"Mein Erster Piks", Tagebuch: Hamburg, 11.11.2021:

Objekt

Titel

"Mein Erster Piks", Tagebuch: Hamburg, 11.11.2021:

Beschreibung

Morgens wurde ich um ca. 9 Uhr von Maria geweckt. Ich lag auf meiner neuen Couch (die neue Couch mit bequemer Schlafmöglichkeit hatte ich mir gerade am 3. November 2021 gekauft) und war noch sehr müde (denn ich hatte nachts noch an meinen Texten geschrieben). Meine Tochter Denise sass neben mir und guckte fern. Sie musste - wegen Stundenausfall erst um 10 Uhr in die Schule gehen. Wenig später lief sie mit dem Schulplaner zu mir und gab mir den Schulplaner in die Hand. Sie zeigte auf einen handschriftlich vorbereiteten Text im Schulplaner, den ich unterschreiben sollte. Eine Mitteilung, dass sie vorgestern wegen Krankheit nicht in die Schule gehen konnte. Ich nahm meinen Stift aus der Hosentasche und unterschrieb kurz. Dann nahm Denise den Schulplaner wieder an sich. Wenig später ging sie in die Schule. Nachdem meine Lebensgefährtin Maria und Denise aus dem Haus gegangen waren, war ich alleine. Wenig später saugte ich den neuen Wohnzimmer-Teppich (den ich ebenfalls neu gekauft hatte) mit dem Staubsauger ab. Danach duschte ich, zog mich an, ging ins Wohnzimmer, setzte mich vor den Laptop und musste arbeiten (einige Dinge wegen meine künstlerischen Selbstständigkeit regeln): Mich um Aufträge kümmern, einige Briefe und WhatsApp-Nachrichten schreiben, neue Bilder planen etc....,...,Auch schrieb ich an meinem Tagebuch weiter. Julian kam um ca. 13:30 Uhr von der Schule wieder. Ich kochte für ihn Spaghettis. Kurz darauf servierte ich ihm im Wohnzimmer die Spaghettis mit Tomatensosse und er begann zu essen. Nach einiger Zeit kamen auch Maria und Denise wieder nach Hause. Während Maria kurz darauf in der Küche Essen für den Rest der Familie kochte, arbeitete ich immer noch an meinen Texten. Ich schrieb bis kurz vor 16 Uhr. Dann zog ich meine Jacke an, zog meine Schuhe an, nahm mein Handy und meine Tasche. Ich hatte meinen 1. Impftermin! In der Praxis Dr. Bökmann - Heegbarg. Nachdem ich meine Untersuchungen endlich hinter mir hatte und die Empfehlung des Arztes Dr. Bökmann abgewartet hatte! Maria sagte noch als ich gerade das Reihenhaus verliess "viel Glück." Dann ging ich ungefähr um 15:45 Uhr los und erreicht wenig später kurz nach 16 Uhr die Bushaltestelle Hummelsbüttler Markt. Es war ein verregneter November-Tag. Kühl. Nass. Unangenehm. Und nur wenig gelbe oder braune Blätter waren an den Bäumen. Manche Bäume hatten gänzlich ihre Blätter verloren. Da ich den Bus verpasst hatte und der nächste Bus Umwege fuhr, ging ich dann die verregnete Strasse Brillkamp runter (das waren ungefähr 7 Minuten) bis zur Bushaltestelle Brillkamp an der Strasse Poppenbütteler Weg. Während ich dort auf den nächsten Bus wartete, dachte ich nach. Auch über meinen 1. Impftermin. Zwar ging ich cool an die Sache ran. Doch machte ich mir etwas über die Wirkung des Impfstoffs Gedanken. Wie würde der Impfstoff wirken? Würde ich irgendwelche Nebenwirkungen haben? Zwar hatte ich wegen des Impfstoffes ein leicht mulmiges Gefühl, doch die Sorge vor den starken Infektionszahlen überwog. Bei näherer Überlegung konnte ich beruhigter sein: Der Impfstoff war seit fast 2 Jahren in Gebrauch, Wissenschaftlicher hatten den Impfstoff immer wieder auf Nebenwirkungen etc. untersucht und die Mehrzahl der Menschen in Deutschland hatten sich impfen lassen und den meisten ging es nach der 2. Impfung gut. Maria war geimpft, Rolf, der Tourmanager (mit dem ich befreundet bin), mein Vater, Dr. Bökmann selbst auch. Marko, ein guter Bekannter von mir (mit dem ich mich immer mehr angefreundet hatte) und seine Freundin Nery (Schwester von Maria) hatten sich einen Tag vorher am 10.11. 