mist. Mist. Funktioniert denn hier nichts?", sagt Jan.
Tränen schiessen ihm in die Augen. Dann geht er zum Fenster und guckt nach draussen. Draussen ist immer noch diese finstere Friedhofgestalt, die auf ihn lauert, fressen, in Stücke reissen will. Jan beschliesst, sich das Haus genau anzugucken. Zuerst durchsucht er das Wohnzimmer. An der Wand hängen allerelei Tierköpfe - zum Beispiel Hirsch- und Fuchsköpfe. Die Fuchsköpfe mit den gefletschte Zähnen sehen besonders bedrohlich aus. Auf dem Tisch in der Nähe der Couch und dem Sofas steht eine Flasche Bourbon. Dann entdeckt Jan eine Tür. Sie führt zu einer Küche. Auf der Fensterbank sieht er einen Blumenstrauss. Doch eine Menge Fliegen und Fruchtfliegen fliegen in der Küche umher. Und es stinkt. Dieser modrige Geruch ist im ganzen Haus! Er sieht den Kühlschrank und öffnet ihn. Im Kühlschrank befinden sich einige Bierflaschen, einige Joghurts, Brot, Käse, Wurst. Hier muss jemand wohnen! Jan geht aus der Küche und blickt sich weiterhin um. Dann entdeckt er eine Gartentür, die zum Glück verschlossen zu sein scheint. Dann entdeckt er links eine weitere Tür, die in ein Gästezimmer führt. In der Tür ist ein völlig verdrecktes Fenster, in dem sich Fliegen sammeln. Als Jan durch dass Fenster blickt, bietet sich ihm ein Bild des Grauens: Am Tisch sitzen Im Gästezimmer- inzwischen völlig verwest - mehrere Familienmitglieder, die ihre Pistolen auf ihren Kopf gerichtet haben. Sie haben sich aus Verzweiflung ihre Köpfe weggeschossen!
Jan öffnet die Gästezimmer-Tür. Als er ins Gästezimmer geht, sieht er überall Spinnweben. Und dann diese durch die Verwesung grässlich entstellten Leichen! Und der Bereich der Wand hinter den Köpfen der Toten ist voll von vergammelten Gehirnresten. Jan kann nicht mehr. Er muss sich übergeben - direkt an der Gästezimmertür.
"Nein", stammelt Jan. "So sollte es nie sein. Man sollte es nie tun. Es gibt immer eine Lösung. Auch in der Krise."
Jan schliesst die Tür. Er kann nichts mehr für sie tun. Dann geht er ins Wohnzimmer und setzt sich auf die Couch. Vermutlich wurden sie mir der Corona 7-Krise und dem anderen Mist, der hier auf der Welt passiert, nicht fertig und beschlossen sich dann gemeinsam umzubringen," denkt Jan. Er nimmt die Flasche Bourbon und trinkt daraus. Erst ein Schluck, dann noch einen Schluck.... Sie gehört jetzt niemanden mehr. Und niemand kann ihn daran hindern daraus etwas zu trinken - noch nicht einmal die Friedhofsgestalt draussen! Und nach einiger Zeit des Trinkens merkt er, dass er inzwischen ziemlich angetrunken ist. Jan schläft kurz darauf fast ein, als er durch ein Klopfen geweckt wird. Es ist die Kreatur, die in gegen die hintere Tür klopft, die zum hinteren Garten führt. Dann sieht er wie der Türgriff - vermutlich von aussen - nach unten gedrückt wird. Kommt die Kreatur etwas rein? Jan sitzt starr vor Angst im Wohnzimmersessel. Der Alkohol hatte einen grosse Einfluss auf seine Verfassung. Bevor er aufstehen kann, hat die Gestalt tatsächlich die Gartentür aufgemacht.
Wie kann das passieren, dass ich vergessen habe die Gartentür zu kontrollieren ob sie wirklich abgeschlossen war. Wie kann mir solche Dummheit passieren?, denkt er noch. Und bevor er begreift, was passiert, wankt der Zombie auf ihn zu. Und stürzt sich auf ihn. Jan schreit als er die verfaulte, grauenhaft riechende Gestalt über ihm sieht. Die Gestalt reisst das Maul auf und ist gerade an seinem Hals, als Schüsse fallen. Die Gestalt sackte zusammen. Und bleibt regungslos auf Jan liegen. Dann verliert er das Bewusstsein.
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Martha hat die ganze Zeit am Fluss nach Lucia gesucht. Und die ganze Zeit auf Jan gewartet. Er hätte schon längst zurück sein sollen! Aber er kommt nicht. Ist da etwas passiert? Martha blickt immer wieder nervös auf die Uhr. "Lucia? Lucia", ruft sie. Immer wieder. Aber sie kommt nicht. Auch Jan kommt nicht. Allmählich verliert Martha ihre Kraft. Sie blickt in den Fluss. Wenn sie wirklich in den Fluss reingefallen ist und ertrunken ist, will sie mit ihr vereint sein. Dann siegt wieder die Vernunft. Sie wird kommen. Man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Doch bei nüchterner Betrachtung weiss sie, dass - je länger jemand vermisst ist - es unwahrscheinlich wird sie jemals zu finden. Zumindest nicht lebend. Sie hat auch mit dem Gedanken gespielt, dass sie einfach eben deshalb weggelaufen ist, weil sie in letzter Zeit durch die Pandemie-Krisen gereizter war! Aber warum sollte sie gerade hier in dieser Gegend weglaufen, wo fast nichts ist - ausser Wiesen und Felder und in ganz weiter Ferne erst ein paar Häuser...? Sie hatte es immer gut bei mir - bis auf die Zeit wo ich ein bisschen wegen der Pandemie geritzt und in Panik war - aber jede macht Fehler, ich bin eine gute Oma und die andere, restliche Zeit war sie die ganze Zeit bei ihrer Mutter gewesen und dort hatte sie es auch -zumindest die meiste Zeit - gut gehabt. Sie würde niemals weglaufen. Da muss was passiert sein, denkt Martha. Sie bereut, dass sie heute hierher gekommen ist. Sie dachte und das war bevor sie heute hierherkamen, dass die Natur ihrem Enkelkind guttun würde und sie würden frei sein von schlechten Krisennachrichten! Doch das war ein Irrtum! Ein folgenschwerer irrtum! Tränen schiessen ihr in die Augen. Wieder blickt sie auf die Uhr. Es ist schon abends. Und bald wird es dunkel werden. Und dann erinnert sie sich, dass Lucia vor der Dunkelheit immer angst hat - genau wie sie. Lucia würde niemals hier alleine bleiben! Also musste etwas passiert sein und wenn Jan nicht kommt, müsste sie in die Stadt marschieren und Hilfe holen. Sie wartete mich eine Weile. Doch noch immer ist da keine Spur von Lucia. Und so marschiert Martha los in Richtung Spielplatz. Düstere Gedanken schiessen in ihr Kopf. Hätte sie sich mehr um Lucia gekümmert! Und auch Lucias Beziehung zu ihrer Mutter war in letzter Zeit - wenn sie ehrlich ist - immer konfliktreicher gewesen - erst Recht seit Ausbruch der letzten Pandemien. Das muss sie sich ehrlich eingestehen! Sie hat ihrer Tochter Anna immer wieder geraten, sich MEHR um Lucia zu kümmern, geduldiger zu sein und ihre zerrüttete Ehe zu stabilisieren. Doch nichts passierte. Vielleicht ist Lucia weggelaufen, weil sie das alles nicht mehr aushielt. Und vielleicht ist sie keine gute Oma - obwohl sie immer eine guter Oma sein wollte und hat nicht genügend getan! Vielleicht hat die Lehrerin Frau Bergmann recht. Wieder schossen ihr Tränen in die Augen. Sie fühlt sich so schuldig! Dann - nach einiger Zeit des Marschierens sieht sie etwas Weisses am Ufer liegen. Sie ging schnell mit dem Gehstock zu der Gestalt. Sie kann es kaum Glauben: Es ist tatsächlich Lucia! Sie bückt sich, berührte den Stoff von ihrem Kleid. Sie liegt auf dem Bauch, mit dem Gesicht nach unten und scheint tot zu sein.
"Lucia. Lucia," schreit sie. Doch sie rührt sich nicht. Martha fühlt an der kleinen Hand ihren Puls. Da ist kein Puls und die Hand ist kalt. "Oh nein", schreit sie. Doch plötzlich bewegt sich ihre Hand. Und plötzlich dreht sie sich um. "Lucia," schreit sie. Doch sie sieht die tiefe Wunde am Hals. Sie sieht, dass dort ein grosses Stück Fleisch fehlt und dass sie eigentlich nicht mehr leben kann. Sie blickt in eine grässliche Totenfratze. Sie hat ein fremdes Wesen vor sich, dass zwar ihre Tochter war, aber jetzt nicht mehr ist. Dass sie in eine Totenfratze blickt. Dass sie ein fremdes Wesen vor sich hat, dass nicht ihr Tochter ist. Sie begreift, dass sie sie niemals suchen würde, sie nicht mehr fähig ist jemals zu lieben und zu fühlen - eben weil sie ein totes Wesen vor sich hat. Einen Zombie! Doch bevor sie weiterdenken kann, beisst ihr das Wesen blitzschnell ins Gesicht. Martha kann das Wesen, das ihr Enkelkind mal war noch vom Gesicht wegstossen. Doch dann beisst das Wesen Martha in den Hals. Martha kämpft, wehrt sich und sackt zu Boden, während das Wesen grosse Teile Fleisch aus ihrem Hals beisst.
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Als Jan aufwacht, sieht er einen etwas hageren Mann mittleren Alters vor sich. Er weiss längere Zeit nicht was los ist und sieht vieles wie durch den Nebel. Er denkt, dass vieles nicht real ist.
"Wollen Sie mich umbringen?", sagt Jan.
"Nein. Ich bin Walter Wolters, kurz W.W.", sagt er. "Und das ist mein Gärtner Bob."
Bob tritt hinzu. Er ist ein schwarzer Mann um die 50. Er begrüsst Jan kurz mit "hallo." Als Jan nüchterner wird, blickt er auf das Feuer in dem Kamin, das auch in seiner Nähe an der Wand befindet.
"Wir haben das Feuer angemacht, weil es abends auch Anfang Juni manchmal etwas kühl ist hier im Haus. Sicherlich Folge der Klimaverschiebung. Ich bin etwas erkältet und empfindlich. Und trinke meinen Holundersaft", erklärt Walter.
"Im Juni? Da ist es doch meistens warm - finde ich. Einen Kamin mache im Winter an - wenn ich einen hätte", sagt Jan.
"Meine Heizung ist ausgefallen und ich bekommen keinen Handwerker in dieser Pandemienzeit, der das repariert. Das geht eben alles nicht so schnell. Und ich traue niemanden so schnell. Ausserdem liebe ich den Anblick von Feuer. Feuer hat so etwas Wildes und zugleich Reinigendes, Beruhigendes. Und lässt meine Probleme vergessen," sagt Walter. Jan blickt Walter verwundert an. "Wie haben Sie mich gefunden?," fragt Jan erschöpft.
"Wir waren in der oberen Etage. Dann merkten wir, dass Sie Hilfe brauchten. Um ehrlich zusagen, hörten wir Sie in weiter Entfernung schreien. Da hat mein Diener und meine Haushaltshilfe Bob die Tür offen gelassen. Damit Sie gerettet werden," erzählt Walter.
"Dann waren Sie die ganze Zeit oben und haben alle beobachtet, während ich um mein Leben kämpfte?", fragt Jan.
"Wir hatten Angst. Und wir wussten nicht, wer Sie sind. Wissen wir immer noch nicht. Wir hatten die Tür offen gelassen. Wenn die Kreatur Sie angegriffen hätte, hätten wir sofort geschossen. Vom Fenster aus", erklärt Walter.
"Die Kreatur hätte mich beinahe getötet. Warum haben Sie die Kreatur nicht früher erschossen? Und sich oben zu verstecken und sich mir nicht zu zeigen, ist ziemlich feige", meint Jan.
"Wir wollten auf eine Nummer Sicher gehen. Wollten kein Risiko eingehen. Dummerweise hat Bob die hintere Tür aus Versehen auch offen gelassen, als Sie schon im Haus waren, da war der Zombie dann schon plötzlich eingedrungen. Glücklicherweise haben wir dann rechtzeitig geschossen und das Schlimmste verhindert", erklärt Walter. "Das war in letzter Sekunde."
"Und da sind diese Toten im Gästezimmer? Wer sind sie?", fragt Jan.
"Das ist meine Familie. Sie wollten nicht mehr in dieser Welt leben und haben sich umgebracht. Sich selbst erschossen", sagt Walter. "Das tut mir leid. Man sollte sich nicht umbringen. Das ist nicht die Lösung", sagt Jan bestürzt. "Möchten Sie etwas trinken? Ein Wasser?", fragt Walter.
"Ja, gerne", antwortet Jan.
Dann winkt Walter den Schwarzen Bob herbei. Bob nimmt eine Wasserflasche und ein Glas aus einem Wohnzimmerschrank und füllt das Glas mit Wasser. Dann hält er das Glas an Jans Mund und Jan fängt hastig an zu trinken an. Dann ist er fertig mit dem Trinken und redet weiter.
"Und Sie sind sicher. Dass nicht jemand anders sie umgebracht hat. Ein Verbrecher?", fragt Jan. "Nein - niemals. Ich und Bob waren dabei, als sie sich ihre Köpfe wegschossen", erzählt Walter. "Schrecklich. Schrecklich", sagt Jan.
"Ich konnte sie nicht mehr retten, " sagt Walter. "Wer sind Sie überhaupt?", fragt er.
"Ich bin Jan. Ich bin Fotograf. Ich wollte in den Feldern Spazierengehen und joggen. Ich dachte dass diese Gegend frei ist von den Untoten und dass es hier kein Stress gibt. Ich liebe die Ruhe", antwortet Jan.
Walter unterbricht ihn.
"Das ist ein Irrtum. Hier gibt es die ersten Untoten. Und es werden immer mehr. Und bald werden sie überall sein...Aber sprich weiter. Warum bist du hierher gekommen?"
"Ich wollte meine Ruhe haben. Ich bin extra mit dem Zug zum Bahnhof Staaken gefahren. Dann bin ich bis hierher zu Fuss gelaufen. Außerdem wohnt hier etwa 1 bis 2 Kilometer entfernt ein Freund von mir hier. Er muss zwar viel arbeiten und hat wenig Zeit ....aber ich wollte es mir überlegen ihn zu besuchen....Später wollte ich - sollte ich hier einige Geschäfte finden sollte in dieser Gegend einkaufen für meine Freundin und Tochter und für meinen Vater. Wie Du weisst schließen viele Geschäfte und viele Geschäfte werden geplündert heutzutage", erzählt Jan.
"Ja, das stimmt."
"Übermorgen ist schon der harte Lockdown. Da wollte ich gerne nocheinmal hier Spazierengehen, bevor wir alle wieder eingesperrt werden. Mehr nicht. Dann traf ich eine alte Oma, die ihrer Tochter verloren hatte. Und die vorher Streit mit einer Lehrerin hatte."
Jan erzählt Walter die ganze Geschichte.
"Und als Marthas Tochter verschwand, wollte ich Hilfe holen. Und die Oma wollte warten," erzählt Jan. "Und dann lief ich davon. Später sah ich die Lehrerin im Feld liegen. Sie war tot. Und dann sah ich die grässliche Gestalt, die immer näher kam und näher kam. Mich verfolgte." Jan fängt an zu weinen.
"Wo ist die alte Frau? Meinst du, dass sie noch lebt?", fragt Walter. "Sie lebt. Und ist am Fluss und wartet auf mich. Sie braucht Hilfe! Wir müssen sie suchen!," fleht Jan. "Ich weiss welchen Fluss du meinst. Du meinst den Fluss am Spielplatz?", fragt Walter.
"Ja. Ich will sie dort suchen gehen." "Alleine?," fragt Walter.
"Notfalls alleine."
"Ruhen Sie sich aus. Ich und Bob werden uns darum kümmern. Mit dem Wagen hinfahren," sagt Walter. "Ich möchte mitkommen. Ich weiss die Stelle, wo sie auf mich wartet," sagt Jan.
"Sie bleiben besser hier. Sie müssen sich ausruhen. Sie haben ein Schock und sind geschwächt. Ich habe es mir überlegt. Bob bleibt bei Ihnen und ich fahre alleine mit dem Wagen dorthin," sagt Walter. Er geht zur Haustür, als Jan aufsteht, sich seinen Rucksack greift, in dem sich ein Schlagstock befindet,(den er zur Sicherheit - wegen der weitverbreiteten Kriminalität mitgenommen hat) und rennt ebenfalls zur Haustür. "Ich komme mit. Es ist alleine zu gefährlich.Und ich weiss genau den Weg und wo die alte Dame ist", sagt Jan beharrlich.
"Es ist schon spät, es wird dunkel und möglicherweise ist sie in Gefahr."
Walter überlegt. Dann meldet sich Bob zu Wort.
"Er hat Recht. Alleine ist es zu gefährlich. Wir sollten alle fahren," sagt Bob.
"Gut - dann fahren wir alle dorthin," sagt Walter. Er holt eine Pistole aus der Hosentasche, die Jan nicht bemerkt hat und greift sich seine Jacke, die über einem Stuhl hängt. Dann gehen alle aus dem Haus nicht ohne die Haustür gut zu verschliessen und alle rennen zu dem Wagen. Dann steigen alle in den Wagen und fahren los in Richtung Fluss. Es ist inzwischen fast dunkel und die Scheinwerferlichter wirken wie zwei grelle Monsteraufen in den Feldern. Walter sitzt am Steuer und rast durch die Felder. Jan merkt, dass er Angst hat.
"Wir hätten rüberfahren sollen, als es noch hell war. Wenn jemand die Scheinwerferlichter sieht," sagt Jan.
"Wie können sie nicht ausmachen. Es ist zu dunkel," sagt Walter. "Hier kommt selten einer her. Aber man weiss ja heutzutage nie. Gefahren können überall lauern."
"Hier alleine in den Feldern zu wohnen ist ein Risiko. Ich kann mir jetzt vorstellen, dass einige Untoten aus der Stadt in die Felder laufen werden. Hast Du keine Angst?", fragte Jan.
"Heute ist nichts mehr sicher. Ich hab meine Familie verloren. Was hab ich noch zu verlieren?", sagt Walter.
Dann biegen sie links ab und erreichen den Spielplatz. Und dann den Fluss.
"Wo ist das," fragt Walter.
"Hier. Hier hatte ich sie zurückgelassen", sagt Jan und zeigt auf die Stelle, an der er Martha zurückgelassen hatte.
"Steigen wir aus," sagt Walter ernst. Dann steigen sie aus.
"Hier muss sie sein", sagt Jan. Doch dann sehen sie, dass sie nicht mehr da ist.
"Das kann nicht wahr sein. Wir kommen zu spät", sagt Jan. "Suchen wir alles ab", rät Walter. Sie holen ihre Taschenlampen aus dem Wagen. Walter nimmt seine Pistole. Bob holt zwei Messer aus dem Wagen und übergibt Jan ein Messer. Das andere behält er selbst. Sie suchen und suchen und finden nichts.
"Hallo. Martha! Wo bist Du?," schreit Jan.
Aber es kommt keine Antwort.
"Wir sollten die Suche abbrechen und zurückfahren", sagt Walter. "Dann fährt ihr alleine. Ich bleibe hier," sagt Jan.
"Das ist Wahnsinn- viel zu gefährlich," sagt Walter.
"Da," schreit plötzlich Bob und zeigt auf einen hellen Fleck im Dunkeln am Flussufer. Sofort laufen sie hin. Sie sehen eine kleine weisse Gestalt, die vor einer liegenden Frau kauert. Jan bekommt einen Schock, als er genauer hinsah. Es ist Lucia, die über ihre Oma Martha kauert und ihre Zähne in ihren Arm bohrt. Als sie näher kommen, lässt sie von ihrer Oma ab, dreht sich um und sie blickten in eine hässliche, blutdurchtränkte, verzerrte Zombiefratze. Sie ist eine Untote geworden! Dann geht alles ganz schnell. Schüsse fallen. Lucia wird getroffen und fällt neben der alten Frau zu Boden. Als Jan, Bob und Walter sich ihr nähern, merken sie, dass Martha noch lebt.
"Bitte. Bitte. Wir werde alle sterben. Ich wollte, dass sie zurückkommt. Aber sie ist nicht mehr meine Tochter", sagt Martha. Dann stirbt sie. Um zu verhindern, dass sie ein Zombie wird, schiesst Walter ihr entschlossen in den Kopf. Denn nur durch Kopfschuss kann man einen Zombie erledigen oder verhindern, dass ein frischverstorbener (der das Zombievirus in sich trägt) ein Zombie wird. Es ist vorbei, endlich vorbei, denkt Jan. Er wischt sich die Augen, durchsucht die Tasche der alten Frau und findet ein Portemannaie. Dann holte er ihren Personalausweis aus dem Portemonnaie und sieht ihn sich genau an. Martha Lindner steht auf dem Pesonalausweis.
"Wir können nichts mehr tun," sagt Walter.
"Was machen wir mit den Töten?", fragt Jan.
"Entsorgen", meint Bob.
Dann heben Jan und Walter (jeder eine) die Leichen hoch und schmeissen sie in den Fluss. Jan wischt sich eine Träne aus dem Gesicht.
"Wären wir früher gekommen," sagt Jan.
"Das hat keiner kommen sehen. Manchmal läuft es einfach nur dumm im Leben," sagt Bob.
"Aber das hätte nicht passieren sollen," sagt Jan und macht Walter innerlich Vorwürfe. Aber auf der anderen Seite: Was hatte Walter tun können? Er musste Oma in den Kopf schießen, damit sie erlöst wird und nicht als Untote wiederkommt! Und war Walter es nicht, der ihn gerettet hat? Also ist er ihm eigentlich zum Dank verpflichtet. Dann hören sie ein Geräusch.
"Wer ist das? Hallo?," ruft Jan.
"Sei ruhig," sagt Walter.
Sie sehen ein Licht weit weg am Flussufer in den Büschen aufleuchten.
"Das ist ein Licht", sagt Bob.
"Wer ist das?", fragt Jan.
"Egal. Lasst uns einfach verschwinden. Schnell ," sagt Walter. Und so laufen sie panisch zum Wagen, steigen ein und fahren los. Es ist inzwischen stockdunkel geworden.
Wäre ich früher gekommen. Wäre ich früher gekommen, schiesst es Jan in den Kopf. Doch er weiss: Es ist zu spät. Während der Fahrt schweigen sie. Dann kamen sie am Bauernhaus an. Walter parkt den Wagen auf dem Grundstück und alle steigen aus. Dann gehen sie alle in das Haus und verschließen die Haustür. Alle setzen sich kurz darauf an den Wohnzimmertisch. Jan ist erschöpft und legt sich auf die Couch.
"Darf ich Euch ein Glas Wasser bringen?", fragt Walter.
"Gerne", sagt Bob.
"Ja, bitte", antwortet auch Jan. "Ist hier eine Toilette? Ich glaube, ich muss mich übergeben."
"Dort drüben", sagt Walter und zeigt auf eine Tür in der Nähe der Küche. Jan steht auf und geht zur Toilette. Dort übergibt er sich. Dann kommt er ins Wohnzimmer zurück und legt sich auf die Couch. Walter macht wieder den Kamin an. Das Feuer wärmt alle. Wenig später bringt Walter Bob und Jan ein Glas Wasser. Dann trinken sie das Glas Wasser aus.
"Sie haben einen Schock. Sie sollten auf der Wohnzimmercouch liegenbleiben und hier übernachten. Bob wird Ihnen etwas zu Essen machen, damit Sie sich stärken können," sagt Walter.
Bob geht nachdem er das Glas Wasser ausgetrunken hat in die Küche und bereitet die Suppe zu, während Walter und Jan miteinander reden. Zwanzig Minuten später bringt Bob Jan eine Suppe. Es ist eine Kartoffelsuppe. Jan ekelt sich vor dem Geruch im Bauernhaus. Doch er ist so hungrig, dass er doch von der Kartoffelsuppe isst. Sie ist gut zubereitet und schmeckt frisch. "Ich baue das meiste selbst an draussen. Kartoffeln zum Beispiel. Sie können sie vom Fenster aus sehen im Tageslicht," sagt Walter. Dann schweigt er eine Weile. "Warum hat sich Ihre Familie erschossen. Was war genau passiert?", fragt Jan noch einmal nach.
"Ich, meine Frau, meine zwei Söhne. Wir wollten gehen - alle zusammen. Wir konnten es nicht ertragen in solch einer Welt zu leben mit all den Problemen. Wir hatten unsere Pistolen geladen, setzten uns gemeinsam im Gästezimmer an den Tisch, tranken zuletzt noch ein Glas Wein, dann richtete jeder seine Pistole auf den eigenen Kopf oder besser gesagt in den Mund und dann - Bumm. Meine Frau, meine Söhne waren sofort tot. Doch meine war nicht geladen. Ein Versehen. Ich wollte noch nachladen und abdrücken. Doch Bob hörte die Schüsse, kam sofort herbei und hinderte mich daran, mich selbst zu erschiessen," sagt Walter. Er fängt an zu weinen. "Hinterher konnte ich es nicht mehr. Es war feige," sagt Walter. "Du hast das Richtige getan. Ein Freitod ist nie die Lösung. Man kann alles überstehen," sagt Jan. "Glaubst du wirklich? Ich konnte sie nicht beerdigen. Es sind so viel Tote, es gibt noch nicht mal eine vernünftige Beerdigung in Zeiten der Pandemie. Viele Tote werden einfach nur eingegraben," erzählt Walter. Jan lässt ihn erzählen. "Die Sargbauer haben viel zu tun," sagt Jan. "Es gibt einfach zu viele Tote. Es sind in letzter Zeit zuviele Menschen gestorben. Mehr als in den Medien angegeben wird. Wir haben Ausnahmezustand. Hast du die Nachrichen gesehen? Nicht nur Corona 7 - immer mehr Untote. Zombies. Dieses verflixte Zombievirus. Ich weiss nicht, wie lange ich sicher sein werde. Ich habe sicherheitshalber diese Vogelscheuchen aufgestellt - um die Zombies abzuschrecken. Zwei Zombies, die hier auftauchten und ich erledigt hatte, haben wir für die Vogelscheuchen genommen. Doch das mit den Vogelscheuchen scheint doch nicht so zu funktionieren. Ich muss mir etwas anderes ausdenken. Einen Zaun aufrichten zum Beispiel," sagt er. Sein Gesicht wirkt durch die Lichtspiegelung im Kaminfeuer unheimlich. Dann machte er den Fernseher an. Ein Nachrichtensprecher erscheint auf dem Bildschirm. "...In sämtliche Städten in Deutschland wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. In Einkaufszentren, auf den Strassen...überall sind die Untoten. Das Militär will die Kontrolle über diese Situation erlangen," sagt der Nachrichtensprecher. Ab und zu gibt es Bildstörung.
"Es ist schlimm. Gibt es überhaupt eine Chance für uns?", fragt Jan. "Ich könnte es nicht den Untoten zuerst nicht glauben. Jetzt nachdem was ich heute erlebt habe, weiss ich, dass es die Wahrheit ist und wir tief in der Patsche stecken", sagt Jan.
"Und es wird immer schlimmer", ergänzt Bob.
"Es gibt viele theoretische Szenarien des Pandemie-Verlaufs von Corona 7 und dem Zombievirus. Möglicherweise besteht eine Verbindung zwischen den beiden Pandemien. Szenario 1 bedeutet, dass es kleinere Wellen über einen längeren Zeitraum gibt. Szenario 2 bedeutet, dass es im Herbst einen Höhepunkt gibt mit weiteren Folgewellen und weiteres Zusammenbrechen der Wirtschaft, der Zivilisation. Szenario 3 bedeutet langsames Abklingen des Virus ohne erneuten Höhepunkt. Szenario 4 bedeutet, dass die Corona-Pandemie und die Untoten-Pandemie so heftig werden, dass alles zusammenbricht. Es gibt dann auch Revolutionen. Das vierte Szenario wird sehr wahrscheinlich eintreffen. Ich spreche hauptsächlich vom Untotenvirus," sagt Walter ernst.
"Aber was sollen wir tun. Sich oben einzusperren ist keine Lösung. Und auch nicht die Untoten-Vogelscheuchen - die bringen glaube ich nichts. Nur dass die Polizei irgendwann kommt..." sagt Jan.
"Die Polizei? Die ist überlastet. Hier kommt fast niemand mehr vorbei. Nur wenn etwas ganz Schlimmes passiert. Die meisten Leute bleiben zu Hause, haben Angst. Es geht fast niemand mehr raus - ausser zum Einkaufen, ab und zu alleine spazierengehen auf eigenes Risiko - weil man sonst ein Lagerkoller kriegt oder man geht raus wegen dem Besuch eines Arztes oder einer Apotheke. Und viele Geschäfte gibt es nicht mehr, viele sind arbeitslos - über 60 %. Und übermorgen - so wurde bekanntgegeben ist offiziell harter Lockdown. Da müssen alle zu Hause bleiben. Aber viele Leute halten nicht mehr durch, sie halten sich nicht mehr an Abstandsregelungen, nicht an Maskenpflicht, es gibt Unruhen, Kriminaltät, Plünderungen....Wie soll es denn weitergehen? Ich war die ganzen letzten Monate fast nur oben. Auch meine Familie. Aber sie hielten nicht durch. Sie sahen die Nachrichten, wurden depressiv und brachten sich um. Ich hab dann den Fernseher nach unten getragen", sagt Walter.
"Und wie haben Sie das geschafft, so lange oben durchzuhalten? Woher haben Sie die Nahrungsmittel genommen?," fragt Jan.
"Wir hatten einfach genug Vorräte gehabt. Im Keller. In der Küche", antwortet Walter.
"Das ist ja gut. Dann haben Sie das Richtige gemacht und Nahrungsvorräte gehortet", meint Jan. "Aber die Nahrungsmittelvorraete haben sich auch inzwischen reduziert", sagt Walter. Dann schweigt er.
"Was ist mit den Vogelscheuchen draussen? Sollte man sie nicht endlich beseitigen?", fragt Jan.
"Später", antwortet Walter.
"Und so traurig das ist mit Deiner Familie - wie wäre es wenn man sie ordentlich bestattet?", hakt Jan nach. "Es stinkt ja grauenhaft. Es ist nicht meine Angelegeneit - aber nur so eine Idee."
"Ich wollte sie bestatten. Ich konnte es nicht. Ich konnte fast nur oben sein - mit Bob und abwarten. Nur wegen Essen war ich ab und zu unten. Und zuletzt um fernzusehen- die Nachrichten, " sagt Walter.
"Du holst dir Krankheiten her. Sei vernünftig. Irgendwann kommt Polizei. Gesundheitsamt. Damit ist nicht zu spassen. Tu was. Sorg dafür, dass sie vernünftig bestattet werden", sagt Jan.
"Wir werden unser Bestes tun," sagt Walter. "Walter zeigt auf die Suppe. "Isst du deine Suppe nicht?," fragt er.
"Doch. Aber ich muss los."
Jan greift sich seinen Rucksack mit dem Schlagstock und geht zügig zur Tür.
"Natürlich werde ich sie bestatten. Draußen Gräber ausheben und eingraben. Ober abholen lassen. He....", sagt Walter noch. Doch Jan war auf einmal weg.
"Er ist weg", sagte Bob.
"Such ihn", sagt Alter.
Bob sucht ihn im Haus. Doch kann er ihn nicht finden. Dann läuft er schnell aus dem Haus, ruft nach Jan und blickt sich draussen um. Doch auch dort kann er ihn nicht finden. Er ist weg.
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Jan geht blitzschnell weg von Walters Grundstück.
Er dreht sich noch um und sieht, daß Bob an der Haustür steht und ihn ruft. Doch er hat keine Lust umzukehren. Solange in dem Haus diese widerlichen Toten sind, will er nicht bleiben. Und als er den Weg erreicht, der in ein unendliches Dunkel führt, rennt er los. Den Weg entlang der Felder, die im Dunkeln kaum sichtbar sind und unendlich lang wirken. Schneller und schneller. Als er so ungefähr einen halben Kilometer gegangen oder gelaufen ist, hört er ein Geräusch. Dann macht er auf dem Weg Halt. Verfolgt ihn jemand? Sind das etwa diese Zombies? Das Herz rutscht ihm in die Hose. Wenn sie von allen Seiten kommen, ist er geliefert, sie werden ihn mit ihren messerscharfen Zähnen in Stücke reissen, ihn halb oder ganz auffressen und irgendwann wird er auch so ein umherlaufendes Monster werden. Er denkt nach und kommt zum einem Ergebnis : Er kann nur weglaufen - bevor es zu spät ist. Und so rennt er und rennt er. Doch dann sieht er mehrere Gestalten von rechts aus dem Feld kommen, von links aus dem Feld kommen. Zwei Zombies kommen näher. Er holt schnell aus dem Rucksack den Schlagstock hervor,den er immer bei sich trägt. Er schafft es noch sie mit einem Schlagstock niederzuknüppeln. Er schlägt so lange auf ihre Köpfe ein, bis sie fast zu Brei geworden sind. Doch dann kommen immer mehr Zombies. Jan will zurücklaufen, doch hinter ihm tauchen auch plötzlich wankende, stinkende, grunzende Zombies mit grässlichen Mäulern auf. Jan nimmt seinen Schlagstock und schlägt schon wieder mit voller Wucht auf einige der Zombies ein und zertrümmert ihre Köpfe. Dann flüchtet er schnell es geht, bevor die Zombies näher kommen und ihn erreichen. Er will in die Felder rechts rennen, doch auch dort sieht er diese schrecklichen Gestalten auf ihn zuwanken...So bleibt er auf dem Weg, der etwas in eine tiefere Ebene zu führen scheint. Dann sieht er in der Ferne Licht. Es sind Lichter einer Tankstelle und er weiss jetzt, dass der nächste kleine Ort mit den wenigen neu gebauten Hochhäusern nicht weit entfernt ist. Dort wo auch sein Freund Sebastian wohnt. Er muss durchhalten. Gleich hat er es geschafft! Die Leute in der Tankstelle werden ihm helfen! Dann erreicht er die Tankstelle. Doch die ist leer. Der Zapfhahn liegt auf dem Boden. Nur ein Wagen ist zu sehen. Ansonsten ist nienand.
"Kann mir jemand helfen, " ruft Jan. Niemand antwortet. Dann geht er in den Verkaufsraum der Tankstelle. "Ist jemand hier?, " schreit er. Dann sieht er jemand an der Kasse zusammengekrümmt und blutend liegen. Er ist tot. Einige Meter entfernt liegt auch ein Mann auf dem Boden. Auch er ist tot. Dann hört er Schritte und Gegrunze. Die Zombies kommen näher und er kann nicht weglaufen. Und sie laufen auf die Tankstelle. Ich muss zu Tür laufen", denkt Jan." Nur eine Tür verteidigen ist die letzte Chance. Noch sind es 10 Zombies. Doch bald sind es 20, 30, denkt er. Als die ersten Zombies auf den Bereich der Tankstelle laufen und sich nun auf den Verkaufsraum und auf Jan zubewegen, bekommt er Angst. Fast hält er seinen Schlagstock in der Hand. Bereit sofort zuzuschlagen, falls ein Zombie ihn angereifen würde. Als die ersten Zombies an den zum Spalt geöffneten Tür laufen, schlägt er mit dem Schlagstock direkt auf den Köpfe der Zombies ein. Und das funktioniert! Sofort fallen mehrer Zombies mit zerschmettertem Kopf regungslos um. Als neue Zombies an der Tür auftauchen, schlägt Jan wieder zu. Immer wieder. Doch dann drängten auch immer mehr Zombies an die Tür. Er werden einfach immer mehr. Und bald werden es zu viele sein, er würde nicht mehr dagegen ankommen und sie würden - selbst wenn Jan die Tür schliessen würde - mit den Händen die Scheibentür einschlagen und dann wäre sie ihm Verkaufsraum drin und würden ihn beißen, in Stücke reißen und fressen. Während Jan mit den Zombies kämpft und schon fast innerlich mit seinem Leben abgeschlossen hat, hört er ein Motorgeräusch. Dann blickt er aus dem Fenster neben der Tür und sieht ein Auto auf die Tankstelle zurasen. Und das Auto hält direkt in der Nähe des Verkaufsraumes. Jemand steigt aus. Schüsse krachen. Und plötzlich fallen mehrere Zombies zu Boden. Der Fremde schiesst und schiesst weiterhin. Jan guckt genauer hin, wer da schiesst. Dann sieht er , dass es Bob ist, der da schiesst. Das ist Rettung in letzter Sekunde!
Bob kommt näher, während Jan geschockt im Verkaufsraum steht. Erst hier wird ihm das Ausnmaß der ganzen Untotenkatastrophe bewusst - bisher war er noch nie so vielen Zombies begegnet - nur in den Nachrichten und von Erzählungen hatte er davon gehört. Als Bob alle Zombies erschossen hat, läuft er zur Tür, steigt über die vielen Zombies, die regungslos am Eingang auf dem Boden liegen. Als er die Eingangstür öffnet, steht ein blasser, geschockter Jan vor ihm.
"Sind sie alle tot", fragt Ja .
"Es sind alle tot," sagt Jan erschrocken.
"Und es war knapp", sagt Bob. "Nächstes Mal bist du vorsichtiger." Bob geht in den Verkaufsraum und sieht sich um. "Hier sind eine Menge Vorräte", sagt Bob.
"Wir werden etwas mitnehmen", sagt Jan.
"Wir müssen hier weg. Bevor noch mehrere Zombies auftauchen", sagt Bob.
"Ich habe in Berlin-Spandau einen kranken Vater. Viele Geschäfte haben zu, nur einige Supermärkte, Arztpraxen und Apotheken haben auf. Übermorgen ist total Lockdown - da müssen wir zu Hause bleiben - ich bekomme wahrscheinlich in der Stadt nichts mehr," sagt Jan.
"Wir müssen aber los", drängt Bob. Doch Jan weigert sich.
"Nein. Ich plündere hier weiter und muss dann zu meinem Vater. Wenn Du zu Walter willst, musst du mich hier lassen. Ich bleibe dann hier und gehe dann alleine nach Berlin-Spandau. Auch wenn es gefährlich ist. Und egal wie ich da hinkomme - notfalls per Anhalter falls ein Auto vorbeikommt und mich mitnimmt. Denn mein Vater wartet," sagt Jan entschlossen.
"Gut. Einverstanden. Ich werde Dir helfen. Plündern Wir. Und dann fahre ich dich in die Stadt", sagt Bob.
Dann geht Bin zum Regal und greift sich ein paar Dosen.
"Ich finde jetzt auch, dass das eine gute Idee ist", sagt Bob. Jan findet noch einige Tüten. Er gibt Bob drei Tüten, während er die anderen erst einmal für sich behält.
"Hier packen wir alles rein", sagte Jan. Dann gehen sie zu den Regalen und plündern alles, was sie kriegen können. Sie packen Dosen, Spaghetti, Reisspackungen, Brotpackungen, Marmelade, Wurst, Cola, diverse Getränke, Bierdosen,... in die Tüten. Alles was sie kriegen können, was in die Tüten reinpasst und was sie schleppen können. Als sie die vielen Tüten vollgepackt hatten, geht plötzlich die Vernebelungsanlage los. Innerhalb kurzer Zeit ist alles voller Nebel. Sie können nichts mehr sehen. Sie greifen sich schnell noch die Tüten, die sie Tagen können, laufen mit den Tüten aus dem Verkaufsraum nach draussen, dann an den Zombie-Leichen (da Zombies Leichen sind, können sie eigentlich nicht mehr sterben und zu Leichen werden, aber Jan nennt sie so) vorbei, die überall verteilt sind und dann zu Bobs Wagen. Schnell laden sie die Tüten in den Kofferraum. Dann steigen sie schnell ein und fahren los.
"Willst Du wirklich zu Walter zurück? Ich fahre nicht zu Walter bevor er die Leichen beerdigt hat", sagt Jan.
"Das wird er. Er hat durch die Coronakrise und durch die Untotenplage einen psychischen Tiefpunkt. Er muss sie beerdigen - denn wenn er das nicht tut, bin ich auch weg. Er ist in letzter Zeit sehr launisch und wir haben viel Streit" , sagt Bob.
"Ich würde an deiner Stelle abhauen. Früher oder später wird der Bauernhof von Zombies - die von der Stadt kommen - überrannt werden," sagt Jan.
"Das wird passieren", meint auch Bob.
"Wohin fährst du mich genau? Fährst Du mich nach Spandau und setzt mich für irgendwo ab oder fährst Du mich nach Hause?", fragte Jan.
"Ich kann Dich nicht einfach in der Berlin-Spandau absetzen. Es ist zu gefährlich. Ich fahre Dich in Berlin-Spandau direkt nach Hause. Wo wohnst Du? ", fragt Bob.
"Blaue Lilienstrasse 3. Das ist ein kleines Reihenhaus - zwei Etagen. Da wohne ich mit meiner Freundin Linda und meinem achtjährigen Sohn", sagt Jan.
"Gut. Ich fahre Dich dort hin", sagt Bob.
"Ich will mur meine Tüten Lebensmittel zu Hause abliefern. Dann will ich nur zu meinem Vater. Da kannst Du mich absetzen. Es dauert bestimmt nicht lange. Denn mein Vater wohnt auch in Spandau", sagt Jan. Bob ist einverstanden.
"Gut", sagte er.
Dann fahren sie durch die Felder. Dann tauchen die ersten Häuser am Strassenrand auf und die Silhouetten der Hochhäuser werden größer. Dann fuhren sie durch den Ort Libitz-Spandau. Und dann fuhren sie eine große Hauptstraße entlang bis sie Berlin-Spandau erreichen. Sie fahren noch eine Weile in der Dunkelheit durch die Straßen. Dann erreichen sie Jan Reihenhaus in der Lilienstraße 3 in Spandau. Es ist schon 0:10 Uhr. Auf der Strasse ist niemand zu sehen. Keine Menschenseele. Und zum Glück auch keine Untoten.
"Zum Glück sind hier keine Untoten."
"Kommst Du auch kurz rein ins Haus und trinkst was mit mir?", fragt Jan.
"Ja. Gerne."
Jan lässt seinen Rucksack auf Bobs Beifahrersitz liegen. Dann steigen sie aus und gehen zum Kofferraum.
"Ich finde, wir teilen uns die Lebensmittel. Halbe, halbe", sagte Jan.
"Einverstanden. Du nimmst Deine Tüten heraus und meine Tüten bleiben im Kofferraum", entgegnet Bob.
Dann öffnete Bob den Kofferraum und dann holen sie mehrere Tüten Lebensmittel, die Jan gehören, dort raus und stellen sie vorerst auf den Boden. Die anderen Tüten, die Bob gehören, lassen sie im Kofferraum. Dann schließt Bob den Kofferraum. Einen Augenblick später greifen sie sich Jans Tüten und schleppen sie zu Jans Reihenhaus zu und stellen sie vor Jans Haustür. Jan schliesst die Tür auf und als sie eintreten, ist alles dunkel und ruhig. Schnell schleppen sie gemeinsam die Tüten in Jans Reihenhaus. Dann ruft Jan durchs Reihenhaus": Hallo Linda. Schatz, ich bin da. Tut mir leid, dass ich so spät komme, aber,..."
Es kommt keine Antwort. Zumächst fällt ihm nichts Ungewöhnliches auf.
"Linda? Tom?", ruft Jan.
Doch wieder kommt keine Antwort.
"Sie schlafen sicher schon", sagt Bob.
"Nein -das glaube ich nicht. Sie gucken immer in diese Uhrzeit fern. Corona-Nachrichten. Zumindest Linda", sagt Jan.
Jan und Bob gehen ins Esszimmer. Doch sie sind nicht da. Jan spürt: Etwas stimmt nicht.
"Sie sind vielleicht oben", meint Bob.
"Da bin ich mir nicht so sicher", antwortet Jan.
"Meinst Du?"
Dann ruft Jan erneut": Linda? Linda?"
Als immer noch keine Antwort kommt, gehen sie nach oben. Jan guckt in das Kinderzimmer. Da ist keiner. Dann gehen sie ins Schlafzimmer. Auch da ist niemand. Jan ist traurig.
"Du musst das anders sehen. Vielleicht sind sie spazieren gegangen. Oder wollten einfach raus - denn das ist (da es schon 0 Uhr 15 ist) der letzte Tag vor dem harten Lockdown und wir wissen nicht wie lange dieser Lockdown dauern wird", sagt Bob.
"Kann sein", entgegnet Jan.
Dann gehen sie nach unten ins Wohnzimmer. Doch auch unten sind sie nirgendwo zu finden. Jan wird langsam unruhig.
"Wir können was zusammen trinken und auf sie warten", schlägt Bob vor. "Ich hole eine Flasche Whisky mit Cola aus dem Wagen...Ich kann ja nicht viel trinken, weil ich mit dem Wagen fahren muss. Aber Du kannst was trinken."
Jan unterbricht ihn.
"Ich habe auch etwas", sagt Jan, geht zum Wohnzimmerschrank und holt eine Flasche Bourbon und eine Flasche Cola hervor. Er nimmt auch zwei Gläser aus dem Wohnzimmerschrank und stellt sie auf den kleinen Wohnzimmertisch. Dann schenkt Jan etwas Cola in das eine Glas und gibt es Bob. Und ein bisschen Bourbon dazu. Dann greift er sich das andere Glas und schenkt sich auch Bourbon und Cola ein. Aber viel mehr Bourbon als bei Bob. Dann nehmen sie die Gläser in die Hand und stoßen an.
"Auf Dein Wohl", sagt Bob.
"Auch auf dein Wohl", antwortet Jan. Dann trinken sie. Einen Augenblick später fällt Jans Blick auf die Wand, an der normaler Weise eine Uhr hängt. Sie fehlt. Ein seltsames Gefühl des Unbehagens überkommt Jan.
"Die Uhr fehlt. Das stimmt was nicht", sagt Jan.
"Die Uhr?"
"Die Uhr an der Wand. Ich werde das herausfinden...", sagt Jan.
Dann sieht sich Jan genauer im Reihenhaus um. Dann sieht er, dass sämtliche Gegenstände in dem Reihenhaus fehlen. Nicht nur die Uhr fehlt im Wohnzimmer. Auch sämtliche Fotos, einige Bilder an den Wänden, einige Vasen,...im Wohnzimmer fehlen. Dann geht Jan nach oben. Bob folgt ihm. Jan öffnet im Schlafzimmer sämtliche Schränke. Auch dort fehlen sämtliche persönliche Sachen von Linda und Tom.
"Linda hat sämtliche Sachen mitgenommen, sie sind weg", schreit Jan.
Dann sieht er in einer Schublade einen Abschiedsbrief von Linda." Hallo Jan. Es tut mir leid, Dir diese Zeilen schreiben zu müssen. Aber wie Du weisst, passen wir nicht zusammen. Wir haben es versucht, es aber doch nicht geschafft. Auch ist es hier nicht mehr sicher. Wir haben auf Dich gewartet - Du warst nicht gekommen. Wir sind jetzt an einen sicheren Ort. Ich hoffe, Du verstehst das, Linda."
Jan ist entsetzt. Und traurig. Sie gehen von der oberen Etage ins Wohnzimmer zurück und setzen sich auf die Couch.
"Ich hab doch alles getan für die Familie", jammert Jan...
Jan fängt an zu weinen.
"Beruhig dich.Trink ein Gas Wasser", sagt Bob. Er steht auf, geht aus dem Wohnzimmer in die Küche, greift sich eine Wasserfasche und ein Glas, füllt das Glas mit Wasser und kommt damit ins Wohnzimmer zurück. Dann reicht er Jan das Glas. Nach einigen Zögern greift Jan das Glas und trinkt es aus.
"Warum ist sie abgehauen? Gab es Streit? Das muss doch einen Grund haben. Es gab Streit. Ab und zu. Wir hatten uns aber immer wieder vertragen. Aber das jetzt. Damit habe ich mit gerechnet!", schreit Jan erschüttert.
"Es tut mir leid. Sehr leid. Ich kann Deinen Schmerz nachvollziehen", sagt Bob.
Jan holt sein Handy aus der Tasche, dass deshalb nicht funktioniert, weil es nicht aufgeladen ist. Dann geht er zum Wohnzimmerschrank, öffnet eine Schublade und holt ein Ladekabel hervor. Kurz darauf verbindet er das Ladekabel mit dem Handy. Und kurze Zeit später lädt er das Handy mit Hilfe des Ladekabels an einer Steckdose auf. Er wartet so etwa einige Minuten, bis das Handy etwas aufgeladen ist. Dann schaltet er es und macht zur Kontrolle einige Fotos vom Wohnzimmer. Und dann ist für Jan klar: Das Handy funktioniert. Er will Linda gerade eine WhatsApp-Nachrucht auf seinem Handy schreiben. Doch er stellt fest, dass sie ihn blockiert hat. Und auch Tom ist nicht erreichbar! Jan ist entsetzt. Er lädt sein Handy noch eine Weile auf. Dann steckt er sein Handy samt Ladekabel in seine Jackentasche und greift sich die Flasche Bourbon.
"Womit hab ich das verdient", sagt Jan.
Er hat Tränen in den Augen.
"Du hast Pech gehabt. Du hast Pech gehabt. Das ergeht vielen Leuten in Zeiten der Pandemie so", sagt Bob.
"Es ist einfach grausam, was Linda mit mir macht", schreit Jan.
Jan schenkt sich ein Glas Bourbon ein. Er nimmt einen kräftigen Schluck. Dann noch einen Schluck. Dann steht er mit dem Glas in der Hand auf und geht zur Gartentür. Bob folgt ihm. Dann gehen sie in den dunklen Garten. Bob folgt ihm mit besorgtem Gesicht. Jan geht mit dem halbvollen Glas Bourbon, den er immer noch in der Hand hält, auf die blaue Lilienstrasse.
"Jan - mach keine Dummheiten", sagt Bob ernst.
Jan geht schweigend mit dem Bourbon in der Hand die Straße runter. Bob folgt ihm und redet auf ihn ein.
"Beruhig Dich. Es wird alles wieder gut", sagte Bob.
"Ich werde sie suchen", sagt Jan entschlossen.
"Beruhig Dich. Vielleicht kommen sie bald wieder und alles ist wieder gut", sagt Bob.
"Ich werde nicht warten. Ich werde sie suchen. Ich hätte nicht bei Walter bleiben sollen. Das war ein Fehler. Die eigene Familie hat immer Vorrang", sagt Jan und trinkt einen Schluck aus seinem Glas Bourbon.
"Aber Du hast nicht gewusst, dass so etwas passiert. Das kann jedem passieren", sagt Bob.
Er hofft Jan beruhigen zu können. "Vielleicht kommt sie später ja wieder. Manche Frauen machen Ärger, hauen ab, dann aber besinnen sie sich und kommen wieder", sagt Bob.
Aber innerlich weiss er, dass das unwahrscheinlich ist. Trotzdem versucht er Jan zu beruhigen - so wie es eben nur geht in dieser Situation. Und er sucht mit ihm draussen seine Familie, obwohl er weiss, dass sie seine Familie nicht draussen finden werden. Und er weiss auch, dass das eine lange Nacht des höchstwahrscheinlich vergeblichen Suchens werden würde.
"Willst du die ganzen Strassen absuchen?", fragt Bob kritisch. "Vielleicht sind sie hier! Bei den Nachbarn!", sagt Jan.
Sie gehen die Blaue Lilien- Strasse weiter runter. Plötzlich zeigt Jan auf ein Weiss-graues Haus. Jan bleibt stehen. Auch Bob bleibt stehen.
"Dort wohnen meine Nachbarn", sagt Jan.
"Willst du mir erzählen, was du jetzt erreichen willst?", fragt Bob ungeduldig. "Glaubst du, dass Linda und dein Sohn hier sind?"
"Pssst...Ich hab was gehört", sagt Jan.
Dann ertönt Geschrei. Von den Nachbarn.
"Was willst du? Ich hab kein Geld. Ich kann es nicht kaufen", ertönt eine männliche Stimme aus dem weiss-grauen Haus.
"Du hast wieder gesoffen. Und rumgehurt! Das ganze Geld versoffen!", schreit eine schreiende, weibliche Stimme.
"Das stimmt nicht! Du bist diejenige, die das Geld verbraten hat. Weil Du ständig einkaufst. Und Du gehst fremd!", schreit der Mann. "Nein - Du gehst fremd! Und du säufst! Ich hab die Bierflaschen unter dem Bett gesehen. Du hast keine Arbeit, Du stinkst, Du bist hässlich - hätte ich Dich nie geheiratet. Und ich war so dumm mit Dir noch ein Kind zu haben. Ich wünsche, dass Du weg bist. Für immer aus meinem Leben. Ich verlasse Dich", schreit die Frau.
"Du bist eine Hure. Du bläst den Nachbarn!", schreit der Mann. "Ich...ich schick Dir einen Anwalt auf den Hals oder die Polizei, wenn ich ausziehe, das Kind mitnehme und Du nicht zahlst", schreit die Frau.
Dann ertönt ein Laut, das sich wie einen Schlag anhört.
"Du wirst mit mir nie mehr so reden. Nie mehr. Oder ich schmeiss Dich den Zombies zum Frass vor", schreit der Mann.
"Und ich lasse Dich umbringen. Ich bestell einen Auftragskiller", schreit die Frau.
"Und ich bringe vorher alle rum. Du hälst den Mund. Halt den Mund", schreit der Mann.
"Schlimme Welt heutzutage", sagt Bob.
"Wie vor der Sinntflut in den Tagen Noas. Da gab es auch nur Streit, Gewalt, Kriminalität, jeder treibt es mit jedem oder jede. In der Bibel steht: Wenn die Bösen sprossen wie Unkraut, ist das Ende nah - so sagt mein gläubiger Vater", sagt Jan.
"Wollen wir helfen?", sagt Bob besorgt. "Da kann was passieren", flüstert Bob.
"Nein. Wir helfen nicht. Ich habe meine eigenen Probleme und muss Linda und Tom suchen. Die haben jeden Tag Streit - das ist seit den Coronakrisen normal bei Ihnen. Das ist so seitdem das Geld immer knapper wurde. Das ist jetzt immer so - fehlt der Fun-Faktor in der Beziehung und es kommt zu Problemen, dann bricht das Chaos los und viele Beziehungen gehen kaputt - besonders in Zeiten der Pandemie", erklärt Jan.
Bob ist sprachlos. "Ich glaube ehrlich nicht, dass Deine Familie hier ist", sagt Bob.
"Meinst Du?", fragt Jan.
"Wir sollten vielleicht besser in Deinem Reihenhaus auf sie warten", sagt Bob.
"Ich werde sie draussen suchen. Vielleicht sind sie spazieren gegangen", sagt Jan.
Er kann es immer noch nicht begreifen, dass seine Familie fort ist.
"Ich werde sie suchen! Heute Nacht! Und zwar hier!", schreit Jan und nimmt einen kräftigen Schluck aus seinem Glas Bourbon, das er immer noch in der Hand hält. Vielleicht wollen sie vor dem Lockdown noch ein letztes Mal rausgehen, wenn alles übermorgen schliesst", sagt Jan.
"Aber ist das nicht gefährlich hier draussen? Ist das wirklich wahrscheinlich, dass sie nachts noch hier draussen sind? Keine normale Mutter geht um diese Uhrzeit nachts mit einem Kind nach draussen - auch nicht vor dem Lockdown", sagt Bob.
"Kann sein", sagt Jan.
"Ich werde noch 20 Minuten hier draussen sein. Dann werde ich in den Wagen steigen und losfahren. Denn mir ist das zu gefährlich hier draussen", sagt Bob.
"Ich werde nicht lange draussen sein", entgegnet Jan.
"Das ist gut. Kann ja alles sein in diesen verrückten Zeiten. Es gibt viele Leute, die zu viel drin sind - sie lesen von Corona 7, von den Untoten. Sie haben ein Lagerkoller. Viele drehen durch", ergänzt Bob.
Jan schweigt zuerst und trinkt aus seinem Glas. Dann spricht er": Ich und meine Familie - wir waren in letzter Zeit zu oft drin. Kann möglich sein", sagt Jan.
"Meinst Du wirklich, dass wir sie hier finden? Das glaubst Du doch nicht wirklich", sagt Bob.
"Wir werden das sehen. Wir versuchen unser Bestes", antwortet Jan.
Bob will noch etwas sagen. Dann merkt er, dass es zwecklos ist. Jan ist aus dem Gleichgewicht geraten, betrunken und es hat keinen Zweck ihn von etwas anderen zu überzeugen. Also lässt er ihn in seinen Irrglauben und suffbedingten Wahn, Linda und Tom doch noch hier draussen zu finden. Dann gehen sie einige Strassen weiter in der Dunkelheit umher, als sie in der Ferne eine wankende Gestalt auf der Straße sehen. Zuerst dachten sie, dass ein Betrunkener ist. Doch dann sehen sie beim genaueren Hingucken, dass es sich auch um einen Untoten handelt. Dann sehen sie in der Ferne Scheinwerferlichter. Ein Auto kommt. Und kommt immer näher. Das Auto rast unbarmherzig auf die Gestalt zu und rammt sie. Der Motor heult kurz auf, die Reifen quietschen, es folgt ein kurzes Aufprallgeräusch. Die Gestalt wird wie eine Puppe durch die Luft geschleudert und bleibt regungslos auf der Straße liegen. Der Wagen bleibt dann einige Meter weiter stehen. Im Auto sitzen 4 Jugendliche.
"Fahr weiter, Sid, da ist nichts. Ich sag doch immer : Du fährst zu schnell. Irgendwann haben wir Ärger mit den Bullen", sagt der eine.
"Ach, halt s Maul. Merkt doch sowieso keiner. Hauen wir ab", sagt Sid.
Dann fahren die davon.
"Lass uns von hier verschwinden", sagt Bob.
"Du hast Recht. Hier sind sie nicht. Warten wir zu Hause auf sie," sagt Jan.
Dann hören sie ein Geräusch. Es kommt von einem Haus an der Strasse links. Dort wo sich mehrere Mülltonnen befinden. Nach einiger Zeit sahen sie eine andere dunkle Gestalt auf sie zuwanken.
"Los, renn!," schreit Bob. Und beide rennen und rennen bis sie die Linkenstrasse erreichen. Dort gehen sie einen Weg entlang, der zuerst zu einem kleinen Minipark führt und der dann zu Jans Grundstück hinten führt. Als sie Jans Grundstück erreichen, rennen sie blitzschnell durch das kleine Gartentor, dann durch den Garten und dann erreichen sie einen Augenblick später Jans Haus. Als sie in das Wohnzimmer eintreten, schliesst Jan, der immer noch sein Glas in der Hand hält, die Tür.
"Ich werde die Tür gut verrammeln müssen", sagt Jan. "Ich werde auf sie warten. Bleibst Du noch hier? Wir können ein wenig Bourbon zusammen trinken."
"OK. Ich bleibe noch etwas hier. Aber trinken werde ich ganz wenig - ich muss noch Auto fahren", sagt Bob.
Jan erhebt sich vom Sessel und giesst etwas Bourbon in Bobs Glas.
"Ich fürchte, ich kann nicht mehr Auto fahren, wenn ich so viel trinke", sagt Bob.
"Dann trinkst du nur ein ganz kleines bißchen", sagt Jan und schaltet die Nachrichten ein.
"Schon wieder zahlreiche Neuinfizierte. Die Zahl hat sich wieder auf auf 3.000 erhöht. Es gibt mehrere Überfälle von Untoten, die ganze Städte in Angst und Schrecken versetzen. Es wird geraten zu Hause zu bleiben. Morgen ist Lockdown. Da werden die Geschäften schliessen müssen... ", sagt der Nachrichtensprecher um fast 1 Uhr.
"Und da werde ich die ganze Zeit bei Walter sein müssen", sagt Bob. "Du kannst hier bleiben. Ich hab Dich kennengelernt, Du hast mich hierhergefahren. Das ist für mich ein Signal. Trinken wir hier. Und Du schläfst bei mir, es ist unser vorletzte Nacht. Denn morgen ist harter Lockdown. Ich weiss, dass ich mich nicht daran halten werde und ab und zu auch heimlich weggehen werde. Es wird eine harte Zeit sein. Die Welt steht still, die Geschäfte haben zu und da sind diese Untoten ....Wir können nur auf die Politiker warten und auf das Militär," erzählt Jan.
Die Zeit verstreicht. Dann geht Jan in den Keller und holt einen Karton aus der Schublade. Dann geht er damit nach oben und zeigt Bob die DVDs, Fotos, einige Filme, die sich im Karton befinden. Er greift auch eine DVD, geht damit zum Videorekorder, legt eine DVD ein und zeigt Bob einige Aufnahmen von seiner Frau und von ihm beim Grillen im Garten.
"Das ist Linda. Das war vor dem letzten harten Lockdown in der Corona 6 -Phase. Das war ein bisschen länger her. Einige Jahre. Mein Sohn war da noch nicht geboren. Damals gab es noch nicht nicht Corona 6 oder Corona 7 und keinen Untotenvirus. Dann zeigt Jan, wie er mit seinem Sohn Tom und Linda auf einer Wiese einen Drachen steigt. Danach zeigt er ein Video das ihn alleine im Wohnzimmer sitzend zeigt. Und wie er seinen Whisky trinkt.
"Das bin ich im letzten harten Lockdown vor drei Jahren. Ich bin da ziemlich depressiv. Meine Sohn und meine Frau sind oben in den zwei Zimmern - sie hatten Angst vor Ansteckung", erzählt Jan.
Dann zeigt er ein andere Videoaufnahmen. Auf denen sitzen sitzen Jan, Linda und Tom im Wohnzimmer. "Tom - machst du bitte Deine Hausaufgaben", sagt Jan ruhig in dem Video. "Nein. Warum? Es ist keine Schule, ich bin zu Hause und morgen geht die Welt sowieso unter. Da sind überall Zombies und wir werden sowieso alle sterben. Warum soll ich mich was machen. Oder wir sterben an Corona 7", sagt eine Kinderstimme auf dem Video. Es ist die Stimme von Tom. "Morgen geht die Welt nicht unter. Mach Deine Aufgaben oder es gibt Fernsehverbot und ich nehme dein Handy weg," schreit Linda. "Ich möchte spielen", sagt Tom. "Du spielst nicht. Du machst Deine Hausaufgaben" , schreit Linda. "Nein, Mami." "Erst Schulaufgaben." Dann steht Linda auf. Tom schreit. Dann greift sich Tom eine Tasche und schmeißt sie nach der Mutter. Andere Schulhefte schmeißt er auf den Boden. "Ich werde nichts mehr machen. Alles ist mir jetzt scheißegal!", schreit Tom. Dann Geschrei, Türknallen. "Ihr seid Scheisseltern. Immer nur streitet ihr, ein Vater der nur besoffen ist, arbeitslos rumsitzt und eine Mutter, die nur rumnörgeln und mit anderen Männern rummacht", schreit er. "Und du bist ein fauler Sohn, der ein Dachschaden hat, Lügen verbreitet, nie Schulaufgaben macht und später sowieso Krimineller wird, Verrückter wird oder auf der Straße landet, schreit die Mutter. Dann Geschrei. Türknallen. Und dann ist das Bild weg.
"Seit wann geriet das ausser Kontrolle?", fragt Bob bestürzt.
"Vor der sechsten Corona-Krise war alles noch gut oder relativ normal. Dann kam die sechsten und dann die siebte Corona-Krise und dann war alles irgendwann kaputt. Alles ging den Bach runter", erzählt Jan. Dann läuft eine andere Aufnahme. "Du kaufst jetzt mehr Bohnen, Gemüse, Dosen, Kaffee, Klopapier ein", schreit Linda im Video. "Kapierst Du es nicht? Ich hab kein Geld", antwortet Jan im Video. "Kein Geld? Hast Du wieder es versoffen?" "Ich saufe schon seit zwei Jahren nicht mehr. Hast Du kapiert? Es ist Corona-Krise. Wir gehen alle pleite. Soll ich Haus und alles verkaufen, nur weil Du zuviel ausgibt?", schreit Jan. "Es mir egal. Ich bin sowieso weg aus Deinem Haus." "Wo willst Du hin ohne Arbeit? Willst du bei deiner Schwester wohnen und ihr auf der Tasche liegen? Du hast doch auch keinen Job." "Ich werde schon klarkommen". "Und ich kann hier alleine rumsitzen. Ich werde dicker, bekomme Haltungsschaden vom Sitzen. Dir ist ja alles egal. Du kriegst auch keine Wohnung, Krankenkasse. Wir haben Corona 7-Krise. Und den Untoten-Virus. Und nichts. Du landest auf der Strasse", schreit Jan in dem Video. "Und Du? Du hast doch keine Aufträge und nichts. Du hast doch wieder gesoffen. Du hast dich mit deinen Saufkumpanen getroffen und wieder vollaufen lassen", schreit Linda." "Alles Lüge. Du bist diejenige, die immer andere Männer hat", schreit Linda im Video zurück. Jan blickt Bob deprimiert an.
"Da gab es wieder Streit. Und auch bei meinen Nachbarn gibt es Streit. Und meistens dreht es sich nur um Geldprobleme", sagt Jan.
"Immer dasselbe", sagt Bob.
"Ich kann das nicht mehr hören. Ich wurde damals von der Coronakrise überrascht, ich drehte gerade für eine Band einen Dokumentarfilm und machte viele Fotos, ich hatte mehrere Aufträge. Dann kam die Corona 7-Krise und die Katastrophe begann. Dann verlor ich meine Aufträge. Ich wurde dicker und bekam das erst durch meine strengere Diät und durch mein Sportprogramm wieder einigermaßen hin, ich bekam einen Haltungsschaden vom Sitzen, Schlafstörungen, Ängste, Depressionen, ich trank mehr, Geld war weg, ich war total isoliert mit meiner Familie. Von meinem Sohn Tom wurde ich grundlos beleidigt, der schlimme Lügen erzählt hat, obwohl er der faule Typ ist, der nichts im Haus macht, kriminell ist und Nachbarskinder beklaut, lügt, nicht für die Schule lernt....Am Schlimmsten war, dass meine Aufträge weg waren und wir kaum Geld hatten - was übrigens auch heute noch so ist. Ich hatte damals einen Wasserschaden, Reparaturen mussten gemacht werden im Haus, aber kein Handwerker kam in der 7. Coronakrise, der irgendetwas im Haus repariert hat", erzählt Jan.
"Was machst Du genau beruflich? Erzähl mir ausführlicher davon", sagt Bob."
"Ich bin Fotograf. Ich fotografiere Leute, mache auch kunstvolle Fotos, hatte eine Ausstellung in einer Galerie, ich arbeitete mit Journalisten zusammen, mit Zeitungen. Ich dokumentierte die Coronakrise vier, fünf und sechs und jetzt dokumentiere ich die Coronakrise 7 und die Untotenkrise. Ich hatte da viel erlebt. Musste viel kämpfen, arbeiten für vier Personen. Dann starben mehrere Freunde an Corona 5 und 6, meine Mutter, meine Tante sarben an Corona 6, ich kam damals unter Corona- Verdacht und müsste in Quarantäne. Ich hatte mehrere Einbrüche erlebt. Ich schlug auch einen Räuber krankenhausreif, der wollte mich töten, war böse, aber ich war auch böse. Weißt Du was? Böse gegen Böse geht nicht. Es gibt eine Theorie eines bekannten Philosophen: Böse gegen Böse geht nicht. Solange die Bösen auf Kosten der Guten leben, ist alles in Ordnung und die Bösen fühlen sich wohl. Sie können die Guten ausplündern, ausnutzen, unterdrücken. Doch wenn dann die Guten aussterben, bleiben nur Böse übrig. Und dann wird das auch für die Bösen stressig, nichts funktioniert mehr. Dann geht es nur noch Böse gegen Böse und dann bekommen auch die Bösen richtig Stress. Das behauptete mal irgendso ein Philosoph. Ich kann Dir eine Geschichte erzählen. Da war mal ein normales Ehepaar, dass Knut und Anna Schmidt hieß und in Berlin lebte. Und der Mann hatte einen Bruder namens Horst. Dann kam die Corona-Krise "Corona 5." Und dann wurden sie arbeitslos und hatten auch kein Geld mehr. Sie begannen Alkohol zu trinken, zu stehlen, Drogen zu nehmen. Es ging immer mehr ein Stückchen weiter runter. Und dann gründeten sie eine Bande. Sie begannen Leute zu erpressen. Leute, die kleine Läden hatten. Ich kenne einen Jugendlichen, den sie erpresst haben und der musste Geld an sie zahlen. Doch irgendwann waren diese Leute tot krank oder starben oder nahmen sich das Leben, wurden umgebracht. Und dann war es für Knut und Anna und die Bande eng. Es gab nichts mehr. Als die eines Tages einen Restaurantbesitzer namens John B. ausrauben wollten, stellten sie fest, dass er einer größeren Bande angehörte und noch viel schlimmer und grausamer war und er tötet die Häfte der Bande, nur Knut, Anna, der Bruder Host überlebten und einige wenige andere von der Bande. Und John B. und seine Bande wurden von einer anderen Bande ausgeraubt. Und dann wimmelte es nur von Bösen. Und auch das Ehepaar Knut und Anna gerieten immer mehr in Streit und sie hatten keine Nahrungsmittel mehr, die sie stehlen konnten. Knut bekam mit, dass seine Frau Anna ihn betrog - mit einem Räuber namens Clemens. Clemens betrog aber auch wiederum seine Frau Anna mit einer Frau namens Nicole, die ihn oft abblies. Nicole war aber verheiratet mit Wilhelm. Und sie betrog sowohl Clemens und auch ihren Ehemann Wilhelm mit einem Mann namens Werner. Und Werner betrog wiederum Nicole und liesss sich von Erika einen blasen. Und so ging die Kette immer weiter bis es nur so wimmelte von Streit, zerrütteten Beziehungen, Ehen, unehelichen Kindern, Selbstmörder, Morden aus Eifersucht z.B.,... Dann erfuhr Knut, dass seine Anna ihn betrog und brachte Clemens um. Und dann Anna, da sie heimlich mit seinem Bruder Horst eine Affäre hatte. Dann gab es in der Familie einen Streit und fast alle brachten sich um. Nur Knut und sein Bruder Horst blieben übrig. Doch Horst war sauer, dass Knut Anna umgebracht hat und er tötete ihn. Am Schluss blieb nur Horst übrig - doch er war nur von bösen Räubern umgeben und wollte nicht mehr in solch einer bösen, kranken Welt leben und brachte sich um. Am Ende waren alle tot. Die Räuber anderer Banden wurden von den Pandemien hingerafft. Das Beispiel zeigt, dass: Böse gegen Böse nicht geht", erzählt Jan.
"Das ist ja eine kranke Geschichte", sagt Bob.
"Aber wahr. Wir leben in einer kranken Welt. Fast jeder ist verrrückt oder böse heutzutage. Viele Menschen werden zu Tieren. Gute Menschen gibt es nur wenige. Eher schlechte", sagt Jan.
"Ich kenne aber einen Millionär, der 3000 Euro an Arme verschenkt hat", sagt Bob.
"Das sind Ausnahmen. Moralisch runter geht es meist schneller- rauf weniger", sagt Jan und schenkt sich etwas Bourbon ein und nimmt einen kräftigen Schluck. "Die meisten sind böse und Gott wird sie irgendwann bestrafen, wenn sie sich nicht ändern. Von wegen Solidarität. Da muss eine übernatürliche Lösung her. Nur Gott kann eine Lösung herbeiführen".
"Das sehe ich auch so", sagt Bob. Dann erzählt Jan weiter und Bin hörte zu. Dann fragte Jan": Was machst Du eigentlich beruflich?"
