Corona-Langstreckenlauf - Zwischenetappe

Objekt

Titel

Corona-Langstreckenlauf - Zwischenetappe

Beschreibung

2020 - der Jahreswechel war vielversprechend, gute Vorsätze gefasst und Pläne geschmiedet. Reisen standen auf dem Plan, langsanstehende Besuche bei Freunden, überhaupt mehr unter die Leute kommen, mehr Kultur, mehr unternehmen. Der Blick nach China da noch eher ein flüchtiger, eine komische Lungenkrankheit griff um sich - Wuhan - wo lag das noch gleich? Im Februar die ersten Fälle in Bayern, und mit einem Mal war Covid-19 sehr präsent. Mein Geburtstag dann der Tag, an dem bei uns der Katastrophenfall ausgerufen wurde, und es war, ehrlich gesagt, für mich eher eine Erleicherung, mich nicht mehr erklären zu müssen, wenn ich, wie in den Wochen zuvor, auf Abstand ging und mir ständig die Hände desinfizierte. Zugegeben vielleicht ein wenig überängstlich, vielleicht auch der Lage angemessen. Das Leben wurde von jetzt auf nachher ausgebremst, viele Pläne zunichte gemacht bzw. dem Infektionsgeschehen von Woche zu Woche angepasst. Die Verunsicherung war groß, auch wenn wir eher Glück hatten und haben, d.h. nicht von Kurzrarbeit oder gar Kündigungen betroffen zu sein, und Homeoffice war auch vorher eher die Regel. “Vorrausschauend” hatten wir uns im Vorjahr einen Schrebergarten gepachtet, in dem wir dann - eher ungewollt, aber nicht ganz unproduktiv - unsere Oster-, Sommer- (und vermutlich nun auch Herbst-)urlaube verbrachten. Die anfängliche ‘Schockstarre’ verwandelte sich in emsiges Maskennähen für Familie, Freunde, soziale Einrichtungen. Und Rituale halfen, etwa allsamstäglich mit Freunden aus der Distanz anzustoßen oder der Zoom-Sport unter der Woche. Die Ode an die Freude wurde gesungen, geklampft und trompetet aus Fenstern und Gärten, und selbst als Deutschland dies nicht mehr vereinte, wurde es in unserem Ort fortgesetzt - jeden Sonntag um 18 Uhr. Die Trompeten sind jetzt verstummt, und mit ihnen verschwand auch allmählich das AHA Erlebnis.
Was an Erinnerungen bleibt an den ersten Lockdown: leere Straßen, niedrige Benzinpreise, keine Kondensstreifen am Himmel, überarbeitete Paketboten und Hamsterkäufe. Ein Massenauflauf an Spaziergänger und Joggern, die somit einen triftigen Grund hatten, das Haus zu verlassen. Notorische Autofahrer entdeckten das Fahrrad für sich, und in entsprechenden Fachgeschäften brach der Notstand aus (und auch heute noch bestehen Lieferschwierigkeiten an Zubehör, wie ich kürzlich leidlich feststellte). Dies ebenso eine bemerkenswerte Erfahrung, es war und ist nicht mehr alles zu jedem Zeitpunkt und in dem gewünschten Umfang zu haben. Eindrücklich auch, wie schnell die Natur sich ihren Raum zurückholte, und man ihr so zumindest eine kurze Verschnaufpause gönnte.
Die Solidarität in der Anfangsphase empfand ich als überwältigend, die jetzige Spaltung und den Rückfall in alte Muster als sehr ernüchternd. Ich hätte mir gewünscht, dass eine solche Krise genutzt würde für Veränderung zu mehr Nachhaltigkeit, Fairness und letztendlich auch mehr Miteinander, denn nur so können wir sie bewältigen. Und die Zeit hat gezeigt, wie kreative Lösungen gefunden werden können unter den gegebenen Umständen.
Mit der bevorstehenden zweiten Welle steigt auch bei mir die Sorge vor einem zweiten Lockdown, nicht so sehr für uns, sondern vor allem für Unternehmen, die jetzt schon angeschlagen sind, und die Gesundheit (auch aufgrund von Vereinsamung) Anverwandter. Ein Grund mehr, sich an die Regeln zu halten. Uns fehlen Treffen mit Freunden und Familie ganz klar, die Masken nerven, vor allem im Sommer, aber das ist eher ein geringer Preis dafür, dass wir alle gut durch die Krise kommen und Risikogruppen schützen.


Räumlicher Geltungsbereich

Würzburg

Urheber

Stefanie

Rechteinhaber

Ja

Rechte

CC BY-SA 4.0

Sprache

de

Nutzungsrechte

Nutzung bis 01.04.2031 / 8:01 bestätigt