2021 ebenfalls impfen lassen. Warum eine grosse Sache daraus machen? Dr. Bökmann war es auch gewesen, der mich schliesslich überzeugte, mich impfen zu lassen, nachdem ich vorher gründlich untersucht worden war. Denn sich nicht impfen zu lassen wäre in seinen Augen in dieser Zeit der hohen Neuinfektionen in dieser neuen 4. Corona-Welle (die schlimmer werden würde als die Corona-Welle im letzten Jahr 2020 in dieser Jahreszeit) ein hohes Risiko. Denn in Deutschland gab es nun schon über 40.000 Neuinfektionen pro Tag (in meinem Umfeld gab es mehrere Corona-Schwererkrankte)! Und der Inzidenzwert lag bei 230! Und meistens lagen Ungeimpfte mit Corona auf der Intensivstation! So nahm er mir meine leichten Ängste und Zweifel bezüglich der Corona-Impfung. Auch konnte ich als Geimpfter überall reinkommen, könnte alle 2 G-Angebote wahrnehmen und wäre vom öffentlichen Leben nicht mehr ausgeschlossen (z.B. könnte ich ins Restaurant, ins Fitnessstudio gehen, ins Kino, ins Theater,...) und hätte nicht dadurch eventuell berufliche Nachteile. Und das war für mich sehr wichtig! Ich konnte in Berlin auch z.B. ungestörter an meinen Filmprojekten arbeiten. Auch der soziale Druck oder die Ächtung, die mir als Ungeimpfter entgegengebracht wurde, würde weg sein - obwohl mir inzwischen egal war was andere Leute über mich dachten (denn einige Leute würden immer nörgeln egal was ich auch machen würde, weil sie meistens selbst grosse Probleme in der Coronakrise hatten oder unzufrieden waren,....) Und so traf ich meine persönliche Entscheidung bezüglich des umstrittenen Themas Impfung. Ich dachte noch eine Weile nach. Dann kam wenig später der Bus. Ich setzte mir meine Maske auf, stieg in den übervollen Bus ein und der Bus fuhr dann zum AEZ (Alstertal Einkaufzentrum). Der Bus hielt kurz nach 16:30 an der Bushaltestelle AEZ, ich stieg aus und erreichte wenig später um 16:36 Uhr die Arztpraxis Heegbarg. Ich war 6 Minuten zu spät. Denn eigentlich sollte ich schon um 16:30 Uhr da sein. Auch hatte ich keinen Impfpass bei mir. Der war leider verlorengegangen und obwohl Maria und ich zu Hause nach meinem Impfpass gesucht hatten, fanden wir ihn nicht.
"Ich hab leider keinen Impfpass", sagte ich zu einer der drei Mitarbeiterinnen am Empfangstresen.
"Kein Problem. Das macht nichts. Ich gebe Ihnen einen neuen Impfpass", sagte die blonde Mitarbeiterin am Empfangstresen. Sie öffnete eine Schranktür. Dort waren eine Menge gelber Impfpässe. Sie griff sich einen Impfpass und legte ihn vor mir auf den Empfangsthekentisch. Ich nahm den Impfpass an mich.
"Dann müssen Sie noch ein Merkblatt zur Covid-19-Impfung unterschreiben. Lesen Sie sich das alles durch Setzen Sie sich bitte ins Wartezimmer. Sie werden aufgerufen", sagte die Mitarbeiterin. Sie legte das Aufklärungsmerkblatt zur Schutzimpfung gegen Covid-19 (Corona Virus Disease 2019 - mit mRNA-Impfstoffen) vor mir auf den Empfangsthekentisch. Ich machte schnell zur Dokumentation ein Foto von dem Merkblatt und machte ein kurzes Video. Dann nahm ich das Merkblatt entgegen, ging ins Wartezimmer und setzte mich auf einen der freien Stühle. Links und rechts waren die Stühle umgedreht. Damit Abstand gewahrt werden wurde. Im Wartezimmer sassen noch 2 ältere Personen auf ihren Stühlen und warteten ebenfalls. Sie würden vor mir dran kommen. Ich las mir das Merkblatt genau durch. Dort wurde erklärt was Covid-19 ist. "Zu den häufigsten Krankheitszeichen von