"Ich wollte Medizin studieren, doch meine Eltern hatten kein Geld. Und so arbeitete ich in einer Reinigungsfirma. Ich heiratete - mein Frau starb an Krebs. Viele aus meiner Familie starben am Coronavirus - ich wollte keine Kinder in diese Welt setzen. Und später arbeitete ich bei Walter", erzählt Bob.
Dann schweigen sie.
Dann ergreift Jan wieder das Wort. "Ich hätte Lust heute Nacht noch Freunde von mir zu besuchen. Ich muss mich ablenken. Ich muss das alles verdauen. Das ist besser", sagt Jan.
"Du solltest Linda vergessen. Sie ist falsch. Aber du solltest wissen, wo sich Tom aufhält", sagt Bob. "Ich muss wissen, wo er ist. Das Problem werden wir nicht heute Nacht lösen. Lass uns zu Dr. Bachmann fahren. Das ist ein Freund von mir. Der wohnt Grunewald. Der kann mir sicher einen Rat geben. Oder wir fahren kurz zu meinem Vater, der auch in Spandau wohnt und ich bringe ihm die Tüte Lebensmittel", schlägt Jan vor.
"Dann machen wir das. Ich fahre Dich da hin", sagte Bob und trinkt das Glas Bourbon aus.
"Und ich nehme eine Tüte für meinen Vater mit. Und meinen Rucksack, der noch im Wagen auf dem Beifahrersitz liegt, nehme ich auch mit", sagt Jan.
Dann greift sich Jan für seinen Vater eine Tüte Lebensmittel, die er auf den Flur abgestellt hatte. Dann verlassen Jan (mit seiner Tüte in der Hand) und Bob das Reihenhaus. Nachdem Jan gut die Haustür abgeschlossen hatte, gehen sie zu Bobs Wagen. Dort packen sie die Tüte Lebensmittel für Jans Vater in den Kofferraum. Dann steigen sie ein. Nachdem Jan seinen Rucksack auf seinen Schoss gelegt hatte, fahren sie los. Nachdem sie etwa zehn Minuten gefahren sind, kommen sie an einer kleinen Strasse vorbei.
"Halt mal an", sagt Jan.
Bob hält den Wagen an.
"Hier wohnt Marc - ein Freund von mir. Hup mal", sagte Jan.
Und Bob hupte. Dann warteten sie. Dann sehen sie am Fenster kurz eine dunkle Gestalt. Dann verschwindet sie. Aber es kommt keiner runter.
"Er ist ins Bett gegangen, will keinen Besuch. Ich bin mir sicher, dass es Marc war. Vermutlich ist er wieder depressiv. Fahren wir weiter", sagte Jan. "Ich habe mir in den Krisen einige Freunde erhalten. Marc, Albrecht, Oliver, Steve, Fred, Erik, Dr. Bachmann, Mike und seine Frau Steffi. Einige Wohnen in Hamburg, andere in Berlin. Steve wohnt zum Beispiel an der Ostsee Timmendorfer Strand. Vielleicht lernst du sie mal kennen", sagt Jan. Dann steigen sie in den Wagen: Bob setzt sich wie immer bis jetzt ans Steuer und Jan - mit den Rucksack auf dem Schoss - auf dem Beifahrersitz. Dann fahren sie los in Richtung Grunewald.
Nach einiger Zeit erreichen sie die Villa von Dr. Josef Bachmann in der Zedernstraße in Grunewald. Diese ist von einer hohen Mauer umgeben und von der Villa sieht man nur das Dach. Sie steigen aus, nehmen aus dem Kofferaum eine Lebensmitteltüte mit Dosen, Keksen und Bier mit. Dann gehen sie zur Einganstor mit einer grossen Tür und klingeln dort. Eine Stimme ertönt an der Gegensprechanlage.
"Hallo? Wer ist da", fragt eine tiefe Stimme.
"Ich bin hier mit Bob - einem Freund", antwortet Jan.
"Was macht Du hier auf den Strassen so spät?", fragte die Stimme.
"Meine Freundin Linda hat mich verlassen und meinen Sohn mitgenommen", sagt Jan.
"Oh - das tut mir leid. Kommt rein", sagt die Stimme. Es folgt ein Summen und das Tor geht auf. Wenig später erscheint ein ganz in weiss gekleideter, grossgewachsener, schlanker Mann, sonnengbräunt mit weiss-glänzenden Zähnen und einem breiten Grinsen und mittellangen Haaren. Im Kinn hat er eine Maske. Es ist Dr. Josef Bachmann. Er gibt ihnen nicht die Hand.
"Hallo. Ich bin Dr. Bachmann. Ich geb Euch wegen der Infektionsgefahr nicht die Hand. Alles mit Maske und Abstand. Kommt rein", sagte er.
Er winkt ihnen zu und führt sie in seine elegante Villa. Nachdem Jan und Bob in die Villa eingetreten sind, schließt Dr. Bachmann die Haustür. Jan und Bob sehen sich in der Villa um. Der Eingangsbereich macht einen düsteren Eindruck. Am Eingang sind einige mittelalterliche Ölgemälde. Dann erschreckt sich Bob. An der Wand entdeckt er einige Skelettköpfe. Und einige Köpfe von den Untoten. Auch im Aquarium schwimmen Hände.
"Ich bin Bob", stellt sich Bob verlegen vor.
"Den Jan kenne ich schon lange. Aber wer bist Du? Wo habt ihr Euch kennengelernt?", fragt Dr. Bachmann den Bob.
"Ich arbeite bei Walter auf dem Bauernhof. Feldweg 15. Nicht weit weg vom Bahnhof Staaken. Wir haben uns dort kennengelernt. Wir wurden von Untoten verfolgt und angegriffen...Eine alte Frau und ihr Kind starben. Jan wurde von seiner Freundin veriassen", erzählt Bob die Ereignisse. Dann schildert Jan Dr. Bachmann ausführlicher seine Erlebnisse. Dr. Bachmann runzelte die Stirn.
"Das ist Mist. Schade. Schade. Schlimm", sagt Dr. Bachmann nur und schüttelt den Kopf.
"Stell Dir vor. Ich wurde von Linda verlassen. Und sie hat meinen Sohn mitgenommen. Und wo kann sie sein?", fragt Dr. Bachmann.
"Ich vermute bei ihrer Schwester oder Mutter in Berlin", sagt Jan. "Das ist Mist. Und du willst jetzt hinfahren und sie dort suchen", fragt Dr. Bachmann.
"Ja. Ich weiss, wo ihre Mutter wohnt. Aber wo, weiss ich mich genau. In Berlin-Wedding", sagt Jan.
"Ja, das kenne ich. Da hatte ich mal eine Freundin früher", sagt Dr. Bachmann.
"Viele Frauen betrügen ihre Männer und viele Männer betrügen ihre Frauen. Das ist in allen Ländern der Welt so. Schlimm heutzutage. Das heisst ja heutzutage nicht mehr fremdgehen, sondern fremdblasen. Und das ist für viele normal und ein normaler Trend," erklärt Dr. Bachmann.
Dann blickt er Bob an.
"Ich kenne das Bauernhaus auf dem Feldweg. Und ich kenne auch Walters Sohn. Er war zwei mal ganz früher in meiner Praxis. Er machte damals schon einen depressiven Eindruck und ich riet ihm damals zum Psychologen zu gehen. Das wollte er vermutlich nicht hören und er kam nie wieder. Jetzt ist er tot. Hat selbst Schuld. Er hätte auf mich hören sollen", sagt Dr. Bachmann. "Es ist schade, dass Walters Söhne und Frau tot sind. Ich kannte nur einen Sohn von Walter - den Rest der Familie nicht. Ich hatte nur gehört, dass Walter so ein seltsamer, zurückgezogener Mensch ist", sagt Dr. Bachmann.
"Er lebt sehr zurückgezogen", bestätigt Bob.
"Wirklich?", fragte Dr. Bachmann.
"Aber er ist korrekt. Er hat seine Familie verloren und kommt darüber noch nicht so hinweg", erzählt Bob.
"Er hat sie noch nicht beerdigt und die Toten befinden sich noch auf Stühlen im Gästezimmer. Ich musste mich auch sehr daran gewöhnen", unterbricht ihn Jan. "Und er hat einen psychischen Tiefpunkt".
Und Jan erzählt Dr. Bachmann seine Eindrücke von Walter. Dr. Bachmann blickt ernst.
"Und Du willst wirklich da bei Walter wohnen bleiben?", fragt Dr. Bachmann zu Bob. Die Art wie er das fragt, gefällt Jan nicht. Er muss vermutlich mehr über Walter wissen. Oder er interpretiert zu viel in Walters Verhalten aus seinen Erzählungen hinein - ohne ihn wirklich zu kennen. Jan weiss es nicht.
"Ich will da auch weg. Aber ich brauche das Geld. Er ist mein Arbeitgeber und ich verdiene dort als Gärtner und Haushaltshilfe mein Geld", sagt Bob.
"Er ist krank. Die Einsamkeit hat ihn krank gemacht. Ich kann nur empfehlen da wegzugehen", rät Dr. Bachmann. Er dreht sich zu Bob um. "Die Krankenpflegestation sucht Leute - Du könntest eine kurze, schnelle Ausbildung machen und in der Krankenstation arbeiten als systemrelevanter Krankenpfleger. Und Du bist dann weg von Walter. Ich kenne zum Glück einen Freund, dem ein altes Fabrikgebäude gehört. Der hat noch einige Wohnungen frei - nicht im besten Zustand, aber besser als etwas. Ich habe zum Glück gute Freunde. Oder Du arbeitest für mich", bietet ihm Dr. Bachmann an. Bob zögert. Und es scheint als ob er in diesem Moment nichts weiter sagen will. Doch schliesslich kann er sich scheinbar überwinden und äußert sich dann doch.
"Das ist eine Überlegung wert. Ich gab mir schon oft in letzter Zeit überlegt, mir was anderes zu suchen", sagte Bob.
"Ich habe mich einen anderen Job. Ich suche übrigens einen Privatdetektiv", sagt Dr. Bachmann. Bob wird stutzig.
"Einen Privatdetektiv?", fragt Bob irritiert.
"Es geht um...meine Freundin Lisa aus Kuba, die oben in meiner Villa wohnt", erklärt Dr. Bachmann. "Ich mache es kurz: Ich will wissen, ob sie einen anderen Mann hat oder nicht. Nur das will ich herausfinden."
"Gibt es denn einen begründeten Verdacht, dass sie einen anderen Mann hat?", fragt Bob.
"Sie ist in letzter Zeit verändert. Sie verhält sich anders, sie kleidet sich anders. Sie ist oft anderer Meinung als ich. Im Bett haut das nicht mehr hin so richtig - sie scheint oft in Gedanken abwesend zu sein. Und nun möchte ich wissen, wo sie alleine hingeht, mit wem sie telefoniert", erklärt Dr. Bachmann die Situation. Er blickt Bob an. "Vielleicht wäre das eine Arbeit für Dich. Und ich zahle gut", sagt Dr. Bachmann.
Bob zögert noch.
"Ich werde mir das überlegen. Vielleicht sollte da ein Profi ran", sagt Bob.
Jan blickt Bob an und sagt zu Bob": Das hat Josef mir auch schon angeboten - aber bei den heutigen Krisen ist mir das zu unsicher das alleine durchzuziehen. Ich wollte mir das aber überlegen, da ich durch die Pandiemiekrise viele Aufträge als Fotograf verloren habe", sagt Jan.
"Ihr könnt das ja zusammen machen und Euch das Geld teilen. Ich will nur wissen, wohin meine Freundin geht. Wenn sie mir sagt, dass sie einkaufen geht und weggeht, will ich wissen ob sie wirklich einkaufen geht oder ob sie sich da mit einem Typen trifft...", sagt Dr. Bachmann. Er ist da sehr wild darauf die Wahrheit zu wissen und man merkt ihm für Unruhe an, wenn es um seine Freundin geht, denkt Jan.
"Das würden wir gerne machen. Aber wir wollen nur noch einmal darüber nachdenken. Eine Nacht darüber schlafen", sagt Jan.
"Das ist doch ein Deal. Man muss sich in Zeiten der Corona 7-Ktise und der Untotenkrise sich gegenseitig helfen. Bei vielen Leuten fehlt leider die Solidarität. Viele denken da nur noch an sich. Aber du, Jan. Du würdest einem Freund doch helfen", sagt Dr. Bachmann.
"Ja. Aber...ich habe genug eigene Probleme. Meine Familie ist weg
...", erklärt Jan.
"Ich weiss. Du hast mit Deiner Familie Deine eigenen Sorgen. Du musst Deine Familie finden....Das verstehe ich." Dann redet Dr. Bachmann zu Bob": Meine Freundin zu beschatten würde dann wahrscheinlich ein Job für Bob alleine sein."
"Ja. Vielleicht", entgegnet Bob.
"Ich will Dich, Bob, aber vorher noch ein bisschen näher kennlernen. Dann kann es vielleicht losgehen", sagt Dr. Bachmann.
Bob zögert noch.
"Ich muss mir das überlegen", sagt Bob.
Dr. Bachmann wirkt etwas enttäuscht.
"Ich würde das auch gerne machen. Aber ich habe Moment wirklich meine eigenen Probleme und keine Zeit", sagt Jan.
"Ich kenne eine Frau namens Wendy in der Loreleystrasse 7 - nicht weit weg von hier. Sie hat keinen Mann. Du kannst hinfahren. Die gibt dir sicherlich einen Blowjob" sagt Dr. Bachmann. Und deine Sorgen sind wie weggeblasen. Wie in Luft aufgelöst", sagt Dr. Bachmann. "Nein, Danke, Josef", sagt Jan.
"Viele blasen gerne die Trompete", meint Dr. Bachmann.
"Ja. Aber jetzt nicht."
"Du bist sehr belastet. Wir gehen mal nach draussen. Du musst lockerer werden. Keep Cool. Wendy kann dir eine Wellnessmassage geben und du bist garantiert locker und bist cool. Und auch die Zombies und auch Corona 7 erschrecken Dich nicht mehr so - Du siehst die Welt dann schöner - Du siehst trotz Corona und trotz der Zombies das Schöne in der Welt. Sogar das Schöne im Hässlichen. Und die Welt ist heutzutage auf abgefahrene Art manchmal schön - wenn man Schönheit - so wie ich - erkennen kann", sagt Dr. Bachmann.
Er geht zu einem Schrank und holt einen Revolver hervor und steckt ihn in die Hosentasche.
"Ich brauche ihn zur Sicherheit", sagt Dr. Bachmann.
Bob hat etwas Angst. Er weiss nicht so Recht, was er von Dr. Bachmann halten soll. Dann geht Dr. Bachmann zur Terrassentür und öffnet sie. Es ist eine Schiebetür aus Glas, die in den dunklen, von einer hohen Mauer umzäunten Garten führt. Als die Terrassentür offen ist, drückt Dr. Bachmann an der Wand einen Knopf und mehrere Gartenlampen gehen an. Dr. Bachmann winkt Bob und Jan herbei.
"Gehen wir in den Garten", sagt Dr. Bachmann und geht mit erhobenen, stolzen Gang durch die Glastür in den Garten. Und Jan und Bob folgen ihm. Bob ist etwas verunsichert und weiss nicht, was er von Dr. Bachmann halten soll - obwohl er ihn auch auf seine Art sympathisch findet. Dann steht Dr. Bachmann auf der Terrasse und blickt in den Sternenhimmel. Dann zeigt er in den Garten zuerst auf einen Swimmingpool.
"Seht ihr meinen Swimmingpool? Der ist neu. Ich bade da oft. Und beobachte Lisa, wie sie vor mir tanzt", erzählt Dr. Bachmann. Dann zeigt er auf seine Apfelbäume im Garten. "Das sind Naturapfelbäume extra vom Land und von einer Bäuerin gekauft. Nicht verzüchtet wie so viele Zwergapfelbäume- sondern ganz Natur", erklärt Dr. Bachmann. "Ich muss sagen, dass ich mich hier wohlfühle. Aber noch wohler fühlen tue ich mich, wenn ich weiss, was meine Freundin so macht, ob sie einen anderen hat oder nicht", erzählt Dr. Bachmann. Dann hören sie ein Geräusch, das vom Ende des Grundstücks und der Mauer kommt.
"Was war das?", fragt Bob.
Auch Jan bekommt Angst.
"Sag ich doch, sagt Dr. Bachmann. "Ich werde beobachtet."
Sofort läuft er an den Rand des Swimmingpools. Dort befindet sich eine Leiter. Er greift sich die Leiter und schleppt sie nach hinten in den Garten zur rechten Mauerseite. Dann stellt Dr. Bachmann die Leiter an der Mauer auf und steigt die Leiter hoch. Er blickt über die Mauer, holt seine Pistole aus der Tasche und wartet. Schon wieder hören sie alle ein Geräusch. Dieses Mal jedoch ein Grunzen. Sofort schiesst Dr. Bachmann. Dann ist es still.
"Was ist passiert?", fragt Bob. "Nichts. Nur ein Untoter", sagt Dr. Bachmann. "Ich dachte, das wäre ein Räuber - dann wäre er dran gewesen."
Dann steigt Dr. Bachmann die Leiter runter und geht in Richtung Terrasse. Dann hören sie Schritte aus dem Haus. Eine dunkler Schatten nähert sich. Es ist Lisa. Sie kommt zur Terrassentür und geht nach draussen.
"Was ist los?", fragt sie.
"Nichts. Alles in Ordnung. Nur ein Untoter auf der Strasse", erklärt Dr. Bachmann. Dann läuft Jan zur Leiter, klettert die Leiter hoch, nimmt ein Handy aus der Tasche und macht ein Foto. Um das was passiert ist zu dokumentieren.
"Er dokumentiert wieder alles. Für sein fotografische Kunstwerk. Er filmt oder fotografiert auch tote Zombies. Du kennst ihn da nicht richtig, aber ich", sagt Dr. Bachmann zu Bob.
"Ist er immer so? ", fragt Bob.
"Er ist so. Aber er macht seine Arbeit als Fotograf gut. Er filmt auch meine Experimente. Nur harmlose Experimente mit Pflanzen und einigen Sulfaten und Tierkadavern", sagt Dr. Bachmann.
Dann klettert Jan die Leiter runter und geht durch den Garten zur Terrasse. Und dann zu Bob, Lisa und Dr. Bachmann.
"Was sind das für Experimente, die Jan filmt?", will Bob wissen.
Jan kommt auf sie zu. Er hat einige Gesprächsfetzen gehört und weiß zumindest worüber sie gerdet haben. Er unterbricht Bob.
"Worüber redet ihr?", fragt Jan.
"Wir reden über meine Experimente. Die Du filmst, Jan. Meine Experimente mit Pflanzen, Sulfaten und einigen chemischen Stoffen und mit einigen Tierkadavern wie Vögel, um ein Gegenmittel für den Untoten-Virus zu finden. Es zumindest zu versuchen", sagt Dr. Bachmann.
Dann geht Dr. Bachmann in die Villa. Folgt mir nach", sagt Dr. Bachmann. Jan und Bob folgen Dr. Bachmann in die Villa. Dann winkt Dr. Bachmann Lisa zu, die gerade in der Küche an der Bar steht.
"Mach uns bitte etwas zu Essen bitte, Lisa. Im Kühlschrank ist noch Chili con Carne, Salat. Und dazu Whisky Cola mit Eis, bitte. Ich will diesen Herren noch etwas zeigen und dann wollen wir zusammen im Wohnzimmer essen", sagt Dr. Bachmann.
"Ja, Josef", sagt sie.
Dann dreht sich Dr. Bachmann um und geht zur Kellertür.
"Kommt bitte. Ich will euch etwas zeigen", sagt Dr. Bachmann.
"Was willst Du uns genau zeigen?", fragt Bob etwas verunsichert. Auch Jan ist ein bisschen nervös. Denn bisher hatte Dr. Bachmann ihm nur die Experimente mit Sulfaten, einige Pflanzen und einigen draussen gefundenen Tierkadavern gezeigt. Aber nur was anderes. Das wollte er bisher nie. Doch nun sollte sie Stunde der Wahrheit über seine Experimente kommen.
"Das ist etwas , was ihr noch nie gesehen habt. Was die Wissenschaft revolutionieren wird. Etwas ganz Besonderes", sagt Dr. Bachmann.
"Was ist das?", fragte Jan.
"Das sind Experimente an Zombies."
"Was? Das ist doch Wahnsinn!", wirft Jan ein.
"Ihr werdet sehen, was das für fantastische Experimente sind.
Bald wird es ein Mittel gegen Corona 7 und dem Zombievirus geben. Deshalb kann ich nur die Notwendigkeit der Experimente betonen!", sagte Dr. Bachmann. "Ihr müsst in den Keller gehen. Und dann werdet ihr es sehen!"
"Das ist hoffentlich nichts Gefährliches", entgegnete Bob etwas skeptisch.
"Nein. Absolut nicht."
"Dann gehen wir", sagt Jan.
Dem Bach Mann öffnet die Kellertür und geht in den Keller die Kellertreppe nach unten. Jan und Bob folgen ihm. Dann führt Dr. Bachmann sie im Keller durch düstere, dunkle Gänge mit mehreren verschlossenen Eisentüren. Wenig später erreichen sie eine Eisentür am Ende des Ganges. Dr. Bachmann macht die Tür auf. Dann gehen sie in einen grell erleuchteten Raum rein. Im Raum stehen auf einigen Tischen und Regalen Skekettköpfe. Auf einer Liege liegt ein vom Skalpell grausam verstümmelter Zombiekörper. Jan und Bob erschrecken sich und sind plötzlich starr vor Angst und Ekel.
"Ich muss Experimente machen. Nur dann lebe ich", sagt Dr. Bachmann. "Und selbst im Schrecklichen kann ich noch Schönheit finden. Manche Zombie Köpfe sind wahre Kunstwerke." Sein Gesicht wirkt im Licht finster.
"Das...das ist Wahnsinn..
Ich wusste nicht. Du hast immer von Experimenten erzählt...doch ich wollte es nicht glauben. Ich dachte nicht, dass Du sowas machen würdest", stammelt Jan.
"Jetzt siehst Du das."
"Was hast Du vor? Was willst Du mit den Experimenten erreichen?", fragt Jan.
"Ich verstehe das auch nicht", ergänzt Bob.
"Ich versuche gerade ein Heilmittel zu erfinden. Gegen Corona 7 und gegen den Untotenvirus", sagt Dr. Bachmann. "Unbedingt. Es ist meine Aufgabe. Denn es gibt immer mehr lebende Tote."
"Und Du meinst, Du wirst es schaffen ein Gegenmittel zu erfinden? Ich halte das für unmöglich."
"Warte ab. Warte ab. Ich bin nah dran. Da bin ich mir sicher. Ihr werdet es bald sehen."
Ist er wirklich nahe dran ein Heilmittel zu finden oder ist das Größenwahn oder Bluff oder Gefasel, fragt sich Jan. Bisher hat er geglaubt Dr. Bachmann gut zu kennen. Doch an diesem Abend hat er neue Facetten von Dr. Bachmann kennengekernt, die ihm fremd und bisher unbekannt gewesen sind.
"Hoffentlich fast Du Erfolg damit.", meint Bob.
"Ihr werdet das sehen!", sagt Dr. Bachmann. Er spricht in Rätseln.
"Und morgen ist Lockdown. Da wird sich vieles ändern", sagt Jan.
"Ich bin ja mal gespannt wieviel Leute sich noch an die Coronaregeln wie Ausgangssperre halten. Sie demonstrieren ja jetzt schon wieder dagegen", sagt Dr. Bachmann.
"Wir leben in schwierigen, historischen Zeiten", sagt Jan nachdenklich.
"Gibt es denn gegen Corona 7 oder gegen das Zombievirus wirklich in jetzt bald kein Heilmittel? Und ein Impfstoff?", fragt Bob.
"Gegen Corona 7 bisher noch nicht. Der Virus ist nicht mit vergangenen Coronaviren zu vergleichen. Der Virus ist aggressiver. Und mutiert immer mehr. Und wenn ein neuer Impfstoff da ist, mutiert es trotzdem immer wieder. Der Impfstoff wirkt dann nicht in diesem Augenblick, wo es erfunden wird. Wir werden sehen", erklärt Dr. Bachmann.
"Gibt es ein bald Mittel gegen das Zombievirus?", will Jan wissen. "Bis jetzt jedoch nicht. Ich forsche wie auch andere Ärzte daran. Ich bin nah dran. Mehr kann ich Euch in diesem Moment nicht sagen", sagt Dr. Bachmann. Jan und Bob blicken Dr. Bachmann kritisch an. Die Welt der Medizin ist für sie zu hoch.
"Aber der alte Dr. Rolf Siebert hat ein Medikament, das Symptome bekämpft. Den Krankheitsverlauf abmildert", erzählt Dr. Bachmann.
Jan wird hellhörig.
"Das ist ja interessant. Wo wohnt denn der Dr. Siebert? Hast Du eine Adresse? Man weiss ja nie... Ich kann auch Corona oder von einem Zombie gebissen werden. Da muss es doch ein Heilmittel geben. Für den Notfall", sagt Jan.
Dr. Bachmann holt eine Visitenkarte aus der Hosentasche und gibt sie Jan.
"Hier. Das ist die Adresse. Die ist nur für Dich und für den Notfall. Weil wir Freunde sind. Erzähl niemanden davon", bittet Dr. Bachmann Jan.
"Ja. Vielen Dank."
Jan denkt nach. Innerlich ist er froh und erleichtert diese Adresse zu haben und das gibt ihm auch das Gefühl der Macht mehr als die meisten Menschen zu wissen. Bob hört nur zu und schweigt. Dr. Bachmann blickt Bob argwöhnisch an.
"Und Du stehst nur da und schweigst. Findest Du die Experimente wichtig oder nicht? Du verstehst doch, dass die Experimente wichtig sind", sagt Dr. Bachmann.
Jan denkt einen Augenblick nach. Dann sagt er": Du hast Recht. Ich verstehe, dass die Experimente wichtig sind. Wie brauchen ein Heilmittel gegen Corona 7 und dem Untoten-Virus. Denn bisher gibt es kein Heilmittel und die Menschen sterben wie die Fliegen", entgegnet Bob.
"Gut. Dann verstehst Du das. Kommt mit mir mit. Ich zeige Euch mehr", sagt Dr. Bachmann geheimnisvoll.
Dann führt Dr. Bachmann sie aus dem Raum in den Gang. Von dort führt er sie zu einer dunklen, grauen Eisentür mit einem dicken Schloss. Dann holt er einen Schlüssel aus der Tasche und öffnet die Tür. Als sie eintreten, ist der Raum dunkel. Dann sehen sie drei an der Wand angekettete Zombies, die eine Rüstung anhaben. Wie eine Ritterrüstung. In ihren Körpern stecken mehrere Waffen: Diverse Messer, deren Spitzen nach aussen ragen, nach aussen ragende Dolche und kleine Speere mit scharfen Spitzen, die geeignet sind einen Menschen aufzuspiessen, wenn jemand auf sie zuläuft.
"Das sind Gladiatoren-Zombies. Die werden von dem "Prinzen" gekauft", erklärt Dr. Bachmann.
"Ein Prinz?", fragt Jan.
"Prinz Hagen Klingbein, der komische Bürgermeister von Berlin, der kürzlich bin Medien der "Prinz" genannt wird und außerhalb Berlin irgendwo auf einer düsteren Burg wohnt. Der Gladiatorenzombies für seine Festspiele und Gladiatorenkämpfe in seiner Burgarena kauft", erzählt Dr. Bachmann. Jan denkt nach. Und erinnert sich an ein früheres Gespräch mit Dr. Bachmann. "Stimmt. Hattest Du erzählt. Und ich hatte etwas darüber in der Zeitung gelesen. Das ist aber mehr geheim", sagt Jan.
"Stimmt", antwortet Dr. Bachmann.
"Und Du verkaufst diese Gladiatoren-Zombies an diesem Typen. Für Gladiatoren-Spiele. Ich finde das krank", sagt Jan.
"Ich verkaufe Zombies sobald eine Art Wachhund-Ersatz für reiche Leute. Das schreckt Kriminelle ab. Wir haben zu viele Kriminelle. Das ist meiner Meinung nach notwendig", sagt Dr. Bachmann.
"Das kann man unterschiedlich sehen. Es kommt auch darauf an was man mit diesen angeketteten Zombies macht und an wen man sie gekauft. In meine Wohnung würde kein so ein Ding."
"Auf der anderen Seite....Es laufen zu viele problematische Gestalten Rum heutzutage", meint Bob.
"Ich muss auch sagen... Der "Prinz" ist mir nicht geheuer. Bisher zahlt er gut. Aber wir wissen nicht wirklich, was da läuft. Ich bin da skeptisch", sagt Dr. Bachmann.
"Ich auch", sagt Bob.
"Dann zeige ich Euch was anderes", sagt Dr. Bachmann.
Dann verlassen sie den Raum und Dr. Bachmann verschließt das schwere Schloss vor der Eisentür. Dann gingen sie durch einen Gang.
.. Sie verlassen den Raum und Dr. Bachman verschließt mit dem schweren Schloss die Tür. Dann führt er sie durch einen Gang. Wenig später macht er an einer anderen Tür halt, das ein Fenster aus Panzerglas hat. Jan und Bob gucken durch das Fenster und sehen einige an der Wand angeketteten Zombies mit etwas auf dem Kopf, das aussieht wie riesige Tentakel. Sie sehen selbst fast aus wie übergroße Coronaviren, die an Kabel und Elektronen angeschlossen sind. Wofür die eingesetzt werden oder was mit ihnen genau gemacht wird, wissen Jan und Bob im Augenblick nicht.
"Die sind mit Corona infiziert und sind wie eine grosse Waffe. Die können ganze Stadt mal eben ausrotten. Vielleicht auch ein ganzes Land", sagt Dr. Bachmann.
"Ist das nicht zu gefährlich?", fragt Jan skeptisch.
"Ich habe nicht vor diese zu verkaufen. Diese bleiben hier im Raum in Quarantäne. Diese werde ich bald im Garten vernichten. Manche Erfindungen sollten nie publik werden. Das sie eine Gefahr für die Allgemeinheit sind. Oder sie sollten besser nie das Licht der Welt erblicken. Ich werde viele Erfindungen für mich behalten", sagt Dr. Bachmann.
"Dann bist Du ein verantwortungsvoller Wissenschaftler", bemerkt Bob. "Ja. Ich bemühe mich. Man sollte immer als Wissenschaftler Verantwortung haben. Zum Wohle der Menschheit", erklärt Dr. Bachmann.
Dann führt Dr. Bachmann sie zu einem anderen Tür. Diese Tür ist mit einer Panzer-Glasscheibe versehen. Durch das Glasfenster können sie angekettete Zombies sehen.
"Sie werden für Experimemte benutzt. Und sie ersetzen in meinen Augen Wachhunde. Statt ein Wachhund werde ich Zombies hier gehalten. Das ist eine gute Idee. Als Abschreckung für Kriminelle, die hier einbrechen könnten. Ich hab die Leichen von einem Bestatter bekommen. Die Personen hatten vor ihrem Ableben alle einwilligt sich - falls sie sterben und zu Zombies werden - in der Hoffnung auf Wiederbelebung mir für Experimente zur Verfügung zu stellen. Oder für Anderes...Vielleicht hatten sie die Hoffnung, das sie eines Tages zurückkommen. Aber diese Menschen bleiben tot. Kein Mensch kann Leben zurückbringen. Das ist sehr faszinierend. So und jetzt gehen wir nach oben und gucken fern. Auch plaudern wir etwas und trinken was. Lisa wird schon den Tisch gedeckt haben und das Essen vorbereitet haben", sagt Dr. Bachmann.
"Das ist gut. Das war sehr interessant. Aber jetzt haben wir Hunger", sagt Jan.
"Ich auch", ergänzt Bob.
"Ich habe wirklich leckeres Essen für Euch. Ich habe leckere Salate vom Feinsten. Ich konnte vieles von der Krankenstation mitnehmen, denn sie lassen viel übrig. Ärzte sind Systemrelevant. Die haben in solcher Art Krisen immer einen Job. Ärzte, Krankenpfleger, Kassierer im Supermarkt, Psychologen auch zum Teil - und vor allem die Sargbauer. Die haben viel zu tun. Das ist eine Riesenverantwortung. Denn es sterben heute viele Leute - auch prominenter Leute."
"Das ist bekannt."
"Sargbauer. Ein Traumjob. Die verdienen gut. Werden fett."
Dann führt Dr. Bachmann sie ins Wohnzimmer zu einem Tisch, den Lisa inzwischen gedeckt hat. Auf dem Tisch steht eine Schüssel mit warmen Chili con Carne, in einer andern Schüssel gibt es dazu Reis und im einer anderen Schüssel Salat. Und dazu gibt es allerlei Getränke: Softgetränke wie Cola, Fanta und Sprite und alkoholische Getränke wie Gin Tonic, Wodka, Whisky Cola mit Eis.
"Setzt Euch und esst. Seid fröhlich. Vergesst all den Mist in der Welt. Denn wie wissen nicht wie lange wir hier noch überleben", sagt Dr. Bachmann. Jan und Bob ziehen sich ihre Jacken aus und legen sie über den Stuhl. Dann setzen sie sich alle an den Tisch. Auch Lisa setzt sich an den Tisch. Dass fanden alle an zu Essen. Als alle aufgegessen haben, fragt Jan Lisa": Ich muss sagen, dass du den Tisch schön gedeckt hast. Und das Essen schmeckt gut", sagt Jan.
"Ja, ich hoffe", sagt Lisa. Dann steht sie auf. "Ich muss gleich nach oben gehen und mit meiner Mutter telefonieren."
Dem Bachmann blickt sie misstrauisch an.
"Musst Du das jetzt machen? Wir sitzen am Tisch beim Essen Euch einen schönen Abend. Und du willst telefonieren?"
"Aber...meine Mutter ist krank."
"Ja. Aber trotzdem. Wir haben Gäste! Wir wollen einen schönen Abend verbringen. Und willst jetzt telefonieren!? Warum hast Du Deine Mutter nicht früher angerufen!"
"Ich...war unten....und hab den Tisch gedeckt."
Dr. Bachmann wird laut.
"Du kannst später hochgehen. Jetzt essen wir! Wir haben Gäste!", schrie Dr. Bachmann einschüchternd.
"Ja. Ich werde mich am Tisch setzen und warten, bis alle aufgegessen haben. Und dann werde ich hochgehen", entgegnete Lisa leise.
"Fabelhaft. Fabelhaft. Du hast das begriffen. Und jetzt trinke ich was. Ein Gin Tonic", sagt Dr. Bachmann und greift sich die Flasche Gin Tonic und schenkt sich davon etwas ins Glas ein.
"Ich möchte auch was trinken. Lasst uns anstoßen. Dass meine Linda mich verlassen hat, macht mich fertig", meint Jan.
"Trink erst Mal was. Dann wird es besser. Meine Erfahrung....Wir trinken was und vergessen all das Negative", antwortet Dr. Bachmann.
"Ich will auch was trinken", meint Bob.
Dann blickt Dr. Bachmann zu Lisa": Und Du trinkst auch was gefälligst. Ich schenk Dir was ins Glas ein. Wir trinken alles was. Und Du bitte auch", sagt er.
"Ja, Josef", sagt sie schüchtern.
Dann schenkt er Lisa auch Gin Tonic ein. Jan und Bob schenken auch etwas Whisky Cola ein. Bob allerdings nur ein bisschen. Wenig später heben alle ihre Gläser.
"Stossen wir alle an. Auf unser wohl. Mögen wir diese schwierige Zeit überstehen", sagt dem Bachmann. Dann stoßen alle an und sagen "Prost." Auch Lisa, die zuerst zögerte.
Danach unterhalten sie sich noch eine Weile über verschiedene Themen. Jan wirkt deprimiert. Denn er muss an Linda denken, die ihn verlassen hat und seinen Sohn mitgenommen hat.
"Das belastet Dich wirklich sehr. Ich überlege wie ich Dir am besten helfen kann", sagt Dr. Bachmann. "Ich kann Dir helfen die beiden zu suchen. Ich kann anbieten mit ihnen zu reden."
"Ja. Danke. Das ist nett", entgegnet Jan.
"Wir haben alle unsere Probleme. Ich hab meine Probleme. Du hast Deine Probleme. Du kannst mir helfen und ich kann Dir helfen", sagt Dr. Bachmann.
"Das ist eine gute Idee."
Dann fragt Lisa Dr. Bachmann": Wobei soll Jan Dir helfen?"
Dr. Bachmann will nicht erzählen, dass er Jan beauftragen will, um sie zu beschatten. Deshalb sagt er schnell": Er kann mir bei den Experimenten helfen."
"Auch so."
Dann wechselt Dr. Bachmann das Thema.
"Es ist gut, dass wir uns heute Abend freuen und einen schönen Abend erheben. Wie wissen nicht, wie lange wir einen schönen Abend haben werden. Bei dem ganzen Mist, der in der Welt passiert."
"Das stimmt", sagt Bob. "Ich hoffe, dass die Polizei und das Militär mit den Zombies fertig wird."
"Genau", antwortet Dr. Bachmann
Sie reden eine Weile über die Doppenpandemie und den Untoten.
Dann sagt Jan": Es tut mir leid. Aber ich muss gleich gehen. Denn mein Vater ist krank und ich will ihn besuchen", erklärte Jan.
"Und ich muss zu Walter. Ich habe auch nicht so viel Zeit", sagt Bob.
"Ja. Das verstehe ich", antwortete Dr. Bachmann.
"Mein Vater hat keine Aspirin mehr. Hast Du Aspirin? Ich bekomme hier nirgendwo Aspirin. Du weisst dass viele Geschäfte geschlossen haben", äußert sich Jan.
"Ja. Habe ich. Im Wohnzimmerschrank", sagt Dr. Bachmann. Er steht auf und geht zum Wohnzimmerschrank, öffnet eine Schublade und holt eine Packung Aspirin 100 mg hervor. Dann geht er zum Ausgang.
Dann stehen auch Jan und Bob auf. Sie verabschieden sich von Lisa und bedanken sich bei ihr für das Essen. Dann ziehen sie sich ihre Jacken an und gehen auch zum Ausgang. Am Ausgang treffen sie Dr. Bachmann, der Jan die Apirin in die Hand drückt.
"Vielen Dank", sagt Jan.
"Sei vorsichtig mit den Aspirin. Nicht zu viele."
"Überlegt es Euch. Wenn ihr meine Freundin beschattet, kriegt ihr Geld von mir."
"Wir überlegen es uns", antwortet Jan.
Zum Schluss wünscht Dr. Bachmann Jan alles Gute.
"Auf Wiedersehen. Ich hoffe, Du findest Seine Familie wieder. Und auch Dir alles Gute, Bob", sagt Dr. Bachmann zum Schluss.
Dann verabschieden sich Jan und Bob von Dr. Bachmann, verlassen die Villa und dann das Grundstück.
"So. Und jetzt muss ich zu meinen Vater," sagt Jan.
"Wo wohnt er?", fragt Bob.
"Er wohnt in der Richards-Straße 15 in Berlin Spandau", antwortet Jan.
"Okay. Dann fahr ich da hin. Aber wir bleiben da nicht so lange. Ich muss zu Walter", sagt Bob.
"Machen wir so."
Dann gehen sie zu Bobs Wagen, steigen ein und fahren los.
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Nach einer halben Stunde Fahrtzeit erreichen sie die Richards-Strasse 15. Inzwischen ist es mitten in der Nacht. Bob parkt den Wagen am Strassenrand. Dann gehen sie zum Kofferraum und Jan holt eine Tüte für Vater hervor und nimmt auch seinen Rucksack mit. Dann gehen sie zur Eingangstür des Rotklinker-Mietshauses und Jan klingelt an Vaters Wohnung. Als niemand öffnet, holt Jan die Schlüssel von der Eingangstür und den Zweitschlüssel von Vaters Wohnung aus seiner Tasche, die er von Vater bekommen hat. Mit dem Eingangstürschlüssel schliesst er dir Eingangstür auf und dann gehen sie durch das dunkle Treppenhaus nach oben - bis zur Wohnung von Jans Vaters. Jan schliesst dem Zweitschlüssel die Wohnungstür auf und sie betreten die nach Schweiss riechende Wohnung des Vaters. Überall fliegen Fruchtfliegen umher. Im Wohnzimmer auf der Couch liegt Jans Vater Jürgen - bedeckt mit einer Wolldecke. Der Fernseher läuft.
"Schläft er?", flüsterte Bob.
"Psst, er schläft", sagt Jan und stellt die Tüte mit den Lebensmittel und seinen Rucksack neben Vaters Couch im Wohnzimmer ab. Dann wird der Vater wach.
"Hallo. Wer ist da? Bist Du das, Jan?, fragt Jan.
"Ja - ich bin es. Und das ist Bob. Wir haben uns gestern kennengelernt", sagt Jan. Er stellt seinen Vater kurz Bob vor und sie begrüßen sich.
"Es ist etwas passiert. Darum komme ich so spät mitten in der Nacht. Ich konnte nicht warten. Der Schmerz sitzt zu tief. Ich wurde gestern von Zombies überfallen. Eine alte Frau und ihr Kind starb. Auch eine Lehrerin. Dann floh ich zu einem Bauernhof. Dort traf ich Bob und Walter. Walters Familie hatte sich auf ihren Stühlen erschossen im Gästezimmer - er weigert sich sie zu bestatten. Da bin ich abgehauen. Und zu Hause angekommen war Linda weg. Verstehst Du? Linda hat mich verlassen und Tom mitgenommen", erzählt Jan.
"Was? Das erzähl mir mal ausführlicher", sagt der Vater.
Er kann das kaum glauben.
Jan erzählt ihm die ganze Geschichte ausführlicher. Dann beraten sie miteinander.
"Wir müssen eine Lösung finden", sagt der Vater. "Du musst sie dringend suchen. Vermutlich sind sie irgendwo in Berlin mitten in der Stadt. Aber Du musst mir für mehrere Wochen Essen dalassen. Meine Pfleger haben sich aus dem Staub gemacht. Ich bin hier ganz alleine. Aber das Problem haben viele Alte. Viele Alte werden einfach in den heutigen Untoten- und Corona 7 - Krise einfach nur zurückgelassen", sagt der Vater. "Das ist schlimm", sagt Bob.
"Eben. Nur eine Pflegerin mit Maske stellt mir Essen vor die Tür und ist schnell wieder weg. Mir fehlen Aspirin Protect 100 mg", sagt der Vater.
Jan holt die Packung Aspirin aus der Jackentasche, die Dr. Bachmann ihm gegeben hatte und gibt sie seinem Vater.
"Hier ist Asprin. Von Dr. Bachmann habe die geschenkt bekommen. Ich habe Glück, dass er nur Aspirin gegeben hat. Denn viele Apotheken haben dicht."
"Da hinten ist noch eine Apotheke in der Schlüterstrasse, die geöffnet ist. Aber viele Menschen stehen dort Schlange. Oft kriegt man - wenn man endlich drankommt - nur wenig oder nichts. Drei Stunden anstellen für eine Packung Aspirin! Wenn überhaupt. Du hast Glück, dass Du Dr. Bachmann kennst", sagt Vater Jürgen.
"Ja. Kontakte sind wichtig. Ohne die, überlebt man nicht", sagt Jan. Dann kommt Vater wieder auf das Thema Trennung.
"Du solltest Linda suchen. Und wenn Du sie findest, sollst Du mit ihr reden. Sie soll dafür sorgen, dass Du Tom ab und zu siehst. Da muss eine Vereinbarung getroffen werden", sagt Vater.
"Ja", antwortet Jan.
"Aber ich glaube, dass sie nicht reden will. Aber man muss alles versuchen", ergänzt er.
"Ich werde mein Bestes versuchen. Mehr kann man nicht", meint Jan.
Vater wechselt das Thema.
"Auch gehen uns bald die Nahrungsmittel aus. Einige Supermärkte gibt es noch und die Menschenschlangen davor sind gross. Man kriegt bald vieles nicht mehr. Und es werden täglich mehr Zombies und Coronaopfer", sagt Vater. Dann holt Vater seine Maske aus seiner Hosentasche und setzt sie auf.
"Ich kenne eine Tankstelle. Dort sind alle tot und es gab viele Zombies...Bob hat mich gerettet", sagt Jan. Er erzählt was genau passiert war. Der Vater überlegt.
"Sind da noch Nahrungsmittel?"
"Ja."
"Dann müsst ihr sie plündern. So viel wie möglich mitnehmen. Bevor andere alles plündern!", sagt Vater.
"Dein Vater hat recht. Die Tankstelle müssen wir plündern. Heute Nacht. Denn morgen ist alles weg," sagt Bob zu Jan.
"Aber ist das nicht gefährlich?," fragt Vater."
"Es ist gefährlich. Aber wir haben keine andere Wahl", sagt Jan.
Sie reden noch eine Weile. Dann wechselt er das Thema.
"Mich haben Christen besucht. Die haben mich besucht und sie hatten Essen mitgebracht. Die haben mir die Bibel dagelassen und dann waren sie wieder weggegangen. Das sind echte Christen", sagt der Vater.
Dann verabschieden sie sich von ihrem Vater.
"Ich wünsche dir alles Gute. Und Gottes Segen", sagte Vater. Dann holte der Vater eine Karte aus der Tasche und gibt sie Jan.
"Dort kannst Du hingehen. Das ist eine Christen -Gemeinschaft." "Danke. Alles Gute", sagt Jan. Dann verabschieden sie sich von Jans Vater und verlassen die Wohnung und das Mietshaus. Dann steigen sie in den Wagen und fahren durch die Nacht.
Als sie nach einer Weile durch die Felder gefahren waren, erreichen sie die Tankstelle. Bob fährt langsamer. Dann hält er Bob an und sie steigen aus. Dann werfen sie einen genaueren Blick auf die Tankstelle. Sie sehen, dass die Toten immer noch überall rumliegen. Doch nirgendwo sehen sie Zombies rumlaufen.
"Da laufen keine Zombies rum. Da liegen nur die kaputten Zombies rum. Die Luft ist rein. Wir plündern so viel wie können und dann verschwunden wir", meint Jan.
"Genau. So machen wir das", antwortet Bob. "Wir beeilen uns, falls da eine neue Zombieherde auftaucht. Und wir nehmen einen Schlagstock und Messer aus dem Wagen mit."
Kurz darauf laufen sie mit einem Messer und Schlagstock, die sie aus dem Wagen geholt haben, auf die Tankstelle zum Verkaufsraum. Dort tragen sie beide einige regungslose, kaputte Zombies vom Eingang des Verkaufsraumes weg, die den Weg dort versperrren. Dann gehen sie in den Verkaufsraum rein. Dort stellen sie fest, dass der Nebel der Vernebelungsanlage fast vollständig verschwunden ist. Schnell greifen sie sich einige Tüten, die sie dort hinter der Verkaufstheke finden, greifen und plündern kurz darauf vieles, was sie so in den Regalen finden können wie Dosen, Packungen mit Spaghetti, Fisch in Dosen, Kneckebrot, einige Packungen Reis und Mehl, Colaflaschen, Wasserflaschen, Orangensaft Flaschen ...und was sonst noch länger haltbar ist und packen dies in mehrere Tüten. Als Jan noch weitere Kebebsmittel in Tüten packen will, gerät Bob wegen der drohenden Gefahr plötzlich Auftauchen der Zombies in Panik und stoppt ihn.
"Lass uns die Tüten nehmen und schnell von hier verschwinden. Wenn jetzt eine Zombieherde auftaucht, dann werden sie uns hier umzingeln und dann sind wir erledigt!", zischte Bob leise.
"Bob. Es ist hier alles ruhig. Wir können ruhig mehr plündern", entgegnet Jan. Doch Bob kann nicht mehr. Schweiß sammelt sich auf der Stirn und er blickt ängstlich umher. Seine Nerven liegen blank.
"Ich will nur nur noch hier verschwinden! Wir gehen jetzt sofort zum Wagen und fahren los", stammelt Bob.
"Okay. Ich versteh das. Nehmen wie die Tüten und verschwinden wir. Du hast Recht. Es ist ein zu großes Risiko. Aber ich weiß nicht was kommt - ich habe lieber ein paar Tüten Lebensmittel mehr", antwortet Jan.
"Egal. Wie können später hierher kommen. Jetzt verschwinden wir."
Jan packte seinen Schlagstock in seine Jackentasche und Bob sein Messer in die Hosentasche. Dann greift sich jeder drei Tüten Lebensmittel und dann rennen Sue aus den Verkaufsraum über die Tankstelle zu Bobs Wagen. Dort packen sie alles auf den Rücksitz des Wagens. Dann sehen sie in der Ferne dunkle Gestalten auf die Tankstelle zuwanken: Es sind Zombies. Schrecklich erstellte Zombies und mehrere von ihnen haben eine Totenkopfratte.
"Ich wusste es dich. Hauen wir ab", schreit Bob.
Schnell steigen im den Wagen ein und fahren los.
"Sie kommen. Fahr los", schreit Jan.
Dann fahren in Panik los. Links und rechts in den Feldern sehen sie mehrere Zombies. Sie fahren immer schneller den Weg in Richtung Walters Bauernhof entlang und nach einer Weile sind die Zombies links und rechts verschwunden.
"Sie sind weg", sagte Jan.
"Ja. Zum Glück. Ich hoffe, sie tauchen nicht in Walters Bauernhaus auf", antwortet Bob.
Dann sehen Sie Lichter. Sie sind gleich da. Nur noch Weile! Dann endlich taucht Walters Bauernhaus - nachdem sie eine Weile gefahren sind - plötzlich vor ihnen auf. Und in diesem Augenblick hat Jan irgendwie das Gefühl, dass etwas sehr Dramatisches passiert. Sie parken das Wagen direkt auf dem Grundstück und steigen aus dem Wagen. Dann sehen sie Walter am Eingang stehen. Er trägt etwas, was aussieht wie ein Karton.
"Walter? Ist alles gut", fragt Bob.
Doch Walter antwortet zunächst nicht. Er steht eine Weile nur da mit dem Gegenstand, der aussieht wie ein Karton, und schweigt. Sie gegen auf Walter zu. Und als sie einige Meter vor ihm stehen, sehen sie beim genauerem Hinschauen das das kein Karton ist, den er trägt, sondern ein Benzinkanister, den er gerade die Treppe hochtragen will. Und dann sehen sie viele andere Benzinkanister neben der Treppe, die er nacheinander hochtragen will. Jan behagt das nicht. Auch Bob wirkt irritiert. Doch dann sehen sie kaputtgeschlagene Zombies auf dem Boden des Grundstücks liegen. Auch die Untoten-Vogelscheuchen fehlen.
"Was ist passiert?", fragt Jan.
"Ich wurde in Eurer Abwesenheit von einigen Zombies angegriffen, die aus dem Feld kamen. Ich musste mich verteidigen", sagt Walter.
Beide verstehen jetzt Walter.
"Da hast Du wirklich Glück gehabt", sagt Bob.
"Wir müssen sie verbrennen. Ich musste die Benzinkanister aus dem Keller erst einmal hier hinter der Eingangstür aufstellen", sagt Walter. "Und ich habe die Untoten-Vogelscheuchen am Rande des Feldes begraben - direkt hinter dem Haus. Wir sollten alle kaputten Zombies auf dem Boden jetzt einfach auf den Haufen legen und verbrennen", sagt Walter.
"Das sollten wir", sagt Jan.
Walter blickt Bob an.
"Bob, kannst Du das machen?", fragt Walter.
Bevor Bob etwas entgegnet, meldet sich Jan.
"Ich helfe gerne. Das geht dann schneller. Danach werde ich gehen", sagt Jan.
Walter hat sich gewünscht, dass Jan mit ihm ins Haus geht und mit ihm etwa trinkt. Das merkt Jan an Walters Mimik. Doch nach einiger Zeit akzeptiert er das, dass Jan nur weggehen wird. Als Bob und Walter wenig später die Leichen auf dem Haufen gelegt haben, ist Walter zunächst zufrieden. Dann verschwindet Walter hinter dem Haus.
"Ich hol noch ein Benzinkanister", sagt Walter.
Dann verschwindet Walter hinter dem Haus. Jan weiss nicht, wo sich der Kellereingang hinter dem Haus befindet. Aber er weiss, dass er dort seine Bezinkanister aufbewahrt. Wenig später kommt Walter zurück und stellt Jan den Kanister direkt vor die Füsse.
"Ich habe zum Glück mehrere Banzinkanister", sagt Walter.
"Aber dieser eine Kanister reicht", sagt Jan. "Du kannst die anderen Kanister wieder in den Keller stellen", schlägt Jan vor.
Walter blickt Jan ernst an.
"Das mach ich das morgen. Ich bin heute zu müde. Ich würde von Zombies angegriffen. Was meist du, wie ich mich fühle", sagt Walter. "Gut. Dann können wir die Dinge auch gleich morgen verbrennen", sagt Jan.
"Nein. Besser jetzt bitte. Ich will die Zombies nicht vor meinem Haus liegen haben. Und die Toten da drinnen will ich morgen bestatten", sagt Walter.
"Das ist ein Wort. Und jetzt verbrenne ich diese Toten. Du wirst sehen wie einfach und schnell es geht. Guck zu", sagt Jan und er nimmt den Benzinkanister und schüttelt Benzin auf den Haufen toter Zombies. Dann holt er ein Feuerzeug und ein Stück Taschentuch aus seiner Hosentasche. Dann sammelt er einen Stock vom Boden auf. Einen Augenblick später spiesst er das Taschentuch auf den Stock auf, zündet es mit dem Feuerzeug an und schmeißt das brennende Taschentuch samt Stock auf den Zombiehaufen. Sofort brennt der Haufen in der Dunkelheit lichterloh und lässt das Bauernhaus und die nächtliche Umgebung im geisterhaften Licht erscheinen.
"Ich hatte die ganze Zeit auf Euch gewartet. Dann wurde ich von den Dingern, den Untoten angefriffen. Ich konnte mich aber wehren. Es waren nur einige", erzählt Walter.
Er senkt den Kopf und wirkt depressiv. "Wo seid ihr gewesen?" "Wir mussten etwas erledigen.Jan wurde von seiner Freundin verlassen. Sie hat den geneinsamen Sohn mitgenommen", erzählt Bob.
"Das Tut mir leid," sagt Walter.
Jan runzelt die Stirn.
"Das ist schwer. Sehr schwer. Und mein Vater ist krank. Aber da muss ich durch", sagt Jan.
Sie schweigen und beobachten das Feuer.
"Die Welt nicht mehr so wie früher. Und all das was jetzt passiert....der Untoten-Virus und Corona 7...Es verändert uns," sagt Bob.
"Ja. Es verändert uns," sagt Jan auch.
Sie stehen einige Zeit am Feuer. Dann holt Jan sein Handy hervor und macht einige Fotos von dem brennenden Haufen. Er ist froh, dass das Handy jetzt - nachdem er es in seinem Reihenhaus aufgeladen hat - nun funktioniert.
"Warum fotografierst du das?", fragt Walter.
"Ich dokumentierte das. Für die späteren Generationen! Für die Presse, für Galerien... es gibt einige, die Interesse haben später", sagt Jan. Er macht auch ein Foto von Walter. Doch er hält plötzlich seine Hand vor das Gesicht.
"Ich möchte nicht gerne fotografiert werde," sagt Walter. "Ich kann das verstehen und respektiere das. Ich fotografiere all das, um das für die Nachwelt festzuhalten. Dann wie soll Geschichte existieren, wenn das niemand festhält?", sagt Jan. "Meine Geschichte endet bald hier. Da gibt es nichts aufzuzeichnen", sagt Walter traurig.
Jan ist irritiert.
"Wie meinst du das", fragt Jan.
"Ich meine...macht es noch Sinn? Es kommen immer mehr Zombies. Du meinst es gibt wirklich noch eine Zukunft, eine Hoffnung?", fragt Walter.
Er wirkt depressiv.
"Für positiv denkende Menschen meistens ja. Für negativ denkende Menschen meistens nicht", antwortet Jan.
"Ich kenne genug positiv denkende Menschen und sie sind doch gestorben", Walter.
"Aber ich bin positiv. ich versuche es wenigstens zu sein. Ich baue auf das kleine winzige Bröckchen Hoffnung...Das ist der Unterschied. Ich versuche es wenigstens. Und ich kann in den Spiegel gucken und kann sagen: Ich habe es versucht. Die Corona- oder die Untotenpandemie haben mich nicht kleingekriegt. Auch die Trennung hat mich nicht kleingekriegt. Auch nicht böse Menschen - nichts! Weil ich kämpfe. Weil ich nicht zucke, wenn mir jemand an Schwert an die Brust hält. Weil ich Eier in der Hose habe und kämpfen kann und vor nichts zurückschrecke. Ja. Ich kämpfe!", schreit Jan.
"Aber manchmal enden die Wege plötzlich. Es ist unser Hang zum Bösen, zum Wahnsinn, zur Unvorsichtigkeit oder es ist einfach nur Pech. Zur falschen Zeit am falschen Ort", sagt Walter.
"Ja - manchmal tun sie das. Da enden die Wege plötzlich. Trotzdem würde ich immer kämpfen! Und das nimmt mir zum Teil die Angst. Obwohl die grössten Kämpfer auch etwas Angst haben - aber der Mut muss grösser sein als die Angst!", sagt Jan.
"Und ich hab meine ganze Familie verloren. Und du verstehst, dass der Schmerz in mir noch sehr tief ist! Aber Du hast noch Hoffnung! Du kannst Deine Familie noch wiedersehen irgendwann. Ich nicht", sagt Walter. "Ich aber....habe keine Hoffnung mehr."
Das Licht des Feuers flackert gespenstisch in Walters Gesicht. "Es gibt immer Hoffnung. Man muss daran glauben. Man muss es versuchen", erklärt Jan.
Er weiss nicht, ob seine Erklärungen bei Walter etwas bewirken. Deshalb schweigt er. Es hat für Jan keinen Sinn mehr in diesem Augenblick mit Walter weiterzureden. Walters Stimmung ist so sehr negativ getrübt, das weitere Gespräche sinnlos sind. Und Jan versteht das. Walter hat seine gesamte Familie verloren, der Schmerz sitzt noch zu tief und er kommt deshalb einfach nicht darüber hinweg! Bob bemerkt auch Walters düstere Stimmung. Er wechselt deshalb das Thema.
"Wir sollten einige Lebensmittel, die wir in der Tankstelle geplündert haben, reintragen", sagt Bob. Daraufhin gehen sie zum Wagen, holen zwei Tüten aus dem Kofferraum und tragen sie zur Treppe des Bauernhauses. Walter trägt immer noch einige Benzinkanister in den Eingangsbereich. Was Jan als unnötig empfindet. Dann gehen sie ins Haus. Dann verschließt Walter die Tür. Schon wieder fällt ihm drinnen im Bauernhaus der unangenehme Leichengeruch auf. Als er zur Gästezimmertür geht und durch das Fenster in das Gästezimmer blickt, sieht er, dass der Raum und die Toten mit rot- blauen Licht erleuchtet sind. Die Leichen erzeugen bei Jan eine Gänsehaut und er dreht sich angeekelt weg.
"Hast Du die Leichen immer noch nicht weggebracht?", fragt Jan den Walter. "Was ist das denn für eine Festbeleuchtung da drin?"
"Ich habe es noch nicht ganz geschafft die Toten zu beerdigen. Ich habe aber alte Türen im Keller. Die standen ursprünglich auf dem Dachboden. Die hatte ich früher mit meiner Familie runtergeholt und in den Keller gebracht. Ich will euch mal etwas zeigen", sagt Walter geheimnisvoll und seine Augen blitzen etwas. Er geht zu einem Wohnzimmerschrank, der an der Kellertür steht und holt eine grosse Taschenlampe aus dem Regal. Jan zögert.
"Dann Kommt mit", sagt Walter zu Jan und Bob. Er macht die Taschenlampe an und geht die dunkle Treppe runter in den Keller. Jan und Bob folgen ihm. Da es so dunkel ist, holen sie auch ihre Handys aus der Tasche und machen die Handytaschenlampen an. Der Keller ist gross und dunkel. Die Wände bestehen aus Stein und es riecht dort nach Heu und Pferdemist. Walter zeigt auf zwei Räume.
"Hier in Raum A habe ich die Schweine. Im Raum B sind Hühner. Im Raum C züchte ich Pflanzen", erklärt Walter.
Walter leuchtet mir der Taschenlampe und zeigt auf einen Gang, der nach rechts ins Dunkel führt. "Dieser Gang ist der Gang des Schicksals. Dieser Gang ist für die meisten verboten. Nur mit meiner Erlaubnis darf jemand den Gang betreten. Und er darf niemanden von dem Gang erzählen", erklärt er.
Er zeigt auf ein kleines Schild mit der Aufschrift "betreten verboten", das an der Wand hängt.
"Und niemand, der sich dieser Anordnung widersetzt, bleibt unbestraft", sagt Walter.
Dann gehen sie weiter und stossen sie auf einen Raum mit einer Eisentür auf der linken Seite, die verschlossen ist.
"Bleibt bitte hinter mir", befielt Walter.
Walter leuchtet mir der Taschenlampe auf die Tür, schliesst sie auf und tritt zurück. Sofort fauchen ihn einige hässliche, eklige, halbverfaulte, skelettartige Todesfratzen entgegen. Schreckliche, gruselige Kreaturen, die angeleitet waren (entweder durch niederem Trieb oder durch Walters vermutlicher Schulung) Menschen zu beissen. Und nur darauf warten sich nähernde Menschen in Stücke zu reißen. "Hier war mal ein Einbrecher. Ich sagte ihm, dass er besser nicht runter gehen sollte. Er tat es trotzdem. Er kam nie wieder nach oben. Der Vorteil ist dass die Zombies alles auffressen oder abnagen. Da bleibt fast nichts mehr übrig und das erspart mir das alles wegzuwischen", sagt Walter. "Das ist aber grausam", sagt Jan.
"Dir gefällt das nicht? Was würdest tun, wenn Du alleine hier draußen leben würdest?", sagt Walter.
"Das würde ich nicht so machen. Das übersteigt momentan meine Phantasie. Ich glaube ich würde im Laufe der Zeit durchdrehen", sagt Jan.
"Sie sind besser als Wachhunde - ich hab sie mit der Füttermethode geschult", erklärt Walter.
Jan will umkehren, doch Walter überredet ihn zu bleiben.
"Aber ich zeig Dir noch was anderes", sagt Walter.
Und so kommen sie zu zwei weiteren Eisentüren. Walter öffnet die rechte Eisentür und Jan zuckt zurück, weil er denkt, etwas Grausames zu entdecken. Doch als er die Eisentür öffnet, sieht er ein kastenartiges Gebilde. Als er genauer hinguckt, erkennt er, dass Walter aus vier Türen und einigen Schranktüren einen rechteckigen Sarg gebaut hatte. Auf einen Runden kleinen Tisch stehen einige Kerzen, ein paar Fotos von seiner Familie und eine Whiskyflasche. "Ich habe alles für die Beerdigung vorbereitet. Ich kann aber nicht mehr machen als möglich. Meine Frau hat morgen Geburtstag. Das müssen wir feiern", sagt Walter. "Morgen? Ich wusste das gar nicht. Ich dachte - weil alle tot sind -wolltest Du nur, dass wir eine kleine Zeromonnie machen zum Gedenken an Deine Frau. Mehr nicht", sagt Jan überrascht.
"Aber wir haben einen Gast. Und der bist Du. Und Du bist eingeladen", sagt Walter.
Jan ist verlegen. Es ehrt ihn, dass Walter ihn als Gast eingeladen hat. Aber er hält es für unnötig, weil er sich mit Walter nicht sehr verbunden fühlt.
"Es ist nett, wenn ich eingeladen bin. Aber ich muss gehen. Es ist zuviel passiert. Die alte Frau Martha ist tot, ihr Kind ist tot, auch die Lehrerin ist tot, dann ist meine Familie weg, dann ist mein Vater krank. Ich muss los", sagt Jan.
"Bleib doch bitte hier," bittet Walter höflich und legt seine Stirn in Falten.
Er blickt unschuldig wie ein Dackel. "Ich muss. Ich muss meine Familie suchen. Das klären. Wie es weitergeht. Ich kann unmöglich hierbleiben", erklärt Jan.
"Nur diese Nacht. Ich werde mich auch bei der Suche nach Deiner Familie beteiligen morgen", schlägt Walter vor.
Jan schüttelt den Kopf. Dann verlässt Walter den Raum und geht zur zweiten Eisentür links. Walter öffnet die Eisentür und ale betreten einen leeren Raum. An der Wand hängen einige Corona- Schutz-Masken. Durch die brennende Fackel wirkt der Raum durch die Lichtspiegelungen besonders unheimlich.
"Das ist der Quarantäneraum. Der Raum des Schicksals. Der Raum, der alles für mich entscheidet, wenn ich infiziert bin. Er geht zu einem Schrank an der Wand und öffnet ihn. Unten befinden sich Medikamente. Vitaminpräperate - die zwar nicht gegen Coronavirus 7 oder gegen das Untotenvirus helfen, aber das Leiden lindern, den Krankheitsverlauf positiv beeinträchtigen, das Immunsystem stärken", erklärt Walter.
Dann zeigt er auf ein Weinglas, das auf dem Schrank steht und das aus Silber zu sein scheint.
"Und das ist für das Ende. Wenn gar nichts mehr geht. Für das Ende - falls ich Corona 7 habe oder falls ich gebissen worden bin und nicht geheilt werden kann. Für alle Fälle. Dann finde ich hier endlich hier mein Ende", sagt Walter.
Jan ist geschockt.
"Dann ist alles schon durchgeplant", sagt Jan.
"Ja, was mein Ende betrifft - und das ist abzusehen - ja. Es ist alles durchgeplant", sagt Walter.
Jan schweigt. Er guckt zuerst Bob und dann Walter bestürzt an. Jan begreift, dass es jetzt unmöglich ist, Walter umzustimmen. Er begeift, dass er Walters Bitte - den Geburtstag von Walters Frau mitzufeiern - nicht abschlagen kann. Anderseits muss der seine Familie suchen. Doch da es schon spät ist, würde eine Suche sinnlos sein. Er könnte um dieser Uhrzeit nichts bewirken und wenn er seine Familie finden würde zum Beispiel in einer anderen Wohnung, würde Linda ihm nicht in der Nacht die Tür aufmachen. Also muss er auf den morgigen Tag warten. So schwer es ihm fällt.
"Gut. Dann bleibe ich eine Nacht hier", sagt Jan.
"Gehen wir nach oben", sagt Walter. Walter schliesst die Kellertür, macht an der Treppe die Taschenlampe aus und geht mit Jan und Bob ins Wohnzimmer. Auch Bob und Jan machen ihre Handylampen aus. An dem Wohnhzimmertisch setzen sie sich kurz darauf hin. Walter macht den Fernseher an und bringt ein paar Gläser und stellt Sue auf den Tisch. Später stellt Walter noch eine Flasche Whisky auf den Tisch. "Hier sind wir sicher", sagt Walter zu Jan. "Hier ist alles verschlossen."
"Meinst Du nicht, dass Du hier weggehen solltest? Wir können woanders leben. Wo es sicherer ist. Hier werden die Zombies früher oder später kommen und alles überrennen. Falls wir hierbleiben. Bald wimmelt es nur noch von den Dingern. Oder von Räubern, Plünderern. Ober von beiden", sagt Jan.
Doch Walter scheint das nicht zu bekümmern.
"Ich lebe hier gut. Wer soll was von mir wollen? Ich werde hierbleiben. Ich hab hier meine Vorräte, meine Familie ist hier gestorben und auch ich will bis zum Schluss hierbleiben", sagt Walter. Dann zeigt er auf Bob. "Er ist auf dem Sofa eingeschlafen. Er wird nicht fahren - nicht mit meinem Wagen draussen. Und ich fahre da heute Nacht auch nicht raus wo die Zombies sind", sagt Walter.
"Dann muss ich wohl hierbleiben", sagt Jan.
"Du bist eingeladen, Jan. Du kannst die Einladung annehmen oder nicht. Wenn nicht, musst Du zu Fuss gehen, denn Bob und ich werden doch jetzt heute Nacht nicht in die Stadt fahren. Wenn Du schlau bist, bleibst Du hier und feierst mit uns", sagt Water.
Jan schweigt. Er sieht ein, dass es unhöflich ist, Walters Bitte hierzubleiben anzuschlagen und das es unmöglich ist Walter umzustimmen. Und er merkt, das er müde ist. Zu müde und kraftlos ist, um seine Familie zu suchen. Jan blickt aus dem Fenster. Die Sonne geht langsam auf und es wird hell. Dann schälft er kurze Zeit später auf dem Sofa ein.
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Als er aufwacht, hört er Schritte. Er blickt sich um. Es ist Bob, der in die Tür reinkommt und zum Wohnzimmertisch läuft und sich seinen Whisky greift.
"Was macht du jetzt?", fragt Jan. "Guten morgen, Jan. Ich arbeite. Grabe die Löcher für die Familiemitglieder. Und bereite die Geburtstagsparty vor", sagt Bob. "Ich werde aber wahrschdeinlich nicht bis morgen bleiben", sagt Jan. "Und wenn Du willst, nehme ich Dich mit."
Jan möchte unbedingt gehen. Aber Bob hält es nicht für richtig.
"Ich habe das Gefühl, dass das nicht richtig ist, wenn wir einfach abhauen. Walter ist depressiv. Und ich muss meine Sachen packen. Das dauert ein bis zwei Tage, bis ich soweit bin und alles eingepackt habe. Und ich muss mit Walter reden. Er bringt sich sonst um", sagt Bob.
Jan schweigt und überlegt.
"Das ist Dein Problem. Wir wissen nicht, wie er reagiert. Wo ist er jetzt?"
Bob zeigt auf den Gemeinschafts- oder Gästeraum.
"Er ist da drin bei den Toten. Er trinkt ein Wein. Ein Glas nach dem anderen", sagt Bob.
"Sitzt er mit ihnen am Tisch?", fragt Jan.
"Ja."
Jan kann es kaum glauben. Er steht auf, läuft zur Tür des Gästeraums und blickt durch das Türfenster. Er sieht wie Walter am Tisch neben den Skeletten sitzt und sein Wein trinkt. Auf makabre Art ist er mit seiner Familie vereint und Walter scheint sich besser zu fühlen. Er führt Selbstgespräche oder redet zu seiner Skelett-Familie und wirkt auf irre Art und Weise glücklich. Scheinbar ist er auch ziemlich betrunken. Es ist seine Art mit dem Verlust seiner Familie umzugehen. Rot-blaues Licht erleuchtet den Gästeraum. Und die Sonne scheint durch das Fenster in den Raum. Jan wird nervös.
"Wie lange ist er schon drin?", fragt Jan besorgt.
"Den ganzen morgen. Mehrere Stunden. Er war vielleicht schon drin, bevor ich wach wurde und aufgestanden war", sagt Bob.
"Ich versteh das ein bisschen. Ich wüsste nicht, wie ich reagiert hätte, wenn meine Familie tot wäre", sagt Jan.
"Dann sollten wir bis morgen warten", sagt Bob.
"Ich bin einverstanden. Warten wir bis morgen. Ich helfe mit den Graben der Löcher in der Erde, mit der Party und ich frage ihn, ob er mitkommt. Wenn er nicht will, lassen wir ihn zurück. Und wenn Du auch hierbleiben willst, ist das deine Entscheidung. Ich aber gehe!", schreit Jan.
Jan will am liebsten jetzt weg, aber er findet es auch nicht richtig einen solchen Hypochonder und Depressiven und Selbstmordgefährdeten Walter einfach hierzulassen und einfach zu verschwinden.
"Es hat keinen Sinn. Lass ihn da. Wir gehen nach draussen und graben die Löcher. Und dann fangen wir an, die Party vorzubreiten. Wenn er sieht, was wir hier tun, wird er sich möglicherweise wieder besser fühlen", sagt Bob.