Covid-19 zählen trockener Husten, Fieber, Atemnot sowie ein vorübergehender Verlust des Geruchs- und Geschmacksinns..." Dann wurde erklärt um welchem Impfstoff es sich handelte, wie der Impfstoff verabreicht wurde, wie wirksam dieser war, wer gegen Covid-19 geimpft werden sollte und wer nicht und wie ich mich nach der Impfung verhalten sollte. Am Anfang des Merkblatts sollte ich meinen Namen eintragen und am Schluss sollte ich unterschreiben. Das tat ich, nachdem ich alles genau durchgelesen hatte. Dann vertrieb meine restliche Zeit im Wartezimmer indem ich mit Hilfe eines Mikro-USB-Sticks Dateien auf mein USB-Stick lud. Ich sah das Schild auf einen Holz-Schranktisch vor mir. Dort stand": Liebe Patienten. Hier ist kein Ort für pandemische Übellaunigkeit! Wir schätzen Freundlichkeit, Respekt und Optimismus! Danke für Ihr Mitmachen!" Dann wurden die zwei Patienten aufgerufen. Ich warte noch eine Weile und hing meine Gedanken nach. Dann kam die Mitarbeiterin aus dem Empfangsbereich in das Wartezimmer und sagte:" Herr von Kamptz , bitte!" Ich stand auf und ging auf dem Flur zu dem Empfangsthekentisch.
"Wo soll ich hingehen?", fragte ich.
Eine Mitarbeiterin an der Empfangstheke zeigte geradeaus in Richtung Labor.
"Dort entlang."
Dann drehte ich mich um und sah die Frau, die gerade aus dem Laborraum gekommen war. Vermutlich war das eine Arzthelferin oder Pflegekraft.
"Kommen Sie mit", sagte die Arzthelferin (ich vermutete, dass sie eine Arzthelferin war.) Sie ging vor in Richtung Labor und ich folgte ihr. Dann kamen wir zu einer geöffneten Tür links. Wir gingen dann ins Labor. Sie ging zu dem Tisch an dem sie alles vorbereitet hatte: Die Spritze, eine grosse blaue Flasche, Wattetupfer, Pflaster,...
"Ist das BioNTech?", fragte ich.
"Ja. BioNTech", antwortete sie.
Dann ging sie zum Tisch an der Fensterbank und bereitete die Spritze vor. Der Impfstoff befand sich kurze Zeit später in der Spritze.
"Dann setzen Sie sich auf den Stuhl hin", sagte die Arzthelferin. "Und machen Sie den linken Arm ganz frei." Ich setzte mich auf den Stuhl hin.
"Ich ziehe besser den Pullover aus. Darf ich ein Foto von der Impfung machen? Als Erinnerung?", fragte ich.
"Ja. Können Sie."
Dann zog ich den Pullover aus und sass dann mit kurzärmeligen T-Shirt auf dem Stuhl. Dann versuchte ich den Ärmel auf der linken Seite höher zu ziehen. Das klappte nicht so ganz, da die Spritze in den rechten Oberarm in Schulternähe hinten sein sollte, aber ich den Ärmel nicht ganz hochziehen konnte. Dann zog ich schliesslich das T-Shirt aus und sass mit nacktem Oberkörper auf dem Stuhl. In der rechten Hand hielt ich das Handy, drückte instinktiv den Handy-Kameraaufnahmeknopf und hielt ihn in Richtung Arm.
"Einmal Hände locker in den Schoss legen", sagte die Arzthelferin.
"Ach so hier ...ja", rutschte mir so raus.
"Das ist aber nicht locker. Ganz locker lassen."
"So?"
"Ja. So ja."
Sie wischte die Einstichstelle sauber. Dann ging sie zum Tisch, holte die Spritze und ging schnell mit der Spritze zu mir hin.
"So jetzt macht es einmal Piks", sagte sie. Dann stiess sie mit einer geübten Impftechnik die Spritze in den Oberarm. Es machte einmal kurz Piks. Den Piks merkte ich kaum, obwohl sie tief in den Oberarm reingestochen hatte. Dann zog sie die Spritze wieder raus. Das ging ganz schnell. Dann legte sie den Wattetupfer auf die Einstichstelle.
"Jawohl. Das war s schon. Jetzt einmal das Pflaster", sagte sie.
"Das war s schon?", fragte ich. Ich stellte die Kamera aus, nachdem ich meine Impfung zu Doku-Zwecken gefilmt hatte.
"Ja. Das war s schon", sagte sie.
Dann rannte sie zu dem Tisch und nahm das Pflaster in die Hand. Dann lief sie mit dem Pflaster zu mir und klebte das runde Pflaster auf die Einstichstelle.
"So Ich zieh mich an", sagte ich. Dann zog ich mein T-Shirt und mein Pullover an. Dann verliess ich den Laborraum und ging den schmalen Gang entlang zur Empfangstheke.
"Ich bin fertig mit Impfung", sagte ich.
Dann bekam ich den Impfpass ausgehändigt.
"Hier ist ihr Impfpass...Sie können jetzt ins Wartezimmer gehen und eine viertel Stunde dort warten. Wir müssen beobachten, ob Sie irgendwelche Nebenwirkungen haben", sagte die blonde Mitarbeiterin am Empfangstresen und legte den Impfpass vor mir auf den Empfangstresentisch.
"Ja", sagte ich und nahm den Impfpass an mich.
Ich ging dann mit meinem Rucksack (den ich seitlich umgehängt hatte) und dem Impfpass in der rechten Hand ins Wartezimmer. Dort war niemand. Ich setzte mich auf den Stuhl und guckte mir den Impfpass an. Dort war die Covid-19-Impfung vermerkt. Am 11.11.2021. Zunächst verspürte ich keine Nebenwirkungen und es kamen Gefühle der Erleichterung hoch. Ích fühlte mich von Corona mehr so niedergedrückt. Fühlte mich freier und etwas sicherer. Und war froh die 1. Impfung hinter mir zu haben. Dass ich mich durch das Corona-Informationschaos (wo sich täglich immer wieder was änderte) durchgewurschtelt hatte und doch eine Entscheidung zu Gunsten der Impfung getroffen hatte und das nicht nur wegen 2 G, sondern auch wegen den steigenden Zahlen, die mir Sorgen bereiteten. Corona kriegt mich nicht - ich muss in der nächsten schwere Zeit mit den hohen Inzidenzwerten irgendwie über die Runden kommen und mich nicht mit Corona anstecken, dachte ich. Ich sagte mir auch: Ich gab mein Bestes getan. Selbst wenn ich mich bezüglich irren konnte bezüglich der Impf-Wirksamkeit, hatte wenigstens etwa gegen Corona unternommen. Ich hab mein Bestes getan: Meine anfängliche Bedenken zerstreut, den 1. Schritt getan und meine erste Impfung vornehmen lassen nachdem ich mich vorher - so gut es - ging informiert hatte. Wird schon gutgehen, dachte ich. Natürlich musste ich realistisch sein. Es konnte immer wieder zu Impfdurchbrüchen kommen. Es konnten auch Menschen nach 2. Impfung sich mit dem Coronavirus anstecken und das Virus weiter verbreiten. Und das wäre für ältere Menschen mit Vorerkrankungen gefährlich. Deshalb musste man trotzdem vorsichtig sein! Nicht nur nach der 1. Impfung, sondern auch nach der 2. Impfung. Wollen wir das Beste hoffen, so dachte ich. Nach 20 Minuten verstaute ich meinem Impfpass im Rucksack, stand auf und verliess das Wartezimmer. Dann ging ich auf dem Flur zur Empfangstheke.
"Ich gehe jetzt. Ich möchte vorher einen Termin für 2. Impfung haben."
"Ja" sagte die blonde Empfangskraft. Die eine von den dreien Mitarbeiterinnen, die nun mit einem jungen männlichen Kollegen hinter dem Empfangstresen standen. Sie blickte in den Kalender.
"2. Dezember um 17:30 Uhr", sagte die blonde Mitarbeiterin.
"Ist 17:30 nicht zu spät?", fragte ich.
"Nein. Kein Problem. "
"Gut. Dann 2. Dezember um 17:30 Uhr", sagte ich. Auf meine Bitte hin teilte sie mir noch einige Informationen mit. .
Zum Schluss teilte sie mir noch mit": Und nach der Impfung weiterhin Maske tragen und Abstand halten. Nur dass Sie nach der 2. Impfung überall reinkommen."