"Dann machen wir das so", entgegnet Jan.
Dann gehen sie beide nach draussen, dann hinter das Haus und fangen an mit zwei Schaufeln, die sie hinter dem Haus finden, die Löcher in der Nähe der Kornfelder zu graben. Die Zeit vergeht. Sie graben eine ganze Weile und die Löcher sind inzwischen so gross, dass ein Mensch dort reinpassen würde. Dann machen sie eine Pause. Dann geht Bob ins Haus. Jan wartete eine Weile. Dann kommt Jan mit einer Flasche Bourbon wieder.
"Er ist immer noch drin in dem Gästeraum", sagt Bob.
"Und was machen wir? Wie lange wird er drin sein?", fragt Jan ungeduldig.
"Vermutlich länger", sagt Bob und nimmt ein Schluck Bourbon aus der Flasche. Dann reicht er Jan die Flasche.
"Wir machen eine Pause. Ist es nicht schön hier?", fragt Bob.
"Ja- sehr. Die Felder. Sehr einsam..aber schön", sagt Jan.
"Ich verstehe allmählich, warum Walter nicht von hier weg will. Nicht nur wegen seiner toten Familie", sagt Jan.
Jan blickt in die Felder. Er sieht nur Felder. Ansonsten nichts. Und diese Ruhe.
"Ich möchte spazieren gehen - entlang den Weg in Richtung Berlin Libitz. Momentan sind keine Zombies. Ich werde aber meinen Schlagstock, den ich inzwischen im Rücksack habe, mitnehmen", sagt Jan.
"Ich komme mit", sagt Bob.
"Gehen wir beide", sagte Jan.
Und dann gehen sie den Weg entlang in Richtung Berlin-Libitz-Sp andau. Unterwegs unterhalten sie sich.
"Jeder wird bald vermuten, das wir Lebenmittel im Wagen im Kofferraum haben. Wir sollten alles ins Haus reinnehmen. Oder wenn Du bei Deinem Haus bist, Du musst alles in Dein Haus reintragen. Nicht im Kofferaum lassen, denn das lockt Diebe an", sagt Bob.
"Du hast Recht. Da muss alles raus. Spätestens morgen", sagt Jan. "Wie willst Du Walter sagen, dass Du ausziehen wirst? Hast Du ihm von deinen Plänen erzählt?", fragt Jan.
"Ich werde ihm das heute sagen. Wenn er sich besser fühlt", sagt Bob.
"Da kannst du vermutlich lange warten. Aber er muss es wissen. Ich will nicht lange warten. Vielleicht fühlt er sich auf der Geburtstagsfeier besser morgen", sagt Jan.
"Vielleicht", sagt Bob. Dann gehen sie den Weg entlamg und merken nicht, dass sie beobachtet werden.
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Mitten im Kornfeld sitzt eine Gruppe von fünf jungen Leuten. Es ist die Backdoormanbande, die aus Daniel, Phil, Jack, Roland, Paul und Hagen besteht. Sie tragen Lederjacken, haben Messer, Pistolen, Dolche bei sich und mehrere Rucksäcke voller Lebensmittel, die sie in der Tankstelle Feldweg geplündert hatten. Und sie sind sehr gefährlich. Phil, der Chef der Bande hält eine Rede.
"Unsere Nahrungsmittel gehen zuende. Und wir müssen handeln. Wir müssen das tun, was wir besprochen haben - denn freiwillig werden sie uns die Nahrungsmittelvorräte nicht geben", sagt Phil.
"Was wollen wir tun?", sagt Daniel, obwohl er die Antwort schon weiss.
"Wir werden das Bauernhaus überfallen. Wir werden alles plündern", sagt Phil.
"Ja, ich bin auch dafür", sagt Daniel.
"Aber das können wir nicht machen", sagt Hagen erschrocken.. "Doch. Wir müssen wissen, wieviel Personen drin sind", sagt Phil.
"Ich weiss, dass er Familie hat", sagt Jack. "Zwei Söhne und eine Frau. Vielleicht noch ein Buttler". "Mehr als fünf sind es nicht. Vielleicht weniger. Wir werden mit ihnen fertig", sagt Phil.
"Ja. Das ist eine saubere Sache. Wir plündern alles", sagt Daniel.
"Und was ist, wenn uns jemand erkennt und abbhaut?", fragt Hagen.
"Wir legen sie alle um. Ihre Leichen können die Zombies in den Feldern fressen und niemand bekommt mit wo sie sind und was passiert ist", sagt Phil.
"Aber das können wir nicht machen. Ich steig da aus. Wir waren Pfadfinder. Dann Plünderer, dann Räuber und nun Mord? Ich mach das nicht mit", sagt Hagen. "Aber Zeiten ändern sich. Und auch die Situationen. Meine Tochter ist krank. Soll sie deinetwegen sterben, nur weil wir kein Essen bekommen? Meinst Du das ernst?", fragt Phil. "Wir töten einige nichtsnutzige Männer. Der Hausherr ist ein unangenehmer, egoistischer Mann. Gab nie anderen Menschen etwas ab. Der würde einem armen Mann kein Glas Wasser geben. Hortet nur Vorräte für seine Familie", wie ich gehört habe. "Wir töten einige - vielleicht vier, die soweiso bald von Zombes überfallen werden, weil sie so egoistisch sind, an ihren Besitz hängen und nicht weggehen. Und dafür retten wir mehrere Leben. Unsere Familien. So ist das richtig für uns", sagt Phil.
"Aber der Zweck heiligt nicht die Mittel. Es geht nicht so einfach einige Leute zu töten, um andere zu retten. Die Reihenfolge stimmt nicht. Töten ist töten. Und was macht das mit uns? Zu welchen Menschen werden wir?", sagt Hagen beharrlich und ist gleichzeitig verängstigt.
Er wirkt nervös und seine Stimme zittert. Schweiss sammelt sich auf seiner Stirn. Die Situation ist für Hagen unerträglich und er will weg. Die Gruppe - früher vor den Krisen eine korrekte Pfadfinder-Gruppe - hat sich in diesen schweren Krisenzeiten nachteilig verändert, die ganze Gruppe - von der er sich ursprünglich Schutz versprach - ist Hagen fremd geworden. Seine Kumpels haben zugelassen, dass sich ihr Charakter immer mehr verfinsterte in diesen schlechten Zeiten. Oder sie waren immer schon so und Sue Kruse hat nur das svhiechtes aus ihrem Inneren hervorgeholt oder verstärkt. Er kannte sie nur noch nie richtig! - so muss er sich eingestehen. Sie versteckten ihre wahren miesen ICHS unter den Gesichtern von Biedermännern und Familienvätern und gesetzestreuen Bürgern. Aber nun sind sie Räuber geworden - das muss er nun akzeptieren - schliesslich hat er sich am Anfang auch von der Gruppendynamik anstecken lassen und mitgemacht und war auch nicht viel besser: Er hatte mitgeplündert, war bei einigen Einbrüchen beteiligt, hatte zeitweise auch andere Leute ausgeraubt - bis er immer mehr ein schlechtes Gewissen bekam. Doch bei Mord hört es jetzt für ihn auf. Auch fürchtet er sich vor Phil und seinen anderen Kumpels.Und es ist ihm nicht möglich sie vom Vorhaben, Morde zu begehen, abzubringen. Er muss deshalb weg. Doch Phil bemerkt Hagens Vorhaben.
"Habe ich richtig gehört? Du steigst jetzt aus? Für all das, was ich für Dich getan habe? Ich hab Dich gut versorgt, Dir Sicherheit gegeben. Und nun dieser Dank?", schreit Phil. "Nein- so ist das nicht", sagt Hagen zitternd. "Ich habe schon verstanden", sagt Phil.
"Dann geh, Du Waschlappen. Feiglinge können wir nicht gebrauchen. Dann lauf los", schreit Phil.
Und Hagen steht auf, verlässt die Gruppe und beginnt durch die Felder zu laufen. Dann holt Phil blitzschnell ein Messer aus seiner Jackentasche hervor und schleudert es mit gezielten Wurf in Richtung Hagen. Er ertönt ein kurzer Aufschrei. Hagen hat Phils Messer im Rücken, schwankt etwas. Dann kippt er im Feld um. Phil läuft ihm hinterher. Nach einiger Zeit kommt er mit blutendem Messer zurück. Er hat Hagen die Kehle durchgeschnitten. "Tut mir leid, Leute. So ergeht es Leuten, die sich von der Truppe entfernen. Er hätte uns verraten. Es blieb mir nichts anderes übrig. Wir überfallen nun den Bauernhof", sagt Phil.
"Ja. Wir töten sie alle und plündern alles", schreit Jack.
"Keiner kommt mit dem Leben davon", sagt Roland.
"Seht nur. Alle sind einverstanden. Dann lasst uns losgehen", sagt Phil triumpfierend.
Phil holt eine Pistole aus der anderen Jackentasche und fuchtelt damit rum.
"Dann gehen wir los! Wir plündern alles. Und töten alle", schreit Phil. Dann laufen alle auf das Bauernhaus zu.
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Jan und Bob kommen von ihrem Spaziergang wieder und gehen ins Walters Haus. Jan blickt in das Gästezimmer. Walter ist nicht mehr da!
"Wo ist er?", fragt Jan besorgt.
Sie sehen sich um. Es ist alles geschmückt. Auf dem Tisch stehen Kekse, Salat, eine grosse Schüssel Hühnersuppe, Reis, Brokkoli mit Käse überbacken. Auf einem kleinen Tisch neben dem grossen Wohnzimmertisch steht eine Schüssel mit Keksen, dann Teller voller Kuchen, Bier, Whisky, Cola, und vieles mehr.... Der Fernseher läuft. Dann kommt Walter aus der Küche.
"Hier bin ich. Ich habe alles schon vorbereitet", sagt Walter.
"Ich bin irritiert. War ich so lange draussen? Ich und Bob hatten vorhin Löcher gegraben und sind dann später spazieren gegangen. Wir haben nicht damit gerechnet, dass Du so schnell alles vorbereitet hast", sagt Jan und überlegt. Vermutlich ist bei ihm das Zeit-Empfinden durcheinandergeraten. Es verging mehr Zeit, als er ursprünglich früher dachte. Wenig später feiern sie feiern sie. Jan, Bob und Walter sitzen am Tisch und essen Suppe und Brokkoli mit Käse.
"Das Essen schmeckt lecker", bemerkt Jan.
"So hat meine Mutter immer gekocht. Oft nach Hausfrauen-Art. Ich finde, man sollte Familientraditionen aufrecht erhalten, wenn sie gut sind", sagt Walter.
"Das denke ich auch", sagt Jan. "Einiges, was gut ist, sollte man beibehalten. Und ich bin froh, dass ich mit Bob die Löcher gegraben habe", sagt Jan.
"Du.... Weisst Du für wen die Gräber sind?", sagt Walter.
Jan ist etwas irritiert.
"Für Deine Familie natürlich", sagt Jan.
"Ja. So ist das", sagt Walter und hüllt sich in Schweigen. Wenig später steht er nach dem Essen auf und setzt sich auf einen Hocker am Klavier und spielt Predlude e-Moll von Chopin. Die Töne schallen bis nach draussen. Bob und Walter lauschen den melancholischen Klängen der Musik. Dann steht Walter vom Klavierhocker auf, geht zum Tisch und hält eine Ansprache.
"Wir wünschen Elisa alles Gute zum Geburtstag. Heute wäre ihr 42. Geburtstag. Wir gedenken an John, Jack und Elisa. Die wie Blumen abgeschnitten wurden", sagt Walter.
Tränen schiessen ihm in die Augen. Dann setzt er sich an denn Tisch. Wenig später trinken und lachen sie.
"Bist du sicher, das es Suizid war", fragt Jan.
Walter wirkt verunsichert.
"Es kann sie jemand auch erschossen haben und es wie ein Selbstmord aussehen lassen haben. Man kann imner einen Toten hinterher die Waffe in die Hand drücken", sagt Jan.
Er ist etwas betrunken und deshalb etwas taktlos.
"Jetzt hör auf", sagt Walter.
"Sie haben sich mit Pistolen umgebracht. Ich war dabei. Ich hab alles gesehen. Es war Selbstmord. Es besteht kein Zweifel. Wechseln wir das Thema", sagt Bob und steht auf.
Er geht zur Musikanlage, die auf dem Boden in der Nähe des Fernsehers steht und dreht Musik auf. Es ist "Blueberry Hill" von Fats Domino.
"Hier. Das ist doch etwas Feines", sagt Bob.
"Ich muss sagen", sagt Jan. "Du hast das gut gemacht. Ich musste mich nur an die Toten im Gästezimmer gewöhnen. Aber ansonsten....Gut genacht", sagt Jan angetrunken. "Ich war zu kritisch. Sah überall Gespenser. Konnte niemandem trauen. Ich musste hart durch. Mein Bruder war Trinker. Und starb in der Corona 5- Zeit. Ich gab davon nie jemanden erzählt. Die ganze Zeit nicht. Ich hatte in den Coronakrisen und der Untotenkrise viel durchgemacht. Wir alle mehr oder weniger. So ist das Leben. Es verändert uns", erzählt Jan.
"Ich, Elisa und meine Söhme waren mehr als glücklich", erzählt Walter. "Bis die Coronakrisen und das Untotenvirus kamen", erzählt Bob. "Ja - es ist schwer für uns alle", sagt Jan.
Dann schweigen sie eine Weile. "Warum stehen eigentlich die Benzinkanister noch vorne an der Tür?", fragt Jan.
"Ich bring die morgen weg. Und morgen werden alle beerdigt", sagt Walter.
"Dass muss sein. Anders geht es nicht", sagt Jan.
"Nur mein Grab ist zu klein. Das Loch muss größer sein", sagt Walter.
"Dein Grab, sagst Du? Willst du sterben? Du lebst und nur das zählt! Ich denke, dass die Gräber für Deine Familienmitglieder sind?", fragt Jan etwas besorgt nach.
"Ja - Entschuldigung. So meine ich das auch. Nur ich bin nicht ganz jung und die Zeiten schwierig. Ich muss mit allem rechnen", sagt Walter.
"Auch so meinst du das. Ich dachte, Du wolltest sterben und Dich da beerdigen lassen", sagt Jan. Er ist sich nicht so sicher, ob Walter das ernst gemeint hat oder nicht. Der Alkohol spielt bei seinen Gedankengängen eine Rolle.
"Nein. Sonst würde ich nicht feiern. Ich halte mich an Familientraditionen. Ich warte und lebe bis meine Zeit gekommen ist", sagt Walter.
"Dann ist ja gut. Das klang etwas merkwürdig und pessimistisch. Ich finde das Leben ist zu schön, um es einfach wegzuschmeissen. Nein. Selbstmörder - die kommen nicht nach dem Tod ins Paradies, sagt immer mein gläubiger Vater. Nein! Nein! Nein! Man sollte das niemals tun! Nein! Es gibt immer eine Lösung. Düstere Stimmungen können verschwinden, schlechte Zeiten ändern sich zum Guten. Man kann alles überstehen. Mit Gottes Hilfe. Man sollte das Leben geniessen solange man kann. Und Trübsal vertreiben", sagte Jan.
Er ist mehr als etwas angetrunken. "Wenn ich es mir genau überlege, ist es nicht verkehrt Vorsorge zu machen. Schliesslich will man nicht irgendwo begraben werden", sagt Walter.
"Wenn du mich fragst, ist mir das egal. Ich lebe mein Leben. Solange es geht. Und wenn Schluss ist, ist Schluss. Über weiteres will ich nicht nachdenken. Ich lebte während den Coronakrisen die ganze Zeit über meine Kräfte, bemühte mich als Fotograf um Aufträge, versuchte für meine Familie Geld zu verdienem, versuchte zu überleben - ich nahm alle mögichen Jobs an. Ich kämpfte immer und immer. Nur um finanziell zu überleben. Kannst Du das verstehen?", fragt Jan.
"Ich kenne das. Ich hatte mit meiner Familie zu kämpfen. Sie überstanden die Coronakrisen und auch die Zeit des Untotenvirus psychisch nicht. Sie wollten immer weg. Sie hatten Angst vor den Pandemien, vor Ansteckung und diese Angst brachte sie um. Sie fanden Erlösung nur durch den Tod von dieser Angst", sagt Walter. "Und das ist verkehrt. Wr negativ ist, hat schon verloren. Man kann was tun. Hilfe holen. Es gibt Psychologen, die helfen. Es geht nicht anders", sagt Jan.
"Für mich ist das JETZT wichtig - morgen kann das Leben schon vorbei sein. Man muss jeden Tag damit rechnen, dass es vorbei ist", sagt Walter.
"Und deshalb sollten wir das Thema wechseln. Wir reden über etwas Positives. Was ist Dein Hobby?", fragt Jan.
"Mein Hobby ist Klavier zu spielen. Eigentlich spielte meine Frau mehr auf dem Klavier", erzählt Walter. "Und was spielst du so", fragt Jan. "Ich spiele gerne Beethoven. Mozart", erzählt Walter.
"Das ist ja ein Zufall, dass Du auch Musik machst, etwas Klavier spielst".
"So?"
"Ich hatte früher in Schülerbands gespielt, hatte in professionellen Bands gespielt. Ich hatte auch Klavierunterricht genommen. Den hatte meine Mutter früher bezahlt. Ich spielte gerne Chopin, Schubert - aber auch viel Rock-Pop. Aber Musik war nur ein Hobby. Ich wurde Fotograf", erzählt Jan.
"Das ist ja interessant", sagt Walter. Sie reden eine Weile und trinken Whiskey. Bob ist betrunken auf dem Sofa eingeschlafen. Walter hat eine gute Stimmung. Jan kann keine Anzeichen von Depressionen feststellen und so ist er unbesorgt. Sein anfängliches Misstrauen gegenüber Walter ist verflogen, er hat ihn inzwischen in sein Herz geschlossen und hat nzwischen Walters Eigenarten akzeptiert. Walter wirkt zum ersten mal zufrieden und locker.
"Das Problem der Depression hat Walter schon überwunden und er wird schon hier alleine klarkommen", denkt Jan.
Er denkt an seine Familie und will gehen. Denn ist ist schon spät am Abend. Dann erzählt Jan Walter von seinem Vorhaben zu gehen. "Ich muss los. Meine Familie suchen. Ich wollte heute Mittag schon gehen - aber es wurde wieder spät. Ich kann nicht schon wieder hier übernachten", sagt Jan. "Willst Du wirklich schon gehen?", fragt Walter bestürzt.
"Ja - ich muss. Meine Familie wartet. Bob kann mich fahren", sagt Jan.
Walter zeigt auf den schlafenden Bob.
"Er ist betrunken und eingeschlafen. Er wird Dich nicht in die Stadt oder nach Spandau fahren", sagt Walter.
"Dann gehe ich zu Fuss", sagt Jan. "Aber es hat keinen Sinn in dieser Zeit nachts alleine zu Fuss in die Stadt zu marschieren. Du wirst bestimmt von Zombies überfallen werden", sagt Walter.
Jan überlegt. Walter hat Recht. Es ist schon spät, bestimmt 22 Uhr. Es ist nachts um diese Uhrzeit draussen zu gefährlich. - besonders in dieser Zeit alleine in den Feldern draussen zu sein. Und Bob ist zu betrunken und eingeschlafen und kann ihn nicht in die Stadt fahren. Und Walter würde ihm nicht den Wagen leihen - das kann er nicht von ihm verlangen. Es gibt keine andere Möglichkeit als in Walters Bauernhaus zu übernachten.Und so folgt er Walters Bitte die Gastfreundschaft anzunnehmen, hierzubleiben und hier bei Walter im Bauernhaus zu überrnachten. Dann will Walter ihm das Schlafzimmer oben zeigen. "Oben kannst du schlafen", sagt Walter.
Dann geht Walter die Treppe hoch, die zu einem oberen Flur führt. Jan folgt ihm. Er merkt, dass er ziemlich betrunken ist. Dort oben ist es ziemlich düster. Ein langer Flur führt zu mehreren Türen links und rechts. Walter geht zu eine Tür auf der linken Seite, öffnet die Tür und führt Jan in einen Zimmer mit Bett und kleinem Schrank und einem kleinen Fenster.
"Hier kannst Du übernachten. Gegenüber ist das Bad. Ich wünsche Dir eine gute Nacht", sagt Walter.
Dann verschwindet Walter. Jan ist alleine und denkt nach. Er denkt an seine Familie und darüber ob das richtig ist hier zu bleiben und zu übernachten. Denn er hat ein komisches Gefühl. Dan schläft er irgendwam im Bett ein.
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In der Nacht wird er durch seltsame Geräusche geweckt. Es sind Schritte. Nervöse Schritte. Dann hört er etwas Plätschern. Jemand reinigt die Teppe nachts" denkt Jan. Er guckt auf die Uhr. Es ist 3 h. Es ist völlig dunkel. Dann erinnert er sich an die Benzinflaschen und ihn überkommt eine schreckliche Vorahnung. Dann läuft er zur Tür, öffnet sie und blickt auf die Treppe. Walter ist wie von Sinnen und griesst Benzin von dem Benzinkanister auf die Treppenstufen. Er hat fast das ganze Haus mit Benzin durchtränkt und es riecht grässlich.
"Bist du verrückt? Was sol das?" , schreit Jan.
Blitzschnell rennt Jan die Treppe runter auf Walter zu und reisst ihm den Benzinkanister weg. Plötzlich spürt er einen Schlag. Jan fällt zu Boden. Er bleibt benonmen liegen. Dann dreht er sich um. Plötzlich sieht Jan wie Bob angelaufen kommt.
"Bist verrückt, Walter?", schreit Bob und versucht Walter den Benzinksanister zu nehmen. Dann steht Jan blitzschnell auf, holt zum kräftigen Schlag aus und schlägt Walter mehrmals nieder. Walter fällt auf den Boden und weint.
"Er will uns alle umbringen", sagt Jan. "Er hat das ganze Haus mit Benzin durchtränkt."
Sofort greift sich Jan Walter, schleift ihn zum Gästeraum, öffnet die Tür und setzt ihn in den Gästeraum neben den Toten auf einen Stuhl.
"Wenn Du Dich rührst oder irgendwelche Dummheiten machst, bring ich Dich sofort um", droht Jan.
Walters Lippen zitterten. Guck doch da draussen. Sieh hin. Sie sind da!", schreit Walter.
Jan erschreckt sich. Die Skelette wirken gruselig in dem rot-blauen Licht. Jan läuft raus aus dem Gästezimmer und geht zur Eingangstür des Bauernhauses. Ohne auf Walter zu achten. Er macht die Haustür auf und bleibt am Eingang stehen. Und dann sieht er auf dem großen Weg vor Walters Grundstück (der auch als Strasse durch die Felder benutzt wird) einen fremden Wagen. Bob läuft nach draussen. "He! Was macht ihr hier", schreit Bob. Kaum war Bob nach draussen gelaufen, als einige Männer herbeigelaufen kommen. Einer von ihnen verpasst Bob einen kräftigen Schlag ins Gesicht. Er fällt sofort zu Boden. Ein Mann richtet sofort eine Pistole auf Bobs Kopf. Er drückt einmal den Pistolenlauf in Bobs Nacken. Über ihn steht Phil mit dreckigem Grinsen.
"Du kannst nicht entkommen. Wir plündern alles", schreit Phil. "Wir legen sie alle um."
Ein andere junger Mann kommt herbeigelaufen und knebelt ihn. Tim, John und Jack gehen zu seinem Wagen und durchsuchen ihn.
"Durchsucht alles", schreit Phil. "Geht ins Haus."
Jan steht zuerst starr am Eingang. Und ist geschockt. Er will weglaufen, doch Paul, ein anderer Räuber kommt herbeigerannt, schägt ihn nieder und hält ihm sofort eine Pistole an den Kopf.
"Wo sind die Vorräte?", fragt Paul. "Im Gästeraum oder im Keller", stammelt Jan.
Jan schliesst mit seinem Leben allmählich ab. Dann hat er plötzlich eine Idee.
"Bist du der Hausherr?", fragt Paul. "Nein. Ein Bekannter", antwortet Jan.
Paul wird ungeduldig.
"Wo ist der Hausherr?", fragt Paul und hält ihm immer noch die Pistole ins Gesicht.
"Du suchst sofort den Hausherrn?", fragt Jan. Jan zeigt auf das Gästezimer. "Er ist dort."
Paul hält Jan die Pistole näher ins Gesicht.
"Du machst sofort auf", sagt er. Jan gehtkt langsamen Schritten zum Gästezimmer und öffnet mit zitternden Händen die Tür. Als die Tür offen ist, blicken Sue in das Gästezimmer. Doch Walter ist weg! Vermutlich ist Walter unbemerkt weggelaufen. Vermutlich nach oben. Jan fühlt sich innerlich etwas erleichtert. Vielleicht ist Walter so klug gewesen und hat sich versteckt. Das würde vielleicht eine Chance bedeuten", denkt Jan. Er kann sich jedoch irren. Denn er weiss nicht wie schlau, bösartig und unberechenbar diese Räuber sind.
"Hier ist niemand. Nur Skelette. Willst Du mich verarschen?", schreit Paul.
"Nein. Nein," schreit Jan.
"Wo sind die Wertsachen?," fragt Paul.
"Im Keller", sagt Jan.
"Dann runter in den Keller", schreit Paul.
Und dann macht Paul seine kleine Taschenlampe an, für er dabei hat und und dann gehen sie die Kellertreppe runter. Als aie unten im Keller ankommen, hält Paul ihm die Pistole an den Kopf.
Jan wirkt ängstlich. Doch innerlich rumort es. Eine Veränderung geht in Jan vor. Dann kommt ihm eine Idee. Eine verrückte Idee, die ihn vielleicht retten könnte.
"Weisst Du was? Ich habe ein Rätsel. Beantworte die Frage. Warum können die Bösen gut leben?", fragt Jan.
"Warum?", fragt Paul verdutzt. "Weil sie auf Kosten der Guten leben", erklärt Jan.
"Ja und?"
"Wann geht de Rechnung nicht mehr auf?", fragt Jan erneut.
Er muss seinen ganzen Mut zusammennehmen.
"Weiss ich doch nicht. Ich knall Dich gleich ab. Zeig mir die Wertsachen und die Nahrungsmittelvorräte. Ganz plötzlich", schreit Paul.
Jan verliert hier die Illusion, dass man mit Paul reden oder verhandeln könnte. Er zeigt nach hinten zu den Türen.
"Dort findest du alles."
Paul leuchtet mit der Taschenlampe ins Dunkel. Er öffnet die erste Eisentür auf der linken Seite. "Da ist nichts", schreit er. Dann öffnet er die andere Eisentür. "Da ist auch nichts. Du willst mich verarschen. Wenn ich wenigen Minuten nichts finde, leg ich Dich sofort um", schreit Paul. Dann öffnet er den Raum mit der Aufschrift "Top Secret" an der Tür. Er öffnet sie. Und schreit. Vor Schreck lässt Paul die Pistole fallen als er die Zombies erblickt. Hässliche Totenfratzen. Sofort schubst Jan ihn in den Raum vor die Zombies und schliesst die Tür. Jan guckt durch ein kleines Glasfenster und beobachtet, was passiert. Er sieht, wie ein Zombie
Paul sofort in den Hals beisst. Und dann in den Arm. Paul schreit. Dann stürzen sich dies Zombies auf Paul.nJan sieht das Blut spritzen als die Zombies mit den Händen den Körper aufreissen, das Eingeweide quillt heraus. Die Zombie grunzen, schmatzen, es riecht fürchrerlich - nach Verwesung und Blut - und dieser Geruch ist noch stärker als der Bezingeruch.
"Du hasst einen Fehler gemacht. Man sollte keinen Fremden vertrauen. Die Theorie bestätigt sich. Böse gegen Böse geht nicht - dann ist irgendwann auch der Böse dran. Und Dich hat es nun erwischt, weil Du böse bist, ich aber jetzt auch böse geworden bin. Jan war froh undgeht dieTreppe hoch. Doch plötzlich steht an der Eingangstür ein anderer von der Räuberbande. Es ist Jack - der noch böser ist als Paul.
"Los. Raus", schreit er Jan an.
Und richtet die Pistole auf ihn. Jan hebt die Hände hoch. Jack packt ihn am Arm. Dann gehen sie in Richtung der Eingangstür. Jack packt ihn dann brutal am Kragen, zerrt ihn mit voller Kraft zur Eingangstür und schmeisst ihn voller Wucht nach draussen. Dann spürt Jan Schläge. Phil ist es, der zuschlägt. Als Jan am Boden liegt, dreht er sich zu Bob um. Und sieht den blutig geschlagenen Bob neben sich, gefesselt und geknebelt. Phil packt ihn am Nacken und zieht ihn zu sich hoch und hält ihm die Pistole ins Gesicht.
"Du wirst keine Dummheiten machen. Sonst baller ich Dir den Schädel weg!", schreit Phil. Dann blickt er zu Roland.
"Roland", schreit Phil. "Du gehst ins Haus. Such nach Paul", befielt Phil.
"Okay. Werde mal nachsehen", sagt Roland.
Roland gehorcht und geht dann ins Haus. Doch er kommt nach einer Weile auch nicht wieder. Dann hören sie ein Schrei aus dem Haus. "Es war Roland. Was ist da los", schreit Phil.
"Ich hörte ihn auch schreien. Irgendetwas ist da passiert", schreit Daniel.
"Er wird hängen dafür. Und den anderen Schwarzen erschiessen wir", schreit Phil.
"Ich hab Dir geagt, das es schiefgeht", schreit Daniel.
"Nicht mehr. Sie werden hängen. Wir werden ein Seil besorgen und sie am Fenster oder am Dach aufhängen. Ein Schwein soll darin hängen. Die beiden werden sterben - der Schwarze und der Weisse. Und wir werden gucken, ob sich noch jemand im Haus befindet", schreit Phil.
"Bitte", fleht Jan. "Es ist ein Unfall," schreit Jan.
"Nein ist zu spät. Ihr werdet sterben. Daniel wird das Haus durchsuchen und nach Roland suchen und gucken, ob er was brauchbares findet. Dann werdet ihr hingerichtet werden und wir hauen ab. So ist das", schreit Phil. "Ihr seid Schweine", schreit Jan. Dann ruft Phil nach Roland. Doch Roland antwortet nicht.
"Daniel. Geh ins Haus und such nach Roland. Sei aber vorsichtig. Es ist bestimmt jemand im Haus. Vielleicht auch Zombies", schreit Phil.
"Roland", schreit Daniel. Doch noch immer kommt von Roland keine Antwort. Phil und Daniel verlieren langsam die Fassung.
"Irgendetwas ist passiert. Das ist was faul", sagt Daniel.
"Dann gehst Du ihn suchen", schreit Phil.
Dann sieht Phil jemand oben am Fenster.
"Da oben ist einer," schreit Phil. "Scheisse. Schnappt ihn Euch. Erschiesst ihn", schreit Phil.
Sofort laufen Jack und Daniel mit Pistolen in das Haus. Als sie ins Haus gehen, packt sie das Grauen. Es riecht bestialisch überall im gesamten Bauernhaus nach Benzin. Oben an der Treppe steht Phil mit einem brennenden Feuerzeug in der Hand. Und Roland liegt mit einem Dolch im Hals oben auf der Treppe. Walter hat das ganze Haus mit Benzin durchtränkt und das ganze Haus ist nichts anders als eine Todefalle eines schwer Depressiven und Wahnsinnigen!
"Waffen fallen lassen", schreit Walter. Oder ich lass das brennende Feuerzeug fallen. Dann explodiert hier alles und ihr alle seid tot. Wir alle", schreit Walter mit irrem, nevösen lächeln.
Sein Gesicht hat er zu einer hässlichen Fratze verzerrt. Er ist vollkommen wahnsinnig geworden. Was Walter hier macht, ist Planung pur. Daniel will gerade auf Walter schhiessen, als Jack ihm die Pistole aus der Hand schlägt. "Runter damit. Wenn er das Feuerzeug fallen lässt , ist es aus!", schreit Jack.
"Er bringt uns alle um", schreit Daniel.
Dann rennt Jack plötztlich in Panik los zur Haustür und schreit. "Das ganze Haus ist voller Benzin" schreit Jack.
"Verschwindet aus dem Haus. Es ist eine Falle", schreit Phil.
Phil ist abgeklenkt. In diesem Moment befreit sich Jan aus seinem starken Griff und schlägt ihn die Pistole aus der Hand. Bevor Phil reagieren kann, schlägt ihn Jan mit einem starken Faustschlsag zu Boden. Jan schlägt ihn mehrfach ins Gesicht. Phil blutet und keucht auf dem Boden.
"Du Schwein", schreit Phil.
Phil greift sich gerade das Messer, als Jan es ihm aus der Hand schlägt. Jan greift sich das Messer. Bevor Phil sich aufrichten und Jan angreifen kann, sticht Jan mit dem Messer in Richtung Phil. Einmal, zweimal, dreimal. Und Phil fällt mit durchschnittener Kehle tot um. Dann greift sich Jan Phils Pistole und rennt zur Eingangstür des Bauernhauses. Er sieht, dass sich Daniel und Jack im Haus befinden. Und er riecht das Benzin und sieht Walter mit dem Feuerzeug oben an der Treppe stehen. Er sieht, dass das ganze Haus mit Benzin durchtränkt ist und was Walter vorhat. Und sein irres Grinsen. Er schreit noch":" Waaalter! Tür das nicht." Doch er reagiert nicht. Da weiss er, dass er damit einem wahnsinnigen zu tun hat und er so schnell wie möglich weg muss. Blitzschnell läuft er von der Eingangstür weg nach draussen. Läuft so schnell wie möglich vom Haus weg. Auch Jack will gerade von der Eingangstür nach draussen laufen, als ein Schuss fällt. Jack fällt tot zu Boden. Daniel will auch weglaufen. Er blickt Walter mit ängstlichen Augen an und sagt": Bitte. Tu' das nicht."
Doch Walter antwortet nur": Du wirst sterben."
Wieder schreit Daniel": Tu das nicht! Biiitteee!"
Doch Walter blickt Daniel mit irren Augen an. Dann lässt er das Streichholz fallen. Binnen Sekunden brennt das Haus lichterloh. Sofort steht alles in Flammen. Die oberen Räume, das Wohnzimmer, die Küche, das Gästezimmer mit den unheimlichen Toten, die durch das alles verzehrende Feuer noch unheimlicher wirken. Und alle Walter und Daniel stehen kurz darauf in Flammen. Und sind kurz darauf tot. Es folgt wenig später eine riesige Explsion. Die Feuersäule reicht in der Dunkelheit bis zu Himmel. Kiliometerweit kann man sie sehen.
"Oh Gott," schreit Jan.
Er geht schnell in Deckung. Die Hitze ist unerträglich, Einen Augenblick denken Jan und Bob, die inzwischen beide auf dem Boden liegen, dass die Welt untergeht und das Feuer nicht aufhört alles zu verschlingen. Jan weiss nicht wieviel Benzin und Sprengstoff Walter im Bauernhaus deponiert hatte. Es muss eine Menge gewesen sein! Und so liegen sie eine ganze Weile auf dem Boden und beobachten, wie das allesverschlingende Feuer das Bauernhaus verzehrt, dass das Haus eines Wahnsinnigen war. Eines Depressiven, der sein Leben nicht in Griff hatte und nun einen erweiterten Suizid begangen hat. Und nun Geschichte ist. Benommen richten sich Jan und Bob auf. Jan befreit Bob von seinen Fesseln. Dann gehen sie zum Wagen. Jans Gesicht ist verdreckt und blutig. Und er weint.
"Es ist vorbei", sagt Bob. "Es ist eine neue Zeit, die anbricht. Nichts ist so wie es war. Verschwinden wir hier."
Dann sehen sie überall unheimliche, düstere, unkoordiniert wankende Gestalten um sich herum, die aus en Feldern kommen. Es sind Hunderte von diesen Gestalten. Zombies! Sie laufen oder wanken in die Richtung des brennenden Hauses und auch in Richtung von Jan und Bob. Binnen kurzer Zeit war der Platz mit Zombies überlaufen. Und im Hintergrund brennt das Haus, das immer weniger als Haus erkennbar ist, sondern als brennder Trümmerhaufen. Jan und Bob flüchten - an den Zombies vorbei - zum Wagen. In letzter Minute steigen ein und fahren blitzschnell mit dem Wagen davon. Unterwegs fahren sie mit quietschenden Reifen ein paar Zombies über den Haufen. Aber es ist ihnen egal. Sie fahren panisch hinaus in die Nacht. Und Stille legt sich später über den Trümmern des Hauses Walter. Nach einer Weile hört man Polizeisirenen.
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Am 24.11.2021 habe ich mich meine dritte Impfung geholt – auf einem der Impftage , die die Justus-Liebig-Universität Gießen Ende 2021/Anfang 2022 für Studierenden und Mitarbeitende organisiert hat. Das Motto in der Rundmail des Präsidiums lautete: "Das wirksamste Gegenmittel gegen die Pandemie ist das Impfen. Deshalb bieten wir sowohl in der nächsten Woche als auch in den nächsten Monaten weitere Impftage an der JLU an."
In einer Lagerhalle im Karl-Glöckner-Straße 5 wurde hierfür ein Impfzentrum aufgebaut. Geimpft werden sollte an diesem Tag von 16 – 18 Uhr. Aber schon vorher war die Schlage vor dem Eingang unfassbar lang und zog sich über den ganzen Parkplatz an Intersport vorbei und bis auf die gegenüberliegende Seite des Gebäudekomplexes im Schiffenberger Weg 119 (siehe Bild). Viele andere und ich haben mehrere Stunden draußen in der Kälte gewartet, um die Impfung zu bekommen, aber das war es wert. Während ich dann irgendwann kurz vor 18 Uhr endlich im (beheizten) Gebäude in der Schlage stand, begann im selben Raum, durch Stellwände getrennt, eine Orchesterprobe – vielleicht vom Universitätsorchester? Jedenfalls war es skurril und schön zugleich: Coronaimpfung untermalt von Orchestermusik. Ich habe ein paar Soundfiles mit dem Handy aufgenommen, um die akustische Atmosphäre ein wenig einzufangen.
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Dienstag, den 4.10.2022
Tagebuch
Am 4.10.2022 musste ich in die Praxis von Dr. B. in der Heegbarg-Strasse fahren, um dort für die Untersuchung Urinprobe etc. abzugeben. Ich stand daher um 7 Uhr auf. Mein Sohn Julian ging schon früh weg zur Schule, während meine Tochter länger zu Hause blieb, weil sie erst um 10 Uhr in die Schule gehen musste. Ich ging um ca. 9:30 Uhr zur Bushaltestelle Hummelsbüttel Markt, stieg in den Bus ein und fuhr zur Arztpraxis Dr. B. Als ich kurz vor 10 Uhr in der Arztpraxis erschien, sagte mir dort die blonde Frau am Empfangstresen, dass der Termin auf meinem Terminerinnerungszettel, den ich bei mir hatte, falsch war. Das war ein Erinnerungszettel aus dem letzten Jahr! Eine Verwechslung! Ich verließ dann enttäuscht die Arztpraxis. Dann fiel mir ein, dass ich noch meine Urinprobe etc. abgeben musste. Zum Glück hatte ich sie dabei! Ich ging damit wieder zurück in die Praxis.
"Stellen Sie das alles ins Labor ab", sagte mir die blonde Frau am Empfangstresen.
Ich ging ins Labor und stellte dort die Urinprobe etc. ab. Dann fiel mir ein, dass auf der Urinprobe noch kein Etikett mit meinem Namen war. Und ich musste das beschriften. Ich holte gerade meinen Zettel und Stift aus der Tasche, als dann die Arzthelferin mit einem klebbaren Zettel in der Hand, auf dem mein falsch geschriebenen Nachname in Schreibschrift stand, ins Labor kam und ihn auf den Becher der Urinprobe klebte. Ich bedanke mich von ihr, verabschiedete mich und ging zum Empfangstresen, hinter dem die blonde Frau stand und fragte nach meinem nächsten Termin, der in den nächsten Tage sein sollte.
"Sie haben den nächsten Termin am 11.10. um 10 Uhr", sagte die blonde Frau.
"Danke", antwortete ich.
"Soll ich Ihnen einen neuen Terminzettel geben?"
"Ja. Danke."
Dann gab sie mir den Terminzettel. Ich bedankte mich und verließ die Arztpraxis... Ich ging zur Bushaltestelle am Heegbarg in der Nähe des Aez (Alstertal Einkaufszentrum). Ich wartete eine Weile und überlegte zum Espressohouse zu gehen und mir dort ein Brötchen oder etwas anderes zu kaufen. Als ich dort war, sah ich eine lange Warteschlange vor dem Espressohouse. Ich stellte mich zeitweise an der Warteschlange an und wartete. Doch das dauerte mir nach einigen Minuten Wartezeit zu lange. Ich verlor die Geduld und ging wieder zur Bushaltestelle Heegbarg zurück und wartete dort eine Weile auf den nächsten Bus Richtung Fuhlsbüttel. Kurz darauf kam der Bus 174 Richtung Fuhlsbüttel, ich stieg ein und fuhr mit diesem Bus zum Hummelsbütteler Markt. Dort stieg ich aus und ging nach Hause. Als ich zu Hause war, griff ich mein Handy, ging auf "Yahoo" und schrieb an meiner Geschichte "das tödliche Ungesagte" (The Deadly Unsaid). Ich konnte mich - aufgrund meiner Long Covid-Erkrankung - zeitweise schlecht beim Schreiben (in meinem Handy) konzentrieren.
Die Idee zur Geschichte hatte ich schon 2018. Doch sie war damals nicht so ganz fertig - obwohl das Ende der Geschichte bereits geschrieben worden war. Doch nun hatte ich diese Geschichte umgeschrieben und die Handlung in die Coronazeit übertragen. So wie ich auch andere Ideen hatte und Geschichten damals geschrieben hatte, aber nie damit an die Öffentlichkeit gegangen war und es daher nie zu einer Veröffentlichung gekommen war.
Ich fing mit dem Schreiben von Comics und Geschichten Mitte der 80er Jahre im Alter von 12 Jahren an und ich veröffentlichte zwei Geschichten im Schülerforum. In den Jahren danach entwickelte ich mich immer weiter. All die Comics, Geschichten, Tagebücher,...schrieb ich meistens für mich. Auch um vieles zu verarbeiten z.B. die Krebs-Krankheit meiner Mutter 1988 und die Auswirkungen auf die Familie.... Kaum jemand hatte damals Einblick in meine Comics und Texte. Nur eine Lehrerin nahm mir einmal einige Grusel-Comics von mir weg, was dann Gesprächsthema im Lehrerzimmer wurde! Ansonsten jedoch nicht. Denn kaum jemand interessierte sich dafür auch ehrlich gesagt. Zumindest nicht in meinem Umfeld, das nicht gerade das Beste war für eine Kreativen wie mich und auch kein guter Nährboden für Kunst war. Entweder waren einige von meinen früheren sogenannten "Freunden" "Fake-Freunde" oder "versnobte Saseler" aus einem guten Haus. Oft extrem arrogant, äußerlich und oberflächlich. Leute, die bestimmten Trends hinterherliefen und oft die neuesten Marken-Klamotten haben mussten und auf dämlich-cool machten. Leute mit keinem Sinn für Kunst, Musik und höherer Bildung oder zumindest das, was mich interessierte. Besonders in meiner früher Schulzeit war es teilweise so und in meiner damaligen Nachbarschaft war es auch oft so. Ich traf wohl einfach die falschen! Ich hatte damals einige "Freunde" - heute ist davon nicht mehr viel übrig geblieben. Oft war ich jedoch alleine und es war für mich besser so. In meinen Geschichten schrieb ich damals meine wahren Gedanken auf, die ich anderen nicht mitteilen wollte. Lebte in meiner eigenen Welt. Das meiste was ich schrieb schmiss ich weg oder verbrannte es 1994 (im Alter von 21 Jahren), als ich ziemlich betrunken war draussen in einem Feuer auf einem sicheren Plätzchen auf einer Wiese nicht weit weg vom Volksdorfer Wald. Auch weil das niemanden interessierte (so dachte ich damals). Nur die Songs und Drehbücher und mein Filmmaterial z.B. was ich so neben meinem Film "Psycho" drehte, behielt ich damals.
Dann schrieb ich mit 29 Jahren zwei kleine Storys. Für mich und die Schublade. Einer hieß " das wilde Leben des Jan H" (Arbeitstitel). Mit Ende 30 fing ich nach einer Pause (in der ich mich hauptsache der Kunst und dem Film widmete) wieder mit dem Schreiben an und verarbeitete früher Erfahrungen als Musiker, Filmemacher...und auch als Zeichner und Maler.
Ich schrieb hier "Persönliches" nieder und dachte auch über mein damaliges Leben nach (so- ich nehme das jetzt als Anlass etwas aus meinem Leben zu erzählen, falls es jemanden interessiert - was mir oft nicht so leichtfällt. Ich schrieb, wie meine Mutter 1988 an Krebs erkrankt war und ich (damals 15 Jahre alt) ins Heim kommen sollte. Wie ich damals (da ich unter Depressionen litt) Trost in der Musik suchte....Wie ich wegen der Probleme mit der Krankheit meiner Mutter und den ganzen Sorgen in der Schule nachließ. Auch gab es in meinem Umfeld einige Schlägereien....und manchmal war ich - obwohl ich ein eher introvertierter Mensch bin - darin unfreiwillig verwickelt, weil einer irgendwie Stress gemacht hatte... Einige Lehrer des C.v.O.- Gymnasiums halfen mir schließlich mit Gesprächen. Besonders die Latein- und Deutschlehrerin Frau Böhme half mir in der schweren Zeit und setzte sich z.B. im Lehrerzimmer für mich ein, sprach mit mir in den Schulpausen, ermunterte mich,.... Auch Herr Holst (nach dem die neue Sporthalle des C.v.O. benannt wurde) half mir viel mit Gesprächen. Frau Böhme war es, die mir das Buch "der Fänger im Roggen" von J.D. Salinger empfahl. Und sie brachte mir Peter Weiss, Max Frisch, Hermann Hesse u.a... näher. Auch war da mein Kunstlehrer und Tutor "Nobbi" Gottwald, der mich mit anderen Schülern oft zu musikalischen Proben in seinem Haus (das nach meiner Erinnerung irgendwo in Tegelsbarg war) eingeladen hatte. Dort gründeten wir mit drei anderen Schülern die Band "The Ways" und ich hatte 1989 im Alter von 16 Jahren mit dieser Band erste "Rock-Pop-Workshop"-Konzerte in der bunt erleuchteten Pausenhalle des Carl-von-Ossietzky-Gymnasium (C.v.O..), die damals immer abends ab 19 Uhr stattfanden. Auch spielte ich 1990 in der Schülerband "Flash" mit, hatte aber mit dieser Band nur zwei Auftritte im der Pausenhalle des C.v.O. Danach traf ich als Musiker nur noch solo auf (1990 als Keyboarder und Songwriter, ab 1992 als Songwriter Keyboarder und Sänger).
Auch bekam ich Kontakt zum Film. 1989 lernte ich zufällig im Jugendzentrum Sasel den damals 20-jährigen Jungfilmer Frank Hail und sein Team kennen und ich konnte als Drehbuchautor und in einer kleiner Rolle als Tagesschausprecher (die später der Schere zum Opfer fiel) in dem Film "Mandy" mitwirken. Ich drehte in dieser Zeit immer meistens abends oder spätnachmittags und ich vernachlässigte oft deshalb die Hausaufgaben oder machte nur das nötigste für die Schule. Später lief der Film "Mandy" dann auf dem "Abgezoomt"-Festival 1991. So ging es bei mir mit dem Film los! 1991 drehte ich dann mit eigener Ausrüstung und einer Ausrüstung von Offenen Kanal und mit einigen Freunden (meistens aus der Grundschule "Redder") meinen eigenen 115-minütigen Low-Budget-Film "Psycho - das Geheimnis des Phantom-Killers", der 1991 in mehreren Kinos lief (Koralle-Kino und in der Markthalle) und der von einem Veranstalter vom Fantasy-Film-Festival (durch die damals mediale Aufmerksamkeit des Films) entdeckt wurde und der Film dann dort auf dem 6. Fantasyfilmfestival 1992 im Metropolis-Kino gezeigt wurde. Ich traf auch B. Schlüter (der spätere bekannte Gerichtsreporter), der mich bei seinem Filmprojekt "A Surfers Life" als Drehbuchautor mitwirken liess. Später 1992 begann ich mit den Dreharbeiten für meinen neuen Film mit dem Titel "Im Kreuzfeuer Generation X", der allerdings Fragment blieb und nicht aufgeführt wurde.
Ich machte 1992 auch immer mehr Musik. Ich schrieb meine deutsch- und englischsprachigen Songs (Rop, Pop, Blues, Psychedelic, Post-Punk, Punk...) und machte eine Tour als Sänger und Keyboarder 1992 und 1993. Zum Beispiel trat ich am 20.9.1992 solo auf dem Rockspektakel '92 auf, das auf dem Rathausmarkt stattfand (leider wurde das Rockspektakel 2020 aufgrund der Coronapandemie eingestellt), später spielte ich zwei Tage auf dem Festival "Rock gegen Drogen" in der Markthalle am 11. am 12.12.1992, später 1993 im Rieckhof Harburg (meine Mutter, die sich damals sehr für mich und meine künstlerischen Ambitionen einsetzte, fuhr mich mit den Instrumenten wie Keyboard und Mikorophon mit ihrem Auto zu dem Konzert hin), 1994 auf dem (Strassen-)Musikfest Sittensen (ich gewann damals den 5. Platz...). Neben der Musik zeichnete und malte ich - auch in der Zeit, als ich meine Auftritte hatte. Meistens zeichnete und malte ich (in Öl oder Acryl auf Leinwänden) alleine im Keller meines Elternhauses in der Dweerblöcken-Strasse. Und ich belegte Kunstkurse in der Kunstschule Blankenese (u.a. bei dem Dozenten Jens Hasenberg).
1995 lernte ich Konrad Halver und Jörn Sass kennen und gründete mit ihnen das Graceland Studio in der Moorweidenstraße 36, 20146, das in der Nähe der Uni war. Auch begann ich im selben Jahr mein Studium am Institut für Grafik-Design Hamburg (das ich 1999 abschloss).
Privat: Und dann traf ich im Sommer 1995 - bevor ich mein Studium am Institut für Grafik-Design begann - die damals 35-jährige Ella Baran aus Polen (die damals als Zimmermädchen im Hotel Seeschlösschen Timmendorfer Strand arbeitete und gerade ihren 40-jährigen Mann verlassen hatte.) Wir verbrachten einen schönen, aufregenden Spätsommer an der Ostsee. Dann musste sie wieder nach Polen (Zielona Gora) zu ihrem Sohn zurückfahren und einige Sachen "regeln". Zunächst gingen wir getrennte Wege, hatten aber noch miteinander Telefonkontakt. Sie lebte aber zeitweise ihr Leben in Polen, ich in Hamburg. Dort in der Hamburger Disco "Big Apple" lernte ich im Herbst 1996 durch einen Freund Susi und Tom (der früher beim Aussteigen aus der Bahn auf die Bahngleise gefallen war und durch einen anderen anrollenden Zug sein Bein unterhalb des Knies verloren hatte) kennen. Ich nannte sie "die Brincmans"* (*Name ein klein wenig geändert). Sie führten eine offene Beziehung. Tom war auch etwas bi. Nachdem ich sie damals mit einen Kumpel oft in ihrem kleinen Reihenhaus in Berne öfters besucht hatte und wir uns lange unterhielten - auch über Literatur, entwickelte sich zwischen mir und Susi (die damals 37 Jahre alt war) eine Affäre....Später war es dann mit Susi vorbei- wir blieben aber danach lange Zeit Freunde (das war insgesamt eine wilde Zeit). Im Sommer 1996 trafen Ella und ich uns im Timmendorfer Strand erneut und wir kamen fest zusammen. Auch in dieser Zeit passierte viel. Erst wohnten wir in einem kleinen Zimmer Timmendorfer Strand, dann in einem Hotelzimmer in Hamburg, später 1997 bekam ich durch meinen Manager Rolf eine 1-Zimmer-Wohnung (mit Küche und Bad) in Bramfeld (Hochhaus, 13. Stock, Haldesdorfer Straße), in die wir einzogen. Das war 1997 in dieser Zeit vor dem Euro (dem "Teuro"), als ich mit meiner Kunst noch gut Geld machen konnte. Wir wohnten fortan dort ein Jahr zusammen. Dort produzierte ich mit ihr sämtliche Acrylbilder. Und 1998 zog ich wieder bei meinen Eltern ein und nsch den Tod meiner Mutter zog nach einem Jahr dort wieder aus (und lebte damals für wieder einem Jahr in einer Wohnung in der Bundesstraße über meinen Atelierräumen im Keller).
In den Jahren 1995-1997 studierte ich (eher mehr pro forma) am Institut für Grafik Design (das mir immer weniger gefiel), konzentrierte mich auf meine Musik, produzierte meistens am Wochende oft mit Jörn Sass (J.J.) meine Songs oder Musikstücke im Graceland-Studio, ich reiste mit meinem Manager Rolf und mit Richard von der Schulenburg (der später bei der Band "die Sterne" einstieg) nach Berlin, später mit Rolf alleine nach London, in die Slowakei und nach New York, u.a. um meine Musik zu "promoten".... Nachdem ich 1997 den Maler Gerard Walther und den Zeichner, Karikaturist und bei einem Pentimentkurs auf Cartoonist Friedrich Karl Wächter getroffen hatte, beschloss ich aber hauptberuflich Zeichner und Maler zu arbeiten. Friedrich Karl Wächter war es, der mir damals riet mich vom stressigen Musikerleben zu verabschieden. Was ich auch zum Teil tat. 1998 erschien noch meine CD "Rhapsody of Ecstasy". Dann ging ich 1998 aus dem Graceland-Studio raus und konzentrierte mich mehr auf meine Kunst. Musik machte ich immer noch-aber nur noch nebenbei - obwohl mein professioneller Anspruch weiterhin bestehen blieb. Grafik-Design interessierte auch immer weniger, da ich merkte, dass ich das nicht auf Dauer machen wollte und die Werbebranche nicht mein Ding war (erst Recht nicht der ganze Stress in den Werbeagenturen und das Mobbing und oft wurden die Grafiker damals schlecht bezahlt...)
1999 traf ich auf einer Jahresausstellung der Fachhochschule für Gestaltung Professor Stoye. Als ich ihm Fotos von meinen Acrylbildern, die ich gemalt hatte, gezeigt hatte, wollte er mich als Schüler haben und riet mir diese Fotos von meinen Bildern auf DIN A2 zu vergrößern und in einer Mappe einzureichen und die Aufnahme-Prüfung zu machen. Was ich auch tat. Und so bestand ich die Aufnahmeprüfung und wurde an der Fachhochschule für Gestaltung genommen.
Als 1999 meine Mutter an Krebs starb, litt ich unter schweren Depressionen. Erst nach eine Weile ordnete ich mein Leben neu. Ich studierte ab 1999 (von Depressionen geplagt) unregelmäßig an der Fachhochschule für Gestaltung und hatte nebenbei meine Ausstellungen. Von 2003 bis 2008 studierte ich regelmäßiger an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und nach einer Erlaubnis des Präsidenten M. Köttering konnte ich auch an der Hochschule für Bildende Künste bei Achim Hoops, Professor Franz Erhard Walther (ich war 2004 einer seiner letzten Schüler) und bei Professor Lingner studieren (der an beiden Hochschulen unterrichtete, da die beiden Hochschulen HfbK und HAW zusammengelegt werden sollten.) 2008 machte machte ich an der HAW Hamburg (Armgartstrasse 24) im Fachbereich Illustration und Malerei mein Diplom. Ich hatte damals ab 1999 Ausstellungen im In- und Ausland - zum Beispiel Museumsdorf Volksdorf (1999), Sasel-Haus (1999), Offenes Museum Kunstwegen (Städtische Galerie Nordhorn), Galerie 17 D 2 - E. Baran (2000), Bürgerhaus Wandsbek (2003), Jenfeld-Haus (2003), Bürgerhaus Allermöhe (2004), Sasel-Haus (2004), Plattform Kuhlstraße Lüneburg (2004), Amtshaus Buchholz in Berlin (2004), in einem Berliner Hotel (2004), mehrere Ausstellungen in der "Vor-Ort"-Galerie der HfbK City Nord 2004 und 2005 (Ebene Plus 14), in meiner "Ultra Creative Gallery" (Atelierräume in der Bundesstrasse), Kunsthalle (Veranstaltungshalle) Alte Feuerwache Köln (2005 und 2006), La Rambla 21 (Barcelona, 2007), später selbst organisierte Ausstellungen in der "Blue Fantasy Gallery" (private Räumlichkeiten in der Strasse Matanza, Santiago, Domenikanische Republik). 2014 nahm ich an grösseren Ausstellungen teil wie die Vernissage Künstlermesse in der Kulturkirche Altona und an der 3. Künstlermesse im Schloss Schwetzingen (Heidelnerg).
Auch gründete ich 2002 (bis 2006) mit Ella Baran und Ed Sobczak das "Ultra Creative -Project" (Kunst -Musik-Projekt) und in dem ehemaligen Arie Goral-Atelier Bundesstraße (die ich von meiner Mutter geerbt hatte) die "Ultra Creative Gallery" (das mehr Atelier als Galerie war und in Kunst-Zeitschriften wie "Art" beworben wurde). Ich hatte von 2003 bis 2006 mit dem "Ultra Creative Project" als Sänger, Keyboarder und z.T. als Gitarrist Auftritte im Jenfeld-Haus, im Sasel-Haus, im Kulturhaus Dehnhaide, in Berlin (Amtshaus Buchholz, allerdings Playback), 2004 und 2005 in der Alten Feuerwache (Köln) und ab 2004 - 2006 mehrmals in der "Vor Ort-Galerie" der HfbK in der City Nord (Ebene plus 14), die ich von meinem Professor Michael Lingner zur Verfügung gestellt bekommen hatte....
All diese Erlebnisse schrieb ich 2002 auf.
Später im Jahre 2008 lernte ich Maria B. aus der Domenikanischen Republik kennen und war ab 2009 sieben Mal für jeweils ungefähr zwei Monate dort.
2009 begann ich meine Reise-Erlebnisse in der Domenikanischen Republik schtiftlich in Notizbüchern oder mit Hilfe von Yahoo aufzuzeichnen (in der Zeit als ich ab 2009 einige Semester Jura in der Hanburger Uni studiert hatte). Auch schrieb ich einige Ansichten zur heutigen Kunstbranche nieder...Von 2012 bis 2013 schrieb ich per Laptop oder schriftlich in mehreren Notizbüchern die Geschichte "Einsamer Tod in Haiti" (Fragment) nieder, 2014 "The Last Dance in Hamburg", 2018 "The Blue Laptop in the Blue Room" (Unvollendet) und "das tödliche Ungesagte" (The Deadly Unsaid, Fragment). Auch gab es z.T. Tagebuch, Kunsttexte,... Alles nur so, um mich auszudrücken. Das blieb jedoch alles in der Schublade oder im Schrank. Und fast keiner weiss davon...Was ich mit den Geschichten geschehen wird, wird sich zeigen.
Erst in der Coronakrise im Frühjahr 2020, als alle Geschäfte geschlossen waren, ich alle Aufträge verloren hatte und mein Konto gesperrt worden war, fing ich wieder mit dem Schreiben an. Einiges davon wurde ab 2020 im Stadtmuseum Berlin veröffentlicht und in einigen anderen Museen in Österreich. Und ich habe nur mit wenigen darüber geredet. Ich bin in manchen Bereichen nicht so offen und lebe eher zurückgezogen.
Ich schrieb eine Weile an der Geschichte mit dem Titel "Das tödliche Ungesagte" (was etwas mit der Körpersprache der Protagonisten zu tun hat - nicht mit Worten.)
Dann machte ich eine Pause und rief Heike mit meinem Handy an (die ich durch Wolfgang Sorges erst um September am 6.9.2022 bei einem Treff in der Momobar kennengelernt hatte), die immer an ersten Dienstag des Monats den Treff "Come Together"in der Momo-Bar (Stephansplatz) organisierte. Wir besprachen Organisatorisches. Später beendeten wir das Handy-Gespräch.
Danach telefonierte ich (das war so ungefähr gegen 11 Uhr) mit der Autorin Sigrid. Sie erinnerte mich an den Termin an diesem Tag um 16 Uhr, den ich beinahe (auch bedingt von Long Covid) vergessen hatte.
"Das ist Zeiseweg 9", sagte sie. In der ehemaligen Viktora-Kaserne in Altona. Das ist ganz in der Nähe ihrer Wohnung (schräg gegenüber).
"Gut. Ich komme 16 Uhr", sagte ich sinngemäß. Wir beendeten das Handy-Gespräch. Ich dachte nach: Das war eines der wenigen Treffen mit Bekannten nach dem zwei großen Coronalockdowns. Denn die meiste Zeit war ich in der Coronakrise zu Hause, hatte -wenn möglich - grosse Menschenaufläufe bzw. Menschenmassen gemieden und hatte wenig Treffs mit Freunden oder Bekannten gehabt. Die Veranstaltung oder das Konzert "Sound of Peace" am Brandenburger Tor am 20.3.2022 war meine erstes Konzert, dass ich nach den grossen Coronalockdowns 2020 und 2021 besucht hatte und die Ausstellung "Aufbrüche - Umbrüche -Abbrüche" im Stadtmuseum Berlin am 15.9.2022, war die erste Ausstellung, die ich besucht hatte. Mehr war kaum. Ich dachte eine Weile nach.
Denn ich hatte vor den Proben um 16 Uhr noch so einige Sachen zu erledigen. Ich musste für den Hamster meiner Tochter Denise einen Tierarzttermin verschieben, wenig später ging ich zu Penny und kaufte Zutaten (Bohnen und Hack) für das Gericht "Chili Con Carne" ein, das ich für Julian zu Hause kochen wollte. Und ich kaufte bei Penny zwei Käsepizzen für meine Tochter,... Als ich nach dem Einkauf wieder zu Hause war, bereitete ich in der Pfanne "Chili Con Carne" für Julian vor. Und für Denise eine Pizza...Dann kam Maria nach Hause. Wir redeten kurz. Dann sagte ich": Ich muss gleich los."
Ich fragte Maria, ob sie mitkommen wollte oder wir uns abends in der Momo-Bar treffen wollten. Doch sie konnte nicht mitkommen.
Nachdem die Kinder ihr Essen bekommen hatten, zog ich mir mein Jacket an. Darunter trug ich blauen Pullover. Maria gefiel das nicht. Maria gab mir kurz darauf andere Sachen: Weißes Hemd, neue Jeans, neuer Anzug, neue Schuhe (das ich Ende August gekauft hatte), die ich kurz darauf anzog. Dann verabschiedete ich mich, ich gab ihr einen Kuss, nahm meinen Rucksack mit und fuhr los. Dann fuhr ich mit der Bahn zur Kellinghusenstrasse, stieg dann um in die U 3 und fuhr damit zur Station Sternschanze. Dort stieg ich wieder in die S 11 in Richtung Blanckenese und war kurz vor 16 Uhr in der Holstentrasse. Als die Bahn am Bahnsteig Holstenstrasse hielt, stieg ich dort aus und lief die Treppen runter. Wenig später kaufte ich an einem Bahnhofs-Kiosk eine Sprite und fragte die Verkäuferin nach dem Zeiseweg. Sie beschrieb mir den Weg.
"Auf der anderen Seite die Straße (Holstenplatz) runter, dann links, dann rechts..."
Ich ging dann die Straße Holstenplatz geradeaus runter, kam dann auf die Holstenstrasse und bog links an der Ampel ab und ging dann die Holstenstrasse geradeaus weiter...(Richtung Sternschanze.) Zuerst fand ich den Zeiseweg nicht und ich musste noch einmal eine Person nach dem richtigen Weg fragen. Kurze Zeit später fand ich den Zeiseweg. Ich lief dann die Zeisestrasse an den leicht gelblichfarbenen Laubbäumen entlang bis ich die Zeisestrasse Hausnummer 9 gefunden hatte. Dort war die ehemalige Viktoria-Kaserne in Altona. Dieses Gebäudes in Altona-Nord steht heute an der Bodenstedtstrasse/Ecke Zeiseweg (Zeiseweg 9) als Überrest eines kaiserzeitlichen Kasernenkomplexes. Es wurde 1878 bis 1883 erbaut und im Volksmund nach einer der damals das Arenal begrenzenden Straßen "Viktora-Kaserne" benannt. Heute ist das ein gemeinschaftlich betriebener Produktionsort für Kunst, Kultur, Erziehung....mit mehr als 250 Mitgliedern.
Als ich die ehemalige Viktorua-Kaserne erreicht hatte, klingelte ich an einer Tür. Kurz darauf öffnete ein junger Mann mit kurzen Haaren die Tür. Ich fragte nach dem Haupteingang.
"Da hinten ist Haupteingang. Gehen Sie da hin", sagte der junge Mann und zeigte nach links (von mir aus gesehen.)
Ich bedankte mich, verabschiedete mich von dem Mann und ging zum Haupteingang. Als ich den Haupteingang erreichte, sassen zwei Männer am Eingang auf ihren Stühlen und unterhielten sich.
"Wo geht es zur Lesung...?", fragte ich.
"Da. Links ist der Saal", sagte der eine Mann. Dann ging ich vorbei an den beiden Männern, die auf ihren Stühlen am Eingang in Ruhe sassen, rauchten und sich umterhielten. Nachdem ich in den Eingang hineingegangen war, kam ich links zu einer Tür. Ich öffnete sie und betrat den Saal. Dort sah ich, wie gross die Cantina oder das Cafe war. Es gibt dort eine tolle Bar am Ende des Raumes. Als ich genauer hinguckte, erkannte ich eigentlich zwei Räume, die in der Mitte durch einen großen Durchgang geteilt worden sind. Ich sah dann Sigrid und Klaus bei Kaffee an einem Tisch sitzen und sich unterhalten. Ich sah, dass Sigrid ihre Notizen, Zettel mit Regieanweisungen , Terminplaner, ihre Bücher u.s.w.. schon auf dem Tisch aufgebaut hatte. Und alles für ihre Probe-Lesung und für die Theater-Stück-Probe sorgfältig vorbereitet hatte. Für ein kleines Theaterstück, das eine kurze Szene aus ihrem Buch
"Tagebuch - Roman einer Zunge" (Gegenwartsroman, Edition Fischer , 152 Seiten. 9,80 Euro. 2009) beschreibt.
Eine Szene, in der eine arbeitslos gewordene Nella (ein Mann mit Zöpfen), sich bei einem Sachbearbeiter im Arbeitsamt vorstellte.
"Nur 10 Minuten Verspätung", sagte Sigrid zu mir.
"Ja. Ich hätte viel zu tun", sagte ich.
Dann unterhielten wie uns.
"Ich habe viel mit meinen Filmprojekten zu tun. Ich hatte auch Corona gehabt, war krank, fiel aus...", erzählte ich.
"Ich hab ein neues Buch herausgebracht", sagte sie. Ein Buch namens "auf antiken Bühnen" (Traumbuch, Venner Verlag, 110 Seiten. 2021.)
"Ja. Toll", antwortete ich.
Dann erzählte sie mehr von den Buch mit dem Titel "auf antiken Bühnen.
Dann schlug sie vor": Du kannst das Buch kaufen."
"Was kostet das?", fragte ich.
"5 oder 3 Euro. Du kannst auch was spenden", sagte sie.
"Ich kaufe das. Für 5 Euro", sagte ich.
So holte ich mein Portemonnaie aus der Tasche und bezahlte das Buch. Dann händigte sie es mir aus. Und ich begann darin rumzublättern und mir einiges anzugucken. Ich fand interessant, was sie so schrieb. Ich kaufte dann auch später an diesem Tag noch ihre Bücher "Tagebuch - Roman einer Zunge" und "Wer kommt als nächster dran" für günstige 10 Euro.
Dann sagte ich irgendwann:" Schade, dass Ingrid nicht dabei ist."
Dann ich dachte immer mehr an Ingrid, die früher wie ich auch in diesem Kreis war, wie wir vor der Coronakrise ab 2016 (als ich neu dazukam) diverse Szenen gespielt hatten. Und wie sie in meinen Filmen mitgespielt hatte. Wir sprachen über sie einige Worte. Dann machten wir weiter.
"Bei der Geschichte mit dem Arbeitsamt" war sie ja sowieso nicht dabei. Da waren ja nur Du und Klaus", sagte Sigrid und gab mir zu verstehen, dass wir dann für ihre Theaterszene weiter proben sollten, wenn die anderen (gleich) kommen würden. Eine Band, die bei ihrer Lesung spielen würde! Sie hatte die Bandmitglieder da draussen in der Nähe der Viktoria-Kaserne und am "Umsonst"-Laden (ihrem Proberaum) getroffen. Wir redeten noch etwas. Dann ging ich zur Bar. Dort warteten einige Leute vor mir und ich mußte erst einmal warten. Nach einer Weile kam ich dran und ich bestellte bei einer Frau an der Bar einen Latte Macciato. Dann musste ich warten und beobachtete wie die Frau an der Bar zwei Latto Macciato - einen für mich und einen für jemand anders - zubereitete: Erst einmal schäumte sie die Milch auf. Dann machte sie den Miniespresso. Dann gab sie den Espresso über den aufgeschlagenen Milch und dann kam der Milchschaum darauf, so dass die typischen Farbschichten entstanden.
Nachdem ich bezahlt hatte, händigte sie mir den warmen Latte Macciato aus und ich ging damit zu dem Tisch, an dem Sigrid und Klaus sassen. Ich setzte mich auf meinen Stuhl hin und fragte Sigrid, wann und ob die anderen noch kommen.
"Sie kommen gleich", sagte Sigrid. Nach einer kurzen Wartezeit ging die Tür des Saals auf und drei Musiker erschienen mit ihren Instrumenten. Ein Teil der Band, denn die anderen fehlten noch und wollten noch kommen. Sigrid begrüßte sie.
"Das ist ja toll, dass ihr gekommen seid", sagte sie.
"Es hat gedauert. Wir mussten das mehrere Male proben. Anders ging es nicht."
Auch ich begrüßte sie. Sigrid schlug vor, dass erst einmal alle sich vorstellten sollten. Ich fing an und stellte mich kurz vor. "Ich bin Berthold...." Ich erzählte, dass ich Filmemacher und Zeichner bin, aber auch Musik gemacht hatte, ein eigenes Musikstudio zeitweise hatte: Moorweidenstraße 36. Mit Konrad Halver und Jörn Sass. Dass ich Psycho - Das Geheimnis gedreht hatte. Der auf dem Fantasy-Filmfestival und in mehreren Kinos gelaufen war. Und ich erzählte, dass ich einige Fortsetzungen von dem Film z.Z. abgedreht hatte, die Filme aber noch nicht fertig geschnitten waren... Zur Zeit arbeitete ich besonders viel an dem Film "Psycho 3 - Auf den Spuren des Lockdown-Killers". Und dreiviertel des Films hatte ich schon abgedreht!
"Ich suche übrigens noch Darsteller", sagte ich.
Daraufhin bekundeten einige Interesse. Sigrid bot an, nachher noch mal genauer mein Projekt vorzustellen, wenn alle Musiker da sind.
Dann stellten sich die Musiker vor. Zuerst fing Olli an zu erzählen. Er erzählte, dass er Keyboards und Piano spielte und er erzählte, was er so machte. Dann stellte sich der Saxophonist Kalle (*Name geändert) vor, dann Mattias*, dann Reiner*, dann Tam. Dan gingen sie zu ihren Instrumenten.