Dann gab sie mir einen Termin-Zettel, ich verabschiedete mich und verliess die Arztpraxis. Ich hatte die erste Impfung hinter mir und war etwas erleichtert, es Corona schwerer gemacht zu haben. Wenig später ging ich die Strasse Heegbarg in Richtung Einkaufszentrum entlang. Draussen war es inzwischen vollständig dunkel geworden und ungefähr nach 18 Uhr. Ich beschloss - bevor ich nach Hause fahren wollte - noch einige Film-Szenen in der Nähe des Alstertal Einkaufzentrums (AEZ) zu drehen. Das tat ich auch nachdem ich festgestellt hatte, dass es aufgehört hatte zu regnen. Ich filmte die Umgebung und machte einige Selfie-Videos. Das tat ich ungefähr mehr als eine Stunde lang. Dann ging ich zum Espresso House und kaufte mir eine Zitrone-Maracuja-Limonade. Da ich nur mit 2. Impfung rein konnte, musste ich noch mit meiner gerade erhaltenen 1. Impfung draussen bleiben. Ich fand draussen in der Nähe der erleuchteten Fenstertür zum Glück einen freien Sitzplatz, der nicht vom Regen nass war und setzte mich vor einem Tisch, der nicht abgeräumt war und voller Becher und Flaschen stand. Ich fand das aber nicht schlimm. Am Tisch trank ich meine Limonade, blickte durch das Fenster und sah die geimpften Leute drinnen im Espresso-House Ab Mitte Dezember werde ich nach meiner 2. Impfung auch dort rein können, dachte ich. Dann rief mein Vater mich auf dem Handy an. Ich ging ans Handy-Telefon. Während ich redete stand ich - nachdem ich die Limonade ausgetrunken hatte- auf und ging am Espresso-House spazieren. Bis zu dem grossen laternenbeleuchteten grossen Parkplatz hinter dem Espresso-House.
"Na? Wie hast Du das überstanden? Hast Du irgendwelche Nebenwirkungen?", fragte mein Vater.
"Es geht", sagte ich. Ich fühlte in diesem Moment noch keine grossen Nebenwirkungen. Ich fühlte mich nur etwas erschöpft. Ansonsten fühlte ich mich (noch) gut.
"Normal...Naja...Da ist es besser, dass man geimpft ist...die 2. habe ich im Dezember", sagte ich.
"Das ist ja gut. Dann hast Du das bald hinter Dir", sagte mein Vater freudig. "Es ist normal, wenn es Nebenwirkungen gibt. Das vergeht und danach ist man vor Corona geschützt."
"Ja."
"Das wird was werden! Das sind zu hohe Zahlen...Bald 50.000. Die Ampelregierung mit ihrer 2 G, 3 G stellt sich das so einfach vor. Wer soll das kontrollieren, wenn da 40.000 im Fussball-Stadium sitzen - dicht an dicht nebeneinander...?", sagte mein Vater.
Wir redeten über die Impfung. Leider bot sie nur ein halbes Jahr Schutz. Dann wäre die Schutzwirkung zu 40 oder 50 % verflogen sein. Deshalb war die Booster-Impfung (3. Impfung) wichtig. Besonders für ältere Leute. Dann diskutierten wir, das es Wahnsinn sei, jetzt bei den hohen Zahlen alles gelockert zu lassen. Grosse Veranstaltungen wie die im Fussball-Stadion mit 40.000 Leuten müssten bei den hohen Zahlen verboten werden! Auch sollte ich aufpassen und mich nicht mit Corona anstecken bis ich die 2. Impfung hinter mir hätte.
"Erst so am 16. Dezember - kurz vor Weihnachten bist Du geschützt", sagte mein Vater. "2 Wochen nach der Impfung würde der Impfstoff erst wirken." Wir redeten eine ganze Weile. Dann beendeten wir das Telefonat. Danach machte ich noch einige Videos.
Plötzlich rief mich ein Musiker und Produzent an, der auf Mallorca in einem Boot lebte. Wir kannten uns schon über 20 Jahre und ich hatte mit ihm an der CD "Rhapsody of Ecstasy" (1998) gearbeitet. Ich erzählte ihm, dass ich nun geimpft war. Er wollte sich auch impfen lassen mit dem Impfstoff "Johnson und Johnson". Und das obwohl er bezüglich Impfung skeptisch war. Denn er wollte nach Kuba reisen und da würde man ohne Impfung nicht einreisen können.