"Wir fangen jetzt an", sagte Sigrid. Klaus spielte Nella und ich den Sachbearbeiter im Arbeitslosenzentrum.
"Okay", sagte ich.
Dann sagte Sigrid zur Band": Und ihr begleitet mich."
"Wie werden wir Dich begleiten? Wie stellst Du Dir das vor?", fragte Kalle.
"Ich lese vor und ihr begleitet das. So üben wir", meinte Sigrid.
Dann übten sie weiter. Olli war am Klavier, Kalle spielte Saxophon, Reiner spielte Gitarre, einer machte Bass ...Sie spielten, um eine düster Stimmung in der Szene zu erzeugen. Sie spielten daher c-moll und d-moll im Wechsel. Das klang anfangs nur beim üben noch etwas unbeholfen. Das ist aber normal beim Üben. Das klang aber nach einer Weile ganz gut. Dann spielten sie noch andere unterschiedliche Akkord-Abfolgen z.B. a-moll, F-Dur, d-moll, Es-Dur,...
Dann spielten sie Blues. Das klang recht gut. Ein wenig wie ACDCs "The Jack", was sie damals mit Bon Scott gespielt hatten. Während die Band spielte, ging ich wieder zur Bar und holte ein Latte Macciato und ein Bier. Und drehte mit meinem Handy auch einige improvisierte Szenen und Selfies, die ich für meinen Film "Psycho 3 - Auf den Spuren des Lockdown-Killers" wahrscheinlich verwenden könnte. Danach ging mit dem Bier und dem Latte Macciato wieder zu dem Tisch, an dem Sigrid und Klaus sassen und der Band beim Proben zusahen. Ich setzte mich an meinen Platz, hörte der Band auch zu und trank etwas von meinem Latte Macciato. Nach einer Weile hörte die Band auf zu spielen. Sie machten eine Pause.
"Ich muss aber noch einmal den Text angucken", sagte Klaus.
"Ich auch", meinte ich.
"Ich lese das vor", schlug Sigrid vor.
Dann studierten Klaus und ich zuerst den Text "Nella beim Arbeitsamt" aus ihrem Buch "Tagebuch - Roman einer Zunge." Dann las Sigrid noch einmal den Text für uns vor. Ich musste mir das ungefähr merken und machte mir daher auch einige Notizen (seit ich Corona und Long Covid hatte, konnte ich mir aufgrund meiner zeitweise auftretenden Konzentrationsschwächen weniger merken als früher). Auch Klaus versuchte sich den Text zu merken. Dann versuchte ich mit etwas, das ich als Haarband benutzte, meine Haare hinten zu einem Zopf zusammenzubinden. So klemmte ich die Haare nach hinten. Klaus setzte sich für seine Rolle als Nella eine graue Perücke mit Zöpfen aus, seinen Hut darüber und malte sich für Lippen mit Lippenstift rot an. Wir beide sahen wenig später witzig aus.
Dann standen Klaus und ich nacheinander auf. Klaus setzte sich als erster an den Tisch, an dem die Szene am Arbeitsamt gespielt werden sollte. Ich setzte mich an dem Tisch Klaus gegenüber. Wir baten Tam alles mit meinem Handy zu filmen. Tam war dazu bereit und ich gab ihm mein Handy. Dann ging das Theaterstück los und Tam drückte den Handy-Aufnahmeknopf. Und wir fingen an unsere Rollen zu spielen.
"Was willst Du hier?", fragte ich als Sachbearbeiter in der Szene.
"Ich suche Arbeit", sagte Klaus als Nella.
"Du bist hier verkehrt. So wie Du aussiehst."
"Ich suche nur eine Arbeit. Ich bin Diakonin."
"Was ist eine Diakonin?", fragte ich in meiner Rolle.
"Eine Diakonin ist eine Frau, die...."
...
Wir debattierten hin und her. Es kam ein witziger Dialog zustande. Dann schickte ich Nella, die in Wirklichkeit ein Mann war, im Theaterstück weg. Dann war die Theaterszene zu Ende.
Dann redeten wir über die Gestaltung der Rolle. Wir fanden, dass die Rolle des Nella mehr aufdringlich schwul sein sollte.
"Willst Du ... lutschen?", lieber nicht. Auch kein Körperkontakt. Das wollten Klaus und ich nicht. Das Theaterstück sollte aber trotzdem witzig klingen. Daher wollten wir uns etwas überlegen, denn bisher klang die Szene nicht so witzig. Also nahmen wir spontan einige Änderungen am Text vor oder improvisierten das etwas anders. Dann war die Zeit vorbei.
Sigrid erinnerte uns daran, dass am 1. November um 16 Uhr die Aufführung hier in der Cantina des "Fux", der ehemaligen Viktoria-Kaserne stattfinden würde (wenn alles im Cafe ein bisschen umgebaut werden würde).
"Da wird die Lesung stattfinden, das Theaterstück und dann die Musikeinlage", erinnerte Sigrid.
Da inzwischen die drei anderen Musiker dazugekommen waren und noch nicht nichts von meinem neuen Filmprojekt gehört hatten, sagte Sigrid zu mir:"Ja. Jetzt kannst Du Dein Projekt wieder vorstellen." Und beschlossen uns alle noch einmal vorzustellen. Ich stellte mich noch einmal kurz vor und erzählte kurz was ich so gemacht hatte z.B. dass ich Musik gemacht hatte und erzählte erst dann von meinem Film-Projekt "Psycho 3 - Auf den Spuren des Lockdown-Killers" und anderen Filmprojekten. Ich erzählte näheres von meinem Film "Psycho 3" und dass ich wegen der Coronakrise nicht alles so umsetzen könnte, wie ich mir das gedacht hatte und dass ich noch Darsteller suchte. Und fasste mich kurz. Ohne mich in den Vordergrund zu rücken.
"Ich hätte Interesse", sagte Olli.
"Wenn Du was hast... Ich bin dabei", sagte Tam.
"Ich auch", sagte Matthias.
"Ich auch. Ich suche Arbeit. Ich bin für jedes Projekt bereit", sagte Kalle, der Saxophonist.
Der Reiner zögerte noch etwas. Aber er wollte auch meine Mail und Telefonummer haben.
Ich gab ihnen meine Handynummer und Tam und Olli versuchten mich kurz darauf auf einem meiner beiden Handys anzurufen, die ich bei mir trug (und auch für meinen Film benutzte). Das klappte nicht, was einige dazu bewog, ihre Adresse auf einen kleinen Zettel zu schreiben und mir zu geben. Auch ich schrieb noch einmal meine Adresse auf mehrere kleine Zettel und verteilte sie an diejenigen, die meine Mail-Adresse haben wollten.
"Kann ich meine Nummer in Deinem Handy ein programmieren?", schlug Tam vor.
Ich erlaubte es ihm und gab ihm mein Handy. Kurz darauf hatten er und ein weiterer Musiker ihre Telefonnummer dort in meinem Handy einprogrammiert. Wir redeten noch eine Weile. Dann standen sie auf, packten ihre Instrumente und sonstige Sachen ein.
"Wie wollt ihr hin?", fragte ich.
"Gleich im die Ecke in den "Umsonst"-Laden", sagte Kalle. Der "Umsonst"-Laden, der ihr Proberaum ist.
"Da wo die Blumen sind, da ist der Laden schon. Das ist leicht zu finden. Ein oder zwei Meter um die Ecke", erklärte mir Tam.
"Ich komme gleich da hin", sagte ich sinngemäß. Dann verließen sie das Fux eG (die ehemalige Viktora-Kaserne.)
Dann ging ich wieder zu Sigrid und Klaus, die immer noch am Tisch der Cantina oder des Cafés sassen.
"Jetzt müssen wir aber gehen", sagte Sigrid.
Ich griff mir mein Bier und Latte Macciato, den ich noch nicht ausgetrunken hatte.
"Hast Du nicht ausgetrunken?", fragte mich Sigrid. "Ich bleibe dann sitzen", ergänzte sie höflich.
"Ich trinke schon schnell aus", sagte ich. Denn ich wollte jetzt auch zum "Umsonst"-Laden gehen.
Dann griff ich die Tasse und trank den Latte Macciato aus, der nicht mehr heiss, sondern warm geworden war.
Klaus verabschiedete sich schon als erster von uns.
"Ich melde mich dann", sagte er. Dann verabschiedeten wir uns von ihm und er ging zur Tür und verließ - wie alle anderen vor ihm - die Cantina und die ehemalige Viktora-Kaserne. Das taten wir kurz darauf auch. Draussen trafen wir Tam, der uns zum "Umsonst"-Laden um die Ecke führte. Als wir dort ankamen, verabschiedete sich Sigrid plötzlich von mir und Tam.
"Dann sehen wir uns am 1. November bei der Theateraufführung um 16 Uhr", sagte sie.
"Ja", sagte Tam.
Dann sagten wir "tschüss " und Sigrid ging den Weg runter vorbei an den gelblichen Bäumen. In Richtung dort, wo sie in der Nähe der Viktoria-Kaserne wohnte.
Ich blickte zu dem "Umsonst"-Laden, dem Proberaum und sah, dass die meisten schon dort reingegangen waren. Ich ging dann auch mit Tam in den "Umsonst"-Laden. Als ich dort hereinkam, dass Olli am Keyboard am Ende des Raumes in der Nähe des Schlagzeugs und rechts am Ende des Raumes sass Matthias am Keyboard. Links neben dem Keyboard sass der Saxophonist. Dann begannen sie zu spielen. Als sie mich sahen, machten sie eine kurze Pause.
"Hallo", sagte ich. Sie grüßten kurz zurück und spielten weiter. Ich setzte mich auf einen Stuhl nicht weit weg von dem Saxophonspieler und hörte ihnen eine Weile zu. Dann machten sie wieder eine Pause.
"Was machst Du für Musik?", fragte mich Olli.
Dann erzählte ich von meiner Musik. Dass ich früher in mehreren Bands gespielt hatte. Dass ich ein Musikstudio in der Moorweidenstraße 36 hatte mit Konrad Halver und Jörn Sass. Und ich dort Mitinhaber war. Ich erzählte, dass ich damals Auftritte hatte im Rahmen einer Tournee. Ich hatte damals meinen Manager Rolf und war als Musiker engagiert, bis ich 1997 den Zeichner Friedrich Karl Wächter kennenlernte und er mir riet von dem stressigen Musikbusiness auszusteigen und lieber Maler zu werden...Was ich auch tat. Ich sagte, dass ich immer noch mit meinem Manager befreundet bin, der viele Connections hat und der heute noch mit Metallica und anderen bekannten Musikern befreundet ist (vor kurzen bewog er Metallica dazu 10.000 Euro für die Hamburger Tafel zu spenden, was sie dann auch taten und er war dann in einem Musikfachblatt mit ihnen auf einem Foto abgebildet, auf dem sie einen riesigen Check mit der Zahl 10.000 gezeigt hatten.) Dann erzählte ich Genaueres von meinen Film-Projekten, als sie mehr erfahren wollten... Aber auch möglichst nur kurz. Ich erzählte auch, dass ich malte.....(ich wollte mich nicht hervortun, aber das eben nicht unerwähnt lassen - denn schließlich suchte ich Darsteller, die an meinem Film mitwirken sollten.)
"Hast Du denn Musik?", fragte mich Olli.
Als auch einige anderen Musiker meine Musik hören wollten, zeigte ich ihnen meine Musik, die ich im Handy hatte.
Ich holte mein Handy aus der Tasche und suchte einen Titel raus": Loneliness." Dieser Titel passend zur Coronasituation ist auch im Coronarchiv veröffentlicht worden. Ich machte in meinem die Musik an, aber leider war der Ton etwas zu leise.
"Ich schließe das Mal bei Bluetooth an", schlug Olli vor.
Dann gab ich Olli mein Handy und er schloss es bei an einem seiner Geräten bei "Bluetooth" an. Zuerst ging es nicht. Nachdem er den technischen Fehler beseitigt hätte, lief mein Stück auf höherer Lautstärke.
"Life today. Is very hard. Nowadays. Only the End. People despute. People get drugs. People destroyed themselfes. People distrust each other. People die in wars. People take drugs People wait only for the end. I stay at home. I worked through my depressions. I want to escape from the darkness. I want to escape from the sadness. I want to escape from the madness. I will resist. I want to make a new start..."
"Sehr sauber produziert", sagte Olli.
"Ich hatte auch einen guten Produzenten", sagte ich. Und ich selber achte auch sehr auf das richtige "Abmischen" am Mischpult.
"Wer schrieb die Musik und die Texte?", fragte Mathhias.
"Ich schrieb die Musik. Und die Texte...", antwortete ich.
"Zeig mal her", sagte Matthias, als mein Text im Handy angezeigt wurde. Ich gab ihm mein Handy, in dem mein Songtext angezeigt wurde.
Er las sich die Texte durch.
"Ziemlich depressiv", meinte Matthias.
"Die hatte ich in einer schwierigen Phase geschrieben", erklärte ich. Meine Mutter war krank damals. Krebs. Ich hatte wenig echte Freunde. Einsamkeit, Depressionen. Es gab aber auch gute Zeiten. Höhen und Tiefen eben.
Ich erzählte aber nur wenig von meinem Leben. Niemand sollte zu viel wissen. Ich bin kein sehr offener Mensch. Ein bisschen isoliert, zurückgezogen und distanziert nur.
Dann erzählte Matthias aus seinem Leben": Ich bekomme Hartz 4. Ich habe Theaterstück aufführen lassen. Das lief ein paar Mal....dann wurde es abgesetzt. Dann war ich da draussen", sagte er. Das war bestimmt frustrierend, dachte ich.
Dann erzählte Olli von sich.
"Ich bin auch zur Zeit arbeitslos. Demnächst möchte ich wieder als Krankenpfleger arbeiten", sagte er. Dann sagte er, dass er frührr als Krankenpfleger gearbeitet hatte. Aber dann aus irgendeinem Grund die Arbeit verloren hatte. Und er berichtete, dass er einen Sohn hat.
Dann erzählte der Saxophonist von sich und seine Konzerte und von seinen musikalischen Einflüssen, für ihn geprägt hatten. Das war aber hauptsächlich der Jazz der 50er Jahre. Da war es stehen geblieben. Ich fand es interessant, dass er so zu seiner Musik stand und sich dafür so einsetzte.
Ich erzählte, dass ich auf die Band "The Doors"stand. Joy Division. Und Queen...
"Doors kenne ich. Joy Division nicht", sagte Olli.
"Ich finde es toll, dass das Publikum bei jedem Auftritt klatscht. Jeder ist irgendwo auch eine Diva", sagte Kalle.
Dann erzählte ich, dass ich gleich zur Momobar gehen wollte. Ich erzählte von dem Treff "Come Together" in der Momobar. Da Matthias Interesse an dem Treff hatte, bot ich ihm an mit mir dort hinzukommen.
Doch dann sagte er": Ich muss erst nach Hause und Sachen wegbringen."
"Ich kann warten", bot ich ihm an.
Doch das wollte er nicht. Jedenfalls nicht an diesem Abend. Später vielleicht schon. Nach einiger Überlegung war es auch für mich so okay. Ich war sowieso müde (Long-Covid-Folgen) und wollte sowieso eher alleine bleiben und auch bei dem Treff in der Momobar nicht lange bleiben. Auch weil Julian bald einen Englischtest schreiben würde und ich mit ihm noch etwas Englisch üben wollte (an diesem Tag und wenn es nicht hinhauen würde, dann nächsten Tag).
Ich und Matthias unterhielten uns noch eine Weile. Dann gingen wir alle nach draußen. Dort vor dem "Unsonst"-Laden setzen wir uns an einen Tisch zwischen den Blumen des kleinen künstlich errichteten Gartens. Ich setzte mich neben Olli und wir redeten miteinander. Olli erzählte von seinen Musikprojekten und Plänen. Ich erzählte von meinen Plänen (obwohl unklar ist, wie sich das alles in nächster Zeit entwickeln würde - wenn man den Ukraine-Krieg betrachtete, die Inflation, die immer noch laufende Coronakrise, die Politik in Deutschland, die Probleme auf der Welt...). Auch unterhielten sich Matthias und Kalle noch über ihre Zeit während der Coronakrise. Kalle erzählte, dass er im Lockdown mit Depressionen zu kämpfen hatte. Das ging auch Matthias so ähnlich. Später verabschiedete ich mich von allen.
Später ging ich den Zeiseweg runter bis zur Holstenstrasse. Dann bog ich nach einiger Zeit rechts Ring 2 in die Holstenplatzstrasse ab. Dort telefonierte ich mit meinem Sohn Julian und riet ihm als Übung für den Englischtest die Englischvokabeln, die ich auf mehrere Zettel geschrieben hatte, zu übersetzen, die ich für ihn vorbereitet hatte. Ich würde dann mit ihm später die Englischvokabeln weiter üben....Nachdem das Telefonat mit meinem Sohn beendet wurde, ging ich zu dem Bahnhof Holstenstrasse und marschierte kurz darauf die Treppen hoch bis zum Bahnsteig. Als die S 21-Bahn kam, stieg ich dort sofort ein und fuhr wenig später bis zur Station Dammtor. Als die Bahn an der Station Dammtor hielt, stieg ich aus und ging zum Mc Donalds-Restaurant und kaufte für Denise Pommes und für mich einen Big Mac und für Julian zwei Cheeseburger zum Mitnehmen - alles in einer grossen Mc Donalds-Tüte verpackt. Nachdem ich die Tüte mit dem Essen nach meiner Bezahlung erhalten hatte, ging ich damit und mit meinem Rucksack, den ich bei mir trug, die Dammtordammstrasse -vorbei am Cinemaxx - entlang bis zu der Strasse Esplanade. Und danach ging ich die Colonaden runter bis zur Momobar in der Büschestraße. Als ich die Momobar betrat, bemerkte ich, dass bei dem Treff "Come Together" nicht viele Leute waren. Ich sah wie Heike an der Bar mit mehreren Personen sass, ging zu ihr hin und begrüßte sie.
"Hallo Berthold. Ich freue mich, dass Du jetzt noch gekommen bist. Ich habe auf Dich gewartet", sage Heike.
"Hallo Heike. Ich war noch bei den Theaterproben bei der Autorin Sigrid...", sagte ich.
"Ich hatte auf Dich gewartet."
Dann stellte sie mir Svetlana vor, die mit einem grauhaarigen Mann (der vermutlich ihr Mann war) rechts neben Heike an der Bar sass.
"Das ist Svetlana aus Russland", erzählte Heike.
Ich begrüßte sie und den Mann, der neben ihr sass. Wir redeten eine Weile miteinander.
"Es sind leider nicht viele Leute genommen", sagte Heike.
Das war natürlich bedauerlich, denn sie hatte den Treff mit viel Mühe organisiert. Aber da gerade drei Tage frei waren (inklusive der Tag der Deutschen Einheit), hatten viele Leute keine Lust am Dienstag auch noch abends unterwegs zu sein und in die Momobar zu gehen. Vermutlich.
Ich erblickte Wolfgang "Sholly" Sorges und "Jakob, der 18.", die mit einer blonden, etwas älteren Frau an einem Tisch sassen und sich unterhielten. Ich ging zu ihnen hin und begrüßte sie.
"Hallo", sagte Wolfgang.
"Hallo...", sagte ich.
Dann unterhielten wie uns. Ich erzählte von Sigrids Theaterstück. Dann besprachen wir über den Film "Psycho 3 - Auf den Spuren des Lockdown-Killers." Ich erklärte ihm die Filmhandlung.
"Wann ist der Film fertig?", fragte Wolfgang.
Ich erklärte, dass die ersten Teile abgedreht waren. Dass es wegen der Coronakrise zu Verzögerungen kam und vieles noch nicht fertig war zum Beispiel der Schnitt. Auch erklärte ich, dass ich in der Coronakrise kaum Geld für solche Projekte hatte und das das Low-Budget oder sogar No Budget-Projekte waren. Viel könnte man nicht erwarten. Aber trotzdem waren meine Erwartungen hoch.
Auch schauspielerisch hatte ich hohe Ansprüche - auch hohe Ansprüche gegen mich selbst. Ich wollte meine Rolle in "Psycho 3" so überzeugend wie möglich spielen. Und musste daher - auch für Sigrids Rollen - zu Hause zum Teil auch proben, Grimassen üben, Texte lernen und überzeugend sprechen zu können. Zwar mögen einige (z.B. Nachbarn) meine Bemühungen belächeln. Ich hatte auch erlebt, dass es bei Theateraufführungen oder Theaterproben einige Probleme gab und einige fremde Leute, die nicht zum Theaterteam gehörten, Probleme machten und fragten": Was spielt ihr da?" und Rolle mit Realität verwechselten! Das ist ebenso manchmal beim Theater oder beim Film so. Ich denke auch bei Klaus Kinski, Clint Eastwood, Mickey Rourke oder Lee Van Cleef hatte es hinter den Kulissen heftig gedonnert und nicht jeder hatte dafür Verständnis. Mein Manager Rolf sagte, ich sollte ignorieren, was andere Leute über mich als Künstler sagen. Das darf nicht Massstab sein, was sie denken. Rolf hatte Erfahrung, da er mit genug Musiker zusammengearbeitet hatte - auch mit Musikern, die betrunken das Hotelzimmer verwüstet hatten...Eben weil es mit vielen Künstlern oder Musikern Ärger gibt (laut seiner Erfahrung), empfiehlt er vielen Künstlern und Musikern nicht umsonst sich eine Rechtsschutzversicherung zuzulegen - denn dann wird es - falls es mal Ärger geben würde - wenigstens nicht so teuer mit den Anwaltskosten, weil die Versicherung das übernimmt. Auch damals hatten einige in den 90ern gelacht, als ich anfing "Psycho - Das Geheimnis des Phantomkillers" zu drehen. War mir sowas von scheissegal. Später als der Film dann in den Kinos lief, verging ihr Lächeln. Es gibt immer wieder Leute, die über Maler, Kreative herziehen. Sie dumm, weltfremd oder verrückt nennen und es selbst sind. Gerade diejenigen, die über andere herziehen (im Internet auf Portalen, in Communitys, in Interviews, als Hater im Internet oder indem sie Horror-Biografien über andere veröffentlichen- besonders wenn z.B. ein Künstler tot ist und sich nicht mehr mit Worten wehren kann...) sind oft selbst die letzten Looser, die oder sensationsgierige Leute, die auf Kosten andere Menschen oder Künstler toll dastehen wollen oder Spass haben über andere herzuziehen oder sie runterzumachen - wobei Neid oft die eigegbentliche Ursache ist. Das sind einfach Leute, mit denen ich nicht weiter kommunizieren möchte ("ich sage meistens tschüss, alles Gute und gehe einfach - den Rest überlasse ich Gott.")
Die heutige Kunst oder Künstler - besonders diejenigen Künstler, die nicht gerade zur Oberliga gehören und reich sind - werden heutzutage oft nicht besonders geschätzt
Man hat das ja in der Coronakrise gesehen, wie die in Not geratene Künstler mit ihren Problemen alleine gelassen wurden! Es gab entweder nur eine kleine Mini-Förderung oder gar keine Förderung!
Darum habe ich kein Bock heute auf viele Kontakte. Auch über solche Themen sprach ich in dieser Zeit öfters mit Wolfgang, Heike, Sigrid oder Jakob. Dann erzählte die ältere Frau mit den blonden Haaren, von ihren beiden Söhnen.
"Meine Söhne beliefern die Filmemacher. Sie arbeiten im Catering-Service", sagte sie.
Ich fand das gut, dass sie die Filmcrews belieferten. Dann hatten die Filmteams wenigstens Essen!
Dann nahm mich Wolfgang beiseite und wir gingen zu einem Tisch, wo wir beide alleine waren.
"Ich habe im Bett einige Wanzen. Die müsstest Du Mal filmen im Großaufnahme. Das wäre wie ein Horrorfilm", sagte er.
"Ja. Mal sehen."
"Tue es nicht so einfach ab. Das wäre eine gute Idee. Das könntest Du dann im Film einbauen", sagte er. Ich erklärte, dass ich momentan keine professionelle Kamera hätte. Denn mit dem Handy würden solche Aufnahnen schwierig werden.
Ich könnte mir aber eine Sony Alpha S 7 2 bei Centric oder...leihen. Das wäre aber zu teuer und aufwändig. Wir redeten noch eine Weile. Dann gingen wir zu dem Tisch zurück, an dem Jakob und die blonde, ältere Frau sassen. Wie unterhielten uns noch eine Weile. Während die anderen Bier tranken, trank ich meine Cola mit Eis. Denn ich wollte erstens nicht so lange bleiben und zweitens die Englischübungszettel von meinem Sohn angucken.
Als es etwa 21:30 Uhr war, ging ich zu Heike, die immer noch mit Svetlana und dem Mann an der Bar sass.
"Schade, dass heute nicht so viel los ist", sagte ich.
"Wir müssen uns noch einmal zusammensitzen und über den ersten Dienstag des Monats unterhalten. Ich bräuchte einen Flyer", antwortete Heike.
Ich bot ihr an eine Illustration für den Flyer zu machen.
"Das wäre gut", sagte sie.
Dann war es fast 22 Uhr. Und der Wirt wurde ungeduldig. Ich merkte: Wir müssten gehen.
"Wir müssen gehen. Der Wirt will schließen", sagte Heike.
"Ja. Ich muss auch nach Hause. Mein Sohn schreibt einen Test", erzählte ich.
Dann verabschiedeten sich die Gäste. Auch Svetlana und ihr Mann. Heike griff sich das Gästebuch und legte es auf den Tisch. Dann legte sie einen Stift daneben.
"Hier ist das Gästebuch. Hier könnt Ihr Euch eintragenn", sagte sie. Ich trug mich dort ein. Dann auch Wolfgang und Jakob. Ich machte schnell mit dem Handy einige Filmaufnahmen, die ich vielleicht verwenden wollte. Dann verließen wie die Momobar. Als wir die Büschstraße runtergingen bis zur großen Theaterstraße, merkte ich, dass Wolfgang und Jakob ziemlich besoffen waren. Sie rissen Witze - auch Witze über Heike (die aber nicht bös gemeint waren). Und ich merkte, dass mein Handyakku leer war und ich mich mehr filmen konnte. Später erreichten wir die U-Bahn Station Stephansplatz und fuhren mit dem Fahrstuhl runter zu den Bahnsteig. Wir gingen alle den Bahnsteig runter. Als Wolfgang und Jakob in der Mitte des Bahnsteigs ein bisschen laut vor sich hinlallten, reichte es Heike. Sie wollte ihre Ruhe haben.
"Mir ist das zu laut. Ich gehe den Bahnsteig wieder zurück und steige hinten in die Bahn ein", sagte sie.
"Ja. Dann mach es. Dann verabschieden wir uns jetzt."
Dann hoffen wir das Rauschen der U-Bahn. Und wussten: Die U 1 würde gleich da sein. Heike und ich vereinbarten schnell am nächsten Tag miteinander zu telefonieren. Dann verabschiedeten wir uns und Heike ging einige Meter zurück. Dann kam die U-Bahn. Als sie zum Stehen kam, stiegen Wolfgang, Jakob und ich vorne in die U-Bahn ein, während Heike irgendwo hinten einstieg. Wir (Wolfgang, Jakob und ich) setzen uns auf unsere Sitzplätze einer Viergruppe und die Bahn fuhr los.
Wir redeten während der Fahrt noch einmal über den Abend.
"Es war ein toller Abend", sagte ich. "Aber mein Handyakku streikte. Ich konnte nicht mehr filmen", sagte ich.
"Dann lass uns nächstes Mal die Wanzen filmen", sagte Wolfgang, der ziemlich betrunken war. Ich antwortete darauf nicht mehr. Wir erreichten dann die U-Bahn Fuhlsbüttel. Dort namen wir wenig später den Bus 174 nach Volksdorf. Als ich die Bushaltestelle Hummelsbüttelerer "Aez " erreichte, stieg ich aus und ging durch die dunklen Straßen nach Hause. Ich war erst um ca. 23 Uhr zu Hause ...
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Es handelt sich um Redewendungen oder Wörter, die sich in der Corona-Pandemie entweder neu gebildet haben oder als Fachbegriffe auch in den Sprachgebrauch von Laien Einzug gehalten haben. Vielleicht können Sie hiermit etwas anfangen.
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Meine Eindrücke in der Coronakrise mit Markern festgehalten.
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Meine Eindrücke in der Coronakrise mit Markern festgehalten.
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Nils Steffen präsentiert das coronarchiv bei der Tagung „Wir jung ist Geschichte“ in Cloppenburg.
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The poster presents the long-term digital archiving strategy that the Hamburg University Archives (Universitätsarchiv - Universität Hamburg) developed for the coronarchiv. The coronarchiv (https://coronarchiv.blogs.uni-hamburg.de/) is an online portal aimed to collect, store and exhibit digital objects (texts, videos, images) about the Covid-19 pandemic. The poster was presented at the 9th Annual Conference of the ICA (International Council on Archives) in Rome (Italy) in September 2022.
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Mit etwas Abstand dieser hoffentlich einmaligen Situation haben sich die Emotionen wieder etwas gelegt. Doch diese Zeit war sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten - je nach dem, welche Perspektive man einnehmen möchte. :) Meine Situation war jene, dass ich im Februar 2020 - als Corona zwar schon in den Nachrichten kusierte, aber in Europa noch nicht das große Thema war - eine Eigenbedarfskündigung des neuen Eigentümers in der WG, in der ich zu diesem Zeitpunkt lebte, erhielt. Dazu ist zu erwähnen, dass ich damals Studentin in den letzten Zügen meines Masterstudiums gewesen bin und spätestens ein Jahr darauf eh aus der Wohnung ausgezogen wäre bzw. hätte ich mit mir durchaus reden lassen, wenn mir der Vermieter zumindest ein bisschen entgegengekommen wäre und nicht nur seine Rechte, sondern auch die Rechte der Mieter:innen in dieser WG gewahrt hätte. Des Weiteren handelte es sich um eine 5-er-WG mit jeweiligen Einzelmietverträgen, d.h. zwar kann der Vermieter die leeren Zimmer nutzen, darf aber nach wie vor keine spontanen, baulichen Veränderungen in den Gemeinschaftsräumen vornehmen, ohne es mit den Mietern abgestimmt zu haben. Bei dem Vermieter handelte es sich um ein Pärchen mit 4 Kindern. Der Ort des Geschehens war eine kleinere Universitätsstadt in - man würde es wohl so gar nicht vermuten - im Herzen von Thüringen.
Während zwei der vier restlichen Mitbewohner sofort ausgezogen sind (ist nicht als Vorwurf zu verstehen, es gab gute Gründe dafür), nahm ich meine Mietrechte von Beginn an wahr und überprüfte zunächst überhaupt erstmal, was die Lage ist - auch ganz im Sinne von §14 Abs. 1 GG: Eigentum verpflichtet, auch ein neuer Eigentümer hat sich an Recht und Ordnung zu halten, selbst wenn er dabei viel Spielraum hat.
Zusammengefasst - die erste Kündigung war zunächst ungültig, weil der Vermieter noch nicht im Grundbuch stand, um überhaupt eine solche Kündigung aussprechen zu können. Des Weiteren hat er offenbar nicht damit gerechnet, dass ich in Widerspruch gehe, weil er seine Wohnung kündigte, noch bevor ich die Frist zum Widerspruch überhaupt wahrnehmen konnte. Das heißt im Umkehrschluss, er hielt an seinem ursprünglich genannten Einzugsdatum (31.07.2020) fest. Dabei bezeichnete er sich nicht nur als "neuer Mitbewohner", sondern verhielt sich leider wie einer, mit dem man aber gar nicht zusammenleben möchte - Psychoterror war nun also vorprogrammiert. In dieser Zwischenzeit wurden nicht nur unangekündigt Handwerker die Wohnungsschlüssel übergeben, Sachen vom Balkon unangekündigt entsorgt, Schlüssel für den Keller weggenommen und Klingelschild durch seinen Namen ergänzt, es folgte auch eine unangekündigte Entfernung einer kleinen Trockenbauwand in der Küche - ohne das auch jemand der restlichen Bewohner:innen vor Ort war. Selbstredend wurde der hinterbliebene Dreck nicht vollständig entfernt, man fühlte sich als Mieter in dieser Wohnung fortan nicht mehr sicher, geschweige denn zuhause. Letztlich ist er tatsächlich ab 31.07.2020 mit Sack und Pack, Kind und Kegel bei uns in die WG gezogen, obwohl nachweislich der Mietvertrag noch einen weiteren Monat gültig war (volle Mietzahlung inklusive).
Mal abgesehen von den Drohbriefen und Beleidigungen, die nicht nur ich, sondern auch alle anderen Beteiligten, die sich versuchten, dem entgegenzustellen, war dieses Vorgehen nur bedingt von Erfolg gekrönt: In einer einstweiligen Verfügung wurde ihm untersagt, bis zum endgültigen Auszug sämliche Bautätigkeiten in den Gemeinschaftsräumen zu unterlassen, d.h. beispielsweise auch Holz sägen auf dem Balkon von früh bis spät, sowie mir die vollen Umzugskosten und Mietzahlung für den restlichen Monat zu erlassen. Die Übernahme dieser Kosten sollte unter der Voraussetzung, dass ich bis Ende des Monats eine neue Wohnung habe, erfolgen. Da ich in eine der nach wie vor am stärksten wachsenden Städte umziehen wollte, war dies eine ziemliche Herausforderung, innerhalb weniger Wochen eine geeignete Wohnung zu finden. Einen Plan B hatte ich im Gepäck - so oder so; er musste zahlen, wobei er verhältnismäßig noch gut weggekommen ist, da es "nur" ein außergerichtlicher Vergleich war. Inzwischen habe ich meinen Master beendet, bin im Berufsleben eingestiegen und bin in einem Wohnprojekt untergekommen, wo mir zwar andere Herausforderungen gegenüberstehen - die Eigenbedarfskündigung ist es jedoch schon mal nicht. :)
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Plakate und Aushänge aller Art im 2. Lockdown in den Berliner Stadtteilen Friedrichshagen, Friedrichshain, Neukölln und Mitte, Frühjahr 2021.
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Geschlossene Läden und Gaststätten im 2. Lockdown in den Berliner Stadtteilen Friedrichshagen, Friedrichshain, Neukölln und Mitte, Frühjahr 2021.
Läden in Friedrichshagen haben Protestplakate in den Schaufenstern.
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Ich habe mich zum zehnten Mal in einer ruhigen Stunde hingesetzt und einige Gedanken der letzten Monate niedergeschrieben.
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Tagebuchaufzeichungen der Covid Erkrankung und der folgenden Long Covid Erkrankung Teil 1 (29.10.2020 bis 05.09.2021)
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M. E. handelt es sich bei Corona nicht um eine wirkliche, sondern um eine herbei getestete "Pandemie"; überhaupt: der Ausdruck Pandemie ist in diesem Falle falsch.
Ich bin bis heute ohne Test ausgekommen , habe weder einen PCR noch einen Schnelltest gemacht.
In der Bevölkerung hat sich eine Hysterie breit gemacht, befeuert durch die Medien und Virologen.
Das einzige Medium , dass es realistischer sieht, ist die Zeitung mit den grossen 4 Buchstaben.
Tausende Menschen starben hierzulande besonders im ersten "Corona"- Jahr 2020 an den überharten , völlig überzogenen Maßnahmen wie z. B. aufgrund der monatelangen Besuchsverboten in den Pflegeheimen.
Alles in Allem kann man durchaus behaupten: die überharten Maßnahmen waren für die Allgemeinheit schlimmer als dieses Virus aus dem Labor selbst. Umso unverständlicher ist es, dass nun erneut harte Maßnahmen für ab Herbst diskutiert werden.
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Werbebanner an einem Zaun des Geländes des Fußballvereins VfB Gartenstadt in Mannheim (Stadtteil Gartenstadt), gegenüber dem Carl-Benz-Freibad in der Baldurstraße 57. Die eigentliche Adresse des VfB Gartenstadt lautet jedoch Anemonenweg 20-40.
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Ich habe mich zum neunten Mal in einer ruhigen Stunde hingesetzt und einige Gedanken der letzten Monate niedergeschrieben.
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Covid-Testzentrum in der Römerstraße 44 in Worms am Rhein.
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Natürlich hat die Corona-Zeit viele wirtschaftliche und gesellschaftliche Nachteile und Belastungen hervorgerufen.
Doch aus einer ganz persönlichen Perspektive, aus der Sicht von Menschen mit speziellen gesundheitlichen oder finanziellen Nachteilen gab es auch Vorteile:
Da viele Menschen wegen der Corona-Beschränkungen nicht reisen konnten, fiel es auch nicht auf, wenn man aus gesundheitlichen oder wirtschaftlichen Gründen nicht in Urlaub fahren konnte.
Für Menschen, die Diät halten müssen entfiel auch die Außenseiterrolle, das Ausgeschlossen-Sein, das sich sonst bei Feiern und Einladungen beim gemeinsamen Essen ergibt.
In gewisser Weise hat Corona die Menschen auch ein wenig ‚gleicher‘ gemacht.
Und … es gibt auch etliche Leute, die gar nicht so traurig waren, wenn irgendwelche Feiern oder Treffen abgesagt wurden, an denen man sonst aus Pflichtgefühl teilgenommen hätte.
Ein interessanter Aspekt während der Corona-Zeit war auch die Einführung des Narrativs die Bevölkerung hätte eine Corona-Hysterie erfasst. Weder persönlich, noch bei der Beobachtung der gesellschaftlichen Verhaltensweisen habe ich Hysterie erlebt. Es sieht vielmehr so aus, als sei dieses Narrativ von ‚Querdenkern‘, Impfgegnern usw. aufgebracht worden, um Maßnahmen gegen das Coronavirus zu diskreditieren. Sicher, nicht alles lief optimal, aber Hysterie gab es eigentlich nur bei den genannten Außenseitergruppen, die wutentbrannt den Untergang der Freiheit deklamierten, Ärzte, Impfwillige und Journalisten angriffen, zum Teil auch gewalttätig.
Leider haben manche der Medienvertreter dieses Narrativ sogar aufgegriffen, anstelle es zu widerlegen.
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Ich habe 2020 ein Buch geschrieben mit dem Titel: "Corona. Die ersten 100 Tage. Logbuch einer Reise ins Ungewisse", das inzwischen veröffentlicht ist. Dieses YouTube-Video beinhaltet den Text des 1.Tages meines Logbuchs.
https://www.youtube.com/watch?v=AeLjBhZObOY&t=45s
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Tagebuchnotizen 2021/22
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Meine Erlebnisse am 16.6. und 17.6.2020 in Hannover und Köln in der Zeit der Coronakrise
Die Filmpremiere
Ich fuhr mit dem Zug am 16.6.2020 von Hamburg nach Hannover. Ich sass ganz rechts im Abteil am Fenster in Fahrtrichtung und hatte mein Rucksack dabei. Mein Abteil dort teilte ich mit zwei weiteren Personen: Mit einem älteren Mann, der links vor mir auf seinen Platz entgegen der Fahrtrichtung sass und einen jungen Mann, der links neben mir auf einen Platz in Fahrtrichtung sass. Wir alle trugen eine Maske. Nachdem ich mit dem Zug eine Weile gefahren war, holte ich meinen Stift und Zeichenblock aus meinem Rucksack und fing an - ohne dass es bemerkt wurde -, den älteren Herren mit grauen Haaren und Maske zu zeichnen, der mir links gegenüber sass. Dann hörte ich mit dem Zeichnen auf und las eine Weile. Später wollte ich genau wissen, wo sich die Kröpke-Uhr in Hannover genau befand, zu der ich wollte. Ich begann deshalb in meinem Handy im Internet die Karte zu suchen. Als ich die Karte fand, suchte ich die Stadt Hannover und auch die Kröpke - Uhr. Ich schob die bewegliche Karte auf dem Display hin und her, suchte und suchte bis ich die Kröpke-Uhr endlich fand. Dort an der Kröpke-Uhr sollte die Premiere des Films "WhenWeStayedAtHome" von dem Filmproduzenten Andreas Barthel, von dem Filmproduzenten Markus Keese und von der Filmregisseurin Susi Duhme stattfinden. Und ich wirkte in dieser Filmdokumentation als Darsteller mit. Ich war in dieser Zeit froh, dass ich überhaupt zeitweise Arbeit bekommen hatte und an dieser Filmproduktion mitwirken konnte und ich hatte natürlich auch meinen Spass. Denn in Hamburg hatte ich wegen der Coronakrise (seit der Lockdown Mitte März 2020 begann) alle Mal- und Illustrations-Aufträge verloren und ich nahm deshalb alles an, was ich in dieser Zeit notgedrungen kriegen konnte. An dieser Produktion "WhenWeStayedAtHome" wirkten neben mir noch 43 Darsteller aus verschiedenen Ländern mit (wobei die meisten aber aus Hannover kamen), die einem öffentlichen Internet-Aufruf von Andreas Barthel gefolgt waren und bei ihm eigenes Video-Material aus der Corona-Krise eingereicht hatten. Auch Produzent und Sänger Ossy Pfeiffer, Sängerin Anca Graterol, der TV- Zauberer Cody Stone, der Musiker, Autor und Wissenschaftler René Schiering wirkten in diesem Film mit. Nach meiner Vorstellung sollte diese Filmpremiere und auch mein weiterer Aufenthalt in Hannover und auch meine spätere Weiterfahrt nach Köln noch an diesem Abend gut laufen. (Doch es kam später nach der Filmpremiere ganz anders.)
Ich hing in der Bahn eine Weile unterschiedlichen Gedanken nach. Zum Beispiel dachte ich an die mühselige Arbeit an den Film "WhenWeStayedAtHome" von Andreas Barthel, zu dem ich viel Film-Material zugesteuert hatte, das ich mit meinen zwei Handys (Samsung Galaxy J 4+ und Huwai P 20) in Hamburg gedreht hatte. Auch dachte ich auch an mein eigenes Filmprojekt namens "Corona-Tod in der Stille", an das ich in Hamburg gerade arbeitete und das anders als Andreas Barthels Film-Doku "WhenWeStayedAtHome" war. Mein Film "Corona-Tod in der Stille" war ein Film-Drama (ca. 120 Min.) über das Leben in Zeiten des Coronavirus in Hamburg und zum Teil auch in Berlin, das wegen unterschiedlicher Probleme in der Corona - Krise damals nicht fertig wurde (als ich und die Darstellerin Ingrid Hammill zum Beispiel Ende Mai und Anfang Juni 2020 unter Corona-Verdacht gerieten, konnte an den Film "Corona-Tod in der Stille nicht mehr weitergerarbeitet werden). Auch hatte ich andere Projekte wie zum Beispiel mein früheres Musik-Malerei-Projekt "The Ultra Creative Project", an das ich während der Corona-Krise weiter arbeiten wollte (das wollte ich schon 2019 aufleben lassen und es sollte auch einige Auftritte geben.) Doch auch das fiel wegen der Corona-Krise und des Auftrittsverbots 2020 flach. Wie so vieles. Und darüber war ich sehr deprimiert.
Ich war noch eine ganze Weile in unterschiedlichen Gedanken versunken. Dann erreichte der Zug den Bahnhof Hannover Hauptbahnhof. Es war kurz vor 14 h. Ich verliess den Zug und dann den Bahnsteig. Ich ging kurz darauf die Treppe runter. Wenig später fragte ich bei der Hauptbahnhof-Information im Bahnhofsgebäude nach dem Weg zur Kröpke-Uhr. Die Personen am Schalter wussten nicht viel. Etwas enttäuscht ging ich dann zum Reisebüro im Bahnhofsgebäude. Dort zeigten mir die Reisebüro-Mitarbeiter dann die Richtung und den Weg zur Kröpke-Uhr. Da ich noch etwas Zeit hatte, ging ich daher zum Mc Donald`s-Restaurant, das sich ebenfalls im Bahnhofsgebäude befand, ging dort rein und bestellte dort an der Kasse etwas: Chicken Mc Nuggets und ein Getränk. Ich musste aber am Eingang ein Formular ausfüllen. Zur Sicherheit in der Coronakrise, um das Infektionsgeschehen zu verfolgen. Das sollte mit einem Handys gemacht werden und man musste auch seine Telefonnummer angeben. Aber das ging mit meinem ersten und dem zweiten Handy, die ich bei mir hatte, nicht. Wenig später verlor ich die Geduld und füllte das Formular mit der Hand aus, was dann von einem McDonald`s-Mitarbeiter akzeptiert wurde. Mit Handy das Formular auszufüllen war mir in diesem Moment zu kompliziert. Auch dauerte es bis ich mein Essen bekam. Nachdem ich später an der Kasse das Essen auf einem Tablett erhalten hatte, bekam ich von einer Mc Donald`s-Mitarbeiterin dann noch eine Nummer für einen Tisch. Doch dieser Tisch war schon durch einen Mann, der dort sass, besetzt. Deshalb musste ich einen anderen Tisch nehmen, den ich auch kurz darauf fand. Als ich gerade zu dem Tisch gehen wollte, hatte ich versehentlich meine Maske nicht auf meinem Gesicht. Ich hatte sie versehentlich abgesetzt.
"Maske bitte aufsetzen", sagte eine McDonald`s-Mitarbeiterin zu mir.
"Sorry. Das hatte ich vergessen. Das mach ich doch", sagte ich und setzte schnell die Maske auf.
Dann ging ich mit dem Tablett zu dem Tisch und ass einen Augenblick später mein Essen. Nachdem ich das Essen aufgegessen hatte, verliess ich das Mc Donald`s-Restaurant. Mir war die Stimmung dort zu unentspannt. Das war nicht in allen Mc Donald`s-Restaurants in dieser Zeit so, aber dort wo ich gerade war gingen mir einige Leute ziemlich auf den Wecker. Was auch an dem ganzen Stress in der Corona-Krise lag. Wenig später ging ich zu einem Reisebedarfsladen im Hauptbahnhofsgebäude. Auch da galten die aus meiner Sicht notwendigen, aber nervigen Pandemie - Regeln. Es durften nur zwei Leute in den Reisebedarfsladen rein. Ich musste daher draussen vor dem Reisebedarfsladen warten bis die zwei Leute, die dort drinnen an der Kasse standen und vor mir dran waren, endlich den Laden verließen. Mir wurde wieder bewusst: Mit Corona war das noch lange nicht vorbei. Ich wartete einige Zeit vor dem Reisebedarfsladen. Dann gingen die zwei Leute endlich aus dem Laden raus und ich kam dran. Ich ging dort rein und kaufte mir zwei Zeitungen in der Hoffnung, dass sie über das Filmprojekt "WhenWeStayedAtHome" von Andreas Barthel berichtet hatten. Doch da war aktuell nichts zu finden (die "taz"-Zeitung hatte aber einige Tage zuvor über den Film berichtet). Ich verliess dann den Reisebedarfsladen und schrieb kurz darauf meinem Onkel Albrecht (Bruder von meinem Vater) eine Mail-Nachricht auf mein Handy in der Hoffnung, dass er (vielleicht mit Tante Irmgart und der Tochter Bettina) zu der Premiere von "WhenWeStayedAtHome" kommen würde. Doch ich war realistisch und machte mir da keine grossen Hoffnungen wie mein Vater schon vermutete. Er würde bestimmt keine Zeit haben. Und ich behielt recht: Es stellte sich später heraus, dass er wirklich keine Zeit hatte. Ich folgte wenig später dann der Wegbeschreibung des Reisebüros, ging die Bahnhofstraße entlang an der Niki-de-Saint-Phalle-Promenade und erreichte nach einiger Zeit dann die Kröpke-Uhr. Dort traf ich Andreas Barthel und Susi Duhme, die gerade die Installation des Monitors (auf dem der Film "WhenWeStayedAtHome" laufen sollte) in der Kröpke-Uhr vorbereiteten. Ich begrüßte sie. Und ich traf dort auch auf den sympathischen Co-Produzenten Markus Keese. Ich begrüßte ihn ebenfalls und kam mit ihm kurz ins Gespräch. Er erzählte, dass er im Lockdown am Osterfeuer alleine war. Und er erzählte das mit viel Humor. Er hatte dieses Ereignis filmisch dokumentiert und das war auch in der Doku "WhenWeStayedAtHome" zu sehen. Und dann sprach ich mit Andreas Barthel nachdem er den Monitor mit einigen Mitarbeitern in der Kröpke-Uhr installiert hatte.
"Wir haben alles vorbereitet, Film läuft. Schön, dass Du da bist. Dass Du mitgemacht hast....", sagte er.
Wir redeten eine Weile. Eigentlich hatten wir per Mail abgemacht, dass wir uns hier in Hannover Donnerstag treffen würden. Da er nun viel zu tun hatte, würden wir es jetzt bei diesem Treffen an der Kröpke-Uhr belassen und hier alles andere besprechen.
"Donnerstag muss leider ausfallen - ich habe viel zu tun", sagte er.
Ich verstand das. Schliesslich hatte er wirklich viel zu tun. Und ich hatte auch Donnerstag keine Zeit. Denn ich wollte später - nach einer Planänderung - weiter nach Köln fahren und zwar noch an diesem Tag (am Dienstag). Während die Mitarbeiter noch mit dem Aufbau beschäftigt waren (z.B. Kabel anschlossen...) und alles für die Film-Premiere vorbereiteten, unterhielt ich mich mit Andreas Barthel kurz weiter und ich erzählte ihm kurz von meinen Filmprojekten. Dann beendeten wir das Gespräch, da die Premiere des Films und die Eröffnungsrede gleich beginnen würde - wegen der Coronakrise leider nicht vor einer grossen Menschenmenge. Andreas Barthel wollte ein Interview vor laufender Kamera machen. Vermutlich für einem Sender aus Hannover? Das wusste ich nicht genau. Auch mit Susi Duhme unterhielt ich mich kurz bevor der Film losging. Ich blickte mich weiterhin um. Im (wegen der Coronakrise) kleinen Publikum waren verschiedene Leute, die ich nicht kannte (ca. 30-35 Leute, die von einander Abstand hielten). Aber ich ahnte, dass auch einige prominentere oder bekanntere Leute hier damals anwesend waren. Dann fand die Eröffnungsrede von Andreas Barthel und Susi Duhme statt, die auch von einem Kameramann gefilmt wurde. Die Rede wurde nur kurz und knapp gehalten. Andreas Barthel sagte etwas zu dem Film "WhenWeStayedAtHome" und dann Susi Duhme. Das war 's dann. Dann wurde der Film in der Kröpke - Uhr gezeigt. Ich sah mir den Film genau an und war positiv überrascht. Dieser 45-minütige Film war eine gelungene Dokumentation über die Coronakrise und kam auch bei dem Publikum gut an. In diesem Film wirkten viele interessante Leute mit. Ich sah auch einige bekannte Gesichter zum Beispiel Anca Graterol, Cody Stone, Ossy Pfeiffer und René Schiering. Und es wirkten in dieser vielschichtigen Film-Doku noch viele andere interessante Leute mit. Sie zeigten Ausschnitte aus ihrem Leben und was sie so machten in der Coronakrise (zum Beispiel spazieren gehen, lesen, fernsehen, aufräumen, Musik produzieren,...). Andere gaben einige kurze Statements zur Coronakrise ab. Es gab in der Film-Doku auch musikalische oder schauspielerische Darbietungen. Und auch ich war in dem Film zu sehen: Als Maler, der ab und zu deprimiert drein blickend seinen Schnaps trinkt. Nach der Film - Premiere unterhielt ich mich mit Susi Duhme.
"Von wegen Solidarität in der Corona-Krise. Ha. Davon merke ich wenig. Vielleicht kommt zweite Welle - dann kannst Du eine Film-Fortsetzung drehen. Besser jetzt einen Film drehen - in einem Jahr wirkt das nicht mehr authentisch. Da sind dann die Emotionen weg", sagte sie. Ich sah das so ähnlich.
Dann - nachdem wir geredet hatten - verabschiedeten sich Andreas Barthel und Susi Duhme von allen Leuten. Auch von mir. "Ich werde den Film bei IDMb anmelden", sagte Andreas und er fragte mich (da ich mit der Internet Movie Database, kurz IMDb einige Erfahrung hatte), wie das genau funktionierte. Ich gab ihm einige Tipps. Dann ging er.
Danach ging ich spazieren, redete mit meinem Vater per Handy und erzählte ihm von der erfolgreichen Film-Premiere. Mein Vater gratulierte. Auch Maria und meine Kinder rief ich an. Und ich versendete einige kurze Mails an meine wenige Freunde. Dann begann es zu regnen. Ich stellte mich in einem überdachten Geschäftseingang unter mit Blick auf die Kröpke-Uhr, die vom Regen eingeduscht wurde. Dort warteten mit mir mehrere Leute. Und sie blickten oft auf die Kröpke-Uhr. Dort lief der Film "WhenWeStayedAtHome" in Dauerschleife (Bis zum 1. August 2020). Und wie es regnete! Es schüttete aus allen Wogen. Ein heftiger Platzregen, der mehr als eine Stunde anhielt. Solch einen Regen sah ich selten. Oder es kam mir nur so vor. Dann war das Regen auf einmal vorbei und auch das lange Warten. Ich machte einige Fotos - auch Selfies - an der Kröpke - Uhr. Und machte auch einige kurze Videos. Dann ging ich in der Nähe der Kröpke-Uhr spazieren. Dann waren irgendwann meine Handyakkus leer und ich konnte sie nirgendwo aufladen. Da ich noch Zeit hatte, setzte ich mich auf eine Bank auf der Niki-de-Saint-Phalle-Promenade und zeichnete dort eine Weile meine Umgebung. Danach ging ich zu Saturn. Ich wollte weiter nach Köln fahren (was ich schon etwas früher geplant hatte) und ich hatte zum Glück im Hamburg Hauptbahnhof vor der Reise nach Hannover an diesem Tag extra für 90 Euro eine Karte genommen, mit der ich nicht nur nach Hannover fahren konnte, sondern nach einer grossen Pause auch nach Köln weiterfahren konnte. Denn Hannover lief zwar die Film-Premiere und ich hatte einige Kontakte wie Andreas Barthel und sein Team. In Köln hatte ich jedoch mehr (so dachte ich in dieser Zeit). Ich kannte zum Beispiel einen Filmemacher, der dort für den Sender RTL arbeitete. Ich hatte auch von früher einige Kontakte in der Kölner Kunstszene gehabt. Denn ich hatte früher vor der Coronakrise in den Jahren 2005 und 2006 zweimal eine Ausstellung in der "Veranstaltungs- und Kunsthalle" Alte Feuerwache in Köln gehabt, ich hatte bei meinen Ausstellungen dort als Musiker im Rahmen des 2002 gegründeten "Ultra Creative Projects" mehrere Konzerte gegeben und ich konnte zum Beispiel versuchen in der Coronazeit dort etwas zu erreichen zum Beispiel wenigstens eine kleine Ausstellung mit besonderen Abstandsregeln organisieren. In der Nähe der Feuerwache gab es auch Leute, die kunstinteressiert waren und vielleicht ein Bild kaufen würden. Ich musste das versuchen. Denn ich hatte eine Familie zu ernähren und war deshalb unter Druck! Obwohl ich wusste, dass das in der Coronakrise kaum möglich war, weil auf dem Kultur - und Filmsektor wegen Corona fast alles dicht gemacht hatte, sämtliche Ausstellungsräume geschlossen waren, Filme kaum noch produziert wurden...Die Situation war so schlimm, dass auch Hollywood Film - Pause bis 16.6.2020 machten musste (bis auf Ausnahmen, denn es gab aber wenige Leute wie ich, die im Homeoffice mit Einhaltung der Abstandregelungen Filme produzierten oder es zumindest auf bescheidene Art versuchten). Aber vielleicht konnte ich ein Bild verkaufen oder eine Onlineausstellung machen, dort Kontakte knüpfen, neue Inspirationen sammeln und all das auch mit etwas Urlaub verbinden....Ich hatte deshalb die Reise nach Köln geplant und ich hatte auch das richtige Ticket. Es fehlte nur noch ein Hotelzimmer, das ich noch in Köln finden wollte. Aber ich habe ja Zeit und eine Lösung wird sich schon finden, so dachte ich in dieser Zeit. Ich wollte anfangs nach der Premiere eine Rundreise mit einem Reisebus in Hannover machen - das ging wegen Corona vermutlich gar nicht oder nur mittags. Als ich mich auch auf dem Ernst-August-Platz befand, bestätigten sich meine Annahmen. Ich sah dort nirgendwo einen Rundreisebus. Ich war darüber aber nicht traurig oder verärgert. Denn nach kurzer Zeit hatte ich die Lust auf eine Rundreise verloren. Ich wollte mir lieber bei "Saturn" (Elektrofachmarkt) auf dem Ernst-August-Platz ein neues Handy-Ladekabel kaufen. Wenig später betrat ich deshalb Saturn. Ich bemerkte dort, dass äußerte Vorsicht vor Corona angesagt war: Vieles war daher abgesperrt, Masken mussten getragen werden und auf Abstand musste geachtet werden. Vieles wurde deshalb "runtergefahren", die Verkäufer passten besonders auf und auch die Toilette war geschlossen! Was notwendig und richtig war, um die Ausbreitung der Corona-Pandemie zu verhindern! Ich fuhr mit dem Fahrstuhl auf die erste Etage hoch. Es gab auch oben keine Toilette. Ich suchte auf dem ersten Etage vergeblich nach einem USB-Stick. Und vergeblich nach einem Verkäufer, der mir weiterhelfen konnte. Da auf der ersten Etage zu wenig Verkäufer waren, musste ich lange nach einem Verkäufer suchen, der nicht im Gespräch mit anderen Kunden war, Zeit für mich hätte und mir zeigen konnte, wo es die USB-Sticks gab. Nach einer Zeit fand ich endlich einen jüngeren Verkäufer, der mir weiterhelfen konnte. Als ich mit ihm sprach und nach dem USB-Stick fragte, machte er Witze - ganz im Gegensatz zu den anderen Verkäufern, die ernsthafter blickten und nicht so locker waren. Das erzeugte in mir in diesem Moment viel Positives. "Wenn Sie mich fragen, wo ein USB-Stick ist, werde ich Sie erstklassig auch bedienen. Hier sind die", sagte er lächelnd. Ich nahm den 128er-USB-Stick. 2 Stück Stück davon. Sicher ist sicher, dachte ich. Denn ich wollte auch viel für mein eigenes Filmprojekt "Corona - Tod in der Stille" filmen und brauchte deshalb viel Speicherplatz. Ich nahm noch ein Kabel, das aber - wie sich später herausstellte - das falsche Kabel war. (Es war meine Schuld, denn ich hätte besser aufpassen müssen.) Wenig später marschierte ich nach langem Anstellen an der Kasse (die mit einer durchsichtigen Trennwand versehen war) und nachdem ich bezahlt hatte, aus dem Saturn-Markt. Dann ging ich in die Nähe des Hauptbahnhofeingangs, in dessen Nähe die Polizeiwache war. Ich wollte meine Reise dokumentieren. Aber ich ärgerte mich, dass mein Handy voller Daten war und ich weder filmen noch fotografieren konnte. Deshalb machte ich mein Handy wieder für das Fotografieren oder Filmen funktionstüchtig, indem ich diverse Handy-Daten auf mein USB-Stick per Mikro-USB-Adapter-Kabel überspielte, um freien Speicher-Platz für das Fotografieren und Filmen zu schaffen. Danach machte ich am Hauptbahnhof mehrere Fotos und Videos. Danach ging ich wieder in die Hannover Hauptbahnhofshalle. Dort erfuhr ich wenig später, dass nur noch ein Zug um diese Uhrzeit (ca. etwas nach 20 Uhr) nach Köln fuhr! Es war der letzte Zug und den wollte ich nehmen! Und da es schon spät war, musste ich mich beeilen. Vor der Weiterfahrt nach Köln kaufte ich - in Windeseile - noch in einem kleinen Supermarkt im Hannover Hauptbahnhofsgebäude ein. Einige Getränke und etwas zu Essen zum Beispiel ein Salat. Leider fiel mir aus Versehen eine Flasche an der Kasse runter. Das tat mir leid, ich entschuldigte mich und zahlte dann. Die Verkäuferin verzieh mir und wischte dann alles auf. Dann lief ich schnell zum Zug, dem letzten Zug in dieser Uhrzeit, stieg ein und ass wenig später drinnen im Zug den Rest meines Essens auf - mit einer Plastikgabel, die ich von meinem vorletzten Mc-Donald`s-Kauf noch im Rucksack hatte.
Die mysteriöse Gestalt im Dunkeln
In dem Zug setzte ich mich - weil ich vom Rennen zum Zug etwas aus der Puste war - aus Versehen in die erste Klasse. "Hoffentlich klappt es mit einem neuen Auftrag oder Job", dachte ich etwas verbissen. Auch wollte ich endlich in Köln einige Filmaufnahmen für meinen Film "Corona-Tod in der Stille" machen. Dann kam eine Fahrkartenkontrolleurin. "Sie sitzen falsch. Sie müssen in die zweite Klasse", sagte sie. Und so musste ich mich in die zweite Klasse begeben. Dort fand ich zum Glück einen Fensterplatz. Ich setze mich dort an einen schmalen Tisch. Dieser Platz war nicht sehr bequem, aber das störte mich nicht sehr. Hauptsache ich habe noch einen Platz gefunden, sagte ich mir. Vor mir gegenüber am Tisch sass eine Oma mit ihrem frechen Enkelkind. Und wie er die nette und sehr gutmütige Oma beleidigte! Da ging es zum Beispiel um das Bedienen des Handys.
"Du weisst doch gar nicht wie das mit den Geräten, mit dem Handy funktioniert. Du weisst gar nichts", sagte er.
Immer wusste er alles besser. Intelligent war er - das merkte man, aber inakzeptabel frech. Er guckte mich auch oft ablehnend und böse an. Mit der Oma redete ich später während er Fahrt nur kurz. Wir redeten auch über die Coronakrise und ich erzählte kurz von einigen von meinen Erlebnissen während der Coronakrise...
"Ist doch alles locker inzwischen", sagte sie.
Auch weitere Äusserungen von ihr zeigten, wie locker sie vieles in der Coronakrise sah. Ich war innerlich etwas empört, weil ich das als einen bisschen von der Krise betroffenen Künstler nicht so einfach akzeptieren konnte. Sicher wurden einige Hygiene-Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie etwas gelockert zum Beispiel die Restaurants hatten inzwischen wieder auf, wobei sich die Leute weiterhin an die Hygienemassnahmen halten sollten. Und auch für diejenigen, die von der Coronakrise nicht betroffen waren, war vieles lockerer. Aber für die Künstler und Veranstalter sicherlich nicht! Denn die Veranstaltungsbranche lag immer noch am Boden und die Künstler erhielten immer noch keine Unterstützung! Konzerte fanden mich nicht statt. Und auch die Prostituierten, die wegen der Hygienegesetze nicht arbeiten konnten, erhielten immer noch keine finanzielle Unterstützung. Und auch viele andere (Gastronomen, Selbständige, Taxifahrer,...) ging es während der Coronazeit nicht gut. Locker war vieles auf keinen Fall! Ich kannte zum Beispiel in Hamburg genug Leute, die von der Coronakrise betroffen waren und vieles nicht so locker sahen! Jedenfalls kamen wir beim Gespräch beim Thema Corona nicht so richtig auf einen Nenner, weil wir das etwas unterschiedlich sahen (obwohl sie ansonsten nett war und wir uns über andere Themen während der Fahrt gut unterhalten konnten). Besonders der Enkel der Oma ging mir auf den Wecker. Und als sie ausstiegen, hatte ich endlich meine Ruhe. Während der restlichen Fahrt schlief ich, zeichnete, schrieb Geschichten und verarbeitete meine Erlebnisse. Denn die meiste Zeit bin ich in der Coronakrise Zwangsarbeitslos und muss mir daher mühsam Arbeit schaffen, dachte ich. Etwa um 23:50 Uhr (kurz vor 0 Uhr) rollte der Zug endlich im Kölner Hauptbahnhof ein. Ich stieg gerade aus dem Zug, als meine Lebensgefährtin Maria und mein Sohn Julian mich auf meinem Handy anriefen. Ich befand mich gerade auf dem Bahnsteig im Kölner Bahnhofsgebäude, als ich das Gespräch entgegen nahm. Maria erzählte mir bei unserem Handygespräch, dass sie krank war. Es war eine Allergie vermutlich. Ich guckte daher mit meinem Handy im Internet nach Medikamenten. Als ich wenig später fündig geworden war, rief ich meine Lebensgefährtin Maria zurück. Ich empfahl - nachdem ich mich auf die Schnelle im Internet informiert hatte -, einige pflanzliche, ungefährliche Medikamente und riet ihr sicherheitshalber zur Apotheke zu gehen und sich dort beraten zu lassen. Oder besser zum Arzt zu gehen, wenn es schlimmer werden würde. Ich wünschte ihr gute Besserung. Mehr konnte ich in diesem Moment nicht tun. Auch sprach ich kurz mit meinen beiden Kindern. Dann beendete ich das Handy-Gespräch, verließ den Bahnsteig und ging die Treppen runter zu dem Einkaufszentrum unter den Gleisen, das aus sechs Passagen bestand und dem sich ca 80 Geschäfte ("alles fürs tägliche Leben, sowie Dienstleistungen und Gastronomie") befanden, von denen die meisten - so erfuhr ich später - von Montag bis Sonntag von 8-22 Uhr offen hatten, einige jedoch länger. Während ich in der A-Passage (zumindest ging ich später davon aus, dass es die A-Passage war) in Richtung Ausgang Breslauer Platz ging, einer der sechs in dieser Nacht schwach beleuchteten Einkaufspassagen im Kölner Bahnhofsgebäude, dachte ich nach. Da es schon spät war, wollte ich mir ein Hotelzimmer suchen. Aber vorher wollte ich etwas einkaufen zum Beispiel etwas zu trinken und etwas zu essen. Denn ich vermutete, dass es noch einige wenige Kioske gab, die am Kölner Hauptbahnhof in der Nacht noch offen hatten. Solch ein Kiosk suchte ich unbedingt. Ich lief etwas unsicher im Bahnhof umher. Die A-Passage im Bahnhofsgebäude, in der ich mich befand, war leer und dunkel, einige Sitzplätze in den Gängen dort waren mir rot-weissen Absperrbändern abgesperrt. Ich machte unauffällig einige spontane Fotos mit meinem Handy, um dies zu dokumentieren. Dann steckte ich mein Handy weg, ging weiter und suchte weiterhin nach einem Kiosk. Wenig später sah ich einige Personen von der Hochbahn, die in meiner Nähe standen. Auch einige Bahnhofs-Polizisten. Ab und zu lief mal ein Passant durch einer der dunklen Gänge der Passage. Ich ging wenig später durch einige dunklen Gänge, die aus einem Horrorfilm stammen könnten. Dann sah ich vor mir plötzlich einen kleinen Supermarkt. Und dieser war geöffnet! Ich ging zu dem Supermarkt hin und ich freute mich, da ich nun etwas einkaufen konnte. "Aber es war schon spät und der Supermarkt würde sicher gleich zumachen - zumindest sieht es so aus", dachte ich, nahm mein Handy in die Hand und guckte auf die Uhr. Ich wollte gerade mit dem Handy in der Hand auf das Geschäft zulaufen, als ich plötzlich hinter mir Schritte hörte. Dann plötzlich verpasste mir jemand von hinten einen kräftigen Schlag. Ich spürte etwas am Arm und an der Schulter. Mein Handy wurde durch den kräftigen mit voller Wucht ausgeführten Schlag einige Meter weit weggeschleudert und fiel mit einem Knall zu Boden. Ich ging in Deckung, bevor mich noch ein Schlag erwischten konnte und dann ging ich auch zu Boden. Irgendwie musste ich ungünstig gefallen sein, denn ich spürte an den Knien einen leichten Schmerz. "Gib her", schrie jemand. Ich sah einen hochgewachsenen Mann mit einem kleinen Bart um den Mund. Ich kroch zu meinem Handy, das auf den Boden geschleudert worden war und griff es. Der Mann ging auf mich zu und holte erneut zum Schlag aus. Ich griff blitzschnell mein Rucksack, wehrte damit einen weiteren Schlag ab und schrie etwas zu dem Mann. Aber noch immer wollte er mich angreifen. Dann schrie ich um Hilfe. Bevor die Situation völlig aus der Kontrolle geriet, kamen zum Glück Passanten vorbei.
"Seht. Dieser Mann wollte mich überfallen", schrie ich.
Dann hielt der unbekannte Mann inne und trat erschrocken einige Schritte zurück. Dann drehte er sich um und floh. In Windeseile! Wie ein Schatten war er - die Gestalt - einfach weg. Verschwunden im Dunkeln. Ich war immer noch geschockt und kniete immer noch am Boden. Mit meinem Handy in der Hand. "Oh Gott", dachte ich.
Ich weiss heute nicht mehr, was ich alles dachte. Ich zitterte, kniete eine Weile am Boden, war zu geschockt, um aufzustehen. Auf Knien guckte ich mein Handy an, ob es beschädigt war. Und es war leicht beschädigt, denn das Display hatte mehr Risse bekommen als vorher (vorher waren nur einige kleine Risse) und es war etwas schwerfälliger zu bedienen. Als ich aufstand, taten mir die Knie weh. Vermutlich war ich wirklich sehr ungünstig gefallen. Ich stand - als ich den Passanten meine Geschichte erzählte - immer noch unter Schock. Dann rieten mir die Leute, die mir sehr geholfen hatten, zur Bundesspolizei vor dem Bahnhof (Breslauer Platz) zu gehen. Das wollte ich tun! Ich musste aber zuerst etwas zu trinken, sonst hielt ich nicht mehr durch. Denn ich war müde und ausgelaugt. Und ich war ärgerlich, dass mein Handy beschädigt war und der Täter ungeschoren davonkam. Ich war so wütend, dass ich, wenn er mich weiter angegriffen hätte (und das obwohl ich mich nicht im besten Zustand befand), in meiner Vorstellung bis zum letzten Atemzug körperlich gekämpft hätte und versucht hätte ihn zusammen- oder niederzuschlagen, so dass er ausser Gefecht gesetzt wäre. Mein inneres Alarmsystem war in Dauerbereitschaft, ich war geschockt und mein inneres Gleichgewicht war gestört. Wenig später - als ich mein inneres Gleichgewicht etwas wiedergewonnen hatte - ging ich in den Supermarkt und kontrollierte dort noch einmal mein Handy, denn schliesslich waren meine gesamten Telefonnummern und WhatsApp-Nachrichten etc. im Handy und ich war deshalb in Sorge, dass irgendwas verloren gegangen oder kaputt war. Was zum Glück nicht der Fall war! Denn ich wusste: Ohne Handy konnte ich auch als Künstler schwer was machen, denn ohne Handy ging heute nichts! Aber ein neues Handy konnte ich mir in dieser Zeit nicht leisten. Es war schwer genug die Fahrkarte nach Köln zu bezahlen. Nur mit Hilfe meines Vaters konnte ich sie bezahlen. Das hier (mein Hannover - Köln - Aufenthalt) war kein Urlaub oder besser ausgedrückt nicht nur. Denn ich hatte kaum Geld, zur Zeit keine Aufträge und Schulden. Und ich suchte daher Arbeit und Aufträge (obwohl es in dieser Zeit kaum Ausstellungen gab, fast alles dicht war und auch die Filmbranche am Boden lag...). Ich wollte einfach so viel Geld verdienen, so dass ich meine Familie ernähren könnte. Das ist doch normal! Aber das war im damalige Zeitpunkt in der Coronakrise für mich als Künstler sehr schwierig. Ich musste aber trotzdem mein Bestes versuchen. Und wenn ich in Köln keine Ausstellung (auf der ich Bilder verkaufen konnte) bekommen würde, könnte ich wenigstens meine wenigen Kontakte mobilisieren und vielleicht später dort ein Bild an jemanden direkt verkaufen... Und es gab auch in Köln einige wenige Regisseure, die - wie Andreas Barthel - im Lockdown Film produzierten und Darsteller suchten... Ich musste mir was einfallen lassen! Kreativ sein! Es wenigstens versuchen! Der Glaube half mir mit meinen Problemen und Depressionen fertigzuwerden. Und ich mache mir bewusst: Anderen Leuten ging es noch schlimmer als mir! Daher war ich froh über das Positive im meinem Leben, sammelte meine Kräfte und ging (so gut es eben ging) positiv durchs Leben ohne zu jammern. Ich kaufte mir wenig später im Supermarkt einen Salat und etwas zu Trinken. Ich bezahlte an der Kasse, trank einen Schluck Saft aus einer Flasche und ging dann aus dem Supermarkt. Ich verliess dann das Hauptbahnhof-Gebäude und ging dann zur Wache der Bundespolizei, die sich im einem zweigeschossigen FAGSI-Containerbau auf der dem Dom abgewandten Seite des Hauptbahnhofs auf dem Breslauer Platz direkt vor den Bahnhofsgebäude befand. Ich ging dann durch den Eingang in den Containerbau hinein und befand mich dann plötzlich in einem Warteraum. Ein junger ca. 30 jähriger Bundespolizeivollzugsbeamte namens Schröder * kam auf mich zu.