"Kannst Du mir mal die hohen Zahlen erklären, wenn doch so viele geimpft sind? Ich lass mich ja gerne eines Besseren belehren. Aber diese ist für mich nicht erklärbar", sagte er sinngemäss. "Man kann nicht mal seine eigene Meinung sagen, ohne angegriffen zu werden. Man darf ja nicht einmal mal "piep" sagen. Da gab es so nie!". Wir sprachen über den sozialen Druck, der auf Ungeimpfte ausgeübt wurde und die soziale Ächtung, die vielen Ungeimpften von vielen Geimpften entgegengebracht wurde. Viele Ungeimpfte und Geimpfte beschimpften sich oder grenzen sich gegenseitig aus, jeder wusste alles besser, ohne richtig Ahnung zu haben, nie gab es mehr zwischenmenschliche Probleme, Hass, Streit, bewusstes missverstehen und schnelles Richten, dachte ich. Und man konnte schnell was falsch machen, etwas falsches sagen oder posten und einen Shitstorm - die neue Form der Inquisition- ernten. Das Netz z.B. wartet wie ein Monster mit aufgerissenem Maul darauf. Und viele andere bösartig gesinnte Naturen auch. Vieles war in meinen Augen typischer Letzte-Tage-Wahnsinn. Mir kam mir wieder Auszüge aus dem Bibeltext aus 2. Timotheus 3:1-17 in den Sinn ": Dieses aber erkenne, dass in den letzten Tagen kritische Zeiten dasein werden, mit denen man schwer fertig wird. Denn die Menschen werden eigenliebig sein, geldliebend, anmassend, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, nicht loyal, ohne natürliche Zuneigung, für keine Übereinkunft zugänglich, Verleumder, ohne Selbstbeherrschung, brutal ohne Liebe zum Guten, Verräter, unbesonnen, aufgeblasen vor Stolz, die Vergnügungen mehr lieben als Gott, die eine Form der Gottergebenheit haben, sich aber hinsichtlich deren Kraft als falsch erweisen; und von diesen wende dich weg..." Ich ging auf seine anfängliche Frage bezüglich der hohen Zahlen -obwohl viele Menschen 2. Impfung hinter sich hatten- ein und erklärte sinngemäss,- so gut wie es mir in meiner Situation möglich war (ich war ja kein Arzt), dass es trotz zweifacher Impfung immer mal ab und zu Impfdurchbrüche geben könnte. Aber der Verlauf bei einer möglichen Corona-Ansteckung würde bei den meisten jüngeren Geimpften nicht so schlimm werden wie bei vielen Nichtgeimpften in der gleichen Situation. (Schwere Verläufe kamen eher bei Älteren Menschen mit einem Durchschnittsalter von Mitte 70 mit Vorerkrankungen vor). Auch würden viele Leute nicht genügend aufpassen. 40.000 Leute würden zum Beispiel dicht an dicht im Fussballstadion sitzen und sich gegenseitig anstecken....und das trug zu der hohen Zahl an Coronainfektionen bei.... Wir redeten noch über die Höhen und Tiefen des Musikerlebens. Ich erinnerte mich: Ich hatte ein schönes Projekt ab 2002 (das bis 2006 existierte): The Ultra Creative Project. Es gab gute Konzerte von mir als Musiker - auch aus früherer Zeit (z.B. die beiden Markthallen-Konzerte 1992, das Konzert im Rieckhof Harburg 1993, u.a....) und ich sammelte interessante Erfahrungen im Musikbusiness (mit meinem Tour-Manager Rolf machte ich damals 1997/8 Reisen nach London, Berlin, New York, Slowakei,...) Er erzählte von seinem Boot auf Mallorca, mit dem er den Atlantik überqueren wollte. Und das ohne seine hübsche, schwarze Freundin, mit der er seit 6 Jahren glücklich liiert war und mit ihm auf dem Boot lebte. Ich riet davon ab. Das war zu gefährlich meiner Meinung nach. Er meinte aber genügend Seemannerfahrungen zu haben. Wir redeten noch über frühere zerbrochene Partnerschaften, über die Coronasituation und vieles mehr... Wir redeten auch darüber, was wir noch so alles vor hatten in unserem Leben. Er wollte mir eventuell auch den Auftrag geben, seine Freundin in Öl auf Leinwand zu malen. Nach einer Weile beendeten wir das Gespräch.
Ich blickte auf die Handy-Uhr und sah, dass es mittlerweile 22 Uhr war. Ich ging die fast leere, dunkle Strasse Heegbarg entlang bis zur Bushaltstelle Heegbarg. Der Bus 24 Richtung Niendorf kam kurz darauf und ich stieg ein. Leider fuhr ich - weil es so dunkel war und ich nicht so gut die Haltestellen erkennen konnte und auch etwas abgelenkt war - etwas zu weit und musste Langenhorn aussteigen. Ich lief aber schnell über die Strasse zur Bushaltestelle auf der nächsten Strassenseite und erwischte noch rechtzeitig den Bus 24 Richtung Rahlstedt. Ich fuhr eine kurze Zeit mit dem Bus, stieg wenig später an der Bushaltestelle Brillkamp aus und ging im Dunkeln nach Hause. Um ca. 22:45 Uhr kam ich zu Hause an. Ich schloss die Haustür auf und betrat die dunklen Räumlichkeiten des Reihenhauses. Meine Kinder schliefen schon. Mein Sohn war im Wohnzimmer auf der Couch eingeschlafen und meine Tochter schlief oben in ihrem Kinderzimmer. Aber meine Freundin - so bemerkte ich - war aber noch wach. Ich ging die Treppe hoch ins Schlafzimmer, öffnete die Schlafzimmertür und teilte ihr mit": Ich bin jetzt geimpft..." Wir sagten uns noch "gute Nacht" und dann ging ich die Treppen runter. Wenig später setzte mich im Wohnzimmer auf mein neues Sofa vor meinem Laptop, der auf dem kleinen Tisch (der auch neu war) stand und schrieb eine Weile an meinen Texten. Neben mir links -ca. 1 Meter weiter weg von mir - lag Julian auf der Couch eingehüllt in eine Decke und war eingeschlafen. Eigentlich schlief er normaler Weise immer in seinem Bett in dem Schlafzimmer auf der oberen Etage. Aber er war vermutlich vor dem Fernseher eingeschlafen, ich wollte ihn nicht wecken und liess ihn dort schlafen. Als ich am Laptop an meinem 11. November-Tagebuchtext schrieb, begann ich allmählich die Impfnebenwirkungen zu spüren. Ich verspürte aufsteigende Hitze in meinem Körper und Gesicht. Ich stand auf und blickte in den Wohnzimmer-Spiegel hinter mir und sah, dass mein Gesicht und meine Ohren rötlich waren. Wenig später stellte ich fest, dass mir meine Glieder (besonders die Beine) etwas schmerzten und in meinem Körper machte sich ein bisschen ein komisches Gefühl breit. Als hätte ich etwas Schweres im Körper. Blei oder so. Besonders im Bereich der Beine. Es rumorte dort etwas. Ich merkte, dass mein Immunsystem anfing zu arbeiten. Es war aber nicht so, dass die Nebenwirkungen schlimm waren. Sie waren nicht sehr stark, aber trotzdem deutlich zu spüren. Und eine Woge der Erschöpfung überkam mich. Lullte mich wie ein Mantel ein. Und ein bisschen Angst stieg in mir hoch. Ich hörte mit dem Schreiben an meinem Laptop auf, legte mich lang auf die Couch mit dem Kopf auf ein gelbes Kopfkissen und bedeckte mich mit einer Decke, die auf der Couch lag. Dann versuchte ich einzuschlafen. Doch ich konnte nicht schlafen. Denn ich spürte immer noch leichte Nebenwirkungen. Sie waren nicht stark, aber zumindest so stark, dass sie mich nicht einschlafen liessen. Zeitweise wälzte ich mich auf der Couch hin und her und ich dachte in dieser Phase zeitweise": War das denn wirklich richtig mit dem Impfen - wenn man all die Impfdurchbrüche betrachtete? Hätte ich nach der Impfung gesundheitliche Schäden?" Fragen über Fragen beschäftigten mich plötzlich bezüglich Corona und Impfung, auf die ich - in meinem erschöpften, müden Zustand - oft keine Antwort wusste. Ich hatte besonders in letzter Zeit das Gefühl, dass ich mit Corona-News überflutet wurde und mir es immer schwerer wurde mit-zu-kommen. Es änderte sich ja ständig etwas! Täglich! Hier wieder neue Zahlen, hier wieder ein neuer Corona-Beschluss, da ein neuer Corona-Beschluss, hier eine Neuigkeit, da eine Neuigkeit, da eine