"Was kann ich für Sie tun?", fragte er mich.
"Ich wurde überfallen, niedergeschlagen, jemand versuchte mir mein Handy zu klauen", berichtete ich.
"Dann erzählen Sie mir die ganze Geschichte," sagte der Polizeivollzugsbeamte S. (den ich einfach S. nenne), der neben Streifen- und Wachdienst und anderen Tätigkeiten auch für die Anzeigenaufnahme zuständig war.
Dann erzählte ich ihm im Groben alles was passiert war. S. war gleich pessimistisch.
"Meistens sind die Täter am Hauptbahnhof schnell über alle Berge. Aber wir versuchen das Beste. Dann werde wir sehen, was wir für Sie tun können. Wir nehmen das Ganze auf- dann sehen wir weiter. Dass wir den Täter finden, halte ich für unwahrscheinlich, denn im Hauptbahnhof gibt es viele Diebe. Es gibt viele Delikte. Wo war das genau passiert? ", fragte der Polizeivollzugsbeamte S.
Ich erzählte ihm alles ganz genau was passiert war. Die ganze Geschichte. Er schrieb alles auf einem Notizblock mit.
"Gut. Warten Sie. Ich werde mit einem Kollegen das besprechen. Wir nehmen das alles erst mal auf. Dann können Sie Strafantrag stellen. Ist ihr Handy kaputt?", fragte S.
Ich erzählte, dass mein Handy-Display vorher schon Risse hatte und nun durch die Attacke des Täters stärker beschädigt war und das Handy nur schwerfällig zu bedienen war. Der Beamte ging zu der Tür, die zu einem Flur führte. Ich wollte mitgehen. Aber er bremste mich.
"Halt. Warten Sie hier. Wir werden sehen, was wir tun können," sagte er.
Der Mann verschwand. Dann traf er auf den Flur einen Kollegen, den Polizeivollzugsbeamten Lindner. Ich konnte das durch das Glasfenster an der Tür sehen. Er kam kurz darauf mit dem Kollegen L. wieder zu mir.
"Wir werden mal den Monitor angucken. Dann wissen wir mehr. Hat er Sie bedroht? Angegriffen? Oder verletzt?", fragte mich der Polizeivollzugsbeamte S.
Ich sagte "Ja". Ich erzählte ihm wieder alles ganz genau - dieses Mal mit genauen Details. Auch lieferte ich ihm eine genaue Personenbeschreibung.
"Wir werden unser Bestes versuchen," sagte S. schon wieder. "Aber die Chancen ihn zu kriegen am Hauptbahnhof ist gering. Meistens kriegen wir ihn nicht."
"Aber ich finde, man sollte es wenigstens versuchen," meinte ich.
"Das tun wir".
Dann verschwanden sie. Ich wartete und warte. Dann kam ein neuer, unscheinbarer Mann ca. 40 Jahre alt mit Brille und kurzen, blonden Haaren von draussen in den Warteraum des Containergebäudes rein. Er trug keine Maske im Gesicht (die trug er weit runtergezogen am Kinn) und setzte sich einige Meter von mir entfernt auf die Sitzbank.
"Guten Abend. Ich bin Wiktor aus Polen", stellte er sich kurz vor. "Mir wurde der Rucksack gestohlen und dort sind meine Papiere drin. Wer will meinen Rucksack? Da ist nichts drin. kein Geld, nichts. Nur meine Papiere. Wie beschissen ist das denn? Ich muss jetzt extra zur Polizei und darauf hab ich keinen Bock", sagte er verbittert lächelnd.
Er setzte sich schnell die Maske auf, bevor die Bundespolizeivollzugbeamten kamen und ihn befragten. Er schien sehr unregelmäßig die Maske zu tragen.
"Das ist schlimm. Ich wurde überfallen. Man wollte mir mein Handy klauen", berichtete ich.
Der Bundespolizeivollzugsbeamte S. kam nach einiger Zeit wieder in den Warteraum, befragte den Polen, der trotz des Dialekts gut Deutsch sprechen konnte und nahm seine Erlebnisse auf.
"Dann musst Du besser aufpassen. Wie tun unser Bestes, " sagte S.
"Wieso sagte er "Du" statt "Sie? ", fragte ich mich. Aber es kümmerte mich nicht weiterhin. Wenig später verschwanden die zwei Polizeivollzugsbeamten. Sie waren einfach weg und nichts passierte. Wir warteten und warteten. Und das um diese Zeit nach Mitternacht. Es war vermutlich schon ca. 1:30 Uhr. Und wir wurden langsam ungeduldig. Der Pole wollte mit mir reden. Ich wollte nicht reden. Und so schwiegen wir fast nur - während wir im Warteraum mit Abstand nebeneinander sassen. Ich trug meine Maske. Der Pole meistens nicht - nur wenn die Bundespolizeivollzugsbeamten reinkamen. Ich war einfach müde und würde trotzdem fast die ganze Nacht durch die Ermittlungen hier auf der Wache verbringen. So hatte ich mir meine Köln-Kurzreise nicht vorgestellt und der Wunsch wieder nach Hamburg abzureißen keimte schnell wieder auf.
"Nein. Auch das noch. Das ist wieder echt geil, ey. Die ganze Zeit warten. Der Dieb nimmt meine Tasche. Ich fühle mich verarscht", sagte Wiktor. Dann erzählte er mir genauer, was passiert war. "Ich traf dann den Bekannten im Hauptbahnhof und der sollte mal kurz auf meinen Rucksack aufpassen, während ich pinkeln ging und dann... Er verschwand mit dem Rucksack. Verarschte mich. War einfach weg. Und gab mir nicht mal meine Papiere wieder. Ich hatte alle Mülleimer im Hauptbahnhof durchsucht in der Hoffnung, dass den Rucksack mit den Papieren dort reingeschmissen hatte. Doch da war nichts", erzählte er sinngemäß. "Was will er mit den Papieren?", fragte er ergänzend.
Dann fing er an, mir seine Lebensgeschichte hektisch zu erzählen. Was mich in meiner Situation wenig interessierte. Er schien auch nicht ganz normal zu sein. Ich sass da, wartete und wusste nicht, was mich noch alles erwartete. Alles ist verrückt in der Coronakrise, dachte ich. Dann kam endlich der Polizeivollzugsbeamte S. an die Tür.
"Sie müssen besser aufpassen nächstes Mal", sagte der Beamte zu Wiktor.
Jetzt fiel mir auf, das der Beamte wieder "Sie" sagte statt "Du".
"Ich hatte aufgepasst. Ich wurde einfach bestohlen. Ich dachte es würde nicht passieren", jammerte Wiktor.
"Kommen Sie mit. Füllen Sie mal das Dokument aus", sagte Beamte S.
Dann führte er den Polen Wiktor auf den Gang und dann zu einem anderen Raum. Ich konnte das durch das Glasfenster der Tür sehen. Dort füllte Wiktor sehr wahrscheinlich das Dokument aus. Strafantrag wurde wahrscheinlich auch gestellt. Wenig später führte der Polizeivollzugsbeamte S. Wiktor wieder in das Wartezimmer. Wiktor verabschiedete sich von mir.
"Ich wünsche Dir viel Glück. Ich habe weniger Glück. Meine Papiere sind weg und die muss ich neu besorgen. Mist", sagte er.
Dann verließ er den Warteraum durch die Tür und ging in die dunkle Nacht hinaus. Dann kündigte S. an, mir auch einen Fragebogen zu geben.
"Den müssen Sie gleich nur ausfüllen und einen Strafantrag stellen," sagte er.
"O. K", sagte ich.
"Name, Anschrift, alles ausfüllen. Und wir suchen den Täter, gucken das Überwachungsvideo an. Warten Sie hier. Ich komme gleich wieder", sagte er.
Dann ging er. Und ich wartete.
Dann kam plötzlich ein Jugendlicher mit einem anderen ungefähr fast zwanzig Jahre älteren Mann von draußen in den Warteraum des Containergebäudes. Der junge Bursche war ca. 16 Jahre alt, war etwas pummeling und wirkte sehr unterintellektuell, der ältere Mann war ungefähr 35 Jahre alt. Der Jugendliche hatte sich verlaufen - so erzählte der 35-jährige Mann. Und der Jugendliche wusste seine Adresse nicht. Entweder war er immer schon so, hatte vermutlich schwer ADHS oder war im Lockdown durchgedreht. Besoffen war er nicht. Und da ich kein Arzt war, masste ich mir kein Urteil an. Sollte die Bundespolizei mit ihm fertigwerden. Wenig später kamen dann die zwei Bundespolizeivollzugbeamten L. und S. wieder in das Wartezimmer. Der junge Mann erzählte alles. Und S. nahm alles auf.
"Und Du weisst wirklich nicht Deine Adresse?", sagte der Polizeivollzugsbeamte S. überrascht. "Du weisst nicht, wie Du nach Hause kommst, hast keine Adresse, nichts? Deine Eltern sollen kommen und Dich nach Hause bringen. Ist das richtig?," fragte er.
S. war gestresst. Vermutlich durch Nachtschichten und Corona. Eben normal bei vielen in der Corona-Krise. Alle verrückt.
"Meine Eltern sollen hier anrufen, mich hier abholen und dann nach Hause bringen", sagte der Jugendliche. Er hieß Peter.
"Und Du weisst nicht, wo Deine Eltern wohnen?"
"Da war so ein weisses Haus an der Ecke - mehr weiss ich nicht", sagte Peter.
Die Polizeivollzugsbeamten waren genervt. Ich auch etwas.
"Kommen Sie bitte mit. Ein Kollege sucht Deine Eltern und bringt Dich mit dem Streifenwagen dorthin", sagte der Polizeivollzugsbeamte L. zu dem Peter und dem 35 jährigen, unbekannten Mann, dessen Namen ich nie erfuhr und er führte sie über den Flur in ein Zimmer.
Dann kam der Polizeivollzugsbeamte S. zu mir. Endlich. Ich wollte nicht die ganze Nacht dort auf der Wache verbringen.
"Wir haben ihn, glaube ich", so teilte er mir die frohe Nachricht mit. "Gehen Sie mal an die Glasscheibe. Ist er das?", fragte er. Ich ging zur Glasscheibe, blickte durch die Glasscheibe über das dunkle Büro bis zu einem hellerleuchteten Raum. Dort sah ich ihn.
"Er war es!", sagte ich.
"Ist er das? ", bohrte S. noch einmal nach.
"Ja. Er ist das", sagte ich noch einmal überzeugt.
"Es ist ein Tscheche", sagte er. Ein Mann aus Ungarn.
S. bat mich im Warteraum zu warten. Er würde gleich wiederkommen. Dann ging er weg. Ich wartete. Ich machte einige Filmaufnahmen heimlich, um mir die Zeit zu vertreiben. Dann kam wieder.
"Sind Sie sicher, dass er das ist? Er sagt, er könne kein Deutsch. Er ist schliesslich ein Tscheche," sagte S.
Ich sagte, dass er Deutsch konnte, da er mich in Deutscher Sprache angesprochen hatte. Er würde nur lügen.
"Wie wollte er Sie angreifen? Was hatte er gesagt. Ich muss Sie darauf hinweisen, dass Falschaussagen strafbar sind," warnte mich der Polizeivollzugsbeamte S.
"Sie haben sich die Videoaufzeichnungen der Kamera angesehen", sagte ich.
"Das ja. Wir sahen, wie er Sie von hinten schlug, das Handy wegschlug, das dann auf den Boden fiel. Dann fielen Sie zu Boden. Dann wurde es dunkel. Eine dunkle Ecke, wo die Kamera nicht alles genau filmen konnte. Deshalb konnten wir nicht alles sehen. Was war noch passiert? Wollte er Sie weiter attackieren? Ich muss Sie noch einmal darauf hinweisen, dass Sie genau die Wahrheit sagen müssen und dass Falschaussagen strafbar sind...er sagte, er könne kein Deutsch", sagte S. sinngemäß.
Der Beamte nervte mich mit der Fragerei. Ich war vom langen Warten müde, fertig, ich war noch vom Angriff leicht geschockt. Was erwartete er? Wenn ich geschlafen hätte oder am Tag befragt werden würde, wäre es besser für mich. Ich zwar zwar froh, dass ich mich auf der Wache befand, sie den Täter endlich gefunden hatten, der dann seine gerechte Strafe bekommen würde (hoffentlich) und ich mich sicherer fühlte. Aber ich konnte einfach nicht mehr. Es war schliesslich spät in der Nacht und ich hatte letzte Nacht schon nicht gut geschlafen.
"Er wollte mich angreifen. Er sprach Deutsch, sagte" gib her." Was wollte er sonst? Daraus schließe ich, dass er mich beklauen wollte", sagte ich.
"Gut. Dann werde ich die Aussage aufnehmen."
Nachdem S. sich meine Aussagen notiert hatte, ging er fort. Ich wartete wieder knapp 10 Minuten. Dann kam er mit einem Schriftstück wieder.
"Hier. Lesen Sie sich das Schriftstück durch. Und dann unterschreiben Sie", sagte der Polizeivollzugsbeamte S. "Ich komme gleich wieder. Ich werde noch einmal mit diesem Tschechen sprechen."
Dann ging S. fort. Ich stand auf und blickte rechts von mir durch das Türfenster in den Flurbereich. Die dunklen Räume wirkten unheimlicher, als das Flurlicht ausgemacht wurde. Dann blickte ich vor mir durch das Glasfenster in das Vernehmungszimmer. Dort sah ich den Tschechen. Er war größer als ich, schlank, wirkte sportlich und kräftig. Vermutlich so im die 30 Jahre alt. Im Vernehmungszimmer redete sich der Tscheche vor den Polizeivollzugsbeamten immer noch raus. Er wirkte dabei selbstbewusst. Er gestikulierte aber stark mit seinen Händen. Seine Nervosität konnte er aber nicht ganz verbergen. Er redete sich im Kopf und Kragen und dadurch machte er sich immer mehr verdächtig. Günstiger wäre es für ihn gewesen, wenn er sich zu den Geschehnissen gar nicht geäußert hätte und sich einen Anwalt genommen hätte, der dann alles für ihn geregelt hätte. Aber das tat er nicht. Vermutlich aus Nervosität, Unkenntnis oder weil er sich in dieser Situation grenzenlos überschätzte und die Bundespolizei mit ihren cleveren Ermittlungstaktiken unterschätzte. Und er schien auch nicht sehr gebildet zu sein. Was auch immer der Grund war...Er war sehr wahrscheinlich in diesem Moment so überzeugt es alleine ohne anwaltlichen Beistand nur mit seinen geschwollenen Reden zu schaffen, die Bundespolizei zu täuschen, von seiner Unschuld zu überzeugen und aus der Situation ungestraft da rauszukommen. Aber das war ein Irrtum. Durch seine Reden verstrickte er sich immer mehr in Widersprüche und am Schluss war seine Glaubwürdigkeit dahin. Ich kannte keinen Täter, der so viele Fehler gemacht hatte wie er. Und das begann schon mit der Überwachungskamera. Er hätte das wissen müssen, das da eine Überwachungskamera war! Am schlauesten wäre es gewesen, wenn er mir gar nicht erst den Schlag verpasst hätte! Ich beobachtete ihn im müden Zustand eine ganze Zeit wie er sich im Vernehmungszimmer verhielt. Dann kam der Polizeivollzugsbeamte S. wieder. Er war genervt. Ihm ging alles zu langsam. Ich verstand ihn schon. Aber er verstand nicht so recht, wie ich mich nach meiner langen Reise, nach dem Angriff und um diese späte Uhrzeit fühlte. Schliesslich war ich schon die halbe Nacht auf der Wache. Ich konnte nicht mehr. Aber ich nahm ihm das später nicht übel, weil die Polizei ansonsten in meinem Fall sehr professionell ermittelt und den Täter gefunden hatten.
"Hier. Unterschreiben Sie dieses. Er wollte Sie angreifen. Das Handy rauben. Sachbeschädigung, versuchter Diebstahl. Schliesslich hat er Sie angegriffen", sagte er mit lauter Stimme.
Sein Tonfall war so rau, dass mir etwas mulmig wurde. Ich wollte weg.
"Ich muss mir das erst mal genau durchlesen. Es soll ja auch alles richtig sein. Er wollte mich angreifen und wollte mein Handy. Ich weiss nicht, was noch passiert wäre. Was weiter hätte passieren können, das kann ich nicht im Detail genau sagen", entgegnete ich.
Ich wollte eigentlich das anders formulieren. Aber es lag an der späten Befragung in dieser Uhrzeit und an meiner Müdigkeit. S. wurde wütend.
"Nun bin ich aber sauer. Vorhin sagten Sie, dass er Sie angriff, das Handy RAUBEN wollte", sagte er im barschen Tonfall.
"War ja auch so passiert", antworte ich.
"Dann unterschreiben Sie! Wir suchten extra den Täter, suchten mit mehreren Polizeiwagen alles ab, jetzt haben wir ihn und nun zögern sie! Wir wollen nicht die ganze Nacht mit dem Fall verbringen. Vorhin waren Sie noch konkreter. Jetzt nicht. Jetzt haben wir den Täter. Das ist schon eine andere Hausnummer. Also unterschreiben Sie!", sagte S.
"Ja. Ich unterschreibe".
"Es kommt wohl zu einem Prozess. Wenn es zu einem Prozess kommt, müssen Sie nach Köln fahren. Dort können sie dann etwas Urlaub machen."
"Kein Problem. Er muss bestraft werden. Er hatte mich schliesslich geschlagen, mir auch das Handy aus der Hand geschlagen, wollte das Handy rauben."
"Na also!", sagte der Polizeivollzugsbeamte S. Er klang milder.
Ich unterschrieb. Auch stellte ich einen Strafantrag. Er nahm das Originaformular an sich. Ich bestand auf eine Kopie zur Sicherheit. Dann verschwand er und nahm das Originalformular mit. Er wollte das Formular kopieren und noch einmal mit dem Verdächtigen reden. Ich verstand es. Auch das kostete Zeit. Aber es änderte nichts daran, dass ich müde war. Aber ich harrte aus. Wartete. Nach einer Weile kam er wieder zurück. Auch nachdem er den Täter noch einmal befragt hatte.
"Er sagte, er hätte das Handy weggeschlagen, weil er nicht wollte, dass Du ihn filmst," sagte der Polizeivollzugsbeamte.
"Wie bitte? Ich habe ihn nicht gefilmt (was die Überwachungskamera auch festgehalten hatte). Wie konnte ich ihn filmen, wenn er sich von hinten an mich heranschlich und mir von hinten einen Schlag verpasste, mir das Handy wegschlug? Hätte er mir doch sagen sollen, dass das Filmen ihm störte. Wäre kein Problem gewesen. Ich hatte das Handy nur in der Hand, hatte ihn nicht gefilmt. Und wenn ich gefilmt hätte, dann keine Personen ohne Absprache und Erlaubnis. Nur die Umgebung auf öffentlichen Plätzen filmen - dort wo es okay ist - ist generell nicht verboten", sagte ich.
"Hat er zum Beispiel " gib her " gesagt als er Sie angriff? Was sagte er konkret? Auf der Kamera war kein Ton und am Schluss war eine dunkle Ecke wo das Geschehen später nicht zu sehen war", hakte er nach.
"Er sagte" gib her". Und so muss ich annehmen, dass er mir das Handy stehlen wollte. Er griff mich an, wollte mir das Handy wegreissen und mich schlagen. Was sollte es sonst sein? Für mich ist es versuchter Raub", sagte ich.
"Es war Sachbeschädigung und versuchter Raub. Tatbestand ist gegeben. Das ist klar", sagte S." Ich sah die Aufnahmen und sah, dass er von hinten kam. Und dann zuschlug. Es ist für mich eindeutig."
"Richtig. Wenn ihn angeblich mit Filmen gestört hätte oder ihn gefilmt hätte - was ich nicht tat, hätte er mich ruhig ansprechen können", sagte ich zum wiederholten Male. "Er kam kam plötzlich von hinten und schlug zu...Ich konnte ihn nicht filmen, da er von hinten kam... Und dann verstellt er sich, sagte er kann kein Deutsch, obwohl er Deutsch kann. Als er mich angriff, sprach er deutsch. Das ist sehr komisch. Er lügt," sagte ich.
"Er kommt nicht davon. Wir haben ihn. Sie müssen nur noch einmal nach Köln kommen, wenn es zum Prozess kommt. Alles weitere wird der Staatsanwalt entscheiden," sagte er.
"Ja", antwortete ich. Innerlich war ich etwas verärgert, denn ich hatte keine Lust wegen dieser Sache noch einmal extra nach Köln zu kommen, da das Geld kostete und ich hatte wenig Geld.
"Nehmen Sie sich bitte ein Hotel, wenn Sie gehen. Wir haben es nicht so gerne, wenn wir ihn freilassen und er trifft Sie dann später erneut im Hauptbahnhof. Da kann dann viel passieren. Gerade heutzutage im der Coronazeit".
"Keine Sorge. Ich werde schon etwas finden. Ich gehe weg vom Hauptbahnhof", versicherte ich.
"Das sollten Sie. Ich will Sie im Hauptbahnhof nicht mehr sehen", sagte er zum Schluss.
Ich dachte nach. Da waren richtige Beweise! Ich hatte die Bundespolizeibeamten schon von Anfang an ermuntert nach dem Täter zu suchen in der Zeit als die Polizeivollzugsbeamten noch pessimistisch waren. Aber da wir nicht aufgegeben hatten, hatten sie den Täter gefunden nach meiner Beschreibung. Meine Schilderung und die Überwachungskamera vor dem Supermarkt im Hauptbahnhof hatten ihn überführt! Da hat die Bundespolizei ganze Arbeit geleistet - obwohl einige Polizeivollzugsbeamten etwas nervig waren, weil sie durch Nacht- und Spätdienst und Corona gestresst waren, vermutlich Kollegen ausfielen... oder ich das nur so empfand, weil ich übermüdet war. Der Fall war geklärt und ich war froh. Machen konnte man nur etwas, wenn Beweise da waren und die Beweise waren da. Deshalb konnte man ihm den Prozess machen, der Aussicht auf Erfolg hatte. Vermutlich. Das würde alles der Staatsanwalt regeln am Ende. Ich wusste aber auch, dass solche Vorfälle meistens wegen Geringfügigkeit eingestellt werden würden. So sah oft die Realität aus. Der Täter kann sich in vielen Fällen rausreden und kommt meistens wieder frei, so vermutete ich. Das kannte man ja in Deutschland, sonst wären die Gefängnisse überfüllt. Die Gerichte waren ja nun schon überlastet und das erst Recht in Zeiten des Coronavirus. Aber es könnte schon sein, dass ich im Herbst oder Winter nach Köln kommen müsste zu einem Gerichtstermin, worauf ich keine Lust hatte. Die Beamten gaben mir meinen Personalausweis wieder. Und ich bekam auch eine Kopie des Strafantrags. "...die Daten haben wir. Wir werden uns melden. Sie bekommen Post", sagte der Polizeivollzugsbeamte S.
"Da sind bestimmt viele Fälle in der Corona- Zeit. Viele Leute haben ja nicht mehr Geld," warf ich ein.
"Ja. Gefährlich, gerade am Kölner Hauptbahnhof. Da gibt es Drogenabhängige, Alkoholiker und viele Kriminelle. Sie müssen aufpassen. Gerade nachts", ermahnte mich S. Ich wusste nicht mehr, was er noch sagte. Ich war zu müde. Am Schluss war er aber nett. "Gute Nacht. Passen Sie auf", sagte S. noch und verliess den Warteraum.
Und dann verliess ich das Containergebäude der Bundespolizei. Ich ging in die Dunkelheit der Nacht...Als ich mich auf dem Breslauer Platz befand, nahm ich kurz darauf eine kleine Flasche Weinbrand aus meiner Leder-Jackentasche, öffnete sie und trank daraus eine kleinen Schluck goldfarbenen Weinbrand. Dann ging ich die Goldgasse entlang. Und ärgerte mich, dass mein Handy etwas beschädigt war. Aber sie haben den Täter. Das ist schon einmal gut, dachte ich. Ich war wütend auf den Täter, nicht verängstigt. Auch weil er so dreist log. Selbst wenn es ihm gestört hätte, dass ich angeblich gefilmt hätte (was eine Ausrede oder Schutzbehauptung war), so hatte er nicht das Recht mich so zu unverhältnismäßig krass zu attackieren. Es war Raub. Was war es denn sonst? Er wollte bestimmt nicht mit mir Schach spielen. Nein. Er musste dafür büssen. Und ich war innerlich immer noch aufgewühlt, sauer, durch den Angriff innerlich verletzt. Der Schreck, die Angst, die Demütigung. Warum musste ich das erleben?
Wie konnte das passieren? So angegriffen zu werden? Die psychischen Folgen waren immer noch spürbar. Sowas steckt man nicht so leicht weg und nur derjenige, der sowas selbst erlebt hat, kann das verstehen, dachte ich. Für mich war es nicht so einfach. Einen leichten Schock hatte ich auf jeden Fall und ich war emotional aufgewühlt...und ich kippte fast vor Müdigkeit um! Und fast die ganze Nacht hatte ich auf der Wache der Bundespolizei verbracht! Das war zuviel. Ein Hotelzimmer in einem Hotel wollte ich nicht mehr nehmen, denn es war schon 4 Uhr morgens. Es lohnte sich nicht mehr (und es war fraglich, ob ich um diese Uhrzeit noch was bekommen hätte). Ich beruhigte mich und sagte mir, dass es noch Schlimmeres gab und ich noch Glück gehabt hatte, dass ich noch so heil bei der Attacke davongekommen war. Es hätte sicher Schlimmeres passieren können und dass die Bundespolizei den Täter gefasst hatte, war nicht nur Glück, sondern es beruhigte mich auch. Ich nahm wieder einen Schluck Weinbrand aus der Flasche und lief die dunklen Straßen in der Nähe des Hauptbahnhofs und an der Straße "Am Alten Ufer" entlang. Es war immer noch dunkel. Ich fotografierte und filmte wenig später die leeren Strassen (am Alten Ufer, Kunibertkoster, Kunibertklostergasse, Niederichsstrasse, Thürmchenswall,...) zwischen den düsteren, im Dunkeln bedrohlich aussehenden Häusern, um mir die Zeit zu vertreiben und auch weil ich gerne filmte und ich wollte diese Aufnahmen - falls sie gut werden würden - in meinem Film "Corona-Tod in der Stille" einbauen oder für andere Filmprojekte verwenden. Ich wollte mich ablenken und auf andere Gedanken kommen. Es war so leer wie im Lockdown im März und April. Ich machte gute Aufnahmen. Dann sah ich vor einer Haustür eines Mietshaus eine Person durch die leere Strasse in der Nähe einer Kreuzung (vermutlich Dagobertstrasse / Domstrasse) torkeln. Zuerst dachte ich, dass er mich verfolgen würde. Aber ging nur anfangs in meine Richtung, bog aber von mir aus gesehen links an der Kreuzung ab. Dann öffnete sich die Tür eines Mietshauses in seiner Nähe und drei andere Männer, die lachten und angetrunken wirkten, erschienen und folgten dem Mann. Das waren wohl seine Kumpels. Sie hatten alle wohl heimlich an den Abstandsgesetzen vorbei vermutlich in ihrer Wohnung gefeiert. So genau wusste ich es auch nicht. Ich wusste auch nicht, was sie danach taten und wohin sie gingen, denn ich war übermüdet und deshalb achtete ich nicht mehr weiterhin auf sie und verlor sie nach kurzer Zeit gänzlich aus den Augen. Auch meinte ich aus einem der Mietshäuser Gepöbel vernommen zu haben. War da ein Streit? Vielleicht hatten sie Streit wegen fehlendes Geld in der Coronakrise? Das wusste ich nicht genau. Vielleicht war es auch Einbildung. Ich ging weiter durch die nächtlichen Strassen und dachte nach. Wie soll es bei mir weitergehen ohne regelmaessig Aufträge? Auch die Erbschaft meiner Mutter (nach ihrem tragischen Tod 1999) würde schnell verbraten sein, wenn man nicht aufpasste und mein Vater konnte mich nicht ständig retten in der Coronakrise. Diese Probleme lagen mir oft schwer im Magen. Und durch den Spaziergang durch die leeren Straßen und an den düster wirkenden Häusern in der Nacht, durch das Filmen und Fotografieren, dachte ich immer weniger an meinem Überfall und an die Sachbeschädigung und so verarbeitete ich das Geschehen allmählich. Ich musste ja hart sein! Ich durfte nicht umkippen, ich hatte ja Familie in Hamburg zu ernähren und zu betreuen. Ich musste weitermachen, weitermachen, mein Bestes versuchen und dabei auch gesund bleiben. Arbeit war die beste Medizin. Die schlechten Erlebnisse in einen Sack stecken und weg damit, dachte ich. Oder die Erlebnisse besser zu verarbeiten, indem man sie aufschreibt zum Beispiel in Form von einem Tagebuch oder Geschichten, wie ich das machte. Deshalb sind Kunst, Literatur, Musik, Schauspiel, Theater,... aus meiner Sicht und aus der Sicht vieler anderer Künstler auch so systemrelevant - damit die Leute nicht auf dumme Gedanken kommen. Ohne Glaube und Kunst könnte ich die Coronakrise nicht überstehen. Nicht jeder konnte oder wollte das verstehen. Ich ging noch eine Weile spazieren. Ich kam mir verloren vor. Wie ein Aussenseiter. Oder besser: Ich war ein Außenseiter, ein Fremder, fern von meiner Heimat, weit weg von der Normalität, wie es vor der Coronakrise war. Später erreichte ich erschöpft das Konrad-Adenauer-Ufer in der Nähe eines noblen Hotels. Und dann den Rhein. Auch hier machte ich Filmaufnahmen. Ich wollte dieses Filmmaterial in meinem Film "Corona-Tod in der Stille" einbauen. Ich musste das tun. Um meine Erlebnisse zu verarbeiten. Gegen alle Widerstände, gegen alle Kritiken. Ich war manchmal immer noch emotional, war wütend, kämpfte im Stillen immer noch mit dem Täter, es war als hätte ich den Schlag gerade abbekommen. So eine Art Flashback. Und mein Abwehrsystem war in dieser Phase in Alarmbereitschaft. Sicher hatte der Alkohol einen leichten Einfluss, denn ich trank etwas zuviel Weinbrand aus meiner Flasche. Ich trank normaler Weise nur wenig bis gar nicht, aber nur damals in dieser Situation mehr, weil ich im Stress war. Ich dachte zurück: Ich wurde in der Coronakrise im Mai 2020 im Jungfernstieg Hamburg von einem Bettler bedroht, man wollte mir das Portemonnaie stehlen, hinterher - etwas zeitlich verschoben - fehlten 120 Euro. In Berlin wurde ich in der Coronakrise an der Siegessäule und auf der Straße des 17. Juni verfolgt. Und jetzt das hier in Köln. Jetzt sollte Schluss sein, sagte ich mir. Das nächste Mal würde ich mich wehren und ich wollte in Hamburg einen Selbstverteidigungskurs besuchen, wenn die Coronazeit (zumindest etwas) vorbei wäre. Ich ging am Rhein spazieren, ass Salat (den ich mir vorhin im Supermarkt in der A-Passage des Kölner Hauptbahnhofs gekauft hatte) und trank etwas. Und trank wenig später wieder etwas aus der Weinbrandflasche. Ich verbrachte die restliche Nacht draußen bis es allmählich hell wurde. Zuerst war der Himmel dunkeblau, dann blau, dann hellblau, dann immer heller... Ich schrieb in dieser Zeit Mails an meine Familie, wollte wissen wie es Maria ging. Ich erhielt wenig später die Info, dass es ihr (glücklicherweise) besser ging. Später filmte ich den Sonnenaufgang. Ich war völlig übermüdet. Indem ich spazieren ging, wurde ich wacher. Was sollte ich unternehmen?, fragte ich mich wenig später. Dann beschloss ich (um meine Müdigkeit zu vertreiben) weiterhin langsam spazieren zu gehen. Ich ging zuerst in der Stadt spazieren. Ich hatte nur noch wenig Akku auf den Handy. Meine Powerbank hatte ich nicht mit und so konnte ich meine Handys nicht aufladen. Ich ging weiter in die Stadt hinein und erreichte wenig später die Alte Feuerwache in der Melchiorstrasse 3...Alles hier war wegen Corona alles geschlossen. Das Cafe dort hatte aber auf. Man merkte, dass Corona auch dort überall seine Spuren hinterlassen hatte. Ich fand draußen eine Stoffmaske mit interessanten Ornamenten. Ich versteckte die Stoffmaske in meine Tüte (in der ich den verpackten Salat hatte). Sie war leider dreckiger als ich dachte und ich wollte sie daher zuerst wegschmeißen. Da sie optisch mir gefiel, wollte ich sie später gründlich waschen, desinfizieren und behalten. Wenig später ging ich den Weg wieder zurück zum Ebertplatz. Es war inzwischen 6 h morgens. Danach ging ich zurück zum Kölner Hauptbahnhof und ging dort kurz darauf zum Mc Donald`s Restaurant. Dort fand ich eine öffentliche Steckdose und lud meine Handys auf. Ich bestellte mir bei Mc Donald`s (wo alles abgesperrt war, wo man kein Handy aufladen konnte, wo man nicht sitzen konnte) ein Wrap und ein Café. Mehr nicht. Ich wollte nicht zu dick werden. Und dann ass ich in einer der sechs Passagen mein Essen und trank mein Cafe, während ich in der öffentlichen Steckdose meine Handys auflud. Ich stellte mich davor. Niemand sollte mich sehen, wie ich mein Handy auflud. Es dauerte und dauerte. Es war bestimmt schon 9 h. Dann war ich damit fertig und ging zur Herrentoilette. Vor dieser Herrentoilette waren viele Banken und auf jeder Bank sass oder pennte ein Bettler. Ich musste am Eingang der Herrentoilette am Automaten 1 Euro bezahlen und konnte in die Toilettenräume mit den Pissbecken und Toiletten reingehen. Eine hübsche, junge Frau arbeitete dort als Reinigungskraft. Ich merkte, dass die Reinigungskraft super gründlich war beim Saubermachen. Sie hatte Angst. Wie die meisten Menschen Angst vor Corona hatten. Als ich mit Pinkeln fertig war, verliess ich die Toilette. Draußen traf ich durch einen Zufall den Polen Wiktor wieder. Er sprach mich an.
"Hallo. Mein Kumpel. Komm. Trinken wir was. Wodka," sagte er.
Er legte den Arm um mich, als wären wir dicke Freunde. Zwar war ich bei Kontakten vorsichtig. Aber ich versuchte trotzdem nett zu sein. Aber mit vorsichtiger Distanz. Ich kannte diesen Mann nicht und wusste nicht, was ich von ihm halten sollte.
"Nein, Danke," sagte ich.
Dann bot er mir ein Bier an.
"Komm, nimm ein Bier."
Doch ich lehnte das Bier ab.
"Hast Du den Täter gefunden?", fragte er.
"Ja. Die Polizei hat ihn gefunden", sagte ich. Ich wollte nicht darüber reden. Er lächelte und sah mich mit den vergilbten, etwas verfaulten Zähnen an. Er tat mir leid. Denn Leute wie er waren in der Coronakrise deutlich benachteiligt.
"Die haben den Täter ehrlich gekriegt? Ehrlich?" Er lachte. " Geil. Darauf müssen wir was trinken."
"Tut mir leid. Ich hab noch einiges zu tun. Ich muss weiter", entgegnete ich.
"Nein, wir trinken noch was", sagte er.
Er ging zu seinen Kumpels, zu einigen Bettlern, die auf den Bänken sassen. Mir war das zuviel, weil ich sehr müde war.
"Er wurde überfallen und die Polizisten haben den Täter bekommen. Ist nicht geil? Mensch, darauf müssen wir trinken", sagte er zu den fast schlafenden Personen. Er sagte oft dasselbe. Er war wohl betrunken.
"Ich hatte Glück. Und wie ist das mit Deinem Rucksack?", fragte ich.
"Ich habe den Rucksack noch nicht wieder, mein Freund".
Er umarmte mich. Aber ich war distanziert.
"Das ist ja so geil. Die hatten den Täter bekommen. Man soll nie die Hoffnung aufgeben", sagte er.
"Das stimmt. Das ist toll. Da hat die Polizei gute Arbeit geleistet. Aber nur weil ich den Täter ziemlich genau beschrieben hatte und weil die Bundespolizei diesen Mann auf dem Video der Überwachungskamera entdeckt hatte und ihn zufällig gefunden hatte. Da spielte neben professioneller Ermittlungsarbeit auch Glück eine Rolle. Der Fall war geklärt", erklärte ich.
"Das ist gut. Dann trinken wir was."
"Ich würde gerne etwas trinken. Aber ich muss leider gehen. Tut mir leid", sagte ich.
"Schade. Wo musst Du hin?", fragte Viktor.
"Ich muss arbeiten. Ich wünsche Dir alles Gute. Und hoffentlich findet die Polizei Deinen Rucksack," antwortete ich.
"Alles Gute", sagte er. Dann ging ich und sah ihn nie wieder. Ein bisschen fand ich ihn sympathisch. Aber ich musste nun mal gehen.
Und dann ging ich auf die andere Seite des Ausgangs und fand mich vor den Kölner Dom wieder. Ich wollte gerade den Kölner Dom filmen, als ich von hinten angepöbelt wurde. Es war ein ca. 50-jähriger Bettler. Vielleicht war er 50 Jahre alt. Vielleicht auch Mitte 40, denn oft waren sie vom Leben, vom Alkohol im Gesicht gezeichnet und sahen älter aus als sie waren.
"Solche Touristen habe ich gerne. Machen Fotos und geben nichts. Solche von der widerlichen Sorte. Gib mir mal Geld!", schrie er.
"So nicht", sagte ich. Vielleicht wäre es weiser gewesen gar nicht zu antworten, aber sowas ging mir zu weit. Ich wollte meiner Empörung Ausdruck verleihen. Aber ich riss mich dann zusammen. "Hau doch ab. Du beschissener Tourist. Verschwinde. Er gibt noch nicht mal Geld. Kommt her und filmt den Dom. Verschwinde", schrie er. Ich wollte ihn einfach nur meiden.
Aber er ging in meine Richtung. Und drohte mir.
"Verschwinden Sie hier", schrie er mich erneut an. Wäre ich nicht schnell weggegangen, hätte er mich angegriffen. Gehörte er zu dem tschechischen Räuber, der mich letzte Nacht überfallen hatte?, fragte ich mich in diesem Moment. Ich glaubte es aber nicht. Das wäre ein verrückter, seltener Zufall gewesen. Aber wer wusste das so genau? Ich hielt das trotzdem für sehr unwahrscheinlich.
"Kommen Sie nicht näher. Sie sollte man verhaften", schrie ich. Doch er ging wieder auf mich zu. Jetzt reichte es mir. Ich ging hinein in das Hauptbahnhofsgebäude und ging zur Info. Dort sass ein alter Mann mit Schnautz-Bart am Tisch und wirkte irgendwie passiv und eingeschüchtert.
"Ich werde bepöbelt und verfolgt von einem Bettler. Tun Sie was. Rufen Sie die Polizei, " sagte ich. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte.
"Ja, ja, ja... Ich rufe sofort die Polizei", versprach er.
Er wirkte etwas ängstlich und verweichlicht und rief die Polizei. Dann ging ich wieder in Richtung Ausgang, um das Geschehen abzuwarten und zu beobachten. Doch es passierte rein gar nichts und die Polizei kam einfach nicht. Die hatten genug andere Einsätze in der Coronakrise oder der alte Mann an der Info schien den Polizeibeamten die Vorfälle nicht überzeugend genug dargelegt zu haben und schien nicht auf die Dringlichkeit nach mehr Polizeipräsenz am Dom hingewiesen zu haben. Oder er tat gar nichts. Ich wartete noch eine Weile. Als die Polizei nach ungefähr einer viertel Stunde immer noch nicht auftauchte, war es dann nach einige Zeit mir auch egal und ich beschloss den Kölner Hauptbahnhof zu verlassen. Als der obdachlose Mann mich sah, pöbelte er mich schon wieder an. Aber auch andere Leute. Da er auch andere Leute anpöbelte, nahm ich sein Verhalten nicht persönlich. Er ist wahrscheinlich coronageschädigt, frustriert, betrunken oder einfach psychisch fertig, dachte ich. Als ich wegging, pöbelte er mir zwar hinterher, aber ich reagierte nicht darauf. Ich wollte einfach nur von dort verschwinden. Und das bestärkte mich in dem Entschluss, nicht ein paar Tage länger im Köln zu bleiben, sondern noch "heute, am 17.6." abzureisen. Ich spazierte noch eine Weile durch die Straßen und machte einige Fotos. Ich filmte auch einige Strassen und den Dom von der anderen Seite.
Dann beschloss ich zum Rhein zu gehen. Ich ging wenig später auf die andere Seite des Hauptbahnhofs, ging vorbei an der Bundespolizei bis zum Rhein. Dort wollte ich ein Ticket kaufen für eine Schiffahrt. Ich kam zu einem kleinen Holzhaus, in dem die Tickets verkauft wurden. Dort arbeitete eine Ticketvekäuferin. Sie machte gerade sauber.
"Warten Sie. Ich bin noch nicht soweit. Kommen sie um 11 Uhr wieder", sagte die Ticketverkäuferin zu mir. "Um 12 Uhr beginnt die Fahrt."
"Gut", sagte ich.
Ich ging spazieren bis es 11 Uhr war und dann kaufte ich dort ein Ticket für 12 Euro und wartete. Ich zeichnete und schrieb Tagebuch. Ging spazieren. War aber immer noch müde. Dann war es nach einer Weile 12 Uhr und die Schiffahrt ging los und die ersten wenigen Gäste gingen mit Abstand und Maske über eine ausfahrbare Holzbrücke an Bord. Auch ich ging wenig später an Bord. Ein Kellner auf dem Schiff begrüsste mich.
"Ich wünsche Ihnen alles Gute, bitte Abstand halten und nur mit Maske", sagte er.
"Ja, danke ", antwortete ich.
Auf dem Schiff setzte ich mich draußen hin an einen Tisch. Ich schrieb dort Filmemacher Andreas Barthel per Mail an. Dass alles "gestern gut gelaufen war mit der Film-Premiere.
"Schön, dass Du dabei warst, " schrieb er mir per Mail.
Ich schrieb ihm eine Mail zurück und schlug ihm vor, seinen Film "WhenWeStayedAtHome" bei anderen Datenbanken anzumelden, mehr Werbung zu machen... Doch er schrieb an diesem Tag nicht mehr zurück (er schrieb erst einen Tag später zurück).... Dann genoss ich die Schiffahrt und sah vom Schiff aus viele Sehenswürdigkeiten. Alte Häuser, den Dom in der Ferne, die Altstadt, den Rhein...Per Kopfhörer gab es Erklärungen dazu. Und das vertrieb zeitweise die Müdigkeit. Ich las auch Nachrichten im Handy. Ich schrieb auch weiter Tagebuch, zeichnete zeitweise. Und liess mir den Wind in das Gesicht wehen. Nach einer Weile endete die Schiffahrt und ich stieg aus. Ich setzte mich noch zeitweise auf eine Bank am Rhein und zeichnete. Dann stieg die Müdigkeit wieder in mir hoch und ich beschloss nicht länger in Köln zu bleiben, sondern nach Hamburg abzureisen. Und so ging ich zum Bahnhof zum Reisebüro. Dort bekam ich noch ein Zug-Ticket für "heute, den 17. 6. 2020" nach Hamburg für 50 Euro, das ich dann kaufte. Und ich hatte noch 1,5 Stunden Zeit! Was für ein Glück, denn obwohl mir Köln gefiel, wollte ich schnell nach Hamburg zurückfahren. Alleine schon weil ich müde und erschöpft war. Da ich noch 1,5 Stunden Zeit hatte, ging ich wieder zum Rhein. Ging dort spazieren. In meiner Nähe an der Hohenzollernbrücke saßen zwei arm aussehende Männer auf der Bank. Der eine Mann, der sehr angetrunken war, beklagte sich und sprach mit lauter Stimme, so dass ich alles hören konnte.
"Ich muss in der Coronakrise nur von 1000 Euro oder weniger leben und alles bezahlen. Das schaffe ich nicht," schrie der eine Mann (der fast wie ein Bettler wirkte) zu dem anderen Mann, dem er sein ganzes Leid erzählte.
"Das ist schlimm", sagte der andere Mann, der auch sehr depressiv wirkte.
Dann redeten sie weiter. Was sie noch sagten, verstand ich nicht mehr. Die Männer taten mir leid. Sie waren die Schwächsten in der Gesellschaft und von der Coronakrise besonders betroffen. Aber ich merkte auch, dass ihre negative, depressive Stimmung sich auf meine Stimmung übertrug und ging besser weiter. Ich hatte mit meinen eigenen Problemen genug zu tun, der Schock der nächtlichen Attacke sass noch etwas in meinen Knochen und konnte auch das Thema Corona nicht mehr hören. Das lag auch an meinem Schlafmangel...Ich ging dann am Rheingarten vorbei in Richtung Altstadt. Dort fotografierte ich noch viel. Machte einige Filmaufnahmen und versuchte an etwas Positives zu denken. Dann fand ich vermutlich irgendwo in der Strasse "Am Frankenturm" in der Nähe der Straße "grosse Neugasse" ein Restaurant. Auf der grossen Speisekarte stand "grosse Schweinshaxe mit Sauerkraut und Kartoffelpüree für 20 Euro". Da ich Hunger hatte und sowieso etwas essen musste und das zu meiner positiven Stimmung beitrug, wollte ich mir diesen Luxus (ich hatte nicht viel Geld bei mir, aber ca. 40 Euro schon) leisten. Ich bestellte bei dem Wirt diese Schweinshaxe mit Katroffelpürree und Sauerkraut. Da mein Zug bald fuhr, hatte ich nicht viel Zeit. Ich machte dem Wirt darauf aufmerksam und legte ihm nahe sich mit der Zubereitung zu beeilen. Und alles sollte eingepackt zum Mitnehmen sein. Dann gab ich dem Wirt die 20 Euro und er verschwand daraufhin in der Küche. Mir tat es leid den Wirt zu drängen sich zu beeilen, aber ich war übemüdet, hatte Hunger, der Zug kam gleich und ich war daher etwas ungeduldig. Ich wollte nicht mit leeren Magen eine weite Strecke mit dem Zug von Köln nach Hamburg fahren. Aber ich beherrschte mich, übte mich in Geduld. Und so wartete ich. Dann kam er nach 5 Minuten mit dem Essen (Schweinshaxe mit Kartoffelpüree und Sauerkraut) wieder, dass er in eine Tüte eingepackt hatte.
"So. Zum Mitnehmen. Alles fertig. Lassen Sie sich das schmecken", sagte der Wirt.
"Sehr gut. Das Essen sieht lecker aus. Sehr lecker. Ich muss mich etwas beeilen. Meine Bahn kommt. Tschüss", sagte ich und ief mit meinem Rucksack und dem in der Tüte eingepackten Essen davon.
Wenig später kam ich auf dem Bahnsteig an. Der Zug nach Hamburg war noch nicht da und ich wartete etwas. Ich hatte Hunger, wollte unbedingt essen, doch mir fehlte Besteck. Der Wirt hatte vergessen das Plastikbesteck in die Tüte zu legen. Entweder hatte ich den Wirt zu sehr gedrängt oder er war auch wegen Corona gestresst und dadurch etwas "durch den Wind" und vergesslich. Ich konnte nicht warten und so griff ich einige lose Schweinefleischstücke von der Haxe mit den Fingern und ass sie auf. Dann kam endlich der Zug. Ich nahm meine Sachen, auch den Rest vom Essen mit und stieg ein. Dann fuhr der Zug los und ich ass dann im Zug mit Hilfe von Taschentüchern, die ich zu einer Art Ersatz-Gabel geformt hatte den Rest von der leckeren Schweinshaxe mit dem leckeren Püree und dem Sauerkraut. Und meine Gedanken wurden positiver....
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Mein eigener Text zu den unterschiedlichen Zeitwahrnehmungen während der letzten zwei Jahre Pandemie.
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Die Fotos zeigen verschiedene Situationen aus dem öffentlichen Leben und Stillstand in Berlin. Wir waren alle noch ungeübt mit der Pandemie, manche Reaktionen und Ausformungen erscheinen bereits heute, im Jahr 2022, skurril und merkwürdig.
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Krise an Krise an Krise an Krise an Krise an Krise an Krise an Krise an
ichhabkeinenBockmehr an Krise an
lasstmichfrei an Krise an Krise an
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Zamanonda annem için yapmıştım:)
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Um zu verarbeiten, dass ich im 1.Lockdown allein zuhause - damals noch ohne irgendeinen computer - saß, hab ich meinen eigenen kreativen Hirncomputer eingesetzt, Gedichte zu meiner inneren Verfassung zu basteln. Was als Selbstgespräche begann, wünsche ich mir jetzt weiterzugeben und hoffentlich andere Menschen damit zu inspirieren!
Mit herzlichen Grüßen
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„Corona-Springtime“ – Text und Fotografien
März 2021, es ist der zweite Frühling, in dem Covid-19 unser aller Alltagsleben bestimmt, als Aenne Burghardt beginnt, die Springbrunnen in Berlin-Schöneberg zu fotografieren und ihre Gedanken und Beobachtungen aufzuschreiben.
Zugeschüttet von den alltäglichen Corona-Meldungen, den auferlegten Abstands- und Kontaktregeln, führt sie kaum noch Gespräche, die sich nicht um Corona drehen, man redet kaum noch wirklich miteinander. Mitunter wird ihr schwindelig, alles scheint sich im Kreis zu drehen. Sie ist bemüht, die Balance zu halten. Nur noch einmal am Tag hört sie Nachrichten und entzieht sich mit Macht der medialen Kakophonie. Sie hört in sich hinein, wie die Pandemie sie leitet, das Leben bestimmt.
Als der Frühling vorbei ist, sich die Cafés wieder öffnen, begegnet sie den Mitmenschen und sich selbst mit anderen Augen. Sie beschließt, ihr Projekt zu beenden, Text und Fotografien zusammenzubringen. Sie ist achtsamer, nachsichtiger, auch rücksichtsvoller im Umgang mit Anderen und sich selbst geworden. Und sich bewusster, wie wichtig es ist, sich kreativ des alltäglichen politischen Wahnsinns zu erwehren und den als übergriffig wahrgenommenen gesellschaftlichen Veränderungen und Umbrüchen etwas Eigenes entgegenzusetzen; aber auch dessen, dass nicht jede und jeder die Möglichkeit dazu hat.
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„Panama“ ist seit Seinem dreizehnten Lebensjahr Künstler. Er wirkte bisher an rund 35 Dichterlesungen, Aufführungen und Events mit, als Maler, Dichter, Kabarettist oder Event-Künstlern mit. (Creative Monday in der Zentrifuge auf AEG, Kulturgilde Nürnberg, Künstlercafé Express und Fenster zur Stadt im Zentrum von Nürnberg; Beteiligung am Bittere-Tränen-Projekt, Schaffung des Ersten Nürnberg Lyrikhaus´ in Nürnberg und des Eine-Welt-Projekts, dass sich rund um den gesamten Globus erstreckt).
2006 begann er sich selbständig zu machen. Zunächst um beim Aufbau der Kultur- und Kreativ-wirtschaft in Deutschland mitzuhelfen. Hier beteiligte er sich mehrmals am Bundesswettbewerb Kulturjackpot und an anderen Wettbewerben. Schnell wurde die Kunst für ihn zur "Sucht". Magisch angezogen von der Faszination des „Sich immer neu Erfindens“ und der puren Lebensbejahung, die die Kunst ausstrahlt, integrierte er sich schnell in sämtlichen Kunstrichtungen.
Herbert Turetschek will vor allem Geschichten erzählen. Seine Intension liegt darin, die Kunst als Stilmittel des persönlichen Ausdrucks zu adaptieren.
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Sehr geehrte Damen und Herren,
stelle Ihnen mein Tagebuch zur Verfügung: Interessant ist, es wurde schon vor der Pandemie begonnen; interessant ist auch, sobald Corona etwas in abgemilderter Form "stattfand", war plötzlich der Ukrainekrieg aktuell... was in dem Tagebuch schön zum Tragen kommt.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Herbert Turetschek
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In dieser Zusammenstellung geht es darum, die massiven, umfangreichen, gesellschaftsverändernden und zum Teil extremen Kollateralschäden (!) der Coronapoltik darzustellen (Stand: Ende des ersten Coronajahres, also Dezember 2020) und darauf hinzuweisen, dass diese nicht frühzeitig(er) erkannt und vor allem politisch berücksichtigt wurden.
Der Autor ist em. Professor für Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Hochschule München und Berater für internationale Entwicklungsprojekte.
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Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief für den 22. März 2020 dazu auf, ein Licht ins Fenster zu stellen, um allen Menschen zu gedenken, die an oder mit Corona gestorben sind.
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Erlebnisse mit Ängsten und Sorgen durch monatelange Isolation
dargestellt auf Seidenbildern.
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Eine Aktion des Darmstädter Echo
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Zwei Künstler aus der Oberpfälzer Stadt Schwandorf (einer noch in Schwandorf, der andere in München lebend) haben in den Jahren 2020 und 2021 aus ihren Gedanken und Gefühlen in der Coronakrise aus dem individuellen Lockdown ein Kunstbuch gestaltet. Sie sind dabei medienübergreifend den essenziellen Fragen des menschlichen Wesens auf den Grund gegangen. Die Situation, dass sie über einen langen Zeitraum weder miteinander noch mit einem Publikum in Kontakt treten konnten, hat Günter Maria Bregulla und Georg Scheuerer dazu animiert in einen künstlerischen Dialog zu treten. Beide waren auf Telefongespräche und die gegenseitige Zusendung von Bild- und Textdateien angewiesen. Persönliche Erfahrungen mit den Mitmenschen in dieser Krisenzeit haben beide dazu animiert, ihre Seelen und Herzen zu öffnen, um ihre Sicht der Welt und unserer Gesellschaft und ihre Gefühle während der Coronakrise in einem 164-Seiten-Buch festzuhalten und gleichzeitig künstlerische Denkanstöße zu geben.
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Ich hatte keine Lust mehr auf Corona und musste meiner innerlichen Anspannung mit Humor Luft machen, auch wenn es eigentlich nicht zum Lachen war....
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Beim Arbeiten im Home Office auf dem Mittagspausenspaziergang entdeckt und spontan geknipst. Die Gefühle und Ängste der Kinder wurden vergessen......
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Wir standen in Hamburg früh am Morgen auf und packten für unsere Tages-Reise nach Berlin einige Wasserflaschen, einige Spiele, Handykabel,... in unsere beiden Rucksäcke und kleinen Taschen ein. Auch meine Powerbank, die ich gerade (ebenso auch meine beiden Handys) aufgeladen hatte. Denise kümmerte sich noch um ihren beige-braunen Hamster...
Dann brachen wir ungefähr um 9 Uhr auf und gingen zur Bushaltestelle, stiegen in den Bus ein und fuhren bis zum Fuhlsbüttler Bahnhof. Danach stiegen wir in die Bahn und fuhren nach Ohlsdorf. Dort warteten wir auf "Lilly". Da sie nicht kam, nahmen wir die U 1 und fuhren zum Hamburger Hauptbahnhof. Dort angekommen, stiegen wir aus und gingen zum Reisebüro in der Wandelhalle Hauptbahnhof und stellten uns an einer Schlange an. Dort warteten viele Leute! Als wir dort ankamen, sagte ein Reisebüromitarbeiter zu mir, dass ich zum Fahrkarten-Automaten gehen sollte, um 9-Eurotickets zu kaufen. So gingen wir zu einen der Automaten und zu den beiden Bahnmitarbeiter, die dort standen.
"Wir wollen 9-Eurotickets und einen Fahrplan nach Berlin. Für Hin- und Rückfahrt", sagte ich.
"Dann drucke ich Ihnen das aus", sagte der schwarzhaarige Bahnmitarbeiter mit Maske. Dann druckten er uns die Reisepläne für die Hinfahrt nach Berlin und für die Rückfahrt von Berlin nach Hamburg aus und ich kaufte am Automaten (zusätzlich zu den drei 9-Eurotickets, die ich schon hatte) noch zwei 9-Eurotickets dazu (die im Zeitraum vom 1.6. bis 31.8.2022 nur für 2. Klasse im Nah- und Regionalverkehr im gesamten Bundesgebiet ohne zeitliche Einschränkung galten - nicht aber für Fernverkehr wie IC, EC und ICE) - auch für Lilly (das Geld für das Ticket wollte sie mit später wiedergeben). Wir gingen dann in Richtung Gleis 9. Doch dann sagte meine Lebensgefährtin Maria, dass sie auf Lilly warten wollte und wir blieben deshalb an einem Zeitungskiosk in der Wandelhalle stehen. Wir warteten und warteten. Doch sie kam nicht. Es war schon 10:18 Uhr und um 10:21 würde der Zug auf Gleis 7 A-D losfahren (er würde 14:31 Uhr in Berlin sein, die Reisedauer würde 4:15 Stunden sein). Ich schlug vor zum Gleis 7 zu laufen, um zu sehen, ob der Zug dort schon stehen würde. Was ich auch tat. Als ich dort ankam, merkte ich, dass es schon sehr spät war. In ein paar Minuten würde der Zug losfahren. Ich lief zu meiner Familie zurück. Doch Lilly war immer noch nicht da. "Sie kommt gleich", versicherte meine Lebensgefährtin. Sie versuchte sie dann über das Handy zu erreichen und wir warteten noch einige Minuten. Dann kam sie endlich. Sie hatte blondgefärbte Haare, trug einen beige-braunen Sommerhut, ein buntes Kleid und hatte eine Maske. Sie entschuldigte sich schnell für die Verspätung (da kam etwas dazwischen) und wir gingen dann zu Gleis 7. Doch der Zug war schon weg. Da eine Verspätung (aus irgendwelchen Gründen) immer mal vorkommen kann, war deshalb niemand verärgert.
Ich lief dann noch einmal zum Reisebüro und liess mir von den Bahn-Mitarbeitern einen neuen Fahrplan ausdrücken. Dann lief ich wieder eine Rolltreppe runter zu meiner Familie auf Gleis 7 und wir besprachen die Situation: Zwar könnten wir den nächsten Zug um 10:58 Uhr auf Gleis 13 A - C nehmen, aber die Fahrt würde 5:04 Stunden dauern und wir müssten drei mal umsteigen: In Uelzen 13:02 (Gleis 304), in Stendal 14:30 (Gleis 6), in Rathenow 15:07 (Gleis 1). Erst um 16:01 wären wir in Berlin.
Dann sagte Lilly sinngemäss": Wir nehmen dann den nächsten Zug nach Berlin. Es ist nicht schlimm diese lange Strecke zu fahren." Meine Lebensgefährtin sah das auch so. Auch ich und der Rest meiner Familie waren einverstanden (auch wenn in diesem Moment nicht alle sehr motiviert waren - was bei der Hitze und Dauer der Fahrt nachvollziehbar war).
So beschlossen wir den nächsten Zug RE 3 zu nehmen, der um 10:58 auf Gleis 13 A - C abfahren würde. Ich kaufte noch für uns alle eine grosse Cola und eine grosse Fante (jeweils 1 Liter) im Sparkiosk ein, der sich auf dem Bahnsteig bei Gleis 7 und 8 befand. Ich wollte fünf Pappbecher haben. Doch der Kioskbesitzer auf diesen Bahnsteig konnte mir keine fünf Becher geben. Aber er konnte mir immerhin drei Becher geben. Das war für mich schon okay. Dann gingen wir weg von Gleis 7 und fuhren eine Rolltreppe hoch und wenig später dann eine Rolltreppe runter und waren dann auf Gleis 13 A - C. Zuerst mussten wir warten und ich versuchte vergeblich jemanden zu finden, der mir erklären konnte, ob der Zug sich verspäten würde oder nicht. Auch kontrollierte ich, ob es Verzögerungen geben würde. Dann sah ich den Zug RE 3 ganz am Ende des Bahnsteigs auf den wir uns befanden. Er stand etwas weiter weg als gedacht. Wir liefen dann schnell zu dem Zug RE 3 nach Hannover (der auch in Uelzen hielt). Vor den ersten Zug-Eingängen standen sehr viele viele Menschen, die sich an die Zugeingangstüren drängten. Grosse Menschentrauben sammelten sich dort. Eine Zugmitarbeiterin, die dort in der Nähe der ersten Eingangstür stand, liess noch noch eine gewisse Anzahl (so ca. 10 Leute in den Zug einsteigen). Als der Waggon voll war, durfte keiner mehr dort einsteigen. Dann rief sie": Hier ist schon voll. Bitte nach vorne laufen. Die nächsten Waggons", sagte sie laut. So liefen wir wie viele andere Leute auch nach vorne in Richtung der nächsten Waggons. Nach kurzer Zeit entschieden wir uns für eine Eingangstür, vor der sich nicht ganz so viele Menschen tummelten wie bei den anderen Zug-Eingangstüren. Wir drängten uns an den ganzen Menschen vorbei bis zur Eingangstür. Dann schafften wir es mit Mühe in den Zug zu kommen. Wie die viele andere Menschen, die auch nach und nach einstiegen. Dann suchten wir für uns freie Sitzplätze - wie viele andere Leute, die dort gerade eingestiegen waren. Doch das war vergeblich. Überall waren und sassen Leute. Manche sassen sogar auf dem Boden oder Treppenstufen. Dann gingen wir von Wagon zu Wagon. Wir liefen gerade durch eine Tür von einem Waggon zum anderen Waggon, als wir nicht weiterkamen. Es war einfach zu voll! Maria fand kurz darauf mit Glück einen freien Platz am Eingang zum anderen Waggon, auf den sie Platz nahm (um den Platz erst einmal zu besetzen). Die Kinder und Lilly, die gerade noch durch die Tür kamen, mussten noch vorerst während der Fahrt eine Weile stehen. Ich versuchte durch die Tür zu kommen, schaffte es aber nicht, weil sich vor mir meine Kinder , Lilly und diverse andere Menschen befanden und ich nicht mehr durch die Tür kam. Ich musste an der Tür an der Verbindungsstelle zwischen den zwei Waggons warten. Der Boden sich an der Verbindungsstelle bewegte und bewegte sich hin und her und Metall quietschte. Es war laut und es wirkte gefühlt fast so, als ob der Zug auseinanderfallen würde. Und man hörte den Fahrtwind. Ich ging dann notgedrungen zurück zum anderen Waggon hinter mir und setzte mich wenig später in den anderen Waggon auf den Boden mitten im Gang nicht weit weg von der Tür und in der Nähe der Toilette. Es blieb mir nichts anderes übrig. Julian verliess sein Waggon vor mir wenig später, lief zu mir und fragte mich, wie es mir so ging. Ich erklärte ihm, dass ich auf dem Boden sass und alles okay war. Ich teilte ihm die Ankunftszeit in Uelzen mit ( 13:02 auf Gleis 304). Diese Informationen sollte er den Rest meiner Familie und Lilly mitteilen. Dann ging er wieder zurück zu den anderen. Ich sass eine Weile auf dem Boden im Schneidersitz zwischen all den Leuten und beobachtete, wie ein Mann und eine Frau sich über die Situation unterhielten. Dann beobachtete ich wie ein Mann und eine Frau über die Situation redeten.
"Das mit dem 9 -Euro-Ticket sei zwar eine gute Idee", so redete die Frau. "Aber die Züge seien einfach zu voll (darüber wurden in den Zeitungen immer wieder berichtet)."
"Man müsste aber mehr Züge einsetzen!", sagte der Mann. Es dauerte - so erzählte er sinngemäss - alles länger. Es ging mal langsamer und mal schneller voran. Manchmal gar nicht, da z.B. im Bereich der Gleise gebaut wurde.... Es wurde eigentlich immer wieder irgendwo gebaut. Das war normal. Auch musste nach wie vor im HHV-Bereich , in Bussen, Zügen,...weiterhin Masken getragen werden.
"Da sich viele nicht daran hielten, würde es im Herbst wohl wieder zu hohen Inzidenzzahlen führen.... und dann hätten wir wieder eine neue Corona-Welle", so dachte ich.
Dann stiegen an einer der nächsten Stationen noch einige Leute aus und vor mir wurde plötzlich ein Sitzplatz am Gang frei. Ich stand auf und lief zu dem Sitzplatz und nahm darauf Platz. Wenig später als der Zug noch etwas leerer wurde und die Treppenstufen frei wurden zur oberen Bahnetage, besetzte ich meinen Platz, indem ich meine Sachen hinlegte und lief zu Julian und den anderen. Wir redeten dort, was wir z.B. in Uelzen machen wollten. Auch sagte ich allen Bescheid, dass ich einen Sitzplatz gefunden hatte und dass noch Sitzplätze frei waren. Doch sie kamen nicht mehr in meinen Waggon. Inzwischen hatte jeder von uns eine freien Platz gefunden. Dann kam der Zug in Uelzen um 12:05 an. Wir stiegen aus, gingen eine Treppe runter und gingen einen tunnelartigen Gang entlang, der zuerst in eine kleine Halle führte und dann nach draussen führte. Wenig später kamen wir zu der kleinen Halle, in der sich ein Kiosk befand und ein Ausgang. Dann gingen wir durch den Ausgang nach draussen und setzten uns auf eine kleine Mauer in der Nähe eines Testzentrums und der Nähe des ZOBs mit dem Bushaltestellen, der sich dort befand, an dem sich aber jedoch keine Menschen befanden. Denn wir hatten ja knapp eine Stunde Wartezeit! Dort machten wir die 1 Liter-Fanta-Flasche auf. Wir hatten zwar nur drei Pappbecher, aber Maria füllte Cola in eine leere Wasserflasche und so konnten wir alle besser organisiert Fanta und Cola trinken. Und das tat gut bei der Sonne und der Hitze, denn es war an diesem Tag in der Mittagszeit mindestens 25 Grad oder mehr! Von dort aus beobachteten wir, dass einige Betrunkene und Bettler mit dem Mann vom Corona-Testzentrum in einen Streit geraten waren. Ich erinnerte mich an die Zeitungsartikel, in denen immer wieder stand, dass es Ärger mit einigen randalierenden Personen (Betrunkene, Bettler, Punker, aggressive Leute, aber auch einige andere Gruppen wie Rechtsradikale...) gab, die billig mit 9 Euro-Tickets fuhren (zum Beispiel auf der Insel Sylt). Sie gerieten oft in Streitigkeiten mit irgendwelchen Leuten. Manche von ihnen wurden richtig laut, aggressiv und randalierten... Wir nahmen so weit es ging davon Abstand. Ich ging dann nachdem ich Cola getrunken hatte zum Kiosk und kaufte noch zwei kleine Flaschen Astra und noch eine zusätzliche 1-Literflasche Cola. Nachdem ich bezahlt hatte, ging ich zu meiner Familie und Lilly zurück, die immer noch in der Nähe des Testzentrums waren. Nachdem ich alles Maria gegeben hatte, wollten einige von uns das WC nutzen und ich lief daher wieder zum Kiosk und liess mir den WC-Schlüssel geben. Dann schloss ich das WC auf. Als ich dann ins WC ging, roch es extrem schlecht und mir wurde etwas übel. Ich verliess das WC so schnell wie möglich (ich war richtig froh darüber) und gab den Schlüssel ab. Ich gab auch die zwei inzwischen ausgetrunkenen Bierflaschen ab und bekam von einer Frau an der Kasse das Wechselgeld zurück. Dann gingen wir alle um ca. 12:50 Uhr auf den Bahnsteig zum Gleis 304. Dort kam der Zug RE 20 ! um 13:02 Uhr an. Wir stiegen dort ein und waren überrascht, dass es dort noch mehrere freie Sitzplätze gab. Wir fanden zum Glück alle einen Sitzplatz. Wenig später fuhr der Zug los. Wir fuhren etwa ca. 28 Minuten durch die sonnenbeschienenen Wiesen und Felder. Dann kam der Zug um ca. 14:30 Uhr in Stendal an und wir stiegen alle aus. Ich machte am Bahnhof einige Augenblicke später noch einige Fotos mit meinem Handy zum Beispiel von dem alten Bahnhofsgebäude und der Umgebung. Dann liefen wir alle zu dem Zug RB 34 auf Gleis 6. Als wir alle dort einstiegen, war dieser nicht sehr voll. Es war nur sehr heiss und ich musste sehr schwitzen. Das war für mich schwieriger, da ich immer noch leichte Post-Covid-Symptome hatte. Auch wenn das seit zwei Monaten immer etwas besser geworden war. Wir fuhren etwa 26 Minuten bis Rathenow und kamen um ca. 14:56 auf Gleis 2 an. Dann stiegen wir aus dem RB 34 aus, liefen quer über den Bahnsteig und stiegen kurz vor 15 Uhr in den Zug RE 4 auf dem Bahnsteig gegenüber auf Gleis 1 ein. Der Zug war schon voller. Nur mit Mühe konnten wir Sitzplätze finden. Vor dort beobachteten wir im Zug, dass ein Ehepaar mit einer kleinen Tochter im Kinderwagen auf dem Gang einen Streit hatten.
"Ich schleif Dich gleich durch den ganzen Zug!", schrie der Mann mit langem Bart. Seine Freundin und Ehefrau guckte traurig mit leerem Blick aus dem Fenster.