neue Meinung oder neue Erkenntnis,... Man kam ja kaum zu Ruhe. Und das ging ganz viele Menschen in meiner Umgebung so. Manche schotteten sich auch immer mehr ab und liessen immer weniger an sich heran. Auch kaum noch andere Menschen. Ich haderte mit vielen - auch mit mir selbst in meinem erschöpften Zustand und während ich auf der Couch liegend etwas die Nebenwirkungen spürte. War hin - und hergerissen. Dann - als es mir ein klein bisschen besser ging- steuerte ich mit dem Verstand dagegen: Ja. Impfen musste sein. Es sind zu viele an Corona erkrankt., die 4. Welle würde hart werden, beruhigte ich mich schon wieder. Aus Angst vor einer Corona-Ansteckung wollte ich besser noch die zweite Coronaimpfung am 2. Dezember 2021 machen (Sicherheit geht vor). Wie so viele in letzter Minute schnell noch in diesen Monaten angelaufen kamen und sich in die Reihe vor der Impfpraxis anstellten. In diesen immer noch damaligen todmüden und leicht desolaten Zustand an diesem Abend kam ich mir vor (obwohl ich wusste, dass der Vergleich etwas hinkte) wie in einem Würfelspiel oder Kartenspiel, bei dem es um die Gesundheit ging. Ein Würfel- oder Kartenspiel mit der Gesundheit und mit dem Leben! Welche Entscheidung war in der ganzen (manchmal auch widersprüchlichen) Informationsflut in der Coronakrise die richtige? (Ich wusste, dass ich in diesem Moment krass dachte.) Wer würde gesund bleiben und wer würde Corona haben? Bilder der auf Netflix berühmten koreanischen Serie "Squid-Game" kamen mir plötzlich unfreiwillig in den Sinn. Es wäre makaber: Wer eine 6 gewürfelt hatte, hatte gewonnen, weil er entweder alles richtig gemacht hatte, er den richtigen Informationen gefolgt war oder hatte einfach Glück gehabt und blieb gesund, wer eine 3 gewürfelt hatte, hatte Corona, überlebte aber, wer eine 1 hat hatte Corona mit einem schweren Krankheits-Verlauf und würde sterben oder kam auf andere Weise in der Coronakrise ums Leben (z.B. Suizid nach einer coronabedingten Pleite). Oder man zog bei dem Kartenspiel die richtige oder falsche Karte. Jede Welle war wie eine Runde, die man überleben musste. Und nach jeder kommenden Welle oder Runde (ich glaubte nicht, dass man Corona so einfach loswerden würde - denn es gab Corona-Mutationen wie die Delta-Variante...) würden mehr Menschen ausscheiden. Nun hatten wir die 4. Corona-Welle und die galt es zu überstehen oder zu überleben. Das war Runde 4. Auch ich, meine Familie, meine Freunde mussten da durch. Und für viele Menschen war das Leben während der Coronakrise ein einziger Nerven- oder Psychokrieg, weil bei vielen die Nerven blank lagen- besonders bei denen, die von der Coronakrise hart betroffen waren (zum Beispiel pleite oder arbeitslos oder krank waren.) Irgendwann würde (ich wollte es nicht hoffen) Runde 5 oder 6 kommen. Was würde dann passieren? Ich konnte lange nicht in der Nacht schlafen und hatte die unterschiedlichste Gedanken während ich die Nebenwirkungen spürte und zeitweise bangte ich um meine Gesundheit. Mitten in der Nacht um ca. 3 Uhr stand ich deshalb wieder auf und fing eine kurze Zeit an zu schreiben, um mich abzulenken und all meine Gedanken zu sortieren. Nach einer Weile spürte ich immer weniger die Nebenwirkungen und schlief ich irgendwann auf meiner Wohnzimmercouch ein. Und Julian lag immer noch einige Meter von mir entfernt eingerollt in einer Decke auf der Couch und schlief tief und fest.

Datum

2021-11-11

Räumlicher Geltungsbereich

Hamburg

Urheber

Berthold von Kamptz

Rechte

CC BY-SA 4.0

Sprache

de

Nutzungsrechte

Nutzung bis 16.11.2031 / 00:33 bestätigt