Ich war etwas schockiert. Ich weiss nicht, wie meine Familie das aufgefasst hat. Noch nicht einmal, ob sie alles genau mitbekommen hatten (denn nicht jeder von uns hatte einen Sitzplatz, von dem sie auf den Gang gucken konnten). Dass da aber Streit war, bekamen alle mit. Dann fuhren wir weiterhin durch diese Wiesen und Felder. Wir fuhren über die Stationen Buschow, Wustermark, Elstal, Dallgow-Döberitz, Berlin-Staaken. Ich, Julian und Denise spielten während der Fahrt auf einem der Sitzplätze Mensch-Ärgere-Dich nicht. Doch leider war jemand unaufmerksam und dann waren alle Spielfiguren umgefallen. Das Spiel konnten wir dann nicht mehr zu Ende spielen. Wenig später erreichten wir Berlin-Spandau. Dort hatte ich im Park am 1. Oktober 2021 für meinen Film "My Corona Madness Teil 2 - 4" gearbeitet. Ich zeigte meiner Familie aus dem Bahnfester das Rathaus Spandau. Dann fuhr der Zug weiter. Und zwei Stationen später kam der Zug im Berlin Hauptbahnhof an. Mit einer Verspätung von fast 15 Minuten! Wir fuhren im Berliner Hauptbahnhof mehrere Rolltreppen rauf, gingen erst einmal raus aus der Bahnhofshalle auf dem Washingtonplatz und schnappten frische Luft. Dann beschlossen wir was zu essen, gingen wieder in die grosse Hauptbahnhofhalle und fuhren wieder ein Stockwerk tiefer zum Mc Donalds Restaurant. Als wir dort ankamen, war es schon 16:18 Uhr. Wir bestellten dort zwei Mal eine grosse Box mit Chicken Mc Nuggets und mit Hähnchenflügel für 8 Euro und etwas und zweimal eine Chicken Mc Nuggets-Box (insgesamt 20 Stück pro Box) für 8 Euro und etwas und dazu die Sossen, 3 Cheeseburger, 2 Mal grosse Pommes mit Ketchup und Mayonaise. Dazu eine grosse 0,5-Liter-Fanta und eine grosse 0,5-Liter-Cola. Es gab etwas Probleme mit der Bestellung: Es fehlte zum Beispiel später ein Big Mac, später kleine Extra-Becher, eine Tüte zum Einpacken von übriggebliebenem Essen (sollten einige Nuggets z.B. übrig bleiben). Die ganze Rennerei bis das Essen da war und dann noch die 5 Stunden Fahrt bei der Hitze von ca. 25 Grad war etwas anstrengend für mich - da ich immer noch mit leichten Post-Covid-Symptomen zu tun hatte (und das verstehen manche Leute, die selbst noch nie einen härteren Corona-Krankheitsverlauf erlebt hatten, nicht). Ich war daher in dieser Zeit zeitweise hektisch, sprach zeitweise etwas laut und musste stark schwitzen. Nach einer Weile kam das Essen und dann begannen alle zu Essen. Während wir alle in Ruhe assen, ging es mir dann auch besser. Die Fanta teilten wir auch in Ruhe auf. Nach dem Essen bezahlte ich die Rechnung von zirka 50 Euro per Karte an der Kasse (mit Karte war mit lieber als Bar, da ich mein weniges Bargeld, das ich nach Berlin mitgenommen hatte, nicht aufbrauchen wollte). Denise bekam von einem Mann (vermutlich einem McDonalds-Mitarbeiter) noch zwei Gutscheine für 50 Cent geschenkt. Lilly und ich gaben ihr noch etwas dazu und so konnte sie dann zur Kasse gehen, die Gutscheine einlösen und sich dann ein Donut kaufen. Dann verliessen wir den Berliner Hauptbahnhof und gingen dann über den Washingtonplatz. Vorbei an den Flüchtlingsunterkünften. Kurze Zeit später gingen wir dann über die Gustav-Heinemann-Brücke zum Rahel-Hirschpark. Dann machten wir einige Fotos. Es war immer noch wahnsinnig heiss und ich schwitzte. Auch alle anderen. Wir gingen kurz darauf zum Paul-Löbe- Haus. Dann zum Reichstagsgebäude. Auch dort machten wir einige Fotos.
"Wohin gehen wir jetzt?", fragte jemand von uns.
"Wir gehen jetzt zum Brandenburger Tor", sagte ich.
Dann gingen wir über die Scheidemannstrasse zum Simsonweg. wenig später gingen wir zum Sinti-und-Roma-Denkmal. Dort auf der Wiese entdeckten Julian und Denise einige Kaninchen, die dort rumliefen. Wenig später gingen wir wieder den Simsonweg in Richtung Brandenburger Tor entlang.
"Wir trinken was", sagte Julian.
"Ja."
Dann setzten wir uns auf eine Bank und machten eine kurze Pause. Einige Augenblicke später tranken wir, während wir auf der Bank sassen, was: Maria und Lilly tranken Wasser. Und ich und Julian Cola. (Zuerst trank ich im Becher etwas Cola. Dann Julian aus der grossen Flasche Cola, die schon vorher fast ausgetrunken war. Am Schluss schüttete er mir den Rest Cola aus der Flasche in meinen Becher, den ich dann austrank.)
Dann standen wir auf und gingen weiter. Kurz darauf erreichten wir die Ebertstrasse, die komplett abgesperrt war. Dort fand das Festival "Special Olympics Nationalen Spielens 2022" (18.6. - 24.6.2022) statt. Direkt an der Absperrung zur Ebertstrasse traf ich auf einen Schwarzen Biketaxifahrer, der auf dem blumengeschmückten Biketaxi sass und telefonierte. Als ich ihn ansprach, beendete er sofort das Telefonat.
"Was kostet eine Fahrt mit dem Biketaxi?", fragte ich.
"Ungefähr 20 Euro. Bei so vielen Personen brauchen Sie aber zwei Biketaxis", sagte der Biketaxifahrer.
Da wir noch unentschlossen waren und noch überlegten, was wir machen wollten, sagten wir": Im Moment noch nicht." Dann gingen wir weiter.
Wir gingen zuerst über die Strasse des 17. Juni. Wenig später erreichten wir den Platz des 18. März und dann das Brandenburger Tor. Dort waren viele Touristen. Die meisten trugen keine Maske (auch in den meisten Geschäften nicht - nur einige trugen auch freiwillig eine Maske). Dort am Brandenburger Tor und am Pariser Platz machten wir einige Fotos.
Dann sagte Julian dort": Ich möchte zum Souvenirladen." Ich gab Julian zuerst etwas Geld und auch Denise. Julian ging dann rein in den Souvenirladen und sah sich dort um, während ich draussen vor der Tür wartete. Maria, Lilly und Denise hatten sich in dieser Zeit in den Donutladen gesetzt. Ich riet ihnen aber oder ich schlug ihnen vor zum Cafe LebensArt Unter de Linden zu gehen. Das taten wir dann auch. Wir gingen dann über die Strasse Unter den Linden. Nachdem wir zwei Strassen überquert hatten, erreichten wir das Cafe LebensArt. Wir setzen uns draussen an einen Tisch mit fünf Stühlen. Nachdem sich alle anderen hingesetzt hatten, gingen Lilly und ich ins Restaurant rein zur verglasten Kuchentheke. Dort gab es verschiedene hausgemachte Kuchenarten. Wir bestellten uns zwei Erdbeerstücke. Dann gingen wir wieder raus nach draussen zu dem Tisch hinten rechts, wo meine Familie sass. Wir setzten uns an den Tisch und unterhielten uns. Und ich machte von dem Platz aus, an dem ich sass, einige Fotos und einige schnelle Videos. Ich blickte mich um und mit fiel auf: Fast keiner trug eine Maske. Draussen nicht. Im Restaurant (das konnte man durch die Fenster sehen) auch nicht. Und ich machte mir - während ich wie alle anderen auf die Bestellung wartete - wieder meine Gedanken. Wie würde das mit Corona im Herbst erst werden? Der nächste Herbst bedeutet die nächste Corona-Welle? (Ich las im Internet von einem BDI-Chef, der das für immer wahrscheinlicher hält - und er blickt daher "fassungslos" auf die deutsche Corona-Politik.)
Da ich zweimal gegen Corona geimpft war (im November und Dezember 2021) und ich Ende Januar 2022 Corona Delta in Kombination mit Bronchitis hatte und mein Antiviren-Wert bei der letzten Messung bei Dr. B. in Hamburg hoch war, machte ich mir wenig Sorgen. Ich hatte zwar Post-Covid, aber wenn ich wieder Corona bekommen sollte, wäre nur die Ansteckung das Problem. Mein Krankheits-Verlauf würde vermutlich milder sein aufgrund meines hohen Antivirenwerts (wobei man das nicht so genau sagen könnte - mein Arzt empfahl mir weiterhin aufzupassen und Maske zu tragen zum Beispiel im Supermarkt...- was ich auch in dieser Zeit tue, auch wenn das fast alle anderen nicht tun). Wenig später kam die Kellnerin an unseren Tisch. Maria und ich bestellten bei ihr Berliner Weiße rot, Lilly einen Kaffee. Die Kinder ein Glas Fanta und eine Eiskugel. Dann ging sie fort und wir unterhielten uns weiterhin. Nach etwa fünf Minuten brachte die Kellnerin uns unsere Bestellung und wenig später assen die Kinder Eis (Julian eine Kugel Vanille, Denise eine Kugel Erdbeereis), ich und Lilly Erdbeertorte. Dazu tranken wir dann die Getränke. Nach einer Weile waren wir mit dem Essen und Trinken fertig. Die Kellnerin kam zurück. Obwohl ich zuerst vorschlug alle einzuladen und alles zu bezahlen, bezahlte dann Lilly für alle die Rechnung von ungefähr 30 Euro.
"Ich bezahl das alles. Du brauchst das nicht zu bezahlen", sagte Lilly zu mir.
"Ich bedanke mich", antwortete ich.
Dass sie alles bezahlt hatte, war sehr nett von ihr und wir bedankten uns. Obwohl ich die Rechnung gerne übernommen hätte, war es diesen Monat für mich finanziell eng - trotz der Berlinfahrt, die wir nur mit 9-Eurotickets machen konnten (anders hätte ich mir die Fahrt mit der ganzen Familie dorthin nicht leisten können - denn ich wollte immer schon mit meiner Familie nach Berlin fahren, jedoch wurde es aus finanziellen Gründen immer wieder aufgeschoben). Nachdem Lilly die Cafe-Rechnung bezahlt hatte, guckte jemand von uns auf die Uhr: Es war bereits 19 Uhr! Viel Zeit hatten wir nicht mehr, denn um 19:58 Uhr mussten wir den Zug nach Hamburg auf Gleis 6 nehmen! Doch wollten wir - bevor wir den Weg zum Berliner Hauptbahnhof einschlagen würden - doch noch einmal kurz in den Berliner Tiergarten gehen.
"Wir können ja in den Tiergarten zum Venusbassin gehen", schlug ich vor.
"Gibt es auch dort Tiere?", fragte Julian.
"Ja. Skulpturen. Und Kaninchen."
"Ich Igel?"
"Ja. Nachts. Muss man schauen", sagte ich sinngemäß. Was ich genau sagte in diesem Augenblick, wusste ich später nicht mehr.
Wir standen von dem Tisch auf und verliessen den Restaurantbereich mit den Tischen draussen und gingen einige Augenblicke später die Straße Unter den Linden entlang Richtung Brandenburger Tor. Wir überquerten eine Strasse, die zum mittleren Fußgängerbereich der Straße Unter den Linden führte. Und dann eine Straße, die quer von links nach rechts führte. Kurz darauf erreichte ich einen Imbisskiosk, während Lilly und meine Familie weiter in Richtung Brandenburger Tor gingen. Ich kaufte eine Flasche Berliner Weiße rot für Maria, eine Berliner Weiße grün für mich und eine Erdbeerbowle. Nachdem ich bezahlt hatte, gingen wir alle zurück zum Brandenburger Tor. Von dort aus gingen wir in den Tiergarten. Wir marschierten eine Weile den Bremer Weg entlang, der links (vermutlich wegen des "Special Olympics-Festivals") eingezäunt war. Wir gingen eine Weile den Bremer Weg entlang und hatten fast den Venusbassin erreicht, da guckten Lilly und Maria auf die Uhr. Da es schon spät war, beschlossen wir dann umzukehren und wieder in Richtung Berliner Hauptbahnhof zu laufen. Denn den Zug wollten wir nicht verpassen!
"Wir müssen los", sagte Julian.
"Ja. Wir müssen weg", sagte irgendeiner von uns.
Ich machte noch am Bremer Weg schnell einige Fotos und Schnappschussvideos. Dann gingen wir einen Seitenweg entlang, der zur Straße des 17. Juni führte. während meine Familie die Straße des 17. Juni überquerte, machte ich schnell noch einige Fotos auf der Straße des 17. Juni. Dann lief ich über die Straße des 17. Juni meiner Familie hinterher, die gerade in Richtung Reichstagsgebäude schritten. Nachdem ich sie erreicht hatte, gingen wir wenig später gemeinsam über die Scheidemann-Straße und erreichten dann das Reichstagsgebäude. Danach gingen wir am Paul Löbe-Haus vorbei. Ich unterhielt mich mit meiner Tochter darüber, was sie in der Schule so erlebt hatte. Dann erreichten wir den Rahel-Hirsch-Park und die Gustav-Heinemann-Brücke, die wie kurz darauf überquerten. Wir liegen dann kurz darauf über den Washington-Platz und dann waren wir um 19:40 Uhr in der Halle des Berliner Hauptbahnhof angekommen. Wenig später fuhren wir zwei Rolltreppen runter und erreichten dann Gleis 6. Wir warteten knapp 20 Minuten. Dann rollte der Zug Gleis 6 ein. Wir nahmen unsere Sitzplätze ein. Und dann fuhr der Zug an in Richtung Rathenow. Dann sprachen wir über unsere Tagesreise.
"War die Reise gut?", fragte ich.
"Ja. War gut", sagte Maria überzeugend.
"Wir können das nochmal machen."
"Ja."
Dann fragte ich Julian, ob der Ausflug gut war.
"Ja. War zwar kurz aber gut. Man kann nicht meckern", meinte Juian.
Auch Lilly fand den Kurztrip nach Berlin gut.
Dann kamen wir um 20:53 in Rathenow an. Wir stiegen aus und stiegen wenige Augenblicke später in den RB 34 gegenüber auf Gleis 2 ein, der dann um 21:01 Uhr in Richtung Stendal wegfuhr. Wir führen eine Weile durch die Wiesen und Felder. Maria und Lilly lernten während der Fahrt ein junges Latina-Paar im Zug kennen. Wer sie genau waren oder hießen, wusste ich nicht, da ich keinen Sitzplatz in der Nähe meiner Familie bekommen hatte und ich einige Sitz-Reihen weiter weg sass. Als wir um 21:27 im Bahnhof Stendal ankamen, stiegen wir alle aus. Maria und Lilly unterhielten sich noch mit dem Paar und zwei anderen Latino-Frauen während wir zu dem nächsten Zug RE 20 auf Gleis 3 marschierten. Ich stoppte beim Gehen und machte noch schnell einige Fotos von den alten Häusern, die im idyllischen Sonnenuntergang schön aussahen. Für mein Fototagebuch. Da wir noch ein bisschen Zeit hatten, bevor der nächste Zug abfahren würde, gingen ich, Julian und Denise zum Getränke- und Süßigkeitenautomaten, der auf dem Bahnhof Stendal stand. Während Maria sich mit dem Paar noch unterhielt, warf ich Kleingeld (1 Euro) in den Automaten, drückte eine Taste und der Automaten gab dann eine kleine Tüte "Glühwürmchen"-Süßigkeiten frei, die ich dann Julian gab. Ich warf dann noch einmal Geld ein und kaufte für mich eine kleine Flasche Cola (weil ich wegen der Reise etc. Durst hatte) und für Denise eine Capri-Sonne Multivitamin. Ich steckte noch weitere 60 Cent in den Automaten, um eine zweite Capri-Sonne zu kaufen, aber plötzlich funktionierte irgendwas mit dem Automaten nicht. Der Automaten verschluckte mein Geld, ohne dass ich meine Capri-Sonne erhielt. Das es nur 60 Cent waren, war das für mich kein grosses Problem.
"Egal jetzt. Gehen wir", sagte Julian.
So gingen wir weiter und erreichten wenig später Maria und Lilly, die auf den Bahnsteig bei Gleis 3 standen und sich mit dem Latino-Ehepaar immer noch unterhielten. Dann rollte plötzlich auf Gleis 3 ein Zug ein. Dann sagte ich "das ist er" und lief näher an den Zug heran. Da ich unsicher war, ob es der richtige Zug nach Uelzen war, fragte ich eine Frau, die gerade aus dem Zug ausstieg.
"Das ist der richtige Zug", sagte die Frau. Der richtige Zug RE 20 nach Uelzen, planmäßige Abfahrt 21:44 Uhr. Ich wollte gerade einsteigen, als das Ehepaar, mit dem sich Maria unterhielt, mir (irrtümlich) sagte:" Das ist falscher Zug."
Ich sagte daraufhin": Das ist der richtige Zug. Steigt ein."
Doch keiner stieg von uns ein.
Dann sagte ich (sinngemäss) zu meiner Familie, Lilly und dem Ehepaar": Der Zug ist da. Steigt endlich ein."
Doch das Ehepaar sagte immer noch": Es ist der falsche Zug." Sie hatten sich einfach geirrt.
"Das ist der richtige Zug! Kommt! Steigt ein!", sagte ich etwas energisch und stieg in den Zug. Dann verabschiedeten Maria und Lilly sich schnell von dem Ehepaar und sie stiegen dann schnell mit Julian und Denise in den Zug nach Uelzen ein. Wenig später fanden wir in dem ziemlich vollen Zug noch Sitzplätze und setzen uns hin. Wir führen über eine Stunde mit dem Zug. Um 22:46 hielt dann der Zug in Uelzen an. Wir stiegen aus und stiegen dann auf Gleis 103 in den Zug RB 231 Richtung Hamburg Hauptbahnhof ein. Kurz nachdem wir auf der unteren Etage des Zuges unsere Plätze gefunden und uns dort hingesetzt hatten, gab es ein Abteil weiter hinten Geschrei. Da war wohl ein Streit! Auch fiel mir auf, dass die wenigstens Leute im Zug sich an die Maskenpflicht im Zug hielten. Viele hatten auch ihre Alkoholflaschen dabei und tranken heimlich. Ein Vater, der später im Zug mit 2 kleinen Töchtern dazustieg, war ziemlich besoffen und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Auch lag ab und zu Müll in der Bahn unter oder in der Nähe der Sitze rum. Einmal sah ich später auf einem Sitz zwei matschige Donuts liegen, die den Sitz ziemlich stark beschmiert hatten.
"Ich kenne den Bahnhof. Da waren wir gewesen", sagte Julian, der auf seinem Handy ein virtuelles S-Bahn Surfer-Spiel spielte und eine Rekordpunktzahl von einer Million während der Fahrt nach Hamburg erreicht hatte. Ich erinnerte mich. Wir waren im März dieses Jahres nach Berlin gefahren und waren bei der Demo gegen den Ukraine-Krieg gewesen. Wir warten noch eine Weile auf dem Bahnsteig, da es einige Verzögerungen aufgrund von leichten Unruhen gab.
"Ich darf Sie bitten sich ruhig zu verhalten und nicht immer ein- und auszusteigen. Wir werden dafür sorgen, dass das aufhört!", sagte der Zugführer per Lautsprecher-Ansage. Dann würden wir ebenfalls per Lautsprecher-Ansage wenig später an die Maskenpflicht erinnert. Und daran keine alkoholische Getränke während der Zugfahrt zu trinken. Dann fuhr der Zug endlich ab. Auch würde es - so teilte man uns mit - wegen Bauarbeiten an den Gleisen zu Verzögerungen kommen.
"Meine Güte. Was für ein Chaos", dachte ich. Während der Fahrt dachte ich an den Ukraine-Krieg. An Ingrid Hammill, die in mehreren Filmen von mir mitgespielt hatte und im letzten Jahr in Hamburg verstorben war. "Was war die Ursache? Vermutlich kam sie mit den Abläufen im Pflegeheim nicht klar. Sie hatte vorher lange alleine in ihrer Wohnung in Altona gewohnt, hatte noch aktiv am Leben teilgenommen, hatte am Theatertreff teilgenommen und in meinen Filmen mitgespielt... Dann kam Frühjahr 2020 die Coronakrise und sie baute ab - physisch und psychisch. Dann kam sie Sommer 2020 - als ihre Gesundheit nachließ - ins Pflegeheim mit Mitte 80 und konnte sich - vermutlich - nicht mehr an ihr neues Leben im Heim und an ihre Regeln nicht daran gewöhnen - so vermutete die Mutter von Helmut, eine szenebekannte Autorin und gute Bekannte von Ingrid war. Was sich alles wirklich in den letzten Monaten ihres Lebens zugetragen hatte, weiss ich nicht und ich werde das wohl nie erfahren. Sicher ist, dass ich die Filme, in denen sie mitspielte, gemaess ihrem Wunsch zu Ende machen werden. Ich dachte noch eine Weile über dieses und jenes nach. Dann - etwa gegen 0:30 Uhr rollte der Zug in Hamburg Hauptbahnhof an. Wir stiegen alle aus und gingen dann zur S 1 nach Poppenbüttel. Wir wartete noch kufz auf dem Bahnsteig. Dann kam die Bahn S 1. Und als die Bahn hielt, stiegen ein und fuhren bis Ohlsdorf. Dort mussten wir aussteigen und in die U 1 umsteigen. Gerade als wir in die U 1-Bahn nach Fuhlsbüttel einstiegen, hatten zwei Männer Streit miteinander. Da die U 1 noch nicht Abfuhr und wartete und die Bahntür noch nicht geschlossen war, konnten alle, die in der Bahn auf ihren Plätzen saßen oder standen, den Streit auf dem Bahnsteig miterleben. Auch wir, die nur einen Stehplatz hatten und uns an herunterhängenden Gummischlaufen festhalten mussten.
"Ich hau Dir eine in die Fresse!", schrie der Mann mit den etwas wilden, blonden hochstehenden kurzen Haaren und rötlichen Augen. Er war stock betrunken.
"Was willst Du! Fick Dich! Ich hau Dich platt!", schrie der andere Mann mit den schwarzen, kurzen Haaren, der einen schönen Anzug trug.
Dann lief der eine aggressive Streithahn (der schwarzhaarige Mann), an dem anderen Streithahn (den blonden Mann mit den rötlichen Augen) vorbei und stieg in die U 1. Doch der blonde Mann gab nicht auf. Er lief zum Zugabteil zur Tür dort, wo der Mann mit den schwarzen Haaren eingestiegen war, hin und pöbelte ihn an.
"Jetzt komm raus. Ich hau Dir eins in die Fresse!", schrie der blonde Mann.
"Was willst Du hier! Hau ab! Du kriegst eins aufs Maul!", schrie der schwarzhaarige Mann zurück.
"He. Jetzt ist es mal gut", sagte einer in der Bahn, der den Streit genau beobachtet hatte.
Doch die Männer stritten sich weiter.
"ICH HAU DIR EINS IN DIE FRESSE!", schrie der blonde Mann.
"ACH, WAS WILLST DU HIER! ICH KOMM RAUS, SCHLAG DICH KAPUTT UND SCHMEISS DICH IN DIE ECKE!", schrie der schwarzhaarige Mann in der Bahn am Eingang.
"KOMM HER! FICK DICH!", schrie der blonde Mann.
"ICH HAU DIR EINE REIN! VERPISS DICH. PENNER! ASOZIALER!"
"ICH KOMM GLEICH IN DIE BAHN! HOL DICH RAUS! UND DANN BIST DU DRAN. WICHS DIR EINEN MIT DER HAND! ICH MACH DICH PLATT!"
"ICH HAU DIR EINE ON DIE FRESSE BIS DU UMKIPPST!"
Dann wurde ich innerlich sauer.
"Hier sind auch Kinder", sagte ich.
Doch die Männer hörten nicht auf mich und stritten sich weiter.
"DU KRIEGST EINS IN DIE FRESSE!", schrie der blonde Mann weiter.
"HAU AB! lCH KOMM GLEICH RAUS!", schrie der schwarzhaarige Mann.
"KOMM HER! DU KRIEGST EINS IN DIE FRESSE!"
"KOMM HER. ICH HAU DICH ZUSAMMEN!"
"Jetzt ist mal gut", sagte Jemand. Dann ging die Bahntür zu. Als die Bahn U 1 gerade abfuhr, lief der andere blonde Typ der Bahn noch hinterher und schlug während er rannte gegen die Scheiben.
"ICH KRIEG DICH! BEIM NÄCHSTEN MAL!"
Einige Personen lachten in der Bahn.
"Ich finde es gut, dass Du so ruhig geblieben bist und ihm nichts eins auf die Fresse gehauen hast", sagte ein Mann, der am Fenster sass, zu dem schwarzhaarigen Mann.
"Besser ist das. Aber ich wäre fast rausgelaufen und hätte ihn verprügelt", sagte der Mann mit den schwarzen Haaren sinngemäss. Dann fuhren wir weiter Richtung Fuhlsbüttel. Nach kurzer Zeit hatte sich die Stimmung etwas beruhigt. Dann stiegen wir aus. Lilly blieb in der Bahn, da sie nicht weit weg von uns irgendwo in Langenhorn wohnte und noch einige Stationen mit der U 1 fahren musste. Wir verabschiedeten uns.
"Danke für die Einladung im Cafe", sagte ich nochmal. Dann gingen wir auf dem Bahnsteig zur Rolltreppe nach oben. Dort sahen wir noch den schwarzhaarigen Mann, der Streit mit diesem Blonden Typen hatte. Er ging stolz die Rolltreppe rauf mit einer Zigarette in dem Mund. Nachdem wir die Rolltreppe hochgefahren waren, verließen wir den Bahnhof Fuhlsbüttel und gingen zur Bushaltestelle. Dort stiegen wir in den Bus 174 und fuhren bis zum Hummelsbüttler Markt. Als der Bus hielt, stiegen wir alle aus. Es war draussen sehr dunkel und es war auch ein bisschen kälter geworden. Wir gingen den dunklen Weg auf dem Parkplatz am Pennymarkt entlang. Dann marschierten wir eine dunkle Strasse entlang. Julian leuchtete hinter uns, während wir nach Hause gingen, auf dem Boden, so dass wir besser sehen konnten. Dann sahen wir plötzlich ein Stoppschild vor uns und wir fragten uns, ob das Stoppschild schon früher dort war. Das konnte keiner klar sagen. Wenig später kamen wir zu Hause an. Ich schloss die Haustür auf, wir alle gingen in das Haus, legten die beiden Rucksäcke und Taschen auf den Flur. Denise lief sofort die Treppe rauf auf die obere Etage in ihr Zimmer zu ihrem Hamster. Er saß erst still im Heu vor dem Käfig. Als sie ihn wenig später in den Händen hatte, sah sie, dass es ihm gut ging. Julian und ich guckten noch kurz fern und tranken was. Dann gingen wir alle ins Bett.
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Bence artık herşey bitmiş gibi. Misafirlere bak heyyyt be
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DAS MESSER 2: JOHN`S WAY DOWN
Eine Geschichte aus dem Lockdown
Von Berthold von Kamptz
1. OBDACHLOS
"Ich bin niemand. Ich bin nichts. Verschluckt von der Großstadt. Einer unter vielen. Einer der lebt aber bereits tot ist. So fühle ich mich. Was ist das für eine Welt, die mich umgibt? Ich habe Angst! Ich habe Angst!", flüsterte der Mann. Er saß allein im Kellerraum eines Mietshauses. Dort hatte er Zuflucht gefunden, dies war jetzt sein Zuhause. Hatte die schwarze Kapuze seiner schwarzen Jacke tief in sein Gesicht gezogen und kauerte dort zwischen Kartons, Spinnennetzen, Sperrmüll und Mülltüten. Vor ihm lag ein Abschiedsbrief, den er in seiner Verzweiflung geschrieben hatte. Er hatte einige Hämatome, die er sich vor einigen Tagen am Frankfurter Hauptbahnhof zugezogen hatte. Als er sich gerade an einem Kiosks im Hauptbahnhof anstellen wollte und er mal wieder seine Maske nicht richtig aufgesetzt hatte. Da war ein Typ, vermutlich ein Geschäftsmann, der in der Schlange auf ihn aufmerksam geworden war. Er hatte ihn barsch an die Maskenpflicht erinnert und hatte ihn "Penner" genannt. Da war John wütend geworden und hatte zugeschlagen! Daraus entstand dann eine Schlägerei und John hatte sich dann mehrere Hämatome im Gesicht zugezogen. Aber das war nicht das Einzigste, was in letzter Zeit passiert war. Als er Mitte Dezember im letzten Jahr (2020) wegen Jobsuche in Hamburg war, gab es eine Messerstecherei. Dann hatte er später Ärger mit so einem Typen während einer Fahrt im Zug nach Berlin gehabt. Da hatte es eine heftige Auseinandersetzung gegeben- wie er das nannte. Er hatte ihn später in der Bahn Richtung Zoologischen Garten wieder getroffen und ihn aus der Bahn geschmissen. Ich musste ihm eine "Lektion" erteilen!, dachte John. Wie er auch anderen Leute einen "Lektion" erteilen musste, die ihm dummkamen...Bilder aus seinem vergangenen, verschütteten Leben erschienen ihm plötzlich vor seinen Augen. Er dachte in diesen Moment an seine Eltern, die sich früher oft stritten und damals kurz vor einer Scheidung waren (sich aber später doch nicht wegen der Kinder scheiden liessen). Dachte an seine drei Brüder, von denen er später nur mit Hartmut Kontakt hatte. An den Ärger, den er machte, weil er als Kind schon auffällig und nicht angepasst war. Denn er war mit einigen Schulfreunden an einigen Ladendiebstählen beteiligt und in Schlägereien verwickelt u.a... Er dachte daran, wie froh seine Eltern waren, als er endlich seinen Realschulabschluss machte und seine Lehre als Klempner machte. Und er seine erste Freundin hatte. Und dachte daran, wie er sie damals enttäuschte, als er - nachdem seine Freundin ihn verliess - in schlechte Gesellschaft geriet, seinen Job verlor und dann verschiedene andere Jobs machte wie Taxifahrer, Kurierfahrer Rausschmeißer in einem Club oder in einem Casino am Empfangstresen, diese aber alle nach kurzer Zeit wieder verlor. Und er mit seinem Freund Torsten Siebert kriminell wurde und mehrere Straftaten wie Betrug, Diebstahl, Unterschlagung von Geld,... damals verübte...! Auch hatte er in dieser Zeit eine Menge Affären, die ihm einigen Ärger mit einigen Männern einbrachte, denen er die Frau ausgespannt hatte (was häufig zu Schlägereien geführt hatte)...Die Polizei war ihm zeitweise auf den Fersen, aber er kam durch einige Tricks immer wieder davon.
Wie waren seine Eltern wieder froh, als er endlich eine Arbeit bei einer Gartenfirma fand, eine neue Freundin fand, sich zweitweise änderte und sein kriminelles Leben aufgab...Sein Leben schien nun eine positive Wendung zu nehmen! Endlich. Doch als dann 2020 die Coronapandemie ausbrach, war nichts mehr normal. Nachdem sein Chef der Gartenfirma, in der er gearbeitet hatte, an Corona erkrankt war und starb, ging die Gartenfirma pleite und er verlor seine Arbeit und geriet in finanzielle Schwierigkeiten. Nachdem auch seine Freundin ihn verliess, geriet sein Leben völlig aus den Fugen. Er bekam Depressionen, er betrank sich immer mehr mit Alkohol und verlor seine Wohnung. Später - nach einer weiteren Verkettung von unglücklichen Umständen landete er Ende 2021 in Frankfurt auf der Strasse. Nur Franziska, eine arbeitslose Arzthelferin, die er damals Ende 2021 durch Zufall im Frankfurter Hauptbahnhof traf und die ihn - nachdem sie sich näher gekommen waren - später ab und zu in ihrer Wohnung in Frankfurt übernachten liess, gab ihm Mut. Sie hatte nur etwas Probleme mit Drogen und hatte einige Männer-Bekanntschaften. Das war leider so. Ansonsten war sie super! Er dachte oft an Franziska. Er hatte nur noch Franziska, die ihm Mut gab und ihn aus seinen Depressionen, innerer Leere und Lethargie rausriss. Ansonsten hatte er nichts mehr in seinem Leben. Denn er hatte in seinem Leben alle Chancen "verdaddelt" oder sie wurden durch "Corona" zunichte gemacht. Und daran dachte er oft.
Sein Leben war kurz zusammengefasst: Eine Kette von Tragödien in einer verrückten Welt. Eine Katastrophe! Besonders auf der Straße. Und John machte schlechte Erfahrungen auf der Straße. Er wurde von den Menschen schlecht behandelt. Er wurde gedemütigt, beschimpft, ausgegrenzt, beleidigt zum Beispiel "Penner" (der er nun wahr) genannt oder wie ein Stück Dreck oder Abfall behandelt und seine Wut auf die Gesellschaft wuchs daher. John dachte über all das immer wieder nach - während er im Mietshauskeller sass. Und er holte einen Kugelschreiber aus der Jackentasche und zeichnete wenig später einen erhängten Menschen in sein Skizzenbuch (sich selbst) und schrieb darunter: "Ich muss in der Corona-Krise alles bekämpfen und beseitigen, was mich niederreißt, demütigt, in den Dreck taucht – oder ich gehe zugrunde. Und ich muss mir nehmen, was ich nicht in dieser Welt bekomme." Er begann nun damals daher in dieser Zeit (zum Teil auch aus Verzweiflung) regelmäßig kleine Raubüberfälle zu verüben und holte sich einfach all das, was er von der Welt nicht bekam.
"Und so ist mein Leben hier", sagte er zu sich selbst. Während er im staubigen Mietshauskeller auf dem Boden dieses dunklen Mietshauskellers sass mit seinem Skizzenbuch, seiner Bierflasche und einem dunklen Rucksack neben ihm auf dem Boden. Dort in dem Rucksack hatte er seine ganzen übriggebliebenen Habseligkeiten eingepackt: Sein Handy, einige Bierflaschen, kleine Wodkaflaschen, etwas Unterwäsche, Seife, Stifte....Und auch sein neues, grosses Messer, das er sich vor einigen Tagen neu gekauft hatte (um sich zu verteidigen!). Auch sein Skizzenbuch packte er dort immer rein.
Er dachte immer wieder über sein kaputtes Leben nach und über seine zerbrochenen Träume.
Er steckte den Abschiedsbrief, den er inzwischen zerrissen hatte, in den Rucksack. Er hatte ihn in einem Zustand der Depression geschrieben – als es mit seinem Bruder Hartmut und zeitweise auch mit Franziska (wegen ihrer Männerbekanntschaften) wieder mal Probleme gegeben hatte und als er die Welt angesichts der Corona-Krise nur noch als feindlich empfand und sich umbringen wollte. Einfach Schluss machen.... Mehrmals in den vergangenen Tagen war er in einem alkoholisierten und verwirrten Zustand kurz davor gewesen, sich vor die Bahn zu schmeißen. Doch überlegte er es sich jedes Mal anders. Weil ihm der Mut fehlte oder seine Stimmung sich wieder aufhellte, wenn er wieder etwas nüchterner war. Oder wenn er an Franziska und ihre erotischen Lippen dachte. Er hatte dann den Abschiedsrief zerrissen, weil diese depressive Phase – zumindest für einen Augenblick – wieder vorüberging.
John machte mit dem Zeichnen eine kleine Pause und fing in seinem Skizzenbuch an zu blättern. Er hatte darin sämtliche Stationen seines Lebens illustriert oder gezeichnet: wo er geboren worden war, in Berlin. Wo er aufgewachsen war, die Wohnung seiner Eltern. Er hatte sich am letzten Schultag gezeichnet. Mit dem Abschlusszeugnis in der Hand. Dann an dem Tag, als er gerade mit der Lehre als Klempner fertig war und noch optimistisch in die Zukunft blickte. Dann hatte er den Verlust seiner Arbeit zeichnerisch dokumentiert. Seine Beziehungen, seine Affären und seine Jobs, seine Pleiten und Niederlagen.
John blätterte die Zeichnungen und Illustrationen immer wieder durch und dachte an seine Vergangenheit nach. Die oft schmerzlich war. Dann schlug er eine neue, leere Seite auf. Dann fing er wieder an zu zeichnen. Dieses Mal zeichnete er einen Mann, der eine Klippe herunterfiel. Er selbst war gemeint. Ihm fiel auf: Die Zeichnungen und Illustrationen wurden immer grässlicher, brutaler, düsterer. Je bedrückender seine Lebenssituation und Gedanken wurden...
Wenig später zeichnete er mit einem Kugelschreiber noch einen Menschen, der umgekippt war und wehrlos auf dem Rücken lag. Auch das war er selbst. "Ausgespielt", schrieb er unter die Zeichnung.
Er schwitzte, und hustete plötzlich. Und er hatte Halsschmerzen. "Hoffentlich habe ich nicht Corona. Hoffentlich habe ich nicht Corona. Hoffentlich habe ich mich nicht in Berlin angesteckt", dachte er. Obwohl er früher die Gefährlichkeit von Corona heruntergespielt hatte und über die Corona-Maßnahmen gelacht hatte, hatte er nun Angst. Eine Angst, die er sich nicht eingestehen wollte und mit seinem männlichen Stolz zu unterdrücken versuchte. Die Angst rückte dadurch zwar etwas in den Hintergrund, blieb aber trotzdem da. "Vielleicht ist es nur eine harmlose Erkältung, die sich verschleppt hat und die vergeht", dachte John und versuchte, sich mit diesem Gedanken zu beruhigen. "Aber vielleicht ist es auch nur der Stress. Die Nervosität. Kein Wunder bei all dem, was ich durchgemacht habe. Und nun ist mir die Polizei wegen der Sachen, die Mitte Dezember passiert waren, in Hamburg und Berlin auf den Fersen!", dachte er.
Er verdrängte weitere Gedanken und trank einige Schlucke Bier, um sich zu beruhigen.
Nach einer Weile stand John auf und ging – leise wie ein Phantom der Nacht – aus dem düsteren Kellerraum, ging durch einen düsteren Gang zu einer Tür, die nach draußen führte. Und dann war er draußen.
Es stürmte etwas draussen. Es war kalt und regnete. Er lief (ohne Corona-Schutz-Maske) angetrunken in der Dunkelheit durch die verregneten, leeren Straßen. Es war eher eine Mischung aus Laufen und Stolpern. Dann erreichte er ein einfaches, weisses Mietshaus in der Lehnertstrasse, in dem sich Franziskas Wohnung im Erdgeschoss auf der rechten Seite befand. Er ging einige Stufen hoch zur Mietshaus-Eingangstür, öffnete sie und stand wenig später vor Franziskas verschlossenen Wohnungstür. Er klingelte an ihrer Wohnungstür. Klingelte einmal, zweimal, dreimal. Doch sie ging nicht an die Tür.
"Verdammter Mist. Ich bin`s, John. Mach die Tür auf!", schrie er. Doch es kam immer noch keine Reaktion. Dann ging er aus dem Mietshaus raus nach draussen und warf von draussen einen Blick zum Wohnzimmerfenster ihrer Wohnung.
Dort sah er in fahlem Licht, wie sich ein Paar küsste. Sie hatten keine Kleidung an. Es war sie und ein anderer Mann. Nach einiger Zeit kniete sich vor ihm nieder. Er wusste, was sie nun taten. Dann waren sie weg vom Fenster.
"Eine verdammte Sauerei. Franziska, mach die Tür auf! Das ist etwa der Lohn für all das, was ich für Dich getan habe?", schrie er. Doch sie reagierte immer noch nicht.
Sie war mit ihrem Lover beschäftigt – mit dem sie sicher zusammen Drogen nahm – und war im Liebesspiel versunken. Für John aber hatte sie keine Zeit mehr! Jedenfalls nicht in diesem Moment. Sie hatte leider zu viele Liebhaber. Und sie ließ sich leider immer wieder mit den Falschen Typen ein. Sie gehörte in Johns Augen zu den Frauen, die vermutlich mindestens 30-40% mehr als eine Durchschnittsfrau wollte. Zumindest mehr als ihr jemals ein einziger Mann geben könnte. Daran änderte auch die Corona-Pandemie nichts. So war sie eben und er musste das akzeptieren. Und so hatte er sie auch kennengelernt.
"So ist das. Ausgenutzt wurde ich. Das meiste von meinem restlichen Geld – auch wenn es wenig war – gab ihr ihr!, dachte John. Dann geriet er in Rage und schrie: „Und das ist der Dank?“ Am liebsten hätte er die Tür eingetreten. Doch es hatte keinen Sinn. "Ich will Dich nie wieder in meinem Leben sehen! Blas doch dem Typen einen, mach´s doch mit allen, Du … ", dachte er rasend zornig. Doch er wusste: er würde nicht von ihr loskommen. "Auch diesen Lover wird sie abservieren", dachte er und beruhigte sich etwas. „Den hat sie vermutlich nur genommen, weil sie entweder von irgendwelchen Drogen "high" oder einfach nur wieder mal betrunken war. So wie viele Menschen in der Corona-Krise, die in ihrer durch wirtschaftlich Probleme hervorgerufene Verzweiflung im Alkohol Zuflucht suchten."
Er (der Name fiel John momentan nicht ein) konnte zwar gut reden und sie umgarnen, war aber ansonsten unmännlich, unerfahren und hatte ihr wenig zu bieten. John kannte Franziska inzwischen ganz gut. Dieser Typ, der jetzt bei ihr war, war nicht die Art Mann, den sie auf Dauer haben wollte. Sie hing mit vielen Typen rum, war durch die Drogen oft unkontrolliert. (Meist nahm sie nur etwas Kokain und einige andere leichten Drogen wie zum Beispiel einige Joints oder Haschkekse..., hatte aber auch schon mal - ausnahmsweise - etwas Heroin probiert).
Eigentlich mochte sie nur interessante, männliche-dominante Typen mit Charme oder wenigstens mit einem gewissen Etwas! Harte Typen, "Bad-Boys", die verwegen, aber auch mal nett sein konnten. Jedenfalls nicht 08-15. Softies wie diesen Lover, den sie in diesem Augenblick hatte, mochte sie auf Dauer nicht wirklich – da würde sie auf längere Zeit einen männlicheren Typen wie ihn, John, bevorzugen. Da war sich John ziemlich sicher!
John hatte durch Franziska viel gelernt und wusste nun, wie Frauen wie Franziska tickten. Bevor er sie kennengelernt hatte, hatte er - obwohl er in der Vergangenheit mehrere Beziehungen mit Frauen gehabt hatte - noch weniger gewusst und hatte nun, was Frauen wie sie anbelangte, fast eine 180 Grad-Wandlung vollzogen. Und das war hier nicht negativ gemeint, sondern realistisch und positiv!
Nach einiger Zeit wandte sich John von Franziskas Wohnzimmerfenster ab und ging leicht torkelnd mit seinem dunklen Rucksack, dem Bier in der Hand und mit der schwarzen Kapuze über den Kopf durch die nächtlichen Straßen. Dann fuhr ihm ein Auto entgegen. Das hielt am Straßenrand. Dann stieg ein ca. 40jähriger Geschäftsmann (zumindest sah er so aus) mit FFP2-Corona-Schutz-Maske mit einer stark geschminkten jungen Frau aus dem Auto aus, die keine Maske trug. Sie trug einen kurzen Rock und ihre schönen Beine wurden sichtbar. Darüber hatte sie eine Winterjacke. „Wir werden es uns gemütlich machen. In meiner Wohnung. Wir haben die ganze Nacht dafür", sagte der Mann, bevor er mit der Frau im Arm in einem Mietshaus verschwand.
"Es ist unglaublich. Ich mag diese Art von Typen nicht. Arrogant, nutzen andere Leute aus. Für sie zählt nur das eigene Ich und Geld. Der Rest wird gekauft. Oft auch die Frau", murmelte John leise im Selbstgespräch. "Man kann in dieser dreckigen Welt mit Corona nur Täter, Christ oder Corona-Opfer werden. Und ich werde eben Räuber, weil es für mich als härteren Typ der leichtere Weg ist, zum Erfolg zu kommen. Manchmal muss man sich einfach nehmen was man braucht, wenn man keine andere Wahl sieht. Wenn das Leben hart ist, muss man noch härter sein", dachte er zynisch.
John ging weiter durch die Straßen. Wieder erreichte ihn ein Gefühl der leichten Erschöpfung und seine Glieder taten ihm etwas weh. Er hustete. Er musste kurz innehalten und atmete schwer. "Hoffentlich ist das kein Corona. Aber vielleicht ist das nur Angst. Eine Erkältung. Oder einfach Hysterie – typisch in dieser Zeit. Aber was soll´ s – an irgendwas sterben müssen wir alle. Sowieso. Einen guten Bekannten von mir hat es gerade erwischt. Corona." John verscheuchte diese negativen Gedanken, indem er an verflossene Frauen dachte, mit denen am Anfang ihrer Beziehung einige schöne Erlebnisse gehabt hatte.
Was soll man sonst in dieser blöden Corona-Zeit im Lockdown machen? Seinen Hobbys nachgehen – wenn man die Zeit und Ruhe dazu hat. Oder die Zeit im Bett mit seiner Frau zu verbringen. (Oder -als Single- es sich selbst mit der Hand zu besorgen - was mehr schützte vor Corona als eine risikoreiche, heimliche Affäre mit einer Person, mit der man nicht unter einem Dach wohnte.) Ein deutsches und englisches Wort mit drei Buchstaben ist für viele in der Corona-Zeit wichtig. Fängt mit S an.
John stand eine Weile auf der Straße und hing seinen Gedanken nach und trank einige Schlucke aus der Bierflasche.
Dann rannte er weiter. Als er den Frankfurter Hauptbahnhof erreichte, trat gerade eine 50jährige Frau mit etwas verlebtem, sorgenvollem Gesicht unter der Maske und mit einer Handtasche in der Hand aus dem Ausgang des Bahnhofs. Sie blieb in der Nähe des Ausgangs stehen, zog die Maske runter bis zum Kinn und steckte sich eine Zigarette in den Mund. Dann holte sie ein Feuerzeug aus der Tasche und versuchte, die Zigarette anzuzünden. Doch das Feuerzeug funktionierte nicht. "Scheiße. Jetzt geht meine Zigarette nicht an. Jetzt kann ich in der Corona-Krise noch nicht mal das", sagte sie zu sich selbst mit einer rauen, fast männlichen Stimme. Und schon tauchte John neben ihr auf und hielt ihr sein Feuerzeug mit greller Flamme an die Zigarette in ihrem Mund. Sehr nah an ihrem Gesicht. "He? Was machen Sie da?", pöbelte sie.
John wich erschrocken zurück. Er schwitzte. Sein Blick war nicht mehr selbstsicher. Sondern erschrocken und unsicher.
"Ich wollte Ihnen nur Feuer geben", sagte er.
"Sie können nicht einfach so eine Frau um diese Uhrzeit anquatschen", sagte sie.
"Ich wollte nichts Böses. Ich wollte Ihnen nur Feuer geben", sagte er.
"Na gut. Dann geben Sie mir Feuer. Aber vorsichtig", sagte sie. John hielt ihr das Feuerzeug entgegen. Sie näherte sich mit der Zigarette im Mund der Flamme und zündete die Zigarette auf diese Weise an, die vorne an zu glimmen anfing. Dann zog sie ihren Kopf von der Flamme weg und nahm dann einige Züge aus der Zigarette.
John machte das Feuerzeug aus und steckte es in die Tasche.
"Danke", sagte sie.
"Was machen Sie hier draußen alleine?", fragte John.
"Ich konnte einfach nicht mehr länger in meiner Wohnung sein und ständig nur ferngucken", sagte sie.
"Aber schlafen nicht viele schon um diese Uhrzeit?"
"Nein. Das ist das Problem. Ich konnte nicht schlafen. Ich musste mir die Füße vertreten."
"Wohnen Sie in der Nähe?", fragte John.
"Ja", antwortete sie.
"Und wohnen Sie alleine?"
"Ja. Warum wollen Sie das wissen?"
"Nur so. Ich wollte Sie zum Bier einladen", sagte John. Er holte ein Bier aus dem Rucksack.
"Nein Danke", sagte die Frau.
"Ich habe noch was anderes. Wodka", sagte John.
"Hören Sie. Das ist nett gemeint. Aber ich lass mich nicht vom Fremden ansprechen und mich zum Bier oder Wodka einladen...", antwortete die Frau.
"Das ist ja nur nett gemeint. Nur ein Bier."
"Hören Sie, ich weiß, dass Sie es nett meinen, aber ich möchte nicht."
"Ich kann Sie zum Imbiss einladen. Da ist am anderen Ausgang eine Straße weiter ein Dönerladen. Ich kann Ihnen einen ausgeben."
"Ich möchte nicht."
"Das ist nicht weit."
"Hauen Sie ab!", schrie sie. "Verschwinden Sie!"
"Hören Sie ... Ich wollte nicht. Es ist so... Ich bin alleine. Ich könnte Gesellschaft gebrauchen....“, stotterte er. Und ich wollte Ihnen nur ein Bier oder Wodka anbieten.
"Hauen Sie ab!", schrie Sie erneut.
Dann kam ein 30jähriger Mann mit Maske um die Ecke, der alles beobachtet hatte. Er war stark, muskulös, hatte eine Lederjacke an. Er ging sofort auf John zu und schlug ihm die Faust ins Gesicht. John fiel zu Boden und blieb dort einige Zeit vor Schmerz stöhnend liegen. Er hatte etwas Blut in der Nase, welches er sich langsam abwischte.
"Die Frau hat Nein gesagt. Und Nein heißt Nein. Man belästigt keine Frauen. Erst recht nicht nachts. Hauen Sie ab", schrie der Mann. Dann packte er die Frau am Arm: "Los, gehen wir“, sagte der Mann, "Darf ich Sie nach Hause bringen?"
"Nein, es ist nicht nötig. Ich gehe alleine nach Hause. Danke. Es ist nicht weit", antwortete die Frau und setzte sich wieder ihre Maske auf.
"Ok. Dann alles Gute. Passen Sie auf sich auf. Gute Nacht", sagte der Mann. Sie gingen zusammen noch eine Weile nebeneinander. Dann trennten sich ihre Wege. Und so ging sie alleine in Richtung ihrer Wohnung, die in der Nähe des Frankfurter Hauptbahnhofs lag – ohne zu bemerken, dass John aufgestanden war und sie immer noch verfolgte. Sie stand gerade an der Kreuzung, blickte zu ihrer Wohnung gegenüber und wollte die Straße überqueren, als sie plötzlich von John hinterrücks angegriffen wurde. Er trug – um nicht erkannt zu werden – keine Kapuze, sondern hatte sich einen dunklen Schal um den Kopf - auch ums Gesicht - gewickelt. Er schlug ihr blitzschnell ins Gesicht, so dass ihre Maske von ihrem Gesicht rutschte, und raubte ihre Handtasche indem er sie blitzschnell aus ihrer Hand riss. Dann floh er. Die Frau stand vor Entsetzen gelähmt an der Straße und schrie: "Hilfeeeh. Hilfeeeeh, der hat meine Handtasche geklaut!"
Am Ende der Straße tauchte ein Polizeiwagen auf. Holger Schmitz und Frank Schönhuber fuhren diese Nacht Streife. Sie trugen beide Masken und fuhren mit dem Streifenwagen auf die Frau zu. Holger, der am Steuer saß, kurbelte das Fenster herunter und sprach die Frau an: "Was ist passiert?"
"Ich wurde überfallen. Ein Mann hat mir die Handtasche geklaut", stammelte sie.
"Wo ist das das passiert?"
"Hier. Er kam von hinten und riss mir meine Handtasche weg. Schlug mir ins Gesicht."
"Wo ist er entlanggelaufen?", fragte Frank.
Sie zeigte geradeaus: "Er ist dort entlanggelaufen. Über die Straße."
"Wie sah er aus?"
"Er hatte eine schwarze Jacke an. Im Gesicht war er vermummt. Das ging alles so schnell", sagte sie.
"Kommen Sie! Steigen Sie ein. Wir suchen den Mann und bringen Sie aufs Revier, Da können Sie eine Strafanzeige machen“, sagte Holger.
Dann hob die Frau die Maske auf, die den Boden gefallen war. Da sie sehr schmutzig geworden war, nahm der Polizist Holger aus der Wagenschublade eine frische Maske und reichte sie ihr. Die Frau bedankte sich, setzte die Maske auf und stieg kurz darauf in den Streifenwagen. Der fuhr davon.
Später auf dem Polizeirevier konnte die Frau – Ina Seiler hieß sie – nicht genau sagen, wie der Täter aussah, da er sich einen Schal um den Kopf und um das Gesicht gewickelt hatte. Auch anhand der Stimme und Körpergröße konnte sie ihn nicht identifizieren. Vermutlich auch durch den Schock wusste sie nicht, dass der Räuber derselbe Mann war, der ihr 20 Minuten vorher Feuer für ihre Zigarette gegeben hatte. Und das war schlecht für die Ermittlungen.
Etwa 30 Minuten nachdem die Frau überfallen wurde (das war gegen 23 Uhr) reichte der Wirt Uwe Behrends einer Frau namens Simone und ihrem ausländischen Freund Willy durch das Fenster seiner am Frankfurter Hauptbahnhof gelegenen Imbissbude noch zwei Getränke. Die beiden sassen am geöffneten Fenster der Imbissbude und aßen dort gerade noch ihre Döner auf. Der Wirt wollte gleich schließen. Uwe kannte das Paar gut. Sie kamen seit der Corona-Krise öfter vorbei und kauften Getränke oder aßen etwas. Und sie unterhielten sich oft über aktuelle Ereignisse in der Corona-Krise.
"Ich muss gleich zu machen. Ich wollte schon vor 20 Minuten schließen, aber wir waren so sehr ins Gespräch vertieft, dass ich die Zeit vergaß“, sagte der Wirt Uwe.
"Wir essen nur schnell auf. Dann gehen wir", versprach Simone.
"Wir wollten lieber hier essen, als irgendwo da draußen", meinte Willy. "Hat ja sowieso fast alles geschlossen."
"So können wir uns wenigstens hier nett unterhalten", ergänzte Simone.
"Gut. Ich werde noch fünf Minuten warten. Ich fang schon mal mit der Kassenabrechnung an. Nach fünf Minuten muss ich leider schließen. Auch das Fenster. Und ihr müsst dann leider gehen" sagte Uwe. "Denn meine Familie wartet auf mich", setzte er erklärend hinzu.
"Wir sind gleich weg", sagte Simone.
"Wir haben uns aber gut unterhalten“, meinte Willy.
"Ja. Über Corona und mehr", sagte Uwe.
"Einen zu langen Lockdown können wir uns nicht leisten. Dann gehen zu viele Pleite", sagte Willy.
"Ja. Stimmt. Dann kann ich bald auch meinen Laden zumachen", ergänzte Uwe.
"Das wäre schlimm. Hoffentlich ist der Lockdown mal vorbei und dann hat alles wieder offen und es herrscht wieder Normalität.".
"Stimmt. Ich mach schon mal die Kasse. Das macht 14 Euro. Ich muss jetzt abrechnen“, sagte der Uwe.
Willy holte sein Portemonnaie aus der Tasche und gab Uwe das Geld. Genau 14 Euro.
"Ich hab´ zum Glück genug Kleingeld“, sagte Willy.
"Danke", sagte Uwe als er das Geld erhielt und zog sich seine Maske höher über die Nase. Er ließ sie noch einige Minuten essen und trinken.
"So. Ich muss jetzt zumachen. Ich wünsche Euch Gute Nacht und schönen Nach-Hause-Weg. Ich muss jetzt das Fenster zu machen", sagte Uwe.
"Gute Nacht", sagte Willy. Auch Simone sagte "gute Nacht". Sie hatten aufgegessen und ausgetrunken und setzten sich ihre Maske auf, die sie beim Essen abgenommen hatten. Dann gingen sie. Uwe schloss das Glasfenster und machte einige Lichter aus. Er wollte gerade die Kassenabrechnung weitermachen, als es an seinem Fenster der Imbissbude klopfte.
"He. Simone. Willy. Ich habe zu. Warum geht ihr nicht", schrie er.
Doch wieder klopfte es. Wütend machte Uwe das Fenster auf. Er vermutete Willy und Simone und wollte gerade losschreien. Doch am Fenster war jemand anders. Ein Mann mit Kapuze und zerfurchtem Gesicht. Es war John. Er trug keine Maske.
"Was willst Du hier? Wir haben geschlossen. Wir haben 23:30 Uhr."
"Entschuldigung. Ich möchte gerne mehrere Flaschen Bier haben. Denn mein Vorrat neigt sich dem Ende zu", sagte er.
"Tut mir leid. Ich mach gerade meine Kassenabrechnung. Ich habe geschlossen. Und setz Dir bitte Deine Maske auf", sagte Uwe.
"Bitte. Ich brauch das Bier", sagte er.
"Hast Du nicht kapiert? Wir haben geschlossen. Es gibt nichts mehr. Und ohne Maske läuft hier nichts", sagte Uwe.
"Aber ich seh´ doch, dass Du im kleinen Kühlschrank da hinten noch Getränke hast“, sagte John.
"Bist Du geisteskrank? Es gibt nichts. Wenn ich nein sage, heißt es nein“, schrie Uwe.
"Du dreckiger dekadenter Typ. Leute wie Dich sollte man was auf die Fresse hauen!", schrie John rasend vor Wut.
"He. Du gestörter Typ. Entweder Du verschwindest oder ich hau Dir eine rein“, schrie Uwe entnervt. Schnell schloss er das Fenster. John pöbelte wie ein Wahnsinniger und schlug immer wieder gegen das Fenster der Imbissbude.
"Ich will meine Flaschen Bier. Oder ich hau Dir eins in die Fresse. Gib mir endlich die Bierflaschen. Oder Du bist dran!", schrie John. Uwe bekam etwas Angst. "Das scheint ein Verrückter zu sein. Einer, der während der Corona-Krise durchgedreht ist", dachte er. Und John klopfte immer noch. Uwe wollte die Polizei rufen und griff zum Handy. Er wollte gerade die Nummer der Polizei wählen, als das Klopfen aufhörte. Und als er einige Herzschläge später das Fenster aufmachte und nach draußen guckte, war John weg.
"Der Mistkerl, das nächste Mal kriege ich Dich", brubbelte er zornig.
John lief durch die dunklen, leeren Straßen bis zu Franziskas Wohnung. Er hatte 100 Euro erbeutet und freute sich darüber. Wenig später wartete er hinter einem Baum, der am Fussweg in der Nähe der Mietshaus-Eingangstür, die zu Franziskas Wohnung führte, stand. In der Hand hatte er eine Eisenstange, die er auf dem Sperrmüll an einer Hausecke gefunden hatte. "Das Schwein ist immer noch da drin", sagte er leise zu sich selbst. Er wartete ungefähr eine halbe Stunde. Dann öffnete sich die Mietshaus-Eingangstür, zu der sechs Stufen führten. An der Mietshaus-Eingangstür erschienen Franziska und der Freund.
"Wir müssen uns unbedingt morgen treffen", sagte Daniel.
"Ja. Vielleicht morgen. Mal sehen", lacht sie.
"Ich kann morgen ab 15 Uhr kommen", drängte er.
"Ich habe morgen schon was vor. Ruf mich am besten morgen früh an. Dann sehen wir", wich Franziska aus.
"Ja, dann vielleicht morgen", sagte er.
"Bis dann, Schatz", verabschiedete sie sich von ihm. Er gab ihr einen Kuss auf die Backe. Das grelle Licht schien vom Treppenhausflur durch die geöffnete Mietshaus-Eingangstür und warf die langen Schatten der beiden über die Treppe und auf den Fussweg. Dann schloss Franziska die Tür und der Freund ging die Stufen hinunter. John hechtete aus seinem Versteck und hieb Daniel die Eisenstange auf den Kopf. Der fiel zu Boden und stöhnte. John schlug dem Liegenden noch mehrmals unter die Gürtellinie.
"So. Damit Du es lernst. Fass nicht meine Freundin an. Ist das klar, Du Armleuchter? Und nun hau ab", schrie John, „Sonst schlag ich Dich tot!“ Er war rasend eifersüchtig, schreckte vor Gewalt nicht zurück. Es war ein totaler Kontrollverlust.
Mittlerweile schreckte John auch vor Mord nicht zurück, wenn es hart auf hart käme. Der Freund Daniel stand heulend und gekrümmt auf, fasste sich vor Schmerz an den Unterleib und humpelte stöhnend davon.
"Und wehe, Du sagst irgend jemanden, was passiert ist oder rufst die Polizei. Dann schlage ich Dich tot", rief ihm John hinterher, bevor er die kleine Treppe hochlief, durch die Mietshaus-Eingangstür in den Treppenhausflur lief und kurz darauf an Franziskas Wohnungstür klopfte.
"Daniel. Bist Du das?", fragte Franziska als sie das Klopfen an ihrer Wohnungstür hörte.
"Ich bin`s, John. Mach auf", sagte er im dominanten Befehlston. Und Franziska gehorchte. Sie machte die Tür auf und ließ ihn rein.
2. HELPING HANDS
"Warum dauert es solange“, schrie John, "Los. Was stehst Du hier rum. Mach mir Whisky-Cola mit Eis. Aber dalli, dalli! Und benimm Dich nächstes Mal besser und mach nicht mit den ganzen Männern der Umgebung rum", befahl John und schritt sofort an vorbei in ihre Zwei-Zimmerwohnung, als ob es seine eigene wäre. Franziska schloss die Wohnungstür hinter ihm. John ging dann schnurstracks ins Wohnzimmer und sah dort eine Tüte Koks auf dem Tisch. Er nahm sie sofort an sich, ging wieder aus dem Wohnzimmer und lief zu dem kleinen, primitiven Bad (das immerhin eine Dusche besass), schmiss die Tüte in die Toilette und spülte sie weg: "So. Keine Drogen. Nicht bei mir. So hat der Kontakt mit mir viel Gutes. Nicht, Schatz?", fragte er.
"Ja."
"Du wirst mir doch nicht widersprechen?"
"Nein, John“, sagte Franziska.
Dann ging er wieder ins Wohnzimmer, setzte sich in den Sessel und schaltete den Fernseher ein.
"Wie viele Eiswürfel möchtest Du, Schatz?", rief sie aus der Küche.
"Im Glas muss halb Whisky, halb Cola sein. Fünf Eiswürfel dazu", rief John.
"Ja, Schatz. Soll ich mich umziehen?", fragte Franziska.
"Ja, bitte."
"Das mach ich gleich. Was hast Du mit Daniel gemacht?"
"Mit Daniel? Ich hab´ ihm eine kleine Lektion verpasst. Er sollte sich einer Frau gegenüber besser benehmen. Er hat Dir Drogen gegeben. Da bin ich mir sicher. Und das ist nicht gut für Dich. Denn ich liebe Dich. Und ich meine es nur gut", sagte John.
"Du hast recht. Du hast recht. Du hast ihm nicht zu doll wehgetan?", fragte sie.
"Nein. Hält sich in Grenzen. Nur im Bett wird er erst mal nicht hinkriegen. Da braucht er eine große Tüte Eis", sagte er.
"Meine Güte!"
"Er wird das überleben. Alles in Ordnung. Bring mir endlich Cola-Whisky. Ich hab´ Durst. Und der Tag war mies genug", rief er.
Dann brachte sie aus der Küche zwei Gläser Cola-Whisky ins Wohnzimmer und stellte sie auf den Wohnzimmertisch. Dann ging sie ins Schlafzimmer und zog sich um. Wenig später kam sie ins Wohnzimmer zurück. Sie trug nur Unterwäsche und darüber einen Bademantel. Sie sah in Johns Augen umwerfend aus. Zwar etwas blass. Aber blonde, lange Haare und schlanke Figur. Und schöne, wohlgeformte Brüste. Einige Augenblicke später küsste sie ihn. Kurz darauf ging John (auf ihren Wusch hin) ins Badezimmer und duschte sich. Als John mit dem Duschen fertig war, gingen sie ins Schlafzimmer und lagen sich einen Augenblick später nackt in den Armen. Und Franziska blickte in Johns Gesicht. Obwohl Johns Gesicht zerfurcht, ziemlich faltig und in den Augen vieler Menschen nicht dem Mainstream-Schönheitsideal entsprach, sah er in Franziskas Augen gut und interessant aus. Denn er sah mit seinem Gesicht in ihren Augen eher wild und verwegen aus. Fast gefährlich. Auch war körperlich gut gebaut: Er war kräftig, hatte Muskeln und einen Waschbrettbauch. Und konnte sie - wenn es mal Ärger gab - gut beschützen. Er konnte charmant und hilfsbereit sein. Nur manchmal konnte er - wenn ihm was nicht passte oder ihm einer dumm kam - sehr aggressiv sein (was Franziska mit seiner schwierigen Vergangenheit erklärte und entschuldigte). Aber niemals war er zu ihr aggressiv! Er strahlte diese Männlichkeit, Dominanz und Härte aus, die Franziska anzog. Er war der perfekte Gegenpart zu ihr.
"Und jetzt gebe ich Dir was Du brauchst", sagte John.
"Ja", hauchte sie.
Dann küssten sie sich an sämtlichen Stellen. Und nach einer halben Stunde des "Liebes-Nah-Kampfes" (wie sie das Liebesspiel und den Hauptakt danach nannten) lagen sie erschöpft nebeneinander und guckten fern. Und John wirkte plötzlich ganz normal und entspannt. Und nicht mehr so hart und aggressiv nachdem er Daniel einen verpasst hatte. In Anwesenheit vom Franziska änderte er sich immer mehr zum Positiven. Fast so wie ein Chamäleon. So schien es zumindest. Und Franziska dachte": Der Mann ist gut."
"Ich mache auch Fehler in der Beziehung. Aber ich lerne wenigstens aus meinen Fehlern. Das ist der Unterschied zwischen mir und Daniel, der scheinbar wenig von Beziehungen versteht", sagte John unvermittelt. Es klang fast hochmütig und mit Selbstüberschätzung und er lächelte irre.
"Du hast recht", sagte sie schnell.
"Wer ist der bessere Liebhaber. Daniel oder ich?", fragte er.
"Na wer? Du. Du bist männlicher, härter. Das mag ich. Der Daniel findet sich selbst so gut. Aber er ist nicht so gut. Das wollte ich ihm nur nicht direkt ins Gesicht sagen. Er denkt wahrscheinlich immer noch, dass er letzte Nacht gut war. Aber er war nur einer von vielen auf der unteren Skala. Viel zu soft."
"Aha. Verstehe. Meinst Du das ehrlich oder sagst Du das, weil ich das hören möchte?", fragte John.
"Aber ich bin ehrlich!"
Dann kam Franziska wieder wie eine Spinne angekrochen und umklammerte John mit ihrem Körper.
"Das kann was werden zwischen uns. Das kann was werden. Ich darf es nur nicht versauen", dachte er und beschloss, sich künftig mit seinen Wutanfällen zu beherrschen.
"Weißt Du, was Deine Stärke ist? Das Du – wenn ich mal wütend werde – nicht gleich von mir wegläufst. Wie so viele in der Vergangenheit. Das ist viel. Ich will mich auch ändern. Ruhiger werden. Dann passt es!", sagte John und sie schien scheinbar an sein Versprechen zu glauben.
"Bleibst Du heute Nacht hier?", fragte Franziska.
"Ja."
"Und dann machen wir weiter?"
"Ja", versprach er.
"Was macht eigentlich Deine Arbeit?"
"Es läuft gut."
"Du hattest doch viel in Berlin und Hamburg gearbeitet?", fragte Franziska.
"Ja."
"Und was?"
"Ein Freund von mir arbeitet in der Gastronomie und hat ein Dönerladen. In Hamburg. Er hat mir Jobs besorgt, da er viele Gastronomen kennt. Ich durfte in Hamburg in seinem Dönerladen arbeiten. Wenn auch nur zeitweise. Und auch in Berlin fand ich was", log er. Dann schwieg er.
Das stand auch in der Zeitung", sagte sie. "Pass auf, wenn Du in Hamburg bist. Dort ist es gefährlich geworden, so hatte ich heute von einer Freundin gehört, die gerade aus Hamburg nach Frankfurt gekommen ist. In Hamburg wurde Mitte Dezember ein Mann ermordet. Am Hamburger Hauptbahnhof."
"Ne. Weiß ich nicht."
"Er wurde erstochen", sagte sie. "Wer das war, weiß keiner", sagte Franziska.
"Weiß ich nicht. Ich hab´ nichts davon gehört", log er wieder.
"Aber Du hattest an diesem Tag – am 15. Dezember – in dieser Zeit dort in Hamburg gearbeitet?", fragte sie.
"Ja, schon. Aber ich hab´ nichts mitgekriegt", sagte John.
Dann schwiegen sie eine Weile.
"Und wann hast Du eine eigene Wohnung?", fragte Franziska.
"Ich muss nur mit meinem Bruder Hartmut ins Reine kommen. Dann kann ich bei ihm übernachten. Später werde ich eine eigene Wohnung haben" sagte er.
"Aber Du wirst ab und zu doch hier schlafen?", fragte sie
"Ja. Das werde ich. Ich muss mich nur erst mal um meine Arbeit kümmern. Dann kommt der Rest", sagte er und grinste wieder irre.
"Ich bin momentan krank geschrieben. Ich kann meine Arbeit als Arzthelferin nicht mehr ausüben. Wenn es mir besser geht, will ich wieder arbeiten. Vielleicht wieder in meiner ehemaligen Hausarztpraxis. Oder in irgendeiner anderen Hausarztpraxis. Oder werde mir was anders suchen", meinte Franziska.
"Du brauchst eine Pause, Schatz. Du leidest unter einem Burnout-Syndrom. Du musst Dich erholen. Wir haben dann mehr Zeit für uns. Das ist doch auch was."
"Oh, John. Ich hoffe, dass die deprimierende Corona-Zeit bald vorbei ist und dass bessere Zeiten kommen."
"Ich hoffe es auch", sagte John.
In den nächsten Januar-Wochen 2021 kamen sich Franziska und John immer näher. John übernachtete in dieser Zeit auch immer öfters bei Franziska. Und allmählich wuchsen sie immer mehr zusammen, so dass John dann schliesslich in ihre Wohnung in der Lehnertstrasse einzog. Franziska war von John inzwischen sehr begeistert und nannte ihn bei ihren Freundinnen "ihren Freund". Und auch John begann Franziska immer mehr zu lieben. In dieser Corona-Lockdown-Zeit lebten sie die meiste Zeit abgeschottet von der Aussenwelt. Und lebten in ihrer kleinen Welt, die ihr Schutz von all den ganzen Problemen in dieser Lockdown-Zeit bot. Sie hatten in dieser Zeit nur wenig Besuch. Es kamen zum Beispiel nur Linda und ihr Mann Jochen vorbei. Freunde von Franziska. Und einige wenige andere. Und Hartmut, Johns Bruder Hartmut kam einmal vorbei. Er brachte für John Geld vorbei. Das trug dazu bei, dass sich John's Verhältnis zu seinem Bruder besserte und er und Franziska in dieser Zeit finanziell überleben konnten. Denn in dieser Zeit hatten weder John noch Franziska einen Job.
3. DER MANN VON DER OBEREN ETAGE
4.2.2021. Als John erwachte, war es schon 11 Uhr. Er dachte nach.
Franziska hatte sowieso keine Arbeit, musste nicht weg. Er hatte auch keine Arbeit und konnte bei ihr bleiben. Und er war froh, endlich mal in einem gemütlichen Bett ungestört schlafen zu können und dazu noch bei der reizenden Franziska, die ihn rundum verwöhnte.
In ihrer warmen gemütlichen Wohnung im Erdgeschoss auf der rechten Seite war es viel besser, als im Keller irgendeines Mietshauses bei den Mülltüten zu schlafen. Denn dort im Keller hatte er schlechte Erinnerungen: Dort hatte er nur eine dreckige Decke, die er im Sperrmüll gefunden hatte, als Kopfkissen gehabt. Und der Rattenkotgeruch störte ihn enorm. So dass der Schlaf sich oft nicht einstellen wollte. Mehrfach war er von Leuten entdeckt und weggejagt worden, weshalb er schon manches Mal auf dem Sitz einer Bushaltestelle, in einem überdachten Hauseingang oder auf einer Parkbank schlafen musste – wenn es nicht zu kalt war. In den letzten beiden Dezember-Wochen 2020 bis ungefähr Anfang Januar 2021 war es oft so. Und er trank in dieser Zeit auch oft zu viel Alkohol. Es war deshalb oft zum Streit zwischen den Brüdern John und Hartmut gekommen. So war es für beide besser, dass John „einen Abgang“ gemacht und sich verzogen hatte. Besser jedenfalls, als wenn sie sich weiter gegenseitig angebrüllt hätten. Das wollte John auf keinen Fall.
John hätte Ende Dezember letzten Jahres oder Anfang Januar sonst auch bei seinem Bruder Hartmut in Frankfurt schlafen können – wenn er sich mit ihm wieder versöhnt hätte. Das war jedoch in dieser Zeit schwierig. Denn Hartmut war in dieser Zeit oft eifersüchtig und glaubte, John würde sich an seine Freundin ranmachen, mit der er zusammenlebte. Und John rastete in dieser Zeit oft aus!
John hatte auch seinen Stolz. Der würde ihn seiner Meinung nach nicht ganz untergehen lassen. Er meinte, dass selbst die Straße in solcher Situation besser wäre, als bei seinem Bruder Hartmut in der Wohnung zu bleiben. (Hartmut änderte sich jedoch erst, als er damals gemerkt hatte, wie dreckig es John in dieser Zeit auf der Strasse ging. Und so fing er an, ihn finanziell zu helfen. Und nachsichtig gegenüber seinen Schwächen zu sein. Und auch seine Eltern, mit denen John aufgrund mehrerer Probleme und Streitigkeiten in letzter Zeit keinen Kontakt hatte, fingen an ihm zu helfen.)
John wurde sich deshalb immer mehr bewusst, was das für ein Glückstreffer war, Franziska in der Corona-Krise kennengelernt zu haben (das war 2020)! Sie hatte ihn nicht nur – zumindest für eine gewisse oder unbestimmte Zeit – von der Straße geholt. Er erlebte vielmehr mit ihr auch wahres Liebesglück! Franziska schien – so kristallisierte es sich immer mehr heraus – genau die Richtige für John zu sein. Der einzige Wermutstropfen war, dass sie diese Probleme mit Drogen (auch wenn das meistens keine harte Drogen waren) hatte und dass sie seiner Meinung nach einfach die falschen Freunde hatte.
John hatte (aufgrund seiner im Nachhinein schlechten Erfahrungen mit Drogen) immer wieder versucht, sie von Drogen abzuhalten! Sie schaffte es mit seiner Hilfe, davon etwas runterzukommen. Zumindest von den härteren Sachen, die für sie hätten tödlich sein können. Wenn ihre Eltern das wüssten, würden sie John sicher dankbar dafür sein! Jedoch erzählte Franziska, dass ihre Eltern sie wegen ihrer Drogeneskapaden zunehmend ablehnten und dass sie kaum noch Kontakt zu ihnen hatte.
Aber da waren noch die für John nervigen Männer-Bekanntschaften! Die musste er nach und nach loswerden! Vergraulen! Notfalls verprügeln! Und sollte sich irgendeine Gestalt hierhin wagen und Franziska Drogen andrehen, würde er den Typen gewiss mit härteren Mitteln verjagen! Ganz würde es ihm vermutlich nicht gelingen, sie würde immer nicht nur ihn, sondern auch andere Männer-Erfahrungen machen wollen. Sie gehörte zu der Sorte Personen, die so polygam gestrickt waren. Deshalb würde es zwischen ihm und Franziska auch nur eine offene Beziehung werden können, vielleicht sogar eine Swinger-Beziehung – da machte er sich keine Illusionen. Eigentlich hielt er von solchen Beziehungen überhaupt nichts. Er hatte zwar nicht viel Erfahrung damit. (Ein Kumpel hatte ihn früher in der Vor-Coronazeit zwar mal in einen Swinger-Club mitgenommen. Jedoch konnte er dort nicht viel erleben, weil an diesem Tag nicht so viel los war. Weitere Swingerclub-Besuche konnte er sich damals auch nicht leisten.)
Aber aus Liebe zu Franziska erduldete er ihren Hang zur Polygamie, weil es aufgrund ihres Temperaments oder ihrer Veranlagung offenbar nicht anders ging…
Trotz ihrer Neigung zur Polygamie wollte John Franziska als feste Freundin haben! Besonders nach diesen intensiven Nächten, die er mit ihr gemeinsam verbracht hatte. Er begehrte sie, schaute immer wieder gierig auf ihren wohlproportionierten Körper. Und auf ihre ihre Rundungen. Er liebte ihre netten Charaktereigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Nettigkeit, Toleranz, Offenheit... Und auch ihre etwas rebellische und nonkonformistische Haltung (so dass sie auch - sowie er - zum Teil kritisch gegenüber den Coronamassnahmen eingestellt war - obwohl sie nicht auf die Demos gegen die Coronamassnahmen ging),...Und sie war auch selbstbewusst, kommunikativ, interessant und daher alles andere als langweilig, in manchen Bereichen kreativ und sie hatte auch auf gewisse Art eine Bauern-Schläue. Und er liebte es mit ihr zu reden, auch mal mit ihr verrückte Dinge auszuprobieren, manchmal auch mit ihr über andere zu tratschen (zum Beispiel über Leute, die sie nicht mochten zum Beispiel Spiesser, Anpasser...), manchmal mit ihnen kleine Spielchen zu spielen oder kleine Intrigen zu spinnen,...Er wollte kein bürgerliches oder spießigen Leben, sondern ein unkonventionelles, spannendes, kreatives Leben führen - etwas abseits der Norm. Er liebte überhaupt alles an ihr – bis auf die Drogen und ihre Polygamie-Veranlagung. Deshalb würde er ihr einen Vorschlag machen: Ein festes Zusammenleben mit ihm. Er hatte zwar keine Wohnung und keinen Job, aber darum wollte er sich kümmern! Alles würde in Zukunft besser werden. Er würde seine kriminelle Laufbahn (von der er ihr nur einen ganz kleinen Bruch-Teil erzählt hatte) und das Obdachlosen-Dasein ein für alle Mal beenden! Das tat er hauptsächlich für sie! Und für seine Familie (er würde auf diese Weise auch Konflikte mit seinem Bruder Hartmut und mit seinen Eltern vermeiden...) Nur ein paar "Dinger" würde er zum Abschluss noch drehen. Nur ein paar kleine Handtaschendiebstähle noch, denn er brauchte das Geld als Startkapital. Für einen neuen Anfang. (Genaueres würde er ihr nicht erzählen.) Erst dann würde er damit durch sein und genügend Geld haben, um einen Neuanfang mit ihr zu machen. Vielleicht würde er später in einer Gartenfirma arbeiten (besser als gar keinen Job zu haben) - wie er das früher schon getan hatte oder sich selbstständig machen. Wozu seine Eltern ihm immer geraten hatten! Das hatte er sich vorgenommen. Besonders nach diesen gemeinsam verbrachten, intensiven Nächten, an die er immer wieder denken musste...
Und er wünschte sich immer mehr mit ihr fest zusammenzuleben. Sie zu lieben. Ihr alles geben, was sie wollte oder brauchte. Und sie so ganz für sich zu gewinnen. Dauerhaft....Franziska würde sich schon dauerhaft an ihn gewöhnen. Mit der Zeit. Sie würden eine rosige Zukunft haben. Eventuell sogar Kinder haben. So stellte er sich das vor. Und er würde einige schöne Überraschungen für sie bereit haben, für vieles offen sein – wenn sie es unbedingt wollte, er würde sogar einen Mann für gewisse Stunden für sie suchen (wenn es sein musste), der nach einem kurzen Techtelmechtel und ohne, dass eine größere Bindung entstehen könnte, schnell wieder verschwinden würde… Dafür würde er sorgen. Denn das Eine UND Liebe zusammen, das würde nur er von ihr bekommen. Ja! Nur ER!
Weil sie ihre 40 % mehr an Spass brauchte, die ihr vermutlich niemals ein Mann alleine geben könnte, müsste das so geregelt werden, dachte sich John! Die meisten Menschen würden das nicht nachvollziehen oder akzeptieren können, aber für ihn war das egal! Für ihn gab es mit Franziska nur diese eine Möglichkeit des Zusammenlebens. Andere Möglichkeiten würden nicht vereinbar sein mit ihrem Temperament.
John hatte in Frankfurt nicht so viel Kontakte, aber dafür viele in Berlin. Er wusste, dass es in Berlin-Neukölln Läden und Clubs gab, wo er sie hinführen könnte. Und sie könnte sich dort amüsieren mit dem einen oder anderen Kerl. Die würde sich John vorher genau angucken und er würde alles unter Kontrolle behalten, damit es nur das „Eine“ bleiben würde. Ohne dass eine emotionale Nähe zu anderen Männern entstehen könnte, ohne Liebesgeflüster.
Das EINE u n d LIEBE zusammen würde nur John bekommen!
So dachte er sich das.
Er kannte den Petrick vom Blauen Salon durch einen Kumpel. Schon seit der Schulzeit. Der Petrick organisierte vor der Coronazeit und auch während der Lockerungen der Corona-Maßnahmen 2020 gewisse frivole Treffs in seiner Wohnung mit Maske und Abstand. Ab und zu. Manchmal sogar heimlich während der Lockdown-Zeit. Bei diesen Treffs konnten sich Paare in ein Zimmer zurückziehen und – wenn es sich ergeben würde – auch mit einem zusätzlichen "Mitspieler." In diesem Spiel- oder Liebeszimmer wurde darauf geachtet, dass alles "save" lief (dass hiess offiziell nur mit Kondom - inoffiziell oder heimlich war es - besonders bei Blowjobs - oft anders...). Da in der Corona-Zeit alle Clubs offiziell dicht machen mussten, blieben als Option nur noch solche verbotenen, illegalen Treffs, die so genannten Secret Partys. Privat in der Wohnung. Kleine Liebes-Sessions oder Dating-Treffs oder wie auch immer das man nennen mag...
Auch bei Petrick gab es gewisse Regeln: Alles kann, nichts muss. "Ein Nein (zum Beispiel bei einer Frau) ist immer Nein" - so lautete eine der wichtigsten Regeln... Klar... Was dann letztendlich lief und ob es nur um Streicheleinheiten oder mehr ging, musste ein Paar unter sich klären. Ein Gentleman musste immer höflich und unaufdringlich nachfragen, ob er im Sinne der Frau dieses oder jenes tun durfte. Und nett sein. (Nur wer nett war, durfte meistens ran.) Das war wichtig.
Während John seinen Gedanken nachhing, stieg er aus dem Bett und lief nackt zur Dusche. Franziska kam gerade ins Schlafzimmer gelaufen. Sie blickte ihm zuerst in seine Augen. Und dann nach unten. Und sie konnte es nicht lassen, ihn anzugrabschen. Dann ging er aus dem Schlafzimmer in das Badezimmer, stellte sich in die Duschkabine und stellte die Dusche an. "Sie ist eine Maus, die an mir knuspern muss", dachte er. Es machte ihm Spaß, sie mit seiner Männlichkeit zu verführen – bis sie hoffentlich einknickte und nicht mehr von ihm loskam… Dann hätte er sie für sich gewonnen! Seiner Einschätzung nach konnte sie gar nicht sein ohne ein Wesen seiner Art – ob er es nun war oder ein Anderer, der ihn ihr Beute-Schema passte (das meinte er ganz unarrogant). Und er musste er sich eingestehen, dass auch er nicht mehr sein konnte ohne Franziska!
Nur sie konnte ihn zähmen. Ändern. Zu einem besseren Menschen machen... und es würde vieles in seinem Leben (so hoffte er) durch sie anders, besser werden.
Er stand, seinen Gedanken nachhängend, unter der Dusche und das warme Wasser prallte auf seine Haut. Dabei kamen die Erinnerungen der letzten Nacht wieder. Er spürte Wasser so, als würden Frauenhände seinen muskulösen Körper streicheln. Es war so, als wäre sie da! Mit ihm unter der Dusche! Keine konnte so gut streicheln wie Franziska und ihre Hand-Jobs waren seiner Meinung nach die Besten! Eine ganze Reihe an Emotionen kamen hoch, die ihn aufwühlten! Ein Herzklopfen. Gefühle der angenehmen Erwartung. Auf die nächste Nacht, die kam. Die sicher intensiver und ekstatischer kaum sein konnte! Er duschte eine kleine Weile.
Dann stellte John die Dusche ab, ging wieder ins Schlafzimmer zurück und setzte sich aufs Bett. Er stellte fest, dass Franziska aus dem Schlafzimmer gegangen war. Vermutlich war sie in der Küche und macht mir wohl etwas zu Essen oder einen Tee, dachte er. Wenig später erkannte er, dass er recht hatte. Wenig später kam sie mit einem Tablett ins Schlafzimmer zurück, auf dem zwei Tassen Kaffee standen und ein kleingeschnittener Apfel. Dies stellte sie vor John auf den Nachttisch.
"Das ist für Dich", sagte Franziska.
"Danke. Das ist nett. Ich werde mich später revanchieren und für Dich etwas zu Essen und Kaffee machen", sagte John.
"Da bin ich mal gespannt..."
Dann stand John auf, griff sich seine Kleidung wie Unterwäsche, Pullover und Jeans und zog sich an. Seine Erregung konnte er nicht verbergen. Franziska reagierte sofort darauf.
"Ich weiß, was Du wieder willst" sagte sie und grinste.
"Was denn? Habe ich was gesagt?", fragte John.
"Ich sehe das!", sagte sie.
"Willst Du denn mehr sehen?"
"Aber… ich werde Dich etwas quälen. Bis heute Abend musst Du warten", lächelte sie provokativ.
"Bis heute Abend? Kannst Du denn warten? Das sagst Du jetzt. In drei Stunden wird das anders sein. "
Sie spielte mit ihren Händen rum. Schüttelte die Haare nach hinten.
"So? Du kennst mich?", fragte Franziska.
"Es gibt unterschiedliche Männer. Und unterschiedliche Frauen. Und die Bedürfnisse sind verschieden. Für einige Personen reicht ein Brot ohne Margarine. Für andere muss die Margarine dünn beschichtet, für andere dicker aufgetragen werden. Und für noch andere ganz, ganz dick. Du gehörst zu den Personen, die ein Brot mit viel Margarine brauchen würden", sagte John.
"Ach. Tatsächlich? Und Du?"
"Das beurteilst Du."
"Du gehörst eher zu denen, die mehr wollen", meinte Franziska.
"Vielleicht bin ich ja ganz anders und bin nur in Deiner Fantasie so", meinte John cool und dachte unfreiwillig an Ted Bundy, dessen Geschichte er kannte.
Er wusste, dass viele Frauen (und auch Männer) sich irren konnten – was manchmal dazu führte, dass eine Beziehung in eine tragische Richtung ging, in Extremfällen sogar Menschen ihr Leben verloren. Manche Frauen dachten damals auch, dass Ted Bundy nett war. Er wirkte so charmant, intelligent, war gutaussehend, dass ihn kaum einer für einen Mörder hielt. In Wirklichkeit wurden sie von seiner äußeren Fassade getäuscht was dazu führte, dass er lange morden und alle täuschen konnte. Bis er dann doch erwischt und zum Tode auf dem elektrischen Stuhl verurteilt wurde.
John erzählte Franziska nicht von diesen Gedanken. Statt sie zu korrigieren lächelte er nur schelmisch und dachte sich seinen Teil.
"Meinst Du wirklich, mich zu kennen?" fragte er.
"Ich meine, Dich zu kennen", antwortete sie.
Er wusste, worauf sie hinauswollte. Sie wollte ihn sicher in eine Schublade mit anderen Männern stecken.
"So wie alle Männer? Oder was wolltest Du sagen?", fragte John. Er wirkte etwas finster. Ein bisschen wie der Dracula-Schauspieler Bela Lugosi.
Sie wurde etwas verlegen. Sie wollte tatsächlich so was Ähnliches sagen. Da hatte er nicht unrecht. John hielt sie ansonsten nicht für oberflächlich. Schon gar nicht für dumm. Doch er kam ihr hier zuvor. Denn er war auch nicht dumm. Und er wusste trotz seiner geringen Schulbildung: Sie waren beide nur Menschen und unvollkommen. Aber doch interessante Typen, die sich trotz ihrer Unterschiede gegenseitig anzogen.
Dann bemerkte John ein merkwürdiges Funkeln in ihren Augen. Sie blickte intensiv in seine Augen und lächelte geheimnisvoll. Dann wanderten ihre Blicke nach unten und sie bückte sich herunter...
In diesem Moment kam im Hausflur eine Frau Anfang 50 die Treppe hinunter. Es war Elfrieda Rückner, die einen Stock höher über Franziskas Wohnung wohnte. In der linken Wohnung im ersten Stock. Sie hatte eine grosse, gelbe Mülltüte in der linken Hand und trug eine FFP2-Maske. Als sie im Erdgeschoss angelangt war, hörte sie aus Franziskas Wohnung Geräusche. Erst dachte sie, dass das ein Schrei war. Oder Gegurgel. Dann hörte sie ein Stöhnen. Solche Geräusche hatte sie im Lockdown auch woanders in einigen Häusern gehört und es wunderte sie nicht, dass in solchen Lockdowns auch viele Babys gezeugt wurden (so ein Lockdown bewirkten bei vielen Paaren Trennungen und Einsamkeit und Langeweile, andere Paare führte der Lockdown näher zusammen und es ging dann schon mal heiss her im Bett...). Sie blieb zunächst nicht stehen, sondern öffnete die Mietshaus-Eingangstür und ging mit der Mülltüte in der Hand schnurstracks nach draussen zu der ziemlich vollen Mülltonne vor der Eingangstür. Und warf die Mülltüte dort hinein. Dann wartete sie draußen am Eingangsbereich eine Weile und lauschte. Dann lief sie die Stufen zum Hausflur wieder hoch und blieb einen Augenblick später neugierig an Franziskas Wohnungstür stehen, um Deutlicheres zu hören... Nach einer Weile lief sie aufgeregt hinauf in ihre Wohnung. Sie setzte die Maske ab und ging ins Wohnzimmer zu ihrem Ehemann Erhard, der dort auf dem Sessel vor dem Fernseher saß und fern guckte. Er war wie sie Anfang 50, hatte einen dicken Bauch und war somit deutlich dicker als sie. Neben ihm stand einen Flasche Bier und ein Aschenbecher mit Zigarettenkippen auf dem Wohnzimmertisch. Er hatte eine Zeitung in der Hand.
"Hast Du die Nachbarin unter uns gehört? Die ist gerade im Liebesrausch", sagte Elfrieda.
"Was? Wer denn?", fragte Erhard erstaunt.
"Na die Franziska."
Erhard las weiterhin die Zeitung.
"Meinst du die blonde Frau, die vor einiger Zeit hier eingezogen war?", fragte Erhard.
"Ja."
"Interessiert mich nicht", sagte er barsch.
"Doch, sie macht gerade Liebe."
"Na und?"
"Was na und? Meinst du nicht, dass wir uns beschweren sollten, weil sie zu laut sind?", fragte Elfrieda.
"Zu laut? Ich höre nichts."
"Dann bist Du schwerhörig."
"Ich bin nicht schwerhörig. Da ist nichts. Die haben vermutlich den Staubsauger an. Oder ihr Fernseher ist zu laut", meinte Erhard.
"Nein. Das ist kein Staubsauger. Oder Fernseher."
"Ja und? Ich will den Film gucken. Du kannst ja mitgucken", sagte er grimmig.
Das meinte er nicht ernst. Er wollte, dass sie zwar irgendwo da war. Aber er wollte aber ansonsten – als Fliesenleger, der in letzter Zeit viel gearbeitete hatte – seine Ruhe haben. Mehr war seiner Meinung nach sowieso nicht von ihr zu erwarten.
"Du musst mal Sport machen. Du sitzt seit Corona ist zu viel im Wohnzimmer vor dem Fernseher rum. Du wirst immer dicker. Deine Arterien verkalken immer mehr. Irgendwann kriegst Du ihn nicht mehr hoch", sagte Elfrieda.
"Hör doch auf, Elfrieda. Guck mit mir den Film. Das interessiert mich nicht, was andere in den vier Wänden machen. Erst recht nicht im Schlafzimmer", sagte Erhard mürrisch.
"Du könntest mal öfters mit mir Liebe machen! Seit der Coronakrise ist fast nichts passiert. Und davor wenig", klagte Elfrieda.
"Aber Schatz..."
"Ich bin jetzt 53. Ich werde immer älter und, naja… Das Leben rennt davon. Die Zeit vergeht immer schneller je älter man wird." Sie bekam eine Träne im linken Auge.
"Ich werde mich um Dich kümmern. Aber... muss das heute sein? Morgen ist besser..."
Er wollte noch was sagen. Doch sie blockte ab.
"Nein. Heute! Und zwar mit Ausdauer!", schrie sie.
"Schatz. Das werden wir. Ich wollte nur die Fernsehsendung zu Ende sehen nachher."
"Nein. Fernsehen gibt es nicht. Es gibt wichtigeres."
Dann hörte Elfrieda schon wieder Liebesgeräusche.
"Guck. Es geht los. Das Bett geht gleich kaputt! Das Bett geht kaputt! Ich sag s ja. Gleich kracht es!", schrie sie fast. Sie wirkte wie eine aufgedrehte, hysterische Henne, wenn es gerade um dieses Thema ging, dachte Erhard. Für ihn war das nicht mehr so ein Thema.
Erhard legte die Zeitung beiseite. Dann stand er auf, ging zum Schrank, holte eine FFP 2-Maske aus der Schublade, setzte sie auf und ging mit schwerfälligen Schritten zur Wohnungstür. Elfrieda blickte besorgt ihren Mann an. "Der ist zu dick. Und ich krieg ihn nicht mehr hin, wenn er nicht endlich seinen Coronaspeck reduziert", dachte Elfrieda und setzte sich ihre Maske auch wieder auf.
Dann gingen sie aus der Wohnung und ließen die Tür abgelehnt und leicht geöffnet. Dann schlichen sie leise auf die Erdgeschossetage. Dort sahen sie mehrere Personen vor der Wohnung von Franziska stehen: Da war ein junger Kerl. Ralph hieß der -das wusste sie und sie kannte ihn vom Sehen. Ein 22jähriger Jurastudent mit Brille und einigen Pickeln im Gesicht, der irgendwie komisch war. Und da waren auch noch drei andere Personen: Der Herr Holger Winter aus der zweiten Etage mit seiner Frau Elke und der Herr Marcus Fitzmeier aus dem dritten Stock. Sie alle trugen eine Maske und blieben auf dem Flur vor Franziskas Wohnungstür stehen und lauschten. Als sie Elfrieda und Erhard sahen, taten sie natürlich so, als seien sie nur "zufällig" auf dem Flur und hatten die Geräusche nicht gehört. Sie wollten nicht zugeben, dass sie eigentlich nur wegen der Liebesgeräusche da waren, sie neugierig waren und mehr hören und sehen wollten...und hatten ihre Ausreden. Elfrieda beobachtete, dass Ralph besonders nervös war. Er trug eine Maske. Er hatte in seiner Wohnung auf der ersten Etage, die gegenüber von Erhards und Elfriedas Wohnung gelegen war, die Geräusche aus Franziskas Wohnung unter ihm vernommen, als er gerade vor dem Jura-Buch gesessen und gelernt hatte. Und als er immer unkonzentrierter und irritierter wurde, hatte er beschlossen das Strafrecht-Buch beiseite zu legen und nach unten zu laufen. Auch aus Neugierde.
"Was ist hier los?", fragte Elfrieda.
"Da sind komische Geräusche. Ich dachte es sind Hilfeschreie aber...Ich kam gerade mit meiner Frau von einem Spaziergang wieder", sagte Herr Winter.
"Und ich kam gerade von der Arbeit und wollte den Briefkasten leeren", sagte der Herr Fitzmeier. Er ging schnell zu seinem Briefkasten, schloss ihn mit einem kleinen Schlüssel auf und tat so, als würde er ihn entleeren. Obwohl da nichts drin war -das konnte Frieda erkennen.
"Und ich habe gerade für eine Jura -Strafrechtsklausur gelernt…", erzählte Ralph. Alle taten weiterhin so, als wüssten sie immer noch von nichts.
Dann hörten Elfrieda und Erhard wieder diese Liebes-Geräusche.
"Das sind aber keine Schreie oder Hilferufe", sagte Elfrieda. Sie und ihr Mann taten so, als würde sie erst jetzt die Geräusche erkennen.
"Das ist was anderes. Es ist so…naja... Was Paare tun, wenn sie Kinder machen", sagte Ralph verlegen. Er bekam einen roten Kopf.
"Was?", fragte Herr Winter. Er tat aus Scham auf Unwissend. Seine Frau sagte auch nichts. Wirkte eher nur genervt.
Elfrieda war aber besonders neugierig. "Naja. Vielleicht ist da doch ein Streit...wollen wir mal von draußen "durchs Fenster in Franziskas Wohnung reingucken?", fragte Elfrieda.
"Elfrieda! Nein", sagte Erhard.
"Vielleicht ist da doch was passiert. Ein Streit... Ich gucke lieber mal nach."
"Du weißt doch ganz genau…Nein. Elfrieda", sagte Erhard. Doch es war zu spät. Blitzschnell ging sie durch die Mietshaus-Eingangstür nach draußen, um von dort durch das Wohnzimmer-Fenster in Franziskas Wohnung zu gucken und vielleicht etwas Interessantes zu sehen...
"Frieda", sagte Erhard noch. Doch in dem Augenblick, als er das sagte, war sie schon nach draussen verschwunden.
"Ich gehe auch gucken", sagte Ralph und ging auch nach draußen. Und dann gingen Herr Winter und Her Fitzmeier auch nach draußen, um auch von draussen durch das Fenster in Franziskas Wohnung zu gucken. Nur Elke und Erhard blieben im Flur stehen. Elke war genervt und Erhard war wütend. Sie blieben einige Zeit im Flur stehen.
"Total bescheuert sind die", sagte Elke Winter. Damit meinte sie auch ihren Mann.
"Das finde ich auch. Totale Zeitverschwendung. Ich bin genervt und kann noch nicht mal in Ruhe Fernsehen gucken", sagte Erhard. Er setzte die Maske zeitweise ab, um atmen zu können. Und dann setzte er sie wieder auf.
"Die sind alle in der Coronazeit durchgedreht, so habe ich das Gefühl. Zum Teil völlig den Maßstab was gut und böse ist verloren", ergänzte Elke.
"Haben nichts Besseres zu tun", meinte Erhard.
"Sehe ich auch so. Die waren bis jetzt wohl zu lange im Lockdown eingesperrt", sagte Frau Winter.
"Genau."
"Da gibt s nur Langeweile. Auf einigen Gebieten sind viele auch ausgehungert. Da gíbt`s ja nichts. Keine Partys, keine Konzerte, keine Restaurant- oder Barbesuche...Besonders schlimm war es im letzten Jahr im ersten Lockdown. Da war ja bis auf die Supermärkte, Arztpraxen und Apotheken alles geschlossen. Ich hab´ wenigstens die Zeit im Lockdown genutzt und viel gelesen. Gemalt", erzählte Elke.
"Und ich hab´ ferngeguckt. Zeitung gelesen. Auch einige Bücher gelesen in meiner Freizeit."
Dann öffnete sich die Eingangstür und Elfrieda lief wieder von draussen auf den Treppenhausflur. Hinter ihr war Ralph, Herr Holger Winter und Herr Marcus Fitzmeier.
"Da geht es aber zur Sache", sagte Herr Winter lächelnd. "Sie hatten im Wohnzimmer die Schlafzimmertür offen gelassen und man konnte alles sehen."
"Das scheint ja öfters was los zu sein", sagte Herr Fitzmeiner. Sie blieben einige Zeit neugierig stehen. Dann sagte Herr Fitzmeier": So. Jetzt muss ich mal hoch. Ich muss im Homeoffice weiterarbeiten." Dann ging er die Treppen rauf.
"Ich auch. Schönen Tag noch", sagte Herr Winter und ging ebenfalls die Treppen rauf.
Dann wollten auch Elfrieda und Erhard gehen.
"Ich möchte meinem Film weitergucken", sagte Erhard.
"Aber Du wirst heute mehr Zeit für mich haben", forderte Elfrieda.
"Ja, Schatz."
"Liebst Du mich noch?"
"Ja, Schatz. Sonst wäre ich nicht so lange mit Dir zusammen."
Dann gingen sie beide hoch. Dann stand nur noch der Jurastudent Ralph vor der Tür und lauschte. Und kurz darauf würde es zu einer Begegnung kommen, die für alle Beteiligten das Leben auf den Kopf stellen würde. Sogar mit tödlichen Folgen später!
Es war ungefähr 14 Uhr als Franziska und John in ihrem Bett im Schlafzimmer eng aneinander lagen und sich umarmten.
"Das war gut, Schatz", sagte Franziska.
"Hoffentlich", sagte John und blickte auf ihr Tattoo -eine Lilie -am linken Arm.
"Das Bett ist ja noch heil geblieben", sagte sie grinsend.
"Ich kann Dir noch mehr geben später."
"Sicher. Das ist schon sehr angenehm."
"Ich würde gerne mit Dir fest zusammen sein. Wenn ich es mir recht überlege, war vieles schief gelaufen in meinem Leben. Und ich hab´ auch viel Mist gebaut. Die falschen Freunde. Auch falsche Partnerinnen, die gar nicht zu mir passten und mich runterzogen", erzählte John.
"Du solltest nicht daran denken. Du solltest es einfach vergessen", meinte Franziska.
Sie legte einen Finger auf seine Lippen.
"Du hast recht. Manchmal sollte man bestimmte Dinge begraben", meinte John.
"Ja.."
"Weißt Du, wohin ich mit Dir reisen würde, wenn ich Geld hätte?",fragte John.
"Na, sag schon."
"Nach Barcelona. Das war super – der Hafen, die Jardins, die tolle Stadt... Oder besser noch nach Marokko."
"Nach Marokko?", fragte Franziska überrascht.
"Ich war früher zwei Mal in Marokko mit meiner Familie. Ein Mal als ich 14 war, also ein Kind. Und einmal als ich 17 Jahre alt war."
"Und was hast Du da erlebt?"
"Es war super. Ich erlebte einmal eine Bauchtänzerin in dem Club, in dem wir damals wohnten. In der Nähe von Marrakech. In die war ich mal verliebt. Das war auf meiner ersten Marrokkoreise", erzählte John.
"Und das war so prägend für Dich?", fragte Franziska.
"Da waren mehrere Dinge, die für mich prägend waren. Ich war mit meinen Eltern auf dem Platz der Toten. Dort gab es oder gibt es ja keinen normalen Zahnarzt. Da werden kaputte Zähne einfach mit der Kneifzange rausgezogen und auf einen Haufen geschmissen."
"Wirklich?"
"Da gab es auch viele tolle Gewürze. Einige Heilkräuter. Die helfen zum Beispiel bei Bronchitis. Ich hatte mal Bronchitis gehabt. Und diese Heilkräuter hatten mir geholfen."
"Das ist ja interessant", sagte Franziska und hörte aufmerksam zu.
"Mein Vater hat noch einige Heilkräuter aus Marokko - in Pulverform aufbewahrt", erzählte John.
"Und was hast Du noch erlebt?"
"Da gab es die Wüste am Beginn der Sahara. Da machte ich auf meiner zweiten Marokkoreise -als ich 17 Jahre alt war - eine Rundreise mit meinem Dad. Das war Anfang der 90er Jahre. Die ging vom Atlas-Gebirge bis zur Wüste. Und ein ganzes Stück hinein in die Wüste. Wir hatten dort auch einige Oasen besucht. In der Wüste -wir waren mit einem Jeep unterwegs-erlebten wir mal sogar einen Sandsturm. Das war richtig interessant. Ich hatte dort auch mal - als der Sandsturm vorbei war - eine Wanderung bis zu einer Sand-Düne gemacht. Da war ich richtig von der Sonne verbrannt im Gesicht und ich schwitzte enorm am Ende, als ich zur entfernten Sanddüne ging. Das zehrte an meinen Kräften! Und ich war ziemlich am Ende. Aber ich hielt durch. Dann sahen wir uns später, als wir die Oase erreicht hatten und ich mich wieder fit fühlte, die Berberspiele in einer Oase an. Da aßen wir in Zelten Couscous oder Tajine. Das ist das marokkanische Essen, dass die da immer essen."
"Sehr interessant."
"Ich hatte - das war Anfang der 90er - mal auf dem Schiff mit einer Gruppe von Leuten in Agadir eine Hai-Jagd mitgemacht. Alleine. Ohne meine Eltern, die in dem Clubhotel blieben. Aber mit dem Geld meiner Eltern, das ich bekommen hatte. Das war auf einem kleineren Fischkutter. Jagd auf Haie haben an Bord natürlich nur die die Profis gemacht. Mit Harpunen und so. Wir bekamen an Bord nur eine kleine Hand-Angel. Eine Schnur mit einem Haken und Köder, die man am Rand des Schiffes ins Wasser hielt. Wir hatten später nur Minifische dran. Wenn überhaupt. Die essbaren Fische wurden gleich an Bord zubereitet", erzählte John weiter.
"Ja."
"Und dann hatten die Leute -die Profis am Bord-einen Hai gefangen. Einen weißen sogar. Er war längst nicht so groß wie in dem Film "der weiße Hai" von Stephen Spielberg. Der war dagegen klein. Den schafften sie aber nur mit Mühe an Bord."
"Und weiter?", fragte Franziska.
"Der Hai kriegten sie zwar hoch an Bord. Und als er an Bord war, zappelte und zappelte er. Und fast hätte der nach meinen Beinen und nach den Beinen der anderen Passagiere geschnappt. Die Haifischzähne waren so scharf wie Messer! Die Profis an Bord töteten den Hai. Schlugen ihn tot. Erstachen ihn. Was sie nur mit großer Mühe schafften. Dann schnitten sie ihn am Bord auf. Und dann fanden sie im Magen plötzlich eine Taucherbrille."
"Und was bedeutete das?", fragte Franziska.
"Ist doch logisch. Er hatte vermutlich einen Menschen entweder verspeist oder angegriffen. Ich ahnte sowas schon und ich sagte das damals auch an Bord, dass der Hai möglicherweise einen Menschen angegriffen oder gefressen hatte. Aber die Besatzung war damals zunächst ziemlich sorglos. Da war zum Beispiel ein Paar, das nur geknutscht hatte und sich darüber keine Gedanken gemacht hatte. Und auch einige ältere Ehepaare wollten einfach nur feiern und saufen. Die anderen Crewmitglieder waren Marokkaner -die meisten wollten mit Touristen nur Geld machen und viele sprachen französisch und wussten gar nicht, was ich da sagte. Ihnen war das auch in diesem Zeitpunkt egal."
"Das ist ja spannend."
"Und dann wurde der Hai an Bord zubereitet. Er wurde an Bord gegrillt. Wie sie das genau gemacht haben, konnte ich nicht mehr erinnern -das war zu lange her - Anfang der 90er Jahre. Mit allerlei Gemüse. Ich wusste nur das der Hai-Fleisch zart schmeckte."
"Und dann?"
"Dann? Wir aßen auf. Und dann fuhren wir zum Hotel in der Nähe von Marrakech zurück. Ich wusste noch, dass ich und meine Eltern einen Abstecher zu einem anderen Hotel machte, weil da abends so eine Show war mit Bauchtänzerinnen...."
"Ja."
"Dann saßen wir in diesem Hotel am Tisch und hatten gerade ein Menü bestellt. Auch mit Tajine und Rotwein, Vorsuppe, Meeresfrüchte als Beilage. Dann saß ein Ehepaar vor mir. Und als ich von meiner Haifischfahrt erzählte und von der Taucherbrille, die im Magen des Hais gefunden wurde, erfuhr ich, dass in dieser Zeit ein Vater und sein Sohn am Strand von Agadir vermisst wurden. Sie waren irgendwie mit dem Boot rausgefahren und da musste sich ein tragischer Unfall ereignet haben. Vermutlich waren sie ins Wasser gefallen und von Haien gefressen worden - so behauptete das Ehepaar. Und einer dieser Haie war sehr wahrscheinlich der, den wir am Bord gefangen hatten. Denn später - so erfuhr ich oder so war die Legende - hatte man tatsächlich Leichenteile im Bauch des Hais gefunden zum Beispiel einige Finger, was man uns zuerst verschwiegen hatte. Und trotzdem wurde der Hai an Bord zubereitet. Vermutlich aus Unwissenheit oder weil man die grauenhafte Realität nicht wahrhaben wollte... Das wusste keiner so genau...Ich saß gerade im Hotel beim Essen und musste kotzen, als ich dies alles hörte. Ich wusste nicht, ob das alles wirklich so passiert war, wie man mir das erzählt hatte. Aber die Vorstellung, dass wir nicht nur Haifleisch, sondern vermutlich auch versehentlich Menschenfleisch gegessen hatten, ließ mir lange keine Ruhe."
"Das ist ja furchtbar."
"Ich war natürlich mich jung und leichtgläubig. Später Heute weiss ich, dass Haiangriffe auf Menschen selten vorkommen. Trotzdem kommen sie immer wieder vor. Jedes Jahr bis zu 100 Angriffe. Das ist natürlich wenig. Haie sind normaler Weise scheu und vorsichtig und greifen selten an. Und sie mögen Menschen normaler Weise nicht als Mahlzeit. Aber die Meere sind überfischt, sie finden oft keine Beute mehr...und dann attackieren sie möglicherweise Menschen. Die meisten Unfälle mit einem weissen Hai sind vermutlich auf eine optische Verwechslung zurückzuführen. Der Hai verwechselt seine Beute und hält Surfer auf Brettern für rudernde Robben. Und dann schnappt er zu. Oder der Mensch steht ihm im Weg. Oder er verteidigt nur sein Revier, weil ein Schwimmer ihn provoziert. Oder eingeschränkte Sicht ist die Ursache ... Da sind sind sich die Wissenschaftler uneinig..."
"Ja. Das ist ja heftig. Da hast Du einiges erlebt", sagte sie erschrocken und erstaunt.
"Ja. Kann sein, dass die Geschichte des Ehepaares einfach ein Märchen war."
"Das halte ich für wahrscheinlich."
"Aber...", sagte er wichtigtuerisch während er seine Augenbrauen hob und die Stirn in Falten legte. "Oder es kann auch sein, dass was dran ist an der Geschichte. Das weiss man nicht. Denn im Mittelmeer kommen nicht nur Blauhaie, Fuchshaie, und Katzenhaie vor, sondern auch der weiße Hai. Und der weiße Hai kann den Menschen nicht nur verletzen, sondern auch fressen. Und man hatte in geöffneten Haikadavern schon menschliche Überreste entdeckt."
"Ja. Das klingt ja gruselig", sagte sie und lauschte fasziniert weiterhin seinen Geschichten.
"So ist die Realität." Und er erzählte weiter: „Dann hatte ich mich ein Erlebnis gehabt....Als ich damals eines Tages am Strand von Agadir war - das war auf meiner zweiten Marokko-Urlaubsreise und da war ich 17 Jahre alt - hatte ich einige Playboy-Hefte im Koffer gehabt. Ein Marokkaner wurde am Strand aufmerksam, als ich zufällig die Hefte dabeihatte und darin rumblätterte. Er sah die blonden Frauen in den Heften und war sofort interessiert sowas zu kaufen. Denn blonde Frauen gab es nicht in seiner Umgebung und er hatte noch nie so eine gehabt. Er war zum Glück Juwelier. Und er bezahlte dann gut. Ich bekam eine goldene Kette von ihm. Die hatte einigen Wert."
"Ja."
"Ich dachte, dass es so gut weiterlief. Also nahm ich weitere Hefte mit. Und wieder verkaufte ich an dem Typ Hefte und bekam neue goldene Ketten. Diese brachte ich nach dem Verkauf sofort in mein Hotel. Doch dann kam ein anderer. Der führte mich zu einem Geschäft auf dem Markt von Marrakesch zu einem anderen Typen. Es waren drei Typen da. Ich hatte meine Hefte dabei. Doch dann ging es schief. Einer packte mich plötzlich von hinten am Hals und hielt mir dann ein Messer an die Kehle, schlug mich zusammen... Ich schrie. Da wurde der Mann unaufmerksam und ich fing plötzlich an zu schreien. Daraufhin ließ der Mann erschrocken von mir ab -denn in meiner Nähe waren draußen zum Glück Touristen einer Reisegruppe, die meine Schreie gehört hatten und mir zur Hilfe gekommen waren. Ich nutzte die Unaufmerksamkeit des Mannes, der mich bedrohte, aus und rannte davon. Das rettete mir vermutlich das Leben."
"Das ist ja eine schlimme Geschichte."
John runzelte die Stirn und zeigte mit dem Zeigefinger nach oben.
"Aber eines habe ich gelernt. Das Leben kann immer schnell beendet sein. Deshalb sollte man das Beste daraus machen. Das Leben auch geniessen. Soweit es möglich ist."
"Das stimmt. "
"Aber ... es gibt da viel Schönes. Die Mondnächte dort. Das schöne Atlasgebirge. Die Ziegen, die auf die Olivenbäume klettern und dort auf den Ästen stehen."
"Ziegen, die auf den Olivenbäumen stehen? Das habe ich noch nie gesehen." Franziska lächelte.
"Doch. Das gibt es."
"Das glaube ich Dir nicht. "
"Ich zeig es Dir."
Dann griff John sich das Handy auf dem Nachttisch, drückte auf das Google-Symbol und gab den Text "Marokko Ziegen auf Olivenbäumen" ein. Als dann das Bild mit mehreren Ziegen auf Olivenbäumen angezeigt wurde, gab er ihr das Handy. Sie betrachtete das Bild und kam aus dem Staunen nicht heraus
"Das stimmt ja wirklich", sagte sie.
"Ja. Sag ich doch. Denkst Du ich erzähle Dir Geschichten?", fragte John.
"Ich hätte Lust nach Marokko zu reisen. Mit Dir. Dann kannst Du mir alles zeigen."
"Das würde ich auch gerne. Wenn Corona vorbei ist." John verzog das Gesicht. "Leider habe ich zurzeit wenig Geld. Aber ich werde mich darum kümmern. Das sage ich Dir. Das was ich jetzt durchlebe ist eine dumme Phase in der schwierigen Coronazeit. "
"Ja."
"Es kommen bessere Zeiten. Ich werde meinen Bruder Hartmut anrufen. Auch um die Unstimmigkeiten, die wir hatten, weiterhin zu bereinigen. Dann werde ich mir eine Wohnung suchen. Eine geeignete Wohnung für uns beide natürlich. Und dann einen Job. Zum Beispiel in einer Gartenfirma. Als Gärtner verdient man heute gut. Das ist auch eine Arbeit, die ich in meinem Alter noch machen kann, denn ich habe bereits Erfahrung. Denn ich hatte als Gärtner schon einmal gearbeitet. Bis zum März letzten Jahres. Ich bin da qualifiziert-die nehmen ja sogar auch zum Teil ungelernte. Wäre nicht die Coronakrise und wäre mein Chef der Gartenfirma, in der ich letztes Jahr noch gearbeitet hatte, nicht an Corona gestorben, hätte ich Arbeit gehabt. Eine Wohnung. Und der ganze Mist - auch der Streit mit meinen Eltern und alles andere - wäre nicht passiert", erklärte John.
"Aber Du hättest mich nicht kennengelernt", fügte Franziska hinzu.
"Das stimmt. Das war großes Glück."
"Du solltest echt die Kerle loswerden, die Dir nicht guttun. Ich weiß, es ist aufregend mal ab und zu was Neues im Bett zu haben -aber wenn Du das unbedingt willst, dann habe ich eine andere Lösung. Wir sind zusammen und ich nehme Dich zu anderen Clubs in Berlin mit. Und da kannst Du gerne hier und da ein Typ haben-ich akzeptiere das, wenn er nach dem kurzen Techtelmechtel auch wieder geht", schlug John vor.
"Wollen wir das wirklich machen? Wie sind die Clubs? Hast du Bilder?"
John merkte deutlich: Sie hatte Interesse daran.
"Zeig ich Dir", sagte John.
Er nahm sein Handy und suchte nach Clubs. Dann fand er einen in Neukölln. Es war eine frivole Bar. Der "Blaue Salon". Eben von diesen Petrick. Er gab ihr das Handy und sie guckte sich die Bilder von der Bar an.
"Was ist das? Ist das die Bar?", fragte Franziska.
"Halb Bar, halb Club. Da gibt es Lounge. Ein bisschen Essen hat der Petrick auch. Er kocht Suppe und so, stellt Berliner hin. Da gibt es auch Alkohol …"
"Toll. Da können wir mal hin. Das ist bestimmt aufregend. "
"Ja. Das ja. Das Problem ist, dass mir die Kohle dazu fehlt. Aber... Mir fällt schon was ein. Ich hab da so ein Plan im Kopf, wie wir das machen können. "
"Ok."
"Ich denke, wir sollten jetzt mal was Essen."
"Ja."
John wollte gerade aufstehen, als Franziskas Handy-Telefon klingelte. Franziska griff sich das Handy, nahm das Gespräch an und hielt das Handy an ihr rechtes Ohr.
"Hallo? Andre, bist Du das?" , fragte Franziska. John hörte eine Männerstimme. Er hörte Andre sagen:" Ja. Hallo. Wie geht s Dir?"
Franziska antworte:" Ja. Gut. Und Dir?"
Da sagte Andre:" Ich hoffe, es geht Dir gut. Hast Du heute Zeit? Wir könnten uns treffen. "
Dann zischte John ihr zu": Sag ab. Sag ab."
"Du... Das passt mir nicht im Augenblick", sagte Franziska zu Andre.
"Dann ruf ich später zurück", bot Andre an.
"Nein. Es geht auch nicht."
"Aha. Du hast Besuch? Weißt Du was? Du kannst mich mal...", sagte Andre. Dann beendete er das Telefonat.
Franziska hatte eine Zeit lang das Handy am rechten Ohr. Dann legte sie das Handy auf den Nachttisch, wurde wütend und sagte zu John": He. Du kannst Dich nicht einfach in mein Privatleben einmischen. "
"Ich denke wir sind zusammen?", fragte John.
"Ja schon. Aber ich hab` kein Geld mehr. Was kannst Du mir finanziell bieten? Ich habe Probleme die Wohnung zu bezahlen und ich habe Schulden. Kann kaum noch Rechnungen bezahlen."
John wurde ruhig.
"Ja. Ich weiß. Es tut mir leid", sagte John.
"Ja. Mach das nicht nochmal."
"Ja. Ich will nicht, dass so ein Scheiß Typ Dich ausnutzt."
"Scheiß Typ? Dann zeig ich Dir mal was!"
Sie griff zur Nachtischschublade und riss sie auf und holte eine kleine goldene Halskette raus.
"Die hat er mir geschenkt."
"Ja? Das ist zwar gut. Aber... Ist das echtes Gold?", fragte John.
"Das ist echtes Gold."
"Dann lass das mal prüfen. Ich habe Dir auch Geschenke gemacht: Die Bluse, die Jeans. Reizwäsche. Alkoholflaschen."
"Ja. Das stimmt zwar. Aber diese Kette..."
Er unterbrach.
"Die ist bestimmt nicht mehr als 120 Euro wert."
"Bist Du sicher?"
"Ich kenne genug Juweliere, die solche Ketten haben. Da steht ja bestimmt die Nummer drauf und dann kann man erfahren, welches Gold das ist. Gold. Oder Silber-Gold. Das gibt es Unterschiede. Für mich wirkt sie nicht echt."
"Doch."
"Dann zeig mal. "
Franziska gab ihm die Kette. John guckte sie sich genau an. Eine Nummer war schon zu erkennen. Wenn auch sehr undeutlich. Und ganz genau konnte er sie nicht zuordnen, weil er zwar etwas über Gold wusste, aber kein Gold-Experte war. Sie sah jedenfalls auf dem ersten Blick in Johns Augen nicht wertvoll aus. Die Kette war - so vermutete er stark - höchstens vergoldet. Dann auch noch Silber-Gold. Um Genaueres zu erfahren, müsste man die Kette von einem Experten prüfen lassen.
"Für mich sieht sie nicht wertvoll aus", sagte John.
"Kann sein. Aber ich habe Schulden. Ich will diese Kette ins Pfandhaus bringen. Weil ich Geld brauche."
"Ja. Ich verstehe. Dann bedeutest das, dass Du Andre nicht liebst."
"Natürlich nicht. Was denkst du denn? Ich brauche Geld."
"Ich verstehe jetzt. Ja. Ich will Geld beschaffen. Das kriege ich schon hin", sagte John.
"Und wie willst du das machen? Ohne Arbeit? Mit Gaunereien? Denn das Geld, das Dein Bruder Hartmut Dir gegeben hat, reicht nicht für eine längere Zeit", meinte Franziska.
"Ich geb´ zu: Da ist einiges bei mir nicht gerade gelaufen."
"Ich weiß, dass Du klaust. Solche Sachen machst…"
"Ich geb` s zu. Da gab es einige Verfehlungen in der Vergangenheit. Kleine Verfehlungen. Bedingt durch die Coronakrise. Es tut mir leid. Ich will mich ändern", sagte John. Und verharmloste auf diese Weise seine Missetaten.
"Hoffentlich. "
"Jeder hat eine Chance verdient. Und so schlimm war es nicht. Ich sag ganz offen, dass ich geklaut hatte. Da war ein Typ, der mich beleidigt hatte. Da wurde ich ärgerlich-ich riss ihm das Portemonnaie weg. Weil er mich gekränkt hat. Das war einige Male vorgekommen. Mehr auch nicht. Wir wollen nicht übertreiben." John hütete sich davor, mehr zu erzählen.
"Ich glaube, dass da mehr gelaufen ist. Ich hatte auch ein Messer in Deinem Rucksack gesehen", sagte Franziska.
"Das Messer hat keine Bedeutung. Es ist nur zur Verteidigung. Wir leben in schwierigen Zeiten. Du solltest Dir auch lieber Pfefferspray holen. Das ist keine gute Idee diese ganzen Männer zu treffen -auch wenn es Dir oft nicht nur um Lust geht, sondern ums Geld. Das ist gefährlich."
"Ja. Du hast recht. Ich sehe das auch inzwischen so ähnlich wie Du."
"Ich werde mir was beruflich einfallen lassen. Wir finden eine Lösung", sagte John.
Dann hörten sie an der Wohnungstür ein Geräusch. Beide erschraken im Bett.
"Hast Du gehört? Da war ein Geräusch" flüsterte Franziska.
"Was ist das?", fragte John leise.
"Das kam von der Tür."
"Ja. Ich glaube auch."
"Vielleicht ist das der Briefträger, der die Post bringt."
"Nein. Kann nicht sein. Der Postbote kommt in der Woche immer morgens."
Dann hörten sie wieder ein Geräusch.
"Das ist jemand an der Tür," flüsterte John.
"Bist Du sicher?", fragte Franziska.
"Ja. Das Geräusch kommt von der Tür. Warte…"
John stand auf, griff sich seine Unterhose und zog sie sich schnell an. Und dann zog er seine Jeans an, die auf einem Stuhl lag.
"Zieh Dich besser auch an", sagte er leise.
"Ja", hauchte sie.
"Warten wir etwas."
"Nein", flüsterte sie. "Er ist bestimmt schon weg. Sie stand auch auf, griff ihre Sachen, die auf einem Stuhl lagen und begann sich anzuziehen.
"Ich gehe mal zu Tür und sieh nach", flüsterte John.
"Nein. Warte auf mich. Ich muss mich erst mal anziehen. "
"Der ist bestimmt noch da. Ich schau mal nach. Der kann was erleben", sagte John.
John griff sich sein Hemd, das auf einem Stuhl lag und zog es an. Dann ging er zu seinem Rucksack, der neben seinem Bett lag und holte sein Messer hervor.
"John. Leg das Messer weg. Was ist denn, wenn das die Polizei ist? Oder der Vermieter."
Dann beruhigte sich John.
"Ja. Stimmt. Besser ich leg das Messer in den Rucksack."
John legte das Messer in den Rucksack. Dann griff er sich den Rucksack, in dem sich das Messer befand und ging damit bis zum Flur und stellte ihn auf dem Flur in der Nähe der Wohnungstür ab.
Dann ging er zur Tür und riss sie blitzschnell auf. Und er sah einen jungen Mann mit Brille und mit Handy in der Hand vor Franziskas Wohnungstür stehen. Er hatte die Maske zum Kinn runtergezogen. John wurde sofort wütend.
"Was machst Du vor der Haustür?", fuhr John ihn an.
"Ich äh... Ich wohne oben... Ich hörte so Geräusche. Ich dachte, da sei Streit", stammelte Ralph.
"Ach so. Du hast hier die ganze Zeit gelauscht?", wollte John wissen.
"Ich wollte kochen und mir fehlt Pfeffer. Ich wollte einfach mal fragen, ob ihr mir Pfeffer und Gewürze zum Kochen leihen könnt. Dann hätte ich mich revanchiert..."
John durchschaute seine Ausrede.
"Du kleine Schmeißfliege mit Deinen intelligenten Ausreden. Was hast Du gefilmt? Uns?"
"Ich gab nichts gefilmt."
"Doch. Zeig mal. Gib mir das Handy. Und löschen bitte. Alle Fotos. Und Videos falls Du welche gemacht hast. Sofort. Sowas geht gar nicht!"
Der junge Mann zögerte zuerst. Dann zeigte er ihm das Handy. Und den Speicher mit den Bildern. Er hatte keine andere Wahl.
John riss ihm das Handy aus der Hand und guckte sich die Bilder genauer an. Dann sah er Bilder von sich und Franziska in flagranti -von draußen durchs Fenster ins Schlafzimmer fotografiert.
"Du wirst alles löschen. Auf der Stelle. Oder besser wir gehen zur Polizei und erstatten Anzeige!", schimpfte John.
Dann packte John ihn am Kragen, zog ihn in die Wohnung und machte die Tür zu.
"Bitte. Bitte. Ich lösch alles", flehte Ralph.
John drohte ihm die Faust und Gesicht zu schlagen. Er wollte gerade zuschlagen, als Franziska intervenierte und schrie: „JOHN. HÖR AUF. BITTE."
Dann hielt John inne, die Zähne gefletscht während er kampfbereit die Fäuste erhoben hatte und wütend mit weit aufgerissenen Augen auf den jungen Mann blickte.
"Wer bist Du?", fragte John.
"Ich bin Ralph. Ralph Kressler. Ich wohne oben, erster Stock."
"Aha. Du filmst hier andere Leute in intimen Momenten? Das ist strafbar! Was meinst Du was passiert, wenn die Polizei davon erfährt!? Denn die Beweise habe ich hier! In Deinem Handy!"
Dann packte er ihn am Kragen und zog ihn brutal in die Küche.
"LOS. MITKOMMEN. Wir werden uns in der Küche erst mal unterhalten und einen Trinken", schrie John. Und zog Ralph in die Küche zu einem Tisch, an dem sich mehrere Stühle befanden. Dann zeigte er auf einen Stuhl, der sich in der Nähe des Kücheneingangs befand.
"Los. Setzt Dich hin, Arschloch", schrie John.
Dann setze Ralph sich auf den Stuhl, auf den John gezeigt hatte. Seine Hände zitterten.
"Es...tut mir leid. Es kommt nicht wieder vor ", flehte Ralph.
Dann sah John eine Spielzeugpistole auf dem Tisch in der Nähe der Spüle liegen, die der Sohn von Franziskas Schwester bei ihrem letzten Besuch (der mehr als ein Monat zurück lag) liegengelassen hatte. Sie war schwarz und sah aus wie eine echte Pistole. Er griff sich die Pistole und hielt ihm blitzschnell die Pistole an den Kopf.
"Ein falsches Wort und ich puste Dein Gehirn raus. Und Wehe Du läufst jetzt weg", schrie er und riss die Augen weit auf.
"Nein. Bitte nicht. Bitte", schrie Ralph, blickte auf Johns Narben im Gesicht und fürchtete sich noch mehr. Dann legte John die Spielzeugpistole vor ihm auf den Tisch und grinste hämisch.
"Hast Du gedacht, dass sei eine Echte? Hahahaha... Aber denk daran. Sollte das noch mal vorkommen, passiert mehr."
Ralph fing an zu weinen. John lachte nur. Es machte ihm Spaß, ihm Angst zu machen.
Dann kam Franziska in die Küche.
"John. Was soll das? Quäl ihn nicht. "
"ICH HAB DIR GESAGT, DASS DU NICHT MEINEN NAMEN SAGEN SOLLST!"
"Entschuldige", sagte Franziska.
"MACH UNS ALLEN ein Whisky mit Cola und Eis.", sagte er laut zu Franziska.
"O.K.", sagte sie.
Dann setze er sich auf einen Stuhl Ralph gegenüber. Und fragte ihn aus.
"Eine Dummheit und Du bist dran!"
"Bitte. Es tut mir leid", jammerte Ralph.
"Was soll ich mit Dir machen? Kommt das öfters vor, dass Du uns beobachtest und filmst? "
"Nein. Nur dieses Mal. "
"Und warum? Um das im Internet zu verbreiten? Oder Dich daran hochzuziehen"
"Nein. Nur für mich."
"Ich hatte ihn im Treppenhaus schon mehrmals gesehen. Einmal half er mir kurz und trug mir einen neuen Schrank in meine Wohnung. Und ich machte ihm als Dank einen Kaffee. Und dann ging er. Das war nett. Aber Filmen darf er uns ja nicht. Dann müssen wir zur Polizei gehen. Das geht gar nicht", sagte Franziska.
"Eben", sagte John.
"Und was machen wir jetzt?", fragte Franziska.
"Ich behalte das Handy erst einmal. Und lösche die Filmaufnahmen", sagte John zu Franziska. Und dann sprach er zu Ralph": Und dann werden wir uns überlegen, was wir mir Dir machen. Etwas bist Du uns schuldig. Das ist klar."
"Es tut mir leid. Lasst mich gehen und gebt mir mein Handy zurück", bettelte Ralph.
"Du kannst froh sein, dass ich eine gute Nacht hinter mir habe und daher milder bin," sagte John.
Franziska holte drei Gläser aus dem Schrank. Füllte sie mit Whisky und Cola. Dann stellte sie ein Glas vor Ralph. Das zweite Glas nahm John in die rechte Hand und das dritte Glas nahm Franziska in ihre rechte Hand. Dann stießen John und Franziska an.
"Tut mir leid, dass ich etwas laut war zu Dir. Aber es ist hier auch eine Ausnahmesituation", sagte John zu Franziska.
"Schon gut. Schon gut", sagte Franziska. "Ich weiß ja wie Du bist", sagte sie und lächelte.
Dann drehte er sich zu Ralph um.
"Na los! Trink! Wenn man zu Gast ist, sollte man sich auch gut benehmen! Trink! Stoßen wir an. Sei ein richtiger Mann", schrie John.
"Bitte. Es tut mir leid."
"Heb das Glas und stoß mit uns an!", forderte John. Und als Ralph nicht reagierte, befahl er": Und trink. Runter damit!" Er wirkte fast ein wenig wie John Wayne in seinen berühmten späten Western.
Dann hob Ralph mit zitternder rechter Hand das Glas. Und stieß mit John an. Und dann mit Franziska.
"Das ist gutes Benehmen. "
"Ja. Das gefällt mir", sagte Franziska.
Dann trank John das Glas aus. Und dann Franziska. Nur Ralph zögerte.
"Was ist los. Sei ein richtiger Mann", sagte Franziska.
Dann trank Ralph alles aus. Er hustete einen Augenblick später. Aber John stellte mit prüfendem Blick fest": Es war alles ausgetrunken.
"Das wird ein lustiger Nachmittag", sagte John.
"Ich glaube auch", sagte Franziska.
"Bist Du bereit, ihm zu verzeihen?", fragte John Franziska.
"Ich muss mir das überlegen", sagte sie.
Dann setzte sich John auf einen Stuhl Ralph gegenüber. Und blickte ihn mit seinen braunen Augen an. Dabei sah er gefährlich aus.
"Also. Wie lange warst Du vor der Tür?", wollte John wissen.
"Etwa…zehn Minuten", antwortete Ralph.
"Aha… So?"
Dann stand John von seinem Stuhl auf und ging auf den Flur. Er griff sich seinen Rucksack, der dort auf dem Boden lag, ging einen Augenblick später mit dem Rucksack in die Küche zurück und setzte sich erneut ihm gegenüber auf den Stuhl. Den Rucksack legte er unter den Tisch.
"Da ist ein Messer im Rucksack", sagte John.
"Bitte... Ich war schwach. Es tut mir leid. "
"Also. Wie lange warst Du vor der Tür? Sag die Wahrheit. Ich will alles wissen."
"Ich äh... eine Stunde", stammelte Ralph.
"Eine Stunde? ", fragte John. "Wirklich eine Stunde?"
"Ja."
"Und Du warst auch am Fenster?"
"Ja."
"Hast alles gesehen?"
"Ja."
"Und es hat Dir gefallen?"
"Das ist das, was mir nicht gefällt daran: Dass ich das interessant fand."
"Das ist doch bestimmt interessant. Dann hattest Du früher sehr wahrscheinlich öfters an Franziska gedacht?", bemerkte John.
"Ja. Tut mir leid."
"Du hast keine Freundin?"
"Nein. Zurzeit keine. "
"Dann bist Du also alleine. Und das im Lockdown in der Coronakrise."
"Ja."
"Dann masturbierst Du bestimmt?", fragte John.
Ralph wurde rot im Gesicht und antwortete nicht.
"Bitte... Ich..."
"Also ja."
"Ja."
"Es ist ja auch normal in der Coronakrise", sagte John.
Doch Ralph antwortete nicht.
"Und Deine Eltern leben in Frankfurt?"
"Nein."
"Und was machst Du hier in Frankfurt?", fragte John.
"Ich bin Student", antwortete Ralph.
"Was studierst Du? ", fragte Franziska.
"Jura."
"Jura! Ich glaub es nicht. Du studierst Jura und machst solch einen Mist? Das versaut Dir Deine Karriere!", sagte John im lauten Tonfall.
"Ich weiß... Meine Eltern dürfen davon nichts erfahren. Sie bringen mich um. Sie finanzieren das Studium und die Wohnung", erzählte Ralph.
"Dann sind Deine Eltern gut betucht?"
"Ja. Nicht schlecht betucht. "
"Sie haben bestimmt ein tolles Einzelhaus?", wollte John wissen.
"Ja."
"Was ist Dein Vater? ", fragte Franziska.
"Arzt. "
"Und Deine Mutter?"
"Auch Ärztin. Augenärztin."
"Aha. Und wo wohnen sie?"
"In München."
"In München?"
"Ja."
"Und hast Du Geschwister?"
"Ein Bruder. Er ist Makler."
"Franziska gefällt Dir?", fragte John.
Ralph nickte. Dann blickte John Franziska an.
"Und er gefällt Dir?", fragte John Franziska.
Franziska zögerte. Lächelte dann etwas verlegen.
"Ja. Ich denke ja. Ist o.k."
Dann stellte John ihm eine direkte Frage": Willst Du mit ihr schlafen?"
"Ich äh…". Dann schwieg Ralph.
"Aber Du würdest das wollen?", fragte John. Wieder schwieg Ralph und blickte zu Boden.
Dann blickte John Franziska an. Zwinkerte mit den Augen. Und gab ihr ein Zeichen. Franziska blickte ihn lächelnd an, kniff ein Auge zu. Und dann blickte sie Ralph an. Und dann nahm sie Ralphs Hand. Streichelte sie zuerst. Und dann legte sie seine Hand auf den Stoff ihrer Bluse. Im Brustbereich.
"Du weißt was darunter ist?", fragte Franziska.
"Ja...", hauchte Ralph. Er war sichtlich erregt-was er zu verbergen versuchte. Denn die Scham war noch grösser als das Verlangen.
"Da ist was Weiches. "
"Ja. Aber bitte… Lasst mich gehen. Ich tut das nicht wieder. Ich werde mich auch der Polizei stellen. "
"Ach. Vielleicht gibt es eine andere Lösung?", sagte Franziska und legte Ralphs Hand weg von der Bluse auf den Tisch. Dann blickte sie John an.
"John. Ich denke wir sollten jetzt zu einem Urteil kommen", schlug Franziska vor.
"Ja."
"Bitte. Ich tue das nicht wieder. Ich habe nur die Kontrolle verloren", jammerte Ralph.
John nahm seinen Rucksack vom Fussboden und blickte Ralph drohend an. Dann griff er sich seine schwarze Kapuzenjacke, die neben ihm auf dem Stuhl lag, zog sie an und zog sich die Kapuze über den Kopf.
"Wir sind die Richter und die Geschworenen zugleich. Wir ziehen uns jetzt zur Beratung zurück. Und Du bleibst dort sitzen. Und wenn Du Dich weigerst, wirst Du die Wohnung in einer Kiste verlassen", drohte John.
"Ja", sagte Ralph weinend. Dann ging Franziska zur Wohnungstür. John folgte ihr mit dem geöffneten Rucksack in der Hand und das Messer im Rucksack immer griffbereit.
"Zu welchem Urteil bist du gekommen?", fragte Franziska.
"Es sind in meinen Augen schwerwiegende Verfehlungen", meinte John.
"Und was bedeutet das?"
"Ich lass aber Gnade walten. Deshalb wird das Urteil milder ausfallen. Ohne Polizei", sagte John.
"Er hat uns gefilmt. Dann werden wir ihn Filmen bei dem Akt, der dann jetzt kommt. Das Video von ihm werden wir behalten. "
"Willst Du das wirklich? Mit ihm schlafen?", fragte John.
"Ja."
"Wir machen wir das so. Zuerst laden wir die Sachen von seinem Handy runter. Und konfiszieren das Handy. Und dann lassen wir ihn gehen. Wenn er das Handy mit den gelöschten Aufnahmen haben will, muss er uns 100 Euro zahlen", schlug John vor.
"Aber ich will mehr als Geld", sagte Franziska.
"Du kannst ihm ja einen Blowjob geben - vielleicht zahlt er ja mehr. Und dann lassen wir ihn gehen."
"Ich habe eine bessere Idee. Ich werde ihn ein bisschen verführen....Ganz langsam und etwas abhängig machen. Mal sehen wie er so ist. Dann brauchen wir nicht irgendwelche Clubs besuchen. Was im Lockdown nicht möglich ist."
"Ihn? Willst du das wirklich? Er scheint aber auf Dich zu stehen."
"Ja. "
"Ich will ihn mal ausprobieren. Ich kümmre mich schon um ihn. Du beobachtest alles. Seine Familie hat ja auch Geld. Vielleicht gibt er uns auch ab und zu mal ein bisschen Geld", sagte Franziska.
"Ja."
"Ich werde ihn mal erziehen. "
"Ja."
"Du bist aber nicht eifersüchtig? Denn er ist bestimmt viel jünger als ich. Ich schätze 13 Jahre jünger."
"Nein", sagte John.
"Jetzt wo Du das sagst. Er muss natürlich auch wollen. Vielleicht will er nicht", meinte Franziska.
"Kann sein."
"Das kriegen wir schon hin. Schenke ihm genug Alkohol ein. Den Rest mach ich", schlug Franziska vor.
"Ist das einfach ein Spiel von Dir?", fragte John. Denn er wusste, dass Franziska ab und zu gerne Spielchen solcher Art spielte.
"Gut. Nenn es einfach ein Spiel."
Keiner von den beiden ahnte hier, was für ein Unheil sich - wie schwarze Wolken am Himmel- zusammenbraute. Und dass man mit Liebe genauso wie mit Feuer nicht spielen sollte. Franziska und John dachten hier alles kontrollieren zu können. Dass alles nach Plan lief. Und alles in diesem Moment ein unendlicher Spaß sei. Aber sie verstanden nicht, dass menschliche Naturen komplexer waren und sich nicht alles kontrollieren ließ. Besonders in der Coronakrise. Nachdem sie wenig später euphorisch zu Ralph in die Küche zurückgekehrt waren, teilten sie ihm ihr Urteil mit.
"Wir haben uns das überlegt. Wir lassen Dich gehen und gehen auch nicht zur Polizei. Doch das Handy wird konfisziert. Es sind unsere privaten Aufnahmen drauf. Die müssen wir löschen und sichergehen, dass da keine weiteren privaten Aufnahmen von uns drauf sind. "
"Ja."
"Wie ist dein PIN?"
"Mein PIN ist 3647", sagte Ralph.
John holte schnell einen Stift aus der Tasche und einen kleines Stück Papier aus dem Portemonnaie und schrieb die Nummer auf.
"Gut. Dann kannst Du gleich gehen. Aber wir werden Dich filmen - oder Du zahlst jetzt 100 Euro Entschädigung. Oder tust uns einen Gefallen. So leicht kommst Du nicht davon. "
"Ja. Ich werde das tun. Wann kriege ich mein Handy zurück?", fragte Ralph.
"Wenn Du brav bist... Wir werden erst die Aufnahmen von uns löschen. Dann wirst Du Dein Teil machen: Uns einen Gefallen tun oder die Kohle zahlen. Werden wir uns überlegen."
"Ja."
Dann legte sie wieder ihre Hand auf seine Hand. Streichelte seine Hand. Und dann legte sie ihre Hand auf sein Knie und streichelte es ebenfalls. Dabei sass Ralph bequem auf dem Stuhl und Franziska kniete neben ihm.
"Soll ich weitermachen?", fragte Franziska
Ralph war erst irritiert. Doch seine Widerstandskraft lies nach. Er wurde plötzlich so zahm wie ein braves Hündchen. Dann wanderte ihre Hand immer weiter höher. Seine Erregung wuchs.
"Oh...da wächst was."
Dann griff sie zu.
John ging mit dem Handykabel an Franziska und Ralph vorbei.
"John? Reichst Du mir mal mein Handy? Denn mein Handy liegt im Küchenschrank. Ich will alles filmen. Alleine", forderte Franziska.
"Ja."
"Und ich brauche Fairy Future Bodywand."
Dann ging John zum Küchenschrank-Regal, griff sich das Handy, das dort lag und gab es Franziska. Kurz darauf zog er eine Küchenschublade in der Nähe der Spüle auf, holte dort ein Fairy Future Bodywand (Magic Wand) raus und gab ihn Franziska. Dann verließ er die Küche.
Er ging ins Wohnzimmer. Dort ging er weiter zum Wohnzimmer-Schrank und holte ein USB-Stick und ein Mikro-USB-Kabel hervor. Dann holte er Ralphs Handy und den Zettel mit dem PIN aus der Hosentasche. Nachdem er mit Hilfe des PINs Ralphs Handy freigeschaltet hatte und das Handy mit Hilfe des Mikro-USB-Kabels mit dem USB-Stick verbunden hatte, lud John alles was Ralph von draussen in Franziskas Schlafzimmer gefilmt hatte auf sein USB-Stick. Auch einige ganz private Aufnahmen von Ralph. Das Handy und auch den USB-Stick versteckte er daraufhin im Schrank. Als Beweis und um Ralph unter Druck zu setzen. Was mit dem Handy und den Aufnahmen später geschehen sollte, wollte sich John in Ruhe überlegen. Wenig später hörte er aus der Küche ein Summen. Das sich nach einiger Zeit verstärkte. Zzzzzzzzzzzzzzzzzz. Dann auch Stöhnen und andere Geräusche wie "oh jaa". John wusste, was Franziska gerade tat. Und wusste, dass es für Franziska eine spannende Abwechslung war einen jungen, sexuell ziemlich unerfahrenen Mann (zumindest schätzte sie ihn so ein) zu verführen, der vermutlich nur wenig mit Frauen was gehabt hatte. Mit ihren Reizen - ihren attraktiven Po, ihren wohlgeformten Busen, ihrer schlanken Figur und den Magic Wand in der Hand - zu spielen. Und ihn zu provozieren, ihn mit "ihrem" Programm und all ihren Tricks und Erfahrungen, die sie auf Lager hatte, zu überraschen und um den Verstand zu bringen. Und um ihm richtig zu zeigen "wo es im Bett lang ging." Ohne zu ahnen, welche Folgen das alles später haben könnte. Gerade in der Coronakrise im Lockdown. Sie war - nach Johns Meinung - so gestrickt. Und auch für John war es eine spannende Abwechslung. Auch mit Neugier und leicht sadistischen Freuden (ob bewusst oder unbewusst) Ralphs Reaktionen zu beobachten! Und er konnte auch Erfahrungen sammeln. Es war ein verrücktes Lockdown-Katz und Mausspiel, das sich allmählich entwickelte. Franziska war die Katze. John war so eine Art Schiedsrichter. Und Ralph war die Maus, ihr Opfer, ihr Experiment. Ohne dass sie Ralph wirklich kannten. Aber ein bisschen fing John auch Ralph ein klein bisschen zu mögen bzw. Ralph war ihm nicht gänzlich unsympathisch und er verstand, warum Franziska ihn mochte- trotz einiger äusserlichen Mängel, die er hatte (zum Beispiel seine Pickeln im Gesicht). Auch dachte John - als Franziska Ralph in der Küche verwöhnte": Soll sie sich doch amüsieren, was ich nur aus Liebe zu ihr zulasse, aber nebenbei werde ich mir auch mal was gönnen mit einer anderen Frau - sei es auch nur ein kleines Techtelmechtel oder ein Blowjob (wenn Corona es zuliess) - Franziska muss ja nichts davon erfahren, dachte John. Denn John wusste, dass Franziska -obwohl sie eine offene Beziehung führten- auch sehr eifersüchtig werden konnte - obwohl sie oft das Gegenteil behauptete. Er wusste: Sie durfte in der offenen Beziehung alles, er wenig - aber er akzeptierte das. Aus Liebe zu ihr.
John legte wenig später seine Kapuzenjacke beiseite, machte den Fernseher an und guckte Corona-Nachrichten. Die Corona-Lockdown-Zeit ist für viele nervig, langweilig und blöd, für viele andere problemgeladen, stressig und voller Angst, aber wir machen im Lockdown das Beste daraus, dachte John. Und in diesem Moment kamen ihn euphorische, kreative, aber auch wirre Gedanken in den Kopf. Und in diesem Moment begann er zu Husten (dessen Ursache in diesem Moment nicht so ganz klar war). Was in Abständen vorkam.
John blickte in den Fernseher. Der Nachrichtensprecher berichtete": Das Robert-Koch-Institut (RKI) liefert täglich die neuen aktuellen Fallzahlen der Corona-Neuinfektionen und Todesfälle. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 8103 Corona-Neuinfektionen gemeldet.
Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 96 neue Todesfälle verzeichnet." Dann kamen plötzlich Franziska und Ralph ins Wohnzimmer. Franziska -attraktiv wie immer- hatte ihren Körper in einen Bademantel gehüllt. Und Ralph hatte nur eine Unterhose an.
"Seid ihr immer noch nicht fertig?", fragte John.
"Noch nicht. Er muss noch etwas lernen. Wir gehen ins Schlafzimmer", sagte Franziska.
"Dann macht mal. Aber alles safe bitte."
"O.K."
John stand vom Sessel auf, ging zum Wohnzimmerschrank, holte aus der Schublade dort ein Kopfhörer mit langem Kabel raus und verband das Kabel mit dem Fernseher. Dann setze er sich in den Sessel und steckte die Ohrstöpsel in die Ohren, um in Ruhe fern gucken zu können und nicht von Liebesgeräuschen gestört zu werden. Nur ab und zu machte er die Ohrenstöpsel raus. Um anhand der Geräusche zu prüfen, was Franziska mit dem Ralph so machte.
John guckte noch eine Weile fern. Dann wurde es langweilig und er holte daher sein Handy aus der Tasche, um WhatsApp-Nachrichten durchzugucken. Rein zufällig stiess er im Handy erneut auf Corona-Nachrichten. Und er begann sie zu lesen. Dort stand": Aus Schutz vor Covid -19 rät die New Yorker Gesundheitsbehörde in der Corona-Zeit nur mit einem festen Partner Sex zu haben. Singles rät sie zur Masturbation..."
"Na schön. Wer das Mütze-Glatze-Spiel betreibt in der Coronakrise, ist ja besonders vortrefflich und ehrenhaft", dachte John innerlich lachend. "Verrückte Welt. Immerhin. Die Affen machen 's ja auch."
Es verging ungefähr eine Stunde. Dann erschienen Franziska im Bademantel und Ralph dieses Mal nackt im Wohnzimmereingang.
"Seid ihr fertig?", fragte John. "Hat ja lange gedauert. Ihr wollt ja schließlich nicht heiraten," sagte John etwas ironisch.
"Wir sind fertig. Er ist ja so toll gekommen. Zwei Mal", lobte ihn Franziska.
"Franziska ist ganz toll. Eine grossartige Frau", schwärmte Ralph.
"Ja.Toll.", sagte John nur schnippisch, stand aus seinem Sessel auf und ging auf Ralph zu. Viel ist da unten nicht, dachte er, als er Ralph etwas genauer betrachtete. Dann sprach er zu ihm": Jetzt ist aber Schluss, Feierabend. Rede nicht so viel! Zieh Dich an und dann ab. Und morgen will ich 100 Euro für alles und Du kriegst Dein Handy zurück."
"O.K.", sagte Ralph. Dann ging er ins Schlafzimmer und holte seine Sachen wie Unterwäsche, Jeans und Oberhemd. Zuerst zog er sich seine Unterwäsche an. Dann den Rest. Zuletzt seine Jacke. Wenig später stand Ralph angezogen an der Wohnungstür.
Und reichte John die Hand.
"Ich wollte mich noch verabschieden", sagte Ralph. "Und danke, dass ich mit Deiner Freundin ein bisschen Vergnügen haben konnte." John hatte zwar nur wenig Angst vor Corona (was ihm auch oft Kritik einbrachte und die ihm sowieso den Buckel runterrutschen ließ, da er wirtschaftlich am Abgrund stand und sowieso nichts zu verlieren hatte; nur Franziska - sonst aber nichts). Aber die Hand geben wollte er ihm trotzdem nicht. Und so hob er nur kurz die Hand.
"Keine Sorge. Sie ist glücklich und das ist Hauptsache. Bis morgen. Bring Kohle mit. Wann kommst du morgen?", fragte John.
"Gegen 16 Uhr", sagte Ralph.
"Ok. Gegen 16 Uhr."
Dann ging er zu Franziska und gab ihr ein Kuss auf die Backe.
Sie drehte sich als er das tat leicht weg. Ließ es sich aber gefallen.
"Ja. Bis morgen", sagte Franziska.
Dann verließ Ralph die Wohnung.
"Und wie war er?", fragte John neugierig.
"Naja. Etwas ungeschickt. Aber... Irgendwie haben es wir hingekriegt."
"War das nicht gut?"
"Also am Anfang habe ich sogar nichts gespürt. Ein ziemliches Rumgestochere. Dann ging es. Er war natürlich sehr aufgeregt. Es war sein erstes Mal."
"Was. Er ist wirklich noch Jungfrau? Oder Jungmann?", fragte John.
"Ja. Glaubst du es nicht?"
"Doch. Glaube ich. Wenn Du es sagst."
"Willst Du das eigentlich, dass er kommt? Ich hab´ ihm gesagt, dass er die nächsten Male uns besuchen kommen kann", erzählte Franziska.
"Und er zählt auch was dafür?", fragte John.
"Ja. Er ist bereit etwas von dem Geld, was seine Eltern ihm für die Studienzeit hinschicken, zu investieren. "
"Das ist ja super. Dann haben wir Kohle," sagte John. "Wenn er wöchentlich zweimal kommt und jedes Mal 50 Euro zahlt, dann haben wir in vier Wochen, also einem Monat, schon 400 Euro."
"Ja. Stimmt."
"Was wollen wir heute Abend noch machen? Wir können uns heute Abend im Schlafzimmer im Bett vor Deinen zweiten Fernseher setzen und etwas gucken. Da läuft zum Beispiel James Bond. Den können wir gucken. "
"Das ist eine gute Idee."
"Dann gehen wir."
Wenig später zogen sie ihre Sachen aus, duschten zusammen, zogen sich wenig später ihr Nachtzeug an und gingen ins Bett.
Während der James Bond-Film lief küssten sie sich und tauschten sie nur einige Zärtlichkeiten aus. Dann schliefen sie ein.
Am nächsten Morgen am 5.2.2021 standen sie nach einem "Liebesnahkampf" und nachdem sie auf Ralphs Handy einige von seinen privaten Solo-Videos angeguckt hatten auf. John legte Ralphs Handy wieder in den Wohnzimmerschrank zurück. Wenig später duschten sie zusammen und zogen sich an. Dann frühstückten und tranken sie in der Küche Kaffee. John beschloss sich im Internet Arbeit zu suchen. Und eine Zeitung zu kaufen. Er hatte noch 200 Euro Reserve, die er vor einigen Wochen durch Taschendiebstähle ergaunert hatte.
"Ich werde gleich einige Jobs suchen. Im Internet. Und ich muss eine Zeitung kaufen", sagte John.
"Hast Du genügend Geld?", fragte Franziska.
John sagte nicht offen, wieviel Geld er hatte. So verhielt er sich oft bei Geldangelegenheiten: Besser nicht alles sagen. Deshalb sagte er in diesem Moment nur, dass er genug Geld hätte.
"Es reicht für kleine Einkäufe", sagte John.
"Ich muss Kaffee einkaufen. Denn die Kaffee-Packung in der Küche ist fast leer. Milch fehlt mir. Eier. Brot. Marmelade, Wurst...", sagte Franziska.
"Dann können wir zusammen einkaufen", sagte John.
"Ja. Gute Idee. " Sie ging zur Schublade und holte ein kleines Notizbuch und ein Stift hervor. Dann riss sie einen kleinen Zettel ab und notierte die fehlenden Lebensmittel. Sie schrieb Milch auf, Eier, Wurst, eine Packung Spaghetti, Kassler-Fleisch, Kartoffeln, einige Dosen, drei Pizzas, Paprika, Brokkoli und Gemüse.
"Du musst denke ich noch Sauce Hollandaise für den Brokkoli kaufen, Käse, dann noch Obst kaufen. Was Gesundes. Denn ich lebe gesünder heute!", meinte John und Franziska notierte sich dies ebenfalls auf den Zettel. Gesundheit war John wichtiger geworden. Trotz seines früheren wilden Lebensstils war er noch sehr fit und kräftig (weil er ein stabiler Typ war) und obwohl er vor Kurzem von Obdachlosigkeit betroffen war, achtete er nun seit er Franziska kennengelernt hatte mehr als früher auf Ernährung und auf sein Äußeres -besonders was seine Statur betraf. Zumindest war er, aus seiner Sicht, ein Mann, der das Beste aus seiner Situation machte. Drogen waren tabu. Sport machte er ab und zu. Er lief - meistens gegen Abend oder in der frühen Mittagszeit- durch einige Strassen in ihrer Nähe und er machte zu Hause ab und zu mehrere Liegestütze. Und achtete darauf, dass er nicht zu viel ass. Und er achtete nun immer darauf, dass seine Ernährung nicht nur gesund oder zumindest gesünder war als früher, sondern auch (einigermassen) abwechslungsreich war (wenn er sich die gesunden Lebensmittel leisten konnte). Sei es auch nur, dass er statt irgendwelche Billigbürger und Spaghetti nun Obst und ausgewähltes Gemüse aß... Zwei seiner Fehler waren das Trinken von zu viel Alkohol zum Beispiel in Stresssituationen und dass er ab und zu eine Zigarette rauchte. Und natürlich war einiges in der Vergangenheit, das ungesund war (besonders in seiner Zeit als Obdachloser)... Das sollte sich aber nun ändern, seitdem er bei Franziska untergekommen war. So erklärte er es auch immer Franziska:
"Ich hatte früher geraucht, gesoffen. Und zeitweise auch leichte Drogen genommen. Rauchte zum Beispiel auch zuviel. Auch Joints. Merkte, dass es meiner Gesundheit schadete. Und so änderte ich einiges. Ich rauche nur noch ab und zu eine Zigarette und habe mir vorgenommen ganz damit aufzuhören. Ich habe mir sogar Nikotinpflaster gekauft. Und ich will weniger saufen.", sagte John. Und er erklärte weiter": Du verstehst hoffentlich, dass ich jetzt gesünder leben möchte. Ich esse mehr Obst und Gemüse und mache Sport indem ich ab und zu laufe, Liegestützen mache...Ich tue, was ich in meiner Situation machen kann, da ja die Fitmessstudios geschlossen haben."
"Ich verstehe das," sagte Franziska. Dann zogen sie ihre Sachen an. Auch ihre Jacken. Und Franziska nahm zwei billige Stoff- Einkaufstaschen mit. Dann verließen sie die Wohnung und das Mietshaus. Sie merkten nicht, dass Ralph hinter einem der Mülleimer an der Strasse stand und sie aus einer gewissen Ferne beobachtete.
4. ZOFF IM SUPERMARKT
Kurz darauf erreichten sie den Supermarkt. Sie stellten sich an einer Schlange an, die sich vor den übrig gebliebenen Einkaufswagen, die dort standen, gebildet hatten. Als die Leute vor ihnen sich gemäß der Vorschrift einen Einkaufswagen geschnappt hatten, nahmen sie den letzten übrig gebliebenen Einkaufswagen. Daraufhin schimpften einige Leute hinter ihnen, die einen Einkaufswagen wollten und keinen bekamen. Kurz darauf setzten sich John und Franziska eine Maske auf (was John nur widerwillig tat) und gingen in den Supermarkt ohne sich die Hände mit dem Desinfektionsspray, der am Eingang auf einen Tisch stand, desinfiziert zu haben (weil sie das für übertrieben hielten). John und Franziska gingen die Einkaufsliste durch.
"Brot, Milch, Eier, Gemüse müssen wir einkaufen. Und vieles mehr", mahnte Franziska.
"Ja", murmelte John.
Dann gingen sie zu den Regalen, nahmen diese Produkte, die sie auf der Einkaufs-Liste notiert hatten, aus den Regalen und legten diese in den Einkaufswagen. Auch die restlichen Produkte, die auf der Einkaufsliste waren, legten sie in den Einkaufswagen. Nachdem sich John noch eine Zeitung vom Zeitungstand gegriffen hatte und ebenfalls in den Einkaufswagen gelegt hatte, stellten sie sich an einer Schlange an. Vor ihnen in der Nähe des Laufbandes hatten einige Streit, weil eine ältere Frau zuvor versehentlich mit dem Einkaufsrollwagen über den Fuß eines gehbehinderten Mannes, der mit einem Stock vor ihnen stand, gefahren war und sie sich vorgedrängelt hatte.
"SIE WISSEN, WAS SIE GEMACHT HABEN. SIE SIND ÜBER MEIN FUSS GEFAHREN, SIE DUMME TANTE!", schrie der Mann.
"Ich... Das war ich nicht", sagte die Frau ängstlich.
"DOCH. SIE SIND ÜBER MEIN FUSS GEFAHREN! UND HABEN SICH VORGEDRÄNGELT. DAS MACHEN SIE MIT MIR NICHT!", schrie er.
Dann stand die Kassiererin hinter der Kasse auf und drückte einen Knopf.
"Herr Lawinski, kommen Sie bitte in den Kassenbereich", rief sie über den Lautsprecher.
Doch die alte Frau und der alte Mann ignorierten die Lautsprecheransage und stritten und beleidigten sich weiterhin. Die Situation drohte zu eskalieren. Und auch John und einige andere Personen hinter ihnen wurden allmählich wütend und allmählich in den Streit verwickelt.
"ICH BIN GEHBEHINDERT, SIE VOLLIDIOTIN. UND SIE FAHREN MIR ÜBER DEN FUSS", schrie der alte Mann.
"Entschuldigung", sagte die alte Frau. "Können wir die Sache nicht einfach vergessen? Das war ein Versehen und kann vorkommen. Sie sind bekloppt", fuhr sie weiterhin fort.
"DAS SOLLTE NICHT VORKOMMEN. DAS SOLLTE NICHT VORKOMMEN. SIE SIND VERPFLICHTET RÜCKSICHT AUF GEHBEHINDERTE ZU NEHMEN. UND NENNEN SIE MICH NICHT BEKLOPPT."
"ENTSCHULDIGUNG. SCHREIEN SIE MICH NICHT SO AN. WARUM REGEN SIE SICH SO AUF. ICH HAB MICH ENTSCHULDIGT."
"DAS REICHT MANCHMAL NICHT", schrie der Mann, hob den Stock und drohte auf die Frau einzuschlagen.
Dann mischte sich John ein.
"ES IST JETZT MAL GUT. DIE FRAU HAT SICH ENTSCHULDIGT. WENN SIE NICHT AUFHÖREN, SCHMEISSE ICH SIE AUS DEM LADEN", schrie er. Franziska kniff John heimlich unauffällig in die Hand.
"Bleib still. Oder sollen wir rausfliegen?", zischte Franziska.
"Ja. SOLL DER OPA VERSCHWINDEN," schrie ein anderer Mann hinter John.
"JA. RAUS. ALLE BEIDE", schrie eine andere Frau hinter John in der Schlange.
Dann lief die Kassiererin zu dem alten Mann und die Frau. Sie brüllte wie ein Feldwebel mit greller Stimme.
"SOFORT AUFHÖREN. SONST FLIEGEN SIE RAUS", schrie die Kassiererin.
"ICH RAUS? SCHMEISSEN SIE DIE FRAU RAUS! DIE KANN SICH NICHT BENEHMEN", schrie der Opa zur Kassiererin. Dann brüllte der Opa die Frau an.
"SIE SOLLTE MAN SOFORT RAUSSCHMEISSEN."
"NEIN. SIE!" schrie sie zurück.
Dann schwieg die alte Frau und blickte ihn nur verächtlich an.
"JA. BRAUCHST GAR NICHT SO BLÖD ZU GUCKEN", schrie der alte Mann.
John wurde das zu viel. Er wurde rot im Gesicht. Vor Wut und gleichzeitig vor Stress. Bilder der Vergangenheit tauchten vor ihm plötzlich auf. Ihn erinnerte es an seine miese Kindheit. An Situationen, in denen sein Vater und seine Mutter mit vier Kindern damals überfordert waren, zeitweise kurz vor der Scheidung standen, sich gegenseitig anschrien und an ihm schließlich-den jüngsten Sohn -ihre Wut ausließen und ihn anschrien, mit Beleidigungen überhäuften und ihn schlugen. Manchmal windelweich schlugen, so dass sie sein Selbstwertgefühl zerstörten und seinen Hass entfachten. Was dazu führte, dass er seine Eltern lange Zeit abgelehnt hatte -bis er mit Hilfe einer früheren Psycho-Therapie so einigermaßen diese Situationen aufarbeiten konnte und seinen Eltern verzeihen konnte. Trotzdem hatte seine komplizierte und konfliktreiche Beziehung zu seinen Eltern seine Spuren hinterlassen (da nützte auch später teilweise Reue der Eltern nichts mehr). All diese negativen Erfahrungen hatten ihn seiner Meinung nach psychisch, charakterlich deformiert! Bewirkten, dass er als gestörter Mensch durchs Leben lief. Und deshalb war es nicht verwunderlich, dass er später auf die schiefe Bahn geriet... Als er den alten Mann und die alte Frau vor ihm betrachtete, wuchs seine Wut immer mehr und es war, als würde er grün vor Wut werden. Er begann sogar die Zähne zu fletschen! Im Geiste sah er wie sich Menschen solcher Art sich bekriegten und zerstörten. Und am liebsten hätte er einfach draufgehauen…Und seine Augen begannen sich zu weiten. Franziska sah, was mit John geschah. Sie wusste: Er würde in solchen Situationen wie ein Monster werden. Fast wie Frankensteins Monster! Das wollte sie verhindern! Sie kniff ihn wieder in die Hand. "Beruhig Dich John. Wenn wir zu Hause sind, bekommst Du eine Überraschung. "
John wusste, was sie meinte. Sofort wurde er ruhig und zärtlich, ergriff ihre Hand und war der zahmste und liebevollste Mann, den sie kannte. Frankensteins Monster hat seine Spritze bekommen", dachte sie mit Humor und in solchen Situationen kamen Gefühle der Überlegenheit in ihr hoch. Sie wusste wie sie mit John umgehen sollte. Sie wusste, wie Männer wie er tickten und sie konnte solche Typen knacken oder zum Funktionieren bringen wie man eine Dose aufmachte, einen Motor in Gang kriegte oder einen Rasenmäher zum Laufen kriegte. Denn so kompliziert war John aufgrund ihrer Erfahrung für sie nicht. Man musste nur die richtigen Knöpfe drücken und dann ging s. Sie hielt Johns Hand und er blieb ruhig.
Der alte Mann vor John brüllte weiter.
"SIE SOLLTE RAUS. SIE SOLLTE RAUS!“, brüllte er.
"JA. JA. BRÜLL MAL WEITER SO EIN UNSINN!", schrie die alte Frau.
"DIE IST JA GEISTESKRANK."
Die Kassiererin wurde ungeduldig.
"ICH MUSS SIE BITTEN DEN SUPERMARKT ZU VERLASSEN", schrie sie den alten Mann an.
"ICH WAR DAS NICHT. SIE HAT ANGEFANGEN", schrie der alte Mann immer noch und fuchtelte mit dem Stock rum.
"RAUS JETZT", schrie die Kassiererin.
Doch weder der alte Mann noch die Frau wollten gehen. Dann kam Herr Lawinski mit seinem Kollegen Ullrich Seiler.
"Sie müssen jetzt gehen", sagte Jürgen Lawinski. Doch der alte Mann pochte auf sein angebliches Recht und das wollte er mit Gewalt durchsetzen. Und schimpfte weiterhin auf die alte Frau. Da war weder Barmherzigkeit noch die Bereitschaft der alten Frau zu vergeben, nur unbarmherzige Bosheit und Härte. Es war als hätte man sein Herz mit einem Stacheldraht umwickelt. Und so hatten sich in der Coronakrise viele Menschen entpuppt.
"ICH GEHEN? SIE HAT DAS DOCH VERSCHULDET. SIE HAT AUF BEHINDERTE AUFZUPASSEN", schrie er. Er war ein Teufel in Menschengestalt.
"Jetzt kommen sie mit", sagte Jürgen Lawinski. Sofort packten er und Ullrich Seiler ihn am Arm, packten seinen Einkaufswagen mit seinen Lebensmitteln (die er bezahlen wollte) zur Seite, nahmen seine Sachen mit, die er von zu Hause mitgenommen hatte: Seine leere Einkaufstasche und sein Stock. Und sie zerrten in langsam an der Kasse und den Menschen, die dort waren, vorbei zum Ausgang und dann nach draußen. Der Mann schimpfte bis zuletzt.
"DAS IST EINE FRECHEIT. LASST MICH LOS", schrie er. Kurz darauf war er nicht mehr zu hören. Dann kamen die Männer Ullrich Seiler wieder und sie gingen zur alten Frau. Sie ahnte was die Männer vorhatten und sie sprach sie an": Meine Einkaufssachen darf ich doch noch bezahlen?"
"Sie müssen auch gehen bitte", sagte Ullrich Seiler. "Lassen Sie den Einkaufswagen mit den Sachen bitte stehen. Es wird alles konfisziert."
"Ich darf das doch bezahlen. Meine Tochter ist krank und braucht diese Lebensmittel. "
"Nach den Vorfällen und nachdem wir Ihr Benehmen gesehen haben, müssen Sie auch jetzt gehen. Denn Sie haben auf unsere Verwarnungen nicht reagiert."
"Das ist eine Unverschämtheit! Ich komme nicht mehr wieder!", schrie die alte Frau.
"Dann eben nicht. Da ist der Ausgang", sagte Herr Lewinski und zeigte auf den Ausgang. Dann ging die alte Frau freiwillig. Sie ließ ihren Einkaufswagen mit ihren Lebensmitteln zurück, nahm ihren leeren Rollwagen und verließ den Supermarkt.
Nachdem die alte Frau den Supermarkt verlassen hatte, setzte sich die Kassiererin wieder an die Kasse, grinste und fing weiter an zu kassieren. "Verrückte", sagte sie. Die Kassierer und die Kassiererinnen sind zwar systemrelevant und Helden -aber das trifft leider nicht auf jede Person zu, die an der Kasse sitzt, dachte John. Er schwitzte. Und er sah plötzlich aufgespießte Köpfe vieler Menschen auf Pfählen, die einen Zaun bildeten, vor sich. Kurz darauf verschwanden diese Bilder. Warum er diese Bilder vor Augen hatte, wusste er nicht, da er sich in diesem Moment in einem Zustand leichter Verwirrung befand (was auch sicherlich mit seiner angeknacksten Psyche zu tun hatte) - obwohl er sich durch Franziskas beruhigenden Worten und in Aussicht gestellten Überraschung etwas beruhigt hatte. Die Situation hatte ihn gestresst, obwohl er körperlich zu den robusteren Menschen gehörte. John und Franziska warteten bis die Leute vor ihnen bezahlt hatten. Dann packten sie alle ihre Sachen auf das Kassenband und bezahlten, als sie dran waren. Kurz darauf packten sie alle Lebensmittel und eine Zeitung mit den neusten Corona-Nachrichten in die zwei Stofftaschen. Danach verließen sie mit den zwei Stofftaschen und dem Einkaufswagen den Supermarkt. Als sie gerade den Einkaufswagen in der Nähe des Supermarkt-Eingangs abstellten, bekamen sie eine erneute Auseinandersetzung mit. Dort stritten sich zwei Personen vor dem Supermarkt. Der eine Mann, ein Mann mittleren Alters mit etwas grauen Haaren, hatte offensichtlich seine Corona-Schutz-Maske nicht richtig aufgesetzt.
"Sie haben die Maske nicht richtig aufgesetzt. Sie gehören wohl zu den Coronaleugnern oder was?" fragte der andere Mann mit langen Haaren und einer Schiebermütze auf dem Kopf.
"Was? Ich? Coronaleugner? Was ist das für eine Verleumdung. Nur weil ich die Maske nicht richtig aufgesetzt hatte, bin ich deshalb nicht ein Coronaleugner", schrie der grauhaarige Mann, der seine Maske falsch aufgesetzt hatte.
"Aber Du verhältst Dich so. Für mich bist Du ein Coronaleugner oder Querdenker. Halte bitte Abstand. Ich will mit solchen Leuten nichts zu tun haben", schrie der andere, langhaarige Mann mit der Schiebermütze.
"Das war ein Versehen. Ich habe die Maske aus Versehen falsch aufgesetzt", sagte der grauhaarige Mann.
"Das kaufe ich Dir nicht ab, sagte der andere Mann.
"Machen sie was Sie wollen. Sie können denken was Sie wollen. Wenn Sie mich beschuldigen, beschuldige ich Sie. Und Sie sind für mich ein Linksradikaler mit dem ich nichts zu tun haben will. Denn sie sehen aus wie ein Terrorist…", sagte der grauhaarige Mann.
"Was? Ich war noch nie ein Linksradikaler", sagte der Schiebermützenmann.
"Ich habe mit Politik nichts zu tun und Sie beschuldigen mich."
"Und Sie beschuldigen mich."
Dann ging die Streiterei eine ganze Zeit weiter. John und Franziska waren beide gestresst.
"Es ist ja krass, dass manche Leute sich so beschuldigen", meinte Franziska.
"Ja. Schlimm. Absolute Dummheit. Heute reicht es schon beim Brandenburger Tor eine Currywurst zu essen und man wird von einigen dummen Holzköpfen beschuldigt zu den Querdenkern zu gehören oder es wird ihm Links- und Rechtsradikaliät unterstellt", sagte John.
"Ja. Da geht vieles den Bach runter. Auch moralisch und existentiell. Da werden viele in der Coronakrise scheitern, pleitegehen, arbeitslos werden,... Die Gesellschaft zutiefst erschüttert, gespalten werden... Einige werden auch kriminell, bringen sich um", sagte Franziska. "In dieser Zeit ist es nicht nur für die Guten schwer, auch für die Bösen. Alle haben Stress. Wohin führt das? Dass nicht nur die labilen und schwachen scheitern oder untergehen, sondern selbst kräftige Kerle untergehen werden in dieser Coronazeit, zeigt, dass wir uns (wir Menschen) durch Covid-19, Klimawandel, u.a. ...- in einer misslichen Lage befinden. Dass keiner mehr sicher ist. Und viele Probleme erscheinen unlösbar." Sie gingen eine Weile die Straßen entlang. Als sie an ein Mietshaus vorbeigingen, hörten sie Stimmen und Geschrei aus einem der Fenster. Es war ein heftiger Streit. Einige Worte,- und Satzfetzen bekamen sie mit.
"Du hast immer noch nicht die Wasserrechnung bezahlt. Die Spülmaschine ist kaputt und Du holst keine Neue", schrie eine Frau am Fenster.
"Ich habe kein Geld. Verstehst Du? Ich kann die Rechnungen nicht mehr bezahlen!", schrie der Mann am Fenster.
"Dann lass Dir was einfallen!"
"Wie denn! Wie denn! Ich verdiene kein Geld! Mein Job ist weg!"
"Dann such Arbeit!", schrie die Frau.
"Ich tu doch mein Bestes!"
"Das Beste ist aber nicht gut genug!"
"Mehr geht eben nicht in meiner Situation. Ich bin nicht gesund. Kapierst Du nicht? Ich bin ein Wrack! Krank", schrie der Mann.
"Was sollen wir machen?", schrie die Frau.
Sie fing an zu weinen.
"Hör auf jetzt!", schrie der Mann am Fenster.
"Komm. Gehen wir weiter. Das macht nur unsere Stimmung kaputt", sagte Franziska zu John.
"Ich ertrage das nicht mehr. Ich habe das Gefühl in dieser Welt kann man nur Räuber -das heißt Täter oder Opfer werden. Oder Christ", meinte John.
"Wir haben größere Probleme und jammern nicht so rum wie sie. Ihnen geht es sicher finanziell besser als uns."
"Wir haben ja auch mehr und besseren Sex", sagte John und lachte.
Dann gingen sie nach Hause. Als sie sich dem Mietshaus näherten, in dem Franziska wohnte, sahen sie auf den Treppenstufen am Hauseingang des Mietshauses Ralph stehen. John holte sein Handy aus der Tasche und blickte auf die Uhr.
"Es ist gerade mal 12 Uhr. Wir sind erst um 16 Uhr verabredet."
"Ja... äh... Ich wollte nur nach der Post sehen."
"Er steht unter Druck. Kann nicht warten, John", sagte Franziska..
Dann fragte John Ralph": Hast Du jetzt Kohle dabei?"
"Ja. "
"Dann gib mal her. 100 Euro. Dein Handy kriegst Du nachher", sagte John.
"Ich möchte zuerst mein Handy", sagte er.
"Ich würde an Deiner Stelle nicht so große Forderungen stellen. Sonst siehst Du Franziska nicht nachher", sagte John.
"Dann hol ihm sein Handy", sagte Franziska.
"Ok."
Dann gingen John und Franziska die Stufen hoch. Danach gingen sie durch die Haustür in den Flur. Ralph folgte ihnen. Kurz darauf schloss Franziska ihre Wohnungstür auf und sie und John gingen in ihre Wohnung.
"Komm rein", sagte John, der an der Wohnungstür stand, zu Ralph. Und Ralph ging in die Wohnung. Sein Herz klopfte. Voller Erwartung. Was würde passieren?
Würde Franziska ihn wirklich ranlassen? Und was genau würde passieren oder sie mit ihm machen?, fragte sich Ralph. Er war beunruhigt von der Franziskas geheimnisvollen Unberechenbarkeit und manchmal Kühle, die sie ausstrahlte. Gleichzeitig wurde er angezogen von ihrer Leidenschaft in bestimmten Situationen, Reife, Wildheit und Lust. Und von ihrem für ihn makellosen, dünnen Körper. Und er sehnte sich immer mehr nach ihr und ihren Körper! Er konnte deshalb fast die ganze letzte Nacht nicht schlafen, weil er ständig an sie denken musste. Und er konnte es auch in dieser aktuellen Situation nicht verkneifen ihr auf die Bluse zu starren. Und er stellte sich vor sie zu berühren... Ja, sie war für ihn eine fantastische Frau! Das was er mit ihr erlebte, konnte er sich nie in seinen wildesten Teenagerfantasien ausmalen. Es war einfach anders als er sich das vorgestellt hatte, es war viel spannender und intensiver. Der glatte Wahnsinn. Während Ralph seinen träumerischen Gedanken nachging und fast völlig darin versank, wollte John nun von Ralph Geld.
"Ich möchte die 100 Euro. Für Handy und Franziskas Liebesdienste", sagte John.
"Ja", sagte Ralph und holte das Portemonnaie aus der Tasche. Dann holte er 100 Euro aus der Tasche und reichte sie John. John riss ihm daraufhin mit einer schnellen Bewegung das Geld aus seiner Hand.
"Danke", sagte er und steckte das Geld in seine Tasche.
Dann ging John ins Wohnzimmer zum Wohnzimmerschrank, holte aus einer Schublade Ralphs Handy hervor und lief damit wieder auf den Flur. Dann löschte er die Aufnahmen, die Ralph von ihnen gemacht hatte (was etwas dauerte) und gab er Ralph das Handy zurück.
"Die Aufnahmen habe ich gelöscht. Ich habe einige pikante Selfie-Videos entdeckt. Du machst es Dir mit der Hand prima. Besser als die Schimpansen“, sagte John.
Ralph wurde rot im Gesicht.
"Die habe ich mir natürlich angeguckt. Schön", sagte Franziska.
"Diese sind aber absolut privat. Ich hoffe, dass Ihr sie nicht woanders zeigt", sagte Ralph.
"Die sind nur als Kopie bei uns. Alles ganz diskret. Wir wollten einfach mal sehen wer Du bist. Als Bewerbung für unsere Aktivitäten. Hat uns überzeugt", sagte John.
"Darf ich wiederkommen und mit Franziska Zeit verbringen? Wie gestern?", fragte Ralph.
"Wenn Franziska es will", sagte John.
Franziska grinste.
"Ja. Er darf. Dieses Mal noch."
"Hast Du gehört? Du darfst kommen. Dieses Mal noch. Prüfung bestanden. Aber nur wenn Du erneut 100 Euro dabei hast."
"Schon wieder 100 Euro soll ich zahlen? Ich habe nicht so viel Geld", stammelte Ralph. Er war überrascht über den hohen Betrag. "Ich brauche noch Geld für Essen. Ich muss Studiensachen kaufen."
"Nun. Wir brauchen auch Geld -damit wir unsere Wohnung hier behalten können. Wenn Du nicht zahlen willst... Dann bleibt es vielleicht bei dem einen, ersten Mal gestern. Aber es wird Dir sicher sehr schwerfallen", sagte Franziska.
"Gut. Ich werde wieder 100 Euro zahlen", sagte er und begann zu schwitzen.
"Ja. Bring sie um 16 Uhr mit", sagte Franziska.
"Du musst jetzt gehen", sagte John.
"Darf ich nicht... früher kommen?"
Franziska guckte John an. Darf er kurz hierbleiben? Nur für einen Kaffee?", fragte Franziska John.
"Du hast ja eine Überraschung für mich", sagte John zu Franziska.
"Sicher. Er kann in der Zeit warten und in der Küche seinen Kaffee trinken", schlug Franziska vor.
"Naja. Wenn Du das willst und das Dich nicht stört."
"Nein. Stört mich nicht. Ich finde es toll einen interessanten Nachbarn, der in der Wohnung über mir wohnt, hier zu haben", sagte Franziska.
"Gut. Gehen wir in die Küche", sagte John.
Dann gingen Franziska, Ralph und John in die Küche. Dort blickte John Ralph an.
"Du kannst hierbleiben. Wir ziehen Deine Session mit Franziska vor, wenn Du nicht warten kannst", sagte John.
"Ja", entgegnete Ralph.
"Du musst aber in der Küche warten. Zuerst haben Franziska und ich mich was vor.", sagte John.
"Ok. Verstehe."
John zeigte auf einen Stuhl in der Küche.
"Du kannst Dich auf den Stuhl setzen."
"Ja."
Dann machte Franziska den Kaffee. John setzte sich auf einen Stuhl an den Küchen-Tisch Ralph gegenüber.
"Hast Du wirklich noch keine Freundin gehabt wie Franziska sagte?", fragte John.
"Nein", sagte Ralph.
"Die meisten jungen Leute haben alle mit 16, 17 oder 18 spätestens ihre erste Liebe gefunden und da war auch was gelaufen. Du aber bist schon 22!", meinte John und beobachtete Ralph genau.
"Ja. Ich weiß. Hat irgendwie nicht geklappt."
"Aber Du hast doch bestimmt schon mal eine Frau kennengelernt. Vielleicht Schülerin. Und da war was gelaufen", wollte Franziska wissen.
"Nein. War nichts gelaufen. Das ist ja mein Problem."
"Vielleicht bist Du... naja… schwul und magst es uns nicht sagen", meinte John.
"Nein."
"Nein? Wieso hat es dann mit Frauen nicht hingehauen!?", wollte John wissen.
"Es gibt ja auch berühmte Politiker, berühmte Musiker oder Künstler, die schwul sind. Ist heutzutage normal oder wird von vielen so gesehen", sagte Franziska.
"ICH BIN NICHT SCHWUL", sagte Ralph lauter.
"Wirklich?", fragte John in provokativen Tonfall.
"Nein. Lass ihn. Wenn er das so sagt...wollen wir das glauben. Aber wir verstehen es nur nicht, dass es mit den Frauen bei Dir nicht so hingehauen hatte", sagte Franziska.
"Da war mal eine Schülerin, in die ich mal verknallt war", erzählte Ralph.
"Aha. Und. Die wird doch sicher mal..."
"Nein. Es haute hinten und vorne nicht hin", sagte Ralph.
"Was?", fragte John laut und mit großen Augen.
Johns Kopf fiel nach hinten und er fing an zu lachen.
"Hinten und vorne?"
Auch Franziska krümmte sich vor Lachen.
"Dann hast Du also doch was gehabt", sagte John lachend. Es war ein fieses Lachen, das sein Gesicht in Falten setzte.
"Nein. Ich meinte, dass wir geistig oder in der Kommunikation nicht auf einen Nenner gekommen sind", erklärte Ralph.
"Du meinst verbale Kommunikation. Nicht körperliche Kommunikation. "
"Körperliche... äh geistige Kommunikation," sagte Ralph. John und Franziska brachten ihn merklich aus der Fassung. Und die Spannung zwischen John, Franziska und Ralph wuchs. Und John und Franziska genossen Ralph zu provozieren, zu irritieren, zu verstören oder aus der Fassung zu bringen. Nutzen ihn aus und verhöhnten ihn, wo sie nur konnten und genossen ihre Macht durch ihre Erfahrung. Und Franziska genoss es ihn mit Johns Erlaubnis zu verführen. Als der Kaffee fertig war, tranken sie den Kaffee. Dann konnte John, der inzwischen erregt war, nicht mehr warten.
"Du willst die Überraschung?", fragte sie John.
"Ja."
"Gut. Dann komm mit." Dann sprach sie zu Ralph. "Du wartest hier in der Küche. Es sei denn wir rufen Dich. Denn John und ich gehen ins Wohnzimmer. Und dann ein Weilchen ins Schlafzimmer. Ich hoffe, Du kannst warten", erklärte Franziska den irrtiert aussehenden Ralph.
"O.K.", sagte Ralph und versprach, in der Küche zu warten. Er war überrascht von dem Verhalten von Franziska und John. Sie verschwanden kurt darauf im Wohnzimmer und er hörte, dass sie leise etwas besprachen. Er wusste nicht, was sie besprachen und war deshalb etwas beunruhigt. Doch war er immer mehr fasziniert von Franziska. Immer wieder starrte er Richtung Wohnzimmer, wo sie war! Und er stellte sich vor, als würde sie nackt vor ihm stehen. Und seine Erregung und Erwartung wuchs. Es war zu spät für ihn. Er war gefangen von dieser Frau!
Während Ralph in der Küche wartete, waren John und Franziska im Wohnzimmer. Sie alberten rum, machten Scherze – meist über Ralph – und kicherten. Für sie war die Situation nur ein Spaß.
"Was der in der Küche alleine wohl macht, wenn er heiß läuft?", fragte John.
"Das ist ein witziger und spritziger Typ. Das habe ich in den Videos gesehen", sagte Franziska.
"Der macht es wohl wie die Affen, wenn sie zu sehr alleine sind."
"Wollen wir ihn wirklich dort alleine lassen? Wir kennen ihn kaum. Oder darf er uns zusehen?", fragte Franziska.
"Er ist das nicht gewohnt, so eine lockere Umgebung zu erleben. Ich hoffe er ist nicht verstört", meinte John.
"Nein. Der ist ein Mann. Das muss er abkönnen", sagte Franziska.
"Meinst Du? Ein Mann, der fast keine Erfahrung hat? Muten wir ihm nicht für den Anfang nicht zu viel zu?", fragte John.
"Nein. Es geht schon", sagte Franziska.
"Ich meine, zahlen tut er ja. Wenn er ab und zu kommt, kann ich Dir mehr kaufen. "
"Das ist wunderbar."
"Und Spaß hast Du auch und brauchst die anderen Typen nicht mehr", erklärte John.
"Das ist richtig."
"Und das ist auch sicherer in der Coronakrise. Ich habe zwar nicht viel Angst vor Corona. Aber ein bisschen sollte man da schon aufpassen. Da habe ich etwas umgedacht. Denn da sind ja viele Tote. Und die Inzidenzzahlen steigen", sagte John.
"Das stimmt. Aber jetzt sollten wir uns etwas entspannen. Ich habe da Deine Überraschung für Dich. Aber vorher gehst Du kurz ins Badezimmer ..." John tat was Franziska wollte. Er ging an Ralph, der in der Küche sass, vorbei auf den Flur und danach in das Badezimmer. Dort duschte er. Nach kurzer Zeit kam er frisch geduscht und sauber wieder ins Wohnzimmer zurück.
"Fertig", sagte John.
"Dann komm."
Dann gingen John und Franziska ins Schlafzimmer. Dort zog sich Franziska bis auf den Slip aus. Sie holte ihren Bademantel aus dem Schrank und zog ihn über. John zog sich ganz aus.
"Leg Dich bitte auf den Rücken", bat sie. "Du hast Stress und bekommst jetzt Deine Medizin", sagte sie lächelnd. Und sie nahm weiße Arzthandschuhe aus dem Schrank und zog sich diese an.
"Ich werde Dich etwas behandeln. So. Entspannt hinlegen", sagte sie. "Deine Hände. ganz entspannen." John folgte ihren Therapie-Anweisungen. Es war ihr Corona-Rollen-Spiel.
Dann massierte sie seine Brust. Seinen Hals. Seinen Bauch und ihre Hände wanderten weiter runter...
5. DAS DRITTE RAD AM WAGEN
Ralph saß in der Küche und war nervös und verstört. Und mit der Situation überfordert, die juristisch ausgedrückt außerhalb seines Erfahrungsbereiches lag. Er hatte auf ungewöhnliche Art John und Franziska kennengelernt. Sie hatten ihn als dritten Mann (Hausmann, Ersatzlover oder Spielgefährten) dazu geholt. Er hatte sie von draussen im Schlafzimmer gefilmt und beobachtet, was ein Fehler war und das hatte zur Folge gehabt, dass sie ihm -zumindest zeitweise-das Handy weggenommen hatten, seine Aufnahmen gelöscht hatten und seine ganz privaten Videos auch für sich heruntergeladen hatten (und er nicht wusste was sie damit in Zukunft tun würden oder nicht.) Dann hatte er was mit Franziska gehabt. Er hatte auch Geld an sie gezahlt und nun saß er da alleine in der Küche und John und Franziska waren ins Schlafzimmer gegangen. Aber was machten sie dort genau?, fragte er sich. Er wurde neugierig und die Spannung wuchs immer mehr. Und sein Verlangen nach Franziska wuchs ins Unerträgliche. Eben weil er in der Coronakrise ständig alleine war, keine Freundin, nichts hatte, kein Ausgleich zu seinem in der Corona-Zeit anstrengenden Jurastudium mit all den nervigen Videokonferenzen, dass er immer mehr als trocken und nervig empfand. Als er die innere Spannung absolut nicht mehr aushielt und sein Verlangen über seinen Verstand siegte, stand er von seinem Stuhl auf und schlich leise zuerst in den Flur und dann ins Wohnzimmer. Dann schlich er zur Tür, die zum Schlafzimmer führte und blickte durch das Schlüsselloch...
Es war inzwischen 14:30 Uhr. John und Franziska lagen eng aneinandergeschmiegt im Schlafzimmer. Franziska hatte die fast durchsichtigen, feuchten OP-Handschuhe ausgezogen und neben sich auf den Nachttisch gelegt. Sie wischte mit einem Handtuch noch etwas an Johns Bauch herum. Dann warf sie es in den Wäschekorb und kuschelte sich wieder dicht an John.
"Sag mal, John, ist der Ralph noch in der Küche?", fragte Franziska drängend, während sie seine Beine streichelte.
"Ach ja. Den haben wir ja vergessen", sagte John.
"Ich habe ihn auch vergessen. "
"Wie war es denn gestern genau?"
"Naja... er ist noch sehr verklemmt."
"Um ehrlich zu sein... ist er nicht etwas kurz geraten?", fragte John. "Das sind ...13 oder 14 cm."
"Och nö... Es geht. Da kenne ich Männer, die weniger haben. "
"Ach so?"
"Willst Du wirklich noch das volle Programm mit ihm machen? Ein Blow-Job reicht doch wirklich. Er zahlt dann. Und ist dann wieder schnell weg."
"Ne. 100 Euro ist dafür zu viel. Ich hab ihm versprochen, mehr zu machen für 100 Euro. Ich muss mich an mein Wort halten, sonst kommt er nicht wieder."
"Hast Du recht. Aber nächstens Mal machst Du was für 50", sagte John.
"Aber wir wollten doch Geld verdienen", mahnte Franziska.
"Ja. Schon. Aber ich mag Dich... deshalb fällt es mir schwer, Dich mit Ralph zu sehen. Mach wie Du willst."
"Ich kriech das schon hin. Es gibt keinen Grund, eifersüchtig zu sein."
"Aber alles, was über 50 hinausgeht: SAFE! Die Lümmeltüten sind im Schrank", ermahnte sie John.
"Ja. Ich pass auf."
Dann schwiegen sie eine Weile.
"Wollen wir den Fernseher anmachen?", fragte Franziska.
"Ja. Bitte."
Franziska stand auf, ging zum Schrank, holte eine Bettdecke aus dem oberen Fach und schmiss sie aufs Bett. Dann ging sie zu einem kleinen Tisch in der Ecke des Zimmers, auf dem der alte Fernseher stand. Dann schaltete sie den Fernseher an und krabbelte mit der Fernsehbedienung zurück ins Bett und legte sich neben John. Sie zog die Bettdecke so hoch, bis nur noch ihre Köpfe aus dem Bett hervorragten.
"Wollen wir Ralph rufen?", fragte John.
"Der hat uns bestimmt durchs Schlüsselloch beobachtet", meine Franziska.
"Wirklich?"
"RALPH", schrie Franziska.
Nach einer Weile ertönte seine Stimme hinter der geschlossenen Schlafzimmertür.
"Ich komme sofort. Ich zieh mich nur aus", sagte Ralph.
"Das ist O.K. Komm rein", sagte Franziska.
Es dauerte etwas. Dann ging die Schlafzimmertür auf und Ralph stand nackt vor ihnen. Und er hatte ein T-Shirt in der rechten Hand, dass er wie ein kleines Handtuch benutzen wollte. Seine Erregung war nicht zu verbergen.
Für Franziska ein Hingucker.
"Ist er nicht süß und zum Anbeißen? Wie er da so steht", fragte Franziska.
"Ja", sagte John.
"Er soll aber noch ein bisschen warten", sagte Franziska.
"Da ist ein Stuhl in der Ecke des Schlafzimmers. Du kannst Dich dort hinsetzen. Und mitgucken. Denn wir gucken fern", sagte John.
"Ja", sagte Ralph.
"Du hast uns ganze Zeit beobachtet?", meinte John.
"Ich ...äh...nein."
"Lüg nicht. Wir haben eine Videokamera aufgestellt, die Dich genau gefilmt hat," sagte John.
"Wirklich? Eine Videokamera?", fragte Ralph besorgt. Er guckte sich um. "Ich finde keine."
"Draußen! Vor der Schlafzimmertür im Wohnzimmer."
Ralph stand auf und wollte gerade aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer laufen und nachsehen.
"Nein. Da ist keine Videokamera, Du Idiot. Hast Du wirklich geglaubt, da sei eine Videokamera? Du bist so leichtgläubig", sagte John lächelnd.
"Ich dachte, da sei eine", antwortete Ralph.
"So, jetzt sei still. Setz Dich auf den Stuhl und guck mit", sagte John.
"Sollen Franziska und ich nicht...", fragte Ralph. Er traute sich nicht weiterzureden.
"Nein. Jetzt gucken wir fern. Ein bisschen warten kann er aushalten", sagte John. Er liebte es wie Franziska mit ihm zu spielen. Corona-Spiele zu spielen. Oft schon an der Grenze zum Sadismus. Dann griff sich Franziska das Handtuch, das auf dem Boden lag und schmiss es John zu. John fing das Handtuch auf.
"Du kannst es Dir selbst machen, wenn du nicht warten kannst. Wie die Affen", sagte Franziska provokativ. "Ich guck auch zu, wenn Du das willst", sagte sie.
"Nein. Bist Du verrückt? Er zahlt sonst keine Kohle, wenn er so schnell fertig ist", sagte John.
"Hast recht. Es war auch nur ein Scherz", sagte Franziska.
"Über manche Witze bleibt mir sogar der Bissen im Hals stecken", sagte John.
"Bist Du sauer?"
"Quatsch. Ich bin locker. Ich will nur das Fernsehprogramm sehen. Du doch auch. Oder lenkt Dich Ralph zu sehr ab?", fragte John.
"Nein."
"Wirklich nicht?", hakte er nach.
"Nein. Aber Ralph ist für Dich auch bestimmt interessant", meinte Franziska.
"Nein", antworte John.
"Ein bisschen "bi" schadet nie", bemerkte Franziska.
"Nein. Ich nicht. Du willst mich nur ärgern", sagte John.
"Nein", sagte sie und lächelte süffisant.
"Dann ärger ich Dich gleich. Ich habe eine Feder. Die habe ich in die Nachttischschublade gelegt. Die kann ich rausholen und Dich damit kitzeln", sagte John.
"Mit einer Feder? Bitte nicht."
"Doch, Du bist kitzelig?"
"John. Bitte nicht. Bitte."
"Ich mach s. Hier kommt der Werwolf mit seinen Krallen und schnappt Dich. Und kitzelt dich", sagte John lächelnd. Er liebte es, wie Franziska in diesem Augenblick eine irre Show vor Ralph abzuziehen. Es machte ihnen einfach Spaß. Und sie spielten mit dem Feuer. Ohne zu ahnen welchen verhängnisvollen Ausgang das alles später nehmen würde.
John hob seine linke Hand und formte seine Finger zu Krallen. Und ließ die Krallenhand über ihren Kopf kreisförmig sausen. Dann ließ er die Hand schnell unter ihrer linken Achsel sausen. Und dann kitzelte er sie.
"John. Hahahahaha. Joooooooohnnn!", schrie sie und lachte grell.
"Noch ein bisschen!", schrie John lächelnd.
"Joooohn. Hör auf."
Dann ließ er ab und legte sich gerade auf dem Rücken neben Franziska.
Dann guckten alle drei schweigend auf das Fernsehprogramm. Nach ungefähr fünf Minuten sagte Franziska zu Ralph:"
"Schalt bitte das grelle Hauptlicht aus."
Ralph gehorchte, ging zum Lichtschalter und schaltete das Hauptlicht aus. Es wurde alles dunkel. Nur der Fernseher strahlte den Raum in einen blauen, unheimlichen Ton an und Ralph setzte sich wieder brav auf den Stuhl. Er fühlte sich etwas gedemütigt. Wie das dritte Rad am Wagen. Aber er ließ sich alles gefallen. Er liebte und begehrte Franziska und ließ deshalb alles mit sich geschehen. Und da nahm er Johns Spielchen in Kauf. Kleine Corona-Lockdown-Spielchen. Und er war auch unendlich neugierig auf das, was alles noch geschehen würde.
Es war für ihn eine seltsame verstörende, aber auch faszinierende, geheimnisvolle Welt, die er betreten hatte. Wie im einen Film Noir. Und er war auch fasziniert von diesem (aus seiner Sicht) seltsamen Paar.
Sie alle guckten noch eine Weile fern. Dann kletterte Franziskas plötzlich auf Johns Körper, setzte sich auf seinen Bauch und ihr Ober-Körper mit ihren nackten, abstehenden Brüsten erhob sich und stand kerzengerade vor John. In der Absicht, dass Ralph dies sah. Ralph saß auf dem Stuhl und starrte gebannt auf Franziskas wohlgeformten Körper. Mit weniger Wohlwollen sah er Johns Körper unter ihr. Zwar war er sein Gastgeber und er hatte trotz der anfänglichen Abneigung gegen John inzwischen eine gewisse Sympathie für ihn entwickelt. Eben weil John in seinen Augen eine coole Art hatte. Doch jetzt erkannte er, was John ihm alles Voraus hatte: Erfahrung, Witz, seine Männlichkeit, einen durchtrainierten Körper. Und vor allen Dingen Reife. Und die Fähigkeit mit Frauen umzugehen! Und er stellte fest, dass John eine gewisse Bauernschlauheit hatte. John war trotz des Narbengesichts ein interessanter Mann. Und er strahlte diese Dominanz und Gefährlichkeit aus, die auf manche Frauen anziehend wirkte. Und Ralph dachte": Was hatte der schmierige John für ein Glück, ausgerechnet diese Franziska getroffen zu haben!"
Kurz: John hatte alles, was Ralph nicht besaß. Und diese Franziska, die Ralph auch begehrte und besitzen wollte! Er fühlte, dass er nur das dritte Rad am Wagen war und dass er Franziska nie ganz besitzen würde und dass er nur zufällig am Privatleben der beiden teilnehmen durfte. Für nur eine kurze Zeit und danach würde man ihn - nachdem man ihn benutzt hatte wie eine Wegwerfflasche wegwerfen oder abservieren - so sagte eine innere Stimme in ihm. Dann sagte eine andere Stimme ihn ihm, dass es möglicherweise nicht so war. Vielleicht würde da mehr daraus entstehen? Eine längere Freundschaft...? Er konnte das in diesem Moment nicht klar beurteilen, weil sein Sinn und Urteilsvermögen durch seine Liebe und Besessenheit zu Franziska getrübt war. Nichts war klar.
Als er den beiden weiterhin bei ihren sexuellen Handlungen zusah, war ihm bewusst, was ihm all die Jahre und besonders in der Corona-Zeit gefehlt hatte. Starke Gefühle der Sehnsucht und Leidenschaft stiegen in ihm auf, die von Gefühlen von Neid und Missgunst in Bezug auf John begleitet waren. Und er begann John nicht nur immer mehr zu beneiden, sondern auch ein wenig zu hassen. Auch deshalb, weil dieser so ein interessanter Typ war und er nicht. Und dass ausgerechnet dieser John, der noch nicht einmal Abitur hatte, ausgerechnet Franziska besaß und er, Ralph, der Jura-Student, KEINE Frau hatte. Und dass auch keine Frau in seiner Umgebung ihn wollte! Er versuchte jedoch, seine eigenen Gefühle (die ihm zuerst peinlich waren) zu verdrängen, verleugnen und zu unterdrücken so gut es ging. Und dann irgendwann neigte sich der Liebesnahkampf dem Ende zu. Nachdem John beim Schlussakt am Ende heftig "gekommen" war, beugte sich Franziska zu John runter und küsste seinen Mund. Und dann seinen Hals. Und seinen Oberkörper. Und als Ralph all dies am Schluss beobachtete, wuchs nicht nur sein Neid, sondern auch seine Besessenheit für Franziska immer mehr.
"Wir sind bei einer Freundin von mir eingeladen. Sie heißt Linda. Und hat auch einen Mann. Der heißt Jochen", sagte Franziska.
"Linda?", fragte John. Dann erinnerte sich John plötzlich an sie. Sie hatte mit ihren Mann Jochen Franziska Ende Januar 2021 besucht. War nur ganz kurz da. Sie war - so erinnerte er sich- dem Alkohol nicht abgeneigt. Sie gehörte zu den wenigen Personen, die Franziska Mitte Januar bis Anfang Februar 2021 besucht hatten. In der Zeit des Lockdown als John relativ frisch bei ihr eingezogen war
"Die Linda kennst Du. Da hatten wir uns gerade kennengelernt und waren nicht so fest zusammen wie jetzt", erinnerte ihn Franziska.
"Ich weiß. Ich erinnere mich", sagte John.
Er dachte an das, was sie eben gesagt hatte. "Fest zusammen. Fest zusammen. Fest zusammen sind wir jetzt", dachte John und lächelte innerlich (während Ralph immer eifersüchtiger wurde). John hatte es geschafft! Sie wollte ihn fest haben! Sie hatte es schon früher angedeutet. Aber nun war es für ihn klar.
"Du hast mir nicht erzählt, dass sie uns eingeladen hat", merkte John an.
"Ich wollte Dir das jetzt sagen", sagte Franziska.
"Wieso erst jetzt?", fragte John stutzig.
"Ich dachte, dass Du kein Interesse hättest."
"Doch. Doch. Ich habe Interesse. Wieso denkst du, dass ich kein Interesse hätte? Wenn es Dir Spaß macht, ist es mir auch wichtig", sagte John.
"Dann ist ja gut. So selbstlos kenne ich Dich nicht", sagte Franziska.
"Was denkst Du von mir?"
"Ich dachte Du seist ein egoistischer Typ", sagte Franziska lächelnd.
"Was? Was denkst du von mir?" fragte John.
"Entschuldigung."
"Willst Du Ralph mitnehmen?", fragte John.
"Nein. Es sind zu viele Leute dann", sagte Franziska.
Es klang in Ralphs Augen herzlos, wie sie das sagte.
"Stimmt. Wir haben Corona und sind immer noch im 3. Lockdown. Man soll ja Kontakte in der Coronakrise beschränken. Nur eine Person aus einem fremden Haushalt ist eigentlich erlaubt", sagte John. Er war froh, dass Ralph nicht mitkommen konnte. Für ein kurzen Treff in der Wohnung war es in Ordnung, dass Ralph kam und er konnte Franziska kurze Zeit Vergnügen bereiten. Mehr auf keinen Fall. Mehr war "too much" und er musste dann auch gehen.
"Das stimmt schon. Ist ja keine Party. Nur ein Treff zum Abendessen. Und nur wenige Leute kommen", erklärte Franziska.
"Das ist gut. Können wir machen", sagte John." Wann ist das genau?"
"Morgen Nachmittag. 16 Uhr", sagte Franziska.
"Gut."
"Natürlich mit Abstand und Maske."
"Wirklich?", fragte John.
"Ja. Und alles geheim."
"Ja."
"Ralph müssen wir leider hierlassen. Er muss warten", sagte Franziska.
"Der arme Kerl", meinte John.
Er blickte zu Ralph rüber.
"Bewegt sich etwa seine Hand auf und ab?"
Franziska drehte sich zu Ralph um.
Ralph saß dort ruhig auf dem Stuhl. Sein T-Shirt bedeckte alles was unterhalb seines Bauchnabels war.
"Da ist alles ruhig."
"Ist da eine Beule unter dem T-Shirt?", lächelte John.
"Nein. Du sieht alles durch die verdorbene Brille", sagte Franziska und legte sich jetzt dicht neben John und bedeckte sich und John mit der Decke
"Soll er nicht zu uns ins Bett kommen?", fragte Franziska.
"Willst Du das wirklich?"
"Ja. Er soll sich neben Dich legen" schlug sie vor.
"Neben mich? Nein. Er kann sich neben Dich legen. Und Du in der Mitte. Ich links und er rechts", sagte John.
Dann rief Franziska Ralph.
"Ralph. Leg Dich bitte zu uns. Neben John," sagte Franziska.
"Nein. Nicht neben mich. Neben Franziska", sagte John.
"Dann neben mich auf der rechten Seite", sagte Franziska.
Dann stand Ralph auf und ging zu rechten Bettseite in Franziskas Nähe. "Bleib mal stehen. Ich will ein Foto machen", sagte Franziska. Sie beugte sich zu ihrer Hose, die auf dem Boden lag und holte ihr Handy aus der Tasche raus. Dann schaltete sie das Handy an, wählte die Kamerafunktion aus und richtete die Kamera auf Ralph. Dann drückte sie mehrmals den Fotoknopf und machte von Ralph mehrere pikante Fotos. Und dann drückte sie den Kamera-Aufnahmeknopf. Auch als er erregter wurde.
"Du brauchst jetzt nicht filmen. Das kann ich gleich machen", sagte John.
Dann stoppte sie die Aufnahme und legte sie das Handy auf den Nachttisch.
"Komm jetzt zu uns ins Bett. Leg Dich direkt neben mich auf die rechte Bettseite", sagte Franziska zu Ralph.
"Ja", sagte Ralph.
Dann legte sich Ralph neben Franziska auf die rechte Bettseite. Und kaum hatte sich Ralph unter die Bettdecke neben Franziska gelegt, fing sie schon Ralph anzugrabschen und zu streicheln. Sie streichelte seine Brust. Mit der Hand. Mit einem Finger wobei der rotbemalte Fingernagel zärtlich auf seiner Brust auf und abfuhr. Und dann wanderte sie weiter runter. Und dann umklammerte mit der Hand seinen strammen, hochstehenden Stift. Währenddessen unterhielt sie sich weiter.
"Ich denke, dass Linda ein feines Essen hat. Putencurry. Da gibt s sicher auch tolle Salate. Du stehst ja auf Salate", sagte sie und spielte weiter an Ralph herum. Und ihre Hand begann sich unter der Decke schneller auf und ab zu bewegen und zu schütteln. Dann machte sie mit John mit der anderen Hand genau dasselbe was sie mit Ralph tat. Dabei redete sie weiter.
"Bei Linda gibt es Kartoffelsalat. Nudelsalat. Hähnchensalat mit Mandarine."
"Ja. Ich esse nicht mehr Nudelsalat. Ich esse meistens davon zu viel...und das ist nicht gut für meine Figur."
"Da musst du weniger essen, mein Schatz."
"Ja... Oh, Franziska... Du machst mich verrückt", keuchte John.
Die Bettdecke begann immer mehr zu zittern.
"Ist etwas?", lächelte sie.
"Ich kann Dir ein Handtuch geben, wenn Du zu viel schwitzt".
"Nein. Nicht nötig. Mach weiter", sagte John. "Deine Streicheleinheiten und Entspannungsmassagen sind was Besonderes!"
"Du wirst ja so zart wie Butter", hauchte Franziska.
"Bei Dir ja."
"Sei leise. Du verdirbst Ralph die Stimmung", sagte sie leiser.
Wenig später drehte sie sich zu John um und wanderte mit dem Kopf unter die Bettdecke. Und wenig später bewegte sich ihr Kopf auf und ab. Nach einiger Zeit wanderte sie dort in Ralphs Richtung. Und tat mit ihm dasselbe, was sie auch mit John gerade getan hatte. Auch das gehörte zum Corona-Lockdown-Spiel.
Es war inzwischen etwa 20 Uhr. John und Franziska lagen dicht umklammert Bett und bemerken, dass sich Ralph neben ihnen im Bett nicht mehr rührte. Sie lösten sich aus der Umarmung und Franziska packte Ralphs Arm und schüttelte ihn kurz.
"Ralph. Wach auf", rief sie.
Doch er rührte sich nicht.
"Was ist los", fragte John leise.
"Er rührt sich nicht."
John blickte Ralph an. Er sah, dass er atmete und tief und fest schlief. Seine Hand bewegte sich etwas: "Er schläft nur". John stand auf und sagte": Ich gehe duschen. Mach uns etwas zum Abendbrot. Wir haben kein Mittag gegessen."
"Ja. Was soll ich machen?", fragte Franziska.
"Zu dieser Uhrzeit esse ich nichts Warmes. Das liegt mir nachts dann zu schwer im Magen. Dann schmier` uns doch besser Brote."
"Was möchtest Du auf das Brot haben? Käse oder Salami?", fragte Franziska nach.
"Mach mir Brote mit Käse und bitte mit Tomate drauf, es müssten noch welche da sein", bat John Franziska.
Franziska stand auf, griff sich den Bademantel , der auf einem Stuhl lag und warf ihn sich über. Während John sich duschte, ging sie in die Küche und bereitete dort das Essen vor. Sie fand im Kühlschrank tatsächlich noch einige Tomaten, die sie vor drei Tagen gekauft hatte und noch gut waren. Sie zerschnitt drei Tomaten mit dem Küchenmesser in kleine Stückchen. Nachdem sie drei Brote mit Käse beschichtet hatte, legte sie die zerschnittenen Tomatenstücke drauf und streute etwas Salz und Pfeffer darüber. Für John machte sie noch ein Salamibrot. Ralph plante sie nicht fest ein, da er noch tief und fest schlief. Wenig später stellte sie zwei Teller mit drei gewürzten Tomaten-Käse-Broten und dem Salami-Brot auf den Küchen-Tisch. Dazu machte sie für sie und John eine Tasse Pfefferminztee. Wenig später erschien John etwas müde wirkend frisch geduscht und barfuß mit T-Shirt und Jeanshose (die er sich schnell angezogen hatte) in der Küche. Er fing an zu husten und ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen.
"Ich hoffe, es ist nicht Corona", rutschte Franziska so raus.
"Corona? Dann müsste ich die typischen Symptome haben: Fieber, Gliederschmerzen, Atemprobleme...", sagte John.
"Es kann auch vorkommen, dass man die ersten Symptome gar nicht bemerkt, hörte ich. Das war auch bei dem Bekannten einer meiner Freundinnen so", erklärte Franziska.
"Hat er überlebt?"
"Ja. Schon. Aber er hat Folgeschäden. Kann immer noch nicht so gut atmen beim Treppensteigen. Ist vergesslich geworden und immerzu erschöpft", erzählte Franziska.
John war ja beim Thema Corona früher cooler gewesen und hatte die Befolger der Corona-Maßnahmen oft genug sogar belächelt, was er inzwischen nicht mehr tat. Das war im Sommer 2020, als er sich noch etwas über die Coronamassnahmen lustig gemacht hatte. Das war in der Zeit als vieles gelockert wurde und sich vermehrt Sorglosigkeit bezüglich Corona in großen Teilen der Bevölkerung breit machte. Und er war als Mitläufer sogar in Berlin auf einigen fragwürdigen, verbotenen Demos gewesen, was er nun nicht mehr machen wollte. Denn in letzter Zeit war er vorsichtiger geworden -obwohl er (auch aus Nachlässigkeit) immer noch oft zu leichtsinnig war und oft keine Maske trug -besonders wenn er unbeobachtet war. Doch einige Ereignisse brachten ihn dazu etwas umzudenken. Es passierte einfach zu viel! Und die Inzidenzwerte stiegen! Das war nicht wegzudiskutieren. "Sie hat Recht. Sie hat ja so Recht", dachte John. Er dachte an einen muskulösen 35-jährigen Bodybuilder, der kürzlich auf der Intensivstation an Corona gestorben war. Er hatte das kürzlich in der Zeitung gelesen.
"Du bist manchmal sehr nachdenklich", sagte Franziska.
"Ja. Ich weiß. Ich denke nach. Über mein Leben und an das was um mich so passiert."
"Ja."
"Ich bin glücklich mit Dir. Und denke manchmal, dass ich Dich und das Glück, das ich mit dir erlebe, eigentlich gar nicht verdiene ...", sagte John nachdenklich.
"Wieso?"
"Naja. Ich war vom geraden Weg abgekommen. Als ich durch vertrackte Situationen meine Arbeit verlor. Da war ich... äh... auf die schiefe Bahn geraten. War ausgerastet. Es gab Rückfälle mit Alkohol und Drogen. Und ich hatte auch einige Handtaschen geklaut. Da war so einiges an Mist passiert", erzählte John.
"Aber das ist doch Vergangenheit", warf Franziska ein.
"So einfach ist das nicht. Ich schlafe deshalb manchmal schlecht", sagte John.
"Es verfolgt Dich immer noch", fragte sie nach.
"Manchmal."
"Was ist denn eigentlich Dezember passiert? Ich weiß nicht genau...15. Dezember, als Du in Hamburg warst. Mit Deinem Freund... Wie hieß er?", fragte Franziska.
"Torsten Siebert heisst er."
"Du hattest von ihm erzählt", sagte Franziska.
"Ja. Da war was Schlimmes passiert. Ich stand unter Drogen. Das letzte Mal als ich unter Drogen stand, weil Torsten mich dazu verleitet hatte. Alkohol hatte ich getrunken. Zu viel. Ich war an diesen Tag verrückt. Totaler Blackout. Ich will das vergessen", sagte John.
"Und dann... gab es eine Schlägerei in der Bahn. Da hattest Du den Angreifer aus der Bahn gestoßen im Verteidigungskampf?", fragte Franziska.
"Ja."
John hatte ihr zwar alles erzählt, jedoch die Fakten verdreht. Franziska wusste also nur, dass das für John - harmlos ausgedrückt- ein etwas traumatisierendes, unschönes Ereignis war. Die Wahrheit und damit die tief dunkleren Seiten von John kannte sie nicht. Sie kannte nur Johns Version der Ereignisse: Dass er - als er ziemlich betrunken war - irgendwo (er wusste angeblich nicht wo das genau war) in der Bahn von einem ebenfalls angetrunkenen Unbekannten angegriffen worden war und dass er sich nur verteidigt hatte. Es war ein Unfall gewesen, dass dieser vermutlich aus dem Zug gefallen war. Das passierte als John ihn in diesem Moment der Notsituation im Abteil von sich weggestossen hatte, dieser dann besoffen weggegangen war und vermutlich dann irgend jemand oder er selber die Zugtür aufgemacht hatte und er dann aus dem Zug gefallen war. Aber war es wirklich so? Denn das hätte man auf Überwachungskameras sehen können. Ob es solche Aufnahmen tatsächlich gab, war aber Franziska nicht bekannt. Und sie stellte auch keinerlei weitere Fragen dazu. Denn sie interessierte das nicht besonders. Vielleicht war es alles auch nur eine Einbildung - so vermutete Franziska, da John in dieser Nacht Alkohol getrunken hatte und daher nicht nüchtern war. Denn alles, was John erzählte, war sehr unkonkret war und er konnte sich angeblich auch nicht an genaue Einzelheiten erinnern. Vermutlich steckt da ausser Alkohol nicht mehr dahinter, dachte sie.
"Es war einfach dumm gelaufen. Einfach nur dumm gelaufen", sagte John. "Und ich bereue das jetzt. Weil das auch so unnötig war. Aber so schlimm war das Ganze dann doch nicht. Das menschliche Gewissen kann manchmal überreagieren und uns einen Streich spielen."
"Ich verstehe. Ist der tot? Der aus dem Zug gefallen war?", fragte Franziska.
John versuchte, das Geschehen auf seine Art zu verdrängen und wich aus: "Weiß nicht. Aber egal jetzt. Das kann man sowieso nicht mehr ändern…War ein Unfall."
"Wenn er tot wäre, wäre es sehr schlimm", meinte Franziska.
"Ja. Aber ich denke, dass er es geschafft hat", sagte er. "Lass uns das Thema wechseln. Ich hätte das nicht erwähnen sollen."
"Ja. Schade...Und was ist mit Deinem Husten? Ich merke, Du hast ab und zu Husten", sagte Franziska.
"Das kommt vom Rauchen. Oder ist eine Erkältung. Das kriegt man mit Teetrinken wieder hin", erklärte John.
"Gehst Du dann zu Arzt?", fragte Franziska.
"Wenn es schlimmer wird."
Dan